No. 11
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. Februar
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 11 Seite 1]

                In Verfolg der landvogteilichen Bekanntmachung vom 17. Januar d. J. werden die Ortsvorstände aufgefordert, die gesammelten Jahrgänge des Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg im Laufe der nächsten Woche an den Herrn Buchbinder Hempel hieselbst zum Einbinden auf Kosten Großherzoglicher Landvogtei zu liefern.
Schönberg, den 1. Februar 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


                Vielfache Klagen über nachlässiges Kehren der hiesigen Schornsteinfegermeister und ihrer Gesellen veranlassen uns zu der Aufforderung, jede Nachlässigkeit derselben, sobald sie erweislich ist, unter Beifügung des Beweismaterials schriftlich unverzüglich hierher anzuzeigen. Wenn möglich, sind Erachten eines Bautechnikers solchen Anzeigen anzulegen.
              Zugleich nehmen wir Veranlassung, bekannt zu geben, daß die Publikation einer Verordnung, betreffend das Schornsteinfegerwesen im Fürstenthum Ratzeburg, bevorsteht. Die Verpflichtung der Hausbesitzer, Küchenschornsteine vierteljährlich fegen zu lassen, läßt diese Verordnung, welche übrigens vorweg event. unter den übrigen Vorlagen dem Landtage unterbreitet werden soll - soweit bisher bestimmt ist - bei Bestand.
              Schönberg, den 31. Januar 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Recht schwarz erscheinen der "Post" die Aussichten, wenn die Militärvorlage abgelehnt wird. Dieselbe schreibt: Die Aussichten auf eine Verständigung über die Militärvorlage lassen sich z. Z. nicht als günstig bezeichnen, was in nationalem Interesse auf das Tiefste zu beklagen ist. Ein innerer Konflikt müßte in dieser kritischen Zeit doppelt gefährlich wirken und würde sicherlich vom Auslande zu unserm großen Schaden ausgenutzt werden. Eine Ablehnung der Vorlage würde uns dem Kriege näher bringen, als zu irgend einer Periode seit 1870. Daß dieser Krieg, der schrecklichste, den unser Jahrhundert gesehen haben wird, mit einer nach Ansicht der Heeresleitung unzureichenden Armee geführt werden müßte, steht fest. Hoffen wir deshalb, daß noch in letzter Stunde die Mehrheit der Kommission und des Reichstages der Versuchung widerstehen werde, es auf eine Kraftprobe ankommen zu lassen, die die Existenz des deutschen Reiches und somit auch die aller Parteischattierungen in demselben in Frage stellt.
Die Militärkommission des Reichstags trat in die Spezialberathung der ihr überwiesenen Vorlagen ein. Abg. Richter beantragte: 1. Eine Subkommission einzusetzen zur Feststellung a) der dauernden Ausgaben, welche die definitive Durchführung der Vorlage verursacht, b) der einmaligen Ausgaben für die Vorlage, c) der fortdauernden einmaligen Ausgaben für Militär und Marine, welche durch schon bestehende Gesetze bedingt sind. 2. Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, eine Aufstellung der Mehrausgaben, welche in den nächsten 5 Jahren aus bestehenden Gesetzen etc., abgesehen von Militär und Marine, zu erwarten sind, vorzulegen. Nach längerer Debatte wurde der Antrag Richter auf Einsetzung einer Subkommission von 7 Mitgliedern zur Klarstellung der finanzpolitischen Seite der Militärvorlage angenommen. Erst nachdem diese Kommission getagt, tritt die große Kommission wieder zusammen. Ebenso gelangte der 2. Antrag Richter zur Annahme.
Der Besuch des Zarewitsch in Berlin gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die "Münch. Allg. Zeitung" erhält aus Berlin folgendes Telegramm: "Dem Vernehmen nach hätte der Großfürst=Thronfolger die Versicherung hierher überbracht, daß ein Bündniß zwischen Rußland und Frankreich nicht bestehe." Die "Kreuzztg." ist in der Lage, diese Nachricht als richtig zu bestätigen. Wenn man auch bisher im Allgemeinen annahm, daß ein förmliches Bündniß zwischen Rußland und Frankreich nicht abgeschlossen sei, so hätte die offizielle Erklärung des Zarewitsch, wenn sie wirklich in obiger Form in Berlin abgegeben sein sollte, gleichwohl große Tragweite, in erster Linie wegen des niederschmetternden Eindrucks, den dieselbe in Frankreich machen muß, wo die große Masse des Volks doch immerhin im Glauben an die Existenz der russisch=französischen Allianz lebt.
Das "Journal de St. Petersbourg" schreibt: "Man hat in den Telegrammen die Worte gelesen, mit welchen der deutsche Kaiser bei der zu Ehren des Zarewitsch vom Offizierkasino des Kaiser Alexander=Garde=Grenadier=Regiments veranstalteten Frühstückstafel die Gesundheit des Kaisers von Rußland ausgebracht hat. Der erlauchte Herrscher hat beredte Worte den Traditionen der Freundschaft gewidmet, welche die beiden kaiserlichen Familien verbindet und für welche die dem Zarewitsch bereitete Aufnahme ein neues Zeugnis ist, das alle Friedensfreunde mit aufrichtiger Freude begrüßen werden." - Zur Feier des Geburtstages Kaiser Wilhelms fand beim Czaren ein Familienfrühstück statt, wozu der deutsche Botschafter von Werder geladen war.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 11 Seite 2]

