No. 10
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. Februar
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 10 Seite 1]

                Vielfache Klagen über nachlässiges Kehren der hiesigen Schornsteinfegermeister und ihrer Gesellen veranlassen uns zu der Aufforderung, jede Nachlässigkeit derselben, sobald sie erweislich ist, unter Beifügung des Beweismaterials schriftlich unverzüglich hierher anzuzeigen. Wenn möglich, sind Erachten eines Bautechnikers solchen Anzeigen anzulegen.
              Zugleich nehmen wir Veranlassung, bekannt zu geben, daß die Publikation einer Verordnung, betreffend das Schornsteinfegerwesen im Fürstenthum Ratzeburg, bevorsteht. Die Verpflichtung der Hausbesitzer, Küchenschornsteine vierteljährlich fegen zu lassen, läßt diese Verordnung, welche übrigens vorweg event. unter den übrigen Vorlagen dem Landtage unterbreitet werden soll - soweit bisher bestimmt ist - bei Bestand.
              Schönberg, den 31. Januar 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


                Unter den Kühen des Hauswirths Kopmann in Palingen ist die Maul= und Klauenseuche ausgebrochen.
              Schönberg, den 30. Januar 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Der Kaiser hat dem früheren Justizminister Dr. von Friedberg zu dessen 80jährigem Geburtstag sein Bildniß mit der Unterschrift: "Nemo me impuneo lacessat" (Niemand reizt mich ungestraft)
verehrt.
Der König von Sachsen hat vor seiner Abreise von Berlin noch alle die im Königreich Sachsen gewählten Reichstagsabgeordneten, mit Ausnahme der sozialdemokratischen, empfangen.
Der Bundesrath hat sich, wie aus Berlin gemeldet wird, damit einverstanden erklärt, daß die durch den Beschluß vom 22. d. M. den rumänischen Erzeugnissen eingeräumten Vergünstigungen denselben für die Zeit vom 1. Januar bis einschließlich 31. März d. J. weiter gewährt werden. Uebrigens ist dem rumänischen Ministerpräsidenten Catargiu vom Kaiser das Großkreuz des Rothen Adlerordens verliehen worden. In Wien haben die Vorbesprechungen wegen des Abschlusses eines Handelsvertrags mit Rumänien bereits begonnen.
Der schon seit langer Zeit schwebende Plan eines Elb=Trave=Kanals ist der Verwirklichung nahe gerückt; das Unternehmen ist gleich bedeutungsvoll für Lübeck wie für die betheiligten preußischen Landestheile, deren Handel durch die bevorstehende Eröffnung des Nord=Ostsee=Kanals bedroht schien. Zwischen den betheiligten Staaten Lübeck und Preußen ist über den Bauplan, seine Finanzierung und Ausführung ein Einverständniß erzielt, so daß dem preußischen Landtag wohl noch in der laufenden Tagung eine bezügliche Vorlage zugehen wird.
Der Entwurf zum Reichsseuchengesetz liegt dem Vernehmen nach im Cabinet des Kaisers und dürfte in allernächster Zeit zur Beschlußfassung an den Bundesrath gelangen.
Das preußische Staatsministerium soll sich in der Sitzung vom Sonnabend Nachmittag, an der auch der Reichskanzler theilnahm, mit den Vorarbeiten für den deutsch=russischen Handelsvertrag beschäftigt haben.
Die Meldung, daß zwischen dem Kaiser Wilhelm und dem russischen Großfürsten Thronfolger am vergangenen Mittwoch Abend eine zweistündige streng vertrauliche Unterredung stattgefunden hat, wird mit dem Hinzufügen bestätigt, daß auch bei der Abfahrt des russischen Gastes auf dem Bahnhof ein halbstündiges Gespräch zwischen dem Kaiser und dem russischen Thronfolger bei vollständig zurückgezogenem Gefolge gepflogen worden ist. Man sieht dies als Anzeichen eines ungewöhnlich herzlichen und wohl auch politisch nicht bedeutungslosen Verkehrs an. Daraus mag die Combination der Standard=Meldung entstanden sein, daß eine neue Begegnung des Kaisers mit dem Zaren für Sommeranfang vorgeschlagen und vereinbart worden sei.
Mehrere englische Blätter hatten in den letzten Tagen gemeldet, daß in Erwartung ernster Unruhen unter den Arabern das deutsche Kreuzergeschwader daselbst konzentrirt werde. An maßgebender Stelle in Berlin ist von Araberunruhen nichts bekannt. Thatsache ist, daß das Kreuzergeschwader von Ostasien kommend, Sansibar anlaufen wird. Jedoch hat diese Ordre keinerlei besondere Ursache. Auch von London aus wird das Gerücht von einer Landung von Kanonen des englischen Kanonenbootes "Philomel" aus Besorgniß vor Unruhen auf Sansibar, welche seitens der Araber drohen sollten, für falsch erklärt. Es bestehe die Gewohnheit, allmonatlich Geschütze zu landen, um die Mannschaften in der Handhabung derselben zu üben. Einen anderen Grund hat die Landung nicht gehabt.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 10 Seite 2]

