No. 101
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. Dezember
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 101 Seite 1]

Des heiligen Weihnachtsfestes wegen erscheint die nächste Nummer der "Wöchentlichen Anzeigen" am Freitag, den 30. December.


                Unter den Kühen der Hauswirthe Renzow in Rodenberg und J. Bruhn in Grieben ist die Maul= und Klauenseuche ausgebrochen.
            Schönberg, den 19. December 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Die zu Lockwisch sub Nr. III belegene Vollstelle des geisteskranken Hauswirths Heinrich Maack daselbst soll mit sämmtlichen dazu gehörigen Aeckern, Wiesen und Gebäuden und mit allem darauf zur Zeit befindlichen lebenden und todten Inventarium auf desfallsigen Antrag der Heinrich Maack'schen Curatoren öffentlich meistbietend verpachtet werden.
Zu solchem Zwecke steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte, als Curatelbehörde, Termin auf

Dienstag, den 17. Januar 1893
Vormittags 11 Uhr

an, zu welchem Pachtlieber mit dem Bemerken hiermit geladen werden, daß die Bedingungen auf der Gerichtsregistratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind.
Schönberg, den 10. December 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    E. Breuel, Act.


Auf Antrag des Maurergesellen Heinrich Holst zu Carlow werden hiermit Alle und Jede, welche an die nachstehend bezeichneten, angeblich bei dem am 21. August d. J. in Carlow stattgehabten Brande verloren gegangenen beiden Hypothekenscheine als:

1) über das ad Fol. III der zweiten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die zu Carlow sub Nr. 8 belegene Käthnerstelle des Bäckers Joachim Krellenberg auf den Namen des Antragstellers eingetragene Kapital der 800 M. und
2) über das ad Fol. VI der zweiten Hauptabtheilung desselben Hypothekenbuchs auf den Namen der Arbeitsmanns=Wittwe Burmeister, Catharina geb. Krellenberg, früher in Schlagsdorf später in Carlow, eingetragene Kapital der 600 M.
annoch Ansprüche und Forderungen haben möchten, hindurch aufgefordert, solche spätestens in dem auf

Montag den 30. Januar 1893
Vormittags 10 Uhr

anberaumten Termine vor unterzeichnetem Amtsgerichte, unter Vorlegung der bezüglichen Urkunden, anzumelden unter dem Rechtsnachtheil, daß die Kraftloserklärung der vorstehend bezeichneten beiden Hypothekenscheine erfolgen wird.
Schönberg, den 9. November 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Wider den flüchtig gewordenen Dienstknecht Sven Odo Carlson, zuletzt in Rieps im Dienst, geboren am 15. October 1871 zu Fridlefsted Beeken Len Karlscrona in Schweden, welcher dringend verdächtig ist, in der Nacht vom 6./7. Novemb. d. J. auf dem Wege von Neschow nach Cronscamp den Pantoffelmacher Joachim Boie aus Pogetz mittelst eines zolldicken Stockes vorsätzlich körperlich mißhandelt und an der Gesundheit beschädigt zu haben - Vergehen gegen §. 223a. des St. G. B. - ist der richterliche Haftbefehl erlassen. Ich bitte um Vigilanz, event. Festnahme und Benachrichtigung.
Schönberg i/Meckl., 21. December 1892.

Der Amtsanwalt.
J. V.:
A. Dufft.


Ersparniss- und Vorschuss-Anstalt.

Zwecks Auszahlung der zu Antoni k. J. fällig werdenden Zinsen ist die Anstalt

vom Dienstag, den 27. December d. J.,
bis
Sonnabend, den 31. December d. J.,
Vormittags von 8-12 Uhr, geöffnet.                                                    
      Schönberg, den 15. December 1892.

Das Directorium.


Weihnachts-Ausstellung.

Den geehrten Bewohern von Schönberg und Umgegend erlaube ich mir, hierdurch ganz ergebenst anzuzeigen, daß ich meine diesjährige

Weihnachts-Ausstellung
am Mittwoch, den 14. December eröffnet habe,
und empfehle eine große Auswahl von
feinsten Confitüren u. Tannenbaumkakes und verschiedene Sorten feinschmeckender Pfeffernüsse.

Auch werden Marzipantorten zu jedem Preise täglich frisch angefertigt.

Marzipan im Ausschnitt billiger.

Um geneigte Abnahme bittet                          
                                               Hochachtungsvoll
                                                    Wilh. Miltzow,
                                                    Bäcker und Conditor.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 101 Seite 2]

Am Dienstag, den 3. Januar 1893 Vormittags 10 Uhr soll im großen Saale des Herrn Gastwirth Boye hieselbst ein Theil der Heinrich Meyer'schen Concursmasse und zwar:

Verschiedene Manufacturwaaren, 2 Betten, Waschtisch, 1 Kleiderschrank, getragene Kleidungsstücke, 1 Stehpult, Wäsche u. s. w.
in öffentlicher Auction an die Meistbietenden gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden.

                                                    Der Concursverwalter
                                                    J. H. Böckmann.


Auf Beschluß der Gläubigerversammlung vom 19. d. M. wird der

Ausverkauf

des zur Heinrich Meyer'schen Concursmasse gehörenden

Manufacturwaaren-Lagers

bis Ostern 1893 zu noch billigeren Preisen, als bisher fortgesetzt.

                                                    Der Concursverwalter
                                                    J. H. Böckmann.


