No. 29
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. April
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 29 Seite 1]

Bekanntmachung.

              Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe

abgehalten werden:

1. Montag, den 24. April,
Morgens präcise 10 1/2 Uhr.

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Bäck, Bardowiek, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow mit Hoheleuchte, Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf nebst Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeld, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch (Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Mahlzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf mit Wietingsbäck), Menzendorf (Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow mit Maurin=Mühle, Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.

2. Dienstag, den 25. April,
Morgens präcise 9 Uhr

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Sabow, Samkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlagsdorf (Hof und Dorf mit Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf mit Hohemeile), Gr. Siemz, Kl. Siemz, Stove (mit Meierei Röggelin), Schbrg.=Sülsdorf, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torisdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Walksfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.

3. Mittwoch, den 26. April,
von Morgens 8 Uhr an,

Loosung der Militairpflichtigen des Jahrgangs 1873.

              Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge, für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatzkommission geloost.

              Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im § 26.7, der Wehrordnung angedroheten Strafen zu gestellen:

alle im Jahre 1873, sowie alle in früheren Jahren geborenen Militairpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind:

              Sämmtliche Militairpflichtige haben ihre Geburtsscheine, sowie die Militairpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungsscheine mitzubringen.

              Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militairpflichtigen haben sich mit den Militairpflichtigen ihres Geburtsortes zu stellen.

              Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliches Attest einzureichen.

              Reklamationsgesuche auf Zurückstellung vom Militairdienst wegen häuslicher Verhältnisse pp. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civilvorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermin bestätiget werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militairpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatzcommission verpflichtet.

              Etwaige zur seemännischen oder halbseemännischen Bevölkerung gehörende Militairpflichtige (§. 23 der Wehr=Ordnung) haben sich im Musterungstermine über ihre gewerbliche Qualification durch Vorlegung von Seefahrtsbüchern u. s. w. zu legitimiren.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 29 Seite 2]

              Die Beorderung der Militairpflichtigen zur Musterung ist Sache der Ortsvorsteher. Die mit Führung der Rekrutirungsstammrollen betrauten Personen haben zum Musterungsgeschäft mitzuerscheinen. Die Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermin zur Vorlage gebracht werden.

              Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen, die nach Aufstellung der Stammrollen zuziehenden fremden, sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militairpflichtigen zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen Anmeldung oder Abmeldung hierherzuweisen.

              Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am Mittwoch, den 26. April wird die Classificirung der für einen Mobilmachungsfall auf Zurückstellung Anspruch erhebenden Mannschaften der Reserve, Marine=Reserve, Landwehr, Seewehr, Ersatzreserve und Marine=Ersatzreserve, sowie des ausgebildeten Landsturms II. Aufgebots stattfinden, die gemäß §. 123 der Wehrordnung ihre Gesuche rechtzeitig vorher eingebracht haben müssen. Die betreffenden Mannschaften haben zu dem bezeichneten Termin zu erscheinen.

              Schönberg, den 5. April 1893.

Der Cilvilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Anzeigen.

In Sachen, betr. die öffentlich meistbietende Versteigerung der zum Nachlasse des wail. Büdner's Hans, Joachim Lühr zu Duwennest gehörigen, daselbst sub Nr. IV. belegenen Büdnerei c. p. wird der auf

Sonnabend, den 22. April 1893
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anberaumte Ueberbotstermin mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß in dem heutigen Verkaufstermin ein Gebot auf die Büdnerei nicht abgegeben ist.
Schönberg, den 8. April 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    Wetzel.


Gestohlen in der Nacht vom 10./11. April d. J. in Schönberg aus einem Garten vom Trockenplatz: drei schwarz und weiß gestreifte wollene Hemden, nicht gezeichnet; ein weißes wollenes Unterhemd, gezeichnet mit einer "6"; ein blau und weißgestreiftes Hemd ohne Zeichen; ein roth und weiß gestreiftes Hemd ohne Zeichen; ein paar blaue baumwollene Strümpfe; ein paar braune halbwollene Strümpfe ein paar graue wollene Strümpfe; ein rothes Taschentuch mit weißen Punkten und eine roth und weiß gestreifte wollene Unterhose.
Ich ersuche um Vigilanz und Benachrichtigung zu den Akten 53/93.
Schönberg, den 12. April 1893.

Der Amtsanwalt.
A. Dufft.


In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der dem Heinrich Ollmann früher gehörigen zu Schlagsdorf sub Nr. X belegenen Halbstelle c. p. wird neuer Termin zum Ueberbot auf

Freitag, den 5. Mai 1893
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte angesetzt.
Schönberg, den 11. April 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß der Auszug der Heberolle der Mecklenburg=Strelitz'schen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft für das Rechnungsjahr 1892, betreffend die Gemeinde Stadt Schönberg, während zweier Wochen, (vom 14. April 1893 anfangend) gemäß § 82 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 bei uns zur Einsicht für die Betheiligten ausliegt.
Reklamationen der Betriebsunternehmer gegen die Abschätzung ihrer Betriebe bezw. die Aufnahme oder Nichtaufnahme der letzteren in das Verzeichniß sind binnen vier Wochen, vom Tage der Beendigung der Auslage des Verzeichnis an gerechnet, bei dem Genossenschafts=Vorstande in Neubrandenburg anzubringen.
Schönberg den 12. April 1893.

Der Magistrat.


Holz=Auction Nr. 30.
Am Mittwoch, den 19. April,

Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Thies zu Ziethen nachstehende Holzsortimente bei freier Concurrenz, meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Bahlen.

    8 Stück Nadelholzstangen I. und II. Cl.
    8 Rmtr. kiefern Kluft I. Cl.
    1 Rmtr. fichten Olm.
    9 Rmtr. Nadelholz Knüppel und Olm.

2. Aus dem Garnseerholze.

  10 Rmtr. buchen Kluft II. Cl.
  14 Rmtr. buchen Knüppel.
    7 Rmtr. Nadelholz Knüppel und Olm.

3. Aus dem Lanckower=Holze.

  36 Stück Nadelholzstangen I. Cl.
  11 Rmtr. kiefern Kluft I. Cl.
    9 Rmtr. fichten Kluft Olm.
180 Rmtr. Nadelholz=Knüppel.