- Neustrelitz. Am 28. Juni dieses Jahres feiern Se. K. H. der Großherzog und I. K. H. die Großherzogin das Fest der goldenen Hochzeit. Es ist die Anregung ergangen, durch Sammlung die Mittel zur Errichtung eines Landesstiftungsfonds zu wohlthätigen Zwecken nach Allerhöchst zu treffender näherer Bestimmung zu erhalten und diese am genannten Tage Sr. Königl. Hoheit durch eine Deputation zu überreichen. (L.=Z.)
- In einer Wirthschaft in Zweibrücken fand die Kellnerin, welche etwas voreilig zu sein scheint, auf dem Boden der Gaststube ein zusammengewickeltes Zeitungspapier, welches sie in den Ofen warf. Später stellte sich heraus, daß ein Handelsmann das Papier verloren hatte und in demselben Staatspapiere im Werthe von 1500 M. eingewickelt waren.
- Nach langer Krankheit ist am Freitag in Washington der bekannte Staatsmann James G. Blaine gestorben.
- Fürst Ferdinand von Bulgarien reiste am Montag mittag mit dem Orient=Expreßzug von München nach Wien ab. In Regensburg hatte er mit dem Fürsten von Taxis und in München mit der prinzlichen Familie finanzielle Konferenzen anscheinend nicht ohne Erfolg.
- Der Großfürst traf am Montag vormittag wieder in Petersburg ein.
- Der schönste Schneemann, der wohl je angefertigt worden ist, war dieser Tage in Genua zu sehen. Am 14. und 15. Januar herrschte in der sonst durch ihr mildes Klima bekannten Stadt an der Riviera eine eisige Kälte, verbunden mit einem noch nie dagewesenen Sturm und Schneefall, so daß der Verkehr auf den Straßen und Eisenbahnen zwei Tage lang stockte. Am 16. nun gab der berühmte Bildhauer Achille Canessa einem glücklichen Einfall nach: er kratzte in der kurzen Zeit von zwei Stunden ans einem drei Meter hohen Schneeblock die wohlgetroffene, vollständige Büste des Weltentdeckers Christoforo Colombo auf einen mit dem Wappen Italiens gezierten, prächtigen Postament heraus. Ganz Genua hatte seine helle Freude an diesem schönen Produkt künstlerischer Laune. In wenigen Tagen sind von diesem Schneemann 2500 Photographien verkauft worden.
- Der bekannte Zwerg Gerrit Keizer aus Onde Bldzijl, der lange Zeit in Castans Panoptikum in Berlin die schaulustige Menge anzog, mußte sich - so erzählt die Deutsche Wochenztg. in den Niederlanden - vor einigen Tagen der Militair=Aushebungskommission stellen, da er 20 Lebensjahre auf seinem kleinen Buckel hatte, und somit militairpflichtig geworden war. Der Knirps, der ein ausgezeichneter Schlittschuhläufer ist und sich häufig das Vergnügen macht, ahnungslosen Zuschauern blitzschnell zwischen die Beine durchzufahren, legte den ziemlich langen Weg zwischen Bldzijl und St. Anna=Parochie, trotz Gegenwindes, auf Schlittschuhen zurück. Dort meldete er sich bei der Prüfungskommission und sprach den Wunsch aus, entweder im Grenadier=Regiment oder gar nicht eingestellt zu werden. Da ihm aber am Grenadiermaß ungefähr ein Meter fehlt - das ganze Kerlchen ist 80 Centimeter groß - so wurde er mit der liebreichen Mahnung, sein Wachsthum etwas zu beschleunigen, nach Hause geschickt.


