No. 75
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. September
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 75 Seite 1]

              Großherzogliche Landesregierung macht hierdurch bekannt, daß im Sinne der landespolizeilichen Bekanntmachung vom 19. d. M., betreffend landespolizeiliche Maßregeln gegen die Einschleppung der Cholera, in nachstehenden Orten die Cholera herrscht:
        1, Außer im Hamburger Staatsgebiet in Altona nebst Vororten;
              in Lauenburg;
              in Wilhelmsburg (Regierungbezirk Lüneburg).
        2, Im Großherzogthume Mecklenburg=Schwerin:
              in Boizenburg nebst Kämmereidorf Altendorf,
              in Alt=Krenzlin (Amts Hagenow),
              in Wendisch=Wehningen (Amts Dömitz).
                   Neustrelitz, den 20. September 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landesregierung.
F. v. Dewitz.


              Den heute ausgegebenen regiminellen Bestimmungen, betreffend orts= und landespolizeiliche Maßregeln gegen die Einschleppung der Cholera, entsprechen den hier bisher zur Anwendung gekommenen Maßregeln, betretend die Beobachtung zugereister Personen, und erleiden dieselben keinerlei Abänderung.
              Schönberg, den 23. September 1892.

Groherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Ueber einen Unfall des Kaisers berichtet die "Neue Stettiner Ztg.": Bei dem neulichen Manöver der dritten Division in der Umgegend von Anklam stürzte der Kaiser beim Passieren eines der zahlreichen Gräben des Manövergeländes mit seinem Pferde. Der Kaiser bestieg, ohne irgendwie Schaden genommen zu haben, statt des Fuchses, den er bisher geritten, sofort ein anderes Pferd und setzte den Ritt fort.
Eine militärische Ansprache hielt der Reichskanzler Graf Caprivi in Grünberg in Schlesien, wo er seinem Neffen, dem Landrath v. Lamprecht, einen Besuch abstattete, an die ihn begrüßenden Behörden, Landwehroffiziere und Kriegervereine, indem er ausführte, daß Deutschland nur dadurch groß geworden sei, daß nur Einer im Staate zu befehlen habe.
Eine Neuerung tritt diesen Herbst beim deutschen Heer in Kraft. Es soll bei jedem der 16 Armeekorps eine größere Anzahl Officiere und Intendanturbeamten als Dolmetscher für den Kriegsfall ausgebildet werden. Für die Heerestheile östlich der Elbe wird Russisch und Polnisch angestrebt, für die übrigen in erster Reihe das Französische. Jedes Generalkommando erhält einen unter die verschiedenen Garnisonen zu vertheilenden "Sprachstudienfonds", um die Kosten des Unterrichts der künftigen Dolmetschofficiere zu bestreiten. Hervorragend begabte Dolmetschofficiere können eine Reisebeihilfe für das Ausland beanspruchen.
Der "Reichsanzeiger" meldet: In den öffentlichen Blättern wird neuerdings die Nachricht verbreitet, daß seine Majestät der Kaiser und König gelegentlich einer Unterredung mit dem Pianoforte=Fabrikanten Steinway aus New=York geäußert habe, ein Besuch der Ausstellung in Chicago Allerhöchst Ihrerseits sei nicht unmöglich; Seine Majestät haben im Gegentheil zu Mr. Steinway gesagt, ein Besuch der Ausstellung in Chikago sei für Allerhöchstdieselben nicht wohl möglich.
Ein Faß ohne Boden. So stellt sich nach den eigenen Angaben der Reichsregierung die zu erwartende neue Militärvorlage dar. Nach einer officiösen Meldung der "Post" werden sich die Kosten allerdings erheblich höher stellen, als man anfänglich allgemein angenommen hat. "Es hängt dies damit zusammen, daß der Präsenzstand um etwa 95 000 Mann zunehmen wird. Die laufenden Mehrkosten können danach ebenfalls nahe an 100 Millionen reichen; wenn 150 Millionen angegeben werden, so hat man jedenfalls laufende und einmalige Kosten durcheinander geworfen. Man kann aber annehmen, daß die denkbar größte Sparsamkeit seitens unserer Militär=Verwaltung obwalten wird. Namentlich gilt dies hinsichtlich der Verwerthung aller irgendwie entbehrlichen Bestände, wie z. B. hinsichtlich der Bekleidung, Auch in der Unterbringung sind für's Erste keine übermäßig hohen Ansprüche zu erwarten, sie wird vielfach eine provisorische sein."
Eine weitere Durchführung der Sonntagsruhe hat man jetzt eingestellt. Den Berl. Pol. Nachr. zufolge steht fest, daß eine kaiserliche Verordnung betreffs Einführung der Sonntagsruhe in Industrie und Handwerk mit dem 1. Oktober nicht erlassen werden wird; die Erörterungen über diese Angelegenheiten dauern bei den zuständigen Reichsämtern noch fort.
Zur Berliner Oberbürgermeister=Wahl schreibt die "N. Z." "Wahrscheinlich am Donnerstag dürfte die Wahl des neuen Oberbürgermeisters von Berlin stattfinden. Die Verhältnisse haben sich jetzt so geklärt, daß außer dem Bürgermeister Zelle