4. Aus dem Schlagbrügge=Holze.

    6 Rmtr. Nadelholz=Knüppel.
Schönberg, den 7. April 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Eichen Lohrinden=Auction Nr. 31.
Am Donnerstag, den 20. April,

Morgens 11 Uhr sollen in Stadt Lübeck hierselbst die Lohrinden von nachstehend aufgeführten Eichen zur Selbstnutzung meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

1. Aus der Carlower Forst=Brandkuhle.
24 Stück alte über 100jähr. Eichen.
2. Auf der Gr. Rünzer=Feldmark.
14 Stück über 100jähr. Eichen.
3. Aus dem Lenschower Forst=Pellmoor.
50 Stück 80 bis 120jähr. Eichen.
4. Aus den Lenschower=Tannen.
20 Stück 60 bis 80 jähr. Eichen.

Nähere Auskunft ertheilt ad 1 und 2 Herr Förster v. Linstow zu Carlow. - ad 3 und 4 Herr Forsthülfsaufseher O. Schulze zu Wahrsow bei Lüdersdorf.
Schönberg, den 7. April 1893.

                          Der Oberförster C. Hottelet.


Bekanntmachung.
Die Herren Aerzte werden ersucht bei Lymphbestellungen folgende Punkte zu beachten.

1. Es wird gewünscht, daß zu den Bestellungen lediglich Postkarten zur Verwendung kommen.
2. Deutliche Schrift besonders betr. Namen und Wohnort des Bestellers ist durchaus nothwendig.
3. Es empfiehlt sich möglichste Kürze und Bestimmtheit der Bestellung (Datum der Impftermine und Anzahl der zu jedem gewünschten Portionen genügt!)
4. Es wird soweit dies irgend möglich ist, um vierzehntägige Vorausbestellung gebeten.
5. Die Meldekarten über den erzielten Erfolg sind sofort nach vorgenommener Nachschau dem Institut wieder einzusenden.
Schwerin, den 10. April 1893.

Großherzogliches Landes=Impfinstitut.
Dr. Wilhelmi.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 29 Seite 3]

Kohrs, Behnke & Co.
Hamburg.                                                     Billwärder,
Dünger-Fabrik,
offeriren billigst:
Alkalischen Kalk-Dünger,
Gefällten kohlensauren Natron-Kalk, ganz fein,
Natron-Wiesendünger,
Chili-Salpeter, getrocknet, gemahlen und gesiebt,
Roh-Kali-Salpeter.
zu den billigsten Tagespreisen.


"Athene"

habe noch einige Ctr. Pflanz=Kartoffeln von der bewehrten Athene à Ctr. 5,00 M. abzugeben.
Niedrig veredelte Rosen in besten Sorten 12 Stück 5,00 M.
Canna angetrieben in den neuesten großblumigen Sorten à 15 Mark (Lübeck). 12 Stück 1,50 M.
Georginen mit Namen, angetrieben. Neue Sorten, 10 Stück verschiedene 1,50 M.
Auriekeln nur Nummerblumen I. Ranges gemischt 10 Stück 1,25-1,75 M. alle blühbar.
Stiefmütterchen mit Knospen beste Sorten 15 Stück 50 Mark (Lübeck). Nelken 12 Stück 30-60 Mark (Lübeck). sowie abgehärtete Sommer= und Winterkohlpflanzen, Rothkohl u. s. w. empfiehlt in bester Beschaffenheit, auch sämmtliche Sämereien.

Paul Präve.
Kunst= und Handelsgärtner.


Erbschaftshalber soll eine in Kl. Siemz belegene Büdnerei verkauft werden.
Nähere Auskunst ertheilt:

                                                    W. Wetzel,
                                                    Amtsgerichts=Protok.


Gelegenheitskauf.

Eine gröss. Anzahl, ca. 20-25 Stück wenig gebrauchte neue, ein- und zweithürige

Geldschränke,

bestes Fabrikat, hat bedeutend unt. früherm Kostenpreise sehr billig abzugeben.

A. Riessler,
Maschinen- und Geldschrankfabrik,
Zerbst i. Anh.


Lager von
Tapeten und Borden

in den neusten Mustern.
Abwaschbaren Fenster=Roulleaux=Stoff in allen Farben und Breiten.

Neu!       Holzdraht=Rouleaux.       Neu!
Patent=Rouleaux=Roller.
empfiehlt                                                    
                                                    H. E. Petersen.
                                                    Glasermeister.


Folgende Nachlaßsachen, als:

Hobelbank, 4 Sägeschragen mit Bolzen, sonstige Zimmergeräthschaften und mehrere Bienenstöcke
habe ich unter der Hand zu verkaufen.

                                                    P. Arndt.
                                                    Sabow.


Bruteier
rebhuhnfarbig. Italiener Dtz. 3 M. excl. Verpackung.
                                                    F. Lundwall.


Ketscher-Stangen
für Torfarbeiten hält vorräthig.                                                    
                                                    A. Wigger, Nachfolger.


Habe zu Michaelis d. Js.,                          
eine Wohnung

bestehend aus: 4 Heizbaren Zimmern, Küche, Keller, Waschküche und Bodenraum zu vermiethen.

                                                    H. Jacobs.


Streichfertige Malerfarben in Blechdosen à 1 und 2 Pfund. Fußbodenlackfarbe in Blechdosen à 1 und 2 Pfund. Holländisch. Malerleinöl, doppel Firniß, trockene Farben empfiehlt billigstens

                                                    Aug. Spehr.


Mache hiermit die ergebene Anzeige, daß ich mein Putzgeschäft nach dem Hause des Herrn Kürschner Oldörp, Siemzerstraße verlegt habe.

                                                    Ella Albert.


Dr. Roth
Specialarzt für Chirurgie & Orthopädie.
Lübeck, Königstraße 7.
verreist.


Athleten-Club Germania.
Carlow.
Am Sonntag, den 16. April d. Js.

Stiftungsfest mit Aufführung und Ball im Lokale des Herrn Creutzfeldt. Zur Aufführung gelangen

Kraftproduktionen
Ringkämpfe und lebende Bilder.

Das Concert wird von der Wittfoth'schen Capelle ausgeführt.

Entree 50 Mark (Lübeck).                           Tanzschleife 1 M.
Kasseneröffnung 6 1/2 Uhr.                  Anfang präcise 7 Uhr.
Hierzu ladet freundlich ein.                          
Der Vorstand.


