No. 20
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. März
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 20 Seite 1]

                  Unter den Kühen des Hauswirths Lohse in Gr. Siemz ist die Maul= und Klauenseuche ausgebrochen.
                Schönberg, den 7 März 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Der Kaiser und die Kaiserin werden sich, wie jetzt durch eine amtliche Mittheilung aus Rom bekannt wird, zur Feier der silbernen Hochzeit des italienischen Königspaares, welche am 22. April d. J. stattfindet, nach Italien begeben.
Ueber die Sommerreisen Kaiser Wilhelms sind, wie aus Hofkreisen verlautet nähere Bestimmungen noch vorbehalten. Geplant ist auch in diesem Jahre eine Nordlandsfahrt. Außer der Theilnahme an den ungarischen Herbstmanövern und einem längeren Aufenthalte am Hofe des Kaisers Franz Joseph wird der Kaiser nach den großen Manövern in den westlichen Provinzen, wie sie bereits das vergangene Jahr geplant waren, einen Ausflug nach Elsaß=Lothringen machen.
Für das Nationaldenkmal Kaisers Wilhelm I. wird bereits nach dem letzte Entwurfe von Prof. Reinhold Begas die Ausführung in Angriff genommen. In den Werkstätten des Meisters sind seine Mitarbeiter, die Bildhauer Karl Bernewitz und Hidding, gegenwärtig dabei, die Reiterfigur des Kaisers in Lebensgröße herzustellen. Später erfolgt hiernach eine Vergrößerung fast um das Dreifache. Nach diesem mächtigen Modell wird alsdann der Bronzeguß bewerkstelligt.
Am Sonnabend wurde im deutschen Reichstag die Beratung des Postetats fortgesetzt; die allgemeinen Erörterungen über die gesamten postalischen Verhältnisse kamen noch nicht zum Abschluß. Abg. v. d. Schulenburg (kons.) wünschte Aufbesserung der Stellung der Postagenten und Reform der Postzeitungsgebühren, welche den billigen Zeitungen den meisten Vortheil brächten. Staatssekretär v. Stephan erwiedert, bei der Aufbesserung der Postagenten sei die Finanzlage zu berücksichtigen. Beratung über eine Reform der Postzeitungsgebühren sollen im Frühjahr beginnen.
In der Militärkommission des Reichstages wurde am Sonnabend die Beratung des § 2 der Militärvorlage nebst dem dazu gestellten Antrage des Abg. v. Bennigsen fortgesetzt, doch noch nicht zu Ende geführt. Nach Durchberatung des § 2 (Zahl und Stärke der Kadres) soll vor der Abstimmung eine Pause von mehreren Tagen eintreten, um den Mitgliedern der Kommission Zeit zu gewähren, sich mit den Fraktionen in Verbindungen zu setzen. Abg. Lieber gab die Erklärung ab, daß das Centrum entschlossen sei, die Militärvorlage ohne jeden Seitenblick auf den Kulturkampf, "ohne jedes Handelsgeschäft" rein sachlich zu behandeln.
General von Loë ist am Sonnabend von Rom nach Berlin zurückgereist. Der General hat vom Papst den Christusorden erhalten, der nur an Personen aus souveränen Häusern verliehen wird. Die einzige Ausnahme ist bis jetzt beim Fürsten Bismarck gemacht worden. Es heißt, der außerordentliche Gesandte Frankreichs, Graf v. Behaine, werde der dritte Erwählte für diese besondere Gunst sein.
Die englische Presse macht auf das rasche Anwachsen der Kriegsflotte der Vereinigten Staaten von Nordamerika aufmerksam. Dieser Tage ist wieder ein neues Kriegsschiff, die "Indiana", vom Stapel gelaufen. Es wird eines der größten amerikanischen Kriegsschiffe sein. Es wird 9000 Pferdekraft haben. Mehrere andere Schiffe sind im Bau begriffen, und es kann nicht in Abrede gestellt werden, daß die Vereinigten Staaten, wenn der Eifer anhält, in wenigen Jahren eine Flotte besitzen werden, welche der keines Staates in Europa an Zahl der Kriegsschiffe nachstehen, wenn nicht sie übertreffen wird. Selbst die Dampfer der Juman=Linie werden jetzt, wie die "St. James Gazette" hervorhebt, besser für Kriegszwecke ausgerüstet als die englischen Kreuzer.
In den letzten Tagen sind die Verhandlungen zwischen der Staatsregierung und dem Herzog von Cumberland über das Welfenvermögen zu einem erwünschten Abschluß gekommen, der beide Theile vollständig befriedigt. Das Welfenmuseum nebst der werthvollen Bibliothek wird vollständig dem Herzog überantwortet. Das berühmte Gestüt in Herrenhausen bleibt erhalten. Die dem Publikum zugänglichen Gärten nebst Palmenhaus in Hannover bleiben in unveränderter Weise zugänglich und werden vom Herzog in bisheriger Art unterhalten. Gegenüber den im letzten Jahre durch verschiedene Blätter gegangenen Gerüchten über eine verschwenderische Verwaltung der Sequester=Kommission, namentlich hinsichtlich des angeblichen Weinverbrauchs etc., hat nach der "Wes. Ztg." der Herzog vom Cumberland durch Vermittelung des Herzogs von Altenburg sein lebhaftes Bedauern über diese Veröffentlichungen und seine volle Anerkennung und seinen Dank für die durch seinen Vertreter jetzt festgestellte umsichtige und gewissenhafte Verwaltung des sequestrierten Vermögens ausgedrückt.
Wie aus Friedrichsruh verlautet, hat Fürst Bismarck in letzter Zeit an einer Venenentzündung gelitten. Nachdem sich das Befinden des Fürsten wieder gebessert hat, wird sich Prof. Schweninger in diesen Tagen bis Anfang April ins Ausland begeben.
Die Antworten aller der Mächte, welche eingeladen waren, sich an einer aus Anlaß der Weltausstellung in Chicago im Hafen von Newyork zu veranstaltenden Flottenschau zu betheiligen, liegen jetzt, wie

