No. 73
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. September
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 73 Seite 1]

              Den Gastwirthen und Krügern des Fürstenthums Ratzeburg wird hiermit die Führung eines Fremdenbuches zur Pflicht gemacht. In dasselbe ist der Name, der Stand jedes Fremden= sowie der Ort, von welchem er kommt, einzutragen. Wie den Gendarmen jederzeit Einblick in das Fremdenbuch zu gewähren ist, so ist am letzten jeden Monats Abschrift der Eintragungen des Monats der Großherzoglichen Landvogtei zuzustellen.
              Zuwiderhandlungen werden in jedem einzelnen Fall mit Geldstrafe bis zu 60 M. oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft.
              Schönberg, den 7. September 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.                           v. Blücher.


                  Der Hauswirthsanerbe Joachim Wiese ist heute zum Hülfspolizeidiener bestellt und als solcher vereidigt. Derselbe trägt als Abzeichen des Beamten (§ 359 des Strafgesetzbuches) eine rothe Binde um den linken Oberarm.
                  Schönberg, den 13. September 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


                  Seit dem 2. September bis heute sind 2 Cholera=Erkrankungen, eine mit tödtlichem Verlauf angemeldet.
                  Schönberg, den 14. September 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


        Nr. 21 des "Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" enthält:
  II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betreffend das Verfahren bei choleraverdächtigen Krankheitsfällen.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.


Die Kaiserin ist am 13. Sept. Nachts 3 1/2 Uhr in Potsdam von einer Prinzessin entbunden worden. Kaiserin und Prinzessin befinden sich wohl.
Nach der neuesten Meldung hat der Kaiser auch die Abhaltung der Kaisermanöver sowohl in Württemberg wie auch in Baden aufgegeben.
Auch die bayrischen Herbstmanöver werden in diesem Jahr in Rücksicht auf die Seuchengefahr unterbleiben. Nach einer Verfügung des bairischen Kriegsministeriums hat die angeordnete Einziehung von beurlaubten Mannschaften für die Manöver der ersten und fünften Division wegen der Choleragefahr zu unterbleiben, die manövrierenden Truppen sollen keine Biwaks beziehen, die Korps=Manöver dürfen nicht stattfinden. Ferner wurden die kommandierenden Generale ermächtigt, die Brigade= und Divisions=Manöver sofort abzubrechen, wofern der Gesundheitszustand der Truppen zu Besorgnissen Anlaß giebt. Bisher ist derselbe ein durchaus normaler.
In Metz fand am Sonntag mittag die feierliche Enthüllung des Denkmals Kaiser Wilhelms I. statt. Der Statthalter Fürst zu Hohenlohe, die Mitglieder des elsaß=lothringischen Ministeriums, der kommandirende General des XV. Armeekorps, General der Kavallerie Graf v. Haeseler, der Gouverneur von Metz, General der Infanterie v. Fischer, die gesammte Generalität, die Offizierkorps aus Metz, Fleck, und die Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden wohnten der Feier bei. Der Bezirkspräsident von Lothringen, Freiherr v. Hammerstein, übergab in feierlicher Rede das Denkmal der Stadt Metz, worauf der Statthalter das Zeichen zur Enthüllung gab. Unter Kanonendonner fiel die Hülle, während die Kapellen die Nationalhymnen intonirten und die Bataillons=Fahnen und die Banner der zahlreich anwesenden Vereine sich senkten. Bürgermeister Halm dankte und übernahm das Denkmal namens der Stadt. Alle Straßen sind festlich geschmückt. Die Betheiligung der Bevölkerung war eine außerordentlich lebhafte. Das Denkmal ist ein Meisterwerk und macht einen großartigen Eindruck.
Die russische Kaiserfamilie begab sich von Petersburg nach Iwangorod in Polen. Vorher ernannte der Czar den Eisenbahnminister Witte zum Finanzminister und den Geh. Rat Kriwoschein zum Eisenbahnminister.