Sonntag, den 16. d. M.
TANZMUSIK
                                                    J. Boye.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 29 Seite 4]

Geschäfts-Eröffnung.

Einem geehrten Publikum Schönberg und der Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich unterm heutigen Datum hierselbst, ein

Schneidergeschäft,
verbunden mit fertigen Herren- und Knabengarderoben,

eröffnet habe.

Bei Zusicherung guter und reeller Bedienung und soliden Preisen bittet um gütigen Zuspruch

HEINR. GARZ,
Lübeckerstraße 12.


Garantie=Dispositions= und Reservefonds = zusammen 297,778,71 Mark. Patria
Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
Magdeburg.
Zugang an Versich.=Capital allein im Jahre 1892 = 12 Millionen Mark.

Diese im Jahre 1884 auf dem Principe der Gegenseitigkeit und unter der Firma: Magdeburger Versicherungs=Gesellschaft gegen Hagel= und begleitenden Wetterschaden gegründete Hagelversicherungs=Gesellschaft ist bestrebt, den Interessen der Landwirthschaft durch liberale Versicherungs=Bedingungen, coulante Verwaltungs=Grundsätze und entgegenkommende Geschäfts=Einrichtungen bestens zu dienen und erfreut sich allgemeinen Vertrauens und regster Betheiligung. Gesammt=Versicherungs=Bestand 43 972 Versicherungen mit Mark 155,232,084 Versicherungs=Capital. Gesammt=Entschädigungsleistung: 4221 Entschädigungen mit Mark 1,185,150,14 Entschädigungs=Summe.
Zur Ertheilung jeder gewünschten Auskunft, Entgegennahme von Versicherungs=Anträgen und Uebertragung von Agenturen hält sich empfohlen:

Die General-Agentur für beide Mecklenburg: Hermann Merker, in Rostock,
Georgstrasse 75.


Mecklenburgische
Pferde=Loose
nur
1
Mark.
11 Loose 10 M.
28 Loose 25 M.
XXII. Mecklenb. Pferdeverloosung zu Neubrandenburg.
Ziehung am 10. Mai d. J.
Vierspännige u. Zweispännige Equipagen i. Werthe von
10,000 Mark, 4500 Mark, 2400 Mark,
insgesamt 85 edle Reit= und Wagenpferde
und 1020 sonstige werthvolle Gewinne.
Meckenburgische Pferde=Loose à 1 Mark, 11 Loose 10 Mark,
28 Loose 25 Mark,
sind, so lange der Vorrath reicht, zu haben in den durch Plakate kenntlichen Verkaufsstellen und zu beziehen durch
(Für Porto und Gewinnliste
sind 15 Pfennig beizufügen.)
           F. A. Schrader, Hauptagent,
Hanover, Gr. Packhoffstr. 29.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 16. April.

Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormitttagskirche: Pastor Krüger.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck.
10,05 Vorm. 12,15 Mitt. 3,26 Nachm. 7,27 Abends 12,11 Nachts.
nach Kleinen:
7,48 Morg. 10,29 Vorm. 1,05 Nchm. 5,42 Nachm. 8,55 Abends.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 55-56 M., große Schweine 53-55 M., Sauen 40-47 M., Kälber 80-95 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 14.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 29 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 29 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 14. April 1893.