Bilanz des Anleihe-Capitals
der Rieps=Cronscamper Genossenschafts=Meierei (e. G. m. u. H.)
vom 1. Novembr. 1891 bis ultimo Oktober 1892.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Gewinn- und Verlust-Rechnung.
vom 1. Novembr. 1891 bis ultimo Oktober 1892.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Rieps, im November 1892.
Vorstehende Bilanz ist von uns revidirt, mit den Büchern verglichen und für richtig befunden.

Der Aufsichtsrath.
W. Borchert.                           J. H. Burmeister.                           J. Wiese.


Conditorei u. Marzipan-Fabrik

Breitestraße
Ecke der Hüxstr. 89
von
J. G. Niederegger,
Lübeck, Breitestraße
Ecke der Hüxstr. 89

empfiehlt einem hiesigen wie auswärtigen Publikum seine diesjährige

reichhaltige
Weihnachts-Ausstellung
in großer Auswahl von
Marzipan und Tannenbaum-Confecten.
NB. Die Ausstellung befindet sich in der ersten Etage.
Eingang zur Ausstellung durch den Laden.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 101 Seite 3]

Zu Weihnachtsgeschenken
empfehle ich
alle Hausstandssachen
als:                                                    
Messer und Gabeln,
Brodmaschinen,
Hausstandswaagen,
chinesische Theebretter,
Fleischhackmaschinen,
Waschruffel, Kohleneisen,
Ofengarnituren,
Plättöpfe u. s. w.

                                                    C. Schwedt.


Engl. Salz, besten Kuchensyrup, sowie
alle Gewürze
empfiehlt                          
                                                    C. Schwedt.


Schlittschuhe in großer Auswahl, sowie
Schlittengeläute
empfiehlt                          
                                                    C. Schwedt.


Eine Parthie blau emaillierter Kochgeschirre verkaufe ich zu jedem annehmbaren Preise.
                                                    C. Schwedt.


Grosses Lager von gusseisernen Töpfen und grau emallierten Geschirren zu Fabrikpreisen
bei                                                    C. Schwedt.


Die Reparatur meiner Braupfanne ist beendet und fährt am Sonnabend mein Bierwagen mit feinem

Weihnachtsbier.
                                                    C. Schwedt.


Traubrosinen, Krachmandeln
Smyrna u. Sevillafeigen,
Datteln, feinste Wallnüsse,
sicilianische Haselnüsse

empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Gr. Wallnüsse
Sicil. Haselnüsse
empfiehlt                          
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Eröffne heute meine Weihnachtsausstellung von Chokoladen und Cacaos, weissen und braunen Kuchen und Pfeffernüssen, Tannenbaum=Confect in den meisten Mustern, Marzipan im Ausschnitt.

Um recht zahlreichen Besuch bittet                          
                                                    H. Wolgast,
                                                    Bäckermeister.


Meine diesjährige
Weihnachts-Ausstellung

habe ich eröffnet und bitte das geehrte Publikum, mich mit Ihrem werthen Besuche zu beehren.

Hausirer schicke ich nicht.
                                                    L. Jähnig,
                                                    Conditor.


Viel Geld liegt begraben

in alten Biefen mit Marken der Jahrgänge 1850 bis 70. Ich bezahle für alte Mecklenburg=Strelitz=Marken 1 Schilling violett auf Briefen. 25 Mark pro Stück, auch alle anderen alten Marken mit hohen Preisen.

                          Offerten an Robert Fröhlich, Leipzig.


Als zum
Weihnachtsgeschenk
passend, empfehle eine große Auswahl gut abgelagerter
Cigarren,
à 100 St. von 3 M. an, u. mache besonders aufmerksam auf meine sehr beliebten u. preiswerthen
Weihnachtscigarren
in hübsch ausgestatteten Kistchen von 25 Stück zu 1 M. 25 Pfennig (Mecklenburg). u. 1 M. 60 Pfennig (Mecklenburg)., sowie auf eine Partie
guter Ausschuß-Cigarren
"La Flor de Habana" à 100 Stück 3 M. 50 Pfennig (Mecklenburg)., à Dutzend 50 Pfennig (Mecklenburg).
                                                    J. F. Eckmann.


Allen sparsamen Hausfrauen
empfehlen sich als beste u. billigste Bezugsquelle von                          
gebrannten Caffee
Groth & Diedrichs Caffee=Rösterei u. Lager
Rostock i. M.
10 verschiedene Sorten, von M. 1.20 bis M 2.10 Pfennig (Mecklenburg). per Pfund
Röstung durch Dampfbetrieb.
Bei Bezug von Postcolli frco. gegen Nachnahme oder vorherige Einsendung.
Niederlagen werden errichtet.
Lohnender Verdienst.


Zum Besuch meiner

Weihnachts-Ausstellung

lade ergebenst ein.

                          C. Sievers, Buchbinder.


Rum- und Arrakpunsch, Glühweinextrakt, Bischofextrakt, und Erdbeersaft zur Bowle. Ferner Rum Arrak und Cognac in

grosser Auswahl
empfiehlt billigstens                          
                                                    Aug. Spehr.


Verlaufen. Mein schwarzer Hund, auf den Namen Ammy hörend, hat sich am Sonnabend in Schönberg verlaufen. Sollte Jemand denselben angehalten haben, bitte ich um Nachricht.

Zarnewenz.                                                     H. Oldenburg, Hauswirth.


Zur Tanzmusik
und Abendunterhaltung
am 2. Weihnachtsfeiertage und Sylvester
ladet freundlichst ein                                                    
                                                    J. Wiencke.
Sülsdorf, den 22. 12. 92.                          