[ => Original lesen: 1892 Nr. 75 Seite 2]

keine andere Kandidatur in Betracht kommt. An der Bestätigung desselben dürfte wohl nicht zu zweifeln sein."
Der preußische Landtag wird Anfangs, der Reichstag in der zweiten Hälfte des November zusammentreten.
Von jetzt ab sollen in Preußen sämtliche ordentliche Lehrer an den höheren Lehranstalten den Titel Oberlehrer, der dritte Theil den Titel Professor erhalten.
Laut dem "Ratiborer Anzeiger" kommt der Kaiser im November nach Pleß zur Auerochsjagd.
Das Befinden der Kaiserin ist dauernd ein gutes. Ebenso das der neugeborenen Prinzessin.
Am 18. October wird die Kaiser Friedrich=Gedächtniskirche in Berlin eingeweiht werden. - Der kürzlich vom Kaiser empfangene amerikanische Industrielle, Steinway, welcher 3 Monate zur Kur in Wiesbaden weilte, übersandte vor kurzem der Kaiserin für die zum Gedächtnis des Kaisers Wilhelm I. zu errichtende Kirche 10 000 Mk. und für einen andern Kirchenbau weitere 10 000 Mark.
Den letzten Anordnungen zufolge wird der Zar die Zarin nicht nach dem Kaukasus begleiten, wohin sich dieselbe nach dem gemeinschaftlichen Aufenthalte des Kaiserpaares in Spala zum Besuche ihres Sohnes, des kranken Großfürsten Georg begiebt, sondern unmittelbar nach Gatschina zurückkehren.
Ueber Enim Pascha kommt aus Tabora neue Kunde. Von Dr. Stuhlmann, der jetzt zur Küste gegangen ist, ist dort ein Brief eingegangen, worin er mittheilt, daß Emin bei einem Araber fast gänzlich ohne Mittel sitze und nur dann zurückkommen könne, wenn der Araber ihn unterstütze, andernfalls werde er am Südende des Albert Edward Nyanza bleiben und warten, bis Hilfe komme. Das Schreiben enthält außerdem noch die Nachricht, daß die im Kongostaat vor einiger Zeit ausgebrochenen Araberaufstände sich auch in dem deutschen Kolonialgebiet über den Tanganjika herüber fühlbar machen. In dem Bericht heißt es. "Dem Sturm auf das befestigte Dorf Kwikurrn des Häuptlings Sikki, bei welchem zwei Europäer, der Graf Schweinitz und der Lazarettgehilfe Weidner, verwundet wurden und vier schwarze Soldaten fielen, sind nur noch geringere Gefechte gefolgt zur Zerstörung von kleineren befestigten Dörfern, von denen aus Streif= und Raubzüge seitens der Leute des Häuptlings Sikki unternommen worden waren. Die Sachlage ist aber immer noch aufs äußerste gefährlich. Nicht nur hier in Tabora sieht es bedrohlich aus, sondern auch auf der Karawanenstraße nach dem Victoria=Nyanza und ganz besonders jenseits des Tanganjika, wo, wie es scheint, die Araber ein selbständiges Reich gründen wollen.
Im August hat Frankreich Waren eingeführt im Betrag von 248 1/2 Mill., um 140 Mill. weniger als im vorigen Jahr. Die Abnahme bei den Nahrungsstoffen betrug 89, aber auch die bei den Rohstoffen für die Industrie 40 Millionen.
- Die Brotfrage gestaltet sich in Frankreich womöglich noch brennender als in Deutschland. Auch dort steht die Höhe des Brotpreises zu den niedrigen Getreidenotirungen außer allem Verhältniß, nur daß in der freien "Republik" die Behörde ungleich rücksichtsloser auf dem Verwaltungswege einschreitet. In Issoudun kam es dieser Tage zu einem vollständigen Bäckerstreik, weil der Maire die Brottaxe um ein Centime das Kilo herabgesetzt hatte. Da die Bäcker der benachbarten Orte die Partei der Streikenden ergriffen und sich weigerten, der Stadt mit Brot auszuhelfen, so wandte sich der Gemeinderath kurz entschlossen an die Militärverwaltung, welche auch alsbald alle nötigen Vorkehrungen traf, um bis auf weiteres den Brotbedarf der städtischen Bevölkerung zu decken.
In allen Berichten über die Festlichkeiten in Genua wird übereinstimmend betont, daß das einzige deutsche Schiff, die Kreuzerkorvette "Prinzeß Wilhelm", neben den stolzen Fahrzeugen der anderen Mächte eine sehr bescheidene Figur machte. Das kann nicht Wunder nehmen, wenn man erfährt, daß dieses Schiff sowohl im vorigen, als auch in diesem Jahre mit fortwährenden Ausbesserungen zu thun hatte und von seiner geplanten Reise nach Westafrika Abstand nehmen mußte, weil es bereits im Kanal hart mitgenommen war. Man muß sich wundern, daß unsere Marineverwaltung für diesen Repräsentationszweck kein anderes Kriegsschiff zur Verfügung stellen konnte.