S. M. der Kaiser hat in einem Kabinettsschreiben den italienischen Behörden den Wunsch ansprechen lassen, daß auf der gesammten Fahrt auf den italienischen Eisenbahnen zwischen Chiusi und Chiasso keinerlei Empfänge und sonstige Ehrenbezeugungen stattfinden möchten. Der kaiserliche Sonderzug wird den neuesten Bestimmungen zufolge am 20. April, morgens 9 Uhr in Chiusi eintreffen. Auf der Heimreise wird das Kaiserpaar Italien in Chiasso verlassen. In Bern nimmt man an, daß die Majestäten die Rückreise durch die Schweiz nicht incognito machen werden, sodaß eine Begrüßung durch den Bundespräsidenten stattfinden wird.
Im Schlosse zu Schlitz wird auch dieses Jahr wieder Kaiser Wilhelm zu zweitägigem Besuche der gräflich Görtzschen Familie mit Bestimmtheit erwartet. Die Ankunft Sr. Majestät ist zwar nach Tag und Stunde noch nicht festgesetzt; jedenfalls wird sie aber, früherer Geflogenheiten gemäß, in die Zeit der Auerhahnbalz, also in die erste Hälfte des Monats Mai fallen.
In militärischen Kreisen will man wissen, daß der Erbgroßherzog von Baden in nächster Zeit zum Divisionskommandeur befördert und nach Freiburg versetzt werden würde. Seine Gemahlin weilt bereits in Freiburg, der Erbgroßherzog soll nur nach Berlin gekommen sein, um sich beim Kaiser abzumelden und bei seinen bisherigen Vorgesetzten die üblichen Abschiedsbesuche zu machen. Die Ernennung des Erbgroßherzogs von Baden zum Brigadekommandeur in Berlin ist am 27. Januar 1891 erfolgt.
Die angekündigte Novelle zur Gewerbeordnung über den Hausierhandel wird nach offiziöser Darstellung im Bundesrath nicht sobald zum Abschluß kommen und dem Reichstag in dieser Session nicht mehr zugehen. Daß der Bericht der Militär=Kommission nicht vor Ende April fertig werden solle wirkt in den politischen Kreisen wie eine Ueberraschung. Die "Nationalztg." meint: Wäre der gegenwärtigen Regierung die Fähigkeit zuzutrauen, noch einen Ausweg aus der von ihr herbeigeführten Krisis zu finden, so könnte man in dieser Verzögerung vielleicht einen günstigen Umstand erblicken. Unter den obwaltenden Umständen aber würde es lediglich auf eine Verlängerung der Ungewißheit hinauskommen.
Die Ersparnis=Wünsche des preußischen Finanzministers richten sich auch auf Beschränkung des großen Beamtenapparats in der Staatsbahnverwaltung. Gegenüber dem Maybachschen System der Kollegien, mit denen diese Verwaltung besetzt ist, vertritt man im Finanzministerium eine größere Vereinfachung des ganzen Verwaltungsapparates und eine Beschränkung seines ausgesprochen büreaukratischen Charakters. Es ist ein bezeichnendes Wort, das man im Finanzressort hört: "in der Eisenbahnverwaltung kann man sich ja gar nicht vor Beamten bergen."
Die Sozialdemokratie rechnet mit Bestimmtheit auf die Auflösung des Reichstags. Das Berliner Parteiorgan hat in einer seiner letzten Nummern einen an die Parteigenossen Berlins und der Provinz Brandenburg gerichteten Aufruf veröffentlicht, aus dem zu ersehen ist, daß die diesjährige Parteikonferenz eben unter der Voraussetzung der Reichstagsauflösung, früher als im vergangenen Jahr, und zwar auf den 7. Mai, einberufen wird. Die Konferenz wird sich u. a. mit der Aufstellung von Kandidaten für die Reichstagswahl befassen.
Die internationale kriminalistische Vereinigung, Gruppe "Deutsches Reich", hat im Lauf der vorigen Woche in Berlin getagt und die These des Staatsanwalts Appelius angenommen, das Strafmündigkeitsalter auf das vierzehnte Lebensjahr festzusetzen. Die nächste Versammlung findet im Jahr 1894 in Freiburg i. B., der nächste internationale Kongreß vom 26. bis 28. Juni in Paris statt. Die Auflösung des Reichstags erklärt nunmehr auch die "Nationalzeitung" für unausbleiblich, da den neuerdings auftauchenden Preßandeutungen über eine Verständigung keinerlei Bedeutung beizumessen sei. Das Blatt nimmt die Auflösung für Anfang Mai in Aussicht.
Ueber die Reichsanleihe und Militärvorlage schreibt die "Post" an leitender Stelle: Durch die zur Zeichnung aufgelegten 160 Mill. Mk. 3proz. Reichsanleihe erreicht der Betrag der letzteren zwei Milliarden Mark. Dieser Umstand wird von der der Militärvorlage feindlichen Presse benutzt, um gegen diese Stimmung zu erregen, und zwar wird zu diesem Ende nicht blos die Höhe der Reichsanleihen, sondern auch die Natur der dadurch befriedigten Ausgabebedürfnisse herangezogen. Die Thatsache ist richtig, daß der Stand der Reichsschulden seit der Mitte der Siebziger Jahre sehr rasch und stark gewachsen und daß auf irgend eine Tilgung derselben bisher nicht Bedacht genommen ist. Wenn daher in dem Stande und dem Anwachsen der Reichsschuld sicher eine dringende Mahnung zur Einschränkung betreffs nicht unbedingt notwendiger Ausgaben liegt, so liegt darin doch kein Grund, von der im Interesse der Sicherheit des Reiches notwendigen Heeresverstärkung abzusehen.
Das alte Ausstellungslied, daß an ein rechtzeitiges Fertigwerden nicht zu denken sei, ertönt jetzt auch aus Chicago. Es soll nicht daran zu denken sein, daß die Bauten der deutschen sowie der meisten ausländischen Ausstellungen bis zum 1. Mai fertig werden.
Die Staatseinnahmen in Frankreich aus den indirekten Steuern und Monopolen im Monat März sind um 700 000 Franks hinter dem Voranschlag zurückgeblieben. Die Einnahmen aus den Zöllen sind um 5 3/4 Millionen geringer, als im Budget veranschlagt war.


- (Eingesandt.) Schönberg. Am Sonntag d. 9. April feierte der hiesige Kegelklub "Alle Neune" im Boye'schen Lokale seinen diesjährigen Stiftungsball. Obgleich der Klub erst ein Jahr besteht, so erfreute sich der Ball doch allgemeiner Theilnahme. Außer den aus hiesiger Stadt eingeladenen Personen waren verschiedene Herren von auswärts erschienen. Um 1/2 8 Uhr wurde der Ball durch den ersten Vorsitzenden eröffnet. Die Stimmung war eine so außerordentlich günstige, daß sich die Gesellschaft bis zur frühen Morgenstunde zusammenhielt. Möge dieser Klub, der aus Anlaß des diesjährigen Stiftungsfestes zum ersten Mal in die Oeffentlichkeit trat, noch öfter Veranlassung nehmen "ähnliche Vergnügungen zu veranstalten."
- Schönberg. Seitens des Gensdarm Lübcke hieselbst, der zur Verfolgung der aus dem hiesigen Gefängniß entsprungenen Sträflinge commandirt war, werden wir aufmerksam gemacht, daß er nicht von dem hiesigen Herbergswirthe auf die Fährte der Flüchtlinge hingewiesen sei, sondern ein hiesiger Einwohner habe ihm gesagt, daß ein aus dem hiesigen Gefängnisse entlassener Vagabond, der seinen Weg nach Palingen genommen, Andeutungen gemacht habe, als ob er über den Verbleib der Entwichenen etwas wüßte. Darauf hin habe Lübcke den Vagabonden gesucht und in Schlutup getroffen und ihm die Angabe entlockt, daß die beiden Flüchtlinge ihren Weg nach Dänemark genommen hatten.
- Die Reichsregierung entsendet eine Commission an die Nordseeküsten zur Untersuchung der Einrichtungen des Heringsfischereibetriebes.
- Am Sonnabend vormittag wurde in Berlin im Beisein des Kaisers die Sprengung des Domthurmes vorgenommen. Trotz Anwendung einer großen Menge Dynamit war die Sprengung erfolglos. Der Thurm blieb unverändert stehen, aber das alte Mauerwerk ist, wie eine eingehende Untersuchung nachher feststellte, gründlich erschüttert, zeigt viele Risse und wird wohl bei dem nächsten Sprengungsversuch nicht mehr Widerstand leisten können. Die Wirkung der Sprengung kann von der Straße

