No. 88
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. November
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 88 Seite 1]

           No. 20 des Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der

  II. Abtheilung, (1.) Bekanntmachung zur Abänderung der Bestimmung in Ziffer 1, Absatz 1 der Bekanntmachung vom 19. September 1892, betreffend Maßregeln gegen die Einschleppung der Cholera. (2.) Bekanntmachung , betreffend die Einberufung des Deutschen Reichstages.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.


Ueber die Vorgeschichte der Abtretung Helgolands an Deutschland werden von dänischer Seite folgende Enthüllungen vorbereitet. Mit der Abtretung fiel die plötzliche Abberufung und Entlassung des dänischen Gesandten in London, Kammerherrn v. Falbe, zusammen. Seinem Mangel an Schweigsamkeit verdankte es Dänemark, daß ihm Helgoland im letzten Augenblick entging. Der Handel war abgemacht; Dänemark sollte für Helgoland die Insel St. Thomas in Westindien an England abtreten und eine Summe Geldes dazu zahlen. Die dänische Regierung hinwiederum wollte die Insel Deutschland für Nord=Schleswig anbieten und eventuell mit einer Abtretung an Frankreich drohen. Die deutsche Regierung kam dem zuvor und bot schnell entschlossen einen höheren Preis in Afrika.
Die Leichenfeier in Stuttgart hat am Freitag Mittag mit großem Gepränge stattgefunden. Nachdem im königlichen Schloß am Sarg der verewigten Königin ein kurzer Trauergottesdienst stattgefunden hatte, wurde um 11 Uhr die Leiche unter Vorantritt der russischen Geistlichkeit auf den Trauerwagen gebracht und es setzte sich sofort der Leichenkondukt unter dem Geläute aller Kirchenglocken der Stadt in Bewegung. Hinter dem Sarg ging die Hofgeistlichkeit. Sodann folgten der Kaiser, der König von Württemberg, die Prinzen des Königlich Württembergischen Hauses und die fremden Fürstlichkeiten. Der Sarg wurde im Hof des alten Schlosses vom Wagen gehoben und vor den Altar der Schloßkapelle getragen. Nach einem kurzen Gesange des Singchors hielt sodann der Oberhofprediger Schmid die Trauerrede, in welcher der hohen Tugenden der Entschlafenen gedacht, und namentlich die Wohlthätigkeit der hohen Frau hervorgehoben wurde. Um 12 Uhr mittags, nachdem der Oberhofprediger die Rede beendet hatte, wurde der Sarg unter Kanonendonner in die Gruft versenkt. Unter Vortritt des Oberhofpredigers begab sich der König sodann mit den hohen Anverwandten in die Gruft, woselbst die Leiche durch die russische Geistlichkeit eingesegnet wurde. Mit einem ergreifenden Gebet des Hofpredigers Braun schloß gegen 12 1/2 Uhr die Feier.
Fürst Bismark äußerte sich dem Führer der Leipziger Nationalliberalen, Hans Blum, gegenüber am vergangenen Sonntag über die Militärvorlage. Nach einem Bericht der Leipziger "Neuesten Nachr." erklärt Fürst Bismark, zur unbedingten Annahme der Vorlage fehle die erste Voraussetzung, nämlich die Notwendigkeit der geforderten Aenderungen.
Die Begründung der Vorlage mit der Vermehrung der Streitkräfte unserer Nachbarn im Osten und Westen sei nicht angängig. Es sei höchstens unwahrscheinlich, daß wir den Krieg an zwei Fronten zugleich haben würden, weil Rußland keinesfalls den Kriegsfall gegeben sehen werde, wenn ihn Frankreich vom Zaune brechen sollte, und im Falle eines Angriffs seitens Rußlands Frankreich erst zusehen werde, wie sich die Sache entwickelt. Warum solle man nun diese ungeheure Friedenspräsensstärke bewilligen? Im künftigen Krieg werde derjenige siegen, der die ersten zwei bis drei Schlachten gewinne, und diese werden nicht von Millionen gleichzeitig auf dem Schlachtfelde geschlagen, sondern höchstens von 2 bis 300 000 Mann. "Es kommt also, wie bisher, auf gute Führung, auf überlegene Taktik an, und die wird nicht gewährleistet durch eine ungeheure Vermehrung der Heere. Mit unserer jetzigen Heeresstärke können wir bei richtiger Führung sehr wohl, sogar an zwei Fronten erfolgreich operieren.
Mit den deutsch=russischen handelspolitischen Verhandlungen scheint es nun doch Ernst werden zu sollen. Wie der "Confectionär" berichtet, sind an eine Anzahl Berliner Großindustrieller amtlicherseits vor einigen Tagen Fragebogen vertheilt worden, um ihre Wünsche in Bezug auf Zollherabsetzungen in Rußland zu erfahren. Es wird um Angabe der bis jetzt giltigen Zollsätze, der erforderlichen Ermäßigungen, ob Verzollung nach Werth oder nach Gewicht erstrebt werden soll, um Mittheilung, ob Konkurrenzindustrie in Rußland existiert, ob dieselbe stark sei, wieviel die bisherige Ausfuhr beträgt etc. ersucht.
Man hatte wohl voraussehen können, daß der Vatikan zu der Feier in Wittenberg kein freundliches Gesicht machen würde; aber die Sprache, welche seine Organe gegen die Rede des deutschen Kaisers führen, übersteigt doch alle Erwartungen. Es ist ein wahres Kriegsgeheul, das sie ausstoßen, und wenn es nach ihnen ginge, so müßte der deutsche Katholizismus sofort gegen den Protestantismus unter die Waffen treten. Und doch würde man sich täuschen, wenn man glauben wollte, daß die Ursachen dieses Grimmes allein in den kaiserlichen Worten zu suchen seien, nach denen es in Glaubenssachen keinen Zwang, sondern nur eine freie Ueberzeugung des Herzens giebt. Die eigentlichen Ursachen der vatikanischen Leidenschaftlichkeit liegen anderwärts. Es ist der Dreibund, gegen welchen alle Erbitterung sich kehrt, der Dreibund, der außer den Revanchegelüsten der Franzosen auch den Bestrebungen, die auf Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes gerichtet sind, einen starken Damm entgegensetzt. Ob es freilich klug ist, daß vatikanische Diplomatie den wilden Haß, der eigentlich dem europäischen Sicherheits=Institut gilt, gegen Deutschland und des Reiches Oberhaupt schleudert, das ist eine andere Frage.
- Im Finanzausschuß des ungarischen Abgeordnetenhauses erklärte am Donnerstag der Finanz=

