No. 74
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. September
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 74 Seite 1]

              Die Genesung der als cholerakrank gemeldeten Frau im Seuchenhause ist unter dem 17. d. M. angezeigt und sind weitere Cholera=Erkrankungen oder choleraverdächtige Erkrankungen nicht gemeldet.
              Schönberg, den 19. September 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


                  Der Hauswirthsanerbe Joachim Wiese ist heute zum Hülfspolizeidiener bestellt und als solcher vereidigt. Derselbe trägt als Abzeichen des Beamten (§ 359 des Strafgesetzbuches) eine rothe Binde um den linken Oberarm.
                  Schönberg, den 13. September 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Der Besuch des Kaisers bei der Kaiserin Friedrich in Homburg, wohin er Sonnabend abzureisen gedachte, war schon auf dem Programm der Reise in die Kaisermanöver vorgesehen. Die Dispositionen der Kaiserin Friedrich hinsichtlich ihrer Reise nach England haben sich geänderte die Kaiserin nimmt vorher noch einen Aufenthalt in Südtyrol. Ihre Majestät wird vor Weihnachten nicht nach Berlin zurückkehren; daher liegt es wohl in den Verhältnissen, daß der Kaiser seine Mutter vor ihrer Reise sehen will, um so mehr, als die Hochzeit der Prinzessin Margarethe Anlaß zu Familienbesprechungen bietet. Die Kaiserin Augusta Victoria befindet sich laut neuestem Bulletin nach einer sehr guten Nacht vollkommen wohl, ebenso die neugeborene Prinzessin.
Eine Kabinettsordre des Kaisers bestimmt, daß Marinemannschaften, welche bei Herbstentlassungen nach von Cholera inficirten Orten entlassen werden müssen, gestattet sein soll, vorläufig länger bei ihren Marinetheilen zu verbleiben.
Ueber den schweren Unfall des Prinzen Hermann von Schaumburg=Lippe kommen nähere Mittheilungen. Der Prinz verlor nach seinem Sturz vom Pferde sofort das Bewußtsein und wurde nach Kilchdorf geschafft. Dienstag früh wurde unter Zuziehung eines Spezialarztes aus Linz die Trepanation vollzogen. Die ärztliche Untersuchung stellte einen Riß der Gehirnschale und einen Bluterguß in das Gehirn fest. Der Prinz hat Dienstag nachmittag das Bewußtsein wiedererlangt, sein Zustand ist jedoch sehr bedenklich.
Eine Sitzung des preußischen Staatsministeriums ist am Donnerstag abgehalten worden. Der Reichskanzler Graf Caprivi theilte den Arbeitsplan für den Reichstag mit, wonach die Militärvorlage in der bevorstehenden Session eingebracht wird. Sodann wurden die Steuerreformvorlagen beraten. Die Einberufung des preußischen Landtages ist für den 8. November in Aussicht genommen.
Die jetzt durch die Zeitungen gehende Mittheilung, daß die Bestimmungen über die Sonntagsruhe in Industrie und Gewerbe keinesfalls schon mit dem 1. Oktober in Kraft treten, ist lediglich eine Wiederholung und Bestätigung dessen, was man längst wußte. Der 1. Januar 1893 gilt für den frühesten Termin, an welchem dieser Theil der Sonntagsruhe eingeführt werden kann, denn die Ausführungsbestimmungen machen ganz ungewöhnliche Schwierigkeiten, und, wie die Betheiligten versichern, weit größere, als seiner Zeit die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe.
Die neue Militärvorlage kann nunmehr in ihren Grundzügen als abgeschlossen betrachtet werden. Vom Kaiser und vom preußischen Staatsministerium gebilligt, geht sie nun, wie alle Militärvorlagen seither, als Antrag Preußens an den Bundesrath. Sobald die Mitglieder der letzteren Körperschaft von dem Entwurfe Kenntnis genommen haben, wird wohl auch die Veröffentlichung im Reichsanzeiger erfolgen, also in etwa zwei Wochen.
Ueber das Wachsthum der Militärausgaben im deutschen Reiche bringen einige Zeitungen folgende bemerkenswerthe Ziffern: Seit 1872 ist der Militäretat von 309 auf 510 Millionen M. pr. Jahr gestiegen; insgesamt sind an laufenden und einmaligen Ausgaben seit dem letzten Kriege in Deutschland 11 587 Mill. für Wehrzwecke aufgewendet. Die verzinsliche Reichsschuld ist seit 1877 von 16,3 Mill. Mark auf 1864 Mill. angeschwollen. Die Summe ist sicher bedeutend, aber doch nur etwa halb so groß, wie die, welche Frankreich seit dem Nationalkriege für Militär und Marine gezahlt hat.
Die bevorstehende parlamentarische Session kann höchst bedeutsam werden. Wenn auch noch nicht entschieden ist, ob die vorbereitete Militärvorlage schon in diesem Winter den Reichstag beschäftigen wird so liegen doch so manche andere Fragen von gleichfalls großer Bedeutung zur parlamentarischen Behandlung vor, daß Reichstag und preußischer Landtag vollauf beschäftigt und vor die wichtigsten Entscheidungen gestellt sein werden. Mit besonderer Spannung wird der wohl nicht zu vermeidenden grundsätzlichen Auseinandersetzung zwischen der Regierung und der Zentrumspartei entgegengesehen. Die Ansichten über die Stellungnahme der Regierung