[ => Original lesen: 1893 Nr. 29 Seite 6]

aus nicht beurtheilt werden, ist aber um so wahrnehmbarer, wenn man in die Ruine tritt. Hier kann man die großen Risse und Sprünge im Mauerwerk sehr gut sehen. Die neuen Vorbereitungen für die Sprengung des Domturmes wurden gleich nachdem mißlungenen Versuch wieder aufgenommen. Uebrigens ist die Ansicht, die sich nach dem Fehlschlagen im Publikum verbreitete, daß der Sprengstoff minderwerthig gewesen sein müsse, durchaus unzutreffend. Die Schuld trägt einzig und allein die zu geringe Ladung. Der Kaiser belehrte die allzu ängstlichen Herren, welche die Sprengung mit stärkerer Ladung verhinderten, in einer nicht mißzuverstehenden Weise. (Auch der 2. Versuch der Sprengung ist mißglückt)
- Wie aus Rom geschrieben wird, werden die für den deutschen Kaiser und seine Gemahlin bestimmten Gemächer ihren Hauptschmuck durch Wandteppiche erhalten, die von ebenso großem künstlerischem Werth als historischem Interesse sind. Die Teppiche sind Eigenthum der italienischen Königsfamilie und werden in Turin aufbewahrt, von wo man sie jetzt nach Rom geschafft hat. Das Schlafzimmer des Kaisers wird mit den Tapeten geziert, die aus der Zeit der Madame Christine von Frankreich, der Wittwe Viktor Amadeos I. von Savoyen, stammen, dieselben werden für einzig in ihrer Art gehalten. Die Möbel dieses Zimmers sind im Stile des 16. Jahrhunderts gehalten und ein Theil derselben rührt auch aus jener Zeit her.
- Am Freitag in früher Morgenstunde feierte Herzog Dr. Karl Theodor von Bayern in seiner Augenheilanstalt das Jubiläum der 2000. Staaroperation, wobei dessen hohe Gemahlin, Herzogin Karl, und Herzogin Sofie hilfreiche Hand leisteten. Der Operationssaal war von den Schwestern der Anstalt mit Blumen und Gewächsen festlich geschmückt. Die 1000. Staaroperation nahm Se. Königl. Hoheit am 3. Juli 1889 vor.
- Der Riesenballon "Humboldt", der am Freitag früh zum vielen Mal in Charlottenburg aufgestiegen war, ist an demselben Tage 6 Uhr abends in der Nähe von Kronach glatt gelandet. Der Führer des Ballons, Premierlieutenant Groß, hatte die Richtung der Reise vorausgesehen. Kurz nach der Abfahrt war das Luftschiff zwischen Berlin und Schöneberg plötzlich wie angewurzelt stehen geblieben; dasselbe rührte sich erst vom Fleck, nachdem Premierlieutenant Groß viel Ballast ausgeworfen hatte.
- Der Verein für volkstümliche Spiele eröffnete am Sonntage unter zahlreicher Theilnahme die Spielsaison dieses Jahres auf dem großen Spielplatz beim Landhaus in Wilmersdorf. Geübt wurden Gerwerfen, Springen, Diskuswerfen, Steinstoßen und Hanteln. Die Bestimmungen der deutschen Wettturnordnung wurden genau eingehalten, doch wurde zunächst noch nicht gewerthet. Am 23. April wird der Verein die Uebungen auf dem zweiten Platz, dem Tempelhofer Feld, aufnehmen und dort hauptsächlich Ballspiele, jedoch mit Ausschluß des gefährlichen Fußballspieles, sowie Wettlauf, Barlauf und dergleichen Spiele treiben.
- Einen Wettbewerb um Entwürfe zu einem Abreißkalender für Buntdruck hat der Verein für deutsches Kunstgewerbe in Berlin für alle deutschen Künstler ausgeschrieben. Als Preise sind bezw. 300, 200 und 100 M. ausgesetzt. Einlieferungstermin ist der 15. Juni d. Js. Die näheren Bedingungen sind beim Schriftführer des Vereins für deutsches Kunstgewerbe, Berlin SW. 12, königliches Kunstgewerbe Museum, zu erfahren.
- Die plötzliche Entlassung von sechs Seminaristen aus dem Lehrerseminar in Hamburg machte vor einigen Wochen Aufsehen; die jungen Leute hatten sich eine ganze Reihe von maßlosen Ungezogenheiten gegen ihre Lehrer zu Schulden kommen lassen.
- In Borgfelde bei Hamburg sind einige Pockenerkrankungen vorgekommen. Mit Ausnahme der Erkrankung eines 3 jährigen Kindes sind die Fälle leichte. Der "Hamburgische Korrespondent" konstatiert aus zuständiger Quelle, daß in keinem der Fälle schwarze Pocken vorliegen.
- Am Freitag hat sich bei der Militärmusterung in Nürnberg ein 20jähriger Mensch, namens Koch, aus der Nähe von Ludwigsburg in Würtemberg gebürtig, gestellt, welcher eine Größe von nicht weniger als 2,7 Meter hat. Er besitzt eine Schrittweite von 1,13 Meter und sein Stiefel weist eine Länge von 40 Centimeter auf. Ob der "hohe Herr" für tauglich befunden wurde, wird nicht gesagt.
- Der erste Hauptgewinn der 3. Klasse der königlich preußischen Staatslotterie mit 600 000 M. fiel nach Insterburg. An dem Gewinn sind durchweg kleine Leute betheiligt, denen das Geld sehr zu statten kommt.
- In Oderberg trafen am Freitag und Sonnabend je zwei Güterzüge mit österreichischen Vereinsthalern ein, welche von Berlin nach Wien bestimmt waren. Jede dieser Sendungen umfaßte weit über 200 Zentner.
- Der Bandwurmdoktor Richard Mohrmann, welcher in 23 Fällen des Betruges, theilweise der Schädigung der Gesundheit angeklagt war, wurde von der Strafkammer in Breslau zu 8 Monaten Gefängniß, sein Vertreter zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt.
- Eine ganze Schar deutscher Berichterstatter und Zeichner dampfte soeben mit dem Doppelschraubendampfer "Auguste Viktoria" nach Newyork ab, um von da aus die Reise zur Weltausstellung in Chicago zu machen.
- Der kürzlich in Rom in's Kloster getretene Fürst Buoncompagine ist für fallit erklärt worden. Die Nationalbank ist mit zwei Millionen, die Bank von Sizilien mit einer Million beteiligt. Die Aktiven sind durch wertlose Aktien römischer Winkelbanken repräsentiert.
- Für den Dauermarsch Berlin=Wien haben sich u. a. acht deutsche Offiziere gemeldet; auch das österreichische Militär bringt der Sache Interesse entgegen.
- Der berühmte Komponist Johann Strauß hat vom Fürsten Ferdinand von Bulgarien den Auftrag erhalten, zu dessen Vermählung am 20. d. Mts. einen Hochzeitsreigen zu komponieren.
- Zur Feier der silbernen Hochzeit des italienischen Königspaares wird eine neue Briefmarke ausgegeben, welche die Bildnisse des Königs und der Königin trägt.
- An vielen Orten Ungarns, in Drenkova Mohacs, Nagyeuyed, Deva, Szegedin, Semlin, ferner in Arad, Neusatz und Großbeeszerek, haben am Sonnabend Erdbeben stattgefunden. Namhafter Schaden oder Unglücksfälle sind nicht zu verzeichnen.
- Die Abschaffung der zweiten Wagenklasse auf den britischen Eisenbahnen geht unaufhaltsam vorwärts. Die letzte Gesellschaft, welche sich dem Beispiel der Mitland, der Great Nothern und der Great Eastern Railway, sowie anderer angeschlossen hat, ist die Gruppe der Cambrian Eisenbahnen in Schottland, welche vom 1. Mai ab die zweite Klasse außer Gebrauch stellen und zugleich die Preise für die erste beträchtlich erniedrigen werden, so daß auch auf diesen Strecken fortab nur die erste und bisher dritte Klasse in Gebrauch sein werden.
- Wie sich polnische Blätter aus Kiew melden lassen, sind im Gouvernement Jekaterinoslaw 17 deutsche Aussiedelungen gezwungen worden, die seit altersher bestehenden deutschen Namen in russische umzuwandeln.
- In Rußland scheint der Mann, der nach dem Tode seiner ersten Frau eine zweite Ehe eingeht, als ein arger Sünder angesehen zu werden. Eine jüngst ergangene Verfügung des heiligen Synods bestimmt nämlich, daß Personen männlichen Geschlechts, die eine zweite Ehe schließen, je nach ihrem Alter der Kirchenbuße auf eine Zeit von drei bis fünf Jahren zu unterwerfen und diese Frist können die Geistlichen im Hinblick auf Familienverhältnisse entsprechend verkürzen!
- Ein amerikanisches Konsortium ist im Begriffe, ein Kohlendock zu bauen, welches das größte der Welt sein soll. Die neue Mineral=Kumm wird in der Allonez=Bucht, Lake Superior, gelegen sein. Sie wird 300 Fuß lang und 500 Fuß breit sein und soll einen Raum zum Aufspeichern von so vielen Tons Kohlen, wie die Konstruktion des Docks Dollars kostet, haben - 1 000 000. Der Bau wird 1894 vollendet sein.
- Eine nationale Studienfahrt nach Chicago veranstaltet der Turnlehrer Weidner in Köln für unsere lernfähige und lernbegierige Jugend. Die

