No. 82
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. Oktober
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 82 Seite 1]

Kaiser Wilhelm erfreut sich, nach den von Wien nach Berlin gelangten Nachrichten, des allerbesten Wohlbefindens. Derselbe nahm auch während seines dortigen Aufenthaltes in gewohnter Weise Vorträge entgegen und erledigte die laufenden Regierungsangelegenheiten.
Der erste Besuch des Kaisers in Wien galt am Dienstag nachmittag der Kronprinzessin Witwe Stephanie. Dem Grafen Kalnoky widmete der Kaiser einen Besuch von etwa einer halben Stunde. Im Empfangszimmer des Grafen Kalnoky traf Kaiser Wilhelm den Nuntius Galimberti, welcher in Schönbrunn seine Karte abgegeben hatte. Sodann begab sich der Kaiser nach der Gruft in der Kapuzinerkirche, legte einen Kranz am Sarge des Kronprinzen Rudolf nieder und verrichtete ein stilles Gebet.
Am Mittwoch verweilte der Kaiser längere Zeit mit Kaiser Franz Josef im kunsthistorischen Hofmuseum und interessierte sich besonders für die Objekte der Pharaonenzeit, wobei Dedekind, ein gebürtiger Braunschweiger, die Jahreszahlen zur historischen Erläuterung angab. Kaiser Wilhelm bemerkte zu Kaiser Franz Josef gewendet lächelnd: "Der Kustos kennt die Jahreszahlen so genau, als wir die Standorte unserer Regimenter." Hierauf besichtigten die beiden Kaiser die Räumlichkeiten und Einrichtungen der Cholerabaracken der freiwilligen Rettungsgesellschaft bei der Radetzkybrücke. Am Nachmittage empfing der Kaiser den österreichischen Ministerpräsidenten Graf Taafe, sowie die Minister Graf Kalnoky, Szapary und von Szoegyenyi in Privataudienz. Der später stattfindenden Prunktafel im Schloß Schönbrunn wohnten sämtliche Minister bei. Bei denselben tranken Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef einander zu, ohne Trinksprüche auszubringen. Nach dem Festmahl begaben sich die Majestäten nach dem Burgtheater und wohnten daselbst der Vorstellung bis zum Schlusse bei. Der Kaiser Franz Joseph trug österreichische Uniform, der Kaiser Wilhelm diejenige der österreichischen Husaren. Die Monarchen verfolgten die Vorstellung mit großer Aufmerksamkeit und verbrachten die Zwischenakte in angeregter Konversation. Beide Herrscher trugen die freundlichste Stimmung zur Schau. Kaiser Wilhelm äußerte wiederholt seine Bewunderung des prächtigen Hauses, und Kaiser Franz Josef gab seinem hohen Gaste die Erklärung aller Einzelheiten. Das Publikum war wieder im Festkleid schienen und füllte das Haus bis aufs letzte Plätzchen.
Am Donnerstag kehrte Kaiser Wilhelm vom Jagdausflug um 5 Uhr nach Schönbrunn zurück, wo 6 1/2 Uhr Hoftafel stattfand, woran beide Kaiser, Erzherzog Franz Ferdinand und das beiderseitige Gefolge theilnahmen. Um 8 Uhr 55 Min. reiste Kaiser Wilhelm ab, vom Kaiser von Oesterreich nach dem Bahnhof geleitet. Die Monarchen verabschiedeten sich sehr herzlich. Sie küßten sich dreimal und schüttelten sich innigst die Hände. Kaiser Wilhelm grüßte vom Kupéfenster aus wiederholt, bis der Zug im Dunkel der Nacht verschwand. - Am Freitag nachmittag 2 1/2 Uhr traf der Kaiser, nachdem er auf seiner Reise in Wittenberg einen einstündigen Aufenthalt gehabt hatte, wieder in Potsdam ein.
Ueber die Form, in welcher sich in Wien die Verleihung des Schwarzen Adler=Ordens an den Grafen Taafe abspielte, berichtet das "Wiener Fremdenblatt": "Kaiser Wilhelm zeichnete den Grafen Taafe durch die Verleihung der höchsten preußischen Dekoration, des Schwarzen Adler=Ordens, aus. Der deutsche Kaiser begrüßte während des Cercles in Schönbrunn den österreichischen Ministerpräsidenten mit besonderer Herzlichkeit und zog ihn in ein längeres Gespräch. Sodann begab sich der deutsche Kaiser in sein Zimmer, holte die Kassette mit den Insignien des hohen Ordens, den er sodann persönlich und in Gegenwart des Kaisers Franz Josef und der versammelten hohen und höchsten Herrschaften dem Ministerpräsidenten überreichte."
- Graf Taafe besaß übrigens bis jetzt nur den preußischen Kronenorden II. Klasse mit dem Stern.
Ein amerikanisches Blatt bringt eine Aeußerung des Kaisers, worin es heißt, der Reichstag solle so lange aufgelöst werden, bis er die neue Militärvorlage angenommen habe. Wir glauben an eine solche Aeußerung des Kaisers nicht.
Bezüglich der Militärvorlage schreiben neuerdings die "Hamburger Nachrichten", was folgt: Wenn die militärisch festgestellte Vorlage nach Analogie der Handelsverträge durch den Reichstag gedrückt worden sei, werde eine Zwangslage betreffs der Steuerbewilligung geschaffen. Wenn die entsprechende Steuervorlage fiele, würden die Matrikularbeiträge eintreten. In dieser Zwangslage würde der Reichstag den sonst abgelehnten Finanzvorlagen zustimmen. Der zu Grunde liegende strategische Gedanke, den Reichstag des nächsten Jahres durch ein umfassendes Manöver dieses Jahres zur Kapitulation zu nötigen, möge für ein militärisches Auge etwas Bestechendes haben; politisch sei er unrichtig, seine Durchführung der Befestigung des Ansehens der Reichs=Einrichtungen schädlich, wenn nicht gefährlich.
Der Post zufolge soll von Preußen beim Bundesrath die Abänderung bezw. Ergänzung des § 92 des Strafgesetzbuches (betreffend Hoch= und Landesverrat) beantragt werden. Zunächst sollen die Abänderungen durch Commissarien der Minister des Innern und der Justiz sowie des Reichs=Justizamtes berathen werden. - Ferner verlautet, daß eine Abänderung des § 23 des Preßgesetzes (Beschlagnahme von Drucksachen) in Aussicht genommen sei.
Zur Frage der braunschweigischen Thronfolge erfährt die "Post", daß die Projekte, welche dahin gehen den Herzog von Cumberland zu Gunsten seines Sohnes abdanken zu lassen, damit dieser auf den Thron von Braunschweig gelangen könne, in der Luft gebaut sind, da seitens des preußischen Königs und der preußischen Regierung nicht der geringste Wille vorhanden sei, solchen Projekten näher zu treten.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 82 Seite 2]

