No. 19
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. März
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 19 Seite 1]

                  Unter den Kühen der Hauswirthin Wittwe Sterly in Kl. Bünsdorf ist die Maul= und Klauenseuche ausgebrochen.
                Schönberg, den 2. März 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Bekanntmachung
wegen Ausreichung neuer Zinsscheine zu den Schuldverschreibungen der Reichsanleihe
vom Jahre 1877 und 1881.
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Die Zinsscheine Reihe V. Nr. 1 bis 20 zu den Schuldverschreibungen der deutschen Reichsanleihe von 1877 und Reihe IV. Nr. 1 bis 20 zu den Schuldverschreibungen der deutschen Reichsanleihe von 1881 über die Zinsen für die zehn Jahre vom 1. April 1893 bis 31. März 1903 nebst den Anweisungen zur Abhebung der folgenden Reihe werden von der Königlich Preußischen Kontrolle der Staatspapiere hierselbst, Oranienstraße 92/94 unten links, vom 1. März d. J. ab, Vormittags von 9 bis 1 Uhr, mit Ausnahme der Sonn= und Festtage und der letzten drei Geschäftstage jeden Monats, ausgereicht werden.
Die Zinsscheine können bei der Kontrolle selbst in Empfang genommen oder durch die Reichsbankhauptstellen, die Reichsbankstellen und die mit Kasseneinrichtung versehenen Reichsbanknebenstellen, sowie durch diejenigen Kaiserlichen Oberpostkassen, an deren Sitz sich eine der vorgedachten Bankanstalten nicht befindet, bezogen werden.
Wer die Empfangnahme bei der Kontrolle selbst wünscht, hat derselben persönlich oder durch einen Beauftragten die zur Abhebung der neuen Reihe berechtigenden Zinsscheinanweisungen für jede Anleihe mit einem Verzeichniß zu übergeben, zu welchem Formulare ebenda unentgeltlich zu haben sind. Genügt dem Einreicher der Zinsscheinanweisungen eine numerirte Marke als Empfangsbescheinigung, so ist das Verzeichniß einfach, wünscht er eine ausdrückliche Bescheinigung, so ist es doppelt vorzulegen. In letzterem Falle erhält der Einreicher das eine Exemplar, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sofort zurück. Die Marke oder Empfangsbescheinigung ist bei der Ausreichung der neuen Zinsscheine zurückzugeben.
In Schriftwechsel kann die Kontrolle der Staatspapiere sich mit den Inhabern der Zinsscheinanweisungen nicht einlassen.
Wer die Zinsscheine durch eine der obengenannten Bankanstalten oder Oberpostkassen beziehen will, hat derselben die Anweisungen für jede Anleihe mit einem doppelten Verzeichniß einzureichen. Das eine Verzeichniß wird, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sogleich zurückgegeben und ist bei Aushändigung der Zinsscheine wieder abzuliefern. Formulare zu diesen Verzeichnissen sind bei den gedachten Ausreichungsstellen unentgeltlich zu haben.
Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf es zur Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die Zinsscheinanweisungen abhanden gekommen sind; in diesem Falle sind die Schuldverschreibungen an die Kontrolle der Staatspapiere oder an eine der genannten Bankanstalten und Oberpostkassen mittelst besonderer Eingabe einzureichen.
Berlin, den 9. Februar 1893.

Reichsschuldenverwaltung.
v. Hoffmann.


In der Rede, die der Kaiser am Mittwoch Abend bei dem Festmahl des Oberpräsidenten Dr. v. Achenbach gehalten hat, erregte die Bezugnahme auf das Wort des Fürsten Bismarck: "Wir Deutsche fürchten Gott sonst nichts in der Welt" besonderes Interesse. Die vorausgehende Erwähnung der jetzigen "bewährten Räte" des Kaisers schließt jede sonst vielleicht nahe liegende, auf die Tagespolitik bezügliche Deutung jenes Citates aus. Aber nach der Erinnerung an Wilhelm I., als an einen der ersten großen Männer aus deren Thaten die Gegenwart lernen solle, macht das Citat den Eindruck, als ob Fürst Bismarck, wenn auch ohne ausdrücklich genannt zu werden, vom Kaiser neben Wilhelm I. als einer dieser großen "Ahnen" bezeichnet werden sollte, deren die heutige Generation sich würdig zu erweisen habe. Daß Fürst Bismarck einer derselben ist, darüber bedarf es allerdings keiner Erörterung. Es würde aber in weiten Kreisen des deutschen Volkes freudig begrüßt werden, wenn es in der That die Absicht des Kaisers gewesen wäre, sich öffentlich zu dieser Thatsache zu bekennen. Man würde daraus vielleicht folgern dürfen, daß die peinliche Stimmung