- Schönberg. Es ist hier die Ansicht verbreitet, daß im Falle einer Choleraerkrankung in hiesiger Stadt der Erkrankte sofort in das vor der Stadt belegene Seuchenhaus transportirt würde. Dem ist nicht, sondern trifft nur in dem Fall zu, wenn in einem stark bewohnten Hause eine Isolirung des Kranken nicht möglich ist. Dahingegen wird an jedem Hause, in welchem sich ein Cholerakranker

[ => Original lesen: 1892 Nr. 73 Seite 2]

befindet, eine Tafel mit der Bezeichnung "Cholera" zur Warnung angebracht.
- Schönberg. Ein zweiter Cholerasterbefall ist am 13. d. im hiesigen Seuchenhaus eingetreten, indem der Bewohner desselben, Nachtwächter Clasen, an der Cholera verstorben ist. Clasen soll, trotz wiederholter Warnung, Obst und saure Milch gegessen haben, und sich dadurch, zumal er im Seuchenhause wohnte, wo am 1. Sept. die aus Hamburg zugereiste Frau an dieser Krankheit verstarb, erheblich schadete. Die Tochter des Clasen soll an einer anderen Krankheit leiden, wird aber als choleraverdächtig angesehen.
- Schönberg. Ein früher hier wohnhaft gewesener Arbeiter, der am Mittwoch Abend mit der Bahn von Hamburg ankam und sich angeblich unwohl fühlte, wurde sogleich in's Seuchenhaus geschickt, doch stellte sich am folgenden Morgen heraus, daß er nicht krank ist.
- An der Wasserscheu starb vor einigen Tagen der 17jährige Sohn eines in Cumberworth wohnenden englischen Farmers, Lindley Herbert. Vor 5 Jahren war er, sein Bruder und ein anderer Knabe von einem tollen Hunde gebissen worden. Einige Tage später wurden alle drei Knaben in die Pasteursche Behandlung gebracht. Frederik starb 5 Wochen darauf. Herbert blieb ziemlich gesund, bis er vor etwa 8 Tagen über Schmerzen in Armen und Beinen klagte. Am letzten Sonntag konnte er keine Flüssigkeit mehr trinken und am Montag brachen die Krämpfe aus. Die Aerzte hegten keinen Zweifel, daß der Knabe an der Tollwuth leide. Der Wahrspruch der Jury lautete: "Tod infolge von Wasserscheu infolge eines vor 5 Jahren von einem tollen Hunde erhaltenen Bisses."
- Einen ganz eigenthümlichen Anblick erlebte man kürzlich in einem englischen Hafen, wo Banknoten als Heizmaterial für einen Dampfer verbraucht wurden. Ganze 45 Säcke der anscheinend werthvollen Papiermasse wurden in die Oefen vor den entsetzten Augen der Heizer geworfen. Wie gern hätten sie eine Hand voll davon herausgeholt.
- König Karl XII. von Schweden eigenhändige Briefe sollen demnächst in Stockholm von Prof. Ernst Karlsson herausgegeben werden. Die Briefe sind vom Herausgeber im schwedischen Reichsarchiv, in den Archiven zu Moskau und vielen ausländischen Orten gesammelt. Viele Briefe sind von dem König an seine Schwester Ulrika Elenore, an Feldherren, Diplomaten und auch an Privatpersonen gerichtet.
- Jetzt wollen gar die Engländer eine Weltausstellung veranstalten und damit den prinzipiellen Weltausstellungsgegnern ihr bestes Exempel nehmen. Der "Ironmonger" schreibt: "Wenn man den von einigen Tagesblättern veröffentlichten Mittheilungen Glauben schenken darf, ist gegenwärtig ein Projekt im Werden begriffen, welches den Zweck hat, eine große Weltausstellung in London innerhalb der nächsten 2 oder 3 Jahre ins Leben zu rufen. Nach den Berichten der Tagesblätter ist das Projekt in kräftigen Händen und wird in seinen jetzigen Anfangsstadien mit großer Energie betrieben." Bekanntlich hat England seit 1851 keine Weltausstellung mehr veranstaltet. Der "Ironmonger", eines der angesehensten englischen Fachblätter, verhält sich auch zu dem neuen Projekt sehr skeptisch, ohne sich aber entschieden dafür oder dagegen auszusprechen. Am meisten scheint ihn die Erwägung zu fesseln, daß eine englische Weltausstellung den kontinentalen und amerikanischen Konkurrenten Englands dessen Geschäftsgeheimnisse preisgeben könnte. Sonstige Stimmen über das Projekt sind uns in der englischen Presse bisher noch nicht begegnet.
- Die Kundgebungen gegen die belgischen Arbeiter erneuern und vermehren sich im Grubenrevier Nordfrankreichs. In Lens, Lievin und Courrièrs wurden Fenster eingeworfen und Häuser zerstört, in denen belgische Arbeiter wohnten; mehrere Verwundungen waren die Folgen eines Handgemenges. Diese Vorkommnisse erregen großen Unwillen, da man glaubt, daß die französischen Behörden nicht energisch genug einschreiten.
Die Choleraepidemie ist geeignet, um das Verhältniß der verschiedenen Gesellschaftsklassen zu einander vielfach unter ungewohnten Gesichtspunkten betrachten zu lassen. Die Gemeinsamkeit der menschlichen Interessen verdrängt vorübergehend die Gleichgiltigkeit der Klassen und die Feindschaft der Parteien. In Hamburg haben bekanntlich die sozialdemokratischen Arbeiter auf Ersuchen der Behörden zweimal über die Cholera belehrende Flugblätter in allen Häusern der Stadt verbreitet.
- Das "Hamb. Echo" enthält furchtbare an russische Zustände erinnernde Einzelheiten über Wohnverhältnisse in dem keinesfalls eng bebauten Stadttheile Hammersbrok und fordert dringlich sofortige Staatshilfe für die Hungernden, da alle Privathülfe unzureichend sei. Wenn der Staat nicht sofort eingreife und unbeschränkten Notstandskredit gewähre, so werde der Hungertod zum Choleraelend hinzutreten. Am Freitag sind in Hamburg 63 nicht rekognoszirte Choleraleichen in einem Massengrabe beerdigt worden.
- Es ist interessant, zu hören, in welcher Weise sich die Wiener Aerzte, die von der Allgemeinen Rettungsgesellschaft nach Hamburg zur Hilfeleistung gesandt waren, vor Ansteckung hüteten. Sie aßen absolut nichts als leere Fleischbrühe und ein Stück gebratenes Fleisch, wozu sie Bordeaux und Selterwasser tranken. Im Spital, wo sie bei der Behandlung der Kranken wacker mit zugriffen, und auf dem Heimwege vor der gründlichen Desinfektion beobachteten sie jede mögliche Vorsicht und führten niemals die Hand zum Munde. Nach einem Bade, nach Kleiderwechsel und der Anwendung alle Mittel zur Desinfektion waren sie dann wohl nur guter Dinge, obwohl sie im Hotel, Restaurant und Kaffeehaus die einzigen, viel angestaunten Gäste waren.