[ => Original lesen: 1893 Nr. 20 Seite 2]

aus Newyork gemeldet wird, vor. Oesterreich=Ungarn, Griechenland, die Türkei, Rumänien, Serbien und Uruguay haben die Einladung abgelehnt, weil ihnen für den Zweck keine Schiffe zur Verfügung stehen. Alle anderen Seemächte werden also vertreten sein.
Deutschland schickt die Kreuzer=Korvette "Kaiserin Augusta" und den Kreuzer "Seeadler" Die "Kaiserin Augusta" mit ihren 12 000 indizierten Pferdekräften ist nicht nur das schnellste Fahrzeug unserer Kriegsmarine, sondern zur Zeit wohl überhaupt das schnellste Schiff seiner Art. Jedenfalls ist also Deutschland bei dieser Gelegenheit gut vertreten. Zum Kommandeur Kreuzer=Korvette "Kaiserin Augusta" ist Capitän zur See Büchsel ernannt worden.
Die Umbenennung von Städten und Ortschaften wird in Rußland systematisch weiter betrieben. Nach den russischen Zeitungen hat der Gouverneur von Chersson den ihn unterstellten Behörden aufgetragen, ihm russische Namen für 136 Ortschaften und eine ganze Anzahl anderer Gemeinden, welche deutsche Bezeichnungen führen, vorzuschlagen. Diese deutschen Namen seien, wie im Schreiben des Gouverneurs ausgeführt ist, widersetzlicher Weise entstanden, ohne Erlaubnis der Behörden, bloß dadurch, daß "deutsche Kolonisten an zufälligen Neubildungen auf dem historischen Boden Rußlands theilgenommen haben."
Die neueste Phase des Panama=Skandals, hervorgerufen durch die Enthüllungen des "Figaro", wirkt in Paris aufregender, als alle vorhergegangenen. Handelt es sich doch um sein oder Nichtsein von den drei der intelligentesten und einflußreichsten republikanischen Staatsmänner, von denen einer, Clèmenceau, Jahre lang die Lebensfäden der Ministerien in seinen Händen gehalten und sie nach Belieben verlängert oder durchschnitten hat. Cassagnac schreibt nicht mit Unrecht: "Der Panama=Skandal fängt von Neuem an, mit neuen Schuldigen, gegen welche die früheren nur Statisten sind." Man streitet hauptsächlich darüber ob die Schritte, welche Flouquet, Freycinet und Clémenceau bei Charles de Lesseps gethan haben, vor oder nach der Annahme des Gesetzes über die Panama=Lose=Emmission geschehen seien. Lesseps behauptet vorher, die Andern sagen nachher. In letzterem Fall würde die Intervention den Charakter des Eigennutzes verlieren. Clèmenceau greift zur Abwehr seiner Gegner zu den schärfsten Waffen, er wirft dem "Figaro" Fälschungen vor und greift den Chef=Redakteur des Blattes, Magnarg, unter Anspielung auf dessen Verwickelung in die Panama=Affaire persönlich an. Da Letzterer nicht der Mann ist, der leicht etwas schuldig bleibt, so wird man sich auf eine Reizwäsche großartigen Stiles gefaßt machen müssen. Einstweilen hat der "Figaro" eine gerichtliche Vorladung wegen unerlaubter Veröffentlichung gerichtlicher Urkunden erhalten.
Grover Cleveland hat am Sonnabend auf dem Kapitol in Washington unter freiem Himmel, trotz herrschenden Schneesturms, den Eid auf die Verfassung geleistet. Die Botschaft, mit der Cleveland die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten übernommen hat, entspricht seinen bekannten Grundsätzen.
Im Eingang derselben wird die hervorragende Wichtigkeit einer guten und stabilen Münzzirkulation hervorgehoben. Die Vereinigten Staaten könnten sich trotz ihrer nationalen Kraft und ihrer wirthschaftlichen Hilfsmittel nicht mit den unerbittlichen Gesetzen der Finanzen und des Verkehrs in Widerspruch setzen. Er hoffe, die Gesetzgebung werde ein weises und wirksames Hilfsmittel finden. Inzwischen werde die Exekutive alle in ihrer Macht stehenden Mittel gebrauchen, um den Nationalkredit aufrecht zu erhalten und eine finanzielle Katastrophe zu beschweren. Das Verdikt der Wähler sei gegen die Aufrechthaltung des Schutzsystems gewesen. Cleveland verurtheilt die populäre Tendenz, von der Thätigkeit der Regierung individuelle, nur einzelnen Interessenten zu kommende Vortheile zu erwarten, und mißbilligt die Prämien und Subventionen und Syndikate (Trusts). Die Tarifreform müsse weise ohne Rachegelüste unternommen werden. Zum Schluß der Botschaft heißt es: "Unsere Mission ist nicht, Irrthümer zu bestrafen, sondern zu berichtigen. Die Nothwendigkeit, die zur Erhaltung der Regierung erforderlichen Mittel anzubringen, liefert die einzige Rechtfertigung der vom Volke erhobenen Steuern."
Die französische Deputiertenkammer hat die Vorlage betreffs der Liquidation der Panama=Gesellschaft genehmigt. Die Liquidation beginnt am Donnerstag.