[ => Original lesen: 1893 Nr. 19 Seite 2]

zwischen dem Enkel Wilhelm's I. und dessen großen Minister sich doch so gestalten könnte, wie es der von dem Kaiser erwähnten "herrlichen Vergangenheit" entsprechen würde.
Wie aus Berlin berichtet wird, sollen die diesjährigen Kaisermanöver in Elsaß=Lothringen mit ganz besonderem Glanze ins Werk gesetzt werden. Außer dem deutschen Kaiser werden die meisten deutschen Fürsten persönlich oder durch Mitglieder ihrer Häuser dabei vertreten sein. Auch Vertreter des Kaisers von Oesterreich, vielleicht auch des Königs von Italien werden dazu erwartet. In der Nähe von Metz wird die große Kaiserparade stattfinden. Daran wird auch die bayrische 10. Infanteriebrigade theilnehmen, die für die Zeit der großen Herbstübungen die Besatzung von Metz bilden wird. Neben den glänzenden militärischen Veranstaltungen sollen auch größere Festlichkeiten stattfinden, welche seitens der staatlichen und städtischen Behörden dem Kaiser und seinen fürstlichen Gästen gegeben werden.
Ueber die Ansichten der Militairvorlage theilt man der "Post" noch Folgendes mit: "So wenig in der Militärkommission bis jetzt recht eigentlich das gefördert worden ist, was mehr oder minder anscheinend für das Schicksal der Heeresvorlage ist, so bestimmt glaubt man in den maßgebenden Kreisen der Heeresverwaltung, an dem Glauben festhalten zu sollen, der Entwurf werde zwischen Ostern und Pfingsten in seiner wesentlichen Gestaltung Gesetz werden. Man folgt bei diesem Glauben nicht einem vagen Optimismus, sondern stützt sich vielmehr auf die feste Ueberzeugung der Reichstag werde die Notwendigkeit der Vorlage einsehen."
Am Donnerstag abend fand bei den kaiserl. Majestäten das sog. Botschafterdiner statt, an welchem die in Berlin beglaubigten Botschafter und deren Gemahlinnen, die bei diesen Botschaften beglaubigten Militärattachees, der Reichskanzler, dei Staatsekretär v. Marschal und andere hochgestellte Persönlichkeiten theilnahmen.
In der letzen Sitzung des Staatsministeriums ist die Note, welche die Bedingungen für den Abschluß eines Handelsvertrages mit Rußland enthält, festgestellt worden. In Regierungskreisen betrachtet man die Ansichten für eine Verständigung mit Rußland als günstig.
Der russische Botschafter am Berliner Hof Graf Schuwalow, hat sich mit seiner Gemahlin Sonnabend, auf mehrere Wochen nach Rußland begeben, um zunächst zur Feier des Geburtstages des Kaisers Alexander von Rußland am 10. d. M. in Petersburg anwesend zu sein. Später besucht dann der Botschafter seine russischen Besitzungen. Während der Abwesenheit des russischen Botschafters wird Graf Murawiew als russischer Geschäftsträger fungieren. Graf Schuwalow nimmt die Antwort auf die russischen Vorschläge wegen Abschlusses eines Handelsvertrages mit, die ihm am Freitag übergeben worden sind.
Kaiser Wilhelm schickte dem Papste zum Jubiläum einen kostbaren Bischofsring mit einem bohnenartigen großen, unvergleichlich schönen Brillanten. Der Ring befindet sich in einem reich verzierten Etui, welches das kaiserliche Wappen trägt. Am Montag überreichte bei seiner Audienz im Vatikan Graf v. Loë dem Papste im Namen Kaiser Wilhelms dieses kostbare Geschenk. Später empfing der heilige Vater eine Anzahl von Mitgliedern des deutschen Adels.
In militärischen Kreisen steht man den für dieses Jahr angesetzten großen Uebungen von vier Kavalleriedivisionen mit besonderer Spannung entgegen. Nicht weniger als 24 Kavallerie=Regimenter werden bei diesen Uebungen vereint sein, und zwar aus den verschiedensten Armeekorps, so daß eine wahre Musterkarte der deutschen Reiterei beisammen sein wird. Mehrfache Neuerungen sollen hierbei in größerem Maßstabe zur Anwendung gebracht und erprobt werden.
Das im Gang befindliche Musterungsgeschäft, an welches sich demnächst die Aushebung anschließt, findet nach einer Mittheilung der "Post" bereits in der Weise statt, daß nach Annahme der Militairvorlage die Rekruten=Einstellung am 1. Oktober d. J. nach den neuen Prinzipien erfolgen kann. Wie bekannt, werfen die Gegner der Militärvorlage ein, es würde nach den bisherigen Erfahrungen nicht möglich sein, das Mehr von 60 000 wirklich brauchbaren Rekruten alljährlich aufzubringen. Demgegenüber wird der Ausfall der Musterung bald Gelegenheit wenigstens zu einem ungefähren Ueberblick bieten.


Schönberg. Heute fand unter dem Vorsitze des Herrn Consistorialraths Präfke als Großherzogl. Commissarius die mündliche Abiturientenprüfung an der hiesigen Realschule statt. Von dieser wurde der eine der beiden Examinanden, Karl Ladendorf aus Schönberg, auf Grund des schriftlichen Examens dispensirt, der andere, Hugo Egert, gleichfalls aus Schönberg, bestand dieselbe. Beide wollen noch die Prima eines Realgymnasiums besuchen.
- Schönberg. In der Nacht zum 3. d. M. entstand in dem Hause des Schmieds Stein in Herrnburg Feuer, welches das ganze Gehöft in Asche legte; auch Vieh fand in den Flammen den Tod.
- Ein Brand entstand am Montag in Mölln im Herzogthum Lauenburg in dem Hause des Sattlermeisters Benthien. Dasselbe wurde von dem Besitzer, der mit seinen vier Kindern in der 1. Etage schlief, erst bemerkt, als die Treppe nicht mehr zugänglich und das Zimmer bereits von erstickendem Qualm erfüllt war. Schnell entschlossen, riß Benthien das Fenster auf und warf zuerst das Bettzeug auf die Straße und darauf seine vier Kinder hinterher, wobei ein 9jähriger Knabe erheblich verletzt wurde, während die übrigen drei Kinder gänzlich unversehrt blieben. B. selbst ließ sich an einem Bettuche, das er an das Fensterkreuz geknüpft hatte, hinunter ins Freie. Das B.sche Haus sowie auch das anliegende Haus des Fettwaarenhändlers Dittmann brannten in kurzer Zeit gänzlich aus.
- Aus Hamburg wird berichtet: Trotzdem eine direkte Veröffentlichung bezüglich des für den 1. April beabsichtigten Fackelzuges nach Friedrichsruh zu Ehren des Fürsten Bismarck noch nicht erfolgt ist, giebt sich doch bereits eine so rege Theilnahme für denselben kund, daß eine noch größere Betheiligung als im vorigen Jahr zu erwarten steht.


