No. 9
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 31. Januar
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 9 Seite 1]

               Unter den Kühen des Hauswirths Freitag in Gr. Siemz und der Hauswirths=Wittwe P. Mett in Palingen ist die Maul= und Klauenseuche ausgebrochen.
              Schönberg, den 26. Januar 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


               Die Maul= und Klauenseuche unter den Kühen des Schulzen Busch und der Hauswirthswittwe Busch, beide in Rodenberg ist erloschen.
              Schönberg, den 26. Januar 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Der Geburtstag des Kaisers war am Freitag vom prächtigsten Wetter begünstigt. Dem entsprechend war denn auch das Leben und Treiben auf den Straßen in der Umgebung des Berliner Kaiser=Schlosses weit lebhafter, als es in den letzten Tagen der Fall gewesen; die Schulen, welche geschlossen blieben, die Frauen, welche nicht an das Geschäft gebannt waren, die Fremden, welche gekommen sind, um zu sehen, stellten einen großen Bruchtheil der auf= und abwogenden Menge. Die Straßen der Stadt hatten reichen Festschmuck angelegt. Namentlich prangte die Umgebung des Schlosses in wallender Flaggenzier. Selbst die Ruinen der Schloßfreiheit waren mit Fahnen=Gehängen und Blumen aufgeputzt. Recht schön nahmen sich in ihrem Festschmuck die Linden aus. Eingeleitet wurde der Geburtstag durch das Blasen eines Chorals von der Schloßkapelle und durch das von den Spielleuten der Berliner Garde=Regimenter ausgeführte große Wecken. Der Kaiser nahm bereits in der Frühe die Glückwünsche seiner nächsten Umgebung entgegen. Ebenso stattete alsbald die Kaiserin mit ihren Söhnen ihre Glückwünsche ab. Schon gegen 9 1/2 Uhr nahm der Wagenkorso unter den Linden seinen Anfang. Den Vorrang hatten zunächst die in baroker Pracht glänzenden, mit reich geschirrten Pferden bespannten und mit silberbetreßten Kutschern und Lakaien besetzten Gefährte der Mitglieder des Königshauses und der in Berlin anwesenden, nicht im Schloß logierenden fürstlichen Gäste. Als letzteres Gefährt in dieser glänzenden Reihe erschien jenes, in dem der russische Thronfolger samt seinem Begleiter saß. Um 10 1/2 Uhr fand in der Kapelle des kgl. Schlosses ein feierlicher Gottesdienst, dem sich unmittelbar darauf bei dem Kaiserpaar die große Gratulationscour im Weißen Saale anschloß, während welcher im Lustgarten von der Gardeartillerie 101 Salutschüsse abgefeuert wurden. Um 12 1/2 Uhr begab sich der Kaiser mit den Prinzen zur Parole=Ausgabe nach dem Zeughause. Die parlamentarischen Körperschaften veranstalteten zum Geburtstage des Kaisers ein Festmahl.
Den Schluß der Festlichkeit bildete die Gala=Oper. Für die Illumination waren diesmal ganz besondere Zurüstungen getroffen worden, vor allem natürlich wieder unter den Linden, in der Friedrich= und Leipzigerstraße. Auf den nach den Linden zu führenden Straßen begann schon bald nach 6 Uhr eine gewaltige Menschenmenge sich vorwärts zu schieben, um die Glanzpunkte der Festbeleuchtung aufzusuchen, unter denen das Geschäftshaus der Berliner Elektrizitätswerke am Schifferdamm die Schaulustigen besonders anlockte.
Die Hoffestlichkeiten in der deutschen Hauptstadt haben eine Reihe von Fürstlichkeiten dahin geführt, unter denen keiner so lebhafte Aufmerksamkeit wie der russische Thronfolger findet. Nicolai Alexandrowitsch ist ein junger, ziemlich schmucker Mann, der eine auffallende Aehnlichkeit mit seinem Vater zeigt. Man säumt, wie sich begreifen läßt, nicht, nach einer Braut für ihn umzuschauen. Da der Großfürst diesmal mit einem Gefolge eingetroffen ist, so behaupten die Leute, die das Gras wachsen hören, daß er von Berlin weiter reisen und sich verloben werde. Man erzählt auch bereits, daß die Prinzeß Alex von Hessen die erkorene Braut sei, indessen können diese Gerüchte einstweilen auf Glaubwürdigkeit keinen Anspruch machen.
Auch der König von Württemberg ist am Donnerstag abend noch, von Wien kommend, zur Mitfeier des Geburtstages des Kaisers in Berlin eingetroffen, wo ihn der Kaiser selbst auf dem Anhalter Bahnhof empfangen und nach dem Schloß geleitet hatte. Am Freitag Vormittag hat der König den Reichskanzler Grafen Caprivi in Audienz empfangen. Am Sonnabend früh ist der König von Berlin nach Stuttgart zurückgekehrt.
Bei der Vorstellung der Kadetten in voriger Woche hat der Kaiser eine längere Ansprache an dieselben gehalten. Er ermahnte die demnächst in die Armee eintretenden jungen Leute, keine Soldaten=Mißhandlungen zu begehen, und empfahl ihnen, sich ausschließlich auf ihre große Autorität zu verlassen, die sie besäßen, obwohl sie jung wären. Der zweite Theil der Rede, verbreitete sich über die Stellung des Offiziers zum Zivil. Der Kaiser sprach den Wunsch aus, die Offiziere möchten sich im Verkehr mit den Zivilisten, namentlich in den öffentlichen Lokalen, die größte Zurückhaltung auferlegen.
Der Petersburger "Grashdani", das Organ der russischen Hofgesellschaft, bespricht in sympathischer Weise den außergewöhnlich festlichen Empfang des russischen Thronfolger in Berlin, der das Bestehen herzlicher Beziehungen zwischen den beiden mächtigsten Herrscherhäusern bestätige; das Blatt

