No. 84
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. Oktober
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 84 Seite 1]

                Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß der diesjährige Herbstmarkt mit regimineller Genehmigung

am Dienstag den 1. November d. J.,

stattfindet.
                Schönberg, den 21. October 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


                  Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 25. Juni d. J. wird die Beschäftigungszeit in den Handelsgewerben am Sonntag, den 30. d. Mts, folgendermaßen festgestellt, und zwar:

a) für Schönberg von 7-10 Uhr Vormittags und von 12 bis 6 Uhr Nachmittags,
b) für das platte Land von 7 1/2-9 1/2 Uhr Vormittags und von 12 bis 6 Uhr Nachmittags.
               Schönberg, den 18. October 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
I. V: H. Spieckermann.


Eine Extraausgabe des "Reichsanzeigers" veröffentlicht einen kaiserlichen Erlaß, wonach anläßlich der Geburt einer kaiserlichen Prinzessin mehr als 400 wegen Verbrechen und Vergehen verurtheilten weiblichen Personen der Straferlaß bewilligt wird. Die in Strafhaft befindlichen Verurtheilten sind in Freiheit gesetzt worden.
Es steht nunmehr fest, daß auch die Kaiserin der Neuweihe der Schloßkirche zu Wittenberg am 31. October beiwohnen wird. Die Kaiserin wird im Lutherhause und zwar in der Wohnung des Oberlehrers Wille absteigen, in der umfassende Vorkehrungen für die Aufnahme der hohen Frau getroffen werden. Im Refektorium und in der Aula des Lutherhauses wird der Kaiser seine zahlreichen Gäste, etwa 500 fürstliche und andere hochstehende Personen bewirthen, zu welchem Zweck auf dem Klostergrundstück, westlich vom Lutherhaus und Augusteum jetzt von einem dortigen Bauunternehmer die 35 m lange kaiserliche Küche aufgebaut wird. - In dem großen, jetzt erneuerten Wartesaale dritter Klasse, der prächtig ausgeschmückt wird, werden die zum Feste kommenden Fürsten das kaiserliche Paar empfangen, und das Kaiserzimmer sowie die Wartezimmer 1. Klasse werden zu Toilettenzimmern für die Fürsten eingerichtet.
Der Kaiser hat bestimmt, daß die Panzerschiffe "Kronprinz" und "Friedrich Carl" aus der Liste der Panzerschiffe, das Panzerfahrzeug "Arminius" aus der Liste der Panzerfahrzeuge und das Schiffsjungen=Schulschiff "Luise" aus der Liste der Schulschiffe und Fahrzeuge gestrichen und in die Liste der Schiffe für andere Zwecke übernommen werden. Die Zahl der Schiffe und Fahrzeuge "zu anderen Zwecken" ist somit auf 12 gestiegen.
Ein Privattelegramm aus Porto Alegro meldet, daß Kaiser Wilhelm auf die Verwendung des deutschen Konsuls Herrn Köser hin 6000 M. zur Unterstützung der deutschen Schulen in Rio Grande do Sul geschenkt hat. Es ist jetzt das dritte Mal, daß der Kaiser dem deutschen Schulwesen in Brasilien in dieser Weise seine Unterstützung angedeihen läßt. Die aus der kaiserlichen Privatschatulle zu diesem Zwecke hergegebenen Summen beziffern sich auf 20 000 Mark.
Der am Donnerstag abgehaltenen Bundesrathssitzung hat der Reichskanzler Graf Caprivi bis zum Schluß beigewohnt; auch der Kriegsminister v. Kaltenborn=Stachau hat an der Sitzung theilgenommen. Wie die "Kölnische Zeitung" mittheilt, hat der Reichskanzler Graf Caprivi einen langen, eingehenden Vortrag über die Militärvorlage gehalten, der die Nothwendigkeit der Heeres Organisation ausführlich darlegte. Den anwesenden Mitgliedern wurde zur Pflicht gemacht, sowohl über die Einzelheiten des Vortrags selbst wie über die Militärvorlage unbedingtes Stillschweigen bis zur amtlichen Veröffentlichung zu bewahren. Es wird dem genannten Blatt bestätigt, daß die der Militärvorlage beigegebene Begründung absichtlich aufs knappste Maaß zusammengedrängt ist und das Schwergewicht der Rechtfertigung der Vorlage, wie es auch in früheren Fällen stets geschehen ist, in die Commissions=Sitzungen des Reichstags verlegt werden soll.
Inbetreff der neuen Reichssteuern erfährt die "Post", das geplant ist: 1) Erhöhung des Tabakszolls von 85 auf 115 Mk. für den Doppelzentner und zwar ohne Erhöhung der inländischen Tabakssteuer, jedoch unter Kontingentierung des Tabaksbaues in der Hauptsache auf Süddeutschland. Infolge Abnahme des Verbrauchs werde das Plus aus der Tabaksteuer indessen nur 10-11 Mill. betragen. 2) Verdoppelung der Biersteuer einschließlich der Uebergangsabgabe und eine entsprechende Erhöhung der Aversen für Süddeutschland, was zusammen eine Mehreinnahme von 30-35 Millionen Mark bringen könnte. 3) Erhöhung und Besteuerung für den kontingentierten Spiritus von