- Neustrelitz. Im Spätherbste des Jahres 1891 wurde auf der Strecke zwischen Neubrandenburg und Stargard ein in ein Tuch gewickeltes neugebornes Kind, das augenscheinlich aus einem Eisenbahnzuge geworfen war, aufgefunden. Den unablässigen Bemühen der Großherzoglichen Staatsanwaltschaft ist es gelungen, die Mutter des Kindes in der Person eines jetzt in Stargard bediensteten Mädchens zu entdecken. Es ward verhaftet und an das hiesige Landesgerichtsgefängniß abgeliefert.
- Schönberg. Zu den am Dienstag im Großh. Amtsgericht hierselbst stattgehabten Verkaufstermin der Lange'schen Halbhufnerstelle zu Ziethen mit einem Flächeninhalt von 22 ha. wurde von dem Hauswirth Murjahn in Ziethen 18 550 Mark geboten. Die Stelle ist noch belastet mit einem Altentheil, das auf 12 000 Mk. capitalisirt ist.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Gr. Bünsdorf sub Nr. V, belegene Vollstelle c. p. der Hauswirthsfrau Hansen, Catharina geb. Renzow, daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg den 6. März 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In das hiesige Genossenschafts=Register Fol. 37 Nr. 7 - betreffend die Carlower Genossenschafts=Meierei, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht, ist heute eingetragen:

Col. 4: An Stelle des bisherigen Vorstands=Mitgliedes, Hauswirths H. Holst in Carlow, ist in der am 19. Juli 1892 stattgehabten statutenmäßigen Generalversammlung der Genosse, Büdner W. Beckmann in Carlow, als Mitglied des Vorstands wiedergewählt worden und als solches durch die Urkunde d. d. Carlow den 19. Juli 1892, welche auch die Erklärung der Annahme der Wahl und Zeichnung des Namens seitens des W. Beckmann enthält, legitimirt.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,                          
                                                    den 9. März 1893.
Großherzogliches Amtsgericht.
(gez.) Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


Der zu Lockwisch sub. Nr. III. belegene Vollstelle des geisteskranken Hauswirths Heinrich Maack daselbst, soll mit sämmtlichen dazu gehörigen Aeckern, Wiesen und Gebäuden und mit allem darauf zur Zeit befindlichen lebenden und todten Inventarium auf desfallsigen Antrag der Heinrich Maack'schen Curatoren öffentlich meistbietend verpachtet werden.
Zu solchem Zwecke steht vor dem unterzeichneten Amtsgericht, als Curatelbehörde, ein neuer Termin auf

Freitag, den 7. April 1893
Vormittags 11 Uhr

an, zu welchem Pachtliebhaber mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen auf der Gerichtsregistratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind.
Schönberg, den 6. März 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    Wetzel.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 20 Seite 3]

Confirmanden-Anzüge und Hüte.
Confirmanden-Regenmäntel und Jackets
empfehlen in schöner grosser Auswahl

                                                    Gebrüder Burchard.


Antragsmäßig soll über die zu Ziethen sub Nr. IX belegene Halbstelle c. p. des Halbhufner Johann Lange daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 27. März d. J.
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamierten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 2. Januar 1893.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Holz=Auction Nr. 26.

Am Dienstag den 14. März Morgens 9 Uhr sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst folgende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Rupensdorfer Holze.

155 Rmtr. buchen Kluft.
  15 Rmtr. buchen Knüppel.
  26 Fuder buchen Pollholz, 1 Fuder buchen Durchforstholz.
  16 Rmtr. Nadelholz, Kluft und Knüppel.
    4 Rmtr. eichen Knüppel.
Der Verkauf beginnt mit Nr. 321.

2. Aus dem Niendorfer Zuschlage.

    ca. 50 Rmtr. Nadelholz Kluft= und Knüppel.

3. Aus dem Mühlenbruch.

    ca. 1 1/2 Fuder Dorn.
Schönberg d. 5. März 1893.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Der Richtsteig vom Bahnhof Grieben nach Mummendorf über meinen Hof ist bei Strafe Gerichtlicher Ahndung verboten.

Papenhusen.                                                     Fr. Wieschendorf.