- Neustrelitz, 19. Sept. Se. K. H. der Erbgroßherzog hat sich heute Morgen auf einige Tage nach der Oberförsterei Lüttenhagen zur Hirschjagd begeben.
- Schönberg. Die Intendantur des Großherzogl. Hoftheaters in Schwerin will auch in der Spielzeit 1892/93 wieder ein Abonnement auf 6 Fremden=Vorstellungen eröffnen, wird diesmal aber später, als es sonst üblich war, bezügliche Aufforderungen ergehen lassen. Die Verzögerung ist durch die Cholera=Epidemie in Hamburg veranlaßt, welche noch immer die Gemüther Aller beunruhigt, und soll mit dem Beginne der Vorstellungen möglichst so lange gewartet werden, bis das Schreckgespenst der Seuche ziemlich geschwunden und damit auch der freie Verkehr auf den Eisenbahnen wieder eingetreten ist. - Die im Abonnement für Fremde voraussichtlich zur Aufführung gelangenden Stücke und die Bedingungen des Abonnements werden übrigens bald veröffentlicht werden.
- Die Cholera. Nach den bisherigen Feststellungen in Hamburg bis zum Freitag sind 14 894 Personen an der Cholera erkrankt und 6506 gestorben. Die Seuche ist in der Hafengegend erloschen. Die gemischte Deputation hielt unter der Theilnahme Kochs zwei Sitzungen ab, sie prüfte die Trinkwasserverhältnisse in Blankenese und beschloß die sofortige Anlage von abessinischen Brunnen Koch ist nach Berlin zurückgereist, erklärte sich aber jederzeit bereit, wiederzukommen. Er sprach sich befriedigt über die jetzt getroffenen sanitären Maßnahmen und über die Pflege der Kranken aus. Der Freitag brachte eine nicht unerhebliche Verschlechterung des Gesundheitszustandes, es wurden sowohl mehr Erkrankungen als auch mehr Todesfälle gemeldet. Die Nächte zum Sonnabend und Sonntag brachten allerdings wieder eine Besserung. Der Generalpostmeister Stephan übersandte der Postdirection in Hamburg ein Anerkennungsschreiben hinsichtlich des aufopfernden Eintretens, namentlich der Unterbeamten. Die Zahl der erkrankten und verstorbenen Postunterbeamten ist nicht unerheblich, da namentlich die Briefbesteller vielfach der Ansteckung unterliegen. - Das Militär ist, nach Beendigung der Feldmanöver, bisher noch nicht nach Hamburg zurückgekehrt. Das Kommando wartet noch das Eintreten eines besseren Gesundheitszustandes ab. Bis jetzt sind 120 nichtrekognoscirte Choleraleichen in Massengräbern beerdigt.
- In Hamburg sind am 20. Septbr. erkrankt 211 Personen, gestorben sind 100; vom 19. Sept. abzüglich aller Nachmeldungen 141 Kranke und 67 Todte. Nach Abzug aller Nachmeldungen am 20. September erkrankt 149, gestorben 64. Transporte am 19. Septbr. 134 Kranke, 46 Todte. Transport am 20. Septbr. 133 Kranke, 37 Todte. Gesammtzahlen während der ganzen Epidemie 16 256 Erkrankungen, 7080 Todte.
- Die Uebersiedelung der Münch. "Allgemeinen Zeitung" nach Berlin ist nun endgiltig beschlossen. Das Blatt wird, in Tendenz und Format unverändert, vom 1. Januar ab in Berlin erscheinen, leitender Redakteur wird Herr Hugo Jacobi sein.
- Laut kaiserlichen Manifestes vom 31. v. M ist nunmehr auch aus Finnland die Ausfuhr von Roggen, Roggenmehl und Kleie jeder Art gestattet worden.
- Der reichste Theehändler der Welt, der Russe Wasily Perlow, starb soeben mit Hinterlassung von 50 Mill. Rubel (120 Millionen Mark) in Petersburg.
- Folgen eines unvorsichtigen Schusses. Ein Bauernhofbesitzer in Damerow bei Stettin hatte einen bösartigen Hund und wollte ihn durch einen Schuß töten; das Thier lief jedoch in den Stall und huschte in das dort befindliche Stroh. Hier feuerte der Besitzer auf den Hund und tötete denselben auch, aber gleichzeitig loderte aus dem Stroh die Flamme auf, welches durch den Schuß in Brand gesetzt war. Die Flamme verbreitete sich mit großer

[ => Original lesen: 1892 Nr. 75 Seite 3]