Eine Kabinetsordre des Kaisers ist, wie man der "Post" schreibt, nach glücklicher Beendigung der Manöver dem kommandirenden General des IX. Armeekorps, Grafen Waldersee, zugegangen. Der Kaiser spricht in derselben dem Grafen Waldersee, "seine vollste Anerkennung aus für die große Umsicht und Energie, mit der er die Truppen des Armeekorps durch die mit dem Auftreten der Cholera verbundenen Gefahren hindurch geführt hat", sowie die Hoffnung, daß seine so fürsorglichen Anordnungen dazu führen werden, das Armeekorps auch ferner vor Cholera zu bewahren. Diese Odre ist auf allerhöchsten Befehl den Truppen des IX. Armeekorps bekannt gemacht worden.
Dem Khedive Abbas II. von Egypten hat der Kaiser das Großkreuz des roten Adlerordens verliehen.
Zur Arbeiterbewegung schreibt der "Reichsanzeiger": In Deutschland tritt die Arbeiterbewegung jetzt kaum in erwähnenswerther Weise in der Oeffentlichkeit hervor. Größere Ausstände sind nirgends vorhanden und auch bedeutendere Lohnbewegungen liegen nicht vor. In den örtlichen Gemeinschaften und Fachvereinen werden die sozialdemokratischen Bestrebungen dagegen wie gewöhnlich fortgesetzt, und von Zeit zu Zeit wird die sonstige Ruhe durch eine Versammlung, in der die "Unabhängigen" sich laut bemerkbar machen, unterbrochen.
Im ungarischen Ministerrath ist eine Einigung dahin erfolgt, daß, wenn die Krone zustimmt, Gesetzentwürfe über die Einführung der obligatorischen Zivilehe, allgemeine bürgerliche Matrikel und allgemeine Religionsfreiheit einzubringen seien. Es ist jedoch zweifelhaft, ob die Krone dieser radikalen Lösung zustimmt.
Der frühere ungarische Dictator Kossuth in Budapest ist von solcher Altersschwäche befallen, daß man seine baldige Auflösung erwartet.
Die silberne Hochzeit des Königspaares von Italien wird auf Wunsch des Königs Humbert und der Königin Margherita ohne rauschende Festlichkeiten begangen werden.