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Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Schönberg belegenen Grundstücke des Fuhrmanns Mathias Köster allhier, als:

1. Das vor der Siemzerstraße sub Nr. 143 belegene Wohnhaus c. p. und
2. die an der Moorstraße zwischen Caließ und Dan. Grevesmühl belegene neue Wiese, Parcele Nr. 3 und 4,
- welche Grundstücke einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden sollen - ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 28. Februar 1893
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hierdurch aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken owohl gegen den jetzigen, als auch die zukünftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von oer Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 13. December 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. 16 belegene Büdnerstelle c. p. des Zimmergesellen Johann Joachim Schütt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 17. April d. J.
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einein mit dem Siegel des Gerichts versehenen vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 26. Januar 1893.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen ber. die beantragte Mortification

1. des über das ad Fol. III der zweitem Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die zu Carlow sub Nr. 8 belegene Käthnerstelle des Bäckers Joachim Krellenberg auf den Namen des Maurergesellen Heinrich Holst zu Carlow eingetragene Kapital der 800 M. unterm 9. October 1886 ausgefertigten Hypothekenscheins und
2. des über das Fol. VI der zweiten Hauptabtheilung desselben Hypothekenbuchs auf den Namen der Arbeitsmanns=Wittwe Burmeister, Catharina geborenen Krellenberg, früher in Schlagsdorf, später in Carlow, eingetragene Kapital der 600 M. gleichfalls unter dem 9. October 1886 ausgefertigten Hypothekenscheins
wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 30. Januar 1893.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Holz=Auction Nr. 12.

Am Montag d. 6. Februar Morg. 10 Uhr sollen Gasthause der Ww. Krellenberg-Carlow bei beschränkter Concurrenz meistbietend verkauft werden

1. Vom Gr. Rünzer Felde u. Struckberg.

    4 Rmtr. eichen Kluft u. Cl. und Olm.
    9 Rmtr. buchen Kluft II. Cl.
100 Rmtr. buchen Olm.
    2 Fuder eichen und buchen Pollholz.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 10 Seite 3]

2. Aus dem Carlower Holze.

  24 Stück eichen Nutzenden = 16,02 Festm.
    6 Stück eichen Klassenbäume IV. Cl.
  20 Stück eichen Wagendeichseln.
  54 Rmtr. eichen Kluft II. Cl. und Knüppel.
  95 Rmtr. buchen Kluft II. Cl. und Olm.
    9 1/2 Fuder buchen Pollholz.
    1 Fuder Schwarzellern Pantoffelschleete.
    3 Fuder Schwarzellern Wadelholz II. Cl.

3. Aus dem Röggeliner Holze.

    7 Rmtr. buchen Kluft I. Cl. Nutzholz.
Schönberg, den 29. Januar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 13.

Am Dienstag d. 7. Februar Morg. 10 Uhr sollen nachstehende Holzsortimente im Kruge zu Mannhagen bei beschränkter Concurrenz meistbietend verkauft werden

Aus dem Mannhaeger Zuschlage.

30 Rmtr. eichen Kluft II. Cl. und Knüppel.
  1 Fuder eichen Durchforstholz II. Cl. und
  1 Fuder eichen Pollholz.
  4 Stück buchen Nutzholzblöcke.
67 Rmtr. buchen Kluft II. Cl. und Olm.
12 Rmtr. buchen Knüppel.
33 Fuder buchen Pollholz.
18 Stück zäheschen=Stangen.
13 Rmtr. fichten Kluft und Knüppel.
Schönberg, den 29. Januar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 14.

Am Mittwoch d. 8. Februar Morg. 10 Uhr sollen beim Krüger Oldörp zu Boitin=Resdorf nachstehendes Holz verkauft werden

Aus dem Resdorfer Söhren.

  3 Rmtr. eichen Knüppel.
14 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
  7 Rmtr. buchen Knüppel.
11 Fuder buchen Durchforstholz und Pollholz.
23 Fuder Haselbusch p. p.
  2 Rmtr. aspen Knüppel.
11 Fuder ellern Wadelholz I. und II. Cl.
  3 Stück kiefern Stangen I. Cl.
16 Rmtr. Nadelholz Knüppel.
Schönberg, den 30. Januar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 15.

Am Donnerstag, den 9. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Krüger Thies zu Ziethen nachstehende Holzsortimente bei beschränkter Concurrenz meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Bahlen.

105 Rmtr. buchen Kluft I., II. Cl. u. Olm.
  14 Rmtr. buchen Knüppel.
  39 Fuder buchen Pollholz.

2. Aus dem Garnseerholze.

189 Rmtr. buchen Kluft I., II. Cl. u. Olm
    8 Rmtr. buchen Knüppel.
Schönberg, den 1. Februar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottetet.


Da sich für den Verein der Arbeitgeber und Dienstherren f. d. Fürstenthum Ratzeburg in der allernächsten Zeit bedeutende Ausgaben vernotwendigen, so werden alle Herren Mitglieder des Vereins, welche bisher ihren Beitrag pro 1893 noch nicht eingezahlt haben, so höflich, wie dringend gebeten, solches nun fördersamst bewerkstelligen zu wollen.