[ => Original lesen: 1892 Nr. 74 Seite 2]

zu den ultramontanen Forderungen sind getheilt; die Vertreter derselben geberden sich schon jetzt, als ob sie den Sieg bereits in der Tasche hätten. Namentlich gilt es in katholisch=klerikalen Kreisen als ausgemacht, daß das Jesuitengesetz fallen wird und die Jünger des Loyola=Ordens im Deutschen Reich ihre Thätigkeit, die sie insgeheim keinen Augenblick aufgegeben haben, auch öffentlich und unbehindert wieder werden ausüben können. Von der Zuversicht, die in dieser Beziehung im katholischen Lager herrscht, giebt die mit Bestimmtheit auftretende Nachricht Zeugniß, daß die Jesuiten schon jetzt Vorbereitungen treffen, um sich in der Reichshauptstadt wohnlich einzurichten und zu diesem Zweck, wegen des Ankaufs eines großen am Alexanderplatz daselbst oder in unmittelbarer Nähe desselben belegenen Grundstücks in Verhandlung stehen.
Nicht nur für Preußen, sondern für das ganze deutsche Reich werden gegenwärtig amtliche Erhebungen über die Arbeitszeit im Bäckerei= und Konditorei=, sowie im Handelsgewerbe angestellt.
Deutschland hat sich nach allen Richtungen hin seiner Haut zu wehren. Mitte Juni ist eine internationale Uebereinkunft zwischen der Schweiz, Frankreich, England und Tunis in Kraft getreten, welche auch den deutschen Ausfuhrhandel mit diesen Staaten berührt. Danach sind fortan die schweizerischen, französischen, englischen und spanischen Zollbehörden verpflichtet, bei der Einfuhr alle Waaren mit falscher Herkunftsbezeichnung, insoweit sie fälschlich als schweizerische, französische, englische oder spanische ausgegeben werden, mit Beschlag zu belegen oder deren Einfuhr, falls die Landesgesetzgebung die Beschlagnahme nicht zuläßt, zu verbieten. Bei Durchfuhrwaaren sind die Behörden zur Beschlagnahme nicht verpflichtet. Diese erfolgt auf Antrag der Staatsanwaltschaft oder einer betheiligten Partei, Person oder Gesellschaft. Deutsche Waaren, welche mit französischer Ursprungsbezeichnung nach der Schweiz oder England oder mit englischer Ursprungsbezeichnung nach Frankreich oder Schweiz eingeführt werden, laufen daher fortan Gefahr, bei der Einfuhr in diesen Ländern wegen falscher Herkunftsbezeichnung der Beschlagnahme oder je nach den Bestimmungen der Landesgesetzgebung dem Einfuhrverbot zu verfallen.
Mit der Ausarbeitung eines Reichsseuchengesetzes ist das Reichsgesundheitsamt vom Reichskanzler beauftragt worden. Die preußischen Vorarbeiten dienen als Grundlage. Ein Widerspruch der Einzelstaaten ist kaum zu erwarten.
Zu der von Seiten der Union angeregten Währungskonferenz soll Geheimrath v. Glasenop als Vertreter Deutschlands entsandt werden. Ein positives Ergebniß erwartet bekanntlich Niemand von dieser Konferenz. Die europäischen Staaten haben die Einladung nur aus Höflichkeit gegen die Union angenommen.
Am 10. Oktober ds. Js. werden in Berlin die seit dem 6. Juli ruhenden Arbeiten der Kommission für das bürgerliche Gesetzbuch wieder aufgenommen. Der Staatsjustizamtmann Geh. Rath Hanauer, welchen auf einer Gebirgsreise ein bedauerlicher Unfall zugestoßen war, ist vor wenigen Tagen nahezu hergestellt, wieder nach Berlin zurückgekehrt.
Der Rechnungsabschluß des ungarischen Staates pro 1891 ergiebt einen thatsächlichen Ueberschuß von 38 619 957 Gulden; das Budget hatte nur 40 000 Gulden als Ueberschuß präliminirt.
Der Neffe des Kaisers Franz Josef und älteste Sohn des Erzherzogs Ludwig, Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich=Este wird im Monat Dezember eine ungefähr 11 Monate umfassende überseeische Reise unternehmen. Diese Reise soll nicht allein der Belehrung dienen und dem jungen Erzherzog Gelegenheit bieten, die ferne Welt aus eigener Anschauung kennen zu lernen, sondern es auch im ausgedehnterem Maße, als dies bisher durch die verschiedenen Missionen von Kriegsschiffen der österreichisch=ungarischen Marine der Fall war, handelspolitische Interessen verfolgt werden. Es soll ein großes modernes Kriegsschiff nach den Gewässern Ostindiens, Ostasiens und Australien entsendet werden, nachdem bisher die wichtigsten kommerziellen Interessen nur ungenügend durch verhältnismäßig kleine Kriegsschiffe vertreten werden konnten.
Die Wehrkraft Frankreichs. Im ersten Jahr der Wirksamkeit des neuen französischen Militärgesetzes sind 63 000 Mann mehr, als unter der