- Schönberg. Zur Feier des Geburtstages S. K. H. des Großherzogs war die Stadt am 17. October reich mit Flaggen geschmückt. In den Schulen, die den Unterricht für diesen Tag ausgesetzt hatten, war zur Feier des Tages eine Schulfeier durch Gesang und Redeact angeordnet. In Spehr's Hotel hatte sich eine größere Gesellschaft von Herren aus allen Ständen zu einem Mittagessen vereinigt, der Kampfgenossen=Verein beging den Tag in Wieschendorf's Hotel durch einen Fest=Commers, während der Kriegerverein sich zu einem Festball in seinem Vereinslokale vereinigt hatte.
- Schönberg. Die hier verbreitete Nachricht, der Realschullehrer Schmidt werde als Nachfolger des in ein Pfarramt berufenen Seminar=Direktors Krüger nach Mirow gehen, bestätigt sich nicht. Herr Candidat Schmidt verbleibt in seiner bisherigen Stellung als Lehrer der hiesigen Realschule.
- Schönberg, d. 17. Oct. Gestern Mittag fand die Eröffnung der vom Gartenbauverein veranstalteten Gartenbau= und Geflügelausstellung statt. - Trotzdem für dieselbe die Umstände so ungünstig wie möglich lagen, die Verschiebung auf eine so späte Jahreszeit, die Mißernte in Obst, das schlechte Wetter am Tage vorher, welches viele von Ausstellern abgehalten hatte, so war dieselbe doch reichlich beschickt und zeigte den Besuchern, daß die Anregungen durch frühere Ausstellungen und die Thätigkeit des Vereins auf fruchtbaren Boden gefallen war.
Den Glanzpunkt bildete die Ausstellung der vielseitigen, ausgezeichneten Gemüsesortimente, die allgemeine Bewunderung hervorriefen. Man kann weit gehen, bis man eine so vollständige allseitige Gemüseausstellung eines Privatmannes wiederfindet, wie sie hier zu verzeichnen war.
Ebenso zeigten die Kartoffelsortimente ein reges Interesse für die Cultur dieses so wichtigen Nahrungsmittels. Besonders die neueren Sorten, darunter die Züchtungen von Paulsen und Richter waren vielfach vertreten, so daß unsere alten feinsten Speisekartoffelsorten etwas mehr zurücktraten. Sogar eigene neue Züchtungen waren mehrere ausgestellt, darunter eine, die sich schon längere Zeit bewährt hat.
Die Obstausstellung hatte ganz besonders unter der Mißernte und der späten Jahreszeit zu leiden und nahm einen kleineren Raum als in früheren Jahren ein. Gleichwohl war die recht rege Betheiligung anzuerkennen. Von einigen Ausstellern war leider auf die Bezeichnung der Sorten nicht die nötige Sorgfalt verwandt.
Harmonisch abgeschlossen wurde das ganze durch Ausstellungen von Topfpflanzen unserer beiden Handelsgärtner, die in einzelnen Sachen sehr gut vertreten waren. In der Binderei waren sehr gute Leistungen zu verzeichnen.
Auch die Geflügelausstellung zeigte eine ganze Anzahl tadelloser Stämme von unseren altbewährten Züchtern, die ja weithin wegen ihrer Leistungen bekannt sind.
Trotz des strömenden Regens hatte sich zu der Eröffnungsfeier eine größere Anzahl von Besuchern eingefunden und, obwohl das Regenwetter ununterbrochen fortdauerte, waren am Nachmittage die Ausstellungsräume vollständig gefüllt, sodaß die beiden Vereine mit Befriedigung auf diesen Erfolg blicken können. - Das Resultat der Prämiierung folgt in nächster Nummer dieser Anzeigen.
- Siebzehn Pferde der österreichischen Distanzreiter mußte man in Berlin zurücklassen, da sie nicht transportfähig sind, die übrigen Thiere haben die Rückreise nach Wien angetreten.
- Der Geheime Kommerzienrat Krupp in Essen ließ zur Linderung des Nothstands in Hamburg und Altona der Sammelstelle der Rheinisch=Westfälischen Zeitung 10 000 Mark auszahlen, wovon 7500 Mk. für Hamburg und 2500 Mk. für Altona bestimmt sind.
- Ein Bewohner eines Ortes in der Nähe von Pößneck konnte sich mit seiner besseren Hälfte nicht vertragen und leitete die Klage auf Ehescheidung ein. Dieselbe fiel schließlich zu seinen Gunsten aus. Einige Zeit später wollte es der Zufall, daß die geschiedenen Eheleute in einem Pößnecker Geschäft zusammentrafen, wo die frühere Ehefrau im Begriff war, ein neues Gewand zu erstehen. Jedenfalls aus Freude ob des Wiedersehens, bezw. ob des so gelungenen Verlaufes seiner Ehescheidungsklage war der ehemalige Gatte so generös, die Kosten des Kleidungsstückes für seine alte Liebe zu tragen und ihr noch einen Schmuck, wahrscheinlich zum Andenken, einzuhändigen.
- Marschall Mac Mahon wird von Altersschwäche geplagt. Er wird den Winter an der Riviera verleben. Seit seiner Präsidentschaft hat sich der Marschall schon nicht mehr um die Politik bekümmert.
- Ein Pariser Blatt will von der russischen Grenze die Nachricht erhalten haben, daß ein neuer Anschlag gegen den Czaren verübt worden sei. Bei der Einfahrt des kaiserlichen Zuges im Bahnhof Skierniwice, wäre unter dem Schienengeleise eine Dynamitbombe aufgeflogen, doch wäre das zerstörte Geleise nicht dasjenige gewesen, auf welchem der kaiserliche Zug lief.
- In dem Garten eines Hauses im elegantesten Theile Glasgows fand man am Mittwoch den zerstückelten Leichnam einer unbekannten Frau. Der Gärtner, welcher das Haus in Abwesenheit der Herrschaft bewachte, ist verschwunden. Der Fall erregt außerordentliches Aufsehen.
- Die Königin Natalie von Serbien läßt sich in Kischineff ein großartiges Schloß erbauen. Ihre Güter liegen in der Nähe.
- Vom Mars. Der Direktor des astronomischen Observatoriums in Santiago (Chile), Prof. Obrecht, bestätigt im Allgemeinen die kürzlich veröffentlichen Mars=Beobachtungen des Professors Pickering. Auch er erklärt, daß die dunkle Fläche auf dem Mars sich ausdehne. Er schreibt dies dem schnellen schmelzen des Schnees oder vulkanischen Ursachen zu. Von Kanälen aber auf dem Mars kann Prof. Obacht nichts erspähen.