Am zweiten Weihnachtstage
Ausspielen von Gänsebrüsten
auf meine, Billard, wozu freundlichst einladet
                                                    J. Böckmann,
                                                    Gastwirth.


Stadt Lübeck.

Das für Dienstag, d. 27. d. M., angekündigte Militär=Concert findet wegen Verhinderung der Kapelle vorläufig nicht statt.

M. Köster.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 101 Seite 4]

Unsere Weihnachts=Ausstellung
in
Marzipan, Tannenbaum-Confect und
Atrappes
ist eröffnet.
Lübecker Conserven-Fabrik, vorm. D. H. Carstens,
Nr. 6 Holstenstraße Nr. 6.


Einem geehrten Publikum von Stadt und Land empfehle meine diesjährige

ausserordentlich reichhaltige
Weihnachts-Ausstellung

Ganz besonders aufmerksam mache auf eine große Auswahl:

Photographie-Album, Schreibmappen, Schmuckkästchen, Damenhand= und Umhängetaschen, Reisekoffer, Japan=Sachen, Cigarren= und Brottaschen, Portemonais, Schmuckgegenstände, Papierconfection, feine Porzellanvasen, Figuren und Rosen, Fächer, Schreibzeuge, Damenscheeren, Messer, Uhrketten, Tannenbaumschmuck, Lichter u. Leuchter, Bibel, Gesangbücher, Jugendschriften u. Bilderbücher u. s. w. u. s. w.

Um recht zahlreichen Besuch bittet                                                    
                                                                  Emil Hempel.
Schönberg.                                                    Buchbinder.     


Empfehle von heute an ausnahmsweise
Prima Fett=Bücklinge.
Hochachtungsvoll
                                                    H. Mette.


Versilberte u. vergoldete
Neusilber-Waaren.
Bestecke, Tafelgeräthe.
Spezialität:
Trauringe in jeder Stärke u. Preislage.
     C. Roepstorff,
Goldschmied, Schönberg i. M.
     Reichhaltiges Lager
von
Gold-, Silber-,
Corall- & Granat-Schmuck-Sachen


Gut brechende grüne Erbsen,
geschälte Viktoriaerbsen,
weiße Bohnen

empfiehlt billigstens                                                    Aug. Spehr.


Dienstboten,

als: Kutscher, Groß= und Kleinknechte, Futterknechte, Jungen und Mädchen sowie Arbeiterfamilien, Arbeiter und Arbeiterinnen, stellt unter günstigen Bedingungen

Nachweisungs=Contor Albert Wagner,
Siemzerstraße Nr. 196.


Indem wir für die zu einer Weihnachtsbescheerung armer Kinder uns zugegangenen Liebesgaben unseren herzlichsten Dank hierdurch aussprechen, verfehlen wir nicht, alle gütigen Geber und Geberinnen zu der am Freitag, d. 23. December Nachmittags 6 Uhr im Realschulhause stattfindenden Bescheerung freundlichst einzuladen.

Kämpffer.                                                     Krüger.


Agenten gesucht

für einen leicht verkäufl. Artikel gegen gute Provision. - Offerten an Adolf Mehlhase in Bremen erbeten.


Helene Hagemeister.
Hermann Rosenberger.
Verlobte.
Schönberg i/M.                                                     Flensburg.
Weihnachten 1892.


Kirchliche Nachrichten.
Sonnabend, den 24. Dezember.

Nachmittagskirche (5 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.

1. Weihnachtstag.

Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.

2. Weihnachtstag.

Frühkirche: Consistorialrath Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche: (6 Uhr): Candidat Will.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 52.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 101 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 101 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 23. Dezember 1892.


          Nr. 33 des Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betr. Anerkennung der italienischen Gewerbelegitimationskarten für die Ausübung des Gewerbebetriebes in Deutschland.
(2.) Bekanntmachung, betr. die in Angelegenheiten des Heeresersatzes von den Standesämtern zu ertheilenden Geburts= und Sterbescheine.
(3.) Bekanntmachung, betr. die Anmeldung unabkömmlicher dienstpflichtiger Beamter.
(4.) Bekanntmachung, betr. die neue Festsetzung des ortsüblichen Tagelohns gewöhnlicher Tagearbeiter.
(5.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat November 1892.
(6.) Bekanntmachung, betr. die Zusammensetzung des Schiedsgerichts der Berufsgenossenschaft für die Unfallversicherung der land= und forstwirthschaftlichen Arbeiter des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz.
(7.) Bekanntmachung, betr. das Brasilianische Consulat in Hamburg.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.