[ => Original lesen: 1892 Nr. 88 Seite 2]

minister, die Prägung von Goldmünzen sei im Gange, die Prägung von Silbermünzen beginne in diesem Monat und auch mit der Prägung von Bronzemünzen werde alsbald begonnen werden. Betreffs der Konversion wünschte der Minister, daß gleich bei Beginn der Operation so erhebliche Ersparungen erzielt würden, daß hierdurch auch die Valutaregulierung beschleunigt werde. Die Erklärung fand natürlich ungetheiltesten Beifall.
Gegenüber einer halbamtlichen Darstellung, wonach Frankreich 40 Armeekorps marschieren lassen könne, erklären Berliner Zeitungen, daß auch Deutschland neben seinen 20 Linienarmeekorps 20 Reservekorps aufzustellen imstande sei; Deutschland könne heute schon im Kriegsfalle 1800 Infanteriebataillone an Linien=, Reserve=, Landwehr= und Ersatztruppen aufstellen.
Dem "Standard" zufolge ist der hohen Pforte von Rußland eine neue Verlegenheit bereitet worden. Der russische Botschafter in Konstantinopel, Nelidow, soll von seiner Regierung angewiesen sein, von der Türkei das Zugeständnis zu verlangen, daß Rußland in jedem Augenblick Kriegsmaterial und Munition durch die Dardanellen schicken dürfe. Der Sultan sei darüber sehr betreten; er werde nicht umhin können, die Forderung Rußlands, sobald sie formell gestellt worden, zu beantworten. Möglich, daß er den Rat des Botschafters einer mit der Türkei befreundeten Macht einhole. Die von Rußland gestellte Forderung hänge übrigens nicht mit der wegen der Durchfahrt russischer Schiffe durch die Dardanellen zusammen, welche im Lauf der jüngsten Handelsvertrags=Verhandlungen bereits abgelehnt worden ist.
Der russische Reichsrath hat beschlossen die Accise auf Bier und Phosphorzündhölzer, schwedische ausgenommen, von Neujahr ab um die Hälfte zu erhöhen.


