No. 102
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 30. Dezember
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 102 Seite 1]

                Unter den Kühen des Schulzen Busch in Rodenberg ist die Maul= und Klauenseuche ausgebrochen.
            Schönberg, den 27. December 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


                Die Maul= und Klauenseuche unter den Kühen des Müllers Röper, des Zimmergesellen Dusenschön und des Hauswirths Freitag in Herrnburg, sowie des Hauswirths Burmeister in Rodenberg ist erloschen.
            Schönberg, den 27. December 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


                Soweit für die Bemessung der Beiträge zur Invaliditäts= und Altersversicherung der §. 22 Nr. 5 des Reichsgesetzes vom 22. Juni 1889 in Anwendung zu bringen ist, reicht es nach der neuen, vom 1. Januar 1893 ab normirenden Festsetzung des ortsüblichen Tagelohns gewöhnlicher Tagearbeiter - Bekanntmachung Großherzoglicher Landesregierung vom 5. d. Mts, Offic. Anz. Nr. 33 - aus, daß vom 1. Januar 1893 ab für die im Fürstenthum Ratzeburg beschäftigten weiblichen Arbeiter Beiträge I Lohnklasse verwendet werden.
            Schönberg, den 22. December 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Der Weihnachtsabend wurde in der kaiserlichen Familie im Neuen Palais bei Potsdam in der herkömmlichen Weise gefeiert. Um 4 Uhr waren die kaiserlichen Majestäten mit den Damen und Herren ihres Hofes etc. zu gemeinsamer Tafel vereint. Hieran schloß sich alsdann die Weihnachtsbescheerung in der kaiserlichen Familie direkt an. Dieselbe fand im Neuen Palais im Muschelsaale statt. Man kann sich den wunderbaren Effekt denken, den die Krystalle dieses imposanten Raumes im Glanze der Kerzen der Weihnachtsbäume machten. Diese Bäume zu liefern, pflegt der Hofgartenverwaltung aufgegeben zu werden. Soviel Prinzen, soviel Bäume - je einen auch für den Kaiser und die Kaiserin, für die Damen und Herren des Hofstaates. Aber damit diese Bäume auch eine Freude für Andere werden, schickt man sie nach dem Feste mit ihrem ganzen bunten, glänzenden und leckeren Anputz in die Krankenhäuser in Potsdam.
Unter dem Titel: Aufklärung über die Militärvorlage ist in der kgl. Hofbuchhandlung von Mittler und Sohn in Berlin eine Flugschrift erschienen, die für den Massenvertrieb bestimmt ist; sie soll das Exemplar für 5 Pfg., das Tausend für 10 Mark verkauft werden. Wir haben es augenscheinlich mit einer amtlichen Veröffentlichung zu thun, die kein Hehl daraus macht, daß sie im Namen der deutschen Regierungen spricht und den Zweck verfolgt, weiten Volkskreisen die Nothwendigkeit einer Vermehrung der Armee, wie sie die Militärvorlage erstrebt, verständlich zu machen.
Dem Reichstage sind während der Feiertage nicht weniger als drei Gesetzentwürfe zugegangen: das Gesetz betr. die Abzahlungsgeschäfte, das Gesetz betr. die Ergänzung der Bestimmungen des Wuchergesetzes und ein Gesetz betreffs der Begründung der Revision in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten.
Ein bayrischer Prinz wird auch in diesem Jahre wieder zur Neujahrs=Beglückwünschung des Kaisers in Berlin eintreffen. Prinz Arnulf, der dritte Sohn des Prinzregenten, wird als kommandierender General des ersten bayrischen Armeekorps nach Berlin kommen.
Ein Berliner Berichterstatter des "Hamburger Corresp." führt aus, daß Graf Caprivi auf ein Kompromiß nicht eingehen könne. Ein Kompromiß ohne Erhöhung der Etatsstärke der Bataillone sei unmöglich. Ebenso könne die Militärverwaltung nicht abgehen von der verlangten Aufstellung von Reservekadrees, namentlich der Infanterie und Artillerie.
Der dritte Jahrgang der Infanterie im preußischen Kontingent umfaßt gegenwärtig 94 000 Mann. Davon sind 60 000 Mann, wie offiziös dem "Hamburger Korresp." aus Berlin geschrieben wird, schon jetzt zur Disposition beurlaubt und nur 34 000 Mann aktiv bei dem Truppentheil. Darnach ist also die zweijährige Dienstzeit schon jetzt nahezu zu 2 Drittel thatsächlich eingeführt.
Einer Meldung der "Politischen Correspondenz" aus Kopenhagen zufolge wird der König von Dänemark am 22. Januar in Berlin eintreffen, um

[ => Original lesen: 1892 Nr. 102 Seite 2]

der am 25. Januar stattfindenden Vermählung der Prinzessin Margarethe, der jüngsten Schwester des Kaisers, beizuwohnen. Die Königin Luise werde ihren Gemahl nicht begleiten, weil sie sich nicht kräftig genug fühle, um die mit großen Hoffestlichkeiten verknüpften Anstrengungen zu ertragen.
Die Beziehungen Rußlands zu Rumänien werden gespannter, nicht nur wegen der von rumänischer Seite erfolgten Beschießung des russischen Dampfers Gagarin, sondern weil man allgemein in Rußland Rumänien eine wenig entgegenkommende Haltung vorwirft.
Zur Ergänzung der Militärvorlage ist dem Reichstag von der Reichsregierung statistisches Material zugegangen, welches der Militär=Commission unterbreitet und als sekret behandelt wird.


