No. 89
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. November
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 89 Seite 1]

Bekanntmachung.

                    Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgerichte zu Güstrow für das IV. Quartal d. J. wird am

Montag, den 5. December ds. Js.

eröffnet.
                    Rostock, 9. November 1892.

Der Präsident
des Großherzoglich Mecklenburgischen Oberlandesgerichts.
Budde.


      Die Maul= und Klauenseuche unter den Schafen und Kühen in Schlagbrügge, sowie unter den Kühen des Hauswirths Möller in Lindow ist erloschen.
            Schönberg, den 7. November 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
v. Blücher.


      Wir bringen hierdurch die Verpflichtung der Hauseigenthümer des Domhofs in Erinnerung, die Straße vor dem Hause nach Anweisung des Polizeivogts reinzuhalten - bis zur Hälfte, wo beide Seiten der Straße im Privateigenthum sich befinden. Zuwiderhandelnde werden auf Grund von § 366,10 des Strafgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft.
      Schönberg, den 9. November 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Man beginnt in Berlin, sich mit der Frage zu beschäftigen, wer dazu ausersehen sein werde, den General von Schweinitz auf dem deutschen Botschafterposten in Petersburg zu ersetzen. Da der Posten erst im April frei wird, so braucht die Sache nicht übereilt zu werden. Man sagt, der Petersburger Posten sei viel schwieriger als der Pariser, und wer an jener exponierten Stelle die deutschen Interessen wirksam wahrnehmen soll, der müsse vor Allem dem Zaren sympathisch sein und in dem Getriebe russischen Hof= und Beamtenlebens sich zurechtfinden können. Dazu gehöre eine nicht gewöhnliche Kenntnis der Verhältnisse. Besondere Neigung, als Botschafter nach Petersburg zu gehen, werde bei der Beschaffenheit der Beziehungen zwischen beiden Kabinetten so leicht Keiner haben. Früher habe Graf Wedel, der jetzige deutsche Gesandte in Stockholm, als der berufene Nachfolger des Generals von Schweinitz gegolten. Es sei nicht ausgeschlossen, daß er den Posten erhalte, aber bestimmt sei es durchaus nicht, da die Erwägungen über diese Frage aus den allerersten Anfängen noch nicht heraus seien.
Einer der Führer der Leipziger Nationalliberalen, Rechtsanwalt Hans Blum, der Sohn Blums, hat am letzten Sonntag dem Fürsten Bismarck in Varzin einen Besuch abgestattet und bei dieser Gelegenheit die Ansichten des Altreichskanzlers über die Militärvorlage vernommen. Nach dem in den Leipziger "Neuesten Nachrichten" darüber veröffentlichten Bericht sagte Fürst Bismark, der Militärvorlage fehle die erste Voraussetzung für unbedingte Annahme, die Nothwendigkeit.
Kaiser Franz Josef sendet seinen eigenen Hofzug dem russischen Thronfolger bis zur italienischen Grenze entgegen. Der Thronfolger trifft am Sonnabend ein und ist am Sonntag der Gast des Kaisers in der Hofburg, wo ein Galadiner stattfindet. Am Sonntag Abend reist der Thronfolger mit dem österreichischen Hofzuge, welcher ihn bis zur russischen Grenze bringt, ab.
Die spanische Königsfamilie ist am Sonnabend ohne jeden Zwischenfall von Sevilla in Madrid eingetroffen und von den Behörden und einer nach Tausenden zählenden Menschenmenge begrüßt worden.


