No. 76
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. September
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 76 Seite 1]

              Großherzogliche Landesregierung macht hierdurch bekannt, daß im Sinne der landespolizeilichen Bekanntmachung vom 19. d. M., betreffend landespolizeiliche Maßregeln gegen die Einschleppung der Cholera, in nachstehenden Orten die Cholera herrscht:
        1, Außer im Hamburger Staatsgebiet in Altona nebst Vororten;
              in Lauenburg;
              in Wilhelmsburg (Regierungbezirk Lüneburg).
        2, Im Großherzogthume Mecklenburg=Schwerin:
              in Boizenburg nebst Kämmereidorf Altendorf,
              in Alt=Krenzlin (Amts Hagenow),
              in Wendisch=Wehningen (Amts Dömitz).
                   Neustrelitz, den 20. September 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landesregierung.
F. v. Dewitz.


                  Obschon in der Stadt Schönberg die Cholera in diesem Jahre überall nicht epidemisch aufgetreten ist, wie dem auch laut Publicandum hoher Großherzogl. Landesregierung vom 20. d. M. die Stadt nie zu den sog. verseuchten Orten gezählt worden ist, so nehmen wir doch auf besonderen Wunsch Veranlassung, ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß seit dem 13. ds. Mts. kein neuer Erkrankungsfall hier eingetreten ist, mithin Schönberg wie das gesammte Fürstenthum gegenwärtig völlig seuchenfrei ist.                   Schönberg, den 26. September 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Kaiser Wilhelm traf am Freitag wohlbehalten in Schloß Rominten in Ostpreußen zur Abhaltung von Jagden ein. Der Monarch wird dort einige Wochen verweilen.
In Weimar wird der Kaiser am 7. Oktober eintreffen und bis zum 9. verbleiben. Von Weimar begiebt sich der Kaiser bekanntlich nach Wien, einer Einladung des Kaisers Franz Josef zu Jagden in der Nähe der österreichischen Kaiserstadt folgend.
Die Freude über die Geburt einer ersten Tochter ist in der kaiserlichen Familie groß. Ueber den Zeitpunkt der Taufe sind noch keine Bestimmungen getroffen worden. Man hofft in Berliner Hofkreisen, daß die Königin von England aus diesem Anlaß nach Berlin kommen werde, wenn ihr Gesundheitszustand eine so anstrengende Reise gestatten sollte. Der Kaiser würde seine Großmutter aus dieser festlichen Veranlassung mit ganz besonderer Genugthuung in Berlin begrüßen. Man behauptet, daß er bei seinem Besuch in Homburg die Kaiserin Friedrich bitten wollte, in dieser Sache die Vermittlerin bei ihrer bevorstehenden Anwesenheit in England zu sein. Im übrigen galt die Reise des Kaisers nach Homburg v. d. H. hauptsächlich der Besprechung über Vorbereitungen zur Hochzeitsfeier seiner jüngsten Schwester, der Prinzessin Margarethe von Preußen.
In Weimar werden aus Anlaß der goldenen Hochzeit des Großherzogl. Paares von Sachsen=Weimar 44 fürstliche Gäste eintreffen.
Die Kaisermanöver des VIII. und XVI. Armeekorps sollen, wie die "Rhein. Westf.=Ztg." berichtet, im Herbst 1893 in derselben Weise stattfinden, wie sie für dieses Jahr geplant waren. Der Befehl hierzu ist bereits gegeben. Der Besuch des Kaisers in Koblenz ist schon angesagt.
Prinz Heinrich von Preußen beabsichtigt, wie aus Kiel geschrieben wird, im Laufe des Monats Oktober nach Beendigung der Marinemanöver mit seiner Gemahlin der Königin von England einen Besuch abzustatten. Die Ueberfahrt nach England wird das prinzliche Paar, das auch den dreijährigen Prinzen Waldemar mit sich nimmt, auf Sr. Majestät Yacht "Kaiseradler" bewirken. Ueber die Dauer des Besuchs am englischen Hofe sind nähere Bestimmungen noch nicht getroffen.
Die Plenarsitzungen des Bundesraths beginnen in nächster Woche.
Wie verlautet, wird der Reichskanzler den Kaiser nach Wien begleiten.
Die Vermählung der Prinzessin Margarethe mit dem Prinzen Friedrich Karl von Hessen wird, wie verlautet, am 25. Januar 1893, dem 35. Jahrestage der Vermählung der Kaiserin Friedrich in Berlin stattfinden.
Eine ungemein heftige Debatte über die Militärvorlage sieht der Berliner Korrespondent der Münchener "Allg. Ztg." voraus. Der Ausgang sei um so weniger abzusehen, als die allerhöchste Zustimmung vielfach für abgerungen gehalten wird. Der Korrespondent meint, daß das Centrum geneigt sein soll, zuzustimmen. Graf Caprivi habe dem Kaiser über die Vorlage ein sehr ausführliches Memoire vorgelegt. In nächster Zeit soll eine Broschüre er=