Schönberg. Am 5. Novbr. feierte Herr Amtsgerichtsactuar Dufft hieselbst sein 25jähriges Jubläum als Actuar beim hiesigen Gerichte unter Theilnahme der hiesigen Beamten und vieler Freunde und Bekannte. Die Beamten des hiesigen Gerichts, sowohl die gegenwärtigen wie die früheren, hatten dem Jubilar einen silbernen Pokal sowie eine silberne Schnupftabacksdose gewidmet, welche Geschenke dem Jubilar Mittags nach einer feierlichen Ansprache durch den Herrn Amtsrichter Horn in Gegenwart sämmtlicher Beamten des Gerichts überreicht wurden. Abends war in Spehr's Hotel ein Abendessen veranstaltet, zu welchem der Jubilar eingeladen war.
Schönberg. Der Knecht H. von hier, der als Pungenfahrer in der Lockwischer Mühle diente und als solcher seinen Herrn nach und nach um große Summen betrog, hat sich, nachdem er sich ca. 6 Wochen verborgen hielt, der Polizei freiwillig gestellt. Die Unterschlagungen sollen bereits mehrere Jahre von ihm betrieben sein.
- Vor einigen Tagen wurde von einem Dassower Fischer ein großer Seeadler eingebracht, den er in der Pötnitzer Wieck betroffen, wie er auf eine große Seemöve stieß und sich mit ihr so verwickelte, daß er nicht wieder hochkommen konnte, da er dem Wasser zu nahe gekommen war. Der Fischer erschlug ihn mit dem Ruder. Der Adler hatte 8 Fuß Flügelweite.
- Die Bürgerschaft in Lübeck beschloß zum Andenken an die 750jährige Begründung der Stadt im nächsten Jahre eine Jubelfeier zu veranstalten.
- Der Kaiser hat dem Prinzen Johann von Schleswig=Holstein=Glücksburg, dem jüngsten Bruder des Königs von Dänemark, der den König Christian IX. bei der Feier in Wittenberg vertreten hat, den Schwarzen Adler=Orden verliehen.
- Nach der preußischen amtlichen Konkursstatistik für das erste Halbjahr 1892 sind in diesem Halbjahr 1503 Konkurse mehr eröffnet worden, als im Durchschnitt des ersten Halbjahrs der Jahre 1880-89. Die Zahl der Konkurse ist, verglichen mit jenem Durchschnitt um mehr als 60 Prozent gestiegen. Es betrugen nämlich im ganzen die Konkurse im Durchschnitt der Jahre 1880-89 2674. Dagegen ist die Zahl der Konkurse gewachsen 1890 auf 3119, 1891 auf 3723. 1892 auf 4174.
- In Wittenberg fand am Dienstag die Feier des königl. Predigerseminars statt. Etwa hundert Geistliche, die dem Seminar als Kandidaten angehört hatten, nahmen an der Feier theil. Vormittags 11 Uhr begaben sich die Festtheilnehmer in feierlichem Zuge unter Glockengeläut in die Schloßkirche, wo der erste Direktor des Seminars, Superintendent Dr. Quandt, die Festpredigt hielt.
- Die grauen Militärmäntel, mit denen bislang Versuche angestellt wurden, sollen sich nicht bewährt haben, es sollen daher Versuche mit anderen Farbenabstufungen gemacht werden; dabei soll zugleich Futter probeweise zum Abknöpfen eingerichtet werden, welche Einrichtung es ermöglicht, daß dieselben Mäntel je nach der Jahreszeit mit oder ohne Futter getragen werden können.
- Die Schloßkirche in Stolp ging am Donnerstag abend in Flammen auf.
- Der Rest der Berliner Schloßfreiheit soll vom 1. April 1893 ab niedergelegt werden.
- Die Nordeutsche Lloyd in Bremen erhielt nunmehr die Erlaubnis, die im letzten Januar gestrandete "Eider", zur Zeit in Southampton, zu verkaufen.
- Einigen Damen, welche auf Einladung der Kaiserin den Feierlichkeiten in Wittenberg beiwohnten, wurde dort von Taschendieben übel mitgespielt. Unter anderem wurde der Oberin einer Berliner Erziehungsanstalt, einer Gräfin K., das Geldtäschchen mit einigen 60 Mark Inhalt entwendet. Wenngleich die Dame den Verlust des Geldes an sich nicht allzu schwer empfunden hat, so war es ihr doch immerhin nicht besonders angenehm, an einem fremden Orte nicht einmal über die Mittel zur Heimreise verfügen zu können und notgedrungen irgendwo eine Anleihe machen zu müssen.
- Wie es heißt, soll das heute 30 000 Mark betragende Gehalt des Oberbürgermeisters von Berlin auf 36000 Mk. erhöht werden, also gerade soviel wie die Minister in Preußen erhalten. Ein Stadtoberhaupt, so meint man in Berlin hierzu, könnte eigentlich auch mit 30 000 Mark recht gut auskommen, denn von so umfangreichen Repräsentationspflichten, wie bei einem Minister kann doch bei ihm keine Rede sein.
- In der Gladenbeck'schen Kunstgießerei in Friedrichshagen wird gegenwärtig ein Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I., das seine Aufstellung in Bremen finden wird, hergestellt. Zu dem Pferderumpf, der dieser Tage gegossen wurde, waren allein 60 Ctr. Bronze erforderlich.
- Aus Wien kommen lebhafte Klagen über die Arbeitslosigkeit und das herrschende Elend. Die Schilderungen sind überaus ergreifend.
- Die Gotthardbahn ist genöthigt, neue Sonntagszüge einzulegen, weil der Güterverkehr aus Italien in Getreide, Wein, Most und Petroleum sich ungewöhnlich lebhaft gestaltet.
- In Kopenhagen wurde der dortige amerikanische Konsul Ryder wegen Diebstahl, Betrug und Fälschung zu 18 Monate Zuchthaus verurtheilt.
- Auf den Antrag der Generalpostverwaltung genehmigte die schwedische Regierung, daß Schweden dem internationalen Uebereinkommen betreffend die Einkassirung von Geldern durch Postauftrag beitritt.
- In Wales kündigten 90 000 Bergleute den Grubenbesitzern an, daß sie vom neuen Jahre ab die heute geltenden Lohnsätze nicht mehr anerkennen würden.
- Die Yacht des Fürsten von Monaco hat bei der Einfahrt in den Hafen von Toulon, wo sie infolge Sturmes Schutz gesucht hat. Schiffbruch erlitten. Der Fürst und die Fürstin sind unversehrt ans Land gebracht worden.
- Bei dem großen Brand in Milwankee, der 700 Gebäude zerstört hat, sind 25 Personen umgekommen. Die Kirchen sind gefüllt von Obdachlosen. Das abgebrannte Stadtviertel ist militärisch abgesperrt.
- Eine angeblich über bedeutende Fonds verfügende französische Gesellschaft bewirbt sich um die Konzession für den Bau einer elektrischen Eisenbahn

[ => Original lesen: 1892 Nr. 88 Seite 3]