- Neustrelitz. S. K. H. der Großherzog begab sich Sonntag in einem Vierspänner zum Besuche des Grafen Asseburg nach Brustorf. Der Graf hat die dortige Jagd für eine Reihe von Jahren gepachtet. Die Pacht hat er mit 70 000 Mark bezahlt.
- Neustrelitz. I. K. H. die Großherzogin begab sich Sonntag Nachmittag in Begleitung S. H. des Herzogs und I. H. der Herzogin Johann Albrecht, die von Potsdam am Sonnabend Mittag hier eintrafen, nach Prillwitz und kehrte mit den hohen Herrschaften und S. K. H. dem Erbgroßherzoge gegen 5 Uhr hierher zurück. Der Herzog und die Herzogin kehren heute nach Potsdam zurück.
Schönberg. Das deutsche Kaiserpaar passirte

[ => Original lesen: 1892 Nr. 89 Seite 2]

auf der Fahrt von Stettin über Lübeck nach Kiel am 7. November, Abends 6 1/2 Uhr den hiesigen Bahnhof. In Lübeck war wegen Maschinenwechsels ein kurzer Aufenthalt und trafen die Herrschaften Abends 9 Uhr in Kiel ein.
Schönberg. Die hiesige Molkereigenossenschaft konnte ihren Interessenten im Monat Oktober 10 Pf. pro Liter gelieferter Milch nach Abzug von 2 Pf. für Unkosten auszahlen.
Schönberg. Am 8. November kamen in Neustrelitz die diesjährigen Rekruten zur Einstellung, deren Gesammtzahl sich in diesem Jahre auf 225 beläuft, von denen das Fürstenthum den 6. Theil zu stellen hat. Den Rekruten wird von den hiesigen Ortsbehörden das nöthige Reisegeld dorthin mit 8 M. vorschußweise gezahlt.
Schönberg. Ein Vorsteher des Waisenhauses zu Hamburg war am Montag hier anwesend, um den Versuch zu machen, unkonfirmirte Waisenkinder in hiesigen Familien unterzubringen gegen ein entsprechendes Kostgeld. Familien, die hierzu geneigt sind, wollen sich beim Lehrer Richter hierselbst melden.
- Die gut protestantische Stadt Leipzig hat den katholischen Heißspornen, die dort für den Monat November eine Katholikenversammlung abhalten wollten, die richtige Abfertigung zu Theil werden lassen. Ein Telegramm aus Leipzig berichtet heute: Die für unsere Stadt geplante Katholikenversammlung kann nicht stattfinden, da kein Saal für dieselbe zu erhalten ist.
- Das Magistratskollegium der Stadt Berlin hat den Oberbürgermeister Zelle zum Mitglied des Herrenhauses an Stelle des verstorbenen Oberbürgermeisters Forkenbeck erwählt.
- Mit Rücksicht auf den gegenwärtigen Stand der Cholera in Hamburg sind in Preußen durch Ministerialerlaß alle hinsichtlich der Meldepflicht und polizeilicher Beobachtung von Personen sowie der Ein= und Durchfuhr bestimmter Gegenstände gegen das Hamburgische Staatsgebiet getroffenen Maßnahmen vollständig aufgehoben.
- Kaiser Wilhelm hat das Protektorat über sämtliche Feuerwehren Preußens übernommen, für 25jährige Dienstzeit ein Kreuz gestiftet und für sonstige Auszeichnung der Wehr einen Orden in Aussicht gestellt.