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[ => Original lesen: 1892 Nr. 82 Seite 3]

Anzeigen.

Im Auftrage Großherzoglicher hoher Kammer sollen zwischen dem Bahnhofe und der Stadt Schönberg mehrere Grundstücke als Bauplätze öffentlich meistbietend verkauft werden. Die Situation der Bauplätze wird Reflectanten auf desfallsiges Ansuchen gezeigt, und sind die Verkaufsbedingungen auf unserer Registratur einzusehen. Der Licitationstermin wird auf

Mittwoch, den 26. ds. Mts.
Vormittags 11 Uhr

im Sitzungszimmer der Großherzoglichen Landvogtei anberaumt, und werden Kaufliebhaber hiermit eingeladen.
Schönberg, den 10. Oktober 1892.

Großherzogliches Domainenamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Bekanntmachung.

Die Hebung einer Armensteuer zum halben Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, d. 10. October 1892.

Die Armenbehörde.


Versteigerung.

Am Mittwoch den 19. October d. J. sollen beim Herrn Gastwirth Roxin Bahnhof Grieben von Vormittags 10 Uhr an ca. 20-30 Stück Mutterschafe und Lämmer öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.


Wohnungsveränderung.

Meinen werthen Kunden sowie einem hochgeehrten Publikum von Schönberg und Umgegend hiermit die ergebene Anzeige, daß ich mein Geschäft nach meinem Hause Marienstraße Nr. 36 verlegt habe.

Hochachtungsvoll
        Schönberg,                                                            August Arndt,
den 10. Oktober 1892.                                                     Tischlermeister.


Meinen geehrten Kunden zeige hiedurch ergebenst an, daß ich von jetzt an sämmtliche Futtersachen Knöpfe, Borden etc. vorräthig halte, und um Irrthümer zu vermeiden und dadurch entstehende Unannehmlichkeiten, was mir bei den zahlreichen Aufträgen, wofür ich hiedurch meinen besten Dank ausspreche, mehrfach vorgekommen ist, zu vermeiden, von jetzt an zur Verarbeitung solche nicht mehr annehme, und bitte mir wegen dieser Einrichtung auch ferner Ihre geschätzten Aufträge zukommen zu lassen, da es mein eifrichstes Bestreben sein wird, vorher bezeichnete Sachen so preiswerth wie möglich zu berechnen.

Hochachtungsvoll                          
                                                    H. H. Meier,
                                                    Schneidermeister.


C. Praefke,
Rechtsanwalt und Notar,
Neustrelitz, Markt Nr. 4.


Baugewerkschulkurse an der Gewerbeschule zu Lübeck.

Am 1. XI. beginnt der Unterricht in der 4. Klasse nach den Lehrplänen preuß. Anstalten. Lübeck ist geeignet, durch seine herrlichen Bauten angehenden Baugewerksmeistern inhaltreiche Anregen zu geben. - 80 Mark Schulgeld. - Anmeldungen bei Direktor Lange.


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                                                                       Klempner.


Landwirthschaftl.
Winterschule
zu Lübeck.

Am 19. October beginnt der Unterricht; baldige schriftliche Anmeldungen nimmt der Unterzeichnete entgegen.
Das Schulgeld beträgt 10 M. für das Halbjahr.
Der Unterricht behandelt im 1. Kursus die landwirthschaftl. Geschäftslehre, Raumlehre, Zeichnen, Feldmessen, Chemie, Physik, Bodenbearbeitung und allgemeine Thierzucht; im 2. Kursus dagegen wird landwirthschaftl. Buchführung und Betriebslehre, Physik, Chemie, Wetterkunde, Pflanzenbaulehre, Düngerlehre, spec. Thierzucht und das Molkereiwesen gelehrt.
Der Unterricht ist Mittwochs und Sonnabends von 9-12 und von 2-4 Uhr Nachm.

                                                    Der Director der Gewerbeschule:
                                                    Walther Lange.


Die Fortbildungsschule

beginnt am Donnerstag, d. 20. October, abends 7 1/2 Uhr und wird, wie im vergangenen Jahre, an drei Abenden der Woche, als: Montag, Dienstag und Freitag unterrichtet.

                                                    Der Vorstand.
                                                    I. A: H. Retelstorf.


Veredelte Rosen,
Hochstämme von 75 Pfennig (Mecklenburg). an,
Halbstämme von 40 Pfennig (Mecklenburg). an,
hat abzugeben                                                    
                                                    W. Schär.


Unterricht in der                          
Anfertigung künstlicher Blumen
ertheilt                                                                  
Schönberg,                                                      Bertha Tralow.


Professor Liebreich

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für Kartoffeln, Getreide etc., einmal gebraucht, groß, ganz u. stark, à 25 u. 30 Pfg. Probeballen v. 25 St. versend. unt. Nachnahme u. erbittet Angabe der Bahnstation

                                                    Max Mendershausen, Cöthen i/Anh.


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                                                    W. Heincke, jun.


Suche zum 24. Oktober d. J.                          
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          Mahlzow,                                                             H. Maass,
d. 12. Oktober 1892.                                                    Schulze.