von Petersburg nach Archangelsk. Dieselbe soll eine Ausdehnung von 1000 Kilometern haben.
- Die Gänseausfuhr aus Russisch=Polen nach Deutschland kann für dieses Jahr bereits als beendet angesehen werden. Noch niemals ist dieser Handel so stark betrieben worden, wie in den jüngst vergangenen Monaten. Nach ungefährer Schätzung haben 400 000 Magergänse Strzalkowo passiert, die größten Theils nach Berlin gesandt wurden.
- Gefährliche Hochfluten richteten in Mexiko kollossalen Schaden an. In der Provinz Oaxaca sind viele Tausend Kaffeeplantagen und Getreidefelder überschwemmt. 50 Personen sind ertrunken und viele obdachlos geworden.
- Am Bollwerke des Weichselufers bei Thorn werden jetzt wieder große Posten der weltberühmten Thorner Pfefferkuchen nach Danzig verladen, von wo aus sie ihren Weg in alle Welt, wo man Weihnachten feiert, nehmen. Der Dampfer "Brahe" lud nicht weniger als 205 Kisten Honigkuchen aus einer Fabrik im Werthe von 15 000 Mark für das Ausland.
- Wie man aus Wien schreibt, ist es nunmehr endgiltig bestimmt, daß der muthmaßliche Thronerbe Erzherzog Franz Ferdinand am 15. Dez. seine Reise um die Welt antritt; seine Rückkehr ist für November 1893 in Aussicht genommen.
- Zimmerpflanzen im November. Die Zimmerpflanzen wollen jetzt eine sehr aufmerksame Behandlung haben. Sämmtliche Blattpflanzen befinden sich in der Ruheperiode und dürfen deshalb nur ebensoviel Wasser erhalten, daß die Erde gleichmäßig frisch bleibt. Das Wasser in den Untersätzen darf niemals stehen bleiben, sondern muß spätestens eine Stunde nach dem Begießen ausgeschüttet werden. Zum Begießen nehme man niemals kaltes Wasser, sondern stets solches, welches wenigstens Zimmertemperatur hat. Nach vortheilhafter ist es, wenn man seine Pflanzen nach und nach an Wasser von 25 bis 30° R. gewöhnt. Regenwürmer, welche jetzt im Topfe dadurch auffallen, daß sie kleine krümelige Häufchen auf der Oberfläche aufwerfen, vertreibt man am einfachsten dadurch, daß man die Pflanze zunächst einmal etwas trockener als gewöhnlich werden läßt und dann den Topf schnell in ein Gefäß mit Wasser von 35 bis höchstens 40° R. stellt, so daß das Wasser bis fast zum Topfrand reicht. Die Regenwürmer erscheinen dann in kurzer Zeit an der Oberfläche. Beim Oeffnen der Fenster entferne man stets die Pflanzen aus der Nähe derselben, damit sie nicht vom kalten Luftzug getroffen werden. Am besten ist es schon, wenn man die Pflanzen während des Lüftens ganz aus dem Zimmer nimmt und sie erst dann wieder an ihren Platz bringt, wenn das Zimmer wieder angewärmt ist. Alle Blattpflanzen sind während des Monats mehrmals mit warmem Wasser und einem weichen Schwamme sauber zu waschen. Ungeziefer entfernt man dabei am besten, wenn man statt reinen Wassers Seifenwasser verwendet. Blühende Pflanzen hält man möglichst kühl, da sie in der Wärme schnell verblühen. Alpenveilchen muß man sehr vorsichtig begießen. Vor Allem darf kein Wasser in das Herz der Knolle kommen, weil dadurch die Knospen leicht abfaulen. Viele bewässern aus diesem Grunde die Alpenveilchen nur von unten, indem sie Wasser in den Untersatz gießen und es aufsaugen lassen. Es darf aber nur so lange hierin stehen, bis sich die Erde vollgesogen hat, was in längstens einer Stunde geschehen ist. Kamelien und Azaleen kann man jetzt, um sie in Blüte zu haben, antreiben, indem man sie in ein warmes Zimmer stellt und täglich drei bis vier Mal mit warmem Wasser überbraust. Dabei darf aber die Erde selbst nicht naß werden. Man begießt die Pflanzen vielmehr wie gewöhnlich, aber mit warmem Wasser.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Marienstraße sub Nr. 50 belegene Wohnhaus c. p. der Ehefrau des Schneiders Garz, Johanna geb. Nevermann zu Hamburg ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 16. Januar 1893
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 1. November 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Zur Publikation des bei Gericht deponirten Testaments des am 19. August 1892 zu Rabensdorf verstorbenen Rentiers Joachim Heinrich Martin Timm, gen. Matthias Timm, aus Schwerin ist auf

Sonnabend, den 19. November d. J.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte Termin anberaumt, zu welchem etwaige Erbinteressenten hierdurch vorgeladen werden.
Schönberg, den 29. October 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    W. Freitag.


Am Mittwoch den 30. November ds. Js. Vormittags 10 Uhr sollen die Wohn- und Wirthschaftsgebäude der St. Petri=Ziegelei nebst den dazu gehörigen 11 ha. 10 ar. 25 qm. großen Ländereien auf 10 Jahre vom 1. April 1893 an gerechnet im Saale des Armenkollegiums, St. Annenstraße Nr. 5, öffentlich meistbietend verpachtet werden.
Das Gewese liegt in der Vorstadt St. Jürgen und eignet sich für einen Fuhrmann, Vieh= oder Pferdehändler oder für einen Gärtner.
Die Bedingungen liegen bei Herrn J. L. F. Lau, Hüxstraße 56/58 zur Ansicht aus.
Die Besichtigung ist nach vorheriger Meldung bei dem jetzigen Pächter täglich Nachmittags gestattet.
Lübeck den 1. November 1892.

                                                    Der Vorstand
                                                    der St. Petri=Ziegelei.


Eichen=Auction.
Dienstag, den 8. November mittags 1 Uhr

sollen die auf unserm Holzplatz direkt an der Chaussee lagernden

38 Stück Eichen-Drümme
in Länge von 5, 4 und 3 Meter

gegen sofortige Baarzahlung meistbietend verkauft werden. Abfuhrgeschirr kann billigst gestellt werden.

Gadebusch.                                                     Mecklenburgische Stuhlfabrik.