[ => Original lesen: 1893 Nr. 9 Seite 2]

erblickt darin eine Gewähr der Aufrechterhaltung des Weltfriedens.


- Schönberg. Am vorletzten Sonntag fand im Menzendorfer Kruge eine Tanzmusik statt, welche eine Schlägerei zum Nachspiel hatte. Ein Knecht wurde von seinen Verfolgern eingeholt und erhielt einen Messerstich unter der Achselhöhle. Als er demnächst in einen Pferdestall schlüpfte, folgte man ihm auch hierhin, suchte ihn bei dem Lichte eines angezündeten Streichholzes auf und versetzte ihm einen Stich in den Oberschenkel mit einer Dungforke und einen Schlag über die Nase mit dem Forkenstiel.
- Der Monat Februar soll uns nach Falb 2 kritische Tage bringen: am 1. Februar einen zweiter, am 16. Februar einen erster Ordnung. - Der berühmte Hundertjährige verkündet uns für diesen Monat folgende Witterung: Am Anfang trübe und unfreundlich, vom 10. - 14. kalt, alsdann bis zum 17. Regen, zu Ende Schnee und rauhes Wetter. -Witterung nach Mondvierteln in demselben Monat: Vollmond, den 1., bringt Regen. - Letztes Viertel, den 8., wird trocken und kalt sein. - Neumond den 16., erzeugt hellen Himmel.
- Erstes Viertel, den 23., deutet auf nasse Witterung.
- Die Deutsche Landwirthschafts=Gesellschaft macht bekannt, daß der Anmeldetermin für die diesjährige Wanderausstellung in München, in den Tagen vom 8. bis 12. Juni stattfindet, eröffnet ist und ladet sie ein, sich an den Preisbewerbungen zu betheiligen. Es sind 100 000 Mk. an Geldpreisen und eine Anzahl Ehrengeschenke, 300 Preismünzen und Preisurkunden ausgesetzt. Außerdem hat der Prinzregent neuerdings einen sehr werthvollen Ehrenpreis gestiftet, ebenso hat das bayrische Ministerium kürzlich noch 10 000 Mk. zu Preisen zur Verfügung gestellt. Es handelt sich bei dieser Ausstellung in erster Linie um eine große Thierschau, für welche 66 705 Mk. an Preisen in Aussicht genommen sind, ferner um eine Ausstellung von Gersten, Gegenständen der Moorkultur, Gegenständen der Düngerwirthschaft, namentlich ist ein großes Ausschreiben in Sachen der Fortschaffung und Verwertung von Abfallstoffen der Städte erlassen. Ferner um Handelsdünger= und Handelsfuttermittel, sowie Gegenstände der Beschirrung von Pferden und Rindern, außerdem um Gegenstände des Huf= und Klauenbeschlages. Für diese Gegenstände sind 21 735 Mk. Geld und 200 Preismünzen ausgesetzt. Endlich handelt es sich noch um Bewerbungen auf dem Gebiet des Maschinenwesens. Von den zahlreichen Gruppen von Maschinen wird nur eine Gruppe, die der Heubearbeitungsmaschinen, in einer vergleichen den Arbeitsprüfung vorgeführt, dagegen werden alle neueren Maschinen zusammengestellt und einer Vorprüfung unterworfen. Sonderausstellungen werden veranstaltet von Acker= und Wieseneggen, von Gegenständen des kleineren Brauereibetriebes und der Kleinfeld= und Drahtseilbahnen. Aus dem Gebiet des landwirthschaftlichen Bauwesens ist ein Preisausschreiben betreffend Arbeiterwohnungen erlassen.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Mahlzow sub Nr. III belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Heinrich Kleinfeldt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 27. März d. J.
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 2. Januar 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der dem Schuhmacher Jacobs zu Selmsdorf gehörigen und daselbst sub Nr. 31 belegenen Büdnerei c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an,
1) der Verkaufstermin auf

Dienstag den 18. April 1893,
Vormittags 11 Uhr,

2) der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 16. Mai 1893,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 18. April 1893,
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Registratur I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg den 21. Januar 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    M. Wienck.