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scheinen, welche die für die Vorlage maßgebenden Gesichtspunkte enthalten wird.
Die deutsche Bierehrlichkeit und Bierseligkeit steht vor einer harten Probe und mehr als je zuvor wird demnächst die Frage aufgeworfen werden, ob das braune Getränk zu den Nahrungs= oder Genußmitteln gehört. Schon vor einigen Wochen haben durch die Provinzial=Steuerdirektoren bei den Hauptsteuerämtern vertraulich Erhebungen darüber stattgefunden, wie sich voraussichtlich der Bierkonsum bei Erhöhung der im Gesetz vom 31. Mai 1872 mit 4 M. vom Doppelzentner Malz festgesetzten Brausteuer auf 8 M., also auf das Doppelte, stellen würde. Diese Erhebungen stehen selbstverständlich mit der Frage der Deckung der Kosten der Militärvorlage im Zusammenhang.
Die Fertigstellung des bürgerlichen Gesetzbuchs wird sich nach neueren Feststellungen über Erwarten verzögern, da die Kommission nicht wie beabsichtigt in zwei Jahren ihre Arbeiten beendet haben wird. Die Einführung des neuen deutschen Zivilgesetzbuchs wird damit, wie die "Magdeb. Ztg." annimmt, erst mit dem Eintritt des neuen Jahrhunderts ermöglicht werden. Die Gesammtkommission beginnt ihre Arbeiten am 10. Oktober wieder und wird diese, abgesehen von einer kurzen Weihnachtspause, zunächst bis gegen Ostern ununterbrochen fortsetzen.
Zwei Vorlagen zur Kräftigung des Handwerks werden von Berlin aus offiziös in Aussicht gestellt, wovon die eine die Einrichtung von Handwerkerkammern, die andere die Ausbildung des Lehrlingswesens betreffen soll. Die letztere soll auf die Fachausbildung besonderes Gewicht legen. Versuche einer weiteren Verkürzung der Arbeitszeit der Lehrlinge sollen zurückgewiesen werden, da, wie die "Nordd. Allg. Ztg." sagt, die Verlotterung eines Theils der Handwerkerlehrlinge zum Theil darauf zurückzuführen sei, daß dieselben zwar alle möglichen Ansprüche an das Leben zu stellen nur allzu früh gelernt haben, darüber aber nur zu leicht vergessen, daß auch für das Gewerbe das gilt was den Zugehörigen aller Erwerbsberufsarten immer wieder zum Bewußtsein komme: daß der Mensch dazu da ist, sich sein Brot im Schweiß seines Angesichts zu verdienen.
Ueber die Feststellung des Entwurfs eines Reichsseuchengesetzes wird am nächsten Montag unter dem Vorsitz des Direktors des Reichsgesundheitsamtes, Köhler, eine Besprechung in Berlin stattfinden. An ihr nehmen Dr. Koch und Geheimrath Höpker theil. Als eine der unerläßlichsten Voraussetzungen für ein Reichsseuchengesetz, ja als einen hauptsächlichen Bestandtheil muß die obligatorische Leichenschau im ganzen Reich angesehen werden. Schon diese eine unerläßliche Bestimmung wird tief in landespolizeiliche Befugnisse der Einzelstaaten eingreifen, sie wird durchgreifende Veränderungen in den bestehenden Medizinalverfassungen derselben nothwendig machen. Aber auch das ganze Meldewesen bei ansteckenden Krankheiten, und die damit innig zusammenhängende Erkrankungsstatistik wird reichseinheitlich geregelt werden müssen. Welch arge Mißstände auf allen diesen Gebieten noch in einzelnen Gebieten Deutschlands vorhanden sind, davon haben wir ja in der jüngsten Zeit die Beweise geliefert erhalten. Zur konsequenten Durchführung einer Reichssanitätspolizei bedarf es vor Allem der erforderlichen Verwaltungsorgane. Die schönsten Gesetzesbestimmungen bleiben wirkungslos auf dem Papier, wenn es an den geeigneten Persönlichkeiten zu ihrer Ausführung fehlt. Eine Reichsgesundheitspolizei ohne Reichsgesundheitsbeamte ist ein Messer ohne Heft und ohne Klinge. Deshalb müssen nach dem Vorbild der großen Militärinspektionen von Reichswegen auch solche Gesundheitsinspectionen eingesetzt werden. Abgrenzung der Gesundheitsinspektionsbezirke, Zahl der Gesundheitsinspectoren, Umfang ihrer Geschäftsthätigkeit, Ordnung des beamtlichen Verhältnisses der Reichsgesundheitsinspectoren zum Reichsamt des Innern, alles das muß im reichsgesetzlichen Weg erfolgen. Ganz genau so, wie sich die Reichsmilitärinspectionen ohne Rücksicht auf die etwaigen einzelstaatlichen Grenzen haben durchführen lassen, muß dies auch im Interesse der Volkswohlfahrt der Fall sein.
Der Schiffszusammenstoß zwischen den Panzerschiffen "Friedrich Karl" und "Württemberg" hat sich, auf der Höhe von Stolpmünde ereignet. Die beiden Schiffe gehörten zu der Herbstübungsflotte, welche am Dienstag Abend, an dem der Unfall vor sich ging, in Kiellinie fuhr, eventuell einen Torpedoangriff erwartend. Das Panzerschiff "Württemberg" schloß die erste Division ab, das Panzerschiff "Friedrich Karl" eröffnete die Reihe 4 zur zweiten Division gehörenden Schiffen. Während der Fahrt hatte sich das Panzerschiff "Württemberg" verloren, und als es wieder an seinen Platz einschwenken wollte, wurde es von "Friedrich Karl" mit großer Wucht angerannt, so daß es im ersten Augenblick schien, als würde es versinken. Das Leck erwies sich jedoch glücklicherweise als nicht so bedeutend, da zufällig der Sporn des "Friedrich Karl" auf eine Querwand der Schotten gestoßen war. Durch Umladen der Munition gelang es, dem Schiff das Gleichgewicht wiederzugeben, und die Fahrt nach Kiel konnte ohne erhebliche Beschwerden von Statten gehen.
Bei Befestigungsarbeiten auf Helgoland sind gegenwärtig 400 Arbeiter und Ingenieure beschäftigt. Die ganze Westseite der Insel wird unterminiert, um die Anlage von Kasematten, Aufstellung schwerer Geschütze, Anbringung von Drehscheiben etc. zu ermöglichen. Der Tunnel, der von der Landungsbrücke bis zur Nordspitze des Oberlandes führt, ist bereits fertiggestellt. Alles Bahnmaterial muß vom Festland her nach der Insel geschafft werden, und dort wird es größtentheils mit Hilfe von Pumpenwerk und Krähnen nach oben befördert. Wenn alle Anlagen fertig sind, werden die Kasematten Platz für mehrere 1000 Mann bieten. Zur Beschleunigung der Fertigstellung dieser Anlagen wird von einem Theil der Arbeiter auch Nachts gearbeitet.
Dem Berliner Hilfskomite für Hamburg ging ein Handschreiben des Kaisers zu, worin er zugleich im Namen der Kaiserin lebhafte Befriedigung über die Bildung des Komitees ausspricht, zu dem edlen Unternehmen Gottes reichsten Segen wünscht und zur Bethätigung seiner herzlichen Theilnahme an der schweren Heimsuchung Hamburgs 10 000 Mk. überweist.
Die Vermählung des Prinzen Heinrich von Hessen mit der Hofsängerin Milena (Fräulein Emilie Hrzik) fand am Dienstag abend um 7 Uhr in der Wohnung der Braut zu Darmstadt statt. Als Zeugen fungierten Prinz Wilhelm von Hessen und die Mutter der Braut. Milena sollte am letzten Sonntag noch in der Darmstädter Oper als Gudrune in der "Götterdämmerung" auftreten, sie ließ sich indeß unmittelbar vor der Vorstellung entschuldigen. Der Großherzog von Hessen soll bedingt haben, daß das junge Ehepaar sich nicht in Darmstadt aufhalten darf, daher wird als künftiger Wohnort Graz genannt. Die junge Frau stammt aus Kroatien; sie ist eine Tochter des Hofraths Hrzik in Agram und steht im 25. Lebensjahre.
Die Verabschiedung der Grafen August von Bismarck und Bismarck=Bohlen meldet die neuste Nummer des "Militärwochenblattes". Dieselbe erregt nach der "Nationalzeitung" in weiteren Kreisen Aufsehen, weil die Gründe, welche die beiden Grafen bestimmt haben, aus dem Dienste auszuscheiden, durchaus unbekannt sind. Beide gehörten dem ersten Garde=Dragonerregiment an, ersterer als Major, der letztere als Rittmeister. Man ist geneigt, diese Verabschiedung mit dem Nichterscheinen des Kaisers auf dem Festbankett des 1. Garde=Dragonerregiments am Jahrestage der Schlacht von Marslatour, dem bekanntlich die Grafen Wilhelm und Herbert Bismarck beiwohnten, in Verbindung zu bringen.
In Frankreich steht neuerdings die Frage auf dem Tapet, ob der wohlanständige Herr Carnot als Präsident der Republik wiedergewählt werden soll oder nicht. Verschiedene Pariser Zeitungen deuten die Aeußerung, welche Herr Carnot bei dem Bankett zu Poitiers gethan hat, in dem Sinn, daß er sich gegebenen Falls dem souveränen Willen des Landes fügen und eine Wiederwahl annehmen werde. Wenn er damit nur keine schlechten Erfahrungen macht! Die Franzosen sind, wie die Laufbahn des Herrn Grevy gezeigt hat, wohlwollend für die erste Amtsperiode, aber erbarmungslos für den Rückfall. Man kann es nicht sehen, daß sich jemand lange des Aufenthalts im Elysee=Palast und des Scheines eines Herrschers freut.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 76 Seite 3]