                                                    Der Geschäftsführer
                                                    F. Becker.



Knaben oder Mädchen, die zu Ostern die Schule besuchen wollen, finden freundliche Aufnahme

                                                    Lübeckerstraße Nr. 9,
                                                    Parterre links.


Zu Ostern oder sofort sind noch
vier Wohnungen
zu vermiethen.
Näheres durch                                                     H. Schreep.


Mein Schimmelhengst                          
Quatember
und der schwarze hannov. Hengst, von Kansas,
Mutter von Thorschreiber,

decken von jetzt an für 10 M. und 1 M. an den Stall und setze ich doppelt oder gar nicht.

                                                    Hauswirth Möller in Sülsdorf.


In Hof Selmsdorf deckt der starke Fuchshengst

"Julius"

Deckgeld 10 Mk. u. 1,50 Mk. a. d. Stall.


Vom 15. Februar an decken von meinen Hengsten beim Herrn Gastwirth W. Böckmann in Schönberg

Soliman

dunkelbraun, von Süd, Mutter von Admiral.Dechant.

Derb,

hellbraun, von Derb Derwisch.
Deckgeld 19 M. incl. Stallgeld.
In Schlagresdorf decken

Xerxes,

hellbraun von Xerxes, Mutter König.
Deckgeld 16 M.

Sultan,

schwarz, Deckgeld 12 M.

                                                     J. Hecht.

Schlagresdorf.


Heute empfehle ich beste böhmische
Braunkohlen
ab Bahnhof zu liefern; ferner beste
Westphälische Steinkohlen
Nuß I und feinste                                                    
Braunkohlenbriketts "Marie"
ab Lager und im Laufe des Monats
ab Bahnhof zu den                                                    
billigsten Preisen
                                                    Aug. Spehr.


Im Allein=Verkauf empfehle:
"Marie"=Briket
in feinster Qualität ab Bahnhof hier, sowie
böhmische Stückbraunkohlen
billigstens.                                                    
Schönberg i. M. d. 16. Januar 1893.
                                                    F. Heitmann.


Große schott. Steinkohlen
und
Böhmische Stückkohlen
erwarte und empfehle ab Bahnhof billigst                          
                                                    C. Schwedt.


Gartenbauverein.
Sonnabend den 4. Februar
abends 8 Uhr
Versammlung in Hotel "Stadt Lübeck."

1) Vorstandswahl.
2) Antrag aus Ankauf und Vertheilung neuer Himbeer= und Brombeersorten.

                                                    Der Vorstand.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 10 Seite 4]

Inventur-Ausverkauf.
Eine Partie Buckskins, schwarze und farbige
Kleiderstoffe, Cattune, Leinen, Hemdentuche,
Gardinen etc., sowie
Reste aller Art
und
den Restbestand von Wintermänteln, Jaquets und Abendmäntel etc.
empfiehlt zu sehr billigen Preisen
                                                    Wilh. Oldenburg.


Vorbereitungsanstalt
in
Kiel, Ringstraße 55
Sicherste und gründliche Ausbildung für die Postgehülfen=Prüfungen, das Forstfach, Kommunal= und Gemeindeämter, Gutssecretaire und Handelsstand.
Bisher bestanden 1200 meiner Schüler die Prüfungen.

Die Anstalt besteht 11 Jahre und ist die älteste in Deutschland. Stete Aufsicht und gute Pension. - Eintritt am 15. Februar und 6. April. Genaues Alter ist anzugeben.
Näheres durch

                                                    J. H. F. Tiedemann, Director.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.

Sonntag, den 5. Februar d. J.
Nachmittags 2 Uhr
ordentliche Versammlung
im Vereinslocale.
Tagesordnung:      
Verschiedene Vereinsangelegenheiten.
                                                    Der Vorstand.


Stadt Lübeck.
Sonntag d. 5. Februar 1893
Großer Maskenball.


Bahnhofsrestauration.
Sonntag den 5. d. Mts. Anstich von
Bockbier
aus der Brauerei Ratzeburg, wozu ergebenst einladet
                                                    F. Richter.


Sonntag d. 5. Februar d. J.
Grosses Kappenfest
mit humoristischen Vorträgen und
Ball,
wozu freundlichst einladet                                                    
Der Vorstand
des Männergesangvereins zu Rieps.
Anfang 6 Uhr.


Gr. Siemzer Schweinegilde.
Außerordentliche Versammlung>
am Sonntag, den 5. Februar dieses Jahres
Nachmittags 2 1/2 Uhr
im Vereinslocale.
Tagesordnung:                          
1. Statutenberathung.                          
2. Verschiedenes.                                
                                                    Der Vorstand.