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Anzeigen.

Zum Fundament eines neu aufzuführenden Hauses brauchen wir Feldsteine und nehmen solche hier ab gegen Erstattung von 3 Mark pro Cubikmeter unter Anrechnung der Anfuhr als Capitelfuhre. Jede Fuhre ist dem zuständigen Landreiter wie auch dem M. M. Herrn Schleuß hieselbst zwecks Anweisung des Abladeplatzes rechtzeitig zu melden.
Schönberg, d. 12. September 1892.

Großherzl. Mecklenburgisches Domainen=Amt
Cl. v. Oertzen.


In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der infolge desfalsigen Antrags beschlagnahmten, dem Hauswirth und Mühlenbesitzer Fritz Menz zu Palingen gehörigen und daselbst belegenen Vollstelle mit Wind= und Wassermühle c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. der Verkaufstermin auf

Freitag, den 7. Oktober 1892
Vormittags 11 Uhr,

2. der Ueberbotstermin auf

Freitag, den 11. November 1892.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) so weit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Freitag, den 7. Oktober 1892
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Dem Schuldener und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 9. Juli 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 73 Seite 3]

Torf=Auction.

Am Sonnabend den 17. Sept. d. J., Morgens 9 Uhr sollen

42 Mille Formtorf

auf dem Gr. Rüntzer Moore öffentlich meistbietend versteigert werden.
Carlow, 9. September 1892.

A. v. Linstow.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Sonnabend, den 17. September ds. Js. Vorm. 9 Uhr sollen auf der Feldmark Hof=Lockwisch (am Wege von Rupensdorf nach Lockwisch)

ca. 30 []R. Kartoffelpflanzung

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 10. September 1892.

