No. 83
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. Oktober
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 83 Seite 1]

                  Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 25. Juni d. J. wird die Beschäftigungszeit in den Handelsgewerben am Sonntag, den 30. d. Mts, folgendermaßen festgestellt, und zwar:

a) für Schönberg von 7-10 Uhr Vormittags und von 12 bis 6 Uhr Nachmittags,
b) für das platte Land von 7 1/2-9 1/2 Uhr Vormittags und von 12 bis 6 Uhr Nachmittags.
               Schönberg, den 18. October 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
I. V: H. Spieckermann.


Die alte und die neue Militärreform.

Im vorigen Jahrhundert wurden die stehenden Heere theils durch Aushebungen vollzählig erhalten. Nach den schweren Stürmen, die am Anfang des 19. Jahrhunderts über Deutschland hereingebrochen waren, trat in Preußen an die Stelle des Systems der Aushebung (Conscription) das System der allgemeinen Wehrpflicht (Gesetz vom 3. Sept. 1814.) Dieses System ist 1867 und 1870 auf ganz Deutschland im Princip übergegangen aber mit der Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht hat es in der folgenden langen Friedenszeit gute Wege gehabt.
Bis heute ist die allgemeine Wehrpflicht im deutschen Reiche und in Preußen noch nicht durchgeführt. Alljährlich kommen viele junge Leute zur Ersatzreseve oder bleiben überzählig, die zum größeren Theil vollkommen kriegstauglich sind; in den beiden letzten Jahren (1890 und 1891) schwankte ihre Zahl zwischen 90 000 und 100 000. Im Mobilmachungsfalle gehen die Kräfte der Kriegstauglichen unter ihnen der Feldarmee verloren, weil sie gar nicht oder nicht genügend ausgebildet sind, während alternde, durch Beruf, sitzende Lebensweise, Familiensorgen kampf= und wegemüde Leute die Kriegsformationen ausfüllen helfen und die ersten Entscheidungsschlachten mit schlagen müssen. Wieder tritt also wie vor 30 Jahren der Gesichtspunkt hervor, daß es im militärischen Interesse dringend erwünscht sei, die Feldarmee jünger und damit schlagfertiger zu machen. Man wird sich aber auch der Erkenntniß nicht verschließen können, daß die Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht ein politisches Gebot der Selbsterhaltung ist. In unserer politisch=geographischen Lage können mir zu Vertheidigungskriegen genöthigt sein, welche die größte Anspannung aller Kräfte - ein möglichst tüchtiges Herr für die Entscheidungsschlachten, große Massen zur Aufstellung an verschiedenen Grenzen - erfordern.
Die Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht muß an sich von allen Parteien als berechtigt anerkannt werden; die freisinnige Partei fordert sie sogar in ihrem Programm. Allerdings bedingt sie auch große wirthschaftliche Opfer, Opfer, die schwer auf dem Volke lasten würden, wenn sich nicht ein Ausgleich durch Abkürzung der Dienstzeit der Infanterie finden ließe. Ob dieser Ausgleich unter vollster Erhaltung der Güte unserer Truppen möglich ist, darauf kommt alles an; denn es wird im Zukunftskriege, namentlich in den Tagen der großen Entscheidungsschlachten, immer noch mindestens ebensoviel von der Güte als von der Zahl der Truppen abhängen. Man hat nun gesagt, mit einer Abkürzung der - übrigens jetzt schon durch die Zusammensetzung der Infanterie aus Dreijährigen, Dispositionsurlaubern, Einjährigen, Ersatzreservisten stark verstümmelten - dreijährigen Dienstzeit entferne man sich von den Traditionen aus den Zeiten der Militärreorganisation König Wilhelms I. Allein der Kriegsminister von Roon der schon 1862 von etwaigen "Compensationen" für die zweijährige Dienstzeit gesprochen hatte, äußerte am 28. April 1865 vor der Volksvertretung: "Es ist gesagt, die relative Zulässigkeit der zweijährigen Dienstzeit sei unbestritten, sie werde selbst von unbefangenen Militärs anerkannt. Meine Herren! Diese große Wahrheit hatte nicht einer besonderen Anführung bedurft; relativ war und ist die zweijährige Dienstzeit zulässig, es kommt nur auf die Art und Weise der Durchführung an, und diese ist in unserer bisherigen Kriegsverfassung nicht so, daß man die Berechtigung der dreijährigen Dienstzeit zum Fenster hinauswirft."
Ganz ebenso stehen die Dinge jetzt. Es wird nicht daran zu denken sein, die dreijährige Dienstzeit nach einfacher Streichung des dritten Jahrgangs "zum Fenster hinauszuwerfen," sondern die zweijährige Dienstzeit hängt von der Bewilligung der Kosten ab, die es ermöglichen, daß in kürzerer Zeit gerade so tüchtige, gut geschulte Soldaten ausgebildet werden wie bisher.
Hoffentlich gelingt es, einen Ausweg zu finden, der unsere Wehrkraft erhöhte ohne unsere Steuerkraft zu erschöpfen.


        - Nr. 27 des "Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" enthält:

        I. Abtheilung.

Verordnung, betreffend die Ausführung der nach dem Bundesrathsbeschluß vom 7. Juli 1892 vorzunehmenden Reichs=Viehzählungen.