Gesucht ein Bäckerlehrling unter günstigen Bedingungen.

W. Warner, Lübeck, Fischergrube 77.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 5. Februar.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche fällt aus.
    Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 59-60 M., große Schweine 58-60 M., Sauen 47-56 M., Kälber 80-85 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 5.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 10 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 10 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 3. Februar 1893.


Die Kohlenvorräthe der Erde.

"Die Kohlenvorräthe der europäischen Staaten, insbesondere Deutschlands, und deren Erschöpfung", das ist der Titel einer kürzlich erschienenen gehaltvollen Schrift des Geh. Bergraths R. Nasse.
Die Mächtigkeit der vorhandenen Kohlenlager: die technische Bedingung des Betriebes in einer entfernten Zukunft; der Kohlenbedarf dieser, das alles sind Faktoren der Rechnung, die sich nicht mit Bestimmtheit beurtheilen lassen. Unter solchen Vorbehalten aber gelangt Herr Nasse zu dem Ergebnis, daß die Kohlenvorräthe des Ruhrbeckens dem voraussichtlichen Bedürfnis an ihrem Theil noch rund 500 Jahre genügen; in Anbetracht jedoch, daß die Grenzen der Ruhrkohlenablagerung mit dem nördlichsten und östlichsten Tiefbohrungen in dem gegenwärtig bekannten Bezirk nicht erreicht worden sind, daß vielmehr aus den Lagerungsverhältnissen in demselben auf eine weitere Erstreckung der Mulden gegen Nordosten, aus dem vereinzelten Auftreten des Steinkohlengebirges bei Ibbenbüren und bei Osnabrück sogar auf die Ausdehnung des Ruhrbeckens durch das ganze Münsterland mindestens bis Burgsteinfurt und Aahaus geschlossen werden darf, so könne es kaum zweifelhaft sein, daß man jenen Zeitraum verdoppeln, also auf 1000 Jahre schätzen dürfe. Die Leistungsfähigkeit des Saarbeckens wird auf 833 Jahre geschätzt, die der Kohlenlager bei Aachen auf 800, der oberschlesischen auf etwa 750, der niederschlesischen auf 250; doch seien dort noch große unangegriffene Kohlenablagerungen zu vermuten. Der Vorrath im Königreich Sachsen soll nur noch für 100 Jahre ausreichen. Die übrigen deutschen Steinkohlenbezirke, welche an der Durchschnittsförderung von 1890 mit nur 1,6 Millionen Tonnen oder 2,3 Prozent theilnehmen, kommen bei der Frage nach der Dauer der Steinkohlenbeförderung im Deutschen Reiche kaum in Betracht.
Aehnliche Berechnungen, welche man in England angestellt hat, führen zu der Annahme, daß die dortigen Vorräthe, wenn nicht schon lange vor dem Herannahen der Erschöpfung eine allmähliche Abnahme der Förderung eintrete, im Jahre 2558 erschöpft sein würden, also früher als in Deutschland. Für Frankreich wird dies in 500 Jahren in Aussicht genommen, für Belgien in 700-800 Jahren. Bezüglich Nordamerikas gelangt der Verfasser zu dem Ergebnis, daß dort die Vorräthe für etwa 650 Jahre ausreichen, so daß wenn Nordamerika auch zunächst noch längere Zeit mit größeren Schritten der vollen Entwickelung seiner industriellen Kräfte entgegenschreiten wird, als die vorausgeeilten mitteleuropäischen Staaten, die Dauer der industriellen Höhe jenseits des atlantischen Oceans durch die Kohlenschätze nicht in höherem Maße gesichert sei, als diesseits desselben.
Das sind eben Zukunftsberechnungen, so unsicher wie die Zukunft überhaupt. Als gewiß geht daraus aber immerhin hervor, daß es noch für Jahrhunderte nirgends an Kohlen fehlen wird. Ob die Kohle in ihrer technischen Weltstellung bis dahin nicht durch neue Erfindungen beeinträchtigt wird, kann Niemand vorhersehen. Der Verfasser der vorliegenden, auch für den Nichtfachmann sehr anregenden Schrift erinnert in der Einleitung daran, wie auf dem fünften allgemeinen deutschen Bergmannstag der in den ersten Tagen des September v. J. in Breslau abgehalten wurde, Professor A. Riedler in einem Vortrag "nicht ohne eine gewisse Ironie" die Behauptungen von einer "neuen Aera", welche die Elektrizität in Verbindung mit den Wasserkräften schaffen und dem Dampf den Garaus machen soll" widerlegt und nachgewiesen habe, daß nach unserer jetzigen Kenntnis und Erfahrung der Dampf als Kraftmittel durch kein anderes Kraftmittel "von seiner Alles beherrschenden Höhe" herabgebracht werden würde. Wir wollen uns darüber kein Urtheil anmaßen; aber es darf wohl daran erinnert werden, daß schon gar manche Dinge, die zuerst "nicht ohne eine gewisse Ironie behandelt" wurden, eine ungeahnte Bedeutung für die Menschheit erlangt haben.