[ => Original lesen: 1892 Nr. 84 Seite 2]

50 auf 55 Mark, was eine Einnahme von 10 Millionen gewährt.
Die französische Republik hat nach dem amtlichen Bericht des Berichterstatters für den neuen Militäretat seit dem Jahre 1871 15 Milliarden 368 Millionen Franks für Militärzwecke ausgegeben. Das sind also zwölf Tausend 296 1/2 Mill. Mark. Dazu kommen dann noch die Marineausgaben, die nicht minder eine gewaltige Summe ausmachen.
In der englischen Armee gährt es weiter. Auch in dem in Ballincholly in Irland stationirten 13. Husarenregiment herrscht ein schlechter Geist. Das dienstliche Verhältniß zwischen Offizieren und Mannschaften ist derartig, daß es vor einigen Abenden fast zu Thätlichkeiten gekommen wäre. Wie es heißt, kann jeden Tag eine offene Meuterei ausbrechen.
Die Reisen des Zaren geben bekanntlich stets Anlaß zu Attentatsgerüchten. Auch jetzt behaupten Privatmeldungen aus Warschau, trotz aller Ableugnungen von officiöser Seite, daß bei der Ankunft des Zaren in Skierniewice auf dem Bahngeleise eine Dynamitbombe geplatzt sei, wobei 5 Personen getötet und 14 schwer verletzt sein sollen. Die Explosion sei durch eine elektrische Leitung herbei geführt worden. Der Zar sei nur dadurch dem Verderben entgangen, daß sein Sonderzug irrtümlicherweise auf einem anderen Geleise, als ursprünglich bestimmt worden war, in die Station eingefahren sei. 40 verdächtige Personen seien verhaftet worden. Das Attentat wird einem nihilistischen Geheimbund zugeschrieben.