Anzeigen.

Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1892/93 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis zum 1. October c. hierher anzuzeigen.
Schönberg, den 16. September 1892.

Großherzoglich Meckl. Domänen=Amt.


Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Urliste für die Stadt Schönberg in der Zeit vom 1. bis 8. October d. J. in hiesiger Rathsstube ausliegt. Gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Urliste können Einsprachen von Jedermann innerhalb einer Woche (vom 1. October d. J. angerechnet) erhoben werden und sind solche schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 22. September 1892.

Der Magistrat.


                   Großherzogliche Landvogtei hat mit dem heutigen Tage Schönberg für seuchenfrei erklärt. Sie hat dies gethan in dem Vertrauen, daß unsere Mitbürger nicht erlahmen in der Ausführung der Maßnahmen, die zur Abwehr der Choleragefahr als nothwendig genugsam bekannt gegeben sind und sich bewährt haben. Wir hoffen und bitten dringend darum, daß unsere Mitbürger dies Vertrauen rechtfertigen werden.
Die Gefahr ist zwar wesentlich im Abnehmen begriffen, aber noch lange nicht vorbei. Wir richten deswegen die Mahnung an Euch, wie bisher alles das, was von den Behörde und uns in Bezug auf den Feind Euch an's Herz gelegt ist, gewissenhaft weiter auszuführen, damit er nicht zu guterletzt sich noch als Sieger bei uns einschleicht.
                   Schönberg, d. 26. September 1892.

Die Gesundheits=Commission.