[Fehlstellen in der Originalseite]

Aber schon im zweiten Jahr (1891) ist die Zahl der Ausgehobenen gegen 1890 um 16 000, die Zahl der freiwillig Eingetretenen um 3467 zurückgeblieben. Es ermäßigt sich daher die Zahl der Mehraushebung unter dem neuen Wehrgesetz auf 44 000. Es zeigt sich hier wieder, daß die Wirkungen des neuen französischen Wehrgesetzes in der Wirklichkeit weit weniger groß sind, als auf dem Papier. Mit der Zeit muß überhaupt eine weitere bedeutende Wandlung zu Gunsten Deutschlands eintreten in Folge der weit größeren Bevölkerungszunahme in Deutschland gegenüber von Frankreich. In Deutschland hat die Bevölkerung in den letzten fünf Jahren zugenommen um 2 565 360 Köpfe, in Frankreich in derselben Zeit um 208 516 Köpfe. Die Zunahme der Bevölkerung erreicht daher in Frankreich noch nicht den zwölften Theil der Zunahme in Deutschland. Nach dem Krieg 1870/71 war die Bevölkerung Deutschlands um 4 955 883 Köpfe größer als diejenige Frankreichs. Nach der letzten Zählung, also nach 18 Jahren, ist dieser Ueberschuß schon auf 11 325 914 Köpfe gewachsen. In weiteren achtzehn Jahren, also 1908, wird Frankreich 40 Millionen, Deutschland 58 Millionen Köpfe haben. Die Geburten haben in den letzten 13 Jahren in Frankreich um 86 103 abgenommen. In Deutschland kamen 1890 mehr als doppelt so viel Kinder zur Welt, als in Frankreich, 1 838 439 gegen 838 059. In diesem Jahr war die Zahl der Sterbefälle in Frankreich sogar größer, als die Geburten, nämlich 876 045. In Deutschland betrug die Zahl der Sterbefälle 1 218 956, also ein Ueberschuß von 619 483. Deutschland braucht schon deshalb in Bezug auf die Entwickelung seiner Wehrkraft in der Zukunft gegenüber Frankreich nichts weniger als pessimistisch zu sein.
Die Festtage von Genua sind zu Ende. Das italienische Königspaar hat am Mittwoch Abend unter großartigen Ovationen einer unabsehbaren Menschenmenge die Stadt verlassen und ist nach Monza gereist. Die Kolumbusfeier klingt in einer Bekanntmachung des Bürgermeisters aus, worin er im Auftrag des Königs dessen Dank ausspricht und die Feier in Genua als eine Verherrlichung des allgemeinen Friedens und der Eintracht der Nationen darstellt. Die Menschheit habe einen großen Schritt vorwärts gethan auf dem Weg der Zivilisation. Die fremden Kriegsschiffe haben zum Theil ebenfalls den Heimweg angetreten.
Mit Pauken und Trompeten ist die Columbusfeier in Genua beendet worden. Die Franzosen haben dabei das kindliche Vergnügen genossen, sich als die besten internationalen Schauspieler beweihräuchern zu lassen. Bei der Illumination des Hafens umgab eine größere Zahl von Fahrzeugen dicht mit Menschen besetzt, das französische Kriegsschiff "Formidable". Während von den Insassen der Boote die Marseillaise angestimmt wurde, ertönte aus den Raaen der französischen Schiffe ein brausendes "Hourra Vive l'Italie". Zu dem Lunch auf dem französischen Admiralsschiff waren zum vorigen Dienstag 2500 Personen geladen gewesen. Am Montag fand ein militärisches Bankett bei Hof statt, zu welchem 116 Einladungen ergangen waren. Unter den Geladenen befanden sich die Admirale und höheren Offiziere der auswärtigen Geschwader, sowie die italienischen Admirale, Generale und Obersten.
Das kaffeereiche Mittelamerika ist mit politischen Vulkanen vollständig gespickt. In jeder Woche putscht es in irgend einem dieser kreolischen Freistaaten. So erklärte sich am Donnerstag in Costa Rica der Präsident Rodriguez zum Diktator. Alles greift zu den Waffen, und man nimmt an, daß schwere Wirren bevorstehen.