- Prinz und Prinzessin Friedrich Karl von Hessen, das neuvermählte Paar, wird nach der "Post" vorläufig das Schloß Philippsruhe, einen alten kurfürstlichen Besitz bei Hanau, bewohnen, da der Landgraf von Hessen am 2. Februar eine große orientalische Reise unternimmt. Später werden sie ihren Wohnsitz in dem jenseits des Mains gelegenen Schlosse Rumpenheim nehmen.
- Der Großfürst=Thronfolger von Rußland hat nach der "Post" am Berliner Hof ein freundliches Andenken hinterlassen. Das genannte Blatt schreibt: Seine Jugend, sein sympathisches Wesen und nicht zuletzt seine Bescheidenheit hatten bei allen denen, die mit ihm in persönlichen Verkehr zu treten in der Lage waren, den günstigen Eindruck gemacht. Der Zarewitsch scheint nach dem Aeußern zu schließen, eine aus weichem Stoff gebildete Natur zu sein. Aus seinen Augen könnte man sogar etwas Elegisches herausfinden. Man möchte sagen, daß sein Gesichtsausdruck der solcher Charaktere ist, die viel beobachten, wenig aus sich herausgehen, aber im Kreis der Kameraden des Alexander=Regiments zeigte er sich frei von aller Zurückhaltung. Dazu kam der Umstand, daß er deutsch und zwar sehr gut sprach und daß durch die preußische Husaren=Uniform, deren Pelz er mit Zobel besetzt trug, alles fremdartige von seiner Persönlichkeit wich. Ihm selbst schien man aus dem Verkehr anzumerken, daß ihm das Gefühl, sich in Berlin frei bewegen zu können, ein gewisses Behagen verschaffte, was seiner und der ihm entgegenkommenden Stimmung nur zum Vortheil gereichte.
- In unserem letzten Bericht über das Hochzeitsfest am Hofe war einer kleinen Hochzeitsgesellschaft nicht Erwähnung gethan, die sich in einer der Logen der Kapellenseite an den Vorgängen besonders zu vergnügen schien. Es waren der Kronprinz und seine Brüder die Prinzen Eitel Fritz, Adalbert, August Wilhelm und Oskar, die drei jüngsten in schwarzen Sammetkostümen, die beiden ältesten in solchen von rothem Sammet und weißen Spitzen. Dazwischen sah man den 12jährigen Prinz Friedrich Wilhelm, jüngsten Sohn des Prinzen Albrechtschen Paares, der zu dem Feste die Uniform des ersten Garde=Regiments und das Orangeband trug. Bei ihnen, den kleinen Vettern, befand sich die Prinzessin Feodora von Sachsen=Meiningen und später Prinzessin Sophie von Oldenburg, Tochter des erbgroßherzoglichen Paares.
Als Nachlese zu dem Festbericht möchte noch eine der schönsten Toiletten des Abends zu erwähnen sein, die der Frau Erbprinzessin von Sachsen=Meiningen. Die hohe Frau trug ein Kleid von rosa Sammet mit Silber bestickt, darüber eine Schleppe von rosa Brokatstoff, ebenfalls reich in Silber gestickt. Dann sei noch des entzückenden Blumenschmucks der für die Gesellschaft bestimmten Büffets in den Altdeutschen Kammern gedacht an denen sich an den Vorderseiten der Tafel auf dem weißen Linnen Festons von Rosen und grünen Gewinden hinzogen.
Gegenwärtig dürfte von Interesse sein, die hier folgende, historische Notiz zur Kenntnis zu bringen: Die im königl. Schlosse am Mittwoch erfolgte Vermählung ist bereits die siebzehnte Verbindung, die zwischen den erlauchten Häusern Brandenburg=Preußen (Hohenzollern) und Hessen (Brabant) im Laufe der Jahrhunderte stattgefunden hat.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 10 Seite 6]