- Schönberg. Am 1. Weihnachtstage Abends 6 Uhr gewahrte man von hier in östlicher Richtung einen mächtigen Feuerschein. Nachrichten aus Klütz besagen, daß auf dem Gute Klein Walmstorf das Viehhaus mit dem gesammten Inhalt in Asche gelegt ist, auch sind 115 Kühe und alles Federvieh mitverbrannt.
- Schönberg. Am Tage vor Weihnacht verunglückte auf dem Menzendorfer See der 9jährige Sohn eines Arbeiters in Menzendorf. Der Knabe hatte sich mit seinem Schlitten zu weit vom Ufer entfernt und war eingebrochen. Auf sein Schreien waren Leute zur Hülfe herbeigeeilt, doch konnten diese nur die Leiche des Kindes bergen.
- Schönberg. Kurz vor Weihnacht wurden in Niendorf durch hiesige Jagdbeamte 12 Rehe mit Beschlag belegt, die in Säcken wohl verpackt auf der Diele eines dortigen Arbeiters lagen und nach Lübeck verschickt werden sollten. Beim Durchsuchen der Wohnung wurde auch Weizen gefunden, über dessen Erwerb sich der Mann nicht ausweisen konnte. Eine neue Jagdflinte wurde gleichfalls confiscirt und der Eigenthümer gefesselt in's hiesige Amtsgerichts=Gefängniß eingeliefert. Sein in Ollndorf wohnender Genosse wurde ebenfalls verhaftet und auch dessen Flinte, die im Kleiderschrank geladen unter Zeug versteckt gefunden ist, beschlagnahmt. Die Wilddiebe haben, wie man vermuthet, seit langer Zeit ihr Gewerbe in hiesiger Gegend betrieben, das ihnen durch die Abnehmer des erbeuteten Wildes in Lübeck sehr erleichtert wurde. Man ist bemüht, die letzteren zu ermitteln und als Hehler gleichfalls zur Verantwortung zu ziehen.
- Schönberg. Die Pferde des Milchwagens aus Gr. Siemz wurden am ersten Weihnachtstage in der Marienstraße durch das Aushaken der Deichsel scheu und gingen durch. Eines derselben kam auf dem glatten Boden zu Fall und brach ein Bein, sodaß es getödtet werden mußte.
- Die amtliche "London Gazette" macht bekannt, daß Hamburg von der Cholera infizirt, alle übrigen deutschen Häfen aber choleraverdächtig seien.
- Alle Bemühungen, die in Neuwied weilende Königin von Rumänen zur Rückkehr nach Bukarest zu bewegen, sind gescheitert. Die Königin reist am 5. Januar n. J. nach Pallanza ab und gedenkt von dort im Mai wieder zu ihren Verwandten in Neuwied zurückzukehren.
- In Folge anhaltenden Regens, der fast 3 Tage dauerte, ist ganz Valencia überschwemmt. Die Häuser in den niedrig gelegenen Stadttheilen stehen vollständig unter Wasser. In der inneren Stadt erreichte das Wasser die Höhe von fast zwei Metern. Der Ueberschwemmung ist viel Rind= und Borstenvieh, das einen Werth von mehr als 300 000 Mk. darstellt, zum Opfer gefallen; auch sollen Menschenleben zu Grunde gegangen sein. Der kleine Tutifluß ist mächtig angeschwollen und trägt außer zahlreichen Thierleichen ganze Häuser, Baumgruppen und viel Getreide mit sich fort. Ein Theil der Stadt Aicira ist gleichfalls vollständig überschwemmt.
- Wie aus Rom mitgetheilt wird, hielt der Papst am Freitag eine Ansprache an das seine Glückwünsche zum Weihnachtsfeste darbringende Kardinals=Kollegium. Der Papst erklärte dabei, Europa gehe schweren Stürmen und Gefahren entgegen. Darauf folgte eine neue geharnischte Rede gegen die den Frieden der Völker untergrabende, der göttlichen Ordnung feindliche Freimaurerei. In privater Unterhaltung mit einzelnen Kardinälen sprach sodann der Papst seinen entschiedenen Wunsch aus, daß eine internationale Abrüstungs=Konferenz zusammentreten möge. Man glaubt, der Papst werde in eigener Person die Initiative zu diesem Schritte ergreifen.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Schlauentrift sub Nr. 15e belegene Wohnhaus c. p. des Maurergesellen Peter Arndt allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 14. März 1893,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 24. Dezember 1892.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zur Baeck sub Nr. 9 belegene Büdnerei c. p. der Ehefrau des Arbeitsmanns Friedrich Heitmann, Catharina geb. Burmeister daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 14. Februar 1893,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 26. November 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Mit dem 31. Dezember d. J. läuft der fünfjährige Zeitraum ab, für welchen im Jahre 1888 die Wahlmänner und Ersatzmänner zwecks Vornahme der Wahlen zur Genossenschafts=Versammlung der Berufsgenossenschaft für die Unfallversicherung der land= und forstwirthschaftlichen Arbeiter des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz von den Gemeindebehörden ernannt sind.
Unter Bezugnahme auf § 2 der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Dezember 1887 (Offic. Anz. von 1887 Nr. 28) werden demnach die Behörden welche nach § 15 der Verordnung vom 31. Mai 1887 (Offic. Anz. von 1887 Nr. 12) die Funktionen der Gemeindebehörde wahrzunehmen haben - also die Großherzogliche Landvogtei, die Gutsobrigkeiten und der Magistrat der Stadt Schönberg - hierdurch aufgefordert, binnen 4 Wochen von neuem für jeden Gemeindebezirk aus der Zahl der demselben angehörigen Genossenschaftsmitglieder, resp. deren gesetzlicher Vertreter oder bevollmächtigter Betriebsleiter, einen Wahlmann und einen Ersatzmann zu ernennen, auch die Ernannten der unterzeichneten Behörde bis spätestens zum 31. Januar 1893 schriftlich namhaft zu machen.