Versteigerung.

In der Concurssache über das Vermögen des früheren Domänenpächters Sick zu Hof=Schlagsdorf, sollen einige daselbst in Aufbewahrung gegebene Sachen, als namentlich:

Tische, Stühle, Schränke, 4 Bettstellen, diverse Bettstücken, Federn, Kessel u. Kasserollen, Fleisch=, Hack= u. Wurstmaschine, Badewanne, Fässer, Tonnen, Bierlechel, Flaschen, Gießkanne, Kartenpresse u. Spielkarten, Holländische Kornwaage, Wiege u. verschiedenes mehr
am Donnerstag, den 29. September d. J. Vorm. 11 Uhr an Ort und Stelle öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 22. Septbr. 1892.

                                                    Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
IV. Allgemeine Versammlung
am Sonntag den 9. Oktober 1892, Nachm. 4 Uhr
im Vereinslocale.                                                    
Tagesordnung:

1, Mittheilung, betr. die Feier des Geburtstags S. K. H. des Großherzogs.
2, Abänderungen der Vereinsstatuten.
3, Wahl der Rechnungsrevisoren.
4, Sonstige Vereinsangelegenheiten.
5, Unterhaltungsvorträge.

Der Vorstand.


Ersparniss- u. Vorschuss-Anstalt.

Der Geschäftsbericht mit Bilanz und Gewinn= und Verlust=Conto für das 23. Rechnungsjahr sowie der Revisionsbericht etc. liegen vom 1. Oktober d. J. ab in unserem Geschäftslokale zur gefl. Einsicht der Herren Actionäre aus.
Schönberg, den 24. Sept. 1892.

                                                    Das Direktorium.


Die diesjährige Versammlung des Ausschusses der Lauenburg=Ratzeburgischen Bibelgemeinschaft wird am Freitag, den 30. September in der Wohnung des Herrn Superintendenten Soltau in Ratzeburg abgehalten werden.

Domhof Ratzeburg,
25. September 1892.
                                                     H. Ohl.
Probst.


Dr. Oeinck, Lübeck,
Specialarzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten
zurückgekehrt.


Suche zu Michaelis oder 24. October einige
junge Mädchen
zur Erlernung der Schneiderei.                                                    
                                                    C. Rickert.


Diäten-Verein für Geschworene
beider Mecklenburg.
Beiträge und Anmeldungen zum Eintritt nimmt entgegen                          
                                                    L. Spehr.


4 Starken, 2 rote, 1 schwarzbunte und 1 rothbunte,

im Alter von 1 1/2-1 3/4 Jahren, die sich auf meiner Weide angefunden, müssen vom Besitzer umgehend gegen Erstattung der Auslagen abgeholt werden.

                                                    J. Oldenburg-Niendorf.


Patent Rouleaux,
Linoleum, Manilla u. Cocosläufer
empfiehlt                          
                                                    H. E. Peters, Glasermeister.


Schmiede= u. Schlosser=Innung.
Versammlung, den 30. September
Nachmittags 2 Uhr.
Tagesordnung:

1. Einzahlung des Beitrags zur Innung, zum Bunde, sowie den Abonnementsbeitrag für die Schmiedezeit.
2. Ein= und Ausschreiben von Lehrlingen.
3. Besprechung sonstiger Innungsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Besten englischen                          
Blaustein
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Allen sparsamen Hausfrauen
empfehlen sich als beste u. billigste Bezugsquelle von                          
gebrannten Caffee
Groth & Diedrichs Caffee=Rösterei u. Lager
Rostock i. M.
10 verschiedene Sorten, von M. 1.20 bis M 2.10 Pfennig (Mecklenburg). per Pfund
Röstung durch Dampfbetrieb.
Bei Bezug von Postcolli frco. gegen Nachnahme oder vorherige Einsendung.
Niederlagen werden errichtet.
Lohnender Verdienst.


Denaturirtes Viehsalz
empfiehlt                                                    Aug. Spehr.


Gesucht zum 24. Oktober d. J. ein gut empfohlener

Kutscher

für eine Herrschaft in der Stadt, welcher auch Hausarbeit mit zu verrichten hat. Näheres bei F. Becker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 76 Seite 4]

Vom 3. Mai d. Js. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:

  1. Vom Hauswirth Robrahn in Pogez 1 Pferd M. 300.
  2. Vom Hauswirth Böttcher in Petersberg 1 Kuh M. 110.
  3. Vom Hauswirth Ahrendt in Gr. Siemz 1 Pferd M. 600.
  4. Vom Bürgermeister Bicker hier 1 Kuh M. 135.
  5. Vom Hauswirth Kleinfeld in Lockwisch 1 Pferd M. 50.
  6. Vom Hauswirth Retelsdorf in Utecht 1 Pferd M. 500.
  7. Vom Hauswirth Möller zu Selmsdorf 1 Pferd M. 100.
  8. Vom Hauswirth Wieschendorf in Pogez 1 Pferd M. 150.
  9. Vom Hauswirth Meier in Mahlzow 1 Kuh M. 135.
10. Vom Hauswirth Oldenburg in Raddingsdorf 1 Pferd M. 100.
11. Vom Hauswirth Wigger in Lockwisch 1 Kuh M. 180.
12. Vom Pächter Pumplün=Carlow 1 Kuh M. 150.
13. Vom Arbeitsmann Ritzvür in Löwitz 1 Kuh M. 135.
14. Vom Hauswirth Lenschow in Grieben 1 Pferd M. 200.
15. Vom Fuhrmann Oldörp hier 1 Starke M. 90.
16. Vom Hauswirth Lühr in Lüdersdorf 1 Kuh M. 135.
17. Vom Hauswirth Beckmann in Kl. Molzahn 1 Pferd M. 50.
18. Vom Müller Wieschendorf in Maurienmühle 1 Pferd M. 150.
19. Vom Malermeister Rütz hier 1 Kuh M. 135.
20. Vom Kaufmann Köster in Wahrsow 1 Kuh M. 165.
21. Vom Hauswirth Harms in Pogez 1 Pferd M. 500.
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 1 M. pro 100 M. der Versicherungssumme. Unsere Mitglieder werden ergebenst ersucht, solchen Beitrag am

Freitag, den 7. Oktober, Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 22. September 1892.