- Schönberg. Am Donnerstag Nachmittag brannte zu Pachthof Gr. Molzahn eine Weizenmiethe und eine daneben stehende Strohmiethe nieder. Die Weizenmiethe enthielt 41, die Strohmiethe 51 Fuder. Der Schaden trifft die Schlesische Feuerversicherungsgesellschaft. Es war gerade mit der Dampfdreschmaschine gedroschen worden und muß ein Funken aus dem Schornstein des Dampfers, obwohl dieser mit einem Funkenfänger versehen war, die eine Miethe in Brand gesetzt haben, denn in der Nähe des Schornsteins ist das Feuer aufgegangen. Von der Dreschmaschine ist der Dreschkasten abgebrannt und der Elevator gänzlich vom Feuer verzehrt.
- Schönberg. Unter den Pachthöfen des Fürstenthums Ratzeburg, die am längsten von derselben Familie bewohnt und verwaltet wurden, nimmt die Pachtung Mechow gegenwärtig die erste Stelle ein. Diese Pachtung wird bereits seit dem Jahre 1769 von der Familie Stamer bewirthschaftet, während die Pachtungen Kl. Rünz, Neuhof, Stove und Wahrsow sich nicht annähernd so lange desselben Familiensitzes rühmen können. Die übrigen Domainen des Fürstenthums sind sämmtlich in den letzten Jahren in andere Hände übergegangen.
- In dem großes Aufsehen erregenden Prozeß, welchen die Adoptivtochter des inzwischen verstorbenen holstein=glücksburgischen Herzogspaares, ein früheres Fräulein v. Beust, gegen den Herzog Friedrich Ferdinand angestrengt hatte, ist nunmehr das Urtheil verkündet worden, und zwar hat das Landgericht in Flensburg zu Gunsten des beklagten Herzogs entschieden. In diesem Prozeß handelte es sich bekanntlich um den Besitz des Schlosses zu Glücksburg.
- Dem Zaren wird in Kürze etwas Sonderbares passieren. Zwei montenegrinische Popen werden ihm eine mit zahlreichen Unterschriften versehene Bittschrift überreichen, er möge seinen "einzigen Freund", den Fürsten Nikita der schwarzen Berge, dessen "Herrschaft unerträglich" sei, zur Abdankung zu Gunsten des Thronfolgers Danilo bewegen. Voraussichtlich werden die beiden Popen schneller heimreisen, als sie zum Zaren gelangt sind.
- Die Franziskaner und der Obstdieb. Die Franziskaner in Trient merkten, daß nächtlicher Weile ihren Frühtrauben und Obstbäumen Besuche abgestattet wurden. Um dem Dieb auf die Spur zu kommen, spannten sie Fäden durch das Gras, die mit einer Läutvorrichtung in Verbindung standen. Richtig, eines Abends erhebt sich plötzlich das verräterische Geklingel. Die Patres laufen in den Garten; der Obstdieb ist ihnen in die Falle gegangen. Aber wenn er schon bei den Frati Obst stehlen will, soll er auch das Zeichen der Frati an sich tragen. Man bringt ihn ins Refektorium, setzt ihn auf einen Sessel, der Bruder Haarschneider schneidet ihm kunstgerecht eine große Tonsur auf dem Hinterkopf, dann läßt man ihn laufen. Andern Tages war es einem Schulmeister der Stadt Trient auffällig, daß sein Lehrjunge in der Werkstätte die Kappe auf dem Kopf behielt. Derselbe entschuldigte sich, daß er einen fürchterlichen Schnupfen habe. Als aber der Meister trotz des Schnupfens die Kappe lüftete, fand er unter derselben die schönste Franziskaner=Tonsur.
- In der Gegend von Leeds (England) hat der Regen große Verheerungen angerichtet. Die Häuser am Flusse stehen unter Wasser und in manchen Straßen muß man in Booten fahren. In Methley schwemmte der Aire eine Menge Vieh fort. Meilenweit ist dort das flache Land überschwemmt. Der Derwent riß Schafe, Hornvieh und Pferde mit sich fort. Bei Molten in Yorkshire stehen Tausende von Acres unter Wasser. Vierzig Stunden hat es in der Gegend ununterbrochen geregnet. Bei York ist die Ouse ungefähr 16 Fuß gestiegen.
- Zeichen der Zeit. Die ungefähr 3000 Arbeiter beschäftigende Firma Thyssen & Co. in Styrun in Westfalen hat folgende Bekanntmachung erlassen: "Wir wollen nicht unterlassen, unseren Arbeitern mitzutheilen, daß die Verhältnisse der Eisenindustrie sich von Tag zu Tag schwieriger gestalten, indem in Folge Darniederliegens großer und zahlreicher Industriezweige der inländische Bedarf eine außerordentliche Abnahme erfahren hat. Ersatz dafür zu schaffen, ist nur noch zu Verlust bringenden Preisen aus dem Auslande möglich! Was hierbei aber ganz besonders in die Wagschale fällt, ist der Umstand, daß die Ausfuhrfähigkeit der deutschen Industrie durch die ungeheuren Lasten, welche ihr durch die neuere Gesetzgebung einseitig, d. h. im Gegensatze zu der Industrie des Auslandes, auferlegt worden sind, im höchsten Grade erschwert, wenn nicht unmöglich (!) gemacht wird. So ungern wir auch dazu übergeben, so sehen wir uns doch durch diese Verhältnisse zu unserem Leidwesen gezwungen, gegen mitte November eine allgemeine Lohnreduktion eintreten zu lassen, um mit Hilfe derselben, sowie der Ersparnisse, welchen wir nach allen Richtungen hin anstreben, uns diejenige Arbeitsmenge nach Möglichkeit zu beschaffen, deren wir für Aufrechterhaltung unseres Betriebes bedürfen. Wir bringen dies schon jetzt zur Kenntnis unserer Arbeiter, damit ein jeder sich rechtzeitig danach richten kann. An eine Besserung der Verhältnisse ist für die nächste Zeit nicht zu denken, vielmehr dürfte eine weitere Verschlechterung zu gewärtigen sein."
- Ob Frühjahrs= oder Herbstpflanzung der Obstbäume der Vorzug zu geben sei, darüber äußert sich Lucas in Reutlingen, einer der bedeutendsten Pomologen Deutschlands, ungefähr wie folgt: Im allgemeinen gedeihen die Pflanzungen, welche zu rechter Zeit im Frühjahr erfolgen, besser, als die Herbstpflanzungen; doch wirken hiebei so viele örtliche Verhältnisse mit, daß sich nicht bestimmt sagen läßt, ob die eine oder die andere Pflanzung die vorzüglichere sei. Kann man im Herbste so frühzeitig pflanzen, daß sich noch neue Wurzeln bilden, so erhalten jedenfalls die Bäume einen namhaften Vorsprung dadurch und treiben im Frühjahr sehr schön und kräftig aus. Dies findet in warmen, lockeren Böden häufig statt. Wenn man aber im Herbst zu spät pflanzt, so werden die frisch angeschnittenen Wurzeln kernfaul, da sich kein Vernarbungsring mehr bilden kann. Auch erfrieren spät gesetzte Bäume sehr leicht, da sie keine Bodenwärme aus den tieferen Bodenschichten erhalten können. Es ist daher nur in leichten, warmen Böden und in warmen Lagen, wenn man zeitig im Herbste pflanzen kann, zum Herbstsatz zu raten. - Hieraus dürfte sich ergeben, daß für die allermeisten Fälle die Zeit kurz vor dem Austreiben der Knospen die geeignetste zum pflanzen sein wird, da hier dann sofort die Lebensthätigkeit beginnt, die durch das Ausgraben den Wurzeln zugefügten Wunden am schnellsten verheilen können und die Wurzeln dadurch gesund bleiben.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 84 Seite 3]

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Anzeigen.

Auf den Antrag des Tischlermeisters August Arndt zu Schönberg soll über sein allhier an der Marienstraße sub Nr. 36 belegenes Wohnhaus c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 28. November d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen Besitzer als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen Vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 2. September 1892.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


Der auf Mittwoch, den 26. d. Mts. anstehende Termin zum Verkauf von Bauplätzen zwischen dem Bahnhof und der Stadt Schönberg findet nicht statt.
Schönberg, den 22. October 1892.