Kaiser Alexander brachte die Gesundheit Kaiser Wilhelms aus.
Für die Aufnahme des russischen Thronfolgers in Berlin dankte, wie der "Köln. Ztg." aus Petersburg gemeldet wird, der Czar noch vor seiner Geburtstagsgratulation an den Kaiser Wilhelm diesem in wärmsten Ausdrücken.
- In den "Hamburger Nachrichten", die bekanntlich die Ansichten des Fürsten Bismarck vertreten, findet sich folgende charakteristische Auslassung: "Der Toast, den der Kaiser bei dem Frühstück zu Ehren des Zarewitsch auf den Kaiser von Rußland ausgebracht hat, ist ohne Zweifel das wichtigste politische Ereigniß der jüngsten Vergangenheit. Die Thatsache, daß der Großfürst=Thronfolger überhaupt nach Berlin gekommen ist, und noch mehr die, daß der Kaiser ihn so freundlich und in Erinnerung an die alten Verhältnisse begrüßt hat, ist für uns im höchsten Maße erfreulich. Wenn die zerrissenen Drähte, die Berlin und Petersburg verbanden, jetzt wieder angeknüpft werden, so wollen wir uns im Interesse ihrer neuen Befestigung für alle Zukunft gern jeder Kritik der Vorgänge enthalten, welche die Ursachen ihres Abreißens gewesen sind. Wir haben uns über die Ernennung eines in Rußland willkommenen Botschafters in der Person des Generals v. Werder gefreut, und wir freuen uns noch mehr über die Auffassungen, welche Se. Majestät der Kaiser nach den vorliegenden Berichten dem russischen Thronfolger gegenüber zum Ausdruck gebracht hat."
Der "Reichs= und Staatsanzeiger" widerlegt in einem eingehenden Artikel an der Hand statistischen Materials die mehrfach vorgebrachte Behauptung, daß die in der Militärvorlage geforderte Rekruten=Mehreinstellung über die natürlichen Grenzen der Wehrkraft hinausgehe. Der "Reichsanzeiger" bemerkt zum Schluß, die durch die Militärvorlage bedingte Erhöhung der Rekrutenquote werde eine Herabminderung der Ansprüche an die Tauglichkeit zum Friedensdienst nicht zur Folge haben und ohne Gefährdung der dienstlichen Leistungen im Allgemeinen wie der Gesundheit des einzelnen Mannes ihre Deckung nur aus solchen Militärpflichtigen finden, die schon nach den jetzigen Bestimmungen die Einstellung in den aktiven Friedensstand zu gewärtigen hätten.
Von offiziöser Seite wird jetzt eine vielfach lautgewordene Vermutung, daß Graf Waldersee und die anderen militärischen Festredner bei Kaisers Geburtstag, welche die Militärvorlage gestreift haben, hierzu von einer bestimmten Stelle aus veranlaßt worden seien, für haltlos erklärt.
Der Bundesrath in Berlin überwies einen Gesetzentwurf betr. die Pflichten eines Kaufmanns bei Aufbewahrung fremder Werthpapiere den Ausschüssen.
Nicht uninteressant ist es, daß einer Veröffentlichung des Herrn v. Below=Saleske in der "Kreuzzeitung" zufolge deutscherseits die Valutaregulierung für Oesterreich=Ungarn zur conditio sine qua non des Handelsvertrages gemacht worden ist. Herr von Below verlangt nun namens der ostelbischen Landwirthe die gleiche Bedingung für einen Handelsvertrag mit Rußland, welches letztere übrigens soeben in der Person eines Direktors im russischen Handelsministerium einen "finanziellen Bevollmächtigten" für Berlin ernannt hat. In den gut unterrichteten hohen Finanzkreisen Berlins scheinen freilich noch keineswegs alle Zweifel behoben zu sein, ob die Durchführung der Valutaregulierung in Oesterreich=Ungarn in absehbarer Zeit gelingen werde.
Aus Anlaß des Bischofsjubiläums des Papstes werden außer dem Kaiser Wilhelm, der den General von Loë mit der Ueberbringung seiner Glückwünsche beauftragt hat, auch der Prinz=Regent von Bayern und der König von Sachsen, ferner Kaiser Franz Joseph, die Königin=Regentin von Spanien, die Königin von England und der Sultan außerordentliche Bevollmächtigte nach Rom entsenden. Die übrigen Staatsoberhäupter werden, soweit sie mit dem Vatikan überhaupt Beziehungen unterhalten, ihre ständigen Vertreter mit der Beglückwünschung des Papstes betrauen.
Der Großherzog von Oldenburg verlieh dem Reichskanzler Grafen Caprivi das Ehrengroßkreuz mit der goldenen Krone und den Schwertern am Ringe.
Bebel, dem Haupt der Sozialdemokratie, droht ein Duell! Der Pariser "Temps" hat ein Schreiben des ehemaligen Direktors des Blattes "La Revanche", Louis Peyramont, das an eine Aeußerung des Abg. Bebel in der Militärkommission des deutschen Reichstages anknüpft, veröffentlicht. Dieser soll behauptet haben, Fürst Bismarck habe im Jahre 1887 in Paris eines der am meisten zum Krieg drängenden Blätter angekauft, weil er selbst den Krieg mit Frankreich gewünscht habe. Louis Peyramont hält nun dafür, daß diese Aeußerung nur auf die "Revanche" bezogen werden könnte, und hat, wie er mittheilt, an Herrn Bebel ein Telegramm gerichtet, in welchem er unverzüglich die Beweise für dessen Behauptung verlangt. Die Depesche schließt: "Hoffen Sie nicht, sich entziehen zu können, denn müßte ich Sie selbst in Berlin aufsuchen, so werde ich mir doch Genugthuung für diese feige Verleumdung schaffen." Peyramont fügt hinzu, daß er sich 48 Stunden gedulden werde, damit Herr Bebel, der das Telegramm erhalten habe, sich das erforderliche Material verschaffen könne. Dann will er losgehen!
Die Aeußerungen, die der Staatssekretär von Marschall im Reichstag über die deutsch=russischen Handelsvertragsverhandlungen gethan hat, werden in den Zeitungen mit lebhaftem Interesse erörtert. Vielfach werden sie so ausgelegt als ob die Reichsregierung sich mit der Hoffnung auf ein positives Ergebnis schmeichle. Die "Post" meint, es sei lebhaft zu bedauern, wenn daraus russischerseits der Schluß gezogen werden sollte, als ob man diesseits den Abschluß eines Handelsvertrages ebenso wünsche, wie s. Z. mit Oesterreich und Italien. Denn nur unter der Voraussetzung weitgehenden Entgegenkommens Rußlands sei ein Handelsvertrag überhaupt diskutierbar. Wir können warten. Rußland nicht. Denn es kann weder die Erweiterung seines Verkehrssystems ohne starke Mitwirkung des Auslandes durchführen, noch des deutschen Marktes für seine Getreideausfuhr entraten. Soll ein positives Ergebnis im deutschen Interesse erzielt werden, so ist es daher unerläßlich, dies den Russen gegenüber mit vollstem Nachdruck zu betonen. Das Wesentliche ist, daß ihnen der Satz klar wird: Wir können warten.