- Der Text zu der Predigt, die der stellvertretende Schloßpfarrer Dr. Dryander beim Geburtstag am 27. in der Schloßkirche in Berlin gehalten hat, war dem Vernehmen der "Kreuzztg." zufolge vom Kaiser selbst ausgewählt; er lautete: Ev. Lucae 11, V. 22-22 : "Wenn ein stark Gewappneter seinen Palast bewahrt, so bleibet das Seine mit Frieden. Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seinen Harnisch, darauf er sich verließ, und theilet den Raub aus," und Psalm 50 "Rufe mich an in der Noth, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen."
- Vor dem Geschäftslokal von Rud. Hertzog in Berlin erstrahlte am Donnerstag abend das Hauptstück der Festillumination in hellstem Lichte. Ein großes W aus weißen elektrischen Flammen ist von blauroten Lichtdrapien in Form des preußischen Wappens umgeben. Darunter befindet sich das eiserne Kreuz auf grünflammendem Lorbeer, darüber in Weiß=Rot=Gelb die Kaiserkrone. Das Ganze umfaßt ca. 800 Quadratfuß. Dem prachtvollen Schauspiele sah eine vielhundertköpfige Menge zu und fortwährend hörte man Ausrufe der Bewunderung.
- Der Geh. Rath Krupp aus Essen hat am Donnerstag in Regensburg mit dem Fürsten von Bulgarien eine mehrstündige Konferenz gehabt. Am Freitag ist Geh. Rath Krupp in Berlin eingetroffen, wo derselbe zur Audienz beim Kaiser befohlen war.
- Eine gewaltige Feuersbrunst hat am Freitag Nachmittag in der Berliner Central=Markthalle stattgefunden. Gegen 3 1/2 Uhr kam in den unter der Verkaufshalle belegenen großen Vorrathskellern auf bisher noch nicht ermittelte Weise, vermuthlich durch Explosion oder unvorsichtige Handhabung einer Petroleumlampe ein Feuer aus, das rasch um sich griff. Im Keller weilende Händler und Beamte versuchten vergeblich, das Feuer zu dämpfen, dasselbe ergriff einen Verschlag nah den anderen und fand in den dort bis zur Decke gespeicherten Fleisch= und Fettwaaren, Spirituosen etc. reiche Nahrung. Als man die Feuerwehr endlich alarmirte, war es schon zu spät; beim Eintreffen derselben stand fast der gesammte Inhalt des ausgedehnten Kellers in Flammen. Glut und erstickender Qualm verhinderten das Eindringen von Mannschaften zum Heerd des Feuers. Bei der gewaltigen Ausdehnung der Kelleräumlichkeiten hatte die Feuerwehr einen sehr schweren Stand. Alsbald wurde außer von sechs Dampfspritzen aus 14 Rohren Wasser gegeben. Der Schaden ist ein enormer, die gesammten Waarenvorräthe in den Kellern und der Halle sind, soweit sie nicht durch Feuer vernichtet, durch Qualm verdorben. Die wenigsten Verkäufer waren versichert. Die Szenen, die sich vor der Halle abspielten, spotten jeder Beschreibung, fortgesetzt versuchten es Händler und Händlerinnen, in die Halle einzudringen, um Einiges von ihren Habseligkeiten zu retten. Jammernd wurden die Beamten befragt, wessen Stände in Brand stehen; achselzuckend konnten dieselben nur die Anstürmenden zurückweisen.
- Der Verkehr in der Central=Markthalle zu Berlin wurde schon am Montag wieder aufgenommen. Die "Allgem. Fleischerztg." meldet, die Waaren seien auf eine halbe Million versichert, wodurch alle berechtigten Ansprüche befriedigt werden können.
- Im Südwestlichen Schwarzwald (Gegend von Zell) sind, was im Schwarzwald sehr selten vorkommt, Lawinen niedergegangen.
- Infolge Intervention des Universitäts=Rektors mußte die beim Kaiser=Kommers der Bonner Studenten geplante offizielle Feier Bismarcks unterbleiben. Man hat sich nun auf jenem Kommers in anderer Form zu helfen gewußt. Statt der Rede auf Bismarck wurde eine solche auf das deutsche Vaterland gehalten. Aber auch ohne Namensnennung war diese eine Verherrlichung Bismarcks. Deutlicher wurde man nach Schluß des offiziellen Theils beim Semesterreiben. Auch wurde ein Ergebenheits=Telegramm an Bismarck abgesandt, nachdem man vorher ihm zu Ehren einen Salamander gerieben hatte.
- Aus Stuttgart wird berichtet, daß in der Umgebung der Stadt vier Fünftel der Weinreben erfroren sind.
- Zahlreiche Orte des Neckarthales sind von Hochwasser heimgesucht.