Zu der am                          
Dienstag, den 14. d. M., Nachm. 2 Uhr
in Spehrs Hotel stattfindenden                          
Frühjahrs=Versammlung
des landwirthschaftlichen Vereins
für das Fürstenthum Ratzeburg
ladet Namens des Vorstandes ganz ergebenst ein                          
                                                    Der Sekretair
                                                    Wilh. Heincke.


Für Confirmanden
empfehle mein reichhaltiges Lager von                          
Glacé-Handschuhen.
sowie Schlipse u. Cravatten in großer Auswahl
zu billigsten Preisen.
                                                    H. Böckmann.
Handschuhmacher.


Großes Lager in                          
verzinktem Drathgeflecht,
Einfriedigungsdrath,
Dachdrath, Krampen bei
                                                    C. Schwedt.


Für 10 Mark incl. Stallgeld decken von jetzt ab folgende Hengste:
      1) Figaro, braun, von Figaro und M. Norkit.
      2) Isen, braun, von Isen u. M. Willibald.
      3) Firo, schwerer Fuchs, von Figaro's Sohn.

                                                    L. Hesse, Römnitz.


ca. 5-6000 Stck. gute, alte          
Dachpfannen
stehen sogleich nach Ostern d. J. zu Verkauf.                          

Schönberg.                                                      J. Schleuss,
Maurermeister.


Mein 3jähriger brauner hannöverscher Hengst
Agent
deckt für 10 M. und 1 M. an den Stall.                          
                                                    H. Klatt, Sülsdorf.


Ein junges kräftiges                          
Mädchen
zu häuslichen Arbeiten zum 1. Mai.                          
C. Schütt,
Getreidegeschäft, Lübeck, Mühlenstr. 44.


Ein Sohn rechtlicher Eltern kann zu Ostern nach Wismar in die

Bäckerlehre

treten. Nähere Auskunft ertheilt

                                                    Zimmermeister H. Oldörp,
                                                    Schönberg i. M.


Eine Arbeiter=Wohnung
mit Garten und Obstbäumen
ist zu vermiethen.                                                    
Wahrsow.                                                     F. Köster.


1 Arbeiterwohnung
ist noch zu Ostern frei auf Hof Stove.                          
                                                    Kaiser.


Empfing wiederholt mehrere Pöste verschiedene Sorten

Holsteiner Käse

und gebe dieselben zu nachstehenden für diese Waare äußerst billigen Preisen ab.
Aelteren festen u. weichen Stoppel Käse (kein Centrifugen) beste Qualität im ganzen à Pfund 18 Mark (Lübeck).
dieselbe Sorte etwas geborsten im ganzen à Pfund 17 Mark (Lübeck).
dieselbe Sorte im Bruch à Pfund 10 Mark (Lübeck).
dieselbe Sorte Total Bruch à Pfund 15 Mark (Lübeck).
dieselbe Sorte im Anschnitt à Pfund 20 Mark (Lübeck).

frischere Waare

Nr. 1 im Ganzen à Pfund 16 Mark (Lübeck).
Nr. 2 im Ganzen à Pfund 15 Mark (Lübeck).
im Bruch à Pfund 12 Mark (Lübeck).
im Ausschnitt à Pfund 18 Mark (Lübeck).
Sehr pikanten Limburger Käse Stück 18 Mark (Lübeck).
Berliner Kuh Käse Stück 5 Mark (Lübeck).

      Schönberg, Anfang März.

                                                    Max C. Sass.
Stets großes Lager, Avis für Wiederverkäufer.


Guten trockenen Torf,
ca. 30 Tausend, à M. 4.50,
hat noch abzugeben                                                    H. Brüchmann.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 20 Seite 4]

      Unter Allerhöchstem Protectorate Sr. Majestät des Kaisers.      
VII. Marienburger
Geld-Lotterie
Ziehung am 13. u. 14. April 1893.

Loose zum Planpreise à 3 M. (Porto und Gewinnliste 30 Pfg. extra)
empfiehlt und versendet das General-Debit

Carl Heintze,    Berlin W.,   
Unter den Linden 3.
      
Gewinne M.
1 à 90 000 = 90 000
1 à 30 000 = 30 000
1 à 15 000 = 15 000
2 à 6000 = 12 000
5 à 3000 = 15 000
12 à 1500 = 18 000
50 à 600 = 30 000
100 à 300 = 30 000
200 à 150 = 30 000
1000 à 60 = 60 000
1000 à 30 = 30 000
1000 à 15 = 15 000
-----------------------------
3372 Gewinne = 375 000
       Nur
Geldgewinne
sofort
zahlbar
in
Berlin,
Danzig
u.
Hamburg.
Bestellungen auf Loose werden auf Wunsch unter Nachnahme ausgeführt.


Klee- und Grassämereien,
Runkelrübensamen,
unter Controle der landwirthschaftlichen Versuchsstation in Rostock
empfiehlt in keimfähigster Waare billigstens                          
                                                    Aug. Spehr.


ff. Tafel Bier
à Fl. 10 Pf.
abgez. i. d.
Hansa Brauerei Lübeck
empfiehlt                                                    
                                                    Max C. Sass.


Spannkiepen

beste Waare, werden in grösseren Partheien zu kaufen gesucht.

Off. sub. S. 1091, Centr.-Annonc.-Bur.
William Wilkens, Hamburg.