Von dem hiesigen Erbschaftsamt, vertreten durch den Rechtsanwalt Dr. Otto Meier, ist in nachstehenden Nachlaßsachen ein Aufgebot beantragt.
  1 bis 18 . . . . . . . . . . . . . .

19) Am 19. September 1892 verstarb in der Irrenanstalt Friedrichsberg der in Fuhlsbüttel wohnhaft gewesene Schmiedemeister Jochim Heinrich Steffen.
  Derselbe ist auf Grund eines mit seiner vorverstorbenen Ehefrau Johanna Diederica, geb. Schimpzimir, gemeinschaftlich am 31. August 1875 zu Protocoll des Erbschaftsamtes eingereichten, am 29. August 1889 hier publicirten Testaments Universalerbe der Letzteren geworden. Der Nachlaß ist überschuldet.
20 bis 25 . . . . . . . . . . . . . .
Es wird das beantragte Aufgebot dahin erlassen: Alle, welche an die vorgenannten Verlassenschaften und sonstigen Gegenstände Erb= oder sonstige Ansprüche zu haben vermeinen, oder den beigebrachten letzten Willensordnungen, oder der Umschreibungsbefugniß des Erbschaftsamts widersprechen wollen, werden hiermit aufgefordert, solche An= und Widersprüche bei dem unterzeichneten Amtsgericht, Dammthorstraße 10, 1. Stock, Zimmer Nr. 17, spätestens aber in dem auf

Freitag,
den 17. März 1893,
Nachmittags 1 Uhr,

anberaumten Aufgebotstermin, daselbst Parterre, Zimmer Nr. 7, anzumelden - und zwar Auswärtige unter Bestellung eines hiesigen
Zustellungsbevollmächtigten - bei Strafe des Ausschlusses und ad pass. 1, 6, 17, 18, 21 und 22 unter dem Rechtsnachtheil, daß die nicht angemeldeten Ansprüche gegen die Beneficialerben nicht geltend gemacht werden können.
Hamburg, den 2. Januar 1893.

Das Amtsgericht Hamburg.
Abtheilung für Aufgebotssachen.
gez. Tesdorpf Dr.
                                                    Veröffentlicht:
                                                    Ude,
                                                    Gerichtsschreibergehülfe.


Holz=Auction Nr. 12.

Am Montag d. 6. Februar Morg. 10 Uhr sollen Gasthause der Ww. Krellenberg-Carlow bei beschränkter Concurrenz meistbietend verkauft werden

1. Vom Gr. Rünzer Felde u. Struckberg.

    4 Rmtr. eichen Kluft u. Cl. und Olm.
    9 Rmtr. buchen Kluft II. Cl.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 9 Seite 3]

100 Rmtr. buchen Olm.
    2 Fuder eichen und buchen Pollholz.

2. Aus dem Carlower Holze.

  24 Stück eichen Nutzenden = 16,02 Festm.
    6 Stück eichen Klassenbäume IV. Cl.
  20 Stück eichen Wagendeichseln.
  54 Rmtr. eichen Kluft II. Cl. und Knüppel.
  95 Rmtr. buchen Kluft II. Cl. und Olm.
9 1/2 Fuder buchen Pollholz.
    1 Fuder Schwarzellern Pantoffelschleete.
    3 Fuder Schwarzellern Wadelholz II. Cl.

3. Aus dem Röggeliner Holze.

    7 Rmtr. buchen Kluft I. Cl. Nutzholz.
Schönberg, den 29. Januar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 13.

Am Dienstag d. 7. Februar Morg. 10 Uhr sollen nachstehende Holzsortimente im Kruge zu Mannhagen bei beschränkter Concurrenz meistbietend verkauft werden

Aus dem Mannhaeger Zuschlage.

30 Rmtr. eichen Kluft II. Cl. und Knüppel.
  1 Fuder eichen Durchforstholz II. Cl. und
  1 Fuder eichen Pollholz.
  4 Stück buchen Nutzholzblöcke.
67 Rmtr. buchen Kluft II. Cl. und Olm.
12 Rmtr. buchen Knüppel.
33 Fuder buchen Pollholz.
18 Stück zäheschen=Stangen.
13 Rmtr. fichten Kluft und Knüppel.
Schönberg, den 29. Januar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.



Holz=Auction Nr. 14.

Am Mittwoch d. 8. Februar Morg. 10 Uhr sollen beim Krüger Oldörp zu Boitin=Resdorf nachstehendes Holz verkauft werden

Aus dem Resdorfer Söhren.

  3 Rmtr. eichen Knüppel.
14 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
  7 Rmtr. buchen Knüppel.
11 Fuder buchen Durchforstholz und Pollholz.
23 Fuder Haselbusch p. p.
  2 Rmtr. aspen Knüppel.
11 Fuder ellern Wadelholz I. und II. Cl.
  3 Stück kiefern Stangen I. Cl.
16 Rmtr. Nadelholz Knüppel.
Schönberg, den 30. Januar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Selmsdorfer Kirchenholz.