Schnelligkeit über das ganze Gehöft erfaßte auch das Nachbargrundstück und trotz umfassender Rettungsarbeiten wurden in kurzer Zeit 18 Gebäude ein Raub der Flammen, und das wegen eines Hundes.
- Das Grahambrot - Weizenschrotbrot -wird in verschiedenen Blättern als ausgezeichnetes Mittel gegen anhaltende Diarrhoe angepriesen. Das Brot ist trocken zu essen auch soll man sich 6-8 Stunden jeder anderen Nahrung und Getränke enthalten, dann werde die Diarrhoe aufhören.
- In Konstantinopel ist der älteste General der türkischen Armee, Mehmed Namyk Pascha, im Alter von 110 Jahren gestorben.
- In dem russischen Gouvernement Turkestan sind 1300 Personen der schwarzen Beulenpest erlegen. Eine weitere Ausbreitung der Seuche ist jedoch nicht befürchtet.
- Eine Miß Dudley legte die Strecke von Hitschin nach Lincoln, 100 englische Meilen (160 km) in wenig mehr als 7 Stunden auf einem Bicycle zurück, also durchschnittlich 22-23 km per Stunde. Für eine Dame gewiß eine höchst anerkennenswerthe Leistung.


Anzeigen.

Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Urliste für die Stadt Schönberg in der Zeit vom 1. bis 8. October d. J. in hiesiger Rathsstube ausliegt. Gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Urliste können Einsprachen von Jedermann innerhalb einer Woche (vom 1. October d. J. angerechnet) erhoben werden und sind solche schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 22. September 1892.

Der Magistrat.


Bekanntmachung.

Zur Bestreitung der Verwaltungskosten, Unterhaltung der Spritzen und Deckung der Brandschäden ist für das laufende Jahr ein Beitrag von Cl. Ia 25 Pfg., Cl. Ib 30 Pfg., Cl. II 40 Pfg., Cl. III 50 Pfg. für 100 M. der Versicherungssumme erforderlich.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften besonders angezeigt.
Schönberg, den 16. Septbr. 1892.

Direction der Feuer-Versicherungs-Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.


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Hochachtungsvoll                          
                          W. Wieschendorf,
                          Klempner.


Schmiede= u. Schlosser=Innung.
Versammlung, den 30. September
Nachmittags 2 Uhr.
Tagesordnung:

1. Einzahlung des Beitrags zur Innung, zum Bunde, sowie den Abonnementsbeitrag für die Schmiedezeit.
2. Ein= und Ausschreiben von Lehrlingen.
3. Besprechung sonstiger Innungsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


4 Starken, 2 rote, 1 schwarzbunte und 1 rothbunte,

im Alter von 1 1/2-1 3/4 Jahren, die sich auf meiner Weide angefunden, müssen vom Besitzer umgehend gegen Erstattung der Auslagen abgeholt werden.

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                                                     Aug. B. Schleuss,
Viehhändler.


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junge Mädchen
zur Erlernung der Schneiderei.                                                    
                                                    C. Rickert.


Malerfarben
streichfertige und auch trockene bei H. Brüchmann.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 75 Seite 4]

Vom 3. Mai d. Js. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:

  1. Vom Hauswirth Robrahn in Pogez 1 Pferd M. 300.
  2. Vom Hauswirth Böttcher in Petersberg 1 Kuh M. 110.
  3. Vom Hauswirth Ahrendt in Gr. Siemz 1 Pferd M. 600.
  4. Vom Bürgermeister Bicker hier 1 Kuh M. 135.
  5. Vom Hauswirth Kleinfeld in Lockwisch 1 Pferd M. 50.
  6. Vom Hauswirth Retelsdorf in Utecht 1 Pferd M. 500.
  7. Vom Hauswirth Möller zu Selmsdorf 1 Pferd M. 100.
  8. Vom Hauswirth Wieschendorf in Pogez 1 Pferd M. 150.
  9. Vom Hauswirth Meier in Mahlzow 1 Kuh M. 135.
10. Vom Hauswirth Oldenburg in Raddingsdorf 1 Pferd M. 100.
11. Vom Hauswirth Wigger in Lockwisch 1 Kuh M. 180.
12. Vom Pächter Pumplün=Carlow 1 Kuh M. 150.
13. Vom Arbeitsmann Ritzvür in Löwitz 1 Kuh M. 135.
14. Vom Hauswirth Lenschow in Grieben 1 Pferd M. 200.
15. Vom Fuhrmann Oldörp hier 1 Starke M. 90.
16. Vom Hauswirth Lühr in Lüdersdorf 1 Kuh M. 135.
17. Vom Hauswirth Beckmann in Kl. Molzahn 1 Pferd M. 50.
18. Vom Müller Wieschendorf in Maurienmühle 1 Pferd M. 150.
19. Vom Malermeister Rütz hier 1 Kuh M. 135.
20. Vom Kaufmann Köster in Wahrsow 1 Kuh M. 165.
21. Vom Hauswirth Harms in Pogez 1 Pferd M. 500.
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 1 M. pro 100 M. der Versicherungssumme. Unsere Mitglieder werden ergebenst ersucht, solchen Beitrag am

Freitag, den 7. Oktober, Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 22. September 1892.