Lebensversicherung

Eine der ältesten, sehr leistungsfähigen, deutschen Lebensversicherungs=Gesellschaften sucht für Schönberg einen tüchtigen Vertreter. Gefl. Offerten sub J. R. 9396 an Rudolf Mosse, Berlin S.=W. erbeten.


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[ => Original lesen: 1892 Nr. 88 Seite 4]
Logo der Hagelassekuranz

Da unsere Gesellschaft in diesem Jahre keinen Hagelschaden zu vergüten hat, soll auch nur ein Beitrag von 20 Pfennig pro 100 M. Versicherungssumme zur weiteren Verstärkung des Reservefonds - der jetzt bereits 30,300 M. beträgt - erhoben werden.
Wir ersuchen unsere Mitglieder, solchen Beitrag am

Mittwoch, den 16. November
Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.

Schönberg, den 1. November 1892.
Die Direction.
der Hagelversicherungs=Gesellschaft.
J. Kröger.                                                     Wilh. Heincke.


Zu dem am Donnerstag, den 17. November d. J. bei mir stattfindenden

Landmanns-Balle

erlaube mir, die Herren Hauswirthe hierdurch freundlichst einzuladen.

                                                    J. Boye.


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Bücher-Zirkel.

Am Dienstag den 8. November abends 7 Uhr Versammlung zwecks Ankauf neuer Bücher.

                                                                              J.


Ich habe mich in Lübeck als

Spezialarzt

für Geburtshülfe, Frauenkrankheiten, Unterleibsleiden niedergelassen.

Dr. med. Friedrich Ater,
langjähriger Assistent an der Universitäts=Frauenklinik zu Freiburg in Baden.
Sprechstunde von 2-4 Uhr tägl., außer Sonntags.
Wohnung Parade 1, neben dem kath. Krankenhaus.


E. Ia Cigarren=Firma sucht e. Vertreter evt. a. fest. Reisenden f. d. Verk. a. Restaur. u. Private. Hohe Vergütung. Adr. unt. T. 6486 a. Heinr. Eisler, Ann.=Exped. Hamburg.


Zu Hof Lockwisch bei Lüdersdorf wird zu sofort ein                          
tüchtiger Stallknecht und Fohlenwärter
gesucht.                                                    
                                                    Dierking.


Eine freundliche
Parterre=Wohnung
aus 3 Zimmern ist zu Neujahr oder Ostern 1893
zu vermiethen.
     Schönberg,                                                            H. Ollrogge,   
Lübeckerstraße 6.                                                      Sattlermeister.   


Am Dienstag, den 8. November findet ein                          
Landmanns-Ball
bei mir statt, wozu ich freundlichst einlade.                          
Demern.                                                      H. Tretow.
Anfang abends 6 Uhr.
Weitere Einladung findet nicht statt.


Fleischhack- und Wurststopfmaschinen
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Umstände halber suche zu sofort ein ordentiches tüchtiges Mädchen.

Johanna Gimpel.


Am Sonntag den 13. November findet bei mir ein                          
Ball
statt, wozu ich freundlichst einlade.                                                    
Anfang abends 6 Uhr.
Selmsdorf.                                                     F. Sterly.


M. Ollrogge.
H. Krellenberg.
Boitin=Resdorf.                                                     Schlutup.
Verlobte.


Sonnabend Nachmittag 5 1/2 Uhr endete der Tod die langen und schweren Leiden, meiner lieben Mutter und meiner Kinder und Neffen liebevolle Grossmutter der Frau

Ww. Marie Mette geb. Schröder

im vollendeten 80. Lebensjahre. Tief betrauert von Allen die ihr nahe standen. Im Namen der Hinterbliebenen

die tiefbetrübte Tochter
                                                    Frau Caroline Schröder.
                                                    geb. Mette.

Herrnburg, den 6. November 1892.
Die Beerdigung findet am Donnerstag d. 10. Nov. Nachmittags 2 Uhr vom Trauerhause aus statt.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hiezu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 88 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 88 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. November 1892.