Umständehalb. soll. 20 Stück gebrauchte, aber guterhalt. inprägn. Presennige, Flächenm. ca. 30 []Mtr. u. darüber z. d. auß. bill. Pr. v. M. 20 pr. Stck zus. od. einzeln verkauft werden.

                                                    Simon Valk, Lübeck.


Rheumatismus.

Lange Zeit lag ich schwer an dieser Krankheit, sodaß der Arzt erklärte, ich würde nicht wieder richtig gehen lernen. Durch eine Einreibung gelang es mir nun, dies Leiden schnell und glücklich zu beseitigen und habe ich durch dieses Mittel schon vielen solchen Leidenden geholfen, bin gern bereit, es jedem Rheumatismuskranken zukommen zu lassen. Viele Dankschreiben liegen zur Einsicht.

H. Roderwald, Magdeburg,
Samenhdlg. Bahnhofstr. 34.


Der Unterzeichnete beabsichtigt auch in diesem Jahre gleich nach Ostern in Schönberg einen

Tanz-Cursus

verbunden mit Anstandslehre zu eröffnen und bitte um recht rege Betheiligung.
Gefl. Anmeldungen nimmt der Lohndiener Ratzeburg entgegen.

Hochachtungsvoll
                                                    W. Lorenz.


Die Vertreter der Samenhandlung Ernst & Spreckelsen bringen sich in empfehlende Erinnerung und verweisen auf beiliegendes Circular.

J. Borchert, Carlow.     
H. Schreep, Schönberg.


Gartensämereien und Runkelsamen
in bekannter Güte
in frischer und keimfähiger Waare empfiehlt                          
                                                    W. C. Weinrebe.


Romaturkäse,
sehr fett, Pfund 50 Mark (Lübeck).
Echten Holländischen Käse,
Pfund 85 Mark (Lübeck).
imitirten Holländischen Käse,
sehr schön, Pfund 70 Mark (Lübeck).
echten Emmericher Schweizerkäse,
Pfund M. 1.20.
empfiehlt                                                    H. Brüchmann.


Besten
Flohm Hering
à Stck. nur 4 Pf.
                                                    Max C. Sass.


Auf dem Wege von der Siemzerstr. bis zum Bahnhofe ist am Dienstag Abend eine

Pferdedecke

verloren; der Finder wird gebeten, dieselbe im Boye'schen Gasthause abzugeben.


Zugelaufen ein Teckel, schwarz mit gelben Flecken. Der rechtmäßige Eigenthümer kann denselben gegen Insertionskosten abholen bei

                                                    C. Schultze, Schuhmacher.


Kirchliche Nachrichten.
Freitag, 10. März

Vormittags 10 Uhr: Passionspredigt, Pastor Krüger.

Sonntag, den 12. März.

Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 10.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 20 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 20 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. März 1893.


Die Denkschrift der Landwirthe.