- Im Dome zu Frankfurt a. M. wurde der Opferstock seines Inhaltes beraubt, wobei den Dieben 400-500 M. in die Hände fielen.
- In Frankfurt a. M. wurde ein junger Mann, der barfuß in den Schnee und Schlammassen herumwatete, festgenommen. Der "Kneippianer" war, wie sich später herausstellte, aus der Irrenanstalt entwichen.
- Wie aus Königsberg i. Pr. gemeldet wird, traf dort der russische Großfürst=Thronfolger am Sonntag kurz vor 10 Uhr mit einer dreiviertelstündigen Verspätung ein, weil ein Salonwagen einen Federbruch erlitten hatte und in Braunsberg ausgesetzt werden mußte. Ein Empfang am Bahnhof fand nicht statt, der Großfürst setzte alsbald die Reise fort.
- In den russischen Notstandsgegenden ist die Lage der Bevölkerung infolge der außerordentlichen Kälte schrecklich. Die Regierung wird demnächst namhafte Unterstützungen vertheilen lassen.
Die Sonne sendete glühenden Brand herab auf die eine der weiten, theils fast ganz baumlosen, theils an schattenspendendem Laubholz armen Savannen Inner=Afrikas, als die glutgetränkte, ringsum herrschende Stille durch einen langsam über die halbversengten, schier endlosen Grasflächen sich hinwindenden Zug menschlicher Wesen unterbrochen wurde. Es war eine von Händlern aus dem Innern des dunklen Erdtheiles nach der Ostküste geführte Sklavenkarawane. Grell hoben sich die hellen, fliegenden Gewänder der Araber, die den traurigen Zug umschwärmten, wie die wachsamen Schäferhunde die Herde ihres Herrn, von den dunklen Gestalten der armen nackten Gefangenen ab. Infolge der unsäglichen Qualen und der vollständig ungenügenden Ernährung zu jammervollen Skeletten abgemagert, mit mattem Blick und tiefgebeugtem Kopfe werden die Unglücklichen von ihren unmenschlichen Peinigern, die als einziges Ermunterungs= und Tröstungsmittel nur die Peitsche kennen, unaufhaltsam weiter und immer weiter ostwärts getrieben, einer ungewissen Zukunft entgegen. Nun, schlimmer kann es ihnen allen dort in dem unbekannten Lande auch nicht gehen, als es jetzt der Fall ist. So denkt auch das junge Weib, das allein noch unter ihren Leidensgenossen den Kopf erhoben trägt. Ihr schöner, schlanker Körper scheint bisher wenig gelitten zu haben von dem trostlosen Marsche. Um so hinfälliger ist ihr Gefährte, mit dem sie an der einen Hand durch einen einfachen Strick zusammengefesselt ist. Mühsam nur schleppen ihn die kraftlosen Beine vorwärts; aber jedesmal wenn er niedersinken wollte, raffte ihn ein auf seinen gekrümmten Rücken niedersausender Schlag von der Peitsche seines Peinigers wieder empor. Jetzt aber ist es mit der Kraft des Alten zu Ende, nicht die Furcht vor der grausamen, schmerzenden Strafe hält ihn aufrecht, nicht die liebevolle Unterstützung der jugendkräftigen Tochter. Lautlos stürzt er hin auf den glühend heißen Boden, um nicht wieder aufzustehen. Jetzt ist für das arme Mädchen der qualvollste Augenblick herangekommen. Mitleid kennt der Araber nicht, sie muß weiter und darf nicht bei dem sterbenden Vater zurückbleiben. Denn ein solch werthvolles Stück seiner schwarzen Waare, wie sie es in ihrer Jugend und wilden Schönheit ist, läßt sich der Araber gewiß nicht entgehen. Wenn es hoch kommt, opfert er vielleicht eine Kugel, die ihrem Vater das entsetzliche langsame Hinsterben erspart. Nun ist sie ganz allein, denn die Mutter und die Geschwister haben sich der schmählichen Menschenjagd, bei der sie und der alte Vater gefangen wurden, durch die Flucht in das undurchdringliche Dickicht des Urwaldes entzogen. An alles das denkt sie, während ihr Blick schmerzerfüllt auf dem sterbenden Vater ruht. Da weckt sie ein rauher Ruf des Arabers aus ihren Träumen. Noch einmal umfassen ihre thränenden Augen die geliebte Gestalt; dann muß sie weiter gegen Osten. Dort steigt mit jedem neuen Tage am Himmel die goldene Sonne empor, die der Erde Glück und Segen bringt. Vielleicht birgt auch für sie, die arme Verlassene, die unbekannte Zukunft dort im Osten das Glück im Schoße!


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