Am Freitag d. 3. Februar Morgens 10 Uhr soll im Selmsdorfer Kirchenholz nachstehendes Holz an Ort und Stelle meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:

27 Stück Eichen V. Kl. II. Qual. 8,22 Festm.
  1 Rmtr. eichen Kluft.
  4 Rmtr. eichen Knüppel.
  1 Fuder eichen Reiser.
  6 Rmtr. buchen Kluft II. Kl.
24 Rmtr. buchen Knüppel.
11 Fuder buchen Pollholz.
Hohemeile, den 22. Januar 1893.

                                                    Der Förster
                                                    W. Polle.


Holz=Auction
im Vitenser Forste
Schutzbezirk Vitense (Strohkircher Holz)

am Montag den 30. Januar 1893 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

  20 Stück eichen Drümme 10 Mtr. lang, 25-30 cm. Durchm.
  32 Rmtr. buchen Kluft I. Kl.
  90 Rmtr. buchen Kluft II. Kl.
100 Rmtr. buchen Knüppelholz I. Kl.
  20 Rmtr. buchen Ausschuß.
306 Rmtr. buchen Buschholz.
Versammlung Morgens 9 Uhr beim Rothen Born im Strohkirchener Holz.
Vitense, den 21. Januar 1893.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Heute starb nach Gottes unerforschlichem Rathe mein lieber Mann, unser guter Sohn, Schwiegersohn und Bruder, der Hauswirth

Heinrich Lenschow
zu Lübseerhagen.
Dies zeigen an                          
                                                    die tief betrübten Hinterbliebenen.
Lübseerhagen d. 28. Januar 1893.                                                    

Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 2. Februar 1893 statt.


Hagelschaden=Versicherungs=Verein
für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz.

Die 40. ordentliche General=Versammlung der Herren Vereinsmitglieder wird

am Sonnabend, den 4. März,

Morgens 11 Uhr zu Schwerin in "Stern's Hôtel" stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

1. Bericht über die im Jahre 1892 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1892/93, sowie der revidierten Rechnung vom 1. März 1891/92.
2. Wahl eines Revisors sowie eines Districtsvorstehers für den 7. und neu errichteten 9. District.
3. Wahl neuer Taxanten für die nach Ablauf ihrer Amtsdauer statutenmäßig ausscheidenden Herren, sowie der Taxanten für den neuen District.
4. Beschlußnahme über Vereinsangelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der General=Versammlung gestellt werden.
Die Herren Vereinsmitglieder werden um zahlreiches Erscheinen ersucht.
Grevesmühlen, den 1. Februar 1893.

Die Direction.
M. von Leers auf Mühlen=Eichsen.


Vom 15. Februar an decken von meinen Hengsten beim Herrn Gastwirth W. Böckmann in Schönberg

Soliman

dunkelbraun, von Süd, Mutter von Admiral.Dechant.

Derb,

hellbraun, von Derb Derwisch.
Deckgeld 19 M. incl. Stallgeld.
In Schlagresdorf decken

Xerxes,

hellbraun von Xerxes, Mutter König.
Deckgeld 16 M.

Sultan,

schwarz, Deckgeld 12 M.

                                                     J. Hecht.

Schlagresdorf.


Im Allein=Verkauf empfehle:
"Marie"=Briket
in feinster Qualität ab Bahnhof hier, sowie
böhmische Stückbraunkohlen
billigstens.                                                    
Schönberg i. M. d. 16. Januar 1893.
                                                    F. Heitmann.


Zu Ostern oder später                          
junge Mädchen
zum Kochen lernen.                                                    
                                                    Offiziers-Kasino
                                                    Lübeck.


Große schott. Steinkohlen
und
Böhmische Stückkohlen
erwarte und empfehle ab Bahnhof billigst                          
                                                    C. Schwedt.


Harbker=Brikettes

erwarte ich im Februar und erbitte geschätzte Aufträge, welche ich billigst ausführen werde.

                                                    A. Zander.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 9 Seite 4]

Norddeutsche
Vieh-Versicherungs-Gesellschaft
auf Gegenseitigkeit in Schwerin i. Meckl.
-----------------------------------

Die Gesellschaft versichert Pferde, Rindvieh und Schweine zu den billigsten Prämien gegen alle Unfälle, einschließlich Unglücksfälle aller Art.
Die Gesammtprämie für 1892 betrug nur 1% für Pferde u. Rindvieh u. 2% für Schweine.
Schwerin i/M., im Januar 1893.

                                                    Die Direction.
                                                    Jentsch.
Tüchtige Vertreter finden noch fortwährend Anstellung.


Wolkenhauer's Patent-Pianos.
Vielfach prämiirt. 20 Jahre Garantie. Probesendung. Franco-Lieferung. Ratenzahlung. Preisliste gratis u. franco.
Hof-Pianoforte-Fabrik G. Wolkenhauer-Stettin.


Vorbereitungsanstalt
in
Kiel, Ringstraße 55
Sicherste und gründliche Ausbildung für die Postgehülfen=Prüfungen, das Forstfach, Kommunal= und Gemeindeämter, Gutssecretaire und Handelsstand.
Bisher bestanden 1200 meiner Schüler die Prüfungen.