- Schönberg. In einer der letzten Schöffengerichtssitzungen ist der L. aus Lübseerhagen und der Knecht L. aus Menzendorf wegen Jagdfrevels, in der Schonzeit begangen, der erstere zu einer Geldstrafe von 70 M., der letztere zu einer solchen von 35 M. verurtheilt worden. - In derselben Sitzung wurden verurtheilt der Arb. W. und der Knecht M. aus Samkow, welche von den Carlower Forstbeamten beim Aufstellen von Rehschlingen ertappt worden sind. Der erstere erhielt eine Gefängnißstrafe von zwei, der letztere eine solche von einer Woche.
- Der Ausfall der Kaisermanöver in Elsaßlothringen verursachte dem Hofmarschallamt viele

[Fehlstellen in der Originalseite]

[ => Original lesen: 1892 Nr. 74 Seite 3]

mit Weinen, Tafelutensilien, Möbeln, Teppichen etc. nach Berlin zurückgekommen, die von dort aus für während der Kaiser=Manöver in Aussicht genommenen Festlichkeiten hingesandt worden waren. Alles war soweit vorbereitet, daß der Oberhofmarschall Graf Eulenburg sogar schon die Einladungskarten au vornehme Persönlichkeiten dieser Provinzen ergehen ließ. Der Transport der für eine Hoftafel nothwendigen Gegenstände, die bis auf die geringsten Kleinigkeiten von Berlin aus geliefert werden, verursacht begreiflicher Weise große Kosten. Allein die nach dort gesandten Weingläser füllen 48 Koffer, die inwendig mit hellfarbigem Leder ausgestattet sind; jedes Glas hat seinen festen Behälter, der sich wieder in einem Einsatz befindet.
- Professor Barnard vom Mount Hamilton Observatorium in Kalifornien entdeckte einen fünften Satelliten des Jupiter. Der Stern ist von dreizehnter Größe. Seine Umlaufszeit beträgt 17 Stunden 36 Minuten, seine Entfernung vom Mittelpunkt des Planeten 112 400 englische Meilen.


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Schönberg, d. 12. September 1892.

Großherzl. Mecklenburgisches Domainen=Amt
Cl. v. Oertzen.


In Sachen betr. die Zwangsversteigerung des dem Schmiedemeister Franz Griem gehörigen zu Schönberg sub. Nr. 199 an der Siemzerstraße belegenen Schmiedegehöfts, so wie der mit demselben zu einem gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex vereinigten Grundstücke steht vor dem unterzeichneten Amtgerichte an,
1, der Verkaufstermin auf

Donnerstag, den 27. Oktober 1892,
Vormittags 11 Uhr

2, der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 22. November 1892,
Mittags 12 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück c. p., an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Donnerstag, den 27. Oktober 1892,
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulierung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Registratur I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 25. Juli 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


Bekanntmachung.

Zur Bestreitung der Verwaltungskosten, Unterhaltung der Spritzen und Deckung der Brandschäden ist für das laufende Jahr ein Beitrag von Cl. Ia 25 Pfg., Cl. Ib 30 Pfg., Cl. II 40 Pfg., Cl. III 50 Pfg. für 100 M. der Versicherungssumme erforderlich.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften besonders angezeigt.
Schönberg, den 16. Septbr. 1892.

Direction der Feuer-Versicherungs-Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.


Besten Blaustein
zur Weizenbeize empfiehlt                                                    
                                                    F. Eckmann.


Besten englischen                          
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empfiehlt billigstens                                                    
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 74 Seite 4]

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Hamburg, im September 1892.

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Für die vielen Beweise inniger Theilnahme bei dem Begräbniß meiner lieben Frau, insbesondere dem Herrn Consistorialrath Kaempffer, sage ich meinen aufrichtigsten Dank.