Der Kaiser lud den Prinzen Leopold von Bayern und dessen Gemahlin, die österreichische Erzherzogin Gisela, ein, die Patenschaft bei der kürzlich geborenen Prinzessin, deren Taufe am 22. d. M. stattfinden soll, zu übernehmen; die Prinzessin soll unter andern auch die Namen Leopoldine Gisela erhalten. Diese Einladung wird am bayerischen wie am Wiener Hofe als besondere Liebenswürdigkeit empfunden werden.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 83 Seite 2]

- Der Kaiser lud zur Feier der Einweihung der Lutherkirche zu Wittenberg nicht nur die protestantischen Landesfürsten, sondern auch die protestantischen ausländischen Souveräne ein. Die Königin von England wird hierbei und wahrscheinlich auch bei der Taufe der Prinzessin am 22. Oktober durch den Herzog von York vertreten werden.
Nebst dem Schwarzen Adler=Orden wurde dem Grafen Taaffe vom Kaiser Wilhelm auch das Großkreuz des Rothen Adler=Ordens verliehen.
Wie ein Berliner Correspondent der München. Neuesten Nachr. hört, hat der Widerstand Bayerns gegen die Pläne der Reichsregierung in Betreff theilweiser Deckung der Kosten der neuen Militärvorlage durch Bierbesteuerung dahin geführt, daß man von der geplanten Erhöhung der Biersteuer wieder abgegangen ist.
Die Begründung der neuen Militärvorlage scheint in der That ganz ungewöhnliche Schwierigkeiten zu machen; denn sie soll dem Bundesrath, welcher die Militärvorlage bei seiner nächsten Plenarsitzung bereits vorfindet, eventuell nachgeliefert werden. Man darf aber wohl annehmen, daß die längere und sorgfältige Arbeit, welche man auf die Begründung verwendet, ihrer überzeugenden Kraft zu Gute kommt, sodaß nicht nur Staatsministerium, Bundesrath und Nationalliberale, sondern auch der gesammte Reichstag noch von der Nothwendigkeit einer Verstärkung unserer Streitkräfte sich überzeugen lassen werden. Womit die ungeheure Heeresvermehrung begründet werden soll, weiß man noch nicht, aber wenn die Andeutungen einzelner offiziöser Organe einen Schluß gestatten, so wird auf die Möglichkeit eines Krieges nach zwei Fronten das Hauptgewicht gelegt werden.
Die von mehreren Blättern aufgestellte Behauptung, die Reichsregierung sei gesonnen, die einjährige Bewilligung der Heerespräsenzziffer ohne Weiteres zuzugeben, wird jetzt bereits von der offiziösen "Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" für gänzlich aus der Luft gegriffen bezeichnet. Der "National=Ztg." wird versichert, daß die Militärvorlage die gesetzliche Feststellung der Friedensstärke des Heeres bis 1899 enthalte, und daß die Regierung nicht gesonnen sei, die jährliche Feststellung zuzugestehen.


- Neustrelitz. Se. K. H. der Großherzog haben am 17. Oktober in Anlaß des Allerhöchsten Geburtstages den Ober=Zollrath Kühne in Schwerin zum Geheimen Ober=Zollrath, den Landgerichtsrath Dr. Selmer hierselbst zum Regierungsrath, die Assessoren Freiherren J. von Maltzahn in Mirow und U. von Maltzahn in Stargard zu Drosten und Kammerherren und den Amtsrichter Saur in Neubrandenburg zum Gerichtsrath zu ernennen geruht.
- Neustrelitz, 18. Oct. II. KK. HH. der Großherzog und die Großherzogin haben die Einladung des Kaisers zur Pathenschaft bei der kaiserlichen Prinzessin angenommen und werden sich zur Theilnahme an der Tauffeierlichkeit nach Berlin begeben.
- Schönberg. Einen bedauerlichen Unfall traf am 13. d. M. den Holzhauer Wilms aus Duvennest. Derselbe rodete mit einem anderen Forstarbeiter zusammen in den Lenschower Tannen Bäume aus. Die von ihm angerodete Tanne fiel zuerst zur Erde und fingen beide Arbeiter sogleich an, dieselbe zu zerschneiden. Mittlerweile aber wurde der von dem anderen Arbeiter angerodete Baum durch einen plötzlichen Windstoß gelöst, stürzte ebenfalls zur Erde und traf den p. Wilms so unglücklich, daß beide Beinknochen dicht unter resp. dicht über dem Kniegelenk gebrochen waren.
- Schönberg. Unser diesjähriger Herbstmarkt, der mit Rücksicht auf die derzeit bestehende Choleragefahr verschoben war, wird wahrscheinlich an einem der ersten Tage des November abgehalten werden.
- Schönberg. Mit dem Abstand des Hofes Lockwisch ist in einer Zeit von kaum einem Jahre schon die 6. Pachtung in andere Hände übergegangen. Von sämtlichen Pachtungen befinden sich nur noch Kl. Rünz, Neuhof, Wahrsow und Stove im Besitz alter Pächterfamilien.
- Schönberg. Auf der hiesigen Gartenbauausstellung war das Resultat der Prämierung folgendes:

            Gemüse.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

            Kartoffeln.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

            Obst.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

            Topfgewächse.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

            Bindereien.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

            Selbstgezogene Sämereien.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

       Die Prämiierung des Geflügels ergab:
            für Hühner.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

            für Enten.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

            für Singvögel.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

            für Tauben.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Anzeigen.