- Schönberg. Auf Allerhöchsten Befehl seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs ist die Einberufung der Vertretung des Fürstenthums Ratzeburg auf Dienstag, den 21. Februar dieses Jahres angeordnet.
- Dem Vernehmen nach beabsichtigt der Vorstand des deutschen Juristenvereins, den Juristentag dieses Jahr in Augsburg abzuhalten.
- Besteuerung der Neugierde. Um das schaulustige weibliche Publikum bei kirchlichen Trauungen möglichst fern zu halten, hat man in Clausthal am Harz zu dem Mittel gegriffen, 10 Pfennig Eintrittsgeld von jeder Person zu erheben; als hierdurch ein Resultat nicht erzielt wurde, ist der Betrag auf 25 Pfg. erhöht worden. Die Kirche hat sich hierdurch eine ganz erhebliche regelmäßige Einnahmequelle geschaffen.
- Wie man aus Hamburg schreibt, ist die Elbe fast eisfrei. Der Verkehr ist in vollem Umfange wieder aufgenommen, und damit hat auch die lange Arbeitslosigkeit von Tausenden von Hafenarbeitern ihr Ende erreicht.
- Die Neumayer'sche Schneeschuhfabrik in München erhielt vom kgl. sächsischen Kriegsministerium einen größeren Auftrag auf Skis zur Einführung in der Armee.
- Bei dem Synagogenbrand in Rom sind 26 alte Pergamentbibeln aus dem 12. Jahrhundert vernichtet, ebenso viele goldüberladene gottesdienstliche Geräthe. Das Gerücht geht um, daß das Feuer von Dieben angelegt worden sei.
- Der preußische Justizminister überwies dem Dienstknecht Rogge, der von der Hannoverschen Strafkammer zu vier Wochen Gefängniß verurtheilt, nach Aufhebung dieses Urtheils aber und nachdem er die Strafe verbüßt hatte, in erneuter Verhandlung freigesprochen worden war, eine Geldentschädigung im Betrage von hundert Mark. Das Justizministerium hat demnach die grundsätzliche Ablehnung der Entschädigung unschuldig Verurtheilter aufgegeben.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 11 Seite 3]

- Eines der größten zoologischen Wunder ist jüngst dem bekannten Thierhändler Karl Hagenbeck von seinem Bruder Wilhelm aus Sumatra zugeschickt worden. Es ist ein Elefant, aber eine wahre Miniaturausgabe eines Elefanten, der kleinste, den man jemals gesehen hat. Die winzigsten Elefanten, die man bisher kannte, waren mindestens 115 Ctm. hoch und 450 Pfund schwer. Der neuste Liliput=Elefant Hagenbecks aber ist 90 Ctm. hoch und im Ganzen 78 Kilo schwer, ein wahres Wunderding, das kaum seines Gleichen auf der Erde haben dürfte. Das hübsche Tierchen, für die Chicagoer Weltausstellung zu Hagenbecks zoologischer Arena bestimmt,


Anzeigen.

In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der dem Hauswirth Asmus Kols zu Grieben gehörigen Halbstelle sub Nr. X. c. p. wird der auf

Freitag, den 24. Februar 1893

angesetzte Verkaufstermin, mit welchem zugleich ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück verbunden, auf

Sonnabend, den 25. Februar 1893
Vormittags 10 1/2 Uhr

verlegt.
Schönberg, den 3. Februar 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


Konkursverfahren.

In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns Heinrich Meyer zu Schönberg ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen Termin auf

Freitag, den 3. März 1893
Vormittags 11 Uhr

vor dem Großherzogl. Amtsgerichte hierselbst anberaumt.
Schönberg, den 2. Februar 1893.