S. M. der Kaiser hat am Sonntag Nachmittag den bisherigen deutschen Botschafter in St. Petersburg, General v. Schweinitz, sowie den neuernannten Botschafter, General v. Werder, empfangen und beide Herren dann zur Tafel gezogen. Am Montag Nachmittag hat der Reichskanzler Graf Caprivi dem Kaiser längere Zeit Vortrag gehalten.
Wie aus Berlin verlautet, hat sich der Kaiser über die gesundheitliche Lage in Hamburg Bericht erstatten lassen. Ueberhaupt herrscht über das Wiederauftreten der Cholera an den leitenden amtlichen Stellen hohe Besorgniß und wird auf Grund der vorhandenen fachmännischen Berichte für das Frühjahr eine größere Epidemie befürchtet. Dementsprechend wird die Wiederholung der amtlichen Warnungs= und Abwehrvorschriften geplant. Ueberhaupt sollen zur Localisirung der Seuche die umfassendsten Vorkehrungen getroffen werden.
Die Vorarbeiten zu einem Reichsseuchengesetz sind nahezu beendet. Der Gesetzentwurf ist im Reichsamt des Innern bereits vollständig ausgearbeitet und soll vor seiner Einbringung beim Bundesrath nur noch einer Ueberprüfung nach der verwaltungstechnischen Seite durch eine Konferenz der juristischen Mitglieder des Reichs=Gesundheitsamts unterzogen werden. Es liegt in der bestimmten Absicht der Reichsregierung, die Vorlage noch in dieser Session dem Reichstage zugehen zu lassen.
Durch kaiserliche Verordnung vom 17. Dez. werden vom 1. Januar ab für Helgoland die sämtlichen Reichsgesetze in Kraft gesetzt, welche sich auf die eingeschriebenen Hülfskassen, die Kranken=, Unfall=, Invaliditäts= und Altersversicherung der Arbeiter beziehen.
Der evangelische Feldprobst der Armee trat soeben mit einer Anzahl evangelischer Militärpfarrer in Verbindung, um in Form von Flugschriften kernhafte Ansprachen an die Truppen zu erlassen. Für jeden Monat ist eine derselben, die immer die jüngsten Ereignisse besprechen soll, in Aussicht genommen.
Ueber die Führung der Reichsflagge wird jetzt im "Reichsanzeiger" eine kaiserliche Verordnung veröffentlicht. Hinzugefügt wird, daß es nicht gestattet ist, Standarten des Kaisers, der Kaiserin und des Kronprinzen zu führen, ebenso ist es unstatthaft, ohne Ermächtigung die deutsche Kriegsflagge, die in der kaiserlichen Marine eingeführten Commandos und Unterscheidungszeichen, Göschen, Wimpeln, sowie die Reichsdienstflagge zu führen.
Die Hochzeit des Thronfolgers von Rumänien mit der Prinzessin Marie von Großbritannien wird, wie die "Post" mittheilt, im Januar k. Js. im Schloß zu Sigmaringen ohne Entfaltung größeren Prunkes in engstem Rahmen und Familienkreise stattfinden. Außer den Mitgliedern fürstlich Hohenzollernschen Hauses werden als Gäste nur der Kaiser, der Herzog und die Herzogin von Edinburgh mit ihren Kindern, der Herzog und die Herzogin von Connaught als Vertreter der Königin von England und als dem herzoglichen Haus besonders nahe stehend, der Erbprinz und die Erbprinzessin von Sachsen=Meiningen erwartet.
Die internationale Münzkonferenz in Brüssel hat sich am Sonnabend bis zum 30. Mai k. Js. vertagt. Nach Annahme nachstehender Resolution ist die Conferenz auseinandergegangen: Die Münzconferenz erkennt den hohen Werth der Argumente an, welche die in der Conferenz vorgelegten Berichte enthalten, sowie diejenigen, welche in der Berathung vorgekommen sind; sie behält sich jedoch ein weiteres Urtheil über die ihrer Prüfung vorgelegten Materien vor und spricht den Vereinigten Staaten von Amerika den Dank aus, daß sie die Anregung zur Conferenz gegeben haben. Die Conferenz vertagt ihre Arbeiten und beschließt, vorbehaltlich der Zustimmung der betheiligten Regierungen, am 30. Mai wieder zusammenzutreten. Die Conferenz spricht den Wunsch aus, daß während dieses Zeitraums die Frage gänzlich studirt sein würde, und man zu einem Einvernehmen gelange, daß den Grundprinzipien der Münzpolitik der verschiedenen Länder keinen Eintrag thut.
Die obligatorische Civiltrauung soll auch in Italien eingeführt werden. In der Deputiertenkammer brachte der Justizminister einen Gesetzentwurf ein, nach welchem der kirchlichen Trauung die Civiltrauung vorhergehen soll.
Die Einwanderer=Sperre in den Vereinigten Staaten, welche in ganz Europa ein so unliebsames Aufsehen erregt hat, wird infolge der allgemeinen Proteste, welche aus allen Staaten eingegangen sind, nach neueren Meldungen voraussichtlich doch nicht Gesetz werden. Nach den Ausführungen der Vertreter der Transatlantic=Dampfer=Gesellschaften hat eine genaue Umschau unter den Kongreßmitgliedern ergeben, daß die Vorlage Chandlers über die Suspension der Einwanderung das Repräsentantenhaus nicht passieren wird.


- Die Cholerakommission des Senats in Hamburg theilt mit, daß bei 2 ins Krankenhaus gebrachten Personen die Cholera durch die bakteriologische Untersuchung festgestellt wurde. Wie die "Börsenhalle" erfährt, handelt es sich um anscheinend leichte Fälle in der Stadt und in einem Vorort. Allen entgegenstehenden Gerüchten gegenüber kann die "Börsenhalle" konstatieren, daß seit dem 13. Oktober im Hafen kein einziger Cholerafall vorgekommen ist.
- In Bremen hat sich ein Verein für Feuerbestattung gebildet, der in wenigen Tagen ca. 60 Mitglieder gefunden hat. Die gesetzgebenden Körperschaften haben im Prinzip die Feuerbestattung bewilligt, überlassen die etwaige Erbauung eines Crematoriums aber Privatunternehmern. Den Bau glaubt man nun am ehesten durch die Gründung eines Vereins zu erreichen, der alle Interessenten zusammenschließen soll.
- Urkundenkraft einer kaufmännischem Rechnung. In einer Strafprozeßsache wurde kürzlich entschieden, daß eine kaufmännische Rechnung eine Urkunde im Sinne des Gesetzes ist. Der Empfänger einer Rechnung hatte von letzterer die Fußnote abgeschnitten, um sich der Bedingung, welche die Fußnote enthielt, zu entziehen. Die Angelegenheit kam vor ein deutsches Gericht, welches den betreffenden wegen Urkundenfälschung zu drei Monaten