Im Auftrage Großherzoglicher hoher Kammer sollen zwischen dem Bahnhofe und der Stadt Schönberg mehrere Grundstücke als Bauplätze öffentlich meistbietend verkauft werden. Die Situation der Bauplätze wird Reflectanten auf desfallsiges Ansuchen gezeigt, und sind die Verkaufsbedingungen auf unserer Registratur einzusehen. Der Licitationstermin wird auf

Mittwoch, den 26. ds. Mts.
Vormittags 11 Uhr

im Sitzungszimmer der Großherzoglichen Landvogtei anberaumt, und werden Kaufliebhaber hiermit eingeladen.
Schönberg, den 10. Oktober 1892.

Großherzogliches Domainenamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Konkursverfahren.

Ueber das Vermögen des Hauswirths Asmus Kols in Grieben ist am 19. October ds. Js. Vorm. 11 Uhr 20 Min. das Konkursverfahren eröffnet.
Verwalter: Rechtsanwalt Lange zu Schönberg i. M.
Offener Arrest mit Anzeigefrist bis zum 18. November 1892 einschließlich. Schriftlichen Anmeldungen ist Abschrift beizufügen. Termin über die Wahl eines andern Verwalters p. p. ist auf Sonnabend den 19. November 1892 Vorm. 11 Uhr und der Prüfungstermin auf Freitag den 2. December 1892 Vorm. 11 Uhr festgesetzt worden.
Schönberg, den 19. October 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
                                                    Beglaubigt:
                                                    H. Diederich,
                                                    Gerichtsschreiber.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 83 Seite 3]

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Selmsdorf sub Nr. V belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Peter Lohse wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 17. October 1892.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung des dem Tischlermeister Nothdurft hierselbst gehörigen vor dem Siemzer Thore sub Nr. 148 a belegenen Grundstücks c. p. ist in dem heutigen Liquidationstermin sofort zu Protocoll das Ausschlußurtheil erlassen und verkündet worden. Solches wird hierdurch gemeinkundig gemacht.
Schönberg, den 5. October 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


Bekanntmachung.

Die Hebung einer Armensteuer zum halben Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, d. 10. October 1892.

Die Armenbehörde.


Oeffent. Zwangsversteigerung.

Montag den 24. Oktober d. J. Vormittags 11 Uhr sollen in Herrnburg

1 Bauwagen, 1 kl. Wagen und 2 kleine Schweine
öffentlich meistbietend, gegen baare Zahlung verkauft werden. Versammlung der Käufer beim Schulzen Grieben in Herrnburg.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Landwirthschaftl.
Winterschule
zu Lübeck.

Am 19. October beginnt der Unterricht; baldige schriftliche Anmeldungen nimmt der Unterzeichnete entgegen.
Das Schulgeld beträgt 10 M. für das Halbjahr.
Der Unterricht behandelt im 1. Kursus die landwirthschaftl. Geschäftslehre, Raumlehre, Zeichnen, Feldmessen, Chemie, Physik, Bodenbearbeitung und allgemeine Thierzucht; im 2. Kursus dagegen wird landwirthschaftl. Buchführung und Betriebslehre, Physik, Chemie, Wetterkunde, Pflanzenbaulehre, Düngerlehre, spec. Thierzucht und das Molkereiwesen gelehrt.
Der Unterricht ist Mittwochs und Sonnabends von 9-12 und von 2-4 Uhr Nachm.

                                                    Der Director der Gewerbeschule:
                                                    Walther Lange.


Gewinnliste der Gartenbau-Lotterie.
Gewonnen haben folgende Nummern:

7. 9. 15. 22. 33. 49. 56. 61. 63. 71. 74. 75. 80. 82. 86. 96. 101. 103. 108. 116. 119. 146. 155. 162. 181. 183. 213. 229. 241. 243. 244. 250. 261. 271. 283. 290 292. 298. 300. 313. 315. 328. 335. 336. 338. 343. 366. 376. 377. 381. 389. 415. 427. 428. 437. 446. 450. 453. 475. 488.493. 504. 505. 511. 512. 522. 525. 548. 555. 568. 575. 582. 584. 593. 595. 611. 629. 639. 655. 680. 698. 711. 746. 748. 766. 769. 798. 811. 828. 834. 835. 842. 845. 858. 872. 878. 890. 900. 909. 913. 926. 935. 947. 953. 976. 993. 1005. 1008. 1023. 1025. 1028. 1035. 1065. 1084. 1091. 1100. 1105. 1106. 1118. 1121. 1155. 1156. 1198. 1203. 1208. 1229. 1239. 1243. 1247. 1248. 1249. 1254. 1267. 1299. 1305. 1317. 1325. 1326. 1334. 1335. 1336. 1337. 1342. 1359. 1384 1402. 1405 1437. 1451. 1461. 1482.
Die Gewinne sind bei Herrn Kaufmann Lundwall abzuholen. Die bis zum 31. October nicht abgeholten Gewinne werden verauctioniert und der Erlös bis Ende dieses Jahres den Gewinnern reserviert.