H. Diederich,
Gerichtsschreiber des Großherzogl. Amtsgerichts.


In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der der Ehefrau des Hauswirths Kols, geb. Lenschow zu Grieben gehörigen Vollstelle sub Nr. II c. p. wird der auf

Freitag, den 24. Februar 1893

angesetzte Verkaufstermin, mit welchem zugleich ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück verbunden, auf

Sonnabend, den 25. Februar 1893
Vormittags 11 Uhr

verlegt.
Schönberg, den 3. Februar 1893.

Großherzogliches Amtsgericht
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Hauswirths Asmus Kols in Grieben hat der Konkursverwalter den Antrag gestellt, eine Gläubigerversammlung über nachstehende Tagesordnung

1. Mittheilungen des Konkursverwalters,
2. Beschlußfassung wegen Anfechtung der geschehenen Beschlagnahmen (Egert, Kohs, Dücker) sowie
3. darüber, ob dem Gemeinschuldner und seiner Familie die bis dahin gewährte Unterstützung weiter zu gewähren sei,
zu berufen.
Gemäß dieses Antrags ist Termin auf

Freitag, den 17. Februar 1893
Vormittags 10 1/2 Uhr

vor hiesigem Amtsgerichte angesetzt, zu welchem die Gläubiger hiermit berufen werden.
Schönberg, den 4. Februar 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


Holz=Auction Nr. 14.

Am Mittwoch d. 8. Februar Morg. 10 Uhr sollen beim Krüger Oldörp zu Boitin=Resdorf nachstehendes Holz verkauft werden

Aus dem Resdorfer Söhren.

  3 Rmtr. eichen Knüppel.
14 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
  7 Rmtr. buchen Knüppel.
11 Fuder buchen Durchforstholz und Pollholz.
23 Fuder Haselbusch p. p.
  2 Rmtr. aspen Knüppel.
11 Fuder ellern Wadelholz I. und II. Cl.
  3 Stück kiefern Stangen I. Cl.
16 Rmtr. Nadelholz Knüppel.
Schönberg, den 30. Januar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 15.

Am Donnerstag, den 9. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Krüger Thies zu Ziethen nachstehende Holzsortimente bei beschränkter Concurrenz meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Bahlen.

105 Rmtr. buchen Kluft I., II. Cl. u. Olm.
  14 Rmtr. buchen Knüppel.
  39 Fuder buchen Pollholz.

2. Aus dem Garnseerholze.

189 Rmtr. buchen Kluft I., II. Cl. u. Olm
    8 Rmtr. buchen Knüppel.
Schönberg, den 1. Februar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottetet.


Holz=Auction Nr. 16.

Am Montag, d. 13. Februar Morg. 10 Uhr sollen beim Gastwirth Wiencke zu Sülsdorf nachstehende Holzsortimente bei freier Concurrenz meistbietend verkauft werden

Aus dem Kleinfelder und Sülsdorfer Zuschlage.

102 Stück eichen Langhölzer = 62,68 Festm.
  3 Rmtr. eichen Kluft II. Cl.
  53 Rmtr eichen Knüppel.
  44 Fuder eichen Durchforstholz II. u. III. Cl.

aus dem Schälschlage.

  14 Fuder eichen Pollholz.
    6 Stück buchen Nutzholzblöcke = 4,29 Festm.
128 Rmtr. buchen Kluft I. und II. Cl.
    8 Rmtr. buchen Knüppel.
  17 Fuder buchen Pollholz.
    6 Stück birken Nutzholzblöcke = 2,97 Festm.
    4 Rmtr. birken Kluft.
    3 Fuder birken Pollholz.
  13 Fuder ellern Wadelholz II. u. III. Cl.
  16 Rmtr. fichten Kluft II. Cl. und Knüppel.
Schönberg, den 5. Februar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Suche zu Ostern dieses Jahres einen
Lehrling.
                                                    Georg Bernhöft.
                                                    Tischlermeister.


Große schott. Steinkohlen
und
Böhmische Stückkohlen
erwarte und empfehle ab Bahnhof billigst                          
                                                    C. Schwedt.


Suche zu Ostern einen
Lehrling
                                                    E. Schröder, Schneidermeister.
                                                    Sabowerstr. Nr. 45 b.


Gutes Vormath u. Nachmath
kauft                                                    
                                                    Tilse.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 11 Seite 4]

Im Allein=Verkauf empfehle:
"Marie"=Briket
in feinster Qualität ab Bahnhof hier, sowie
böhmische Stückbraunkohlen
billigstens.                                                    
Schönberg i. M. d. 16. Januar 1893.
                                                    F. Heitmann.


Achtung!
Die billigsten Schnitter (Westpreußen) besorgt
Vorschnitter Jakuborski, Weide
bei Großkommorsk (Westpreußen.)


Landesimpfinstitut Schwerin.

Von jetzt an kann Lympfe zu Nachimpfungen von hier bezogen werden.
Schwerin, 27. Januar 1893.

                                                    Der Vorstand
                                                    Dr. Wilhelmi.


1 bis 2 Zimmer
in der Marienstraße sind an einen Herrn billig zu vermiethen.                          
Näheres durch die Expedition.


Vom 15. Februar an decken von meinen Hengsten beim Herrn Gastwirth W. Böckmann in Schönberg

Soliman

dunkelbraun, von Süd, Mutter von Admiral.Dechant.

Derb,

hellbraun, von Derb Derwisch.
Deckgeld 19 M. incl. Stallgeld.
In Schlagresdorf decken

Xerxes,

hellbraun von Xerxes, Mutter König.
Deckgeld 16 M.

Sultan,

schwarz, Deckgeld 12 M.