Neustrelitz, den 23. Dezember 1892.
Großherzogliches Landes=Versicherungsamt.
v. d. Decken.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 102 Seite 3]

Ersparniss- und Vorschuss-Anstalt.

Zwecks Auszahlung der zu Antoni k. J. fällig werdenden Zinsen ist die Anstalt

vom Dienstag, den 27. December d. J.,
bis
Sonnabend, den 31. December d. J.,
Vormittags von 8-12 Uhr, geöffnet.                                                    
      Schönberg, den 15. December 1892.

Das Directorium.


Am Donnerstag treffe mit einem großen Transport

russischer Pferde

(Sattel= und Vorderpferde), 5-9 Zoll groß, Sibirische Race, in Gadebusch bei Herrn Gastwirth Krumsee ein.

                                                    Bochus.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Heinr. Böckmann Bandagist.


Bekanntmachung.

Es vernothwendigt sich eine doppelte Hebung der Beiträge für den Möbelversicherungs=Verein für das halbe Jahr vom 1. Juli 1892 bis 1. Jan. 1893, und werden die Mitglieder gebeten, ihre Beiträge bis zum 15. Januar 1893 an die Kreisvorsteher abzugeben.

                                                    Der Vorstand.


          Am Montag, den 2. Januar 1893 Vormittags 9 Uhr hält

die Schuhmacher-Innung zu Schönberg i. M.

ihre erste ordentliche Haupt=Versammlung pro 1893 in ihrem Innungs=Locale ab, wozu die Mitglieder hierzu freundlichst eingeladen werden.

              Tages=Ordnung:
1) Rechnungs=Ablage.
2) Vorstands=Wahl etc.
3) Erheben der jährlichen Innungs=Beiträge,
4) Ausschreiben von Lehrlingen.
5) Besprechung über Beschicken der in Berlin 1893 abzuhaltenden Ausstellung von Lehrlings=Arbeiten.
6) Allgemeine Innungs=Angelegenheiten.
    Schönberg, im December 1892.

                                                    Der Vorstand.


Die
Allgemeine Börsen=Zeitung
für Privatkapitalisten und Rentiers

erscheint in ihrem 20. Jahrgange in gewissenhafter Redaction und sorgfaltiger Behandlung aller Börsenvorgänge, welche für den kleineren Kapitalisten bestimmend bei der Verwaltung seines Vermögens sind. Die

Allgemeine Börsen=Zeitung

ist nach jeder Richtung hin vollständig unabhängig und vertritt in energischer Weise besonders die Interessen der kleineren Kapitalisten, während fast alle ähnlichen Organe nur dem Großkapitale dienen.
Außer populären Leitartikeln über wichtige finanzielle und nationalökonomische Angelegenheiten, und über die Vorgänge an der Börse, bringt die "Allgemeine Börsen=Zeitung" Referate über alle auf diesem Gebiete stattgehabten Ereignisse, namentlich auch Originalberichte über alle Generalversammlungen, Auszüge aus den Jahresberichten, ausführliche Börsenberichte, daß Wichtigste auf dem Gebiete des Versicherungswesens, einen vollständigen Courszettel und ertheilt ihren Abonnenten

Rath und Auskunft

auf alle an die Redaktion gerichteten Anfragen finanzieller Natur. - Als gratisExtrabeilage bringt die wöchentlich zwei Mal erscheinende

Allgemeine Börsen=Zeitung
die Allgemeine Verloosungs-Tabelle
des deutschen Reichs- und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers.

sowie die weitverbreitete Fachzeitung

"Versicherungsbörse"

für alle Interessenten des Versicherungswesens nebst

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und Rubrik "Rath" u. Auskunft".