Großherzoglich Mecklb. Domainenamt.
Cl. v. Oertzen.


Wir machen hiedurch bekannt, daß der Platz hinter den Scheunen vor der Sabowerstraße der hiesigen Realschule für ihre Turnspiele an den Nachmittagen des Mittwochs und Sonnabends zur alleinigen Benutzung überwiesen ist. Etwaige Zuschauer haben sich den Anordnungen des Aufsicht führenden Lehrers zu fügen.
Auch verbieten wir hiermit die Ablagerung von Schutt, Steinen etc. auf diesem Platze ohne unsere vorher eingeholte Erlaubniß. Zuwider handelnde werden nach § 366, 10 des Strafgesetzbuches mit einer Geldstrafe bis zu 60 M. oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft.
Schönberg, den 24. October 1892.

Der Magistrat.


Auctions=Anzeige.

Am Dienstag, d. 1. November d. J. Vorm. 10 Uhr sollen in der Wohnung des früheren Briefträger Nevermann in Schönberg - vor der Marienstraße - dessen Nachlaßsachen als:

Kleider=, Glas= und Küchenschrank, mehrere Bettstellen, Haus= und Küchengeräth aller Art, 1 Zeugrolle, 1 Hobelbank, Tische, Stühle und viele andere Sachen; auch ein Fuder Heu
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.


Bekanntmachung.

Die Hebung einer Armensteuer zum halben Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, d. 10. October 1892.

Die Armenbehörde.


Die unterzeichnete Intendantur eröffnet, wie in den Vorjahren, für Auswärtige ein Abonnement auf 6 Vorstellungen (3 Opern, 2 Schauspiele und 1 Lustspiel oder Posse) in der Spielzeit 1892/93, für welche ein Platz in der Fremdenloge 18 M., im ersten Range 12 M., im Parkett und in der Parkettloge 10 M., im II. Rang, Balkon und Mitte 6 M., im I. Rang Seite 5 M. kostet. Für diejenigen Abonnenten, welche die Eisenbahn benutzen müssen, werden für die Reise nach Schwerin und an demselben Tage zurück bei genügender Betheiligung Rückfahrtskarten zum einfachen Fahrpreise ausgegeben. Die Eintrittskarten werden nicht auf Namen ausgestellt, und sind Theater= und Eisenbahnbillets gleichzeitig einzulösen.
Bis zum 1. November ds. Js. nimmt Herr Hotelbesitzer Spehr zu Schönberg Abonnements=Anmeldungen freundlichst entgegen. Die Ausgabe der Karten erfolgt im November.
Schwerin, den 13. Oktober 1892.

Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Gewinnliste der Gartenbau-Lotterie.
Gewonnen haben folgende Nummern:

7. 9. 15. 22. 33. 49. 56. 61. 63. 71. 74. 75. 80. 82. 86. 96. 101. 103. 108. 116. 119. 146. 155. 162. 181. 183. 213. 229. 241. 243. 244. 250. 261. 271. 283. 290 292. 298. 300. 313. 315. 328. 335. 336. 338. 343. 366. 376. 377. 381. 389. 415. 427. 428. 437. 446. 450. 453. 475. 488.493. 504. 505. 511. 512. 522. 525. 548. 555. 568. 575. 582. 584. 593. 595. 611. 629. 639. 655. 680. 698. 711. 746. 748. 766. 769. 798. 811. 828. 834. 835. 842. 845. 858. 872. 878. 890. 900. 909. 913. 926. 935. 947. 953. 976. 993. 1005. 1008. 1023. 1025. 1028. 1035. 1065. 1084. 1091. 1100. 1105. 1106. 1118. 1121. 1155. 1156. 1198. 1203. 1208. 1229. 1239. 1243. 1247. 1248. 1249. 1254. 1267. 1299. 1305. 1317. 1325. 1326. 1334. 1335. 1336. 1337. 1342. 1359. 1384 1402. 1405 1437. 1451. 1461. 1482.
Die Gewinne sind bei Herrn Kaufmann Lundwall abzuholen. Die bis zum 31. October nicht abgeholten Gewinne werden verauctioniert und der Erlös bis Ende dieses Jahres den Gewinnern reserviert.


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Schönberg,                                                      Bertha Tralow.


Rheumatismus.

Lange Zeit lag ich schwer an dieser Krankheit, sodaß der Arzt erklärte, ich würde nie wieder richtig gehen lernen. Durch eine Einreibung gelang es mir nun, dies Leidenden schnell und glücklich zu beseitigen, und habe ich durch dieses Mittel schon vielen solchen Leiden geholfen, bin gern bereit, es jedem Rheumatismuskranken zukommen zu lassen. Viele Dankschreiben liegen zur Einsicht. R. Rodewald, Magdeburg, Samenhdlg., Bahnhofstr. 34.


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[ => Original lesen: 1892 Nr. 84 Seite 4]

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Am 26. October fahre ich mit meinem Omnibus nach dem Ratzeburger Viehmarkt.
                          Abfahrt Morgens 6 1/2 Uhr.
                          Neue Welt 7 Uhr.

                                                    Schütt.


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Niederlagen werden errichtet.
Lohnender Verdienst.