                                                     J. Hecht.

Schlagresdorf.


Mein Schimmelhengst                          
Quatember
und der schwarze hannov. Hengst, von Kansas,
Mutter von Thorschreiber,

decken von jetzt an für 10 M. und 1 M. an den Stall und setze ich doppelt oder gar nicht.

                                                    Hauswirth Möller in Sülsdorf.


In Hof Selmsdorf deckt der starke Fuchshengst

"Julius"

Deckgeld 10 Mk. u. 1,50 Mk. a. d. Stall.


Mein 4jähriger dunkelbrauner Hengst deckt fremde Stuten für 11 Mark incl. Stallgeld.

                                                    Hauswirth J. H. Ziething,
                                                    Thandorf.


Mein kirschbrauner Hengst
"Emma"

steht zum Decken bereit. Deckgeld 10 M. und 1 M.an den Stall.

                                                    Stegmann, Sülsdorf.


Suche zu sofort                                                    
ein kräftiges Mädchen
für alle häuslichen Arbeiten.                                                    
                                                    Helene Lundwall.


Gestern und heute empfing

5000 Pfd. Holsteiner Käse

in weicher vorzüglicher Beschaffenheit und empfehle solchen um damit schnell zu räumen
            im Ausschnitt à Pfund 18 Pfg.
            im Ganzen ca. 12 Pfund à Pfund 16 Pfg.
            im Halben à Pfund 17 Pfg.
Von der Güte der Waare bitte sich überzeugen zu wollen.

                                                    Max C. Sass.


Sollten irgendwo noch leere Braunbiergebinde von mir bezogen stehen, bitte um Mittheilung und werde dieselben sofort abholen lassen.

                                                    Max C. Sass.


Empfehle feinstes ganz weißes Buchweizenmehl, präparirtes Erbsenmehl zur raschen und billigen Herstellung einer Erbssuppe.
Durch Verbindung mit der größten Grützmühle Norddeutschlands bin ich jetzt auch in der Lage, jede Portion aller Sorten Grütze auch an Wiederverkäufer zu Tagespreisen abzugeben.
Ferner halte Proben von Buchweizen=, Gerste= und Hafergrütz=Abfällen vorräthig, welche als Futterstoffe sehr empfohlen werden.

                                                    H. Wolgast,
                                                    Bäckerei u. Mehlhandlung.


Soldaten!
Schon                          
seit
                          Jahren
hat sich das Bedürfniss fühlbar gemacht, um den kameradschaftlichen Sinn auch im bürgerlichen Leben zu erhalten und zu befestigen und Treue und Vaterlandsliebe zu hegen und zu pflegen, hier einen Kriegerverein ins Leben zu rufen. Um dies zu erreichen, werden alle Soldaten aufgefordert, am Sonntag, den 12. Februar Nachmittags um 2 Uhr im Gastwirthin Krellenberg'schen Lokale zusammenzutreten und das Weitere in dieser Sache zu veranlassen, Kameraden! erscheint alle. Hoch unser deutsches Vaterland!

                                                    Ein Kamerad im Namen vieler.

Carlow, den 5. Februar 1893.


Am Donnerstag, d. 16. Februar findet ein

Conzert   (Streichmusik)
von der hiesigen Vereinskapelle im großen Saale des Herrn Gastwirth Boye statt. - Zu recht zahlreichem Besuch von Stadt und Land laden ergebenst ein

J. Boye.                                                     die Vereinsmusiker.
Anfang Abends 7 Uhr
Entré à Person 50 Mark (Lübeck).                           Familie 1 M.
Nach dem Conzert Ball.

Schönberg, im Februar 1893.


Gr. Siemzer Schweinegilde.
Sonntag, den 12. Februar 1893
Fastnachtsball.
Anfang 7 Uhr.

Einführungen durch Mitglieder à Person 1 M., sind gestattet.

                          Der Vorstand.


Für die so zahlreiche und innige Theilnahme an dem Begräbniß unseres lieben Entschlafenen, des Hauswirths Heinrich Lenschow, sagen den herzlichsten Dank

                                                    die Hinterbliebenen.

Lübseerhagen, den 4. Februar 1893.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 59-60 M., große Schweine 58-60 M., Sauen 47-56 M., Kälber 80-85 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 11 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 11 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 7. Februar 1893.


Das neueste Urtheil über Gustav Adolf.