[ => Original lesen: 1893 Nr. 29 Seite 7]

Fahrt ist auf 45 bis 48 Tage berechnet. Gedacht ist sie für die gebildeten Söhne des deutschen Mittelstandes aus allen praktischen und wissenschaftlichen Berufsarten, sowie für selbstständige Gewerbetreibende, Kleinfabrikanten, Kaufleute, Landwirthe, Beamte, Lehrer, Aerzte, Offiziere usw. Wissenschaftliche Instrukteure und ein Gesellschaftsarzt sollen die Reise mitmachen. Der Rheinländerbund in Chicago und andere deutsche Vereine sind erbötig mit Rath und That beizustehen. Herr Weidner hofft, daß jeder Vaterlandsfreund, dessen Mittel es gestatten, das Unternehmen finanziell unterstütze, durch Errichtung von ganzen, halben und viertel Freistellen für weniger Bemittelte. Anspruchslose Theilnehmer sollen mit 1000 M. auszukommen vermögen; mit 1500 M. kann man die noch in Aussicht genommene Rundreise mitmachen.
- Die größten Städte der Erde. Es giebt gegenwärtig 232 Städte auf der ganzen Erde, welche über 100 000 Einwohner zählen. Die 14 Millionenstädte sind: London 5,6, Paris 2,3, Berlin 1,6, New=York 1,6, Peking 1,6, Kanton 1,6, Tokio 1,4, Wien 1,3, Chicago 1,1, Philadelphia, Sutschau, Siangtau, Singan und Tschantschan mit je 1 Million Einwohner. Eine Bevölkerung von 1/2-1 Million haben 18 Städte, von 300 000-500 000 Einwohner 31 Städte, von 200 000 bis 300 000 Einwohner 39 und von 100 000 bis 200 000 Einwohnern 130 Städte.
- Auch im südlichen Schwarzwald beginnt die Elektrizität sich Eingang zu verschaffen. Der Luftkurort St. Blasien erhält in diesem Sommer elektrische Beleuchtung. Die Zahl der angemeldeten Lampen überschreitet schon jetzt das erste Tausend, wovon das Hotel und Kurhaus allein über 600 beanspruchen. Der erforderliche Strom wird dem Abfluß des Schluchsees bei der Holzstofffabrik Schwarzhalden entnommen und über 7 Kilometer weit durch den Wald nach St. Blasien geleitet.
- Das Schicksal Emin Paschas ist noch immer im Ungewissen, trotz aller Nachforschungen, die inzwischen nach seinem Verbleib angestellt worden. Indessen gewinnt die Ansicht mehr und mehr Raum, daß Emin, wie zu Anfang gemeldet wurde, seinen Untergang am Iturifluß gefunden hat. Eine theilweise Bestätigung findet diese Meldung durch einen Bericht, den Eugen Wolf aus Uganda sendet. Hiernach erzählt man in Uganda, daß Emin von Kavalli aus nach Mosamboni und von da nach dem Iturifluß marschiert sei, daß er an den Ufern des Ituri von den Manyemas angegriffen und ermordet worden sei. Ein früherer Beamter Emins in der Aequatorialprovinz, Awand Effendi, der mit Emin in Mosamboni zusammen war, hat folgendes ausgesagt: Emin Pascha zog am 9. März mit einigen Manyemas in der Richtung nach dem Kongo, nachdem er zuvor mit einem Araber namens Biwaua Blutsbrüderschaft geschlossen hatte. An diesem Tage (9. März) verließ Awad Effendi den Emin Pascha, um nach Kampala zurückzukehren. Awad Effendi blieb 28 Tage bei Kitunzi, einem Häuptling, welcher über dem Häuptling Kavalli steht. Am 1. April bekam Awad Effendi Nachricht von Mosambonis Bruder, daß einige Manyemas, welche in seiner Ortschaft Elfenbein gekauft, aussagten, der Pascha und alle seine Leute seien von Manyemas unter Ismali am Ituriflusse ermordet worden: die Blutthat habe etwa 2 Marschtage von Mosamboni stattgefunden Der hierfür verantwortliche Araber sei Ismail, Vakili des Said bin Habib von Sansibar. Awad Effendi sagt aus, die Ermordung Emins habe am 12. oder 13. März stattgefunden. Eine Gewißheit giebt freilich auch diese Aussage noch nicht.
- Den Händen des Henkers entflohen ist vor einigen Tagen in Jackson (Missouri) ein gewisser Ford, der vor fünf Monaten im Dorfe Magnetia eine ganze Familie ermordet hatte und dafür zum Tode verurtheilt worden war. Während der Henker sich anschickte, den Strick um den Hals des Verurtheilten zu legen, versetzte ihm der Letztere einen furchtbaren Schlag ins Gesicht, so daß er kopfüber zu Boden stürzte. Mit einem kühnen Sprunge schwang sich darauf der Delinquent vom Galgenbrette nieder, eilte wie der Blitz durch die Reihen der Volksmenge und der erstaunten Polizisten und verschwand, noch ehe Jemand daran denken konnte, ihn zu verfolgen und festzuhalten. Der Galgen war in der Mitte des Marktplatzes errichtet und mehr als 1200 Personen waren äußerst betrübt darüber, daß sie durch die Hartnäckigkeit des Missethäters, der sich nicht hinrichten lassen wollte, um das schöne Schauspiel gebracht worden waren, dem sie beizuwohnen gedachten.