Die "dringlichsten Wünsche" der Landwirthschaft werden in der Denkschrift der Landwirthe aus den östlich der Elbe gelegenen preußischen Provinzen in folgender Zusammenstellung aufgeführt:
1. Eine weitere Abbröckelung der Schutzzölle ist für unser schwer bedrängtes Gewerbe verhängnisvoll. Bei Abschluß neuer Handelsverträge wäre namentlich für den Export auch unserer Produkte, besonders Vieh, Spiritus und Zucker, mit demselben Nachdruck einzutreten, wie dies für den Export der Industrie thatsächlich seitens der hohen verbündeten Regierungen geschehen ist. 2. Ein Handelsvertrag mit Rußland, auf Grundlage der Abmachungen mit Oesterreich=Ungarn, wäre für die alten preußischen Provinzen besonders schädigend. Da Rußland ein anderes, in dem Maße bequem und vortheilhaft gelegene Absatzgebiet für seine gewaltige Ueberproduktion an Brotkorn nicht hat, als den Norden Deutschlands, würden wir bei einer Zollreduktion in erster Linie den Anprall der Konkurrenzwogen auszuhalten haben. Zumal im Hinblick auf die schwankende und bei jeder europäischen Krisis tief herabgehende russische Valuta können wir einen ermäßigten Zoll, wie er Oesterreich=Ungarn zugestanden worden ist, in seinen Wirkungen nicht ertragen. Rußlands Eisenbahnpolitik und Valutenstand hat ihm bislang gestattet, der größte Kornlieferer Deutschlands auch bei dem gegenwärtigen Zoll von 5 Mk. zu sein. Eine weitere Zollminderung würde der Bewilligung einer hohen Ausfuhrprämie an Rußland gleichkommen, gezahlt durch Preußens Landwirthe, des Ausfalls von etwa 20 Millionen bisheriger Staatsintraden nicht zu gedenken. Vollends vernichtend würde der Abschluß eines Viehseuchen=Uebereinkommens mit Rußland uns treffen. Unsere Arbeit und Kapitaleinlagen zur Veredelung unseres Viehbestandes wären dann fruchtlose gewesen, und neben dem direkten Schaden durch eine überwältigende Konkurrenz von Produkten dei extensiven russischen Viehhaltung würde die stete Verseuchung der Viehbestände nicht von uns abzuwenden sein. 3. Eine Revision des Viehseuchengesetzes ist geboten, um, unbeschadet der Rechte der Einzelstaaten, durchgreifende Abwehr= und Bekämpfungsmaßnahmen einheitlich von Reichswegen, zu erlassen. Wir geben uns der Hoffnung hin, daß der in der Vorbereitung befindliche Gesetzentwurf diesem Bedürfnisse Rechnung tragen wird. 4. Die technischen landwirthschaftlichen Nebengewerbe sind lebensfähig zu erhalten. Solange das System der Ausfuhrprämien diesen Nebengewerben seitens des Auslandes gewährt wird, hat Deutschland ebenfalls hieran festzuhalten. 5. Die Revision des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz ist im Sinne ausgleichender Gerechtigkeit endlich zu bewirken. 6. Die Frachten für Massenartikel der Landwirthschaft auf den Staatsbahnen sind mehr wie bisher nach dem Verhältniß der Selbstkosten zu ermäßigen. 7. Der weitere Ausbau des staatlichen Bahnnetzes und der Wasserstraßen ist zur Hebung der Verkehrsverhältnisse geboten. Die Subventionierung von Kleinbahnen seitens des Staates betrachten wir für die ärmeren Landestheile als eine Lebensfrage. 8. Die innere Kolonisierung im Osten ist zur Kräftigung des Wehrstandes, Seßhaftmachung des Arbeiterstandes und damit Beseitigung des Mangels an ländlichen Arbeitskräften, Erweiterung des Absatzgebietes für die Industrie und erfolgreicher Abwehr sozialdemokratischer Bestrebungen auch weiterhin zu fördern. 9. Eure Majestät wollen die Gnade haben, den dringenden Wünschen der Ostseeprovinzen entsprechend, darüber Untersuchungen anordnen zu wollen, ob die Aufhebung des Identitätsnachweises bei einer Ausfuhr von Getreide ohne Schädigung anderer Interessen möglich ist. 10. Eure Majestät bitten wir endlich allerunterthänigst, durch Zusammenwirken staatlicher Organe mit denen der wirthschaftlichen Berufsstände über die Wirkungen sowohl der Valuten=Differenz der Nachbarstaaten als auch der Entwerthung des Silbers amtliche Erhebungen anzuordnen, um dadurch eine unparteiische Klarlegung der Einwirkung dieser Momente auf die Preisbildung wie damit auf die Verhältnisse des Imports und Exports zu erzielen.
Die Genossenschaftsversammlung der landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft für die Provinz Sachsen, welche unter dem Vorsitz des Landraths v. Rauchhaupt in Merseburg tagte, hat erklärt, die Landwirthschaft sei nicht im Stande, die erheblichen Kosten zu tragen, welche aus der Durchführung der Unfallversicherungsvorschriften erwachsen.


- Der amtliche Berliner Polizeibericht vom 3. März meldet in seiner trockenen Weise: "Nachmittag stürzte sich der Gymnasiallehrer H. aus einem Fenster der im ersten Stock eines Hauses in der Barnimstraße belegenen Wohnung seiner Mutter auf den Hof hinab, und erlitt einen Schädelbruch. Er wurde noch lebend nach dem Krankenhause am Friedrichshain gebracht." Es handelt sich um den 31 Jahre alten Gymnasiallehrer Paul Hencke, der durch Ueberanstrengung beim Studieren in Verfolgungswahnsinn verfiel. Er sollte einer Irrenanstalt übergeben werden, entzog sich dieser Maßnahme aber durch Selbstmordversuch.
- Mit der elektrischen Droschke, dem Patent=Motor=Wagen unternahm in Berlin der Chef des öffentlichen Fuhrwesens, Polizeihauptmann Gaul vom Polizeipräsidium aus eine Probefahrt durch die Straßen der Stadt. Die Tour die ca. 33 Min. dauerte berührte die Hauptstraßen der König= und Friedrichstadt. Trotz der nur mäßigen Geschwindigkeit, die der Motor=Wagen einschlug vermochte die nachfolgende Droschke 1 Klasse, in der sich Mehrere Offiziere befanden, dem elektrischen Gefährte doch nicht zu folgen. - Der Apparat funktionierte übrigens vorzüglich, die Steuerung der dreiräderigen Droschke vollzog sich exakt und der zweisitzige Wagen vermochte in noch nicht einer halben Sekunde zum Stehen gebracht zu werden.
- Bei der in Berlin von der meteorologischen Centralanstalt vorgenommenen Luftballonfahrt mit dem Ballon "Humboldt" ist ein Unglücksfall eingetreten. Professor Dr. Aßmann gerieth beim Aussteigen aus der übrigens glücklich gelandeten Gondel unter die letztere und brach einen Fuß. Die Fahrt selbst war interessant; man fand bei einer Höhe von nahezu 5000 Metern - 18° C. und eine außerordentliche Trockenheit der Luft. Die Landung erfolgte sicher und leicht zwischen Naugard und Regenwalde.
- Nach einer neueren Bestimmung der Postbehörde sollen die Absender von Telegrammen nach Orten ohne eigene Telegraphenanstalt für die Folge soviel wie möglich veranlaßt werden, die Gebühr für die erforderliche Bestellung durch Eilboten beim Aufgeben der Depesche gleich mit zu entrichten. Es ist neuerdings zu oft vorgekommen, daß Adressaten von Telegrammen die Annahme verweigerten, wenn sie Eilbotengebühr entrichten sollten so daß für die Post wie Absender unangenehme Weiterungen erwuchsen. Die Eilbotengebühr beträgt, wenn sie im Voraus bezahlt wird, stets nur 40 Pf., während sie sich andernfalls auf 60 bis 80 Pf., ja bis auf 1 Mk. erhöhen kann.
- Vor kurzem starb auf dem Gute Sehmen bei Bartenstein eine der ältesten Personen in der Provinz, die Ausgedingerfrau Dombrowsky, im Alter von 110 Jahren, nachdem sie bis in die letzte Zeit noch recht rüstig war.
- Fürst Ferdinand traf am Sonnabend abend in Sofia ein und wurde von der Bevölkerung begeistert begrüßt. Die Stadt war beflaggt und illuminiert.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 20 Seite 6]