Im zweiten Band der gesammelten Schriften und Denkwürdigkeiten des General=Feldmarschalls Grafen von Moltke befindet sich das nachstehende Urtheil über König Gustav Adolf. Moltke sagt: "An diesem großen Bürgerkriege (30jährig. Krieg) der Deutschen nahmen Schweden und Frankreich theil, beide unter dem Vorwande, den Protestanten gegen den Kaiser beizustehen; beide aber in der wahren Absicht Eroberungen in Deutschland zu machen. Schweden kann dabei vieles zu seiner Entschuldigung anführen. Die jüngste Geschichtsbeschreibung der Deutschen ist in der That zu freigebig mit Vorwürfen gegen den König Gustav Adolf gewesen. Er wollte erobern, er hatte sogar den kühnen Gedanken, deutscher Kaiser zu werden. Gut, wir zweifeln nicht daran. Aber wenn er seinen Plan durchgesetzt hätte, wäre denn das ein Unglück für uns gewesen?
"Er war ein Fürst germanischen Stammes, er würde so ganz Deutscher geworden sein, daß Schweden fortan nur noch als deutsche Provinz hätte gelten können. Ueberdies war es ihm mit dem Kampf um die Glaubensfreiheit Ernst. Er war als Protestant geboren und erzogen und innig von der Wahrheit überzeugt, die damals unterdrückt werden sollte. Mischte sich auch in seine Empfindung politischer Ehrgeiz, wer mag behaupten, daß die Frömmigkeit dieses edlen Königs bloß Maske gewesen sei? Sie war es nicht. Sein Andenken muß allen Protestanten heilig bleiben.
"Schweden war also berechtigt, sich in den 30jährigen Krieg einzumischen, den hart bedrängten Protestanten beizustehen. Aber Frankreich? Was wollte denn Frankreich? An der Spitze dieses Reiches stand damals ein Kardinal und neben ihm ein Kapuziner, der berüchtigte Pater Josef, die im Namen des unmündigen Königs regierten. Ein Kardinal und ein Mönch! Konnten sie es wohl mit der Sache der Protestanten ehrlich meinen? Und doch schämten sie sich nicht, das Gaukelspiel Heinrichs II. zu erneuern und abermals zu verkünden, sie wollten für die Glaubensfreiheit der deutschen Protestanten kämpfen. Ihr Zweck war kein anderer, als Deutschland in einem Augenblick zu berauben, in welchem es zu schwach war, sich zu vertheidigen. Frankreich handelte wie ein Dieb, der in eine brennende Stadt kommt, nicht um zu löschen, sondern um zu stehlen. Es hatte nicht das geringste Recht, sich in die deutschen Angelegenheiten zu mischen. Das Volk in Deutschland sah dies wohl ein und machte zwischen Schweden und Franzosen einen großen Unterschied. Es begrüßte den König Gustav Adolf als Retter, es warf sich vor ihm auf die Kniee und erflehte seinen Segen. In dem sogenannten Retter dagegen, der mit französischen Truppen über den Rhein kam, in dem General Turenne, sah es nur einen Räuber und Mordbrenner. Tausend öffentliche Stimmen jener Zeit, fliegende Blätter, Relationen und Promemorias sprechen für die Schweden, nicht eine für die Franzosen.


- Die Unterschrift, die der Kaiser seinem dem Staatsminister Dr. v. Friedberg zum 80jährigen Geburtstag übersandten Bildnis gegeben hat: Nemo me impune lacessit, ist die Devise des schottischen St. Andreasordens, der in der Mitte eine Distel mit jener Unterschrift führt.
- "Niemand reizt mich ungestraft." Diese vielbesprochene Unterschrift unter dem Bilde, welches der Kaiser dem früheren Minister v. Friedberg verliehen hat, verdankt, der "Post" zufolge, dem Zufall ihre Entstehung. Der Kaiser hatte erst an dem Tage, an dem Minister v. Friedberg sein 80. Jahr vollendete, von dessen Geburtstag erfahren. Als er ihn desselben Tages beim Hoffeste traf, redete er ihn darauf an und sagte zu ihm: "Was? das sagen Sie mir nicht einmal? Das muß ich so zufällig erfahren?" und fügte dann, mit dem Finger drohend, hinzu: "Das darf nicht ungestraft bleiben." Die Strafe war die noch am Selben Tage erfolgte Uebersendung des Bildes mit der Unterschrift: "Niemand reizt mich ungestraft."
- Der Kaiser hat anläßlich seines Geburtstages wieder eine Reihe von Verurtheilten begnadigt.
- Ein geschichtlich merkwürdiges Hochzeitsgeschenk hat der Thronfolger von Rumänien von dem rumänischen Generalkonsul Benger in Stuttgart erhalten. Es ist ein Scepter Friedrichs des Großen, etwa 30 cm lang, ganz aus Elfenbein gearbeitet und in kunstreicher Weise geschmückt. Die Spitze bildet eine Königskrone: zunächst darunter zeigt sich das große preußische Wappen der damaligen Zeit und der Namenszug F. II. Nach unten laufen rund um den ungefähr 5 cm im Durchmesser betragenden Scepterstab die Schildfiguren des Wappens in größerer Ausführung. Der Knauf ist reich geschmückt. Oberhalb der Handhabe läuft ringsum die flott gearbeitete Gruppe des brandenburgischen Siegesthores zu Berlin. Das Scepter wurde wahrscheinlich 1807 von den Franzosen aus Berlin, Potsdam oder sonst woher mitgenommen. Bei einem Neubau in einem französischen Ort fand man das Scepter nebst dem Futteral in einem Garten versteckt. Ein holländischer Kaufmann erwarb es und von diesem gelangte es in den Besitz des Generalkonsuls Benger.
- Konkurse in Deutschland im Jahre 1892. Nach den amtlichen Bekanntmachungen des "Reichsanzeigers" war die Zahl der Konkurseröffnungen im Jahr 1892 größer als in einem der Vorjahre seit der deutschen Konkurs=Gesetzgebung; sie belief sich auf 7358 gegen 7234 im Jahre 1891, 5908 im Jahre 1890 und 5206 im Durchschnitt der Jahre 1880-89.
- Ueber den Fang von Krammetsvögeln macht der Amtsanwalt von Gräfenthal jetzt folgendes bekannt: Nach dem Reichsgesetz vom 22. März 1888 ist es gestattet, in der Zeit vom 21. Sept. bis 31. Dezember den Fang von Krammetsvögeln in der bisher üblichen Weise zu betreiben; außerhalb dieser Zeit unterliegt auch der Krammetsvogel dem Schutz des Gesetzes. - Es ist daher nicht statthaft, außerhalb dieser Zeit, vom 1. Januar bis 1. März, solange der Boden mit Schnee bedeckt ist (§ 2b des Ges.), Krammetsvögel zu fangen. - Nach § 4 des Gesetzes steht jede Art des Nachstellens und Tötens dem Fangen gleich.
- Ueber die Entstehung des Brandes in der Central=Markthalle zu Berlin verlautet jetzt folgendes Nähere: Der Großhändler K. hatte mehrere Lowries Mohrrüben bekommen, die unter Aufsicht seines Sohnes von Arbeitern ausgeladen und in die Kellerräume geschafft worden waren. Als K. nun nach Tisch, gegen 4 Uhr die Kellerräume betrat, sah er einen Pfosten und einen Korb brennen. Er rief sofort seinen Sohn und mehrere Arbeiter - die vereinten Löschversuche blieben jedoch erfolglos. Der jourhabende Aufseher meldete nun sofort Großfeuer. Die Arbeiter hatten, bevor sie nach Hineinschaffung der Mohrrüben den Keller verließen, die an den Pfosten hängenden Lampen ausgelöscht. Eine Lampe ist jedoch, um sie zum Verlöschen zu bringen, ausgedreht worden; dabei dürfte später die Flamme nach unten geschlagen und infolge dessen, nach dem amtlichen Protokoll zu schließen, explodirt sein, wodurch dann das folgenschwere Feuer ausbrach.
- Der Kronprinz von Rumänien ist mit seiner Gemahlin über München und Wien nach Bukarest abgereist und dort bereits angekommen.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 11 Seite 6]