- Ueber den Brand der Schloßkirche in Stolp wird noch folgendes gemeldet: Am Mittwoch nachmittag entdeckte man das Feuer, das aber die zu spät alarmierte Feuerwehr nicht mehr zu dämpfen vermochte. In dem Thurmende des Kirchengebäudes befanden sich Lageräume für Heizmaterial aller Art und mehrere Trockenböden. In diesem Theil der Kirche ist auch das Feuer entstanden und es theilte sich von hier aus dem Thurmgebäude, Glockenstuhl und Dachstuhl mit, die total ausgebrannt sind. Einen schauerlich=schönen Anblick gewährte der über die ganze Stadt helleuchtende Galeriebrand des Thurmes und der Einsturz der Kuppel.
- Ein seltenes Jagdergebnis erzielte man bei der letzten Jagd auf der dem Fürsten Engelbert Auersperg gehörigen Domäne Grünberg in Böhmen. Es wahren 8 Herren als Schützen anwesend, darunter der österreichische Thronfolger, Erzherzog d'Este. Geschossen wurden an einem Tage: 87 Stück Fasanen, 125 Hasen, ein Kaninchen, 4193 Rebhühner, 11 Diverses, Summa 4417 Stück, wovon der Erzherzog allein 1014 Stück erlegte.
- Schon wieder ein großer Streik! Der große Ausstand der Arbeiter der Baumwollenindustrie von Lancashire (England), welcher bereits Mitte Oktober angekündigt worden war, hat am Sonnabend begonnen. Nahezu 50 000 Arbeiter haben die Arbeit niedergelegt.
- Bei der festlichen Einweihung der wiederhergestellten Schloßkirche in Wittenberg wurden Faksimile=Reproduktionen des ersten Thesendrucks Luthers an die Festtheilnehmer vertheilt. Bis vor Kurzem war nur ein Exemplar dieses frühesten Thesendrucks im Britischen Museum bekannt. Vor etwa zwei Jahren fiel dem Direktor des Berliner Kupferstichkabinetts, Geheimen Regierungsrath Lippmann, bei einem Londoner Antiquar ein Sammelband mit Reformationsschriften des sechzehnten Jahrhunderts in die Hände, dem das seltene Thesenblatt in einem vortrefflich erhaltenen Exemplar beigebunden war. Geheimer Rath Lippmann stellte das Blatt dem Kultusminister Grafen v. Zedlitz Trüschler zur Verfügung, welcher es der Königlichen Bibliothek in Berlin überwies. Nach diesem Exemplar wurde die obenerwähnte Nachbildung in der Reichsdruckerei hergestellt.
- Ein Scherzwort des Kronprinzen theilt der "Hamburger Korrespondent" aus Potsdam mit: "Als nach der Tauffestlichkeit im Neuen Palais in Potsdam der Herzog Ernst Günther von Schleswig=Holstein sich mit dem Kronprinzen im Turnsaal belustigte, gab der Kronprinz dem Herzog folgendes Räthsel zur Lösung auf: "Welches ist die höchste Spitze eines Kreises?" Der Herzog erwiderte das wäre wohl der Endpunkt des Radius, worauf ihm der Kronprinz erwiderte: "Na, Onkel, der Radius ist sich immer gleich, das stimmt nicht." "Dann weiß ich es nicht", entgegnete der Herzog, "Nun paß auf: Die höchst Spitze eines Kreises ist - der Landrath! Worauf der Herzog rief: "Bravo, Wilhelm, das hast Du gut gemacht."