Trotz dieser Vielseitigkeit ist der Preis nur
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und nehmen Abonnementsaufträge alle Postanstalten, Zeitungsspediteure, sonstige Annahmestellen und die unterzeichnete Expedition entgegen. Monats=Abonnements à 1,50 Mk. nehmen ebenfalls alle genannten Stellen, jedoch mit Ausnahme der Kaiserlichen Post, an.
Abonnement für die "Versicherungsbörse" ohne die "Allgemeine Börsenzeitung" pro Halbjahr durch die Post 3,75 - pro Quartal durch die Expedition 2,00 Mk.
Der "Versicherungsbörse" aufgegebene Inserate finden kostenfreie Aufnahme auch in der "Allgemeinen Börsenzeitung": durchweg wohlsituirte Leser - daher höchster Erfolg!!
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Probenummer versendet gratis und franco
                                                    die Expedition
Berlin S. W. Wilhelmstraße 119/120.


Am Dienstag, den 3. Januar 1893 Vormittags 10 Uhr soll im großen Saale des Herrn Gastwirth Boye hieselbst ein Theil der Heinrich Meyer'schen Concursmasse und zwar:

Verschiedene Manufacturwaaren, 2 Betten, Waschtisch, 1 Kleiderschrank, getragene Kleidungsstücke, 1 Stehpult, Wäsche u. s. w.
in öffentlicher Auction an die Meistbietenden gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden.

                                                    Der Concursverwalter
                                                    J. H. Böckmann.


Auf Beschluß der Gläubigerversammlung vom 19. d. M. wird der

Ausverkauf

des zur Heinrich Meyer'schen Concursmasse gehörenden

Manufacturwaaren-Lagers

bis Ostern 1893 zu noch billigeren Preisen, als bisher fortgesetzt.

                                                    Der Concursverwalter
                                                    J. H. Böckmann.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 102 Seite 4]

Rum- und Arrakpunsch, Glühweinextrakt, Bischofextrakt, und Erdbeersaft zur Bowle. Ferner Rum Arrak und Cognac in

grosser Auswahl
empfiehlt billigstens                          
                                                    Aug. Spehr.


Agenten gesucht

für einen leicht verkäufl. Artikel gegen gute Provision. - Offerten an Adolf Mehlhase in Bremen erbeten.


ff. Gauda-Käse à Pfund 60 Pf.
in Broden ca. 12 Pfund 55 Pfennig (Mecklenburg).
in ganz vorzüglicher Qualität.

Am Geschmack und Fettgehalt dem Holländischen Käse ganz gleich.

Für Wirthe sehr passend!
empfiehlt                                                    
                                                    Max Sass.


Neues Jahr, neues Glück!

Zu der am 5. Jan. neu beginnenden

Großen Hamburger Geldverloosung

empfehlen für 1. Ziehung:

1/1 Loose à 6 M., 1/2 à 3 M. 1/4 à 1.50 M.
An Hauptgewinnen kommen folgende zur Entscheidung:

In 1. Cl. 50,000 M., in 2. 55,000, 3. 60,000 M., 4. 65,000 M., 5. 70,000 M., 6. 75,000, in 7. eventl. 500,000, spec. 300,000, 200,000, 100,000, 60,000 40,000, 30,000 M. etc.
Es bietet sich also die allergroßartigste Gewinngelegenheit, so daß Jedermann sein Glück versuchen sollte. Aufträge, welche unter Nachnahme nach allen Orten prompt ausführen, erbitten recht bald

Mindus & Marienthal,
Hamburg.


Stadttheater in Lübeck.
Sonnabend, d. 31. Dezember 1892

Anfang
4 1/2 Uhr.
   Große Fremden=
Nachmittags=Vorstellung
zu ermäßigten Preisen!
   Anfang
4 1/2 Uhr.

Mit neuen Dekorationen und
neuen glänzenden Costümen!
Aschenbrödel
oder
Der gläserne Pantoffel.
Weihnachtsmärchen mit Gesang und Ballet
in 6 Acten von C. A. Görner.

Preise der Plätze: I. Rang, Balcon u. Loge 2 M., Parquet 1,50 M., II. Rang Balcon 1 M., II. Rang Loge 0,80 M., Num. Parterre 1 M., Parterre 0,60 M., III. Rang 0,40 M., Gallerie 0,30 M.

Anfang 4 1/2 Uhr.                        Ende gegen 7 Uhr.

Es empfiehlt sich bei dem großen Andrang zu obiger Vorstellung, sich bei Zeiten mit Billets zu versehen.

                                                    Die Direction.


Bestellungen auf extra                          
Berliner Pfannkuchen
nehme bis Freitag Abend entgegen.                                                    
Ergebenst                          
                                                    Wilh. Miltzow,
                                                    Bäcker u. Konditor.
NB. Hausiren mit Pfannkuchen lasse nicht.                                                    


Zum Sylvester
frische Punsch-Berliner
von bekannter Güte empfiehlt                                                    
                                                    L. Jähnig,
                                                    Conditor.