Direction des Vieh-Versicherungs-Vereins.
As. Ahrendt.                           Wilh. Heincke.


Saat Roggen
10 Sack Winter-Riesen-Roggen
hat abzugeben                                                    
                                                    F. Lundwall.


Ich empfehle mich mit gutem und billigem
Geschirr, mit Wagen= und Polster=Arbeiten
in und außer dem Hause, und auch in kleinen
Sattler=Artikeln.

Am Mark.

                                                     F. Heuer,
Sattler und Tapezier.
Baer's Nachfolger.


Der berühmteste echte
Schwedische Punsch
von
C. A. Lindgren u. Co.
in Stockholm
ist zu haben bei dem Generalbevollmächtigten
Carl Krook in Lübeck.
Preis-Courant gratis.


Das Geheimniss

einen reinen Teint zu erhalten besteht in der Anwendung einer geeigneten Seife. Wachholdertheer-Seife von der Riviera Parfümerie, Berlin ist wegen ihrer antiparasitischen Eigenschaften die einzige Seife, welche allen Anforderungen nach dieser Richtung entspricht.

Preis p. Stück 50 Pf. zu haben bei
                                                    J. L. D. Petersen.


Zu vermiethen sofort oder später eine

Unterwohnung
                                                    Ww. Greiff.


                                                    Schulze Rieckhoff in Gr. Rünz.


Gründliche Ausbildung
durch
brieflichen Unterricht in

Buchführung (auch landwirtschaftl.) kaufmänn. Rechnen, Wechsel-Lehre, Schönschrift u. Deutsch. Sprache g. geringe Monatsrat. Verl. Sie Prosp. u. Lehrbriefe I fr. u. grat. zur Durchsicht v. Ersten Handels-Lehr-Institut

Jul. Morgenstern, Magdeburg,
Jacobstrasse 37.


Meinen Frohnereibetrieb habe ich von Michaelis d. J. ab an den Frohnereiarbeiter F. Siggelkow hieselbst, Sabowerstraße Nr. 23, verpachtet und bitte ich ergebenst, alle Anmeldungen bei demselben machen zu wollen.
Schönberg, den 18. September 1892.

                                                    F. Witting,
                                                    Frohnereibesitzer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 76 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 76 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 27. September 1892.


Bericht über die Revision der Ackerbauschule zu Zarrentin am 26. Juli 1892.