                                                    N. Nehls.


Heute Abend 6 1/2 Uhr endete ein sanfter Tod die Leiden meiner lieben Frau, unserer guten Mutter, Grossmutter und Schwiegermutter

Doris Wieschendorf geb. Siebenmark

im 60. Lebensjahre.
Dies zeigen mit der Bitte um stille Theilnahme an

                          Die tiefbetrübten Hinterbliebenen.

Pogetz, den 17. September 1892.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 22. d. M., Nachmittags 2 Uhr auf dem Friedhofe zu Carlow statt.


Kirchliche Nachrichten.
Bußtag, 21. Septbr.

Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 74 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 74 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 20. September 1892.


- Die Cholera. In Hamburg hat sich der Krankenstand in beiden Krankenhäusern derartig vermindert, daß von den mit dem Armeelazarett dort angelangten 24 Aerzten 11 bereits wieder abreisen konnten: weitere 4 Aerzte kehren in den nächsten Tagen in ihren Garnisonen zurück.
- Ein Hamburger beauftragte einen Agenten in Wiesbaden telegraphisch, ihm in einem Hotel eine Wohnung von 7 bis 8 Zimmern zu miethen. Der Agent sprach in fast allen Hotels vor, wurde aber, da es sich um eine Wohnung für eine Hamburger Familie handelte, überall abgewiesen. Er benachrichtigte hierauf den Hamburger Herrn, der darauf telegraphirte, er möge in einem Privathaus die verlangte Wohnung mieten. Auch dies gelang dem Agenten nicht, worauf er ein drittes Telegramm erhielt mit der lakonischen Weisung: Kaufen Sie eine Villa."
- Im "Zentralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde" veröffentlicht Herr A. Pick Untersuchungen über den Einfluß des Weins auf die Entwickelung der Typhus= und Cholerabacillen. Er ist bei diesen seinen Untersuchungen, welche mit sterilisiertem Wasser, Rot= und Weißweinen in gleichen Mischungen vorgenommen wurden, zu dem Ergebnis gelangt, daß die zerstörende Wirkung des Weins auf die Typhus= und mehr noch auf die Cholerakeime ganz unzweifelhaft bemerkbar ist. Nach einer nur 10 bis 15 Minuten langen Einwirkung der Weinmischung konnten keine lebenden Cholerakeime mehr nachgewiesen werden. Es ist daher ratsam, das Wasser mit Rotwein oder mit Weißwein gemischt zu trinken.
- Vor einigen Tagen wurde vom deutschen Kaiserpaar im Marmorpalais zu Potsdam William Steinway aus New=York, der Chef der bekannten Pianofabrik, in Audienz empfangen. Im Laufe der Unterhaltung soll der Kaiser, wie dem "Kl. J." mitgetheilt wird, sich dahin geäußert haben, es sei nicht ausgeschlossen, daß er die Ausstellung in Chicago besuchen werde. Auf eine bezügliche Frage des Kaisers erklärte Herr Steinway, daß der Kaiser die Reise nach Chicago in etwa 24 Tagen machen könne. Der Kaiser überreichte Herrn Steinway bei dem Schlusse der Audienz seine Photographie mit eigenhändiger Unterschrift.
- Das freudige Familienereigniß im deutschen Kaiserhaus hat einem Engländer infolge einer Wette, die er mit einem Konsortium von Berliner Sportsleuten eingegangen war, das nette Sümmchen von 20 000 Mk. eingetragen. Der Engländer hatte tausend Pfund "gelegt", daß der nächste Sprößling des kaiserlichen Hauses eine Prinzessin sein werde; die Deutschen "legten" dagegen tausend Pfund auf einen Prinzen. Nun haben sie die Wette verloren.
- Der Kaiser beabsichtigt, nächstes Jahr die Yacht Meteor für den amerikanischen Pokal wettfahren zu lassen. Angeblich hat Lord Dunraven die Herausforderung angenommen.
- Der Kaiser erließ drei ehemaligen Reservisten und Landwehrleuten, welche wegen bei einer Kontrollversammlung verübten Aufruhrs mit 6 bezw. 6 1/2 Jahren Zuchthaus bestraft worden waren und diese Strafe seit dem 23. Oct. 1888 in der Strafanstalt zu Meve verbüßten, den Rest der Strafe im Gnadenwege.
- Das kaiserliche Jagdschloß in Potsdam soll einen reichen Schmuck von norwegischen Teppichen erhalten. Durch den deutschen Konsul in Bergen sind bei Kjerstina=Hauglum, wohnend im Kirchspiel Fresvik, zwölf gewebte Teppiche bestellt worden. Die Teppiche sollen 3 Ellen lang und 2 1/2 breit und in gewöhnlichen norwegischen Mustergeweben gearbeitet sein.