Zur Tanzmusik
und Abendunterhaltung
am Sylvester
ladet freundlichst ein                                                    
                                                    J. Wiencke.
Sülsdorf, den 22. 12. 92.                          


Verlaufen

vom Schönberger Bahnhof hat sich am Donnerstag Morgen eine weiße Terrier=Hündin mit gelben Flecken, kurzem Schwanz und langen spitzen Ohren, die auf den Namen Cherrie hört. Wiederbringcr erhält eine gute Belohnung beim Kofferträger in Schönberg oder in Wieschendorf bei Dassow.


Gefunden eine wollene Kappe.
Abzuholen gegen Kosten bei Joh. Brinker.
                                                    Torisdorf.


Zugelaufen ein kleiner schwarzer Hund mit grauer Brust, Halsband mit weißen Knöpfen. Der Eigenthümer kann denselben bei mir zurückerhalten.

                                                                              F. W. Hauschild.
Schönberg i/M.                                                    Töpfermeister.


Stadt Lübeck.
Sylvester: Tanzmusik.


Die Verlobung unserer Tochter Anna mit dem Inspector Herrn Carl Wischmann in Rankendorf beehren wir uns hiermit statt besonderer Meldung anzuzeigen.

                                                    Hauswirth Kock und Frau.
-----------------
Anna Kock.
Carl Wischmann.
Verlobte.


Clara Harenberg.
Siegfried Baumast, Postassistent.
Verlobte.
Altona, Weihnachten 1892.                          


Kirchliche Nachrichten.
Sylvester.

Abendkirche (6 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.

Neujahr.

Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 102 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 102 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 30. Dezember 1892.


                          Zum Sylvester.

  Wem das alte Jahr ein frohes,
Wer's verlebt in Lust und Freud',
Wünschet, daß es also bleibe
Bis in alle Ewigkeit.

  Doch, die von dem bitt'ren Kelche
Mußten nippen immerdar,
Wünschen, daß es besser werde,
Wünschen sich ein bessres Jahr.

  Jedes Jahr ist für den Einen
Gut und für den Andern schlecht;
Und so wird es ewig bleiben -
Allen eben geht's nicht recht.

  Aber bei des Jahres Wechsel
Haben Alle einen Sinn,
Ja, fast jeder Weltbewohner
Giebt sich da der Hoffnung hin.

  In der Hoffnung schöpfen Alle
Neuen Mut und neue Kraft,
Hoffnung stärkt ja auch den Glauben,
Hoffnung auch die Liebe schafft.

  Und wer glauben, lieben, hoffen
Kann und wil, so lang er lebt,
Der auch vor den Schicksalsschlägen
Nicht erzittert und erbebt.

  Füllt das Glas d'rum bis zum Rande,
Bringet es der Hoffnung dar,
Hoffet All' auf Gottes Gnade,
Hoffet auf ein gutes Jahr!