Vorbereitungsanstalt
für die
Postgehülfen-Prüfung.
Kiel, Ringstraße 55.
Sicherste u. gründlichste Ausbildung.
Bisher bestanden 1160 meiner Schüler

die Prüfung. Die Anstalt besteht 11 Jahre. Auch Ausbildung zu Privatbeamten und sonstigem Berufe. Aufnahme am 15. November und 6. Januar.

Nähere Auskunft durch                          
                                                    J. H. F. Tiedemann,
                                                    Director.


Schlachter=Innung.

Zu dem am Montag, den 24. d. M. Nachmittags 4 Uhr stattfindenden Quartal ladet sämmtliche Innungs=Meister ergebenst ein

                                                    Der Obermeister.


Dienstboten,

als: Kutscher, Groß= und Kleinknechte, Futterknechte, Jungen und Mädchen sowie Arbeiterfamilien, Arbeiter und Arbeiterinnen, stellt unter günstigen Bedingungen

Nachweisungs=Contor Albert Wagner,
Siemzerstraße Nr. 196.


Suche zum 24. Oktober d. J.                          
einen Vollknecht und einen Halbknecht.
          Mahlzow,                                                             H. Maass,
d. 12. Oktober 1892.                                                    Schulze.


Händler und Mühlenbesitzer,
welche geneigt sind, gegen Cassa in                                                    
Hafer,
Roggen,
Weizen
und Mehl

direct ohne Vermittler nach Hamburg zu arbeiten, werden um Aufgabe ihrer Adresse unter H. L. 2231 an Rudolf Mosse, Hamburg ersucht.


Veredelte Rosen,
Hochstämme von 75 Pfennig (Mecklenburg). an,
Halbstämme von 40 Pfennig (Mecklenburg). an,
hat abzugeben                                                    
                                                    W. Schär.


Eiserne Oefen,

Kohlenkasten, Ascheimer, Ofenvorsätze und Coakslosser empfiehlt

Schönberg.                                                     J. Ludw. D. Petersen.


Ascheimer, Kohlenhelme, Ofenvorsätze, Ofengeräthe, Waschtöpfe, Wringmaschinen, Kochtöpfe, emallirte, auch in Gußeisen, Eimer u. Spülwannen, emallirte und verzinkte,

empfiehlt                                                    W. Wieschendorf,
                                                                       Klempner.


Mache den Bewohnern von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mein Geschäft für mich selbstständig gegründet habe und nicht mehr mit meinem Schwager R. Lange, Schneider, in Geschäftsverbindung zusammen stehe, da ich mir Stoffe und Muster stets vorräthig halte.

Um guten Zuspruch bittet                          
                                                    E. Schröter, Schneidermeister.
Sabowerstraße Nr. 45 b.


Getheerte Hanf-Treibriemen,

einfache und auch Doppel=Riemen mit runder Kante, sowie Spritzenschläuche und Feuereimer hat auf Lager und empfiehlt zu soliden Preisen die Riemen=Fabrik von

Stargard i./M.                                                     L. Becker.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 83 Seite 4]

Malerschule Buxtehude.

Preisgekrönt a. d. Nordwestdeutsch. Gew.= u. Ind.=Ausstellung Bremen Aufnahme 2. Nov. an. Prosp. durch

Dir. Eiserwag.


Für Schönberg und Umgegend suchen wir einen tüchtigen Vertreter gegen hohe Provision und wollen geeignete Herren sich baldigst mit uns in Verbindung setzen.

Feuer=Versicherungs=Gesellschaft
zu Brandenburg a. d. Havel von 1846.
General=Agentur Rostock i. M.
August Stange.


Am 26. October fahre ich mit meinem Omnibus nach dem Ratzeburger Viehmarkt.
                          Abfahrt Morgens 6 1/2 Uhr.
                          Neue Welt 7 Uhr.

                                                    Schütt.


Fleisch= und Brüh=Kübel
empfiehlt billigstens                                                    Aug. Spehr.


Baugewerkschulkurse an der Gewerbeschule zu Lübeck.

Am 1. XI. beginnt der Unterricht in der 4. Klasse nach den Lehrplänen preuß. Anstalten. Lübeck ist geeignet, durch seine herrlichen Bauten angehenden Baugewerksmeistern inhaltreiche Anregen zu geben. - 80 Mark Schulgeld. - Anmeldungen bei Direktor Lange.


Der berühmteste echte
Schwedische Punsch
von
C. A. Lindgren u. Co.
in Stockholm
ist zu haben bei dem Generalbevollmächtigten
Carl Krook in Lübeck.
Preis-Courant gratis.


Allen sparsamen Hausfrauen
empfehlen sich als beste u. billigste Bezugsquelle von                          
gebrannten Caffee
Groth & Diedrichs Caffee=Rösterei u. Lager
Rostock i. M.
10 verschiedene Sorten, von M. 1.20 bis M 2.10 Pfennig (Mecklenburg). per Pfund
Röstung durch Dampfbetrieb.
Bei Bezug von Postcolli frco. gegen Nachnahme oder vorherige Einsendung.
Niederlagen werden errichtet.
Lohnender Verdienst.


Wohnungsveränderung.

Meinen werthen Kunden sowie einem hochgeehrten Publikum von Schönberg und Umgegend hiermit die ergebene Anzeige, daß ich mein Geschäft nach meinem Hause Marienstraße Nr. 36 verlegt habe.