Die Anstalt besteht 11 Jahre und ist die älteste in Deutschland. Stete Aufsicht und gute Pension. - Eintritt am 15. Februar und 6. April. Genaues Alter ist anzugeben.
Näheres durch

                                                    J. H. F. Tiedemann, Director.


Vom Bahnübergang bis nach Blüßen ist

ein eisernes Rad

verloren gegangen. Der Finder wird gebeten, es gegen Belohnung beim Schmied Dräger abzugeben.


In Hof Selmsdorf deckt der starke Fuchshengst

"Julius"

Deckgeld 10 Mk. u. 1,50 Mk. a. d. Stall.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Heinr. Böckmann Bandagist.


Zu Ostern oder sofort sind noch
vier Wohnungen
zu vermiethen.
Näheres durch                                                     H. Schreep.


Knaben oder Mädchen, die zu Ostern die Schule besuchen wollen, finden freundliche Aufnahme

                                                    Lübeckerstraße Nr. 9,
                                                    Parterre links.


Landesimpfinstitut Schwerin.

Von jetzt an kann Lympfe zu Nachimpfungen von hier bezogen werden.
Schwerin, 27. Januar 1893.

                                                    Der Vorstand
                                                    Dr. Wilhelmi.



Sonntag d. 5. Februar d. J.
Grosses Kappenfest
mit humoristischen Vorträgen und
Ball,
wozu freundlichst einladet                                                    
Der Vorstand
des Männergesangvereins zu Rieps.
Anfang 6 Uhr.


Gesucht zu Ostern
ein Lehrling.
                          Genossenschafts=Meierei Schönberg i. M.


1 bis 2 Zimmer
in der Marienstraße sind an einen Herrn billig zu vermiethen.                          
Näheres durch die Expedition.


Gr. Siemzer Schweinegilde.
Außerordentliche Versammlung>
am Sonntag, den 5. Februar dieses Jahres
Nachmittags 2 1/2 Uhr
im Vereinslocale.
Tagesordnung:                          
1. Statutenberathung.                          
2. Verschiedenes.                                
                                                    Der Vorstand.


Zur Fastnachtstanzmusik
am 2. und 3. Februar
ladet freundlichst ein                                                    
Sülsdorf.                                                     J. Wiencke.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 59-60 M., große Schweine 58-60 M., Sauen 46-55 M., Kälber 85-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 9 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 9 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 31. Januar 1893.


Vor hundert Jahren.

Wir leben in den Gedenktagen der großen französischen Revolution. Die Schreckensherrschaft der Jakobiner begann mit der Erstürmung der Tuilerien am 9. und 10. August 1792. Pöbelhaufen drangen in das Königliche Schloß und zerstörten sinnlos was sie fanden. Trunkene Weiber zogen die Kleider der Königin an und fielen taumelnd auf die Sophas. Auf den Straßen wurden Arme, Beine, Herzen etc. auf Piken im Triumpf umhergetragen; sogar Kinder schlachteten sich untereinander ab und rasende Weiber standen dabei und klatschten Beifall über die jungen "Patrioten". Unter solchen Gräuelthaten, begangen im Namen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, um die "Volkssouveränetät" aufzurichten, ging jede Art von öffentlicher Ordnung und Wohlfahrt elend zu Grunde.
Die Nationalversammlung hatte beschlossen, die königliche Gewalt aufzuheben und den König unter den Schutz des Gesetzes zu stellen. Der König und die Mitglieder seiner Familie wurden in düstere Gefängnißräume gesperrt. Die Geschichtsschreiber sind einig darin, daß der König persönlich ein wohlwollender, rechtschaffener Mann und guter Familienvater war. Er hatte kurzsichtig regiert, das Volk war in wirthschaftliches Elend gerathen, die Finanzen zerrüttet, der Hof verschwenderisch und sorglos. Aber nicht für die Fehler und Schwächen sollte Ludwig Capet, wie er bei den Jacobinern fortan hieß, büßen, sondern man glaubte in seiner Person das monarchistische Princip tödtlich zu treffen. Im Convent wieß ein Redner der Gironde (der gemäßigten Fraction) überzeugend nach, daß der Begriff der Volks=Souveränetät eine Berufung an das Volk fordere. Aber das Volk, das wirkliche, wahre, hätte die Ermordung seines unschuldigen Königs niemals zugegeben. Der wahnwitzige Haufe der Jakobiner wollte sein Werk durch den Königsmord vollenden. Am 21. Januar 1793 um 10 Uhr 22 Minuten fiel das Haupt Ludwigs XVI. unter der Guillotine. Seine Henker suchten im Volke zu verbreiten, daß er gebrochen und würdelos in den Tod gegangen sei; aber selbst der Scharfrichter Samson bezeugte öffentlich gegen die Verläumder, daß der König Alles mit einer Kaltblütigkeit und Festigkeit ertragen hatte, die selbst die Henkersknechte in Erstaunen setzte.
Das Entsetzlichste an sittlicher Verrohung vollzog sich neun Monate später in den peinlichen Verhören und der Hinrichtung der Königin Marie Antoinette. Am Schlusse der Verhandlung vor dem Tribunal sagte sie: "Ich war König und ihr nahmt mir die Krone; ich war Gattin, und ihr ermordetet meinen Gemahl; ich war Mutter, und ihr raubtet mir meine Kinder. Nichts bleibt mir jetzt noch übrig als mein Blut. Franzosen, trinkt es, sättigt euch daran, aber laßt mich nicht lange schmachten!" Der Dauphin (Thronfolger) starb in der harten Zucht eines Schusters. Die liebenswürdige und fromme Schwester des Königs Elisabeth bestieg am 10. Mai 1794 als die letzte und standhafteste unter 25 Begleiterinnen, die mit ihr hingerichtet wurden, das Schaffot.
Auf alle Zeiten werden die gräuelvollen Ausartungen der demokratischen Geister angeblicher Freiheit und Gleichheit, jene Schreckenstage, in der in Paris kein Mensch mehr seines Lebens und Eigenthums sicher war und sich die wahrsten Patrioten trauernd verborgen halten mußten, den Abscheu der gesitteten Menschheit erregen. Das Gericht der Geschichte über die französische Nation, die es zuließ, daß man aus ihrer Mitte Mordthaten und wüthendste Barbarei im Namen der Tugend und Menschenfreundlichkeit verübte, ist noch nicht zu Ende.