- Das Deutsche Reich wird, wie aus einer soeben veröffentlichten Liste hervorgeht, mit mehr als 5000 Nummern auf der Ausstellung in Chicago vertreten sein.
- Das bayrische Königshaus zählt bekanntlich 2 praktische Aerzte zu seinen Mitgliedern, den berühmten Augenspezialisten Herzog Dr. Carl Theodor der eine segensreiche Thätigkeit in München, Tegersee und Meran ausübt, und den Prinzen Dr. Ludwig Ferdinand. Letzterer veröffentlicht von Zeit zu Zeit die Erfahrungen und Erfolge aus seiner Praxis in wissenschaftlichen Schriften; sein neuestes Opus behandelt die Ursachen und Erscheinungen der Rippenfellentzündung. Die Münchener "Aerzl. Rundschau" bezeichnet es als eine der für die Behandlung fruchtbarsten und für die Leser anregendsten Arbeiten über diesen wichtigen Gegenstand.
- Der längste Trinkspruch des Zaren, den dieser seit seinem berühmten Petersburger Toast auf den "einzigen Freund Rußlands", den Fürsten von Montenegro, ausgebracht hat, galt der Gemahlin des scheidenden deutschen Botschafters. Trotz aller Auszeichnungen, die Letzterem von Seiten des Hofes zu Theil geworden sind, hat die russische Presse kein freundliches Wort für den General v. Schweinitz bei dessen Rücktritt von dem Petersburger Posten gefunden.
- Emin Pascha lebt! Der Stationschef von Bukoba, Lieutenant Herrmann, berichtet, daß Emin Pascha sich auf dem Marsch nach dem Kongo befindet.
- Tübingen hat, wie die Frkf. Ztg. mittheilt, nun auch den ersten weiblichen Studenten: Gräfin Linden, dieselbe studiert Naturwissenschaften.
- Wie aus Straßburg i. E. gemeldet wird, scheint die Ausgabe falschen Geldes in ziemlichem Umfange in Baden, der Pfalz und in den Reichslanden geschehen zu sein. In der letzten Zeit sind auf den Messen und Jahrmärkten der Pfalz, sowie vor einigen Tagen in Kehl falsche Fünf=, Zwei= und Ein=Markstücke zur Verausgabung gelangt. Diese tragen teils das Bildnis des Kaisers Wilhelm I. teils dasjenige des Königs von Sachsen, sowie die Jahreszahl 1875 und sind fettig anzufühlen.
- Nach einer Veröffentlichung der Reichspostverwaltung werden die mittels des Hektographen oder eines ähnlichen Umdruckverfahrens hergestellten Schriftstücke nur dann zur Beförderung gegen die für Drucksachen festgesetzte ermäßigte Taxe zugelassen, wenn die Einlieferung unter der Aufschrift bestimmter Empfänger in einer Anzahl von mindestens 20 vollkommen gleichlautenden Exemplaren am Postschalter erfolgt. Irgendwelche Zusätze oder Aenderungen, sei es handschriftlich oder durch Aufkleben bedruckter Zettel, sind nicht gestattet.
- Fürst Bismarck hat eine Einladung der gräflichen Familie Hoyos, im März zu einem vier wöchentlichen Besuche nach Fiume zu kommen angenommen. Für Bismarcks Ausflug nach Abbazia wird eine große Dampfbarkasse gebaut.
- Nunmehr steht, wie die "Kreuz=Ztg." mittheilt, fest, daß der Kronprinz das Gymnasium zu Kiel besuchen wird. Der Kaiser kaufte als zukünftige Residenz für den Kronprinzen das Besitzthum Forsteck.
- Wie die "Nat.=Ztg." meldet, beläuft sich die Zahl der in der Untersuchung gegen die Anarchisten Leimert und Genossen verhafteten Anarchisten auf 40.
- Die Militärposten in Berlin beziehen seit einigen Tagen ihre Posten ohne scharfe Patronen; die letzteren werden künftighin in den Wachtlokalen unter Verschluß aufbewahrt, so daß künftighin nur auf Befehl des Wachthabenden scharf geschossen werden kann. Die Posten an wichtigen Punkten, so namentlich diejenigen, welche zur Bewachung von Gefangen=Anstalten aufgestellt sind, werden nach wie vor mit scharfen Patronen ausgerüstet sein.
- Die preußische Arzneitaxe für 1893, welche soeben erschienen ist, hat 61 Arzneistoffe im Preise erhöht, 119 ermäßigt und 4 neu aufgenommen. Ueber die Verwendung von Luxusgefäßen ist folgende wichtige Bestimmung getroffen: "Weiße Gläser, Gläser mit geriebenen Stöpseln, Tropfgläser, gefärbte Gläser, Holkorkstöpsel und Kautschukstöpsel dürfen nur zur Anwendung und Berechnung kommen, wenn sie ausdrücklich verlangt oder verordnet worden sind oder wo sie durch die Natur des Arzneimittels notwendig erfordert werden."
- Man schreibt der "A. R. C." aus München: Das Befinden des Königs Otto von Bayern ist seit ungefähr 14 Tagen ein sehr schlechtes. Der hohe Kranke weigert sich beharrlicher denn zuvor, Nahrung zu sich zu nehmen. In dem Maße, wie die Körperkräfte abnehmen, wächst die nervöse Erregung.
- In den westlichen Staaten der Union herrscht wieder einmal das Goldfieber. Tausende strömen nach Utah, wo am Coloradofluß neue Goldfelder entdeckt worden sind. Es sind Goldklumpen, bis 1 Pfund wiegend, von den neuen Minen nach Denver geschickt worden. Obschon große Erträge erwartet werden, bezweifelt man doch in Colorado daß dieselben genügen, um die Silberfrage zu beeinflussen.
- Eine wichtige Verfügung ist neuerdings für die Kandidaten des höheren Schulamts, die neuere Sprache studiert haben, erlassen worden, danach ist es ihnen gestattet, die Hälfte des Probejahrs zur weiteren Ausbildung im Auslande zu verbringen; die Zeit wird ihnen angerechnet.
- Ein Telegramm aus Baku meldet, daß der Schah von Persien lebensgefährlich erkrankt sei. Die Nachricht ist, wie Petersburger Hofkreise bestätigen, durchaus verbürgt.
- Die Gegend um Oettingen in Schwaben bietet zur Zeit das interessante Schauspiel, daß sich die Bauern weigern, ihren Grund und Boden zu bestellen. Ursache dieses landwirthschaftlichen Streikes ist der Umstand, daß sich bei den letzten Schießübungen viele nicht explodierte Granaten dort eingewühlt haben sollen und die Bauern beim Pflügen ihr Leben riskieren würden. Man verlangt eine militärische Durchsuchung des Bodens und will nicht eher an die Bestellung der Felder gehen.
- Die 280 Mill. Frks., welche kürzlich Berlin passierten, hatten nur einen wirklichen Werth von altem Zeitungspapier und würden sich ebenfalls noch zu Fidibussen verwerten lassen. Als s. Z. die russische Anleihe in Paris aufgelegt wurde, kam