Ein fast neuer Stuhlwagen ist preiswürdig zu verkaufen.                                                    
Nähere Auskunft ertheilt                                                    
Schönberg.                                                     Kaufmann Scharnweber.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 82 Seite 4]

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Am 26. October fahre ich mit meinem Omnibus nach dem Ratzeburger Viehmarkt.
                          Abfahrt Morgens 6 1/2 Uhr.
                          Neue Welt 7 Uhr.

                                                    Schütt.


Die 76. Infanterie=Regiments=Capelle beabsichtigt, am 23. d. M.

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Die unterzeichnete Intendantur eröffnet, wie in den Vorjahren, für Auswärtige ein Abonnement auf 6 Vorstellungen (3 Opern, 2 Schauspiele und 1 Lustspiel oder Posse) in der Spielzeit 1892/93, für welche ein Platz in der Fremdenloge 18 M., im ersten Range 12 M., im Parkett und in der Parkettloge 10 M., im II. Rang, Balkon und Mitte 6 M., im I. Rang Seite 5 M. kostet. Für diejenigen Abonnenten, welche die Eisenbahn benutzen müssen, werden für die Reise nach Schwerin und an demselben Tage zurück bei genügender Betheiligung Rückfahrtskarten zum einfachen Fahrpreise ausgegeben. Die Eintrittskarten werden nicht auf Namen ausgestellt, und sind Theater= und Eisenbahnbillets gleichzeitig einzulösen.
Bis zum 1. November ds. Js. nimmt Herr Hotelbesitzer Spehr zu Schönberg Abonnements=Anmeldungen freundlichst entgegen. Die Ausgabe der Karten erfolgt im November.
Schwerin, den 13. Oktober 1892.

Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Am 23. und 24. October                          
Scheiben-Schiessen
nach gutem Ochsenfleisch bei                                                    
Thandorf.                                                     Gastwirth Hack.
Am Montag, d. 24. Oct. Ball.


Zu dem am Sonntag den 28. und Montag den 29. August 1892 bei mir stattfindenden

Scheibenschießen

lade ich hierdurch alle meine Freunde und Gönner ergebenst ein.

Am Montag "Ball"
Duvennest.                                                     H. Wittfoth.


Danksagung.

Allen Denen, die meinem lieben Manne die letzte Ehre erwiesen und seinen Sarg mit Kränzen schmückten, sowie Herrn Pastor Krüger für die trostreichen Worte meinen innigsten Dank

                                                    Frau Voss und Kinder.

Lockwisch, d. 17. 10. 1892.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 82 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 82 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 18. October 1892.