Anzeigen.

Auf den Antrag des Schulzen Heinrich Heitmann zu Klocksdorf und des Hauswirths Jochen Robrahn zu Pogetz soll über die zu Pogetz sub Nr. I belegene Schulzen= und Vollstelle c. p. ihres Curanden Wilhelm Hollst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 23. Mai 1893,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 3. März 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Holz=Auction Nr. 24.

Am Mittwoch d. 8. März Morgens 10 Uhr sollen beim Krüger Hecht zu Schlagsdorf nachstehende Holzsortimente bei beschränkter Conkurrenz meistbietend verkauft werden.

1. Aus dem Seebruch.

    1 eichen Klassenbaum III. Cl.
    2 eichen Stangen I. Cl.
127 Nadelholzstangen II. u. III. Cl. (Leiterbäume.)
106 Nadelholzstangen IV. Cl. Hopfenstangen.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 19 Seite 3]

    2 Rmtr. eichen Knüppel.
    4 Rmtr. Nadelholz=Knüppel.
    3 Fuder buchen Pollholz.

2. Aus dem Steinort.

    9 Fuder Hegenholz.

3. Aus dem Mechower Holze.

  41 Stück eichen Stangen I., II. und III. Cl.
  20 Rmtr. eichen Knüppel.
  17 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
    3 Fuder Heegenholz.

4. Aus dem Schlagbrügger Holze.

  70 Stück Nadelholz=Stangen II. u. III. Cl.
    2 Rmtr. Nadelholz=Knüppel u. Olm.

5. Aus dem Garnseerholze.

109 Stück Nadelholz=Stangen I., II. u. III. Cl.
  90 Stück Nadelholz=Hopfenstangen.

6. Aus dem Bahlen.

  55 Stück Nadelholzstangen I. u. II. Cl.

7. Aus dem Lanckower Holze.

174 Stück Nadelholzstangen I., II. u. III. Cl.
  10 Rmtr. buchen Kluft u. Olm
    9 Fuder Nadelholz, Durchforstholz II., III. Cl.
Schönberg d. 26. Februar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 25.

Am Donnerstag d. 9. März Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente bei freier Concurrenz meistbietend verkauft werden

1. Aus den Hohemeiler Tannen

      1 Rmtr. eichen= u. 4 Rmtr. birken Knüppel.
        2 Fuder birken Durchforstholz II. Cl.
  3 1/2 Fuder buchen u. birken Reiser.
      13 Fuder weiden= u. ellern Hegenholz.
    363 Rmtr. kiefern Kluft I. Cl.
    200 Rmtr. kiefern Knüppel.
    236 Rmtr. kiefern Rodestämme.
60 1/2 Fuder kiefern Durchforstholz.
    100 Stück fichten Leiterbäume II. und III. Cl.

2. Aus den Palinger Tannen.

27 Rmtr. kiefern Rodestämme.
Schönberg, den 1. März 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction
im Vitenser Forste
Schutzbezirk Woitendorf

am Freitag den 10. März 1893 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

  10 Stück eichen Drümme zu Bau= und Nutzholz tauglich.
  10 Rmtr. eichen Kluftholz I. Kl.
    5 Rmtr. eichen Ausschuß.
    2 Stück buchen Nutzholz Drümme.
  10 Rmtr. buchen I. Kl.
120 Rmtr. buchen Kluftholz II. Kl.
  30 Rmtr. buchen Knüppelholz
100 Rmtr. buchen Ausschuß.
464 Rmtr. buchen Buschholz.
  50 Stück ellern Stangen (Schleete für Pantoffelmacher).
189 Rmtr. ellern Stangenholz II. Kl.
  36 Rmtr. ellern Buschholz.
Versammlung Morgens 9 Uhr beim Holzwärtergehöft.
Vitense, den 28. Februar 1893.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Folgende fast neue
Concursgegenstände

wünsche ich baldmöglichst gerne zu verkaufen:
    2 Ladentische mit Schiebeladen,
    4 Ladenborte,
    4 grosse Hängelampen,
    1 grossen Ladenspiegel,
    1 eleganten Schreibtisch,
    1 Meyer's Conversations-Lexicon,
                                                    17 Bände, neueste Auflage,
    Decorationsgegenstände,

J. H. Böckmann,
Concursverwalter im H. Meyer'schen Concurse.


Holz=Auction Nr. 26.

Am Dienstag den 14. März Morgens 9 Uhr sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst folgende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Rupensdorfer Holze.