Direction des Vieh-Versicherungs-Vereins.
As. Ahrendt.                           Wilh. Heincke.


Herren- Damen- u. Kinderwäsche,
Herren-, Damen- und Kinder-Garderobe.
Bettfedern und Daunen.
Manufactur- und Modewaaren.

Die von uns persönlich mit unserem Güstrower Hause zusammen eingekauften

Herbst- und Winter-
Neuheiten

sind in schöner, reichhaltiger Auswahl eingetroffen.

Wir empfehlen sämmtliche Artikel unseres gut assortirten Lagers zu sehr billigen Preisen.

Gebrüder BURCHARD.


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für Kartoffeln, Getreide etc., einmal gebraucht, groß, ganz u. stark, à 25 u. 30 Pfg. Probeballen v. 25 St. versend. unt. Nachnahme u. erbittet Angabe der Bahnstation

                                                    Max Mendershausen, Cöthen i/Anh.


Schützenhaus Schönberg.

Hiermit zur Nachricht, daß vom heutigen Tage an die Wirthschaftsräume im Schützenhause dem Publikum wieder geöffnet sind.
Um geneigten Zuspruch bittet ergebenst

Schönberg,
d. 23. Sept. 1892.
                                                     W. Hagen,
Schützenwirth.

P. S. Die Wirthschaftsräume sind gründlich desinficirt und gereinigt.             D. O.


Gesucht zum 24. Oktober d. J. ein gut empfohlener

Kutscher

für eine Herrschaft in der Stadt, welcher auch Hausarbeit mit zu verrichten hat. Näheres bei F. Becker in Schönberg.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 25. Sept.

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
     Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 39.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 75 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 75 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 26. September 1892.