- Einen schrecklichen Tod fand in Zabrze (Oberschlesien) ein Schornsteinfegergeselle. Derselbe verfehlte den Ausgang aus einem Schornsteine und mußte elendiglich ersticken. Der Verunglückte ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
- Bei günstiger Witterung wird am Nordostseekanal bis zum 1. Mai der ganze Durchstich von Steinwehr bis Königsförde soweit fertig sein, daß Handelsschiffe bereits durchfahren können, während die Sehestädter Fähre schon im April in Betrieb kommt.
- Wie aus Hammerfest gemeldet wird, sind in dem Schneesturm am 28. v. M. 15 Fischer umgekommen, meist Familienväter. Die Noth und das Elend der zahlreichen Hinterbliebenen soll sehr groß sein.
- Auf der Fahrt von Antwerpen nach Rotterdam, in der Nähe der Station Rozendael, wurde auf der Eisenbahn ein Doppelmord verübt. Ein Ehepaar wurde in einem Wagen 1. Klasse von einem Mitreisenden ermordet. Die Leichen wurden in einen Graben in der Nähe des Bahngleises geworfen, der Mörder stieg wahrscheinlich in Rozendael aus. Die Leichen weisen viele Wunden auf.
- Ein sonderbarer Unglücksfall ereignete sich in Rumheke bei Brüssel. Ein dortiger Kaninchenzüchter hatte in seinem Stalle gegen nächtliche Diebe eine kleine geladene Kanone angebracht mit der Mündung nach der Thür: mittels einer Verbindung, die jeden Abend hergestellt wurde, ging Sie los, wenn ein Unberufener die Thür öffnete. Die Frau des Bauern, die jeden Morgen die Kaninchen fütterte, vergaß nun dieser Tage die verbindende Schnur vor ihrem Eintritt zu lösen; als sie die Thür öffnete, ging ihr die Kanonenladung in den Leib, sie starb unter den schrecklichsten Schmerzen.
- Die von Robert Mitchell beantragte und von der Deputiertenkammer in Betracht gezogene Steuer auf Pianos und Livreen wird in allen Pariser Kreisen auf das Lebhafteste erörtert. Die Eigenthümer von Clavieren verlangen auf Grund der für die Republik proklamierten "Egalité", daß auch die Geigen, Flöten, die Trompeten und Klarinetten, ja sogar die Spieldosen und Kuhglocken besteuert werden sollen. Die mit der Livréesteuer "Bedachten" wollen auch die Huissiers, die Köche und Kutscher als livreetragend zu dieser Steuer herangezogen wissen. Einzelne Hitzköpfe gehen soweit, daß sie im Sinne der Gerechtigkeit auch jedem eine Steuer auferlegt wissen wollen, der eine Staats=Uniform oder einen Orden trägt.
- Am Sonnabend abend fand im Mansion=Hause zu London beim Lordmayor zu Ehren des französischen Botschafters Waddington ein Banket statt. In Beantwortung des Toastes auf seine Gesundheit erklärte Waddington, Frankreich und England müßten in ihrem Bestreben, ihre Besitzungen über den ganzen Erdball auszudehnen, notwendiger Weise rivalisieren. Aber es bestehe zwischen beiden Ländern keine einzige Streitfrage, welche nicht auf direktem oder schiedsrichterlichem Wege gelöst werden könne.
- Aus dem südlichen Schweden werden schwere Schneestürme und Verkehrsstörungen gemeldet. Das Eis in den Scheeren ist infolge des Nordoststurmes größtentheils abgetrieben.
- Der starke Schneefall am 2. und 3. d. M. hat im ganzen mittleren und südlichen Schweden überall Verkehrsstörungen verursachte; viele Eisenbahnzüge blieben im Schnee stecken.
- Das Hochwasser gestaltet sich in Russisch=Polen zu einer förmlichen Katastrophe. Die Niederungen bei Sandomierz mit sämmtlichen Ortschaften sind überschwemmt, ebenso steht die Umgebung von Wloclawek vollständig unter Wasser. Die großen Gemeinden Zeren, Nowawory, Koszaoka, Buchnik und Lomianiki sind gänzlich zerstört, viele Bewohner sind ums Leben gekommen.
- Der Sultan von Sansibar ist gestorben. Der englische Konsul hat Hamed Bin Thwain zum Sultan proklamiert. Es ist alles ruhig.
- Nach einer Meldung aus Köln, wurden für die Lutherkirche in Rom 116 000 Mk. gesammelt.
- In Pest verhandelte die Bischofskonferenz über den die Civilehe betreffenden Theil des Memorandums und sprach sich entschieden gegen die Einführung der Civilehe aus.