- Ein seltener Genuß steht der Kronprinzessin von Rumänien bei ihrem Einzuge in Bukarest bevor. Nach heimischer Sitte wird eine Abordnung von Landleuten den Neuvermählten das "Willkommen=Brot" überbringen, von dem die Prinzessin der Sitte gemäß eine genügende Menge verzehren muß. Da das Brot aber eine Art Kuchen ist, der aus Schweineblut, Knoblauch, Honig und Bohnenmehl hergestellt und über Holzkohlenfeuer gebacken wird, so dürfte der Genuß wohl ein recht zweifelhafter sein und eine nicht geringe Ueberwindungskraft dazu gehören, um eine Portion davon zu verzehren.
- Eine eigenartige Kaiser=Geburtstags=Feier hat, wie der "Frankfurter Zeitung" berichtet wird, der Kommandeur des 5. Rheinischen Dragoner=Regiments in Hofgeismar seinen Soldaten bereitet, indem er nachts 12 Uhr, als alles, Offiziere wie Mannschaften, sich dem Tanzvergnügen hingab, Alarm blasen ließ und sodann mit dem Regiment einen nächtlichen, 1 1/2stündigen Uebungsmarsch vornahm.
- In der Nacht zum Sonntag traf der Förster aus Imbshausen (Prov. Hannover) einen Wilddieb an und forderte ihn auf, das Gewehr wegzuwerfen. Als dieser der Aufforderung nicht nachkam und den Förster bedrohte, wurde er von diesem niedergeschossen und war bald darauf eine Leiche.
- Ein starkes Erdbeben, dem eine äußerst heftige vulkanische Eruption folgte, fand am Montag auf der Insel Stromboli statt. - Die Insel Stromboli im Tyrrhänischen Meer besitzt bekanntlich einen Vulkan, der beständig dampft.
- Zwischen Silistria und Kalarasch (Rumänien) wurden in der Nacht zum 27. Januar 5 russische Grenzsoldaten von einem Rudel Wölfe angefallen. Vier Soldaten wurden von den Wölfen zerfleischt und nur einer konnte sich dank der Schnelligkeit seines Pferdes in Sicherheit bringen.
- Am Montag, so meldet ein Telegramm der "Köln. Ztg." aus Christiania, fand in Holmenkollen der große norwegische Schneesprung=Sportstag statt, der von über 10 000 Personen besucht war. Da die Schneebahn nicht günstig war, stürzten viele Theilnehmer, doch wurden auch großartige Sprünge geleistet, so bis zu 26 1/2 m. Die Weite der gewöhnlichen Sprünge betrug 15 bis 18 m. Der Student der Medizin Ingemann Sverre aus Christiania erhielt als Preis sowohl den Silberpokal des Königs wie den Silberpokal der Damen.
- Einer Meldung aus Konstantinopel zufolge sind in der Nacht zum 31. Januar Diebe in die Hauptkasse des Stationsgebäudes der orientalischen Bahnen eingebrochen, die 3444 Goldlire raubten. Die Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor und ist der noch nicht eingefangenen übrigen Diebesbande auf der Spur.
- In Marseille ist ein Bäckerstreik ausgebrochen. Die Militärbäckereien haben es übernommen, den Brotbedarf der Bevölkerung zu decken.
- Der "Neuen Freien Presse" zufolge hat die österr. Kreditanstalt die Geldbeschaffung für die Valutaanleihe von 30 Mill. bereits durchgeführt. Die Kreditanstalt hat das ganze Quantum Gold angekauft, welches den Gegenwerth der fix übernommenen Goldrente bildet, im ganzen 20 537 kg Feingold. Das Gold ist in Amerika, England, Paris und zum Theile auch in Indien gekauft worden.
- Von einem Wilddiebe erschossen wurde in der Nacht zum Sonntag der in dem Forsthaus "Dähringsbrück" bei Cremmen bei Oranienburg stationierte Förster Berst. Derselbe hörte gegen 11 Uhr einen Büchsenschuß und begab sich sofort, nur notdürftig bekleidet, aus dem Hause, um den Urheber des Schusses zu erspähen. Kaum 20 Schritt vom Forsthause entfernt, wurde er durch eine Kugel in den Hals zu Boden gestreckt.
- Prinz Heinrich von Preußen ist, wie sein Vetter, der Prinz Friedrich Leopold "gelernter Schlosser." Den Titel "Ehren=Schlossermeister" hat die berliner Schlosser=Innung bereits dem Prinzen Friedrich Leopold und dem Fürsten Bismarck vor 3 Jahren decretiert. Nun beabsichtigt man in der nächsten Innungs=Versammlung den "Ehren=Meisterbrief" für Prinz Heinrich gleichfalls in Vorschlag zu bringen. "Gelernter Schlosser" ist Fürst Bismarck nicht. In seinem Meisterbrief hieß es jedoch: er sei der größte Kunstschlosser Deutschlands, weil er das Kyffhäuser=Schloß geöffnet, einen neuen Schlüssel dazu gemacht und ihn in die Hände des ersten deutschen Kaisers gelegt habe; jetzt werde der Schlüssel von Kaiser Wilhelm II. wohl verwahrt.