Zu der diesjährigen Revision der Ackerbauschule zu Zarrentin waren von dem Curatorium wiederum die Herren Jesse=Wolken, Dühring=Grevenhagen, Schulze Frank=Schadeland und Kindler=Mecklenburg erwählt. In Begleitung der Herren Drost Schmidt, Amtsverwalter Jentz und Senator Wilms Wittenburg traten dieselben in Zarrentin am 26. Juli morgens zu diesem Zwecke zusammen, wurden an der Grenze der Zarrentiner Feldmark bei der Schalmühle von den Herren Rentier Frank=Zarrentin, dem Ackerbauschuldirector Schliemann und dem zweiten Lehrer der Ackerbauschule W. Hacker empfangen und begrüßt. Unter Führung des Herrn Direktor Schliemann besichtigte man die sämtlichen zur Ackerbauschule gehörenden Ländereien, zunächst die Koppeln schlechterer und leichter Bodenbeschaffenheit, zuletzt die des schweren guten Bodens. Ueberall sind ja die Ernteaussichten, sowohl in Winterkorn wie in Sommerkorn, in diesem Jahre befriedigende. Auch die Zarrentiner Feldmarck bot durchweg schönbestandene Koppeln, hervorragend jedoch waren die Koppeln der Ackerbauschule. Je nach der Beschaffenheit des Bodens sah man einen guten Bestand sämmtlicher Feldfrüchte und Gottes reichen Erntesegen.
Die Anwendung künstlichen Düngers, besonders von Phosphorsäure, Kali und Thomasmehl in keineswegs verschwenderischer Weise in Verbindung mit der Wirkung der guten Fütterung bewährt sich von Jahr zu Jahr mehr, hat den von Natur armen und theilweise kalten Zarrentiner Boden auf den zur Ackerbauschule gehörenden Ländereien leistungsfähiger gemacht. Dies führte die Koppeln schlechterer Bodenbeschaffenheit gegen die angrenzenden sichtlich vor Augen. Die Revisions Committe konnte deshalb nur empfehlen, mit der guten Fütterung fortzufahren, ebenso mit der Anwendung des künstlichen Düngers und, wenn es die der Ackerbauschule Zur Verfügung stehenden Mittel erlauben, letztere noch weiter auszudehnen.
Heu und Klee waren bereits in guter Qualität eingebracht, die Kleekoppel bereits umgeschält und als Brache sehr gut bestellt. Ein Schlag mit Wund= und Tannenklee, gut bestanden, soll zur Samengewinnung benutzt werden.
Das Anmähen des Roggens war auf den folgenden Tag, den 27. Juli, festgesetzt. Einen vorzüglichen Bestand zeigte der Schlangenstedter Roggen.
Von dem Anbau eines ganzen Schlages mit Runkelrüben und Wurzeln war in diesem Jahre abgesehen. Jedoch war der Anbau von Runkelrüben und Wurzeln soweit ausgedehnt, als es die vorhandenen und zu gewinnenden Arbeitskräfte erlaubten. Rüben und Wurzeln waren rechtzeitig gehackt, standen sehr befriedigend und stellten einen guten Ertrag in Aussicht. In gleicher Weise waren die Kartoffeln schön bestanden. Zwei neue Sorten waren in diesem Jahre zum Versuchs=Anbau angekauft. Es soll hiermit von Jahr zu Jahr weiter fortgefahren werden, damit die Ackerbauschüler Gelegenheit haben, die neueren, theils ertragreichen, besseren Kartoffelsorten kennen zu lernen.
Von den Gebäuden waren die im Jahre 1891 von der Revisions=Committe aufgegebenen Reparaturen erledigt, die versetzbaren Kuhkrippen, soweit solche schadhaft waren, in einfacher, möglichst billiger Weise erneuert. Ganz wesentlich gewonnen hat die Hofwirthschaft durch Herstellung eines neuen einfachen Schuppens zur Unterbringung der Ackerwagen und Ackergeräthe. Die Revisions=Committe konnte zu diesem Neubau nicht allein ihre Zustimmung, sondern auch ihre volle Zufriedenheit aussprechen, da derselbe ebenso sehr Ordnung wie Sauberkeit des Gehöfts in hohem Maße fördert.
Das Vieh befand sich durchweg in gutem Futterzustande. Besonders haben die Milchkühe, welche fortwährend im Stalle stehen, ohne massig gehalten zu werden, ein glattes Haar und gutes Aussehen. So sind denn auch die Milcherträge während des verflossenen Jahres recht zufriedenstellende gewesen. Die Milch wird jetzt in die Zarrentiner Genossenschafts=Molkerei, welcher auch die Ackerbauschule als Genosse angehört, geliefert. Die Verwerthung ist in jeder Hinsicht befriedigend, zumal dauernd die vorgelegten Abrechnungen einen hohen Fettgehalt aufweisen. Deshalb erschien es der Revisions=Committe wünschenswerth, nochmals den Ankauf von zwei guten Milchkühen vorzuschlagen und zu empfehlen, daß der Rindviehstapel außer dem Jungvieh stets aus 16 Milchkühen bestehe.
Auf die Verbesserung des Milchviehstapels ist bisher dauernd hingearbeitet. Zu diesem Zwecke soll mit der Aufzucht von Jungvieh fortgefahren werden. Es sind dazu Kälber aus renommirten Heerden zu verwenden, um der Haltung eines eigenen, werthvollen Bollens noch überhoben zu sein.
Für das Jungvieh, welches bisher lose im Stalle umherging, ist jetzt eine Standkoppel geschaffen. Hohe Großherzogl. Kammer hat ein Reservat der nahe bei Zarrentin gelegenen Forstländereien zu Testorf für eine sehr billige Pacht einer Weidegenossenschaft, von welcher auch die Ackerbauschule Genosse ist, zur Anlage einer Standkoppel hergegeben.
Es ist damit die Aufzucht des Jungviehs nicht allein erleichtert, sondern auch Pferde= wie Rindviehzucht ganz wesentlich gehoben. Mehrere Mitglieder der Revisions=Committe haben unter Führung des Herrn Drost Schmidt die diesen Frühling angelegte Weidekoppel besichtigt und sind der Ansicht, daß die Anlage den Interessenten einen wesentlichen Nutzen für die Folge bieten wird, zumal das Vieh schon jetzt in dem ersten Jahre der Anlage, wo noch die Grasernte zu wünschen übrig läßt, ein gutes Aussehen zeigte. Hohe Großherzogl. Kammer hat durch Hergabe dieses Reservats nicht allein die Interessen der Ackerbauschule gefördert, sondern auch aufs Neue gezeigt, wie sehr dieselbe die Hebung der Pferdezucht und der Rindviehzucht ins Auge faßt und dem kleineren Landwirth darin helfend und dienend zur Seite stehen will.
Der Lehrplan des Instituts ist derselbe geblieben. Die Zeit der Schüler wird zwischen Unterricht und Verrichtung der in der Wirthschaft vorkommenden Arbeit getheilt. In regelmäßiger Weise wird die eine Abtheilung unterrichtet, die andere in der Wirthschaft beschäftigt.
Schüler sind zur Zeit 12 vorhanden, 1. Otto Winkelmann, Sohn des Ackerbürgers Winkelmann zu Schwerin i. M., 2. Ernst Huberg, Sohn des Büdners und Tischlers Huberg in Drispeth bei Bobitz, 3. Heinrich Lange, Sohn des Bauern Lange zu Ziethen bei Ratzeburg, 4. Adolf Gaartz, Sohn des Erbpächters Gaartz zu Kreien bei Lübz, 5. Paul Meyenburg, Sohn des Erbpächters Meyenburg zu Kreien bei Lübz, 6. Wilhelm Möller, Sohn des Erbpächters Möller zu Rom bei Parchim, 7. Arno Riedel, Sohn des Oberortsvorstehers Riedel zu Zarrentin, 8. Karl Langpaap, Sohn des Büdners Langpaap zu Neu=Lübstorf bei Schwerin, 9. Heinrich Saß, Sohn des Mehlhändlers Saß in Neustadt, 10. Heinrich Cleve, Sohn des Ackerbürgers und Gastwirths Cleve in Schwerin, 11. Friedrich Möller, Sohn des Erbpächters Möller zu Pastin bei Sternberg, 12. Hermann Kuhlmann, Sohn des Erbpächters Kuhlmann zu Dispeth bei Bobitz.
Acht Schüler, die im Sommer 1891 bei der Revision zugegen waren und im Laufe des letzten Jahres die Schule verließen, sind theils in die väterlichen Wirthschaften zurückgegangen, theils als Wirthschafter auf Gütern eingetreten.
Eine tüchtige Kraft hat die Ackerbauschule in dem jetzt angestellten Vogt gewonnen. Derselbe scheint mit großer Umsicht und Pflichttreue seines Amtes zu walten. Der Acker war sehr sorgfältig bestellt. Auf dem Gehöft herrscht überall die