155 Rmtr. buchen Kluft.
  15 Rmtr. buchen Knüppel.
  26 Fuder buchen Pollholz, 1 Fuder buchen Durchforstholz.
  16 Rmtr. Nadelholz, Kluft und Knüppel.
    4 Rmtr. eichen Knüppel.
Der Verkauf beginnt mit Nr. 321.

2. Aus dem Niendorfer Zuschlage.

    ca. 50 Rmtr. Nadelholz Kluft= und Knüppel.

3. Aus dem Mühlenbruch.

    ca. 1 1/2 Fuder Dorn.
Schönberg d. 5. März 1893.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


17. General=Versammlung
des
Landwirthschaftlichen Vereins kleinerer Landwirthe für das Fürstenthum Ratzeburg
am Dienstag d. 14. März 1893.
Vormittags 9 1/2 Uhr
im Locale des Herrn Gastw. J. Boye=Schönberg.

Hauptnummer des Programms bildet ein Vortrag des Herrn Dr. Breiholz=Kiel über:

Was heißt Vieh züchten?
Gäste sind willkommen.
                                                    Der Vorstand.


Wir beehren uns hiermit ergebenst anzuzeigen, daß wir von heute ab in der Wohnung des Herrn Friedrich Becker in Schönberg für Dienst= und Arbeit=Suchende ein Dienst= und Arbeitsnachweis=Bureau gegründet haben, in welchem Arbeitnehmern Dienst= und Arbeits=Gelegenheit unentgeltlich nachgewiesen und den Arbeitgebern jederzeit ermöglicht werden soll, ordentliche, mit ausreichenden Dienstpapieren versehene Dienstboten und Arbeiter gegen eine mäßige Provision zu miethen.
Schönberg, d. 3. März 1893.

Der Vorstand des Vereins der Arbeitgeber u. Dienstherrn für das Fürstenthum Ratzeburg
G. Dierking=Lockwisch. Schulze Ollrogge=Niendorf. Hauswirth J. Oldörp=Schlag=Resdorf. Schulze Stein=Rieps. Hausw. Heinr. Wigger=Gr. Bünsdorf.

Da ich jetzt, von der Reise nach Ostpreußen zurückgekehrt, in der Lage bin, den Herrn Arbeitgebern die nötigen Auskünfte über den Bezug von Arbeitern resp. Dienstboten, zu geben, so erlaube ich mir hiemit, die Herrn zu ersuchen, mir ihre Aufträge pro Frühjahr 1893 möglichst bald aufzugeben, da es die höchste Zeit wird die betreffenden Bestellungen zu machen.
Ich bemerke noch, daß ich auch für nicht Mitglieder des Arbeitgeber=Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg Aufträge entgegen nehme.

                                                    F. Becker,
                                                    Geschäftsführer.


Suche zu Ostern ein
Mädchen
bei den Kindern und für leichte Hausarbeit.
                                                    Helene Wetzel.


Meine Sprechstunden sind von heute ab
werktäglich von 8 bis 10 1/2 Uhr Morgens
            und von 2 bis 5 Uhr Nachmittags,
    Sonntags von 8 bis 10 Uhr Morgens.
Bureaustunden: werktäglich von 9 bis 12 Uhr Morgens und 3 bis 7 Uhr Nachmittags. Schönberg, den 1. März 1893.

Der Rechtsanwalt.
Dr. jur. Ch. Lange.


Zu der am Mittwoch, den 8. März, 3 Uhr nachmittags im Boye'schen Lokale stattfindenden

General-Versammlung
des Herbergsvereins

erlaubt sich die Mitglieder des Vereins ergebenst einzuladen

der Vorstand des Herbergsvereins f. d. Fürstentum Ratzeburg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 19 Seite 4]

Confirmanden-Anzüge und Hüte.
Confirmanden-Regenmäntel und Jackets
empfehlen in schöner grosser Auswahl

                                                    Gebrüder Burchard.


Erlaube mir einem geehrten Publikum von Stadt und Land, die ergebene Anzeige zu machen, daß ich ein Lager von fertigen Herrengarderoben eröffnet habe und bitte bei Bedarf, mich gefälligst beehren zu wollen.

                                                    Achtungsvoll
                                                    E. Schröter, Schneidermeister.
                                                    Sabowerstr. 45 b.


Für Confirmanden
empfehle mein reichhaltiges Lager von                          
Glacé-Handschuhen.
sowie Schlipse u. Cravatten in großer Auswahl
zu billigsten Preisen.
                                                    H. Böckmann.
Handschuhmacher.


Großes Lager in                          
verzinktem Drathgeflecht,
Einfriedigungsdrath,
Dachdrath, Krampen bei
                                                    C. Schwedt.


Spaten, Harken, Hacker,
Forken mit und ohne Stiel
liefert gut und billig                                                    
                                                    C. Schwedt.


Stahlblech=Milchsatten
in allen Größen empfiehlt                                                    
                                                    C. Schwedt.


Honig
à PfundMark (Lübeck). verkauft                                                    J. Wegner.


Eine Arbeiter=Wohnung
mit Garten und Obstbäumen
ist zu vermiethen.                                                    
Wahrsow.                                                     F. Köster.


Eine Jagd zu pachten gesucht. Offerten mit Preisangabe sub Ho. 1020 b an Haasenstein u. Vogler A.=G. Lübeck erbeten.