Mache den Bewohnern von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mein Geschäft für mich selbstständig gegründet habe und nicht mehr mit meinem Schwager R. Lange, Schneider, in Geschäftsverbindung zusammen stehe, da ich mir Stoffe und Muster stets vorräthig halte.

Um guten Zuspruch bittet                          
                                                    E. Schröter, Schneidermeister.
Sabowerstraße Nr. 45 b.


Getheerte Hanf-Treibriemen,

einfache und auch Doppel=Riemen mit runder Kante, sowie Spritzenschläuche und Feuereimer hat auf Lager und empfiehlt zu soliden Preisen die Riemen=Fabrik von

Stargard i./M.                                                     L. Becker.


Gartenbauverein.

Dienstag, d. 25. abends 8 Uhr im Boye's Gastwirthschaft.
Vortrag über das Pflanzen von Bäumen, zu welchem auch Nichtmitglieder, besonders die Gewinner von Obstbäumen, eingeladen werden. Sodann Verkauf einiger Gewinne.

                                                    Der Vorstand.


Zu dem am 27. und 28. d. M. bei mir stattfindenden

Scheibenschießen
nach gutem Ochsenfleisch
ladet hierdurch ergebenst ein                                                    
Duvennest                                                     H. Wittfoth.
Am Freitag, d. 28., Ball.


Am Sonntag, den 30. October                          
Tanzmusik
Selmsdorf.                                                     Bäcker Lenschow.


Der ergebenst Unterzeichnete beabsichtigt, in diesem Winter im Locale des Herrn Boye

2 Abonnements=Conzerte

mit seiner Kapelle unter Mitwirkung von auswärtigen Solisten zu geben und ladet zum Abonnement freundlichst ein.
Das erste Konzert findet im November, das zweite nach Weihnacht statt. Eine Missive ist im obigen Locale ausgelegt.

Hochachtungsvoll                          
Wismar.                                                    Jul. Müller. Stadt=Musikdirector.


Am 23. October Nachmittags 2 1/2 Uhr starb nach langen Leiden mein lieber Mann und unserer Tochter liebevoller Vater, der

Schlachtermeister  Georg Ohls

im 58. Lebensjahre.
Dies zeigt tiefbetrübt an

                                                    Marie Ohls geb. Bockwoldt.

Schönberg, den 24. October 1892.
Die Beerdigung findet am Donnerstag Nachmittag 4 Uhr statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 84 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 84 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. October 1892.