[ => Original lesen: 1892 Nr. 101 Seite 6]

Gefängnis, 150 M. Geldstrafe und in die Kosten verurtheilte.
- Die gesammte Ausstattung der Braut des Thronfolgers von Rumänien, bekanntlich einer Tochter der Prinzessin von Edinburg, welche von einem Londoner Westend=Haus geliefert worden ist, umfaßt eine große Zahl der prächtigsten Kleider. Da diese "Staatsangelegenheit" unsere Leserinnen interessiren dürfte, so wollen wir hier die Beschreibung einiger dieser Toiletten folgen lassen. Da ist ein salmfarbiges Gewand von Conduroy=Seide im Empire=Stil, mit Falten von hellblauer Seide. Der obere Theil des Korsets besteht aus hellblauem Sammt. Dieses Kleid ist für Empfangszwecke bestimmt. Ein Kleid für Diners ist wunderbar mit Perlen in hellen Rosenknospen bestickt. Eines ist im Louis XV.=Stil. Der Trousseau enthält eine Menge herrlicher "deshabillès". Ein Gewand ist aus heliotropfarbiger Seide gemacht, mit flandrischen Spitzen. Einer der Nachmittagsanzüge besteht aus bronzegrünem Sammt. Alle Unterröcke sind in feinen Nuancen von blauer, rother und weißer Seide. Das Hochzeitskleid der Prinzessin ist aus der reichsten weißen Faille gefertigt, mit Perlen bestickt. Dasselbe ist in Paris gemacht.
- Die Königin Victoria von England hat wie aus London gemeldet wird, in den letzten Wochen im Schlosse Windsor viele Gäste für den Abend und die Nacht beherbergt. Es befanden sich darunter die meisten Minister, verschiedene Führer der Opposition, einige Mitglieder des diplomatischen Korps und mehrere sonst bedeutende Persönlichkeiten. Gewöhnlich erfolgen die Einladungen durch den Oberhofmarschall Sir John Cowell. Manchmal aber giebt der Privatsekretär der Königin, General Sir Henry Ponsonby, kurz telegraphisch Befehl. Wen die Königin zum Abendmahl einladet, der muß um halb 9 Uhr im großen Korridor des Schlosses anwesend sein. Genau viertel vor neun Uhr tritt die Königin selbst in den Speisesaal, das Eichene Zimmer, welches auf den Korridor hinausgeht. Ein Theil dieses Zimmer ist mit den herrlichen Gobelins tapeziert, welche Louis Philipp der Königin zum Geschenk gemacht hat. An den Wänden hängen die Bildnisse der Königin, der Prinzeß von Wales und der Herzoginnen von Edinburg, Connaught und Albany. Das Diner ist stets vorzüglich, und die Weine sind fast unübertrefflich. Die geladenen Herren bleiben, nachdem die Königin den Saal verlassen hat, nur kurze Zeit da. Im Korridor oder in einem der angrenzenden Zimmer hat dann jeder der Geladenen eine kurze Unterhaltung mit ihrer Majestät. Am Morgen frühstückten die Geladenen entweder allein oder mit dem königl. Hofstaat.
- Bei der bevorstehenden Hochzeit der Prinzessin Margarethe mit dem Prinzen Friedrich Karl von Hessen wird, wie Berliner Zeitungen melden, auch der Fackeltanz wieder zu seinem historischen Rechte gelangen. Bei der Vermählung der Prinzeß Viktoria war er bekanntlich ausgefallen.
- Der Prinzregent von Bayern nahm das Protektorat über den 14. deutschen Feuerwehrtag an.
- Im Hinblick auf den Panama=Skandal in Frankreich bringen ausländische Blätter Nachrichten über eine Annäherung Rußlands an Deutschland, die sich namentlich auf wirthschaftlichem Gebiete vollziehen soll.
- Eine kostbare Sendung, die für Rußland bestimmt ist, passierte am Sonnabend Berlin. Sie bestand, der Köln. Ztg. zufolge, aus Werthen im Betrage 280 Mill. Fr., welche in Holzkisten verpackt, in drei Personenwagen untergebracht waren, die von Paris kamen und von 30 Personen als Bedeckung begleitet waren. Die Sendung traf Sonnabend früh 7 Uhr 17 Min. in Köln ein und ging von dort mit dem Zuge um 8 Uhr 40 Min. wieder ab, um über Hannover und Berlin ihren Weg nach Petersburg zu nehmen.
- Dem "Standard" wird aus Odessa gemeldet, daß die Häfen des Schwarzen und Asowschen Meeres zwar amtlich für frei von der Cholera erklärt worden seien, daß die Epidemie aber immer noch in den südwestlichen Gouvernements wüte.