- Die Cholera. Wie die medizinische Fachzeitschrift "Lancet" über den gegenwärtigen Stand der Cholera ausführt, hat man mit zwei Epidemien zu thun, die, unabhängig von einander, von verschiedenen Mittelpunkten ausgegangen, einen verschiedenen Verlauf genommen haben. Der Ausgangspunkt der über Rußland gekommenen Seuche ist nach Indien zurückzuführen. In Hurdwar war die Cholera gelegentlich des Marktes am 22. März ausgebrochen, welcher deshalb am 25. desselben Monats geschlossen wurde, in Folge dessen die ganze Ansammlung der Pilger sich zerstreute. Von Hurdwar mag die Krankheit durch Afghanistan, insbesondere Herat, wo sie im April herrschte, auf russisches Gebiet übertragen worden sein und längs des Kaspischen Meeres nach Baku und Tiflis, mit einer Seitenschwenckung nach Batum und dem schwarzen Meer, sodann die Wolga aufwärts nach Petersburg und von dort nach Hamburg verbreitet worden sein. - Die andere Epidemie nahm ihren Ausgang von einem überfüllten Gefängnis in Nanterre nahe der Seine, wo im April ein rascher und unheilvoller Ausbruch erfolgte. Von dort verbreitete sich die Seuche, nachdem sie zahlreiche Opfer in den Vorstädten von Paris und dessen Umgebung gefordert, nach Rouen und Havre. Gleichermaßen erreichte sie Antwerpen, welches topographisch möglicherweise als die Convergenz beider Epidemien zu betrachten ist. Ueber den eigentlichen Charakter der ausgebrochenen Krankheit war man nicht im Klaren oder wollte es nicht sein. So viel steht fest, daß die Krankheit auf Genuß von Seinewasser zurückzuführen und mit der Choleraepidemie in Rußland nicht in ursächliche Beziehung zu bringen war.
- In Bremen fand am Sonnabend die Richtfeier der neuen Domtürme statt. Der Feier, welche eigentlich nur für die Werkleute des Baues berechnet war, wohnten die Domprediger und die Herren der Domverwaltung bei. Die allgemeine Feier soll nächstes Jahr stattfinden, sobald die ganze Restaurirung des Domes vollendet ist. Die Kosten des Neubaues, der 1888 nach dem Plan und unter der Leitung des preußischen Bauinspektors Salzmann aus Marienwerder begonnen wurde, betragen etwa 1 1/2 Millionen Mark und sind zumeist durch freiwillige Gaben aufgebracht.
- Die deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger in Bremen überwies den Officieren des Lloyddampfers "Trave" wegen ihrer bei der Rettung der Mannschaft des englischen Schiffes "Fred Taylor" geleisteten Dienste 550 Mark.
- Der Sechsämter Saatroggen. Jeder Landmann sollte bei beginnender Saatzeit des Roggens das alte Sprichwort beherzigen: "Wie die Saat so die Ernte", denn nichts ist betrübender, als ein leeres Kornfeld im Frühjahr zu sehen, wo alles im grünen Schmucke blühen soll. Die größte Sorge des Landmanns muß es sein, ein gutes Saatkorn zu erlangen, das die oft schneelosen Winter und sonstigen Unbilden der Natur erträgt, das sehr gut besteht und reiche Aehren liefert. Ein Besuch mit dem im rauhen Fichtelgebirge mit großem Vortheil gebautem Sechsämter Saatroggen könnte von größtem Nutzen sein. Der Samenwechsel liefert ja immer günstig Resultate und die Landwirthe erhalten dieses Getreide aus erster Hand in nur echter Waare von dem Sechsämter Saatgetreide=Versand, Oberröslau (Bayern). Derselbe empfiehlt diese Roggensorte, und es wird wohl keinen Landmann gereuen, mit dessen Getreide einmal einen Versuch zu machen. Bemerken wollen wir noch daß obige Firma auf allen besuchten Ausstellungen, zuletzt in Straßburg i. E., München und Königsberg i. P., mit den ersten Preisen prämiert wurde.
- In Mainz besichtigte der Großherzog von Hessen mit dem Prinzen Georg von England, dem ältesten Sohne des Prinzen von Wales, die Sekt=Kellereien von Kupferberg & Co. Die Besucher weilten etwa 1 1/2 Stunden in den ausgedehnten Geschäftsräumlichkeiten und Kellereien und folgten dann einer Einladung des Herrn Franz Kupferberg zu einem Imbiß.
- In Göttingen starb am Sonnabend der Professor v. Ihering im 74. Lebensjahr. Einer unserer bedeutendsten und, was nicht immer damit zusammenfällt, auch berühmtesten und populärsten Rechtslehrer ist mit ihm aus dem Leben geschieden. Er war ein Mann, der zu der neueren Richtung der Gelehrten gehört, welche in dankenswerther Weise sich nicht darauf beschränken, die Resultate ihrer Geistesarbeit einer kleinen Zahl von Fachmännern zugänglich zu machen, sondern die vielmehr einer ihrer Hauptaufgaben darin erblicken, die Ergebnisse ihrer Forschungen möglichst Vielen aus dem Volke zugänglich zu machen. Zu dem Besten, was namentlich auf dem Gebiete des Römischen Rechts in neuerer Zeit geschrieben ist, gehört unbedingt, vom wissenschaftlichen Standpunkte aus betrachtet, sein Hauptwerk "Geist des römischen Rechtes auf den verschiedenen Stufen seiner Entwickelung", welches in drei Bänden vor 1852-65 erschienen ist und seitdem nicht nur zahlreiche Auflagen erlebt hat, sondern auch in verschiedene fremde Sprachen übersetzt ist. Am populärsten ist seine Schrift "Der Kampf ums Recht", welche von Wien aus im Jahre 1872 ihre Reise um die Welt antrat. Ihering ist zwanzig Jahre lang Dozent an der Göttinger Universität gewesen, nachdem er vorher an verschiedenen anderen Hochschulen gewirkt hatte. Es hatte lange gedauert, ehe er zur Ruhe gekommen ist. Nachdem er in Heidelberg, München und Göttingen seine Studien absolvirt hatte, wandte er sich, da man ihm, obgleich er ein geborener Auricher war, die Zulassung zum hannoverschen Staatsdienst versagte, im Jahre 1840 nach Berlin, wo er als Schüler von Savigny und Stahl sich auf die akademische Laufbahn vorbereitete. Im Jahre 1845 erhielt er eine ordentliche Professur in Basel, die er im folgenden Jahre mit einer solchen in Rostock vertauschte, 1849 ging er nach Kiel, 1852 nach Gießen, wo er bis 1868 blieb. In diesem Jahre folgte er einem Ruf nach Wien. Als er 1872 von dort nach Göttingen übersiedelte, verlieh ihm der Kaiser von Oesterreich in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Verdienste den erblichen Adelstand. Ihering gehört somit zu den Männern, welche bei den Großen dieser Welt gleichermaßen wie bei dem Volke Anerkennung fanden. Seine Thätigkeit auf dem Gebiete des Rechts wird keine vergebliche gewesen sein.
- Ueber das Eisenbahnunglück bei Köln berichten Augenzeugen Näheres. Schuld ist an dem Unglück wahrscheinlich der Stationsassistent, welcher den Güterzug durchließ, obwohl ihm von der Blockstation Gottesweg das Freisein der Strecke noch nicht gemeldet war. Er sagt aus, er sei dem Güterzug entgegengelaufen, um ihn zum Halten zu bringen, aber der Wind habe ihm die Laterne ausgelöscht. Die Wirkung des Anpralls war eine schauderhafte. Die beiden hintersten Wagen waren buchstäblich zertrümmert, der letzte regelrecht auf den vorletzten geschoben. Geschrei und Wimmern erfüllte die Luft. Mit bewunderungswerther Unerschrockenheit machten sich hauptsächlich die Matrosen und Kürassiere an die Rettung ihrer Kameraden. In dem zertrümmerten Wagen saßen ausschließlich Reservisten. Grauenhaft war das Gestöhne und Gejammer der armen Verwundeten, die erst nach ziemlich langer Zeit aus den Trümmern hervorge=