- Nach einer bemerkenswerthen Verfügung des preußischen Kriegsministeriums sind die Mannschaften, welche - vom Feldwebel abwärts - auf Staatskosten zu Bad= und Brunnenkuren entsendet worden sind, vier Wochen nach ihrer Rückkehr zu den Truppentheilen von allem Dienst zu befreien. Erst dadurch wird fortan ein dauernder Kurerfolg zu erzielen sein, der bisher nur allzu häufig vermißt wurde.
- Der Vorstand der Alters= und Invaliditäts=Versicherungsanstalt Baden beauftragt beim Ausschuß die Bewilligung von Darlehen an Gemeinden und Gesellschaften zum Bau von Arbeiterwohnungen gegen den niedrigsten Zinsfuß und bei gänzlicher Amortisation innerhalb 50 Jahren.
- Der preußische Kultusminister dringt in einem Erlaß an die Oberpräsidenten auf Einführung des hunderttheiligen Thermometers in öffentlichen Anstalten aller Art, höheren und niederen Schulen. Um die Umrechnung der achtzigtheiligen in die hunderttheilige Skala zu erleichtern, hat die physikalisch=technische Reichsanstalt zwei (in Abdrücken beigefügte) Umrechnungstafeln hergestellt, von denen die kleinere für den Gebrauch in Krankenhäusern sowie für alle Zwecke des gewöhnlichen Lebens ausreicht.
- Aus der neuesten Lebensmittelpreis=Tabelle der Stat. Korr. ergiebt sich, daß die Getreidepreise im August einen Absturz erlitten haben, welcher in der Preisstatistik der Neuzeit geradezu beispiellos ist. Auch die Mehlpreise sind sehr gesunken, jedoch nicht in demselben Verhältnis wie die Getreidepreise. Die Kartoffelpreise zeigen an den meisten Marktorten erhebliche Preisrückgänge, wogegen die Fleischpreise eher eine Neigung zum Steigen bekunden.
- Das Befinden des Fürsten Bismarck ist nach wie vor sehr zufriedenstellend. Von den Strapazen der letzten Reise hat sich der Fürst vollständig erholt; er verbringt seine Zeit meist mit der Besichtigung seiner Güter, die in diesem Jahre eine sehr gute Ernte lieferten. Von einer Uebersiedelung nach Friedrichsruh ist unter den gegenwärtigen Gesundheitsverhältnissen in Hamburg natürlich keine Rede. Die Fürstin Bismarck wird wegen ihres Leidens möglichst lange in Homburg verweilen; dagegen kommen Graf und Gräfin Herbert, sowie benachbarte Gutsbesitzer öfter zum Besuch nach Varzin.
- Spekulanten, welche in Erwartung der Berliner Weltausstellung Grundstücke angekauft, richteten eine Petition an den Kaiser, worin sie auf die durch Nichtstattfinden der Ausstellung erlittene Schädigung hinweisen.
- In Heidelberg traf soeben der Herzog von York, Sohn des Prinzen von Wales, von Homburg kommend ein, um zu Studienzwecken dort längeren Aufenthalt zu nehmen.
- In Fürth haben die Sozialisten über die Brauerei Mailänder die Sperre verhängt, weil sie die Abgabe eines Saales zu einer sozialistischen Versammlung verweigerte. Die Sperre veranlaßte nun die Wirthe der Brauerei zur Veröffentlichung folgender Gegenmaßregeln: 1) die sozialistische "Bürgerzeitung" und sonstige sozialistische Schriften nicht mehr aufzulegen; 2) der sozialistischen "Bürgerzeitung" keine Inserate mehr zu geben; 3) den sozialistischen Anmaßungen ein für alle Mal den Stuhl vor die Thür zu setzen.
- Einen gräßlichen Tod erlitt ein Chaussee=Arbeiter auf der Landstraße von Herford nach Bielefeld. Eine Dampfwalze planiert dort die neuen Deckschüttungen. Der Verunglückte machte sich an der Walze zu schaffen und im Nu setzte sich dieselbe in Bewegung und riß den Reiter unter die Räder, die ihn buchstäblich platt drückten.
- Der Mühlenbesitzer Bartsch in Hammermühle bei Meseritz erschoß vor einigen Tagen auf dem Anstand den Arbeiter Seipelt und verwundete den Schäfer Grieger am Arme. B. hatte beide in der Dunkelheit für Hirsche angesehen. Der unglückliche Schütze stellte sich freiwillig der Behörde.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 74 Seite 6]