- Nachdem schon vor einigen Wochen der nunmehr älteste Sohn des Prinzen von Wales, der Herzog von York, zu Studienzwecken in Heidelberg eingetroffen war, ist nun auch sein Vetter Prinz Alfred von Edinburgh, der Erbe von Coburg, angekommen, um während des Winters Vorlesungen zu hören. Der Erste nahm, wie einst sein verstorbener Bruder, bei dem Professor Ihne sein Quartier, der Zweite in einer Pension an der Anlage.
- Die Zahl der beim deutschen Kaiserpaar eingetroffenen Taufgeschenke war so groß, daß mehrere Räume zur Unterbringung kaum ausreichten. Eine der herrlichsten Gaben bildet das Blumenarrangement, das das italienische Königspaar aus Monza gesandt hatte. Am Tauftage war auch das Telegraphenamt überaus stark in Anspruch genommen. Das Gratulations=Telegramm des Sultans war besonders warm gehalten. Auch Fürst Bismarck sandte einen Glückwunsch.
- In Gumbinnen hielt vor einigen Wochen ein 13jähriger Knabe in der Nähe der elterlichen Wohnung mit einem ihm geschenkten Tesching Schießübungen ab. Bei dieser Gelegenheit erhielt eine Briefträgerfrau, welche ahnungslos die Schußlinie kreuzte, einen Schuß in die linke Seite der Brust. Sie sank zusammen, wurde nach Hause geschafft und hat das Schmerzenslager nicht mehr verlassen. Vor einigen Tagen starb die Frau trotz sorgsamster ärztlicher Behandlung.
- Aus Nordkirchen bei Münster in Westfalen wird gemeldet: Im Kampfe mit Wilddieben wurde der Gutsbesitzer Kortendiek erschossen.
- Seit einigen Tagen treibt in Regensburg ein Zuschneider sein Unwesen. Am Sonnabend abend kurz vor 6 Uhr fragte er ein heimkehrendes Mädchen, ob dessen Vater zu Hause sei, trat mit ihm ins Haus, schnitt der Kleinen den Zopf ab und verschwand dann in der Dunkelheit.
- Aus Athen wird gemeldet, daß das griechische Königspaar anläßlich seiner silbernen Hochzeit außer den schon angekündigten Geschenken auch von Kaiser Wilhelm II. ein kostbares Geschenk erhalten hat.
- Der Socialist Oeckeloen, der unlängst einen Polizeidiener erschoß, wurde in Rotterdam zu zehnjähriger Zuchthausstrafe verurtheilt.
- Von flüssigem Eisen übergossen wurde in der Sonnabends=Nacht auf der Schlackenhalde der königlichen Hütte in Gleiwitz ein unbekannter Mann. Derselbe hatte sich auf den Halden zur Ruhe gelegt und wurde bei dem zweiten Abstich mit glühender Schlacke übergossen. Die Leiche des unbekannten Mannes ist verkohlt.
- In der letzten Strafkammersitzung zu Dortmund, die bis spät abends dauerte, wurde der Gutsbesitzer Simroth von Oespel wegen langjähriger Mißhandlungen seiner verstorbenen Frau zu vier Jahren Gefängniß verurtheilt. Als Werkzeuge benutzte er Mistgabeln, Besenstiele, Peitschen etc.; auch warf er mit brennenden Lampen, Stühlen und Schüsseln nach ihr. Die arme Frau ist im Januar dieses Jahres auf der Flucht vor ihrem Mann im Freien erfroren.
- Die Wirkung des "Neuen" in elsässischen Weinorten. Aus Weinorten meldet das "Elsässer Tageblatt": Es folgen nur wahre Begebenheiten, deren Glaubwürdigkeit turmhoch über jedem Zweifel erhaben thront. Was der neue, feurige "Zweiundneunziger" bis dahin schon gewirkt, ersehen wir aus Folgendem: Ein Mann klammerte sich abends inbrünstig an einen Laternenpfahl und jammerte unaufhörlich: "Esch denns Erdbebe noch nitverby?" - Ein anderer war eifrig bemüht, eine Cigarre an der fließenden Brunnenröhre anzuzünden. - Ein Dritter verlangte mitten in der Woche an der Theaterkasse mit unbeugsamer Hartnäckigkeit ein Sonntagsbillet nach M. hin und zurück mit der Berechtigung, auf allen Zwischenstationen auszusteigen. Ein Vierter zog beim Nachhausegehen die Stiefel vor der Hausthüre aus und stellte dieselben ganz hübsch auf das Trottoir. Umsonst suchte die zärtliche Gattin des anderen Morgens die Stiefel des noch tief schlummernden Gatten in allen Winkeln und Ecken. Die Stiefel hatten in der Person eines Vorübergehenden schon einen neuen Liebhaber gefunden. - Das schlimmste Abenteuer erlebte ein Velozipedfahrer infolge Gennusses von "Neuem". "An der Erde kleben wir, leider über die Gebühr!" so träumte der jählings Gestürzte die ganze Nacht im "sichten Bette", im "kühlen Grabesgrunde!" In seinem Kopfe aber "da geht ein Mühlenrad"; es surrte, als ob unter seinem Schädeldache ein meisterhaftes Rennen abgehalten würde. Das getreue Fahrrad, ein sogen. Känguru, lag bis am Morgen ruhig zur Seite und wurde dann erst auf "einsamen", menschenleeren Pfaden heimgefahren. Der Radfahrer gelobte, nie mehr 2 auf 1 Veloziped zu laden, zumal nicht einen "Affen", da bekanntlich "Affen" und "Känguru" sich schlecht mit einander vertragen.
- Interessant ist die Notiz, daß eine Schleswig=Holsteinerin, Fräulein Wilhelmine Groth aus Rendsburg, eine ausgezeichnete Clavierspielerin, den Auftrag erhalten hat, den drei ältesten kaiserlichen Prinzen den Unterricht im Clavierspiel zu ertheilen.
- Die Karbolsäure, etwa 2 Jahrzehnte hindurch ein modernes Allheilmittel, dessen Nichtanwendung den Vorwurf der "Unwissenschaftlichkeit" eintrug, beginnt, wie die Zeitschrift "Hyginia" meldet, in Ungnade zu fallen. Von den Ausspülungen bei Operationen und den Anwendungen stärkerer Karbollösungen ist man schon längere Zeit zurückgekommen, nun wird aber auch Vorsicht bei Anwendung schwacher Karbollösungen empfohlen. Eine in Erlangen erschienene ärztliche Dißertation von Frankenburger weist nach, daß auch schwache, 2-3 prozentige Karbollösungen bei länger dauernder Einwirkung, z.B. in Gestalt feuchter Umschläge auf die Haut schwere Ernährungsstörungen und Absterben der Haut hervorrufen können, indem durch die Karbolsäure die roten und weißen Blutkörperchen zerstört werden.
- Die Weichensteller der Vereinigten Staaten sollen sich mit dem Plan tragen, für den Monat Mai n. J. einen großen Streik vorzubereiten. Sie hoffen, dadurch den Verkehr nach Chicago lahm zu legen und mit Rücksicht auf die bevorstehende Weltausstellung ihre Forderungen durchzusetzen. Aus Dingen, die so langer Hand vorbereitet werden, wird gewöhnlich nicht viel. Jedenfalls haben die Eisenbahngesellschaften bis dahin Zeit genug, ihre Gegenmaßregeln zu treffen.
- Die Gemahlin des Präsenten der Vereinigten Staaten, Frau Harrison, die seit Wochen ernstlich erkrankt war, ist am Dienstag in Washington gestorben. Der Tod der Frau Harrison hat insofern eine politische Bedeutung, als er dem Präsidenten bis über den Wahltag am 8. November hinaus verhindert, öffentlich aufzutreten. Frau Harrison war eine Tochter des Professors Scott in Oxford, Ohio; sie ist gegen 60 Jahre alt geworden.
- Was Pferde leisten können. In Hinblick auf die Leistungen der Pferde beim Distanzritt Berlin=Wien bezw. Wien=Berlin dürften einige Angaben, welche der Professor Gerlach an der Thierarzneischule zu Hannover über die Geschwindigkeit der Pferde macht, von Interesse sein. Nach den eignen Versuchen des Genannten wird eine deutsche