- Ein Damen=Schauturnen führte am Mittwoch die 1. Damen=Abtheilung der Berliner Turngenossenschaft in ihrer Turnhalle Ifflandstr. 9 (Margarethenschule) einer zahlreichen Zuschauermenge vor. Um 8 Uhr abends zogen unter Leitung ihrer Turnlehrerin Frl. Regel 40 Damen in gleichmäßiger, sehr kleidsamer Turnkleidung in den Saal und schritten mit Gesangsbegleitung einen reigenartigen Aufmarsch, der in seinen vielfach verschlungenen Formen ein lebhaftes Bild bot. Es folgte dann eine Vorführung der verschiedensten Schritt= und Gangarten und nachdem eine Gruppe eigenartiger Stabübungen, bei denen je 4 Damen mit 2 langen Stäben übten. Das nun folgende Gerätturnen zeigte, welche tüchtigen Fortschritte die Damen bereits gemacht hatten. Es wurde gleichzeitig an 6 Paar Schaukelringen und dann an den Schrägstangen geturnt, wobei manche Damen eine überraschende Kraft und Geschicklichkeit entwickelten. Es kamen dann Uebungen mit dem Schwungseil und am Rundlauf und endlich ein von Frl. Regel zusammengestellter Ballreigen. Den Schluß der eigenartigen Vorführung bildeten verschiedene Turnspiele zum Theil mit Gesang, die mit vielem Eifer ausgeführt wurden und auch die Zuschauer in eine fröhliche Stimmung versetzten. Die in den Theilen durchaus gelungene Vorführung gab den Zuschauern ein vollständiges und äußerst anziehendes Bild des von der Berliner Turngenossenschaft vor bald 3 Jahren in Berlin eingeführten Damenturnens.
- Die Kleiderkammer des Königs von Dahomey. Nach der Einnahme von Abomey, der Hauptstadt des Negerreiches Dahomey, - so schreibt ein französischer Unteroffizier von dort an seine Angehörigen in Paris - waren verschiedene Rotten mit Nachsuchungen beauftragt. Statt anderer Schätze fanden dieselben in den Kellern und Unterräumen des kgl. Palastes 6-7000 Ballen Stoffe aller Farben und eine Menge Anzüge für einheimische Frauen und Kriegerinnen. Der Fund war äußerst willkommen, denn während des dreimonatlichen Feldzuges hatten alle Soldaten ihr sämtliches Zeug sehr abgenutzt und zerrissen. Das Lager glich nun sofort einem Jahrmarkt. Die Zelte wurden mit Waffen geziert, jeder suchte seinen Anzug zu vervollständigen. Die einen legten himmelblaue Frauenkleider an, die anderen vielfarbige sogenannte CalibèS oder farbige Höschen, welche kaum bis zum Knie reichten. Die Senegalier zogen gold= und silbergestickte Boubous (Anzüge der Hofbeamten) an, während die Spahis (Reiter) die mit Bauschen verzierten Kleider der Amazonen anzogen. Dieser allgemeine Mummenschanz brachte die größte Heiterkeit hervor, so daß alle Schrecken und Leiden dieses mühseligen, gefährlichen Feldzuges vergessen schienen.
- Der Feuertod indischer Wittwen. Ein neues Streiflicht auf die indische Wittwenverbrennung liefert das bei Sampson Low u. Co. in London erschienene Werk des Generals Charles Hervey: "Some Records of Crime." Der General hatte Jahre lang die Leitung der Aufspürung und Ahndung jener geheimnisvollen unter den Namen "Thugee" und "Dacoity" bekannten Verbrechen. Beiläufig liefert er eine völlig neue Erklärung des Ursprungs der "Suttee", der Wittwenverbrennung, nach welcher eine Gattin sich aus dem Flammenstoß des verstorbenen Mannes selbst den Feuertod geben muß. Weit davon entfernt, eine freie Handlung der Treue gegen den toten Ehemann zu sein, rührt die Erfindung dieser Sitte von den Männern selbst her, welche dieses Mittel ersannen, um sich gegen Vergiftung seitens ihrer besseren Hälften zu schützen. Sie sahen ein, daß eine Frau weniger leicht zum Gift greifen würde, wenn sie wenige Stunden oder Tage nach dem Tode ihres Mannes selbst sterben müßte.


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