Hochachtungsvoll
        Schönberg,                                                            August Arndt,
den 10. Oktober 1892.                                                     Tischlermeister.


Gartenbauverein.

Dienstag, d. 25. abends 8 Uhr im Boye's Gastwirthschaft.
Vortrag über das Pflanzen von Bäumen, zu welchem auch Nichtmitglieder, besonders die Gewinner von Obstbäumen, eingeladen werden. Sodann Verkauf einiger Gewinne.

                                                    Der Vorstand.


Zu dem am 27. und 28. d. M. bei mir stattfindenden

Scheibenschießen
nach gutem Ochsenfleisch
ladet hierdurch ergebenst ein                                                    
Duvennest                                                     H. Wittfoth.
Am Freitag, d. 28., Ball.


Am 23. und 24. October                          
Scheiben-Schiessen
nach gutem Ochsenfleisch bei                                                    
Thandorf.                                                     Gastwirth Hack.
Am Montag, d. 24. Oct. Ball.


Am 23. Oktober 1892 findet bei mir ein

Ball

statt, wozu ich hierdurch freundlichst einlade.

Menzendorf.                                                     Kohs.


Tanzmusik
am Sonntag, den 23. October                                                 
Menzendorf.                                                     H. Rebbin.


Am Sonntag d. 23. Okt. von 3 Uhr Nachmittags an

Ausspielen von jungen Hähnen

auf meinem Billard, wozu freundlichst einladet

                                                    J. Böckmann,
                                                    Gastwirth.


Der ergebenst Unterzeichnete beabsichtigt, in diesem Winter im Locale des Herrn Boye

2 Abonnements=Conzerte

mit seiner Kapelle unter Mitwirkung von auswärtigen Solisten zu geben und ladet zum Abonnement freundlichst ein.
Das erste Konzert findet im November, das zweite nach Weihnacht statt. Eine Missive ist im obigen Locale ausgelegt.

Hochachtungsvoll                          
Wismar.                                                    Jul. Müller. Stadt=Musikdirector.


Sonntag d. 23. October                          
Conzert (Streichmusik)
im Boye'schen Saale, ausgeführt von der Regiments=Capelle Nr. 76.
Anfang 7 1/2 Uhr.
Billete im Vorverkauf 50 Pfennig (Mecklenburg)., an der Casse 60 Pfennig (Mecklenburg).
Nach dem Conzert: Ball.
Hierzu ladet ergebenst ein                          
                                                    Ganzer,
                                                    Musik=Director.
NB. Dienstboten ist der Zutritt nicht gestattet.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 23. Oktober.
(Collecte für den Gustav=Adolf=Verein.)

Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.
    Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 43.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 83 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 83 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. October 1892.