Zugelaufen ein Teckel, schwarz mit gelben Flecken. Der rechtmäßige Eigenthümer kann denselben gegen Insertionskosten abholen bei

                                                    C. Schultze, Schuhmacher.


Ein junges kräftiges                          
Mädchen
zu häuslichen Arbeiten zum 1. Mai.                          
C. Schütt,
Getreidegeschäft, Lübeck, Mühlenstr. 44.


Zu der am                          
Dienstag, den 14. d. M., Nachm. 2 Uhr
in Spehrs Hotel stattfindenden                          
Frühjahrs=Versammlung
des landwirthschaftlichen Vereins
für das Fürstenthum Ratzeburg
ladet Namens des Vorstandes ganz ergebenst ein                          
                                                    Der Sekretair
                                                    Wilh. Heincke.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Am Mittwoch d. 8. Maerz d. J. - Mittfasten - findet im Gastwirth Boyeschen neuen Saale zu Schönberg

Theateraufführung
mit nachfolgendem Ball

statt. Zur Aufführung kommen:

1. Die neue Spritze
oder ein Feuerwehrjubiläum.
Schwank in 1 Aufzug von Böhm.
2. Paris in Pommern
oder Heimann Levy aus Meseritz. Schwank mit Gesang in 1 Act von Angeln.
Preise der Plätze:                          
I. Platz - numerirt - 1 M.
II. Platz und Balkon 50 Pf.

Eintrittskarten sind im Vorverkauf beim Kaufmann Herrn Oldenburg hies. zu haben.
Kassenöffnung 7 Uhr Anfang 7 1/2 Uhr Abends.
Zum nachfolgendem Ball sind von Herren Tanzschleifen à 1 M. 50 Pf. zu lösen.
Kameraden des Vereins mit ihren Familien - Frau und nicht erwerbsfähige Kinder - haben zum Theaterbesuch für den II. Platz freien Eintritt.
Nicht verheirathete Kameraden haben eine Dame frei. Tanzschleifen sind von Kameraden nicht zu lösen, insofern sie Vereinszeichen angelegt haben.

                                                    Der Vorstand.


Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Vierte Fremden-Abonnements-Vorstellung für die Abtheilung I
Donnerstag, den 9. März 1893.
Die gelehrten Frauen,
Lustspiel in 3 Abth. von Moliére.
Dtsch. bearb. vom Grafen Baudissin.
Der Barbier von Bagdad,
Kom. Oper in 2 Aufz. von Peter Cornelius.
Anfang 6 Uhr.                           Ende nach 9 1/2 Uhr.
Schwerin, den 3. März 1893.                          
Großherzogliche Hoftheater Intendantur.


Am Mittwoch, den 8. März ds. Js. - Mittfasten - findet bei mir ein

Grosser Ball

statt, wozu ich mir erlaube, hierdurch freundlichst einzuladen.

Palingen.                                                     Gastw. J. Oldenburg.


Die Verlobung unserer Tochter Dora mit dem Herrn Holländereipächter H. Brinker zu Torisdorf beehren sich anzuzeigen

                                                    G. Janssen u. Frau.

Mechow, den 1. März 1893.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 19 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 19 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 7. März 1893.