- Der russische Thronfolger ist bei seinem Besuch in Berlin begleitet von dem Generaladjutanten, General der Infanterie Mussin Puschkin, dem Commandierenden der Truppen des Odessaer Bezirks, Generalmajor à la suite Grafen Dolgoruki, früher Gesandter in Persien, und dem Stabsrittmeister Fürsten Kotschubej.
- In Wien fand am Dienstag vormittag um 11 Uhr in der Pfarrkirche der Hofburg die Vermählung der Erzherzogin Margarethe Sophie mit dem Herzog Albrecht von Württemberg nach dem herkömmlichen feierlichen Ceremonielle statt. Der Bräutigam schritt zwischen dem Kaiser und dem König von Württemberg. Die Braut in weißer Faillerobe mit silbergestickten Margueriten, Orangeblüten und Myrthen geschmückt, war von der Königin von Württemberg und der Erzherzogin Maria Theresia geleitet. Kardinal Gruscha vollzog die Trauung und hielt eine Ansprache. Der Hofburgpfarrer Mayer überreichte die Ringe, welche das Brautpaar gegenseitig aufsteckte. Nach dem Segen küßten die Neuvermählten dem Kaiser und dem König von Württemberg die Hände und nahmen die Glückwünsche der anderen Fürstlichkeiten entgegen.
Dem Prunkessen im Redoutensaale wohnten außer dem Kaiser, Mitgliedern des Kaiserhauses und fremden Fürstlichkeiten, zahlreiche Würdenträger bei. Der Kaiser toastete auf den König und die Königin von Württemberg, sowie das ganze Königshaus. Der König dankte und brachte das Wohl des Kaisers aus.
- Am Mittwoch hat in Kopenhagen im kgl. Schloß zu Ehren der Berliner Vermählungsfeier große Hoftafel stattgefunden, an welcher die Königsfamilie, der Minister des Auswärtigen und die deutsche Gesandtschaft teilgenommen haben. Der König brachte in herzlichen Worten einen Trinkspruch auf die Neuvermählten aus.
- Die Meldung aus Belgrad, daß die Versöhnung des Exkönigspaares auf russischen Einfluß zurückzuführen ist, findet volle Bestätigung. König Alexander wandte sich vor 2 Monaten schon an seinen Pathen, den Zaren. Nur dessen eindringlichen Zureden war die Reise Milans nach Biarritz zu verdanken. Beschleunigt wurde sie allerdings durch die in letzter Zeit in Serbien besonders starken antidynastischen Umtriebe. Auf Anordnung des Metropoliten trat das Konsistorium zusammen und hob nach kurzer Sitzung die frühere Ehescheidung Milans und Natalie auf.
- Den Schneestürmen ist allenthalben gelinderes, in vielen Gegenden sogar Tauwetter gefolgt. In Belgien ist letzteres so stark aufgetreten, daß bereits aus allen Landestheilen Nachrichten von Ueberschwemmungen eintreffen. Niederflandern liegt völlig unter Wasser, da Schelde und Nebenflüsse durch Regen und schnelles Schmelzen des Schnees außerordentlich angeschwollen sind. Zwischen Brüssel und Ostende fahren die Züge zwischen zwei großen Seen. Auch in den Provinzen Brabant und Antwerpen stehen zahlreiche kleine Ortschaften unter Wasser. Im Maasthal türmen sich Eisklumpen am Eingang der Brücken und Schleusen auf. Der Rhein ist nach einer Meldung aus Mainz in langsamem Steigen begriffen. Das Ueberschreiten der Eisfläche ist polizeilich verboten. Der Oeresund zwischen Dänemark und Schweden ist nun infolge der starken Kälte eine ebene, feste Fläche. Die dänische und schwedische Jugend begrüßt jetzt auf Schlittschuhen einander unterwegs. In Kopenhagen haben mehrere arme Leute eine Erwerbsquelle darin gefunden, daß sie den Schiffen, die in Eis stecken, Zeitungen, Getränke, Cigarren u. s. w. verkaufen.
- Zu Ehren der Prinzessin Braut Margarethe hat am Montag in Berlin ein Reiterfest stattgefunden, veranstaltet vom ersten Gardedragonerregiment, an dem der Kaiser, die Kaiserin, Braut