[ => Original lesen: 1892 Nr. 88 Seite 6]

Meile zu 7533 Meter zurückgelegt: bei langsamem Arbeitsschritt in 2 Stunden, bei Schnellschritt, wie ihn Reitpferde zu machen pflegen, in 1 Stunde, bei kurzem Trabe in 35 bis 40 Minuten, bei gestrecktem Trabe in 25 Minuten und unter der Last des Reiters in 20-30 Minuten. Bei verhaltenem Galopp ist die Geschwindigkeit jener des gestreckten Trabes gleich, bei starkem Galopp nähert sie sich aber jener Karriere, in der eine Meile in 10 Minuten, in der Rennbahn jedoch schon in 8,5 Minuten zurückgelegt wird. Das Eigengewicht des Pferdes ist auf 250 bis 400 Kilo zu rechnen. Selbstverständlich find die Geschwindigkeiten andere, wenn Steigungen oder Neigungen zu überwinden sind. Gegenüber der Geschwindigkeit der Pferde mag noch bemerkt werden, daß man für den Menschen, der behaglich daherwandert, einen Schritt von 0,5 Meter auf die Sekunde rechnet, so daß ein Kilometer in 33 Minuten zurückgelegt wird. Für den sog. Postbotenschritt rechnet man 0,785 Meter und zwar zwei Schritte in der Sekunde, so daß ein Kilometer 10,5 Minuten Zeit erfordert. Es läßt sich diese Gangart steigern, daß ein Kilometer in nur 9 Minuten zurückgelegt wird.
- Die zehn Lebensregeln des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Jefferson lauteten wie folgt: 1) Verschiebe nie auf morgen, was du heute thun kannst. 2) Bemühe nie andere mit dem, was du selbst thun kannst. 3) Verschwende nie dein Geld, ehe du es hast. 4) Kaufe nie unnütze Sachen, weil sie billig sind. 5) Hochmuth kostet uns mehr als Hunger, Durst und Kälte. 6) Wir bereuen es nie, daß wir zu wenig gegessen haben. 7) Nichts ist mühsam, wenn wir es willig thun. 8) Wie oft haben jene Uebel uns Schmerz verursacht, welche nie eintraten. 9) Betrachte alles von der guten Seite. 10) Wenn du zornig bist, zähle zehn, ehe du sprichst; bist du aber sehr zornig, so zähle hundert.
- Milch und Petroleum. Wenig bekannt ist, daß Petroleumfeuer durch Milch mit wahrhaft wunderbarer Schnelligkeit gelöscht wird. Der Behälter einer Petroleumlampe, welcher durch Zugluft sich entzündete, so daß von allen Seiten die Flammen herausschlugen, war durch Uebergießen von ein wenig Milch in einigen Sekunden gelöscht.
Wie man Mehl untersucht. Größere Vorräthe Gries= Mais= und Roggenmehl werden, wenn an räthe feuchten Orten auf bewahr leicht durch Ungeziefer verunreinigt. Die einfachste Art, solches Mehl zu untersuchen, ist natürlich eine gute Lupe oder ein Mikroskop. Hat man diese nicht zur Hand, so kommt man auf folgende Art auch zu seinem Zweck. Am Abend formt man durch einen feinen Trichter von der zu untersuchenden Mehlsorte spitze Häufchen; diese bleiben bis zum Morgen stehen. Ist die Spitze der Häufchen unverletzt, so ist das Mehl rein; ist sie aber abgeflacht oder haben sich gar Straßen gebildet, so ist es von Ungeziefer durchsetzt und als Viehfutter zu verwenden.
- Stiefel und Kleider wasserdicht zu machen. Bei der jetzt zu erwartenden Witterung, wo einen großen Theil des Tages dichter Schnee fällt, um ebenso schnell in kleinen Gießbächen zu verschwinden, wo der Fuß bei jedem Schritte bis an den Knöchel versinkt, wo der Wettergott in seiner trübseligen Laune nicht weiß, ob er schneien oder regnen lassen soll, wird es gewiß jedermann angenehm sein, Stiefel und Kleider möglichst wasserdicht zu machen. Sehr einfach ist das bei der Fußbekleidung einzuschlagende Verfahren. Etwas Lichtertalg und Speck wird bis inniger Vereinigung gekocht und dann zum Erkalten aufgestellt. Bei beabsichtigtem Gebrauch löst man davon so viel über gelindem Feuer auf, als zum Schmieren der Stiefel nötig ist. In siedendem Zustande der Masse gießt man einen Löffel Terpentinöl zu, trägt die Schmiere auf das Leder und in die Nähte auf und stellt dann die Stiefel eine Zeitlang unter den warmen Ofen. - Kleidung wasserdicht zu machen, erfordert schon ein komplicierteres Verfahren. Es werden 30 Liter Wasser ein Kilogramm Alaun und in einem zweitem Gefäß mit ebenfalls 30 Liter Wasserinhalt 1 Kilogramm Bleizucker aufgelöst. Beide Lösungen werden vermischt. Es wird sich herauf auf der Oberfläche ein weißer Niederschlag bilden, auf welchem eine klare Flüssigkeit, essigsaure Thonerde, schwimmt, welche abzuziehen ist. In diese taucht man die zu behandelnden Kleider und läßt sie 2 Stunden lang darin, worauf sie ausgedrückt, getrocknet und gebügelt werden. Da sich bei dem Trocknen an der Luft die Imprägnierung in basisch=essigsaure Thonerde verwandelt, so werden die Kleider vollständig wasserdicht.