- Im Allgemeinen nimmt man an, daß, wer eine Fahrkarte zu einem bestimmten Zuge gelöst hat, nun auch ein Recht darauf habe, mit dem betreffenden Zuge befördert zu werden. Nach der seit Neujahr in Kraft getretenen Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands besteht ein solches Recht thatsächlich nicht. Es heißt im § 14 ausdrücklich, daß die Fahrkarten Anspruch auf Plätze der entsprechenden Wagenclasse nur geben, soweit solche vorhanden sind. Diese Bestimmung verdient allgemein bekannt zu werden.
- Man schreibt aus unseren Kolonien: Die Arbeiterverhältnisse in Kamerun beginnen sich mehr und mehr zu verbessern. Es werden zur Zeit von dem Gouvernement 358 Arb. beschäftigt. Hiervon sind etwas weniger als die Hälfte eingeführte, die übrigen einheimische Eingeborne. Von letzteren sind beim Hafenbau verwendet: 62 Bakobos, 67 Malimbas, 13 Bakwiris, 37 Duallas. Von den Bakobos werden demnächst weitere 100 erwartet. Die Erdarbeiten des Gouvernements erfahren hierdurch eine große Förderung. Bei der Hinterfüllung der Kaywand werden 192 Arbeiter verwendet. - Die Anzahl der Deutschen und Fremden im Schutzgebiete Togo belief sich Ende v. J. auf 59 gegen Ende des Jahres 1891 und 35 Ende 1890. Unter denselben befanden sich 51 Deutsche, 6 Franzosen und 2 Engländer.
- Herzog Ernst Günther von Schleswig=Holstein, Bruder der Kaiserin, dessen bevorstehende Reise nach Chicago zum Besuche der Weltausstellung mitgetheilt wurde, hat auf ein ganzes Jahr Urlaub genommen. Herzog Ernst Günther wird nach Beendigung seiner Amerikafahrt zu längerem Aufenthalt nach Italien und Paris gehen.
- Der Ring, welcher als Geschenk des Kaisers zum 50jährigen Bischofsjubiläum Papst Leo XIII. durch den General v. Loë überreicht wurde, ist ein Bischofsring, über dessen Form und Ausstattung Folgendes berichtet wird: Das Kleinod ist von ungewöhnlicher Schönheit und Pracht. Allein schon der wundervoll gleichmäßig geschliffene große Brillant des Ringes repräsentiert ein kleines Vermögen. Die Fassung ist im Stil der Zeit Friedrich II. gehalten. Der Bügel zeigt auf beiden Seiten neben dem Stein den Reichsadler und die Initialen des Kaisers W. I. R., in die Querachsen dazu sind die Chiffern des Papstes Leo XIII. mit den Gedächtniszahlen 1843 und 1893 und ist das Wappen des päpstlichen Stuhles, Schlüssel mit Tiara, gestellt. Durch die Anwendung rothen und grünen Goldes in Verbindung mit dem Feuer des Steines ist eine überraschende glänzende Farbenwirkung erzielt worden. Unglaublich reich ist die Durchbildung des Details. Der Ring selbst ruht in einem mit resedagrüner Seide gepolsterten viereckigen Kasten, auf dessen Deckel, in Lederschnitt mit Gold und Farben erhöht, das Familienwappen des Papstes von 2 Engeln getragen zu sehen ist. Die Innenseite des Deckels bedeckt, ebenfalls in Lederschnitt, ein aus der Kaiserkrone, den kaiserl. Initialen und dem Adler gebildetes Muster in Gold und Elfenbeinweiß.
- Die allgemeine Elektricitäts=Gesellschaft in Berlin unterhandelt wegen Ankaufs der Lübecker Pferdebahn=Actiengesellschaft. Der Abschluß des Betrages und Umwandlung des Unternehmens in ein solches mit elektrischem Betrieb soll bevorstehen.
- Bei der nächsten Anwesenheit des Kaisers Wilhelm, im Sommer d. J., in Ostpreußen will der ostpreußische Gausängerbund dem Monarchen eine große Gesangshuldigung, an der sich etwa 200 Sänger betheiligen werden, darbringen. Die Lieder für das Kaiserprogramm wurden bereits in der am Sonntag in Allenstein stattgehabten Delegierten=Sitzung des Sängerbundes ausgewählt.
- Am Grabe der Mutter erfroren wurde auf dem Kirchhofe in Weißkirchlitz ein 10jähriges Schulmädchen aufgefunden. Die Mutter war vor kurzem gestorben und das arme Kind besuchte täglich das Grab. Kürzlich kam das Mädchen von diesem Gange nicht nach Hause; man forschte nach und fand das Kind beim Grabe der Mutter für immer eingeschlafen.
- Mit Genehmigung des Kaisers wurde in ganz Rußland eine Sammlung von Spenden für die Nothleidenden auf der Insel Zante eröffnet.
- Im Mittelmeer tobten anhaltende Stürme; zwei Torpedoboote sind zusammengestoßen und schwer havariert in den Hafen gebracht.
- Für Restaurierung der Sebalduskirche in Nürnberg spendeten 2 private 30 000 Mark.
- Der Pariser Kassationshof verwarf die Beschwerde, welche die Angeklagten im Panama=Bestechungs=Prozeß gegen die Erkenntnisse der Anklagekammer erhoben haben.
- Der Oberstabsarzt Dr. Aßmann in Spandau Regimentsarzt beim 4. Garde=Regiment z. F., schoß sich am Freitag eine Kugel in den Mund und brachte sich entsetzliche Verletzungen bei; der Unterkiefer ist zerschmettert, und dem Anschein nach sind auch innere Theile stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Unglückliche wurde nach der Bergmannschen Klinik in Berlin geschafft. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. Ueber den Beweggrund zu der That verlautet nichts Bestimmtes.
- Wie aus Altona gemeldet wird, verbot die dänische Regierung die Schweineausfuhr über Korsör, weil dort unter den nach Altona bestimmten 600 Schweinen die Maul= und Klauenseuche ausgebrochen ist. 110 Schweine wurden bereits getötet.
- Der erste Lerchenzug ist in der Freitags=Nacht voriger Woche auf den Feldmarken der Umgegend Berlins eingefallen und am Sonnabend morgen hörte man verschiedentlich schon das Trillern einzelner dieser geflügelten Frühlingsboten. Dadurch verrieten sie sich aber auch der sauberen Zunft der Vogelfänger, welche nicht ermangelten sich sofort einzustellen, um auf die von der langen Reise ermüdeten Scharen Jagd zu machen.
- Oberstabsarzt Aßmann in Spandau, dessen Selbstmordversuch wir kurz meldeten, ist in der Klinik seinen Verletzungen erlegen. Als Grund zur That wird plötzliche Geistesstörung angegeben.
- Wie aus Dragör gemeldet wird, liegt das mit ungeheurer Kraft aus der Ostsee gekommene Treibeis unter der schwedischen Küste bei Skanör in großer Ausdehnung in Eisbergen bis 100 Fuß Höhe aufgetürmt.
- Doppeltes Glück hatte kürzlich ein Bauersmann aus Hirzbach bei Straßburg i. E., es fiel ihm nämlich unvermutet durch Erbschaft ein prächtiges Bauerngut zu, und als er sich aufmachte, um das Gut einmal vom Keller bis zum Speicher zu beschauen, entdeckte er ein etwas verstecktes Fach in der Wand, in welchem 10 000 Frks. in französischem Geld verborgen waren.
- Das erste deutsche Mädchengymnasium wird nicht wie bisher angenommen wurde, in Weimar, sondern in Karlsruhe eröffnet. Das Schulgeld beträgt jährlich 200 Mark; Anmeldungen von Schülerinnen und alle Anfragen über die Schule nimmt der Vorstand des Vereins "Frauenbildungs=Reform" in Weimar entgegen.
- Am Dienstag Abend hat in London das jährliche Festessen des deutschen Wohlthätigkeitsvereins stattgefunden. An demselben nahmen etwa zweihundert Gäste, darunter mehrere Mitglieder der deutschen Botschaft, Theil. Der Lordmayor führte den Vorsitz und brachte einen Toast auf den deutschen Kaiser aus, welcher von allen Engländern hochgehalten werde. Unter stürmischen Hochrufen spielte die Kapelle die "Wacht am Rhein". An der Tafel wurden 1590 Pfund (31 800 Mk.) gesammelt.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 19 Seite 6]