[ => Original lesen: 1893 Nr. 9 Seite 6]

und Bräutigam, sowie sämmtliche in Berlin anwesenden Fürstlichkeiten, darunter der König von Sachsen, theilgenommen haben. Das Fest nahm einen glänzenden Verlauf. Abends 7 1/2 Uhr war Galatafel beim Kaiserpaar, wozu 300 Einladungen ergangen waren.
- Ein furchtbarer Winter. "Der Winter des Jahres 1709" - so schreibt der bekannte Reisende und Naturforscher Dr. Gotthilf von Schubert - "vom heiligen Dreikönigstage (dem 6. Januar) an bis in die zweite Hälfte des Februars ist bekanntermaßen einer der furchtbarsten und kältesten für das mittlere Europa gewesen. Nicht nur auf den Landstraßen und draußen im Freien, sondern mitten auf den lebhaftesten Gassen der Städte, in den Häusern, ja in den Betten sind damals viele Menschen erfroren. Das stärkste Feuer in den Oefen und Kaminen reichte nicht hin, ein Zimmer von mäßiger Größe nothdürftig zu durchheizen, während die eisernen Platten des Ofens glühten, überzog sich 6 Schritte davon, in der Nähe der Fenster das Wasser in einem Gefäße mit Eisblumen; so wie Felsen, in deren Klüften das Wasser sich verhalten hatte, welches nun beim plötzlichen Gefrieren gleich dem Sprengpulver wirkte, zerbarsten von der Stärke des Frostes. Sperlinge, Dohlen und Krähen fielen zuweilen plötzlich tot aus der Luft herunter; ganze Ketten von Rebhühnern fand man in den Schneegeröllen, dahin sie sich gerettet hatten erstarrt; Fledermäuse wurden durch den hohen Grad der Kälte aus ihrer Winterruhe geweckt, sie flatterten mitten am Tage heraus ins Freie, sanken nach wenigen Schwingungen tot zur Erde. Die Schnelligkeit der Hirsche und Rehe war dahin, wie gelähmt sah man die Thiere in der Nähe der Landstraßen und selbst der menschlichen Wohnungen umhertaumeln; als der Frühling kam, fand man eine Menge derselben tot in den Wäldern liegen. Die Weiher und Teiche, deren Wasser bis auf den Grund herab ausgefroren gewesen waren, stanken, als sie wieder aufthauten, von der Masse der toten Fische. Das Elend und die Noth gingen damals in sehr mannigfachen Gestalten umher, denn außer der starken Winterkälte hatte das Volk auch durch Mangel und große Teuerung der Lebensmittel zu leiden. Die Wintersaaten, die Reben, der größte Theil der Obstbäume waren vernichtet, die Getränke und Gemüse selbst in den wohlverwahrtesten Kellern zu Eis geworden. So sehr viele Wanderer hatten das Los zu erfrieren, ein Schicksal, vor welchem selbst die Passagiere in den Diligenzen und die Postillone in der Hülle ihrer Mäntel und Pelze nicht geschützt waren. Denn mehrere Male geschah es, daß die Pferde mit ihrem Wagen oder Felleisen an der Station ankamen, aber Niemand stieg aus und ab: die Fahrenden und Reisenden waren zu Leichnamen geworden.
- Bei der jetzigen strengen Kälte erlaube ich mir zu Nutz und Frommen aller derjenigen, die an erfrorenen Gliedern leiden, aus dem Tagebuch meines verstorbenen Vaters das nachstehende Mittel gegen erfrorene Glieder mitzutheilen, welches ganz vorzügliche Dienste leistet:
"Allgemeiner Anzeiger, den 19. Januar 1813," "Mittel gegen erfrorene Glieder." Mit nachstehendem Mittel können nicht nur erfrorene Wangen, Nasen und Ohren, sondern auch Hände und Füße vollkommen und schnell geheilt werden. Es werden 5 - 6 Theile Kampfer=Spiritus und 2 - 3 Theile Safran=Spiritus unter einander gegossen. Hiermit werden die erfrorenen Theile mittelst einer Feder täglich 3-4 Mal überstrichen und der Spiritus der überstrichenen Theile muß an einem warmen Ofen oder in der Entfernung eines gelinden Kohlenfeuers eintrocknen. Am zweiten Tage hat sich das Jucken und die Frostgeschwulst gelegt und am dritten Tage oder spätestens am vierten sind die vom Frost beschädigten Theile geheilt, auch wenn der Frost mehrere Jahre vorher stattgefunden hat. Bei aufgebrochenen Schäden ist es nicht ratsam, den Aufbruch mit dem vermischten Spiritus, sondern nur mit dem kühlenden Safran=Spiritus, am besten aber gar nicht zu bestreichen, weil, wenn die Frostgeschwulst sich gelegt hat, die Wunden sich zusammenziehen, und von selbst heilen. Wenn die Wunden sich zusammengezogen haben, können sie mit Safran=Spiritus bestrichen werden. Wenn jeder Familienvater sich ein Fläschchen solchen Spiritus hält, das nur wenige Groschen kostet, so kann er nicht nur seinen Hausgenossen, die an Frost leiden, sondern auch manchem Armen, dem die Ausgabe eines Groschen sauer wird, thätige Hilfe leisten.