- Von der Kurverwaltung in Meran wurde durch Anschlag auf allen Promenaden gekannt gegeben, daß das Schleppentragen unter keiner Bedingung gestattet sei. Dagegenhandelnde haben es sich selbst zuzuschreiben, wenn sie von den Beamten der Kurverwaltung zurechtgewiesen oder auch von den Promenaden fortgewiesen werden.
- Nach übereinstimmenden Meldungen hat der letzte Sonntag vor Weihnachten, trotzdem das Wetter sich wider Erwarten sehr günstig gestaltet der Berliner Geschäftswelt bittere Enttäuschung gebracht. Der Verkehr in den Läden stand in gar keinem Verhältnisse zu dem gewaltigen Verkehr in den Straßen. Nur in den leider immer mehr überhandnehmenden "Ramschgeschäften", die für billigen Preis Schundwaaren liefern, war der Verkehr ein großer. Eine Erklärung bis zu einem gewissen Grade mag in dem Umstande liegen, daß bis zu Weihnachten noch eine Woche ist. Aber viel Schuld tragen auch die Zeitverhältnisse, welche zu Einschränkungen zwingen.
- Einem dem "Märk. Sprecher" in Bochum zur Verfügung gestellten Privatbrief des Rechnungsführers der Borchertschen Expedition zum Viktoriasee ist zu entnehmen, die unter dem Befehl des Kapitäns Gemmer steht und sich am 1. November eine Tagereise hinter Mpwapwa befand. Der Schreiber berichtet, daß die Wahehe in Kandoa, das sie vorher passierten, schrecklich gehaust hätten. Die Unsicherheit sei überhaupt groß. Auch die wilden Thiere setzten ihnen sehr zu. So habe ein Löwe sich vor einigen Tagen einen Soldaten mitten aus dem Lager herausgeholt.
- Ueber das Unglück in den Kohlengruben von Bamfurlong werden folgende Einzelheiten mitgetheilt: In der 4 englische Meilen von der wallischen Stadt Wigan gelegenen Bamfurlong=Zeche barst der Petroleumbehälter in dem Maschinenhaus, das sich am Eingang des Tunnels befindet. Das Oel setzte den Boden und die übrige Zimmerung des Hauptschachtes in Brand. Die Maschinisten thaten ihr Bestes, das Feuer zu löschen; da es ihnen nicht gelang, so gaben sie den in der Grube arbeitenden 120-150 Arbeitern sofort ein Zeichen, sich ungesäumt aus dem Bergwerk zu entfernen. Nur wenigen gelang es, sich durch den Rauch und Flammen einen Weg zum Eingang zu bahnen, da der dichte Qualm bald jedes Vordringen unmöglich machte. Das Schicksal der vom Ausgang abgeschnittenen Bergleute war lange Zeit Gegenstand der größten Befürchtungen. Erst um zwei Uhr nachmittags, acht Stunden nach dem Ausbruch des Feuers, war der Brand gelöscht. Dann ging es an die Rettungsarbeit. Eine Menge Leichen wurden aufgefunden, andere Arbeiter waren, vom erstickenden Rauch überwältigt, völlig bewußtlos. Bis jetzt sind 20 Leichen an die Oberfläche geschafft worden.
- Italienischer Wein. Nach einer Mitteilung der italienischen Regierungssachverständigen in Berlin sind in den ersten neun Monaten 1892 von Italien nach Deutschland 94 460 Doppelzentner Tischweine, welche 20 Mk. und 83 341 Doppelznt. Verschnitt=Tischweine, welche 10 Mk. Eingangszoll zahlten, eingeführt worden, während der Trauben=Import auf 100 000 Doppelzentner zu schätzen ist.
- In Posen starb eine 90jährige Dame, namens Frau Theodora v. Kierska. Dieselbe war die Tochter eines Herrn v. Kierski, Kammerherrn des letzten polnischen Königs, Stanislaus August.
- Seit kurzen sind in Antwerpen gefälschte 50 Mark=Banknoten der Deutschen Reichsbank im Umlauf. Nachdem am 12. Dezember allein fünf gefälschte Banknoten angehalten worden waren, wurde die gesammte Polizei der Stadt in Bewegung gesetzt. Zwei Preußen, Johann Großbert und Rudolf Rottebohm, wurden endlich auf frischer That bei der Ausgabe dieser Banknoten ertappt und festgenommen.
- Ein Logierhaus wird der Londoner Grafschaftsrath demnächst für die Londoner Armen eröffnen. Es kostet 17 000 Pfd. Sterl. und kann 300 Leute aufnehmen. Jeder hat 5 Pence für eine Nacht zu zahlen. Das Haus ist elektrisch beleuchtet, besitzt warme und kalte Bäder, eine