- Nach dem Ergebnis der Veranlagung zur Einkommensteuer in Preußen hat der höchstveranlagte Steuerpflichtige ein jährliches Einkommen von 7 Millionen Mark, das einem Vermögen von mindestens 200 Millionen entsprechen dürfte. Da jener Steuerpflichtige nach den amtlichen Angaben im Regierungsbezirk Wiesbaden wohnt, zu dem Frankfurt a. M. gehört, so wird wohl kein Zweifel obwalten, daß es Herr von Rothschild ist. Noch ein zweiter Steuerpflichtiger hat ein Einkommen von mehr als 5 Millionen; weitere zwei Steuerpflichtige über 3 Millionen. Die Zahl derjenigen Personen, welche mit mehr als 900 000 Mark eingeschätzt sind, beträgt jetzt 35, während im Vorjahr nur 13 Vorhanden waren.
- Der Gebrauch der französischen Sprache in Elsaß=Lothringen ist wiederum um ein Bedeutendes eingeengt worden. Es war eine Gepflogenheit der reichsländischen Notare, alle Verkaufs= und Versteigerungs=Anzeigen im Inseratentheil der Zeitungen, oft auch bei amtlichen Bekanntmachungen und öffentlichen Anschlägen, in französischer Sprache abzufassen. Diesem Verfahren ist durch eine, auf Anlaß des Ministeriums ergangene Verfügung des Oberstaatsanwaltes des Oberlandesgerichts in Colmar, Geh. Oberjustizrat Rassiga, Einhalt gethan worden. Alle Anzeigen müssen von jetzt ab in deutscher Sprache abgefaßt werden und nur im dringendsten Nothfall darf eine französische Uebersetzung beigegeben werden.
- Wie verlautet, findet die Hochzeit des Thronfolgers von Rumänien, Prinzen Ferdinand, mit der Prinzessin Marie von Großbrittannien, Tochter des Herzogs von Edinburg, bestimmt im Laufe des nächsten Januras statt. Als Ort der Trauung ist Sigmaringen in Aussicht genommen.
- Vor einigen Tagen fiel dicht hinter Rahnsdorf bei Berlin ein etwa drei Jahre alter Knabe während der Fahrt aus einem Bahnzuge. Der Wagen 4. Klasse, aus dem das Kind herausstürzte, befand sich dicht hinter der Lokomotive; die Mutter des Kleinen, welche den Unfall mit angesehen, öffnete die Thür und sprang dem Kinde nach; sofort wurde das Nothzeichen gegeben, der Zug hielt und man fand in geringer Entfernung Mutter und Kind zwar blutend, aber doch nicht schwer verletzt. Beide erhielten in Erkner Nothverbände und fuhren dann nach Berlin weiter.
- Die hamburger Cholerawaisen. Um die Sorge für die Hamburger Waisen aus der Cholerazeit hat sich ein erfreulicher Wettkampf entfaltet. Aus allen Theilen Deutschlands sind Spenden, sind Anerbietungen, Kinder zu adoptieren oder in Pflege zu nehmen, eingegangen. Inzwischen hat Hamburg selbst sich der Verlassenen in großartigster Weise angenommen und ob in Asylen, ob in Privatpflege, ob bei Angehörigen, die verwaisten Kinder sind unter guter Aufsicht aufgeblüht und gekräftigt. Es werden ihrer etwa tausend sein, auf welche sich die weitere Fürsorge zu erstrecken haben wird, und das Waisenhaus=Kollegium gedenkt eine Anzahl in den umliegenden Provinzen Holstein, Hannover und Mecklenburg unterzubringen, soweit beachtungswerthe Anerbietungen von Instituten, Waisenhäusern und Privaten vorliegen. Erst in zweiter Linie wird man sich dazu entschließen, die Kinder in entfernteren Provinzen, namentlich in Süddeutschland unterzubringen, da es für die Entwickelung der Kinder doch nicht unbedenklich ist, sie ihrer norddeutschen Heimath zu entfremden. Selbstverständlich werden die Waisen nicht eher aus Hamburg fortgegeben, als bis die Krankheit dort völlig erloschen ist.
- In Hamburg hat die Cholera in den letzten beiden Tagen wieder eine geringe Steigerung erfahren, die voraussichtlich darauf zurückzuführen ist, daß das Publikum beim Sinken der Krankheit unvorsichtiger bei Beobachtung der Vorsichtsmaßregeln gewesen ist. Auch von auswärts zurückgekehrte Flüchtlinge sind verschiedentlich von der Krankheit ergriffen worden.
- Auf seltsame Weise verlor am letzten Sonnabend eine Botenfrau aus Stampen bei Oels in Schlesien ihr Leben. Sie hatte auf dem Felde Kartoffeln geholt und trug den Sack auf dem Rücken nach Hause. Unterwegs wollte sie etwas ausruhen, stützte auf einen Zaun den Sack und hielt die Stricke, mit denen sie ihn beim Gehen festgehalten, lose in der Hand. Der Sack rutschte aber ab und zog die Stricke am Halse so fest zusammen, daß sie erstickte.
- Bei Ueberführung von Sträflingen aus dem alten in das neue Arresthaus wurde in Düsseldorf in Folge eines Fluchtversuches ein Sträfling erschossen, ein zweiter verwundet.
- Eine Revolution in der Schule hat kürzlich in Kehl stattgefunden. Die Schüler der erweiterten Volksschule hatten in ihrem im Rathhause befindlichen Schulzimmer in boshafter Weise durch Hinauswerfen auf den Marktplatz sämmtliche Tintengeschirre vernichtet, die vorhandene Tinte ausgeschüttet, die Kreide zertreten, das Pult ihres Lehrers auseinander gerissen, den Kranz eines neuen eisernen Ofens in viele Stücke zerschlagen, das Thermometer zerbrochen, was sie nur konnten. Da Aehnliches schon früher geschehen war, wurde von dem Vorsitzenden der Ortsschulbehörde die Sache untersucht und die Schuldigen ermittelt. Letztere haben die verdorbenen Gegenstände neu herstellen zu lassen, beziehungsweise neu anzuschaffen und sind außerdem empfindlich bestraft worden.
- In Kaukehnellen bei Kaukehmen (Ostpreußen) verstarb am Sonnabend der Handelsm. Schmeer=Kohn, israelitischer Confession, in dem hohen Alter von 110 Jahren. Seine Ehefrau, mit der er 80 Jahre, wenn auch ärmlich, gelebt hat, ist noch ziemlich rüstig.
- Gutem Vernehmen der "Köln. Ztg." nach ist der Verkauf des Festungsgeländes an die Stadt Koblenz zum Abschluß gelangt. Der Kaufpreis beträgt 800 000 Mark.
- Dieser Tage wurde in der von Eybach (Württemberg) unweit der Maria=Kapelle ein männliches Skelett gefunden. Bei demselben fand man einen Revolver, eine goldene Uhr mit den eingravieren Buchstaben E. M., eine silberne Uhr, ein Portemonnaie mit ca. 24 Mark Inhalt. Es wird vermutet, daß der Unbekannte der seit mehreren Jahren vermißte Amtsrichter Möller aus Hechingen sei. Alle Nachforschungen nach dem Vermißten, welche damals in dortiger Gegend gemacht wurden, blieben erfolglos.
- Die Hebung eines Hochofens. Den Kraftleistungen amerikanischer Ingenieure, die stehende Häuser von der Stelle rücken, während die Bewohner ruhig ihr Mittagessen kochen, dürfte ein Vorgang an die Seite zu stellen sein, dessen Schauplatz kürzlich die Hainer Hütten bei Siegen gewesen ist. Es handelte sich darum, den Hochofen samt Förderthurm, d. i. ein Gewicht von etwas mehr als 100 000 Kilo, um nicht weniger als zwei und einen halben Meter zu heben. Die Firma G. Fölzer und Söhne hatte das Wagestück unternommen und gebrauchte zu den umfassenden Vorarbeiten 5 Tage emsiger Arbeit. Dann kam der Augenblick, mit dem das eigentliche Heben begann. Es erforderte nur 5 Stunden Zeit und verlief trotz der großen Gefährlichkeit des Unternehmens ohne jeden Unfall.
- Die Hufeisen will man jetzt in Amerika aus Büffelleder machen; sie würden dann allerdings nicht mehr den Namen "Hufeisen" verdienen, aber vielleicht würde die neue Beschlagsart für die Pferde eine Wohlthat sein. Nachdem man jetzt die Räder der Eisenbahnwagen aus Papier macht und mit ihrer Haltbarkeit zufrieden ist, wird man wohl demnächst auch den Versuch machen, die Pferde mit papiernen Hufeisen zu beschlagen.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 83 Seite 6]