- Polnische Blätter kündigen an, daß die Russen auch die Städte Rewal und Narwa mit russischen Namen beglücken wollen; Rewal soll in Kolywan und Narwa in Ivangorod umgetauft werden. An der Thatsache, daß die Russen bei Narwa am 20. November 1700 von dem Schwedenkönig Karl XII. ordentliche Prügel bekommen haben, soll jedoch nichts geändert werden.
- Die Vermeidung der Mäuse. Man schreibt: Wenn auch die starken Frosttage mit den Mäusen etwas aufgeräumt haben, so muß doch der Landwirth bemüht sein, dies Ungeziefer, so viel in seinen Kräften steht, zu vertilgen. Die Feldmaus wirft im Jahre 5mal Junge, und zwar die ersten so früh, daß sie in demselben Jahre Urgroßeltern werden und 70 000 Nachkommen im Jahre haben können. Die Annahme ist folgende: Die Stammeltern werfen im Jahre 5mal und jedesmal 8 Junge, sind 5 mal 8 Junge = 40. Diese 40 Stück bilden 20 Paare und werfen 4mal zu 20 mal 48 = 840 Enkel. Die dritte Generation bilden 320 Paare, diese werfen 7680 Urenkel und schließlich bilden diese wieder 3840 Paare und werfen 61 440, also zusammen 69 800 Stück. Ein Mäusepaar im Frühjahr töten, heißt also das Heranwachsen einer Feldmäusearmee vernichten.
- Die Wolfsplagen in den Balkanländern. Nirgend wurde in diesem Winter der Wolfsschrecken so stark empfunden, wie in Serbien. Seit vielen Jahren sind die Wölfe dort nicht so zahlreich und reißend gierig aufgetreten. Trotz des milder gewordenen Wetters streifen noch, wie aus Belgrad geschrieben wird, große Rudel von Wölfen umher und treiben sogar in der Nähe von Belgrad die Bevölkerung zu außerordentlichen Vorsichtsmaßregeln. Besonders zahlreich sind die Angriffe der Wölfe auf den Thierpark des Lustschlosses Topschider bei Belgrad. Die Wölfe, die bei Tage in den waldigen Schluchten des Analaberges zurückgezogen sich aufhalten, setzen nachts mit kräftigen Sprüngen über die 2-3 Meter hohe Umzäunung des Thiergartens und zerreißen dort die schönen weißen Hirsche, die indischen Axishirsche und die Merinoschafe der dortigen Schäferei in diesem Winter haben sie dort schon an 200 Stück edlen Wildes und Merinoschafe verzehrt und fortgeschleppt Täglich stehen Jäger auf dem Anstand, doch die Wölfe sind schlau und haben gute Witterung, sie brechen stets dort ein, wo die Jäger nicht stehen. Bei drei abgehaltenen Treibjagden der Umgebung Belgrads gelang es nur, 8 Wölfe zu erlegen. Dafür sind sie aber noch frecher geworden. Einen Militairposten außerhalb der Festungsumwallung griff ein Wolf an und bevor er schießen konnte, hatte er schon seinen Arm und Schenkel zerfleischt und die Bestie entfloh erst, als eine Patrouille auf das Geschrei des Angefallenen herbeieilte. In Semlin wurde neuerdings am hellen Tage dicht vor der Stadt ein Jäger von 3 Wölfen angefallen; zum Glück konnte er den ersten niederschießen, worauf die beiden anderen entflohen. Im Dorfe Bezania bei Semlin war nachts eine Bäuerin mit Brotbacken beschäftigt; sie ging in den Hof hinaus um Holz zu holen, kam aber nicht zurück, weshalb der Mann nachzusehen ging. Er fand aber nur noch blutige Stücke ihres Körpers und der Kleider; das Weib war lautlos vor Schrecken, in dem Gehöfte mitten im Dorfe den Wölfen zum Opfer gefallen. - Wie man aus Salonichi berichtet, wurden in der Station Katschanik der Bahnlinie Salonichi=Mitrowitza vier türkische Gendarmen nächtlicherweise von Wölfen angefallen und gefressen.