[ => Original lesen: 1892 Nr. 102 Seite 6]

von dort die Nachricht von einer vielfachen Ueberzeichnung und die darauf folgende Begeisterung war grenzenlos. Hinterher stellte sich aber heraus, daß die Ueberzeichnung eitel Schwindel war. Die russische Regierung war gezwungen, etwa 200 Mill. zurückzukaufen, und diese Obligationen nun sind es gewesen, die durch Berlin kamen.
- Ein seltenes Unglück meldet der "Mainzer Anzeiger" aus Westhausen bei Worms. Ein Schornsteinfegerlehrling wollte einen Kamin reinigen und begab sich zu diesem Zwecke auf dessen Innenseite empor. Kaum war er eine Strecke aufgestiegen, so löste sich das Mauerwerk, der Kamin brach zusammen, die Trümmer und der Junge stürzten in den Hof. Bewußtlos wurde der Lehrling nach dem Wormser Krankenhaus verbracht.
- Für die Kaiserin von Rußland werden augenblicklich Pferde von völlig weißer Farbe in Nordschleswig angekauft. Die russische Kaiserin hat schon früher eine größere Anzahl prächtiger Schimmelhengste aus dortiger Gegend bezogen. Wie ein Lokalblatt meldet, hat der Pferdehändler M. Markussen in Rohrkarr bei Tondern bereits 4 Pferde von durchaus reiner weißer Farbe angekauft; der Preis soll ein sehr beträchtlicher sein.
- Leckere Beute machten in Berlin Diebe, welche am Freitag abend einen beladenen Geschäftswagen mitsamt dem Pferde gestohlen haben. Das Gespann wurde später herrenlos angetroffen, die Ladung indeß, welche aus erheblichen Posten von Kaviar, Sardinen, Neunaugen und anderen Delikatessen bestand, hatten die Langfinger sich angeeignet. Von den Dieben fehlt bisher jede Spur.
- Eine eigenartige Ehrengabe stiftete ein Charlottenburger Bürger, und zwar für den hunderttausendsten Einwohner der Nachbarresidenz, falls derselbe ein neugeborenes Menschenkind sein sollte. Die Gabe beträgt 300 M. Charlottenburg nähert sich jetzt nämlich mit Riesenschritten bezüglich der Einwohnerschaft der Ziffer Einmalhunderttausend.
- Karl Abs, der bekannte Meisterringer, hat sich jetzt einer neuen Beschäftigung zugewandt. Er fordert das Tierreich in die Schranken, indem er in der "Flora" zu Hamburg einen 1500 Pfund schweren Elefanten aus der Hagenbeckschen Menagerie vom Erdboden hebt. Abs läßt sich jetzt aber auch viel schwerer sprechen als früher. Als ein Berichterstatter ihm am Sonntag in seiner Wohnung einen Besuch abstatten wollte, wurde er mit dem Bemerken zurückgewiesen: "Herr Abs darf nicht gestört werden; er muß sich Kraft schlafen."
- Nach einem alten Brauche erklettern am Geburtstage des Großherzogs von Baden alljährlich mehrere Arbeiter den Turm des Münsters zu Freiburg i. Br. Es ist das ein außerordentlich gefährliches Wagestück, da die Höhe des Turmes 122 Meter beträgt und der Aufstieg an der äußeren Seite, nicht etwa im Innern des Turmes, unternommen wird. Die betreffenden Personen müssen an den steinernen Vorsprüngen und Rosen, die nicht selten in einem Abstand von einem Meter von einander stehen, emporklettern und ein einziger Fehltritt kann sie in die Tiefe stürzen. Oben angekommen, feuern sie einige Pistolenschüsse ab, zum Zeichen, daß das Wagestück gelungen ist, drehen den mächtigen vergoldeten Stern um seine Achse, reinigen ihn und unternehmen dann den Abstieg. Von der Stadt erhält jeder der Arbeiter den Betrag von fünf Mark und außerdem können sie zusammen ein Mittagsmahl einnehmen, dessen Kosten ebenfalls der Stadt anheimfallen. Auch am 66. Geburtstage unternahmen drei Arbeiter den Aufstieg und beim Herunterklettern zeigte sich einer so wagehalsig, daß sein Davonkommen als ein Wunder erscheint. Am untern Ende der achtseitigen, in durchbrochener Steinschnitzarbeit ausgeführten Pyramide angelangt, die den obersten Turmaufsatz bildet, schwang sich der Tollkühne auf eine eiserne Stange, durch die für die kleineren Ecktürmchen eine Stütze geschaffen wird, hinauf und begann vor den Augen einer entsetzten Zuschauermenge Turnübungen zu machen, wie Bauchwelle, Rückenaufzüge u. s. w. Es sah geradezu grauenhaft aus, wie der unvorsichtige Mensch in der schwindelnden Höhe herumturnte, und man atmete ordentlich erleichtert auf, als er seinen gefährlichen Platz verlassen und sich in den Turm zurückgezogen hatte.