- Ein entsetzlicher Raubmord ist in Rönneburg verübt worden. Als der Arbeiter Weselmann am Abend nach Hause zurückkehrte, fand er seine Frau daselbst nicht vor, auch von den Nachbarn hatte sie Niemand gesehen. Er wendete sich an den Ortsvorsteher und es wurde nochmals eine Durchsuchung des Hauses vorgenommen. Endlich fand man im Stall die blutüberströmte Leiche der Frau Weselmann. Die Leiche hatte um den Hals ein zusammengedrehtes seidenes Tuch und an der linken Stirnseite eine tiefe klaffende Wunde. In der Wohnung, die in der bei gewerbsmäßigen Verbrechern üblichen Weise verunreinigt war, war alles durchwühlt und es zeigte sich, daß etwa 150 Mark in baarem Gelde, verschiedene Goldschmuck=Gegenstände, ein Anzug des Mannes, ein brauner Winterpaletot und ein paar Stiefel geraubt worden waren. Außerdem fehlt der Militärpaß des Mannes. Verdächtig der That sind zwei Handwerksburschen, die sich gestern Vormittag in auffälliger Weise in Rönneburg umher getrieben haben. Sie werden in folgender Weise beschrieben: Der eine hat große schlanke Statur, große Augen und Drüsennarben am Halse; bekleidet war er mit einer sogenannten isländischen Jacke, wie sie Maurer= und Zimmerleute zu tragen pflegen. Der andere soll von untersetzter Statur sein, einen blonden Schnurrbart haben und mit braunem Filzhut, dunklem Anzug und Zugstiefeln bekleidet gewesen sein. Die heute weiter angestellten amtlichen Ermittelungen ergaben nach den "Hamb. N." folgendes überraschende Resultat: Auf dem Boden des Wohnhauses, das neben dem neuen Schulhause liegt, fand man einen vollständig mit Blut besudelten Anzug, der nach übereinstimmender Aussage der Bekannten dem Brandstifter Fink gehört, der kürzlich aus dem hiesigen Amtsgerichtsgefängniß ausgebrochen ist, nachdem er dem Wärter Rehbein gefährlich verwundet hatte. Ferner fand man dort Spuren, die darauf hinwiesen, daß ein Mensch auf dem Boden mehrere Tage kampiert hat. Es ist also möglich, daß Fink dort nach seiner Flucht von hier sich aufgehalten und, als die Frau gestern, vermuthlich gegen Mittag, in den Stall gegangen ist, ihr folgte und dann die Mordthat begangen hat. Vielleicht war dabei ein Handwerksbursche, der sich seit 4 Tagen in Rönneburg aufgehalten, dort Arbeit gesucht und auch verschiedentlich nach Fink gefragt hat, sein Komplice. Auch sonst soll sich noch der Verdacht auf eine Persönlichkeit gelenkt haben. In dieser Beziehung ist jedoch nichts Bestimmtes mitzutheilen.
- Ueber die Ermordung des Freiherrn v. d. Goltz und des Forstgehülfen Kath zu Straßburg in Westpreußen durch Wilddiebe werden nachstehende Einzelheiten berichtet. Herr v. d. Goltz begab sich am Sonnabend in die Nähe des zur Oberförsterei Ruda gehörigen Waldes auf Anstand. Der diesen Theil des Forstreviers beaufsichtigende Forstbeamte, Förster Liebert, war verreist und wurde durch den in Groß Laßewo stationierten Forstgehilfen Kath vertreten. Nachdem sich Herr v. d. G. etwa eine Stunde von seiner Wohnung entfernt hatte, hörte seine Frau zwei Schüsse fallen und ging, von innerer Unruhe und Angst getrieben, in die Nähe des Waldes, um ihren Mann heimzuholen. Da trotz mehrmaligen Rufens ihr Mann sich nicht meldete, ging sie zu der in der Nähe wohnenden Frau Förster Liebert und theilte dieser ihre Besorgniß mit.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 89 Seite 3]