- Für den Distanzritt Wien=Berlin haben sich nahezu 200 deutsche Officiere gemeldet, darunter auch Prinz Friedrich Leopold und Herzog Ernst Günther der Schwager unseres Kaisers. Ganz auffällig groß ist die Zahl der Infanterie=Officiere, welche sich an dem Distanzreiten zu betheiligen beabsichtigen. Ebenso stark fast ist die Artillerie vertreten. Unter den Angemeldeten befinden sich zwei Obersten, ein Oberstleutnant, verschiedene Generalstabsofficiere. Hervorragend stark ist die Zahl der sächsischen Officiere, aber auch aus bayrischen und württembergischen Regimentern sind Anmeldungen eingegangen. Die Pferde werden inzwischen schon tüchtig trainirt.
- In den Stallungen des Nürnberger Cheveauxleger=Regiments traf am Dienstag ein reiterloses Pferd ein. Es war ein Pferd der ersten Schwadron, das sich in Herzogenaurach, wo das Regiment im Manöver steht, freigemacht und den etwa 30 Kilometer langen Weg in seine heimatliche Stallung zu finden gewußt hatte.
- Vater Sanger, der älteste Berliner Droschkenkutscher, ist gestorben; er hat ein Alter von 85 Jahren erreicht und etwa 60 Jahre lang als selbstständiger Droschkenkutscher seine Rosse gelenkt.
- Fünf Jahre waren am Dienstag vergangen, seitdem Kaiser Wilhelm I. noch einmal eine Parade abgehalten hat. Es war in Stettin am 13. September 1887, daß sein Auge zum letztenmal prüfend auf dem Armeekorps, dem pommerschen, geruht hat. Allen Theilnehmern und Zuschauern wird es unvergessen sein, wie straff noch der Kaiser im Wagen stand, wie der greise Herrscher jede Fahne grüßte und hellen Auges scharf in die Richtungslinien hineinsah. Die Stelle ist seitdem durch einen Denkstein zum Andenken an die "letzte Heerschau Kaiser Wilhelms" bezeichnet worden.
- Die Versandung der Wolga ist gegenwärtig eine derartige, daß der Passagierdampfer=Verkehr zwischen Twer und Rybinsk unmöglich geworden ist.
- Für alle Gemeinden ist folgende Entscheidung von großer Bedeutung. In Folge der mangelhaften Beschaffenheit einer Schulbank hatte sich ein Schüler in Strasburg in der Uckermark eine schwere Verletzung zugezogen. Die Klage der gesetzlichen Vertreter des Knaben hatte nach der "Pr. Lehrerztg." den Erfolg, daß die zur Unterhaltung der Schule verpflichtete Gemeinde zur Zahlung von 6000 Mk. Schadenersatz verurtheilt wurde.
- Auf einem Besitzthum in der Mainzerstraße zu Worms stießen Arbeiter bei dort vorzunehmenden Erdarbeiten auf 5 römische Särge; drei davon waren jedoch bereits ihres Inhaltes beraubt.
- Das eigenartigste Geschenk, das je die Königin Viktoria von England einem ihrer zahlreichen Verwandten gemacht, dürfte dasjenige sein, das der zukünftigen Königin von Rumänien, der Prinzeß Marie von Edinburg, als Hochzeitsgeschenk zugedacht ist. Die Idee zu diesem Geschenk rührt von der Königin selbst und ihrer Tochter Beatrice her. Es handelt sich um ein Lustboot, das die Form eines Schwanes erhalten soll. Kopf und Hals des Tieres werden den 18 Fuß emporragenden Bug bilden und der Körper stellt die Kabine dar, die 10 Personen Unterkunft geben wird. Vom technischen Standpunkte aus wird sich am Interessantesten die Nachbildung der Füße und Beine gestalten, die so gearbeitet und angebracht werden sollen, daß sie als Ruder Verwendung finden.
- Eine Versammlung der Spinner von Lancashire, Yorkshire, Cheshire und Derbyshire hat eine allgemeine Lohnreduktion um 5 Proz. beschlossen. Dadurch wird eine halbe Million Arbeiter betroffen. Ein großer Streik tritt möglicher Weise ein, kann aber die ohnehin gedrückte Lage der Arbeiterbevölkerung nur verschlimmern.
- Nach London wurde soeben aus Jerusalem gemeldet, daß der Bau der Eisenbahn von Jaffa nach Jerusalem nun vollendet und die erste Lokomotive in Jerusalem selbst eingelaufen.
- Ein Mann namens Goodmann rauchte kürzlich in London 86 Cigarren in 11 Stunden 18 Minuten und gewann eine hohe Wette.