[ => Original lesen: 1892 Nr. 76 Seite 6]

größte Ordnung. Auch versteht er, die jungen Leute anzuleiten.
Nach stattgehabter Feld= und Gebäude=Revision fand eine Prüfung der Schüler in verschiedenen Disziplinen statt: In der Dünger= und der Fütterungslehre durch Direktor Schliemann, im Deutschen: Aufstellung von Kauf= und Mietkontrakten, im Feldmessen und Ertrags=Anschlägen bei Ankauf von Grundbesitz und Pachtung von Grundstücken durch den Lehrer W. Hacker. Derselbe bewies, daß die Schüler einen in jeder Hinsicht anregenden Unterricht empfangen, daß sie einen guten Anfang in der Kenntniß der Naturgesetze, welche für die Landwirthschaft vorzugsweise in Betracht kommen, machen und mit Nutzen den auf diese nöthige weitere Ausbildung in den Elementen hinzielenden, anregenden Unterricht genießen. Hier können sie lernen, was die heutige Zeit von einem Landmanne, von dem kleineren Landwirth fordert. Der gesammte Unterricht befaßt sich nur mit den Gegenständen, deren Wissen eben heute für den Erbpächter wie für den kleinen Landmann unumgänglich nöthig ist. Das bescheidene, unbefangene Auftreten der Schüler machte einen überaus angenehmen Eindruck und gab ein beredtes Zeugniß von der guten körperlichen und geistigen Pflege in der Anstalt. Der für die Ackerbauschule zu Zarrentin eingeschlagene Weg, mit dem elementaren und theoretischen Unterricht die praktische Unterweisung zu verbinden und in letztere vorerst den Schwerpunkt zu legen, in der Weise, daß alle Ackerbauschüler die vorkommenden wirthschaftlichen Arbeiten im Wechsel ausführen, ist auch bei der diesjährigen Revision von den Anwesenden als zweckmäßig anerkannt.
Die Ackerbauschule zu Zarrentin leistet, was sie bei den Mitteln, mit denen sie ausgestattet ist, nur leisten kann. Die Besichtigung der Felder, der Hofwirthschaft, der Viehhaltung, des Bienenstandes und des Obstbaues legte beredtes Zeugniß ab dafür, daß bei den vorhandenen Mitteln das denkbar Möglichste geleistet wird.
Mehr allerdings könnte und müßte eine Ackerbauschule unserm mecklenburgischen kleineren Landwirthe noch bieten, wenn eben nur der Ackerbauschule größere Geldmittel zur Verfügung ständen. Die Einrichtung von Versuchsfeldern, an denen die Schüler mehr lernen können, wie aus allem sauer ertheilten Unterricht, die Anlage einer größeren Obstbaumschule, die Anschaffung einer Viehwaage, die den Schülern sichtlich die Fütterungslehre vor Augen führt, das alles sind Sachen, die sehr erwünscht sind, jedoch so lange unterbleiben müssen, bis die Mittel dazu vorhanden sind. Der Bauernstand in Mecklenburg ist die Grundlage des Staates. Zu seiner Hebung kann durch Ackerbauschulen unendlich viel geschehen, und die vereinigten Revisions=Mitglieder wie die anwesenden Mitglieder des Curatoriums der Ackerbauschule zu Zarrentin konnten nur dem Wunsche Ausdruck geben, daß eine hohe Landesregierung auch fernerhin der Ackerbauschule das bisher gewährte Wohlwollen nicht entziehen möchte, wenn irgend möglich, weiterhin die Bestrebungen der Schule fördern und unterstützen wolle, damit diese zur Hebung der Tüchtigkeit des heranwachsenden Geschlechtes und somit zum Segen des ganzen Standes der Erbpächter mehr und mehr diene.
Wie schon vorhin bemerkt, sind zur Zeit 12 Schüler vorhanden; es würde aber noch eine wesentlich größere Zahl aufgenommen werden können. Wenn das Ziel, welches die Gründung der Ackerbauschule Zarrentin veranlaßte, erreicht werden soll, nämlich die Förderung des mecklenburgischen Bauernstandes, so erscheint ein zahlreicher Besuch wünschenswerth. Deshalb richtet die unterzeichnete Revisions=Comitte an alle, die für die Förderung des mecklenburgischen Bauernstandes Interesse haben, die Bitte, immer weitere Kreise der bäuerlichen Wirthe Mecklenburgs und der angrenzenden Landestheile mit den Zielen und Zwecken der Zarrentiner Ackerbauschule bekannt zu machen und durch vermehrten Zuzug von Schülern für das weitere Gedeihen der Schule wirken zu wollen, wo Theorie und Praxis sich die Hand reichen.
Mecklenburg, Wolken, Grevenhagen und Schadeland, im August 1892.