Frau L. tröstete sie mit dem Hinweis, daß ja der Forstgehilfe Kath im Walde sei und wohl bald kommen müsse. Bis zum Morgengrauen wartete Freifrau v. d. Goltz und begab sich dann in Begleitung eines Dienstmädchens nochmals auf das Feld in die Nähe des Waldes, um ihren Mann zu suchen. Endlich fand sie ihn erschossen auf dem Feld liegen. Der Forstgehilfe Kath hatte sich zur Nachtruhe nicht eingefunden und wurde im Walde, etwa 1000 Schritte von der Leiche des Freiherrn v. d. Goltz, tot aufgefunden. Die Sache scheint sich nach Spuren folgendermaßen zu verhalten. Kath revidierte das an das Jagdgebiet des Herrn v. d. Goltz grenzende Revier, wo viel gewilddiebt wird. Er und Herr v. d. Goltz nahmen nach vorheriger Verabredung zu gegenseitigem Schutz bei eintretender Dunkelheit auf ihren Gebieten Stellung und wurden von den Wilddieben beobachtet. Herr v. d. Goltz erhielt den ersten Schuß, warf die umgehängte Tasche von sich, eilte der Schußstelle zu und wurde 20 Schritt weiter vom zweiten Schuß in die Brust getroffen. Man fand ihn mit umgehängtem und nicht abgeschossenem Gewehr. K. ist auf die zwei Schüsse herzugeeilt und ebenfalls durch einen wohlgezielten Schuß niedergestreckt worden, bevor er seinen Feind noch gesehen hatte. Man fand K. mit geladenem und schußbereit gehaltenem Gewehr. Herr v. d. Goltz hinterläßt seine Frau, drei Kinder, Vater und Schwester. Der Forstgehilfe Kath war seit einiger Zeit mit einer jungen Dame verlobt, und die Hochzeit sollte im Frühjahr nächsten Jahres stattfinden. Herzbrechend soll der Jammer gewesen sein, mit dem sich die Braut, die sich auf die erhaltene Nachricht vom Vorfall sofort nach Dlugimost begab, auf die Leiche ihres Verlobten warf.
Ein interessanter Fall, der einen Gerichtsvollzieher betraf, hat sich dieser Tage in mehrstündiger Verhandlung in München abgewickelt, hatte sich dort doch ein Gerichtsvollzieher, Herr Georg Schwarzmann, wegen eines Vergehens wider das Nahrungsmittelgesetz zu verantworten Es wurde die Prinzipienfrage: "Ist ein kgl. Gerichtsvollzieher in seiner Eigenschaft als Vollstreckungsbeamter verpflichtet, bei einer von ihm vorzunehmenden Zwangsversteigerung von Fleisch und Eßwaaren dieselben auf ihre Qualität wie Quantität vor Beginn der Amtshandlung zu untersuchen?" durch Urteil mit "Nein" beantwortet. Das nach langer Beratung erlassene Urtheil lautete auf Freisprechung. In den Urtheilsmotiven wurde hervorgehoben, daß ein Vollstreckungsbeamter nicht verpflichtet sei, eine Visitation der ihm zur Versteigerung übergebenen Eßwaren vorzunehmen und jede Wurst zu untersuchen. Die Kosten wurden dem Staat auferlegt.
- Im Zoologischen Garten zu Lissabon hat sich dieser Tage eine fürchterliche Szene abgespielt. Ein großer Bär war aus seinem Käfig entkommen und drei Wärter machten sich alsbald auf, um ihn wieder einzufangen; der Bär griff sie aber wütend an, zerriß den einen und brachte den beiden anderen schwere Verletzungen bei. Sonst waren nur wenige Leute im Garten, die schleunig die Flucht ergriffen. Die Kunde vom Ausbruch des Bären gelangte schnell zur nächsten Stadtwache, von wo sofort eine Abtheilung mit geladenen Flinten nach dem Zoologischen Garten rückte. Der Bär wurde bald gefunden und erhielt eine große Anzahl Kugeln in den Leib, so daß er sofort todt zu Boden fiel.
- Vom Landgericht in Berlin sind dieser Tage 15 Knaben im Alter von 12-14 Jahren, von denen 8 kaum konfirmirt, die übrigen aber noch schulpflichtig waren, wegen einer Reihe von Taschendiebstählen empfindlich bestraft worden. Sie hatten eine förmliche Räuberbande gebildet, deren Hauptleute die Knaben Adolf Meyer, Friedrich Feindt und Alfred Cohen waren. Sie hatten es nur auf Taschendiebstähle abgesehen. Vier oder fünf "arbeiteten" immer zusammen. Derjenige, der einen Diebstahl ausgeführt hatte, war verpflichtet, die Hälfte der Beute an die allgemeine Diebeskasse abzugeben. In der Zeit vom Januar bis Mitte März hat die Bande nachweislich einige fünfzig Diebstähle ausgeführt, es dürften aber wohl lange nicht alle zur Anzeige gebracht sein. Die Teilung der Beute fand an einem bestimmten Ort statt, an dem die Burschen alle zusammenkamen, sämmtliche Portemonnaies wurden vernichtet, um Verrat zu verhüten.
Der Gerichtshof