[ => Original lesen: 1892 Nr. 101 Seite 7]

Dampfwaschanstalt, Speise= und Konversationszimmer und eine vortreffliche Bibliothek. Außerdem ist eine billige Restauration da für diejenigen, welche sich ihre Mahlzeiten nicht selbst kochen wollen.
- Die goldene Rose des Papstes. Der Papst hat in diesem Jahr der Königin von Portugal die goldene Rose verliehen, die er alljährlich einer katholischen Fürstin schenkt. Dieses sowohl für den Geber, als für die Empfänger etwas kostspielige Geschenk kostet dem Papst die runde Summe von 50 000 Franken. Der Stengel der Rose, in massivem Gold, ist über 1 Meter lang; der Kelch der Blume ist in Mosaik gearbeitet und trägt die kunstvolle Gravirung des päpstlichen Namens, des Datums, an welchem das werthvolle Andenken übergeben wird, und die Titel der Fürstin, die dasselbe empfängt. Die Blätter der Rose sind mit Diamantstaub bestreut, welcher den Morgentau nachahmen soll. Das kostbare Schmuckstück ruht in einem prächtigen Futteral von weißem Atlas, mit silbernen Rosenknospen geschmückt. Ein solches Geschenk wird nicht wie ein gewöhnliches Packet verschickt. Die vatikanische Etikette verlangt, daß zwei Abgesandte des Papstes dasselbe der auserwählten Fürstin überreichen. Die beiden Herren gehören zu den vornehmsten Adelsgeschlechtern Roms. Jeder von ihnen erhält für die Reise und Repräsentation 15 000 Franken, nachdem der Goldarbeiter, der die Rose angefertigt hat, und dessen Laden seit drei Jahrhunderten nahe der St. Peterskirche ist, bereits 20 000 Franken für seine kunstvolle Arbeit erhalten hat. Das Ceremoniell schreibt dann weiter vor, daß eine Hofequipage, mit natürlichen oder künstlichen Rosen ausgeschmückt, auf dem Bahnhof die beiden päpstlichen Gesandten abzuholen hat, die im Schloßhof mit militärischen Ehren empfangen werden. Der älteste von ihnen trägt die goldene Rose in ihrer Umhüllung auf dem Kopf und legt sie auf einem mit weißer seidener Decke behangenen Tische nieder Der Hof begiebt sich sodann in die Schloßkapelle wo der Bischof der Stadt eine feierliche Messe hält. Dann tritt die Königin zur Seite des Bischofs unter den Baldachin und begiebt sich mit ihm in den Empfangssalon. Dort liest der jüngere der Abgesandten den Brief des Papstes vor, während der ältere, dreimal die Rose bewegend, sie dem Bischof überreicht. Hierauf kniet die Fürstin vor dem Bischof nieder, welcher die Rose auf ihr Herz legt, indem er sagt: "Siehe, die mystische Rose, das Geschenk des heiligen Vaters", worauf die Königin antwortet: "Gott sei Dank". Die Sänger stimmen dann das "Tedeum" an. Zuletzt nähert sich die Königin den päpstlichen Abgesandten und überreicht ihnen Orden. Diese haben in Rom über die Feierlichkeit zu berichten und überbringen einen Dankbrief der Monarchin und ihre Photographie, die gewöhnlich in einem reichverzierten, mit goldenen Rosen geschmückten Rahmen geschenkt wird. Der Brief, welchen der päpstliche Gesandte vor Ueberreichung der goldenen Rose vorlegt, zählt in ausführlicher Weise die Verdienste der Königin auf, um derentwillen ihr diese Auszeichnung zutheil wird.
- Der deutsche Turnverein in London hat am Sonnabend einen großen Abschieds=Commers gehalten zu Ehren seines Hauptbegründers und langjährigen Lehrers Roman v. Schweizer. Derselbe wurde 1820 in Freiburg i. Br. geboren und nahm 1848 an dem badischen Aufstand theil, entkam aber glücklich nach der Schweiz. Schweiger beabsichtigt nunmehr, den Rest seines Lebens in der badischen Heimath zuzubringen.
- Ein Klavier=Duell hat kürzlich in Newyork stattgefunden, und zwar zwischen einem Herrn und einer Dame. Die Dame spielte ohne Unterbrechung 16 Stunden 52 Min. lang, dann war sie erschöpft und hatte aufgelaufene Gelenke und wunde Finger. Ihr Gegner spielte 8 Minuten länger. Und die Zeugen und das Publikum?
- Der Winter in Italien ist in diesem Jahr sehr hart. Aus Ober=Italien liegen Berichte über ungewöhnliche Kälte und reichliche Schneegestöber vor. Die Gegend zwischen Mailand und Parma ist eingeschneit; die in Mailand gefallene Schneemenge ist so reichlich, daß die Hinwegräumung 28 000 Lire kosten wird. In der Provinz Brescia gab es heftige Schneestürme; auch in Rom, Florenz und Neapel schneite es.
- Ein großes freimauerisches Festmahl fand in Neapel statt, auf dem in entschiedener Weise gegen die in der letzten päpstlichen Enzyclika enthaltenen Ausführungen gegen das Freimaurerthum protestiert wurde.
- Garibaldis Tochter Teresita, die Frau des Generals Canzio, hat gegen den Verkauf der Insel Caprera, auf der ihr Vater starb und der von den übrigen Erben mit dem italienischen Staate vereinbart war, Protest erhoben und darin vom Gericht Recht erhalten.
- In der Annenstraße zu Berlin verübte am Mittwoch abend die Frau eines dort wohnenden Gastwirths K. ein Revolverattentat auf ihren Mann. Der Mann wurde von der Kugel schwer getroffen und ist nach Bethanien geschafft worden, wo er fast hoffnungslos darniederliegt. Die Frau ist verhaftet worden. Das Motiv zur That liegt in Ehezwistigkeiten. Der Mann hat die Frau häufig gemißhandelt und auch am Mittwoch soll er den Versuch gemacht haben, die Frau zu schlagen; sie hat dann den Revolver ergriffen - wie sie behauptet, hat sie den Mann nur schrecken wollen und wußte nicht, daß die Waffe geladen war - und den Schuß abgegeben.
- Aus Kamerun traf in Berlin die Nachricht ein, daß der Stamm der Bakoko, der am Sannada eine Handelssperre versucht hatte, von der Polizeitruppe angegriffen und besiegt worden ist. Hierdurch sind die Faktoreien und Missionsstationen aus ihrer Bedrängnis befreit worden. Von Verlusten oder ernstlichen Verwundungen auf Seiten der Polizeitruppe wird nichts berichtet.
- Ein furchtbarer Gattenmord wurde in Lodz (Rußland) verübt. Ein Arbeiter kam gegen Mitternacht heim. Als ihm seine Frau Vorwürfe machte, schlug er mit einem Hammer nach ihr, bis sie blutüberströmt liegen blieb. Er hielt sie für tot, begoß sie mit Petroleum, legte sie ins Bett und zündete dieses an. Der Mann selbst versuchte sich im Stalle zu erhängen, jedoch erreichte er nicht seinen Zweck, da der Strick vor der Zeit riß. Durch das Schreien des dreijährigen Kindes wurden die Nachbarn aufmerksam; sie fanden die Frau mit zahlreichen Brandwunden bedeckt in dem brennenden Bette. Beide Eheleute wurden in das Krankenhaus gebracht.
- Einen billigen Festbraten suchte sich am Sonnabend eine vornehm gekleidete Dame in der Centralmarkthalle in Berlin zu verschaffen. Anscheinend um Einkäufe zu machen, wanderte sie durch die Halle und sah sich Jenes und dieses an. So kam sie auch an den Stand eines Gänse=Engrosschlächters P. Im Nu hatte sie hier eine der zur Schau ausgelegten Gänse erfaßt und unter dem Mantel verschwinden lassen. Der Vorgang war aber von dem Sohne des P. bemerkt worden und dieser stellte die Diebin auf eine eigenthümliche Weise. Er ging ihr nach und applizierte ihr eine so derbe Ohrfeige, daß sie vor Schrecken die Gans fallen ließ. Unter dem Hohngelächter der zahlreichen Marktfrauen und Käuferinnen wurde die ertappte Diebin nach der Revierwache und von dort nach dem Polizeipräsidium am Alexanderplatz gebracht. In ihr wurde eine nicht unbemittelte Wittwe aus einem Berliner Vororte festgestellt.