Chr. J. Kindler=Mecklenburg.
H. Jesse=Wolken. W. Dühring=Grevenhagen. Frank=Schadeland.

- Die Cholera. In Hamburg hält die Besserung des Gesundheitszustandes an. Nur vorübergehend treten die Folgen des Sonntags in einer kleinen Zunahme der Meldungen hervor. Professor Voller bestreitet die Möglichkeit, das Kochen des gesammten Wasserbedarfs nach dem Siemens'schen neuen System dauernd einzuführen; das tägliche Gebrauchsquantum von 180 000 Kubikm. erfordere niedrig taxiert jährlich für etwa 13 Millionen M. Steinkohlen und insgesammt 20 Mill. an Unkosten jährlich, was ungefähr einem Drittel des gesammten Budgets gleichkommt. Voller tritt für sorgfältigste Filtration des Wassers ein, wie sie Altona besitzt. Aus den Verhandlungen der eingesetzten gemischten Kommission sickert jetzt durch, daß Professor Koch recht pessimistische Ansichten bezüglich der Situation aussprach. Koch meint, wenn nicht außerordentliche Anstrengungen gemacht werden, dürfte die Cholera zwar im Januar verschwinden, aber im nächsten Jahr wiederkehren. Koch bezeichnet insbesondere Hamburgs Siele und Elbwasser=Leitung als die schlimmsten Choleraleiter. Die Commission beschloß, alle Gebäude, in denen sich die Cholera anscheinend festgesetzt hat, auf das Gründlichste zu desinficiren und die Bewohner einstweilen in Staatsgebäuden unterzubringen. Drei erste Brunnen=Bohrhäuser Hamburgs haben bereits fünfzig verschiedene Bohrungen begonnen. Der Berichterstatter des "Newyork Herald", Stanhope, der im Pasteur'schen Institut sich einer Cholera=Impfung unterzog, traf behufs Vornahme von Ansteckungs=Experimenten in Hamburg ein. Die Vorschußanstalt für Hilfsbedürftige beschloß die Einsetzung einer besonderen Commission behufs Gewährung zinsfreier Darlehen an kleinere hilfsbedürftige Geschäftsleute unter den leichtesten Bedingungen. Der Reichs=Kommissar für die Gesundheitspflege im Stromgebiet der Elbe, Freiherr von Richthofen, begiebt sich nach Hamburg, um mit den dortigen Behörden in direkten persönlichen Verkehr zu treten, und um den Betrieb der dort von ihm errichteten Schiffs=Zentral=Station zu besichtigen.
- Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht ein Gutachten der Cholera=Commission des Reichsgesundheitsamtes, wonach die Cholera nach den bisherigen Erfahrungen noch niemals durch andere Waaren als diejenigen verbreitet worden sei, deren Einfuhr aus verseuchten Gebieten schon jetzt regierungsseitig verboten sei. Auch bei der Hamburger Epidemie habe man bisher die gleichen Erfahrungen gemacht. Der "Reichsanzeiger" bemerkt, nach dem Inhalt dieses Gutachtens könnten Versuche, sich vom Waarenverkehr mit Choleraorten abzusperren, durch nichts gerechtfertigt werden. Die wirksamste Hülfe für Hamburg sei, daß im übrigen Deutschland die alten Handelsbeziehungen wieder aufgenommen und nicht durch eingebildete Gefahren noch mehr geschädigt würden.
- Die Sterblichkeit hat auf dem Hauptseuchenheerd Veddel in Hamburg erheblich abgenommen. Infolgedessen sind die daselbst bisher stationirt gewesenen Transportkolonnen entlassen worden. Ebenso hat der Nachtdienst der Hilfskomitès aufgehört. Zahlreiche Kellerwohnungen in der Stadt sind auf behördliche Anordnung als gesundheitsgefährlich geräumt worden. In Altona begann am letzten Sonnabend die von der Regierung angeordnete Kontrolle sämmtlicher von Hamburg kommenden Lastwagen an 6 Altonaer Grenzstellen, um die Ein= und Durchfuhr verbotener Waaren aus Hamburg zu verhindern. Große Aufregung herrscht darüber in Hamburg. In Altona kamen am Freitag 12 Choleraerkrankungen und 6 Todesfälle zur Anmeldung.
- Infolge einer in der Mitte des August im Lehrerseminar zu Münsterberg in Schlesien ausgebrochenen Typhus=Epidemie wurde vom Provinzial=Schulkollegium zu Breslau die sofortige Schließung der Anstalt bis vorläufig zum 15. Oct. angeordnet. Von den etwa 90 Schülern der Anstalt sind gegenwärtig 54 an Typhus und einige andere an einem dem Typhus ähnlichen gastrischen Fieber erkrankt, nur 19 sind noch gesund. Sieben Seminaristen sind der Krankheit schon zum Opfer gefallen.
- Wegen der Klauenseuche in München unterbleibt die Rindviehausstellung und die Prämiierung beim Oktoberfest.


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