- Wenn man zerstreut ist. Ein seltsamer "Unfall" ist in den Feiertagen einem Zahnarzt in Berlin zugestoßen. Vor dem Briefkasten an der Ecke der Friedrich= und Jägerstraße lief, wie die "Volksztg." erzählt, am Nachmittag gegen zwei Uhr der Zahnarzt M., einen Brief in der Hand, in großer Aufregung auf und ab. Von Zeit zu Zeit nahm er seinen Hut ab und griff sich verzweifelt in die Haare. Sein Benehmen veranlaßte bald mehrere Leute, still zu stehen, und der sogenannte "Menschenauflauf" war in bester Vorbereitung. Dem Herrn war aber auch etwas recht Unangenehmes passiert. Im Cigarrenladen an der Ecke hatte er eine Briefmarke gekauft und war, die Geldtasche in der einen Hand, den Brief in der andern, an den Briefkasten herangetreten. In seiner Zerstreutheit warf er die Geldtasche in den Briefkasten und behielt den Brief in der Hand. Nun lief er verzweifelt auf und ab, da die nächste Abholung der Briefe erst um 5 Uhr erfolgte. Des Feiertages wegen konnte er den Unfall auch auf dem Postamte nicht anmelden, und so blieb ihm nichts übrig, als 3 Stunden zu warten. Als der Beamte kam, machte es noch Schwierigkeiten mit der Herausgabe, und es war ein glücklicher Umstand, daß in der Geldtasche sich ein Kautschuckstempel mit der genauen Adresse des Eigenthümers befand.
- Auf zum Turnen! Die Zeit, da wieder viele junge Leute der Schule entwachsen und dem Berufsleben zugeführt worden sind, ist vorüber und deshalb sei die ernste Mahnung an Eltern, Lehrherrn etc. gerichtet, darauf zu achten, daß den in die ihnen noch ungewohnten Verhältnisse der Tagesarbeit eingeführten jugendlichen Lehrlingen durch die trefflichste aller Leibesübungen, das Turnen, ein den Anstrengungen ihres gewerblichen Berufs nothwendiges Gegentheil geboten wird. Die Lehrherren nützen, wenn sie ihre Lehrlinge zum Turnen anhalten, nicht nur den Knaben, sondern vor allem auch sich selbst, denn es ist erwiesen, daß die Knaben, welche sich dem Geist und Körper erfrischender Turnen widmen, noch einmal so arbeitsfreudig an ihre Thätigkeit zu gehen pflegen.
- Der Monat April ist nicht nur der an Launen und Wechselfällen reichste Monat, sondern weist auch die größte Zahl von sogenannten Bauernregeln auf, die für manchen Landmann eine unantastbare Richtschnur bilden. Schon in diesen Regeln zeigt sich das Unstäte dieses Monats, denn es heißt darin:
                          Ein richtiger April,
                          Der thut, was er will
                          Ist er trocken oder naß,
                          Leicht erkennt ein Jeder das.
Aber dem Landmann ist der nasse April doch lieber, wie es die folgenden Wetterregeln ausdrücken:
                          Bringt der April viel Regen,
                          So deutet es auf Segen.
Oder in andrer Lesart:
                          Nasser April
                          Verspricht der Früchte viel.
Im Thüringischen gilt namentlich folgende Bauernregel:
                          Der dürre trockne April
Ist nicht der Bauern Will,
                          Sondern des Prillen Regen
                          Ist ihnen gar gelegen.
Eine andere Bauernregel sagt:
                      Je früher im April der Schlehdorn blüht,
                      Desto früher der Schnitter zur Ernte zieht.
Und im Schlesischen sagt das Landvolk:
                          Schneits dem Bauern auf den Hut,
                          Ist es für den Filz nicht gut.
Bis zum St. Georgstag, am 23. April, darf der Weinstock noch keine Triebe bekommen, denn es heißt:
                          Sind die Reben um Georgi noch blind,
                          So erfreut sich Mann und Kind.
Für die Viehzüchter ist der Regen während der

[ => Original lesen: 1893 Nr. 29 Seite 8]

Osteerfeiertage, den Tausende verwünschen würden, sehr angenehm, denn ein altes Wort sagt:
                          Regnets am Ostertag,
                          Wird fettes Futter hernach.
Noch zwei, andere Bauernregeln mögen hier Erwähnung finden; die eine kennt man hauptsächlich in der magdeburgischen Gegend:
                          Gras, was im April wächst,
                          Steht im Mai fest.
Während man in der Rheingegend sagt:
                          Donnerts im April,
                          Hat der Reif sein Ziel.