- Nach Meldungen aus Astrachan ist in Transkaspien eine neue unbekannte epidemische Krankheit ausgebrochen, welche große Verwüstungen anrichtet. Die Regierung entsandte Aerzte behufs Untersuchung des Epidemieheerdes.
- Im österreichischen Abgeordnetenhause wurden am Dienstag die Gesetzentwürfe betr. die Außerkurssetzung der Vereinsthaler und Vereins=Doppelthaler österreichischen Gepräges und betr. die Einziehung der Zweigulden= und Einviertelgulden=Stücke angenommen.
- Weil sie keinen Mann kriegt. Ein seltener Vorgang spielte sich am Mittwoch abend auf der Schloßbrücke zu Berlin ab. Man sah daselbst ein Mädchen sich auffallend hin und herbewegen, das dann vor Aller Augen ihr Tuch, Strümpfe und Schuhe ablegte, in die Fluten warf und schließlich selbst nachzuspringen suchte. Darauf waren aber die Zuschauer und ein hinzugekommener Polizeibeamter vorbereitet: man hielt die Lebensmüde zurück und brachte sie mittels Droschke nach der Charitee, nachdem sie aus Wuth über ihren mißglückten Versuch in Krämpfe verfallen war. Auf dem Hofe des Krankenhauses wollte sie dem Wärter entlaufen, wurde aber schließlich gebändigt. In ihr wurde die 27 Jahre alte, unverehelichte Martha Gerlach festgestellt, die Linienstraße 122 bei ihren Eltern wohnt und als Beweggrund zu dem Selbstmordversuch angab, daß sie keinen Mann kriege und daher von dem Leben nichts mehr wissen wolle.
- Von einer nächtlichen Briefbestellung mit Hindernissen erzählt die "Hunsrücker Ztg." Für einen bekannten Kreisbeamten traf dieser Tage nach Mitternacht ein Eilbotenbrief ein, der einem Boten zu sofortiger Bestellung übergeben wurde. Der Bote fand das Haus verschlossen und alles Pochen und Rufen konnte die Bewohner nicht wach machen. Der Bote brachte nun den Brief auf das Amt zurück, erhielt aber die gemessene Weisung, den Brief mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln an seine Adresse zu befördern. Gesagt, gethan. Er holte sich in der Nachbarschaft eine Leiter und kletterte auf dieser bis zu im dem obern Stockwerke liegenden Schlafzimmer des Adressaten empor, den er durch Klopfen ans Fenster zu wecken suchte. Mann und Frau fuhren jäh aus dem Schlummer. Mit einer Waffe in der Hand öffnete der Mann das Fenster. "Was wollen Sie?" schnob er den auf der Leiter Stehenden an, der ihm freundlich grinsend den Eilbrief überreichte. Das gewissenhaft beförderte Schreiben erhielt thatsächlich wichtige Nachrichten.
- Geheimnisse eine Bäckerei. Wegen neunzig Fällen von Nahrungsmittelverfälschungen war der Bäckermeister Alb. Perlewitz in Spandau zu 270 Mk. Geldstrafe oder zu 90 Tagen Gefängnis verurtheilt worden und hatte dagegen Berufung eingelegt. Die erneute Beweisaufnahme ergab, daß der Angeklagte sämmtliche alt und schimmelig gewordene Brot= und Semmelwaare in Säcken verwahrte und täglich eine nennenswerthe Menge davon zerreiben und dem Brotteige beimischen ließ. Außerdem hat er den schwarzen Bodensatz des Fettes worin die Pfannenkuchen gebacken worden waren, und der sonst nur zum Bestreichen der Bleche oder zur Bereitung grüner Seife verwandt wird, den sog. Schnecken beigemischt, ein Verfahren das von Sachverständigen entschieden als ekelhaft verurtheilt wurde. Die Sache war durch einen entlassenen Gesellen zur Anzeige gebracht worden. Der Richter der ersten Instanz hatte für die als vorliegend erachteten neunzig einzelnen Strafthaten auf je 3 Mk. Geldstrafe erkannt. Der Gerichtshof im letzten Termin nahm an, die Handlung sei als eine einheitliche, fortgesetzte zu betrachten und die erste Strafe sei daher nicht zutreffend. Mit Rücksicht auf die im hohen Grade gemeinschädliche That sei aber doch auf eine empfindliche Strafe und zwar auf 150 Mk. Geldstrafe oder 30 Tagen Gefängnis erkannt worden.
- Das billigste Eisenbahnbillet der Welt dürfte wohl die Sonntagsfahrkarte sein, die in Orlamünde zur Fahrt nach Freienorla verausgabt wird; denn diese Fahrt hin und zurück kostet für die dritte Klasse nur fünf Pfennige.


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