- Nach den Münch. Neuesten Nachrichten kommen für Bayern 14 000 Tabakbauer in Betracht, die bei einer Erhöhung der Tabaksteuer den Betrieb einstellen müßten. Wie das genannt Blatt hört, will die bayrische Regierung vor einer endgiltigen Beschlußfassung den Interessenten nochmals Gelegenheit geben, ihre Interessen zu wahren.
- Das neueste "Militärwochenblatt" enthält die Ernennung des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen zum Oberstlieutenant, desgleichen die Beförderung des Frhrn. v. Reitzenstein zum Rittmeister.
- Dem Lieutenant Heyl von den Metzer Dragonern, welcher bekanntlich dicht hinter dem Prinzen Friedrich Leopold bei dem Distanzritt Berlin=Wien das Ziel in Florisdorf passierte, ist vom Kaiser der Kronenorden vierter Klasse verliehen worden, die Dekoration diesseitiger Offiziere aus Anlaß des erwähnten großen Reiterunternehmens. Der Prinz hatte den Lieutenant Heyl am Dienstag zur Tafel geladen und ihm bei dieser Gelegenheit den Orden im Auftrag des Kaisers persönlich überreicht.
- Nach der "National Ztg." ist der Plan einer Berliner Ausstellung seitens des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller und unter den Aeltesten der Kaufmannschaft günstig aufgenommen worden. Die Ausdehnung der Ausstellung wird etwa 6-8 mal so groß sein wie die von 1879. Eine Beschlußfassung des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller ist nahe bevorstehend.
- Die Abnahme des Fahneneides in polnischer Sprache bei den Rekruten polnischer Nationalität ist, wie die "Nationalzeitung" erfährt, von jeher geschehen. Diejenigen Soldaten, welche des Deutschen nicht vollständig mächtig sind, wird der Fahneneid in polnischer, französischer und dänischer Sprache abgenommen, ja sogar in wendischer Sprache ist der Eid in einzelnen Fällen abgenommen worden.
- Wohl noch niemals haben in Berlin so viele Wohnungen leer gestanden wie gegenwärtig. Die "Baugewerbe=Zeitung" berechnet deren Zahl auf 40000. Schuld an dieser besonderen Art von "Wohnungsnoth" ist, wie das obengenannte Fachblatt ausführt, viel weniger die Ueberproduktion an Häusern, als die allgemein empfundene schlimme wirthschaftliche Lage, durch die die meisten Familien gezwungen werden, sich einzuschränken.
- Der Große Generalstab veröffentlicht (Verlag von E. S. Mittler und Sohn in Berlin) aus dem Nachlaß des General=Feldmarschalls Grafen von Moltke soeben die taktischen Aufgaben, die er in seiner langjährigen Leitung des Generalstabs dessen Offizieren alljährlich gestellt hat, sowie seine eigenen Lösungen derselben und seine mündliche Beurtheilung auch derjenigen Arbeiten, die eine abweichende Lösung vertreten. Moltke's Kriegskunst wird allenthalben wegen ihrer Einfachheit geschätzt; ihre Grundsätze tragen das untrügliche Zeichen des Genies: einleuchtend für Jedermann und gültig auch für beschränktere Aufgaben, der Taktik zu sein. Nirgends kann diese Größe unseres Strategen sich klarer und gemeinverständlicher zeigen als in den Aufgaben, die er alljährlich den zum Generalstab kommandierten Offizieren stellte und sodann mit ihnen erörterte. Wie sich an der Lösung dieser Aufgaben alle Offiziere, die sich dieselben verschaffen konnten, freiwillig und eifrig betheiligten, so versammelten sich am Tage, an welchem der greise Herr seine eigene Ansicht über die zweckmäßigste Lösung der Aufgabe vortrug und andere Ansichten beurtheilte, zahlreiche und hochgestellte Offiziere um ihn, seinen Vortrag zu vernehmen. Diesen Schatz an militärischer Weisheit empfängt die deutsche Armee in dem genannten Werk nun zur bleibenden Benutzung.
- Der Bankier Maaß in Berlin verbüßt die ihm auferlegte sechsjährige Gefängnisstrafe in Einzelhaft und wird als Strumpfstricker und Stopfer beschäftigt.
- Der russische Großfürst Alexis Alexandrowitsch, Chef des Husaren=Regiments "Graf Götzen" (2. Schles.) Nr. 6, machte dem Offizierkorps seines Regiments eine prächtige Bowle in Form einer riesigen Pelzmütze zum Geschenk. Dieselbe hat ein Petersburger Goldarbeiter in künstlerischer und streng vorschriftsmäßiger Form hergestellt.
- Die wegen der Choleragefahr bis auf weiteres eingestellten Schnellzüge von Berlin nach Hamburg sind wieder in den Verkehr aufgenommen worden.
- Da Wandsbeck seuchenfrei ist, kehrt das hannoversche Husaren=Regiment Nr. 15 aus dem Lockstedter Lager nach seiner Garnison in Wandsbeck zurück.
- Wie das "Wiener Tageblatt wissen will, stünde das Projekt eines Distanzrittes Wien=Rom in ernster Erwägung.
- In Düsseldorf ist am Donnerstag das zur Erinnerung an die im Kriege 1870/71 gefallenen deutschen Soldaten errichtete marmorne Kriegerdenkmal, ein sterbender römischer Krieger auf einem Sarkophag von Carl Hilgers=Berlin, unter Theilnahme der sämtlichen Militär und Zivilbehörden, der Kriegervereine des Stadt= und Landkreises und der Bürgerschaft enthüllt worden.
- Ein altes Lehrergeschlecht ist ausgestorben durch den am Anfange dieses Monats erfolgten Tod des Organisten Bitthin zu Gr. Peisten bei Pr. Eylau; mit ihm ist eine Lehrerdynastie geschwunden, welche die dortige Kirch=Schullehrerstelle über 200 Jahre innegehabt, indem immer der Sohn auf den Vater im Amte gefolgt ist.
- Im Schmelztiegel verbrannte der 25jährige Vorarbeiter Petritz der Wanaschen Leimsiederei zu Berlin. Petritz sollte einen von mit siedendem Leim angefüllten Kessel ablassen; auf der Rampe des Kessels bekam derselbe jedoch einen Schwindelanfall, stürzte in die siedende Masse und kam unter fürchterlichen Qualen um.
- Zu Tode tanzte sich am Sonnabend abend in Steglitz, ein junges, kräftig gebautes Dienstmädchen, namens Therese T. Das Mädchen stand im dreiundzwanzigsten Lebensjahre. Es hatte ein paar Tänze mit Ungestüm bis zu Ende getanzt, als es plötzlich umstürzte. Zwei herbeigeholte Aerzte vermochten nur noch den bereits eingetretenen Tod zu bestätigen.
- Ein ungewöhnlich starker Schneefall herrscht seit einigen Tagen in München. Die Anlagen liegen unter mächtigen Schneemassen begraben, und das winterliche Bild bietet einen traurigen Anblick dar. Der ungeheure Schneedruck hat unter den zum größten Theil noch ihren ganzen Blätterschmuck besitzenden Bäumen und Sträuchern in den Anlagen schrecklich gewüstet. In den Anlagen am Maximiliansplatze, den Anlagen vor der neuen Pinakothek und an der Blumenstraße - überall sind die schönsten Bäume ruinirt, armdicke Aeste liegen geknickt am Boden. Noch schlimmer sieht es in den Isarauen aus. Dort ist kaum zu gehen - die Wege sind bedeckt mit gebrochenen Aesten, und Weiber und Kinder in Menge sind herbeigeeilt, sich das Holz anzueignen. Auch in den Privatgärten richtete der ungewöhnlich starke Schneefall großen Schaden zumal an den Obst= und Zierbäumen an. Während der Nacht krachten die Aeste unter der Last des Schnees fortwährend, und viele lagen am Morgen auf dem Boden.
- Vom Schwarzwald werden erneute heftige Schneefälle mit Sturm gemeldet, welche bedeutenden Schaden anrichten.
- Nach Bremerhaven bringt jeder von Amerika kommende Dampfer russische Auswanderer zurück, denen die Rückreise bisher verboten war. Bereits 147 Personen werden vom norddeutschen Lloyd auf dem Schiffe "Amerika" verpflegt, denen der Czar jedoch jetzt die Rückkehr nach Rußland erlaubt hat.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 84 Seite 6]