- Die deutschen Distanzreiter haben am Dienstag Abend mit einem Sonderzug der Nordwestbahn Wien verlassen. Vor dem Bahnhof und auf dem Perron hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt, und zahlreiche österreichische Offiziere waren erschienen, um sich von ihren österreichischen Kameraden zu verabschieden. Als der Zug abging, ertönten stürmische Hochs, welche die deutschen Offiziere mit den Rufen: "Hoch Wien! Auf Wiedersehen!" beantworteten. Herzog Ernst Günther nahm an der Rückfahrt theil, während Prinz Leopold schon kurze Zeit vorher Wien verlassen hatte. Die deutschen Distanzreiter sind am Mittwoch Vormittag in Dresden eingetroffen; bald darauf ist die Ankunft der Oesterreicher daselbst erfolgt. Die Abreise der Letzteren von Berlin hat sich unter ähnlichen Kundgebungen vollzogen, wie die der deutschen Offiziere von Wien. Die Gäste aus dem verbündeten Reich sind bis zum letzten Augenblick der Gegenstand zahlreicher Aufmerksamkeiten gewesen. Am Dienstag Abend hat ihnen zu Ehren noch ein Festmahl im Kasino des Franz=Regimentes stattgefunden, bei welchem der Reichskanzler Caprivi den Toast auf den Kaiser von Oesterreich ausgebracht hat. Der Reichskanzler sagte, er sei aus dem Regiment hervorgegangen, habe schon als junger Lieutenant in Parade gestanden, als Kaiser Franz Josef in den 50er Jahren Berlin besucht habe, und sei auch zur Ehrenwache kommandirt gewesen. Schon damals habe man: "Gott erhalte Franz den Kaiser" gern gesungen. Er sei berufen, die guten Beziehungen zwischen den beiden Staaten zu hegen und zu pflegen. Es freue ihn, daß ihm Gelegenheit gegeben sei, dies zu thun, und er fordere die Anwesenden auf, in den Ruf: Hoch der Kaiser von Oesterreich! einzustimmen. Die begeisterten Hochrufe wurden von der österreichischen Nationalhymne begleitet. Den Toast auf Kaiser Wilhelm brachte Oberst Kotze aus. Das Festmahl im Residenzschloß zu Dresden, bei welchen am Mittwoch sämmtliche Distanzreiter beider Armeen vereinigt waren, hat den Abschluß der zahlreichen Festlichkeiten gebildet, die aus Anlaß des denkwürdigen Wettkampfs veranstaltet worden waren.
- Eine Anzahl preußischer Officiere hatte sich vereinigt, um dem österreichischen Oberlieutenant v. Miklós, der in Berlin als Erster von den Officieren war, als Anerkennung dafür, daß er zuerst den Record Wien=Berlin festgestellt hat, ein Andenken zu widmen. Dasselbe, ein goldenes Theeservice, wurde Herrn v. Miklós, durch den Rittmeister von Dewitz, vom Leib=Garde=Husaren=Regiment, mit einer Ansprache überreicht, in welcher die bewundernde Anerkennung der Leistung des österreichischen Kameraden rückhaltslosen Ausdruck fand. Herr v. Miklós war sichtlich überrascht von dieser Aufmerksamkeit und dankte für dieselbe mit warm empfundenen Worten.
- Den Abschluß der in Berlin zu Ehren der österreichisch=ungarischen Distanzreiter veranstalteten öffentlichen Festlichkeiten bildete am Dienstag die Parforcejagd im Grunewald, für welche das Rendezvous am Jagdschloß Grunewald auf 1 1/2 Uhr festgesetzt war. Während des Frühstücks führte der Oberpiqueur Palm die aus 25 Koppeln bestehende Meute in den Schloßhof. Um zwei Uhr bestiegen die Theilnehmer an der Jagd die Pferde, und ein stattliches Feld von 201 Reitern, bei denen die Uniform vorherrschte und der rote Frack nur vereinzelt zu finden war, folgte unter den Klängen der von der Militärkapelle intonirten Melodie "Frisch aus zum fröhlichen Jagen", der laut Hals gebenden Meute in den Grunewald hinein, um der Fährte eines vierjährigen Hauptschweines zu folgen, auf welche die Meute nach üblichein Vorsprung angelegt wurde. Nach einer flotten Jagd von dreiviertel Stunden wurde der Keiler von der Meute bei Gadow am Ufer der Havel gestellt. Als erster Reiter sprengte Rittmeister v. Klitzing herab und hob aus, Oberst v. Kotze vom 11. österreichischen Husaren=Regiment gab den Fang, worauf der Vize=Oberjägermeister Graf zu Dohna die Brüche vertheilte.
- Major v. Wißmann befindet sich jetzt auf dem Weg nach dem Nyassa=See und dürfte bereits den Unterlauf des Flusses Schire erreicht haben. Durch Vermittelung englischer Kanonenbote, die ihm angeboten worden sind, hofft er in kurzer Zeit mit seinen Leichtern bis zu den Fällen des Schire gelangen zu können. Dort soll eine Station gegründet werden. Wißmann läßt dort die Leichter auseinandernehmen und sie mit dem gesammten Dampfer= und Expeditions=Material durch Träger auf dem Landweg bis jenseits der Fälle schaffen, um dann auf dem Wasserweg weiter vorzudringen. Unterhalb der Fälle gründet Wißmann eine zweite Station am Schire. Die Deutschen in Ostafrika zweifeln keinen Augenblick daran, daß dem Major von Wißmann sein kühnes Unternehmen von und ganz gelingen, daß er bald die deutsche Flagge über den Fluten des Nyassa wehen lassen wird. Ueberhaupt erregt Wißmanns Muth, Ausdauer und Schneidigkeit die Bewunderung sowohl der Weißen wie der Farbigen. Nach den anstrengendsten Märschen und kurzer Nachtruhe ist er am frühen Morgen wieder frisch auf dem Posten, alles mit Sorgfalt beachtend, mit klarem Blick auch das Kleinste erfassend, und durch kurze bestimmte Befehle das Richtige anordnend. Dabei genießt er die Liebe und Verehrung seiner Untergebenen im vollsten Maaße. Die Farbigen der Schutztruppe, einige 30 Abessynier und einige 50 Sudanesen, die unter seinem Befehl stehen, zeigen sich ihm ganz besonders anhänglich, weil er, wenn auch streng im Dienst, doch ihren Eigenthümlichkeiten Rechnung trägt. Die Abessynier hat er sich in letzter Zeit besonders dadurch gewonnen, daß er einen der Ihren, der auf dem Marsch starb, mit militärischen Ehren begraben ließ. Die Farbigen wenden sich mit allen ihren Beschwerden und Klagen vertrauensvoll an Wißmann und machen Schauri mit ihm, d. h. sie lassen ihm durch erwählte Abgesande ihre Bitten vortragen, so jüngst noch, als sie darum baten, daß man sie nicht in Gegenwart der Eingeborenen bestrafen möge, wenn sie Strafe verdient hätten. Major v. Wißmann sucht nicht nur seine Aufgabe zu lösen, er wendet auch die richtigen Mittel an.
- Am 14. September hat sich der Lehrer Barth aus Ulm in Hamburg eingeschifft, um die Reise nach Deutsch=Ostafrika anzutreten, wo er im Auftrag der Reichsregierung die Leitung einer Schule zu übernehmen hat. Mit Barth sind es 4 Schwaben, die im Dienst der Reichsregierung deutsche Kultur im dunkeln Erdtheil zu verbreiten suchen, nämlich außer ihm Christaller und Betz in Kamerun und Köbele in Tago.
- An Wechselstempelsteuern sind im Deutschen Reiche vom 1. April 1892 bis zum Schluß des September 1892 4 074 160 Mk. 30 Pf. oder 172 569 Mk. 70 Pf. weniger als in derselben Zeit des Vorjahres vereinnahmt.
- Der Abbruch des Berliner Domes hat am Sonnabend begonnene mittags 3/4 12 Uhr wurde der erste Stein im Innern des Gotteshaus gebrochen.
- In Hamburg trifft man jetzt, nachdem die Cholera=Epedemie in der Hauptsache als erloschen gelten kann, alle Vorbereitungen, um das schwer darniederliegende Geschäft wieder in die Höhe zu bringen. Am Schlimmsten sind die Handwerker und kleine Gewerbetreibende daran, bei welchen es wohl ohne Staatshilfe nicht abgehen wird.
- Der Arbeiter Mann und die Arbeiterin Blumenstern in Wandsbeck, welche Kleidungsstücke aus Hamburger Cholerahäusern angekauft, in Wandsbeck eingeschmuggelt, daselbst verkauft und den Tod dreier Menschen, von welchen diese Kleidungsstücke benutzt worden, herbeigeführt hatten, wurden auf Grund von § 327 des Strafgesetzbuches verurtheilt.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 82 Seite 6]