- Man berichtet aus Strasburg i/Westpr.: Ein entsetzliches Unglück und Verbrechen erregt hier alle aufs tiefste. Der Baron v. d. Goltz, ein allgemein geachteter und beliebter Herr, und ein junger Förster wurden im Walde auf der Jagd erschossen. Beide waren ins Herz getroffen, beider Flinten waren noch voll geladen. Einige Hundert Schritt von einander wurden sie gefunden. Ueber den Thäter herrscht noch tiefes Dunkel; wahrscheinlich ist es ein Wilderer gewesen. Vier Personen, welche des Mordes verdächtig waren, wurden verhaftet.
- In einem Hotel in München hatte sich vor etwa zehn Wochen ein reicher Russe einlogiert, welcher während seines Aufenthaltes erkrankte. Eines der Zimmermädchen pflegte den Erkrankten mit großer Ausdauer und Sorgfalt bis zu seiner Genesung und dann erfolgender Abreise. Am 10. Oktober erhielt nun das Mädchen durch eine Münchener Bank den Betrag von 15 000 Mark in 15 Tausend=Markscheinen, welche der dankbare Russe ihr übersandte. In dem Begleitschreiben war bemerkt, daß das Mädchen dieselbe Summe alljährlich bis zu seiner Verheiratung erhalten wird. Das überglückliche Mädchen quittierte sofort den Dienst und kehrte zu ihrer armen Mutter heim.
- Am Sonnabend Vormittag hat in Leipzig die Beerdigung Windscheid's nach vorausgegangener großer Trauerfeier in der Universitätskirche stattgefunden. Zahlreich waren die Leipziger Bürgerschaft und die Behörden vertreten, sowie die deutschen und viele ausländische Hochschulen.
- Ein Gutsbesitzer aus der Umgegend Berlins, der kürzlich eine Gastwirthschaft in der Königgrätzerstraße zu Berlin besuchte, fragte im Laufe der Unterhaltung den Wirth wie die Geschäfte gingen? So so! meinte dieser. Ja, die Berliner scheinen kein Geld mehr zu haben. Sagte der Andere, zog seine Geldtasche hervor, nahm zwei Hundert=Markscheine, faltete zu einem Fidibus und brannte seine Cigarre damit an. Etwas verblüfft hatten der Wirth und die Gäste zugesehen. Mittlerweile war die Zeit der Abfahrt näher gerückt, der Gast holte abermals seine Geldtasche hervor, bezahlte und zählte dabei seine Banknoten; aber jetzt war die Reihe, verblüfft zu sein, an ihm, denn er befand sich zwar noch im Besitz von einem Dutzend parfümierter Hundert=Markscheine, die er sich zu solchen Späßen eben gekauft hatte, seine beiden echten Scheine aber hatte er verbrannt.
- Ein Telephon=Gespräch rief in einer Restauration in Berlin kolossale Heiterkeit hervor. Ein Herr war an den im Lokal befindlichen Apparat getreten und hatte sich mit einer Droguenhandlung verbinden lassen. "Wenn der Teufel hinkömmt," so geben Sie ihm, bitte, 5 Pfund Schwefel mit." Die Wirkung dieser einfachen geschäftlichen Bestellung war eine ungeheure: die anwesenden Gäste wälzten sich fast vor Lachen. Der Herr am Telephon, der erst etwas verdutzt aufblickte dann aber in die allgemeine Heiterkeit mit einstimmte, gab die folgende Aufklärung: Sein Gehilfe, der zufällig den Namen Teufel führe, sei unterwegs, um Einkäufe zu machen, und da sei ihm just eingefallen, daß der junge Mann auch Schwefel mitbringen könne, den er zur Anfertigung von Feuerwerkskörpern gebrauche . . .
- "Hundert Mark wünschen Sie? Können Sie bekommen. Meine Bedingungen sind: Zwei sichere Bürgen und 5 Prozent Zinsen pro Monat!" - Unkundiger: "Ich möchte das Geld gern auf ein Jahr geliehen haben." - Geldnegociant: "Macht 60 Mark, demnach bekämen Sie vierzig." Unkundiger: "Und auf zwei Jahre?" - Geldnegociant (stutzend): "Hm! Dann hatten Sie zwanzig Mark zu zahlen und ich behalte das Geld."


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