- Ein blutiger Kampf fand in Burgensteinfurt zwischen einem Förster des Fürsten von Bentheim=Steinfurt und den Gebrüdern Hüging, begüterten Bauern aus dortiger Gegend, statt. Der Beamte traf die Wilderer, als sie dabei waren, Krammetsvögel aus den Schlingen zu holen. Sie setzten sich gegen ihre Verhaftung mit Messer und Beil zur Wehr. Der Förster streckte den einen Wilddieb durch einen Schuß in den Unterleib zu Boden und legte eben auf den zweiten an, als der Verwundete seine letzte Kraft zusammen nahm und auf die Brust des Gegners zielte. Dieser sprang in rascher Erkenntnis der Gefahr zur Seite und erhielt die Kugel in den Arm. Hüging ist seiner Verletzung bereits erlegen, während der Förster aller Voraussicht nach seinen Arm verliert.
- In einer der letzten Nächte traf auf der Durchreise mit dem Nürnberger Schnellzug ein älterer Herr in Passau ein, welcher sich in ziemlich heftiger Weise über die Belästigung ausließ, die mit der Rückbehaltung der gebrauchten Wäsche zwecks Desinfektion verbunden war. Als der jourhabende Beamte den Herrn um Angabe seiner Adresse ersuchte, um die Wäschestücke nachsenden zu können, schrieb der Herr in das vorgelegte Notizbuch: Herzog Wilhelm von Württemberg, Feldzeugmeister.
- Auf dem Standesamt in Oberursel wurde ein seltenes Pärchen getraut. Der Bräutigam ist 75, die Braut 24 Jahre alt. Beide sind aus dem benachbarten Dorfe Schierstadt. Vor der Einwilligung hatte der Bräutigam sein etwa 100 000 M. betragendes Vermögen dem Mädchen gerichtlich verschrieben, mit der Ausdrücklichen Erklärung, daß die Braut, überlebt sie den Tod des Mannes, sich wieder anderweitig verheiraten darf.
- Eine sehr heiratslustige Person scheint eine in Gumping (Nieder=Bayern) wohnende Austräglerin zu sein. Dieselbe hat sich nämlich trotz ihrer 76 Jahre kürzlich zum fünften Male verehelicht.
- Die Erbitterung gegen die Franzosen wächst in Belgien angesichts der noch immer fortdauernden Hetze gegen belgische Arbeiter in Nordfrankreich. In einigen Grenzdörfern hat man Franzosen, welche höhnische Redensarten gebrauchten, furchtbar verhauen. Große Versammlungen gegen die französischen Brutalitäten werden vorbereitet. In Brüssel wurden große Plakate an den Stadtmauern aufgeklebt, welche die vlämische und arbeitende Bevölkerung zu einem Protestmeeting einberufen gegen die Mißhandlung belgischer Arbeiter in Frankreich.
- In Firminy (Frankreich) ist während der Vorstellung das Theater eingestürzt. Zahlreiche Verwundete sind aus den Trümmern hervorgeholt worden.
- Vor einigen Tagen wurde in Wien das Innere des Stephansdomes zum erstenmal probeweise electrisch beleuchtet. Die Beleuchtung erfolgt, wie man der "N. Fr. Pr." entnimmt, durch zwölf große Bogenlampen von je tausend Kerzen Lichtstärke - je vier in jedem Schiff und Chor, welche etwa in der halben Höhe der Kirche aufgehängt sind.
- In den österreichischen Alpen ist starker Schneefall eingetreten.
- Das Regenwetter in Nord=Italien dauert an. Der Comersee stieg - ein nie dagewesenes Vorkommnis - um anderthalb Meter und überschwemmte alle Uferortschaften. Viele Eisenbahnbrücken sind umgestürzt. Der Verkehr ist unterbrochen.
- Hurrah! "Die neichen Kreizerstückl'n"! heißt es jetzt in Wien. Kaiser Franz Josef hat am Dienstag aus den Händen des Finanzministers die ersten 20 Kronenstücke entgegengenommen und bald werden die glücklichen Besitzer des neuen Geldes nach tausenden zählen. Im Lauf dieser Woche noch werden die ersten 50 000 Stück ausgeprägt sein.
- In der Kremnitzer Münze werden täglich 10 000 neue österr. Zwanzigkronenstücke ausgeprägt.
- Die furchtbare Schiffskatastrophe bei den Fischerinseln hat noch weit mehr Opfer gefordert, als die erste Meldung vermuten ließ. Wie der "Standard" aus Shanghei meldet, haben von den etwa 200 Personen, welche sich an Bord des bei den Fischerinseln gestrandeten britischen Dampfers "Bokhara" befanden, gegen 170 den Tod in den Wellen gefunden, darunter 20 Passagiere.
- Die Bank von England erhöhte den Diskont von 2 auf 3 Prozent.