Mann erhielt 2 Jahre 4 Monate, die Blumenstern 18 Monate Gefängnis.
- Zirkus=Direktor Franz Renz, welchen gleich zu Anfang seiner Direktion durch die Hamburger Epidemie schwere pekuniäre Verluste trafen, hat doch noch für die Nothleidenden Hamburgs 3000 Mk. gespendet und außerdem zwei Wohlthätigkeits=Vorstellungen gegeben, welche unter Mitwirkung seiner Künstler und Künstlerinnen auf das Glänzendste verliefen und einen großen Ertrag lieferten. Im Laufe dieser Woche werden sämtliche Pferde, sowie Utensilien, Requisiten etc. einer Desinfektion unterzogen, worauf Direktor Renz nach Berlin überzusiedeln gedenkt.
- Wie aus Ratibor berichtet wird, erstach am Montag der dem Trunke ergebene ehemalige Gutsbesitzer Wanjek im Vororte Ostreg seine Frau, sowie den hilfebringenden 19jährigen Sohn und entfloh.
- Eine schwere Verletzung durch einen Hundebiß ist in Berlin einem hübschen jungen Mädchen zugefügt worden. Dasselbe hatte sich in ein Schirmgeschäft in der Friedrichstraße begeben, um daselbst einen Regenschirm zu kaufen. Das junge Mädchen unterhielt sich mit der Besitzerin und legte zur Bekräftigung dessen, was sie sagte, die Hand auf den Arm der Verkäuferin. In demselben Augenblick sprang der große Neufundländer Hund, der annehmen mochte, es sollte seiner Herrin etwas geschehen, an der vermeintlichen Angreiferin empor und biß sie in die linke Backe, eine schwere Verletzung herbeiführend. Der Hund ist völlig gesund, doch erfordert die Heilung eines Hundebisses, besonders von großer Ausdehnung, sehr lange Zeit. Die Verletzte wird voraussichtlich dauernd entstellt sein.
- In einem Walde in Oderberg bei Eberswalde wurde der Handelsmann Schuhmacher beim Wildern von dem Forstaufseher Masurat aus Chorin abgefaßt und erschossen, vermuthlich aus Nothwehr. Der Erschossene war Vater von sieben Kindern.
- Am Montag, mittag sind infolge des starken Sturmes von der Kuppel des St. Michaelsthurmes in Burtscheid bei Aachen zwei Arbeiter abgestürzt und, schrecklich zerschmettert, sofort tot geblieben.
- In Rütenbrok a. Ems ist ein fünfzehnjähriger Bursche, der bei einem Bauer als Kuhjunge dient, wegen Falschmünzerei verhaftet worden. Der Junge hatte die Form eines Einmarkstückes in ein Stück Eichenholz gebrannt und alsdann geschmolzenes Blei in die Form gegossen. Das Blei stammte aus dem Kolben einer kleinen Kinderpistole, die auf den Märkten für 10 Pfg. zu haben ist. Von den angefertigten Einmarkstücke hat der Falschmünzer auf dem Markte in Rüterbrok und im nahen Holland im Ganzen sieben untergebracht. Bei dem jungen Verbrecher soll auch eine Form für ein Fünfmarkstück gefunden sein.
- Am Sonntag trat in Kempen a. Rhein ein Brautpaar zum Altar, welches zusammen 138 Jahre zählt. "Er" ein rüstiger Witwer von 73, "sie" eine dito Witwe von 65 Jahren.
- Während das Vikingerschiff in Christiania sich einen Weltruf erworben, wissen nur wenige Deutsche, daß wir in Schleswig=Holstein ein um 500 Jahre älteres Vikingerschiff besitzen. Es ist dies ein altgermanisches Ruderboot, das im Jahre 1863 in Nydam am Alsensund (Nordschleswig) im Meer gefunden wurde, das älteste Exemplar dieser Art, denn nach den zahlreich darin gefundenen Gegenständen zu schließen, stammt es aus dem dritten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Kein Fremder verläßt Christiania, ohne das berühmte Vikingerschiff gesehen zu haben; das altgermanische Nydamer Schiff, das einen ebenso großen historischen Werth beanspruchen kann, ist fast unbekannt geblieben. Jetzt theilt die "N. O. Z." mit, daß dieses deutsche Vikingerschiff sich auf dem Dachboden des Museums für vaterländische Alterthümer in Kiel befindet, in einem ganz engen, dunklen Raume, wo man fast garnichts sieht, denn das Boot füllt bei seiner großen Länge - 75 Fuß - den ganzen Raum aus. Es wäre eine Ehrensache für die Stadt Kiel, dem historisch werthvollen Boot einen würdigen Platz zu geben.
- Im Bear River Thai Idaho (Ver. Staaten) hat ein furchtbarer Präriebrand gewütet, 1000 Stück Vieh sind verbrannt und 3 Viehhirten in den Flammen umgekommen.