- Aus Italien wird ein furchtbares Unwetter gemeldet, das am Donnerstag begonnen und große Ueberschwemmungen verursacht hat. Mehrere Städte wie Bussalla, Pontedecimo, Torriglia etc. sind völlig überschwemmt, viele Brücken und Häuser sind weggerissen; in Berggagli ist das Hotel Pagano, in welchem viele Fremde logierten, völlig vom Erdboden vertilgt worden. Allenthalben sind Eisenbahn= und Telegraphenlinien unterbrochen. Die Columbus=Ausstellung in Genua ist zum Theil überschwemmt. Die Zahl der Opfer ist noch unbekannt.
- Die amerikanische Wunderdame Miß Abbot ist dieser Tage auch in Bern bei ihren "magnetischen Produktionen entlarvt und unter großem Spektakel ausgepfiffen worden. Ein Zuschauer hat ihre Experimente mit Leichtigkeit nachgeahmt.
- In Frankreich Sollen die Radfahrer "bluten"! Zur Deckung des Defizits im Budget gedenkt der französische Finanzminister die Einführung einer Steuer auf Zwei= und Dreiräder vorzuschlagen. Die Steuer soll 6 Francs für Luxus= und 5 Francs für Geschäfts=Velocipedes betragen. Man erwartet einen Ertrag von etwa 2 Millionen Franken aus dieser Steuer.
- Der Streik in Südost=Lancashire, dessen Ausbruch schon lange gedroht hatte, ist nunmehr Thatsache geworden. Die Arbeiter der dortigen Baumwollen=Industrie haben beschlossen, sich der von den Arbeitgebern geplanten fünfprozentigen Lohnverminderung zu widersetzen. Infolge der Kündigung werden 60 000 Arbeiter arbeitslos, 15 bis 20 Millionen Spindeln still stehen.
- Unter Aufbietung einer großen Polizeimacht, die von einem Komissar geführt war, ist am Donnerstag Abend in London der Pariser Anarchist Francois, der nach England geflüchtet war, verhaftet worden. Man hält diesen Francois für den eigentlichen Urheber der Explosion im Restaurant Very in Paris. Francois hat den Polizisten, die ihn verhaftet haben, verzweifelten Widerstand geleistet, ist aber schließlich doch überwältigt und zum Polizeiposten in der Bow=Street gebracht worden.
- Columbus=Briefmarken. Aus den Vereinigten Staaten wird berichtet: General=Postmeister Wanamaker hat mit der"Amarican Bank Note Co." in Newyork einen Kontrakt zur Lieferung von sogenannten Columbia=Briefmarken abgeschlossen. Die neuen Marken werden zur Erinnerung an das vierhundertjährige Jubiläum der Entdeckung Amerikas ausgegeben werden und mit auf dieses Ereignis bezüglichen Vignetten versehen sein, wie "Erblicken des Landes", "Columbus auf hoher See", "Die Landung des Columbus", "Die Santa Maria", "Columbus bittet die Königin Isabella um Unterstützung" u. s. w.
- Die längste Eisenbahnbrücke in Deutschland. Die Arbeiten am Bau der Fordoner Eisenbahnbrücke über die Weichsel schreiten rasch vorwärts. In den letzten Monaten ist besonders der Aufbau der Strompfeiler zwei und drei und der Vorlandpfeiler 15-19 fertiggestellt worden. Es ist interessant, daß die Brücke, welche nach ihrer Vollendung die größte Deutschlands sein wird, genau so lang ist wie die Berliner Linden, nämlich 1325 m. Die Dirschauer Brücke ist nur 785 m lang. An der Fordoner Brücke arbeiten augenblicklich 920 Arbeiter. Den Bau leiten 25 bautechnische Beamte: Ein Bauinspektor, drei Regierungsbaumeister, zwei Ingenieure, acht Bauassistenten etc. Wie im vergangenen Jahre, so dürften auch dies Jahr die Arbeiten im November eingestellt und erst im Frühjahr wieder aufgenommen werden. Die Brücke wird vorläufig nur eingeleisig; es können aber im Kriegsfalle zwei Geleise gelegt werden. Die Verkehrsübergabe der Brücke, deren Herstellungskosten sich auf 7 Mill. Mark belaufen, erfolgt im Herbst 1893. Die Fahrstraße für Wagen auf der Brücke, ist durch einen hohen Gitterzaun vom Schienenweg getrennt. Die Wege für den Fußgängerverkehr liegen außerhalb der Brückenträger. Die Brücke wird hauptsächlich aus militärischen Rücksichten erbaut.