- In Bristago bei Como erkrankten in den letzten Tagen über 200 Personen unter Vergiftungs=Symptomen. Ein Mann ist gestorben ; viele Kranke sind in Lebensgefahr. Die Aerzte konstatieren Arsenik in dem von den Brüdern Branca verkauften Kochsalz. Die Brüder wurden verhaftet.
- Im Jahre 1891 wurden aus Rußland über 109 000 Juden ausgewiesen.
- Ein gräflicher Wagenwäscher. Der im März d. J. in London verstorbene Fabrikant und Grundbesitzer Berry Smeth hatte zum Erben seines 4 1/2 Mill. Gulden betragenden Vermögens seinen in Wien lebenden Neffen, den Grafen Waldemar Chotek, eingesetzt. Da der Graf in Wien nicht aufzufinden war, wurde für Denjenigen, der auf die Spur des Gesuchten führt, eine Belohnung von 500 Gulden ausgesetzt. Ein Fiakerkutscher erlangte den Preis, da er der Polizei die Mittheilung machte, der Gesuchte sei seit sechs Jahren sein Kamerad, er verdiene sein Brot durch Hilfeleistungen bei der Reinigung der Wagen: er nenne sich Kothemar Wald und habe manchmal gesagt, er könnte auch reich sein und in einem Palaste wohnen. Ein Wachmann fand den so Geschilderten an der Ecke der Taborstraße und Negerlegasse in schmutzigen zerfetzten Kleidern unter den Fiakerkutschern und brachte ihn zur Polizei. Da er jede Auskunft verweigerte, nahm man eine Visitation vor und fand ein Geburtszeugnis auf den Namen des Grafen Waldemar Chotek, ein Sparkassenbuch auf 40 000 Gulden und einen Brief Smeths. Nun leugnete er nicht länger und berichtete, daß er der Neffe des Gesandten Grafen Chotek und daß seine Mutter die Gattin des Berry Smeth gewesen sei. Nach Absolvierung seiner Studien in Prag und Wien sei er von 1876-1877 Attache in Konstantinopel gewesen; als er im Jahre 1878 darauf verzichten mußte, die Gräfin Ernestine Eckert zu heiraten, habe er sich entschlossen, auf seine Stellung zu verzichten und Taglöhner zu werden. Vorläufig wurde der gräfliche Taglöhner zur Beobachtung seines Geisteszustandes einer Anstalt übergeben.
- Kennzeichen reinen Honigs. So wie bei Wein, ist es auch bei Honig selbst der Wissenschaft in manchen Fällen fast unmöglich, ein absolut sicheres Urtheil über dessen Reinheit abzugeben. Die streng wissenschaftliche Untersuchung wäre für den Laien indeß auch zu umständlich und kaum durchführbar; ich will deshalb hier bloß einige Andeutungen geben, wie man sich rasch, wenn auch selbstverständlich weniger zuverlässig, von der Reinheit des Honigs überzeugen kann. - Ist der Honig noch nie bis nahe zur Siedehitze erwärmt worden, so krystallisirt oder kandirt er wenige Monate, nachdem er von den Bienen gesammelt wurde, manche Honigsorten aber schon nach wenigen Wochen; dieses Krystallisiren ist ein sichres Zeichen seiner Echtheit. Wurde der Honig aber ein oder mehrere Male aufgehitzt, so verliert er die Neigung zur Krystallisation, bleibt oft viele Monate lang dünnflüssig und bildet auch bei einer etwaigen Krystallisation höchst selten ein gleichmäßiges Korn. - Fälschungen im Honig kann man mit ziemlicher Sicherheit dadurch entdecken, daß man einige Löffel von der fraglichen Masse mit Alkohol mischt, aufschüttelt und nach einiger Zeit untersucht, ob Flocken zurückgeblieben; ist letzteres der Fall, so enthält der Honig fremdartige Zusätze; denn reiner Honig ist in Alkohol löslich. Auch aus dem Geruche läßt sich auf die Echtheit des Honigs schließen, da die zu den Honigverfälschungen gewöhnlich benützten Glykosen (Kartoffelsyrup und Rübenzuckerlösung) einen eigenartigen Fuselgeruch besitzen, den ein feines Riechorgan sofort erkennt. - Hier sei nur noch erwähnt, daß der sogen. "Schweizer Tafelhonig", wie man ihn in den Schweizer Hotels bekommt, durchschnittlich eine Mischung von etwas echtem Honige mit sehr viel Stärkesyrup ist, und da letzterer Schwefelsäure enthält, gesundheitsstörend wirken kann, wenn er in größerer Menge genossen wird, weshalb ihm die schweizerischen Bienenzüchter mit Recht scharf zu Leibe gehen, und darauf dringen, daß die Bezeichnung "Honig" für solche Mischungen als unstatthaft erklärt werde.


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