Anzeigen.

Am Donnerstag treffe mit einem großen Transport

russischer Pferde

(Sattel= und Vorderpferde), 5-9 Zoll groß, Sibirische Race, in Gadebusch bei Herrn Gastwirth Krumsee ein.

                                                    Bochus.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Heinr. Böckmann Bandagist.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 101 Seite 8]

Zur reichhaltigen
Weihnachts-Ausstellung
lade ergebenst ein.                                                    
P. Hagen,
Bäckerei und Conditorei
Schönberg i. M.


Zu den Festbäckereien empfehle ich:
Prima engl. Syrup, gemahl. Raffinade, ff. Mandel, Succade und cand. Orangenschale, grosse Citronen und alle Gewürze feinster Qualität
                                                    A. Wigger Nachf.


ff. Tafel Aquavit à Fl. M. 1.25 incl.
ff. Rum, Cognac, Punschextract,
ff. Weiss- u. Roth-Weine, Magenbittern  u. s. w. in allen Preislagen

empfiehlt                          
                                                    Max C. Sass.


Zu Festbäckereien empfehle
sämmtliche Gewürze
in nur frischer Waare u. A.
prima Weizenmehl,
bei 10 Pfund à 13 1/2 Pfg. weniger 14 Pfg.
                                                    Max C. Sass.


ff. Brustbonbons und

schwarzen Brustcandis für Husten u. Heiserkeit empfiehlt
                                                    Max C. Sass.


Als nützliche Hausstandsgegenstände empfiehlt

Fleischhackmaschinen, Wurststopfmaschinen, Reibemaschinen, Wringmaschinen,
Dampfwaschkessel, Waschruffel, Ofenvorsätze, Ofengeräthe, Ascheimer, Kohleneimer, Petroleumkocher, Gebäckkasten u. s. w.
in schöner Auswahl
                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Halte von jetzt an bis Neujahr lebende
holsteinische Karpfen
zum Verkauf vorräthig.                                                    
                          Hochachtungsvoll
                                                    H. Mette.

NB. Größere Posten bitte vorher zu bestellen.


Kinderkochgeschirre, Kochherde und Dreifüße mit Spirituslampen in hübscher Auswahl gußeiserne=emaillirte Kochtöpfe und Grapen unter Fabrikpreisen empfiehlt

                                                    J. Ludw. D. Petersen.

NB. Auch werden die von mir gekauften Sachen gerne bis Weihnacht aufbewahrt und franco zugesandt.


Das Photographische Atelier
von Heinr. Albrecht

empfiehlt sich zur Anfertigung aller Arten

Photographien.

Vergrößerungen nach allen, selbst den ältesten Bildern. Ständige Momentaufnahmen im Winter, daher auch Aufnahmen bei jeder Witterung.
Um Weihnachtsbestellungen sorgfältig ausführen zu können, werden dieselben frühzeitig erbeten.

Das Atelier ist jeden Sonntag geöffnet.


Leipziger Christstollen
als ff. Mandel u. Rosinenstollen.
Marzipan im Ausschnitt
empfiehlt                          
                                                    L. Jähnig.
                                                    Conditor.


Neues Jahr, neues Glück!

Zu der am 5. Jan. neu beginnenden

Großen Hamburger Geldverloosung

empfehlen für 1. Ziehung:

1/1 Loose à 6 M., 1/2 à 3 M. 1/4 à 1.50 M.
An Hauptgewinnen kommen folgende zur Entscheidung:

In 1. Cl. 50,000 M., in 2. 55,000, 3. 60,000 M., 4. 65,000 M., 5. 70,000 M., 6. 75,000, in 7. eventl. 500,000, spec. 300,000, 200,000, 100,000, 60,000 40,000, 30,000 M. etc.
Es bietet sich also die allergroßartigste Gewinngelegenheit, so daß Jedermann sein Glück versuchen sollte. Aufträge, welche unter Nachnahme nach allen Orten prompt ausführen, erbitten recht bald

Mindus & Marienthal,
Hamburg.


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