- Um das Reisegeld zu ersparen, schlichen sich, wie aus Palermo gemeldet wird, 8 Bauern heimlich in das Kesselhaus des zur Ueberfahrt bereiten Dampfers "Montebello", wo sie sich versteckt hielten. Bei der Oeffnung des Kesselhauses fand man alle acht erstickt vor.
- In Folge entsetzlicher Mißhandlung irrsinnig geworden, ist der dänische Lieutnant Baron v. Wedell=Wedellsburg. Wedell befand sich auf einer Reise durch Persien nach Teheran; auf einer Station hatten W. und seine Reisegefährten frische Pferde genommen, worauf der Baron seinen Begleitern voraussprengte. In der Nähe der nächsten Station eilte der Wirth, als er den europäischen Fremden auf sein Haus zukommen sah, eiligst herbei, offenbar rechnete er auf ein schönes Trinkgeld. Der Baron verstand die Sache jedoch falsch; er glaubte in dem Herbeieilenden einen Wegelagerer vor sich zu haben, griff angstvoll zum Revolver und schoß den Wirth nieder. Es war mitten im Dorf und am hellen Tage. Die Bewohner eilten herbei, warfen sich wie toll auf den Dänen, rissen ihn vom Pferd und schleppten ihn fort. An entlegener Stelle banden ihn die Perser mit einem Fuß an den Schweif eines jungen Pferdes und jagten dieses davon. Die Reisegefährten konnten den Unglücklichen nicht entdecken; schließlich erhielt der russische Konsul Mittheilung; er schritt energisch ein und befreite den Mißhandelten. Die erlittenen Qualen haben den jungen W. irrsinnig gemacht. Als er in Tiflis in eine Irrenanstalt geschafft wurde, schlug er in wilder Raserei um sich, daß vier Männer ihn kaum zu halten vermochten.
- Am Mittwoch hat in der Westminsterabtei zu London die Beisetzung des Dichters Tennyson stattgefunden. Unter den Trauergästen befanden sich der Prinz von Wales. Lord Salisbury, der Herzog von Argyll und die Spitzen der Künstler=, Schriftsteller= und Gelehrtenwelt. Einer der schönsten Kränze war von der Königin gesendet.
- Im Zoologischen Garten zu Lissabon spielte sich eine fürchterliche Scene ab. Ein großer Bär war aus seinem Käfig entkommen und drei Wärter machten sich alsbald auf, um ihn wieder einzufangen. Der Bär griff sie aber wüthend an, zerriß den einen und brachte den beiden andern schwere Verletzungen bei. Sonst waren nur wenige Leute im Garten, die schleunigst die Flucht ergriffen. Die Kunde vom Ausbruch des Bären gelangte schnell zur nächsten Stadtwache, von wo sofort eine Abtheilung mit geladenen Flinten nach dem Zoologischen Garten rückte. Der Bär wurde bald gefunden und erhielt eine große Anzahl Kugeln in den Leib, so daß er tot zu Boden fiel.
- Dr. Döbeck hat einem biederen Mecklenburger Landmann, welcher an Schulterrheumatismus leidet zum Einreiben der kranken Schulter verschrieben, und dieser kommt mit dem Rezept nach Hause und sagt zu seiner Frau: Ueberall sollst Du mich damit einreiben." - "Mit dem Stückchen Papier Vater? Das ist nicht möglich, Du hast Dich wohl verhört?" - "Gott bewahre, das wird Schmierpapier sein; es giebt ja viele Arten von Papier. Er hat's doch geschrieben. Auf dem Fliegenpapier steht auch etwas zu lesen: das wird denn wohl so sein müssen." - Das Einreiben mit dem Papier geht vor sich und der Bauer erzählt später dem Arzte von dieser Kur. Staunend fragt dieser: "Mit dem Recepte habt Ihr Euch eingerieben, mit dem Stückchen Papier? Das war ja bloß eine Verordnung, die Ihr in der Apotheke abgeben solltet, damit der Apotheker Euch etwas zusammenbraut. So was ist mir denn doch noch nicht vorgekommen!" - "Es hat geholfen, Herr Doktor, ich habe Sie bloß noch nicht bezahlt!" (Nach Max Blums plattdeutschen Novellen "Kettlich Kinner.")
- Eine sonderbare Steuer für Neuvermählte existirt noch in dem Fürstenthum Reuß ä. L. Dort muß jedes neuvermählte Paar 2 Mk. 50 an die Landesschulkasse zahlen. Das ergab die letzten Jahre eine Durchschnittseinnahme von etwa 1000 M.
- Elsa: "Du darfst es mir glauben, Vetter Otto, beim Baden kann ich beinahe eine volle Minute lang tauchen!" - Otto: "Renommire doch nicht so, Else! So lange kannst Du ja gar nicht den Mund halten!"


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