[Fehlstellen in der Originalseite]

die jugendlichen Verbrecher nur durch strenge Strafen von dem betretenen Weg abgebracht werden könnten. 4 der Burschen wurden zu je 1 Jahr, 3 zu je 1 Jahr 3 Monaten, 1 zu 1 Jahr 4 Monaten, 3 zu je 1 Jahr 6 Monaten, 2 zu 1 Jahr 9 Monaten und 1 zu 2 Jahren 3 Monaten Gefängnis verurtheilt. Bezeichnend für die Erziehung, die den Angeklagten zu Teil geworden, ist der Umstand, daß die Mutter eines Angeklagten demselben nach der Verurtheilung eine Düte Bonbons zuzustecken suchte.


Anzeigen.

Heute Mittag endete ein sanfter Tod die schweren Leiden unseres lieben Vaters und Großvaters des Schmiedemeisters

Hr. Bockwoldt

im Alter von 81 Jahren.
Diese Traueranzeige Freunden und Bekannten statt besonderer Meldung.
Schönberg, den 10. November 1892.

                                                    Die Hinterbliebenen.

Die Beerdigung findet Montag Nachmittag 2 1/2 Uhr statt.


Allen, die bei unserer silbernen Hochzeitsfeier unser gedachten und uns durch ihre Wünsche erfreuten, sagen wir den besten Dank!

                                                    Kock und Frau.

Rüschenbeck, am 10. November.


Am Mittwoch den 30. November ds. Js. Vormittags 10 Uhr sollen die Wohn- und Wirthschaftsgebäude der St. Petri=Ziegelei nebst den dazu gehörigen 11 ha. 10 ar. 25 qm. großen Ländereien auf 10 Jahre vom 1. April 1893 an gerechnet im Saale des Armenkollegiums, St. Annenstraße Nr. 5, öffentlich meistbietend verpachtet werden.
Das Gewese liegt in der Vorstadt St. Jürgen und eignet sich für einen Fuhrmann, Vieh= oder Pferdehändler oder für einen Gärtner.
Die Bedingungen liegen bei Herrn J. L. F. Lau, Hüxstraße 56/58 zur Ansicht aus.
Die Besichtigung ist nach vorheriger Meldung bei dem jetzigen Pächter täglich Nachmittags gestattet.
Lübeck den 1. November 1892.

                                                    Der Vorstand
                                                    der St. Petri=Ziegelei.


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[ => Original lesen: 1892 Nr. 89 Seite 4]

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Sonntag, den 13. November:
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auf meinem Billard.
Anfang Nachmittags 3 Uhr.
                                                    J. Böckmann,
                                                    Gastwirth.


Sonnabend den 12. d. M.
sind                                                    
lebende Gänse
zu haben à Stück 3 Mark beim Gastwirth                                                    
                                                    W. Böckmann.
                                                    Schönberg.


Da ich jetzt von meiner Krankheit soweit hergestellt bin, daß ich mein Geschäft wieder betreiben kann, so bitte ich meine Freunde und Gönner, mich mit Ihrer Arbeit beehren zu wollen.

Schönberg i. M.                                                     W. Nothdurft.


Frisch
geräucherte echte Sprotten
empfiehlt                          
                                                    H. Mette.


Am Sonntag, den 13. d. M. findet beim Gastwirth Fahrenkrug in Lüdersdorf

Concert und Ball

statt, wozu freundlichst einladen

Die Vereinsmusiker.                                W. Fahrenkrug,
                                                                    Gastwirth.
Entree für Concert für Herren 50 Pf., Damen 30 Pf.
Anfang Abends 7 Uhr.


Stadt Lübeck.
Sonntag den 13. November 1892                          
Tanzmusik.
über Mitternacht hinaus.                          


Sonntag, den 13. d. M.
Grosses Zither-Concert
der Spezialisten
Mr. Jean Fehrcks und Miss Reichardi
verbunden mit
Nationalen Vorträgen
und der höheren Zauberkunst
im Lokale
des Herrn Gastwirth Krüger.


Sonntag, den 13. d. M.
Stiftungsfest
des
Männergesangvereins zu Rieps
mit Theater und Ball,
wozu freundlichste einladet                          
                                                    Der Vorstand.
Zur Aufführung kommt:
Der Hausschlüssel, oder: Kalt gestellt,
Lustspiel in 1 Act von Hirthe.
Personen:

Paul Mohrmann.                      
Virginia, seine Gattin.
Herr Heimchen.
Frau Heimchen.
Ein Nachtwächter.
Ein Laternenanzünder.
Eine Magd.

Kassenöffnung 6 1/2 Uhr.                           Anfang 7 Uhr.
Entree: Herren 1 Mk., Damen 50 Pf.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 13. November.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.
        Amtswoche: Pastor Krüger.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu Illustrirtes Beiblatt Nr. 46.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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