Güstrow, 2. März. Tableau der diesjährigen ersten ordentlichen Schwurgerichtsperiode:
Montag, 6. März. Hofgänger Julius Brandt aus Gnoien: § 306 St.=G.=B. (Brandstiftung). - Knecht Friedr. Schultz aus Alt=Jaershagen: § 226 (Körperverletzung mit tödtlichem Ausgange).
Dienstag, 7. März. Hofgänger Fritz Tewitz aus Radegast: § 306 (Brandstiftung.) - Bauunternehmer Joachim Schmidt aus Rostock: § 306 (Brandstiftung). - Arbeiter Carl Waesch gen. Krüger aus Krakow: § 177 (Nothzucht).
Mittwoch, 8. März. Klempnergeselle Heinr. Filter aus Strasburg: § 212, 43 (Tödtungsversuch). - Unverehelichte Louise Quade aus Nadolnick: § 217 (Kindestödtung).
Donnerstag, 9. März. Knecht Drybs und Genossen aus Dombrowa: § 226 (Körperverletzung mit tödtlichem Ausgange).
Freitag, 10. März. Kaufmann Buschow und Genossen aus Bäck: § 209 C.=O. (betrügerischer Bankerott). - Musiker Herrn. Tiedcke aus Kisserow: §§ 176, 177, 43 (Nothzuchtsversuch).
Sonnabend, 11. März. Arbeiter Gottlieb Lenz aus Alt=Diederstorf: § 306 (Brandstiftung).
Montag, 13. März. Copiist Brümmer aus Rostock: § 226 (Körperverletzung mit tödtlichem Ausgange).
Dienstag, 14. März. Postassistent Michael Bogelius aus Storehedinge: § 268 (Urkundenfälschung). - Knecht Heinr. Wulff aus Dänschenburg: § 306 (Brandstiftung).
Mittwoch, 15. März, Mühlenbesitzer Borgwardt aus Wittenförden: § 153 (Meineid). - Altentheilerin Ollmann aus Schlagsdorf: § 306 (Brandstiftung).
Donnerstag, 16. März Gärtnerlehrling Wackerow aus Dömitz: § 177 (Nothzucht). - Dienstmädchen Grotkoß aus Neubrandenburg: § 217 (Kindestödtung).
Freitag, 17. März. Candidat Beiersdorf und Genossen aus Rostock: § 206 (Tödtung im Zweikampf.)
Am 6. März beginnt die Sitzung Vormittags 10 Uhr, an den folgenden Tagen Vormittags 9 Uhr. Als Vorsitzender fungirt Oberlandesgerichtsrath Dr. v Buchka=Rostock, als dessen Stellvertreter Landesgerichtsrath Wyck von hier.


Was thut man gegen Kolik, ehe ein Thierarzt kommt.

Nach einem Vortrag des Herrn Oberroßarztes König zu Berlin.
Das Pferd muß in einen mit reichlich Streu versehenen Stand gebracht werden, damit es beim Wälzen keinen Schaden erleidet. Das Niederlegen und Wälzen muß man gestatten, damit es dem Thiere die Schmerzen erleichtert. Nur das heftige Niederwerfen muß man durch Anrufen und durch Umherführen zu verhindern suchen, weil Berstungen des Magens oder Darms sonst leicht eintreten können. Das Umherführen ist bei Thieren, welche Kolik im Stalle selbst bekommen, sehr zu empfehlen und auf etwa 15 Minuten auszudehnen. Das Pferd darf durchaus kein Futter bekommen, Getränk dagegen und zwar reines, verschlagenes Wasser, so oft es will, aber jedesmal nur in einer kleinen Menge. Nimmt das Thier Wasser an, so ist in den meisten Fällen die Heilung sicher zu erwarten. Sehr zu empfehlen ist das Eingeben einer Mischung von 2/3 starkem Kaffee mit 1/3 Branntwein oder auch von Kamillen=, Pfefferminzthee oder Kümmelthee mit Branntwein. Man hebe dem Pferd den Kopf nicht zu hoch, da es sonst nicht schlucken kann. Hustet ein Pferd beim Einnehmen, so ist sofort aufzuhören, da dasselbe sich sonst leicht eine Lungenentzündung zuziehen kann. Als sehr nützlich erweist sich ferner ein tüchtiges Reiben des Bauches, und wenn das Pferd schwitzt oder die Gliedmaßen sich kalt anfühlen, auch ein Abreiben des übrigen Körpers mittels eines Strohwisches. Diese Einreibungen können auch durch Zusatz von Terpentin wirksamer gemacht werden. Doch kann dies nur im Freien geschehen, da die Pferde dabei Schmerz empfinden und sich sehr ungeberdig zeigen. Ein sehr gutes Mittel ist sodann ein warmer Umschlag: Zwei Säcke werden in warmes Wasser gelegt und dem Pferde um den Leib geschnürt. Wollene Decken kommen darüber und wird in den meisten Fällen das Thier bald in wohlthätigen Schweiß geraten. Endlich kann der Versuch gemacht werden, durch wiederholtes Einfüllen von Wasser in den Mastdarm vermittelst des Klystierschlauches stärkere Magenleerungen zu erzielen. Viele Koliken werden durch dieses Verfahren allein geheilt. In Nothfällen, wenn der Thierarzt zu lange auf sich warten läßt, kann man Eserineinspritzung machen, jedoch nur bei Koliken, die nicht durch übermäßiges Fressen herbeigeführt sind, in diesen Fällen wirkt Eserin schädlich und kann zu sofortigem Tode des Thieres führen.
Zu warnen ist vor jedem Geheimmittel, deren Wirkung erstens nie im Verhältnis zu dem dafür aufgewendeten Preise steht, und zweitens weil in solchem Falle die oben genannten guten Hausmittel nicht angewendet werden.


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