- Folgende heitere Geschichte ereignete sich kürzlich in einem Dorfe nahe bei Dresden. Ein Maurer arbeitet mit seinem Lehrjungen an der Ausbesserung eines Daches. Zu diesem Zwecke wurde eine Diele zum Dachfenster hinausgeschoben und der Lehrjunge mußte sein Körpergewicht am Ende dieses Brettes wirken lassen. Da meinte der Meister: "Fritz, hol mir mal einen Arm voll Ziegel." Gesagt, gethan, der Lehrjunge springt von der Diele und - der Meister fällt - auf einen unten aufgeworfenen Dunghaufen. Der Lehrjunge, der inzwischen die Stiege herunter gelaufen ist, findet den Meister Parterre bereits vor, und fragt verwundert mit echtem naivem Lehrjungenhumor: "Ja, Meister, da sind Sie ja auch schon unten?" Die Antwort läßt sich denken; sie bestand in einer gesalzenen und gepfefferten Backpfeife des, wenn auch nicht vom Himmel, so doch vom Dache gefallenen Meisters.
- Ein plötzlicher Tod ereilte am Hochzeitstage seiner Tochter den in den Ruhestand versetzten Gendarmerie=Wachtmeister Fabienke in Schwerin. Nach seiner Rückkehr mit dem jungen Paare vom Standesamte traf ihn ein Gehirnschlag, so daß der Tod nach einigen Stunden eintrat.


Anzeigen.

Tanzunterricht.

Der Cursus beginnt Dienstag, den 11. April cr., abends 5 Uhr im Boye'schen Lokal.
Eingeübt werden außer den gewöhnlichen Rund= und Gesellschafts=Tänzen diesmal auch Mennet, Trotzköpfen und die Tirolienne.

                                               Hochachtungsvoll
                                                  W. Lorens.


Wohne von jetzt an vor dem Siemzerthore Nr. 144.
Um geneigten Zuspruch bittet                          
Achtungsvoll
                                                    H. Voss.
                                                    Schuhmacher.


Dem Geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mich hieselbst als Schuhmacher niedergelassen habe, und bitte um geneigten Zuspruch, da ich stets gute und reelle Arbeit verabfolgen werde.

Ergebenst      
                                                    H. Blohm, Schuhmacher,
                                                    Siemzerstraße 192.


Gesucht zum 24. Oktober 1893 ein                          
ordentliches Mädchen
für Küche und Hausarbeit.                                                    
Schönberg.                                                     Frau Major Stöcker.


Ich habe mich heute als                          
pract. Arzt
in Dassow
niedergelassen.                                                    

Wohnung:
Dassow,
d. 4. April 1893.
         Gasthof Callies.
Zippel,
pract. Arzt.


Garantirt reine
Medicinal-Weine,

direkt bezogen sind in Schönberg zu Original=Preisen zu haben bei

                                                    E. P. Hagen, Conditor.


Mache hierdurch die Anzeige, daß ich von jetzt an, kräftige

Blumenkohl, Rothkohl, Sommer= und Winterkohlpflanzen nebst verschiedenen Blumenpflanzen, Riesen=Stiefmütterchen, im Juni blühend Schock 50 Mark (Lübeck). sowie später: Sellerie, Porro, Wirsig, Rosen u. grünen Kohl, Oberkohlrabi, Steckrüben, rothe, Beet= und Runkelrübenpflanzen,

empfehle                                                    H. Brüchmann.


Sämmtliche
Gartensämereien
frisch und keimfähig bei                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Grosser Verdienst!

Händler, Hausirer gesucht für einen ganz neuen, durchaus soliden, überall leicht verkäuflichen Haushaltsartikel.

30% Rabatt!
L. H. Starke, Leipzig,
Steinstrasse 85.


Bruteier

von schönen schwarzen Minorka=Hühnern, à 10 Mark (Lübeck). verkauft.

Schönberg.                                                     D. Hempel.


Klaus Groth * Klaus Groth

In unserem Verlage erschien:                          
Klaus Groth's
Gesammelte Werke.
Vollständig in 4 Bänden v. 1327 Octav=Seiten, vorzügl. Druck, bestes Velin=Papier.
Mit dem Bild des Dichters.
Gebunden in 4 hocheleganten Einbänden
nur M. 10, -.
(Für Schüler und Volksbibliotheken sind auch ungebd. Exempl. zu M. 8, - auf Verlangen zu haben.)

. . . . . Klaus Groth's Werke sollte jeder gebildete Deutsche lesen. Auch in jeder Schulbibliothek sollten sie zu finden sein. . . . . .

("Grenzboten.")

. . . . . Ein Dichter wie Klaus Groth, der als der erste in unserem Jahrhundert das Plattdeutsche für die Poesie rettete und adelte, bedarf keiner besonderen Anpreisung mehr. Seine Würdigung ist abgeschlossen. . . .

                                                    (Prof. Bulthaupt in der "Weser=Ztg.")

. . . . . Unter den wirklich dauernden und unvergänglichen Werken unserer Litteratur nehmen die Schöpfungen Groth's einen hervorragenden Rang ein. . . . .

(Oberlehrer Krumm in der "Kieler=Ztg.")

. . . . . Stehen nicht die Gedichte dieser anmutigen Sammlung (Quickborn) an Formvollendung dem Vollkommensten gleich, was je die Poesie der Kulturvölker geschaffen? . . .

(Zeitg. f. Litteratur d. "Hamb. Correspondenten.")

. . . . . Keine bessere Gabe konnte der deutsche Buchhandel auf den Weihnachtstisch bringen, als die Werke des besten nicht nur der plattdeutschen, sondern der deutschen Dichter, dessen Quickborn zu dem Schönsten in dem Schatz unserer Poesie gehört und dessen Erzählungen aus der Tiefe der Volksseele hervorgehoben sind. . . . .

(Julius Stettenheim i. d. "Deutschen Wespen.")

Gegen Einsendung des Betrags erfolgt postfreie Zusendung.

                                                    Lipsius & Tischer,
                                                    Buch= u. Kunsthandlung, Kiel.

Klaus Groth * Klaus Groth


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