- Ein einfaches Mittel zur Erkennung der Trächtigkeit bei Kühen, welches wegen seiner Einfachheit recht oft auf seine Sicherheit erprobt zu werden verdient, giebt in der "Landw. Thierzucht" Herr Schenk=Dom. Roßwiese bei Landsberg an der Warthe an. Gegen Ende der Lactionsperiode event. auch eher, läßt man die Milch von der zu untersuchenden Kuh in ein Glas Brunnenwasser fallen. Vermischen sich diese Tropfen mit dem Wasser, so ist die Kuh nicht trächtig, fallen sie aber geschlossen und ziemlich schnell zu Boden, so ist die betreffende Kuh tragend. Auch das Zerreiben der Milch auf der Handfläche giebt einen Anhalt, indem eine wässerig erscheinende Milch Nichtträchtigkeit bekundet, und letztere ist um so weiter vorgeschritten, je zäher und klebriger die Milch sich erweist.
- Eine Falschmünzerbande, die in Crefeld seit längerer Zeit ihr Unwesen trieb, wurde durch die Unvorsichtigkeit einer Frauensperson, die das falsche Geld verausgabte, ermittelt und aufgehoben. Sie hatte ihre Werkstätte in der Königstraße, angeblich bei einem Kohlenhändler aufgeschlagen und stellte falsche Einmarkstücke her, die ziemlich täuschend nachgemacht waren. Die aus 8 Personen bestehende Gesellschaft wurde verhaftet.
- Das Absterben der italienischen Pappeln (Pyramidenpappeln) ist eine Erscheinung, die seit etwa 20 Jahren in Deutschland und Frankreich beobachtet wird. In nicht allzulanger Zeit dürfte dieser wegen seines hohen Wuchses und seiner leichten Kultur früher so beliebte Baum ganz von unseren Straßen verschwunden sein und die einförmigen und schattenlosen Pappelalleen dürften der Vergangenheit angehören. Ueberall bemerkt man, wie zunächst einzelne Aeste der Krone an der Spitze dürr werden und wie dann bei weiterem Fortschritt der Krankheit der Baum in wenigen Jahren eingeht. Die Ursache dieser merkwürdigen Erscheinung ist eine durch Altersschwäche des Baumes begünstigte Pilzepidemie. Die Pyramidenpappel stammt ursprünglich aus Nordamerika, wo sie an den Ufern des Mississippi wild wächst, wurde zuerst nach Italien gebracht und von Mailand aus über Europa verbreitet. Nach Deutschland kam sie in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts von Frankreich aus und erlangte dort namentlich seit der Napoleonischen Zeit weite Verbreitung. Der Baum ist getrennten Geschlechtes und bei uns kommen fast nur Exemplare mit männlichen Blüten vor, so daß von einer Samenbildung nicht die Rede sein kann. Die Vermehrung geschieht vielmehr, und zwar sehr leicht und sicher, durch Steckholz. Bei einer derartigen durch lange Zeit fortgesetzten Vermehrung muß aber mit der Zeit eine gewisse Erschöpfung durch Altersschwäche eintreten, da es ja gewissermassen immer nur die alten Bäume sind, die weiter wachsen. Hierdurch werden die Bäume gegen ungünstige Bodenverhältnisse und Fröste, sowie gegen Schmarotzerpilze widerstandsunfähig. Von den letzteren ist besonders eine Art, die vom Boden aus in die untersten Triebe eindringt, Sich durch Sporen (Samen) weiterverbreitet und schließlich die Bäume zum Absterben bringt. Aehnliches wird bei der berüchtigten Wasserpest beobachtet, einer aus Nordamerika eingeschleppten Wasserpflanze, die bei uns nur weibliche Blüten trägt, also auch keinen Samen bilden kann. Obgleich die ungeschlechtliche Vermehrung dieser Pflanze so stark ist, daß letztere Teiche, enge Flußläufe und Kanäle in kurzer Zeit förmlich verstopft, verschwindet sie doch regelmäßig nach einer Reihe von Jahren von selbst wieder. Hieher gehört auch die Erscheinung, daß eine Kartoffelsorte, die durch längere Zeit nur durch die Knollen, also nicht durch Samen, vermehrt wird, auszuarten beginnt und gegen den Pilz der Kartoffelkrankheit widerstandsunfähig wird. Um diesen Uebelständen abzuhelfen, giebt es nur das eine Mittel, durch Züchtung von Samen gewissermaßen für eine Blutauffrischung zu sorgen. Ob man sich bei der italienischen Pappel hierzu entschließen wird, erscheint allerdings fraglich, denn der Baum ist aus der Mode gekommen und, dem praktischen Zug der Zeit folgend, pflanzt man an die Straßen lieber Obstbäume oder, wo dies nicht angeht, Ahorn, deren Holz gut verwerthet werden kann und die außerdem eine reichlichere Beschattung vor den Pappeln voraus haben.


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