- Ein sonderbarer Prozeß wird in einigen Tagen vor dem londoner Gerichtshofe beginnen. An einem der letzten Tage des vorigen Monats besuchte eine Dame den Zoologischen Garten in London und setzte sich, nachdem sie alles besichtigt hatte, auf eine Bank, um ein wenig auszuruhen; außer ihrem Taschentuch hatte sie auch ihr Portemonnaie, das sechs Guineen in Gold enthielt, neben sich gelegt. Plötzlich näherte sich ihr der Elephant, auf dem gewöhnlich die Kinder im Garten spazieren reiten, ergriff mit seinem langen Rüssel das Portemonnaie, das er jedenfalls für eine Art von Kuchen hielt, und verschlang es in einem Nu. Man kann sich das Erstaunen der Dame vorstellen; sie benachrichtigte die Wärter des Elephanten, die dem Dickhäuter sofort ein Brechmittel gaben. Der Magen des Elephanten ließ sich jedoch nur dazu bewegen, einige Fetzen des Portemonnaies und zwei Goldstücke wieder herauszugeben. Infolgedessen strengte Frau N. einen Prozeß gegen die Direktion des Zoologischen Gartens auf Wiedererstattung von 4 Guineen an, indem sie behaupte, daß die Direktion als Eigenthümer des Elephanten, der sich vier Goldstücke widerrechtlich angeeignet hat, für den Diebstahl verantwortlich zu machen sei.
- Der deutsch=österreichische Distanzritt hat einer feuchtfröhlichen Gesellschaft in Steglitz eine "geniale" Idee eingegeben. Nach einer schweren Sitzung faßte man endlich den Entschluß, im Mai nächsten Jahres eine Distanzbierreise zu Fuß von Berlin nach Wien und von Wien nach Berlin zu veranstalten. Wiener Zecher sollen demnächst aufgefordert werden, in Konkurrenz zu treten. Die Väter des geistreichen Gedankens haben sofort einen ansehnlichen Geldbetrag hinterlegt zur Sicherung des Zustandekommens der Distanzbierreise. Die Aufgabe der Theilnehmer wird sein, daß sie auf dem Wege von Berlin nach Wien, bezw. von Wien nach Berlin, in jedem am Wege liegenden Bierlokal mindestens ein Glas Bier trinken und die ganze Tour zu Fuß zurücklegen. Als Sieger sollen diejenigen gelten, welche bei der größten Zahl unterwegs geleerter Seidel Bier in kürzester Zeit das Ziel erreichen. - Das kann ja nett werden.
- Die Civilisation macht Fortschritte auf jedem Gebiete auch die p. t. Herren Diebe und Einbrecher haben in der Technik ihres Verbrecherhandwerks die größten Fortschritte gemacht. Sie sind im Stande, mittelst englischer Instrumente die einbruchsichersten Geldschränke regelrecht anzubohren, zu erbrechen und sie auf diese Weise ihres kostbaren Inhalts zu entleeren. Aber auch die Kassenfabrikanten sind auf ihrer Hut. So hat eine neue Erfindung, die Revolverkasse, den Herren Einbrechern einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Die Revolverkasse ist um eine Achse drehbar. Vor derselben befindet sich auf dem Fußboden eine Platte, die mit einem Apparat in Verbindung steht, der mittelst einer einfachen Vorrichtung tagsüber außer Betrieb gesetzt werden kann. Nach den Bureaustunden aber ist der Apparat in Funktion. Betritt Jemand den Raum vor der Kasse, so beginnt der Apparat sofort seine Thätigkeit. Eine kleine Klappe verschiebt sich und aus der Oeffnung empfängt der unberufene Eindringling die blaue Bohne eines Revolvers. Die Kasse dreht sich sofort um ihre Achse und bestreicht ans sechs Oeffnungen das ganze Feld des Zimmers. Dieser Willkommengruß kommt den Herren Einschleichern recht ungelegen und in toller Flucht suchen sie das Weite, insofern die Revolverkasse nicht diese Flucht durch eine ihrer blauen Bohnen unmöglich gemacht hat.
- "Zwölf schöne Tage muß der Oktober haben, wie der März," sagt der Volksmund, doch muß man sich nicht zu fest darauf verlassen, denn "Oktober und März gleichen sich allerwärts." Auch soll schönes Oktoberwetter nicht sehr viel versprechend für die Zukunft sein. "Warmer Oktober bringt fürwahr uns sehr kalten Februar, dagegen Oktober rauh, Januar flau, weil "Frost und Schnee im Oktober Boten sind, daß der Januar sei gelind," während "Oktobergewitter sagen beständig, daß der Winter sei wetterwendig," und "Gewitter im Oktober künden, daß man wird nassen Februar finden". Was den Oktoberschnee anbetrifft, so gilt davon die Meinung: "Fällt der erste Schnee in den Schmutz, vor strengem Winter kündet er Schutz," trotzdem pflegt Nässe im Oktober nicht eigentlich beliebt zu sein, denn: "Wenn der Oktober viel Regen gebracht, so hat er die Gottesäcker bedacht." - Im Allgemeinen treffen doch wohl die Ansichten in dem einen Punkt zusammen : "Ist der Weinmonat gut gewesen, so mag kommen des Winters Besen."


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