Berlin, den 4. Januar 1813.
I. V. Jakobi, Kriegsrath.
- Drei Herren aus Landskrona machten am Dienstag eine Schlittenreife über den zugefrorenen Sund von Schweden nach Dänemark. Der Schlitten war mit einem kleinen Pferde bespannt, und dies sowohl wie die Passagiere befanden sich nach der gefährlichen Fahrt äußerst wohl. Das Ziel der Reise war Kopenhagen gewesen, doch waren die Reisenden infolge eines Irrthums nach Kastrup geraten, von wo aus sie sich nach Kopenhagen begaben.
- Die Uhr im Grabe. Eine Taschenuhr, die 22 Jahre im Grabe gelegen hat, befindet sich gegenwärtig in Aufbewahrung bei der Polizei in Frankfurt a. O. Im vorigen Jahre wurden die Einzelgräber der in der Schlacht bei Forbach (6. August 1870) Gefallenen geöffnet und die Ueberreste in einem Massengrabe wieder bestattet. Hierbei wurden verschiedene Werthgegenstände, die die gefallenen Krieger bei sich trugen, aufgefunden. Unter diesen befand sich eine silberne Cylinderuhr mit doppeltem Goldrand, die in einer Messingkapsel steckte. Diesem Umstande ist es wohl zuzuschreiben, daß sich die Uhr so lange Zeit ziemlich gut erhielt und bei dem Oeffnen des Grabes nicht gänzlich zertrümmert wurde. Ein in der Kapsel liegendes Blatt trug die Firma: "Emil Sachse, Uhrmacher, Frankfurt a. O. " Hierdurch glaubt man den ehemaligen Träger der Uhr ermitteln zu können. Eine bei dem Uhrmacher gehaltene Nachfrage ergab denn auch, daß ein gewisser Janisch aus Jakobsdorf die Uhr seinerzeit erstand. Dem Amtsvorsteher von Jakobsdorf ist dies mit dem Ersuchen mitgetheilt worden, Ermittelungen über die Erben des verstorbenen Eigenthümers der Uhr anzustellen. Die Uhr ist, wie schon bemerkt, noch ziemlich gut erhalten. Selbst das Glas ist noch ganz. Das Scharnier der Kapsel ist vom Rost zerfressen, und diese besteht deshalb aus 2 Theilen. Die Zeiger der Uhr fehlen ganz.
- Ueber eine Spielaffaire allerschlimmster Art, die im Zentrum Berlins Aufsehen erregt und durch welche ein dortiger Industrieeller, dessen Vermögen vor kurzer Zeit noch auf eine Million Mark geschätzt wurde, arg beschädigt worden ist, macht man folgende Mittheilung. Der Betreffende hat mit mehreren anderen Kaufleuten in einer Privatwohnung Karten gespielt und dabei, so unglaublich dies auch klingen mag, ca. 600 000 M. verloren, die er seinen glücklichen Mitspielern in Checks auf eine dortige Bank, bei welcher er sein beträchtliches Baarvermögen deponierte, schlank auszahlte. Einer der Gewinner, ein kleiner Agent in der Nähe des Alexanderplatzes wohnhaft, soll nicht weniger als 120 000 M. gewonnen haben. Der Rest des Vermögens des betreffenden leidenschaftlichen Kartenspielers und Verlierers ist durch Intervention der Verwandten für seine Kinder sicher gestellt worden.
- In der Nacht zum Montag wurde das Kapuziner Kloster zu Tivoli von Räubern überfallen, welche den Kirchenschatz plündern wollten. Die Mönche eilten hinzu, und es entwickelte sich zwischen ihnen und den Räubern ein Kugelwechsel, bei welchem der Pater Guardin an der Hand verwundet wurde. Angesichts der heftigen Gegenwehr ergriffen die Banditen die Flucht.
- In Metz sind zwei Militärposten erfroren. Im ganzen Lande sind große Schneemassen niedergegangen.
- In Kiel wurden in der Nacht zwei Wächter durch Messerstiche von Matrosen verwundet; einer starb bereits nach einigen Stunden in der akademischen Heilanstalt.
- Bei einem Grad Kälte und heftigem Schneegestöber zog vor einigen Tagen unter Blitz und Donner ein Gewitter über Iserlohn hinweg. Ein Blitzschlag fuhr in die Telephonleitung.


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