[ => Original lesen: 1892 Nr. 75 Seite 6]

holt werden konnten. 4 waren leider tot, 7-8 sehr schwer verwundet; sehr viele hatten leichte Kontusionen. Die Toten sind Deutzer Kürassiere, die nach beendeter Militärzeit in die Heimat zurückwollten und so elendiglich umkommen mußten.
- Ein eigenthümliches Geschenk für die Königin von England ist jetzt auf dem Wege nach England. Es ist dies ein 10 Fuß hoher Strauß, den der westafrikanische Häuptling Alimamy Samdon der Königin Viktoria als Zeichen seiner Verehrung zugedacht hat.
- In Stuttgart sah man jüngst 8 junge Leute, vom Bahnhof kommend, eine Riesentraube nach dem königlichen Schloß tragen. Es waren 8 Rothenberger, von denen je 2 abwechselnd die süße, prächtig gebundene Last auf den Schultern hatten. Die Traube war als Huldigung für den König von Württemberg bestimmt, wie sie die Weinbesitzer nun schon seit 7 Jahren darzubringen pflegen.
- Ein Veteran der Freiheitskriege ist in Stettin Freitag zu Grabe geleitet worden, nämlich der in seinem 94. Lebensjahr am 12. d. Mts. verstorbene Hauptsteueramts=Rendant Leopold, der 1815 als freiwilliger Jäger bei Waterloo focht.
- Den 90. Geburtstag Ludwig Kossuths, des ungarischen Diktators von 1848, hat man in seinem ganzen Heimathlande unter großer Theilnahme begangen. Kossuth, der sich mit den heutigen staatsrechtlichen Verhältnissen in Ungarn immer nicht aussöhnen kann, lebt in stiller Zurückgezogenheit in Turin.
- In Wien ereignete sich beim letzten Wettrennen nahe an der Hofloge eine peinliche Szene. Der bekannte Sportsmann, Rittmeister Fränkel wurde plötzlich vom niederländischen Vizekonsul van Sou von rückwärts mit Schlägen traktiert. Der Rittmeister zog den Säbel und schlug den Angreifer über den Kopf, bis die Kämpfenden getrennt wurden. Van Sou, der erklärte, Fränkel habe ihn in beleidigender Weise fixiert, wurde auf die Polizei gebracht; er soll nicht zurechnungsfähig sein.
- Bei einer Hochzeitsfeier in einem Dorfe bei Konitz brach während des Tanzens der Fußboden ein und die ganze Gesellschaft stürzte in den Keller. 7 Personen wurden leicht verletzt.
- Die Luxemburger Polizei entdeckte eine Falschmünzerbande zu Dübelingen, einem Orte mit Eisenindustrie. Verhaftet wurden bis jetzt 3 Personen, eine ertränkte sich. Eine Menge von falschen preußischen Thalern wurde vorgefunden.
- Bei einem Gewitter, welches in der Sonnabendnacht über die Umgegend von Düren hinzog, traf ein Blitzstrahl die Kirche im Orte Soller und spaltete den Kirchturm von oben bis unten, sodaß derselbe wohl abgetragen werden muß. Der Blitz beschädigte ferner die Orgel und verbrannte die in einem Schranke befindlichen Gefäße. Der Kirchenraum war mit dickem Qualm gefüllt, trotzdem gelang es dem Pfarrer, die kirchlichen Gefäße zu retten.
- In Lucarizza bei Fiume wurde am Montag ein Haifischweibchen von 4 1/2 m Länge und 8 Zentner Schwere gefangen. Im Magen desselben fand man einen großen Strick und das Skelett einer Ziege. Die Leber des Fisches war so schwer, daß 2 Mann sie mit Mühe hoben. Im Hafen von Fiume wurde dieser Tage wiederholt ein Riesenhaifisch, angeblich von 8 m Länge gesehen.
- Das Civilgericht Basel nahm bei der Beurtheilung der zwei Entschädigungsprocesse, betr. das Mönchensteiner Eisenbahnunglück, in 3 Punkten grobe Fahrlässigkeit der Eisenbahnverwaltung an und verurtheilte die Jurabahn zur Bezahlung von 24 210 Frks. samt Zinsen seit 14. Juni 1891 an die Familie Kunz und 24 000 Frks. an Fräulein Julia Stähelin und sämmtliche Kosten. Das Strafgericht hatte dagegen keinen Anlaß zum Einschreiten gefunden. Das nunmehr erfolgte Urtheil ist das erste civilgerichtliche in dieser Sache. Es schwebt noch eine Reihe von anderen Entschädigungsprocessen in dieser Sache gegen die Bahn.
- Im Schlaf um ein Auge gekommen ist in der Nacht zum Mittwoch ein Student der Medizin in Berlin. Derselbe hatte über seinem Bett zwei Schläger hängen, welche er am Nachmittag zu einer Fechtübung benutzt hatte. Die Waffe fiel dem schlafenden Studenten aufs rechte Auge und verletzte dieses derartig, daß es völlig auslief.