- Ueber die Privateinkünfte der einzelnen Minister des neuen englischen Ministeriums wird folgendes mitgetheilt: Lord Roseberry bezieht 32 000 LStrl. Pachtzinsen jährlich, Lord Spencer 46 000 Lstrl., Lord Rieon hat 29 000 Lstrl. Einnahme von seinen Gütern, Lord Kimberley 25 000 Lstrl. der Präsident des Unterrichtsministeriums Acland, ist der Erbe von 34 000 Lstrl. Landeinkünften. Lord Houghton hat 11 000 Lstrl., Lord Carrington 40 000 Lstrl., Lord Chesterfield 6000 Lstrl. und Lord Ribbesdale 7000 Lstrl.
- Ueber die neue Judenverfolgung in Rußland wird der "N. Fr. Presse" berichtet, daß der Minister des Innern neuerdings anordnete, die in den Städten und Flecken sich aufhaltenden Juden, welche kein ständiges Domizil haben, auszuweisen. Gleichzeitig werden die Bestimmungen, welche den Juden Besitz, Pacht und Verwaltung vom Immobilien außerhalb der Städte und Flecken verbieten, strenger gehandhabt werden. Das vorbereitete Judengesetz gelangt erst in der Herbstsession des Reichsrathes zur Beratung.
- Aus Petersburg werden 3 Ingenieure nach dem Donez=Bassin abkommandirt, da dort große Lager von Silber, Blei und Zink entdeckt sind.
- In Warschau fanden zahlreiche Verhaftungen statt infolge der Entdeckung eines Mordanschlages gegen den Czaren, der während dessen demnächsten Besuche daselbst zur Ausführung kommen sollte. - Die Cholera dehnt sich in Südrußland noch immer weiter aus. Auch von der persischen Grenze werden erneute Erkrankungen berichtet.
- In Monaco erschoß sich die 26jährige Amerikanerin Jane Armstrong, nachdem sie in 10 Tagen ihr gesammtes Vermögen von 250 000 Doll. im Spiel verloren hatte. Am Sonntag stürzten sich zwei Unbekannte ins Meer, nachdem sie ebenfalls ihre gesammte Baarschaft am Spieltisch geopfert hatten.
- Infolge anhaltender Niederschläge ist die Vitznauer Rigibahn von einem Felssturz bedroht worden. Auf 15 Meter Länge sind die Geleise mit einer meterhohen Schuttmasse bedeckt. Die Reisenden müssen umsteigen.
- Der seit Monatsfrist in Prag vermißte Musikalienhändler Roggaty aus Neapel wurde soeben in den Wäldern bei Königsal gefunden. Roggaty las eben das berühmte Werk des ungarischen Dichters Madach, "die Tragödie des Menschen". Einen Monat hindurch nährte er sich nur von Feldfrüchten.
- Ein großer Theil der Stadt St. Leonhardt in Kärnthen wurde am Dienstag durch eine Feuersbrunst in Asche gelegt; 23 Wohnhäuser sind niedergebrannt.
- Wie soeben aus Bern gemeldet wird, sind im Kanton St. Gallen zwei Schafherden im Schneesturm umgekommen. Auf den Bergen liegt der Schnee einen halben Meter hoch.
- Mittwoch nachmittags wütete, so berichtete der P. Lloyd, auf der Miskolcz=Kaschauer Strecke ein Orkan, und während des prasselnden Regens wurde es so finster, daß man nicht 5 Schritte weit sehen konnte. In diesem Wetter war der Eilzug Kaschau abgegangene der Lokomotivführer nahm während der Fahrt plötzlich wahr, daß ein einzelner Waggon dem Eilzuge mit höchster Geschwindigkeit entgegenkomme und schon ganz nahe sei. Es war ein Lastwagen, den der Sturm erfaßt hatte und auf der abschüssigen Bahn vorwärts trieb. Der Zusammenstoß war unvermeidlich, und man konnte auf dem Eilzuge nur bremsen, so daß die Carambolage nicht mit voller Kraft erfolgte. Der Lastwagen wurde zerschmettert, die Lokomotive blieb beinahe ganz unbeschädigt; die Trümmer kamen so glücklich zu liegen, daß keine Entgleisung geschah. Die Passagiere kamen mit dem bloßen Schrecken davon.
- Die Brüsseler Zeitungen greifen heftig die Regierung an und verlangen, sie sollte energisch in Paris wegen der Arbeiterhetze in den Nordprovinzen protestiren. Bis jetzt sind 400 belgische Arbeiter aus Lens, Lievin und Courriere ausgewiesen. Die französische Handelskammer von Brüssel erläßt auch einen Protest gegen das ungastliche Auftreten der französischen Arbeiter.
- Ein Katzenesser. Studiosus: "Willst du mit essen Elsa?" - Elsa: "Was ißt du denn?" - Studiosus: "Ein Katerfrühstück!" - Elsa: "Pfui, Karl, du ißt Katzen?"


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