- Eine tiefschmerzliche Nachricht kommt aus Lodz in Polen. Am Sonnabend gegen 11 Uhr nachts traf Fürst Anton Radziwill, der mit dem General von Werder, einer Einladung des Zaren folgend, nach Spala zur Hofjagd reisen wollte, in Lodz ein und stieg im Grand Hotel ab. Am Sonntag früh stellte sich der Fürst mit einer Doppelflinte und zwei Revolvern bewaffnet an das offene Fenster seines hofwärts gelegenen Zimmers und feuerte auf Alles, was sich dort blicken ließ, wobei er zwei Hotelbedienstete schwer verwundete. Da Niemand sich in die Nähe des offenbar tobsüchtig gewordenen Fürsten wagte, wurde die Feuerwehr requirirt, welche ihre Spritzen in Thätigkeit setzte und den unaufhörlich feuernden Geisteskranken mit kalten Strahlen derart überschüttete, daß das Zimmer bald unter Wasser gesetzt war. Als auch dieses Mittel nicht anschlug, der Fürst sich vielmehr immer rasender geberdete, wurde die Hilfe des Militärs in Anspruch genommen, dem es aber auch erst nach stundenlangem Bemühen gelang, den Tobsüchtigen, der sich verzweifelt wehrte und durch sein Schießen das Hotel demolirte, zu überwältigen und zu fesseln. Diese dem "Berliner Tageblatt" zugegangene Meldung wirkt um so ergreifender, als Fürst Anton Radziwill bekanntlich einer der gutherzigsten und edelsten Menschen ist, der sonst keinem Geschöpf im Geringsten wehe thun mochte und durch seinen nimmermüden Wohlthätigkeitssinn sich auszeichnete.
- Wie bewahrt man die Hausthiere vor Erkrankung? Das beste System der medizinischen Praxis ist gute Verpflegung; sie leistet mehr, als alle Arzeneien der Welt. Thiere gesund zu erhalten, ist wichtiger, als kranke zu kurieren, und für diesen Zweck sollte die Beobachtung folgender Hauptregeln niemals außer Acht gelassen werden: 1. Füttere stets regelmäßig, sowohl was die Zeit, als die Menge anlangt. Viele Thiere werden krank, weil man ihnen zu einer Zeit zu wenig, zur anderen zu viel giebt oder sie überfüttert. 2. Dieselbe Regel findet auch auf das Tränken Anwendung. Das Wasser muß rein sein; schlechtes Wasser kann allerlei Krankheiten hervorrufen, auch bei den Kühen die Milch verderben. 3. Niemals überarbeite man ein Thier; bei regelmäßiger und maßvoller Arbeit wird ein solches das Jahr über mehr leisten, als wenn man es bald übertreibt, bald müßig stehen läßt und überfüttert. Es wird dann auch weniger empfänglich für Krankheiten sein. 4. Füttere niemals schimmeliges oder verdorbenes Futter. Wenn schimmeliges Heu oder Stroh verwendet werden soll, so muß es klein geschnitten und mit Salzwasser und Mehl angefeuchtet oder besser, gebrüht werden. Man reiche den Thieren in mäßigen Gaben Salz. 5. Suche giftige und ungesunde Pflanzen auf der Weide sowohl, wie im Heu zu vermindern. 6. Suche die Thiere gegen kalten Regen und Schnee so viel als möglich zu schützen; lasse sie nicht auf kaltem nassen Boden liegen. Das letztere ist besonders zu beachten. 7. Jeden bedeutenden Futterwechsel sollte man allmählig eintreten lassen, so namentlich den Uebergang von Dürr= zu Grünfutter. 8. Sorge dafür, daß die Thiere stets genug reine und frische Luft haben. Die Ställe sollen immer gut gelüftet sein, da das Einatmen von schlechter verdorbener Luft allerlei Krankheiten erzeugt und die Ansteckung begünstigt, wenn in der Umgegend epidemische Seuchen herrschen. Bei kranken Thieren ist reine Luft das erste und wirksamste Heilmittel. 9. Beobachte die größte Reinlichkeit. Alle Thiere gedeihen besser; Kühe geben mehr Milch und alle Mastthiere mästen sich rascher und ihr Fleisch ist besser, wen sie immer reinlich gehalten werden. Für die Gesundheit der Thiere ist Reinlichkeit die erste Bedingung. Wer diese Vorschriften bei der Behandlung der Hausthiere genau beobachtet, wird selten krankes Vieh bekommen.


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