                                                    Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Bekanntmachung.

Zur Bestreitung der Verwaltungskosten, Unterhaltung der Spritzen und Deckung der Brandschäden ist für das laufende Jahr ein Beitrag von Cl. Ia 25 Pfg., Cl. Ib 30 Pfg., Cl. II 40 Pfg., Cl. III 50 Pfg. für 100 M. der Versicherungssumme erforderlich.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften besonders angezeigt.
Schönberg, den 16. Septbr. 1892.

Direction der Feuer-Versicherungs-Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.


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Den geehrten Bewohnern Schönberg's und Umgegend mache ich die ergebenste Anzeige, daß mein Schwager, Herr Schneider Schröter, nicht mehr in meinem Geschäft mit thätig ist, und bitte, Aufträge sowie Bestellungen nur direkt an mich zu richten.

Achtungsvoll
                                                    R. Lange,
                                                    Schneidermeister.


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Hamburg, im September 1892.

                                                    Die Direction.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 73 Seite 4]

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Am Dienstag den 13. September, Nachmittags 2 Uhr entschlief nach kurzer Krankheit mein lieber Mann,

der Schulze P. Boy
zu Rottensdorf im Alter von 47 3/4 Jahre.
Dies zeigt betrübten Herzens an

                                                    Elise Boy
                                                    geb. Lenschow.

Die Beerdigung findet am Freitag d. 16. d. M. Mittags 12 Uhr vom Hause des Gastwirths W. Boeckmann statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 18. Sept.

Frühkirche: Consistorialrath Kaempffer.
Nachmittagskirche: Pastor Krüger.
     Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 38.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 73 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 73 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 16. September 1892.


- Die in Genua bevorstehende 400jährige Gedenkfeier der Entdeckung Amerikas durch Chr. Columbus verspricht nach den bereits getroffenen Vorbereitungen eine internationale und große zu werden. Ueber die Bedeutung der Entscheidung, wie über Columbus selbst bedarf es einer weiteren Auslassung nicht. Beides ist zur Genüge bekannt. Nur dürfte es von Interesse sein, einiges über die Schiffe zu erfahren, mit welchen der kühne Seefahrer die für ihn beinahe verhängnisvoll gewordene Fahrt unternommen. Es waren 3 Schiffe, sogenannte Carvellen, eine Art Handelsschiffe, welche die Namen führten "Santa Maria", "Nina" und "Pinto". Mit diesen 3 Schiffen ging bekanntlich Columbus am 3. Aug. 1492 von dem südspanischen Hafen von Palos aus in See und richtete zunächst seinen Cours süd=südwestlich nach den Canarischen Inseln, von denen aus er dann, westlich fahrend, auf dem kürzesten Wege die jenseits des Atlantik in all zu großer Entfernung vermutete Ostküste Asiens erreichen wollte. Die Abfahrt von den Canarischen Inseln zu der eigentlichen Entdeckungsfahrt erfolgte am 6. Sept. 1492 aus dem Hafen Gomera. Das größte Schiff von den Caravellen des Columbus war die "Santa Maria". Die Annahme, daß Columbus mit einer kleinen gebrechlichen Flotte in See gegangen sei, ist nicht zutreffend. Alle 3 Schiffe hatten vortreffliche nautische Eigenschaften, sie waren sehr sichre und schnelle Segler und dabei für damalig Verhältnisse außerordentlich stark gebaut. Die Bewaffnung der Caravellen bestand aus Lombarden und Springarden deren Anzahl und Aufstellungsart jedoch nicht näher bekannt ist.
- Die Columbusfeier in Genua nahm einen glänzenden Verlauf. Großartig gestaltete sich der am Sonnabend veranstaltete historische Festzug. Der König und die Königin sahen dem Festzug vom Balkon des königlichen Palastes aus zu. Die unten versammelte Volksmenge jubelte den Majestäten lebhaft zu. An dem Gala=Hofdiner zu 92 Gedecken nahmen die Minister, das diplomatische Korps, Senatoren, Parlamentsdeputierte, die Admirale und Generale, der Erzbischof und die Spitzen der Behörden theil.
- Die Schulen der pommerschen Stadt Pollnow statteten dem Fürsten Bismarck in diesen Tagen in Varzin einen Besuch ab. Der Altreichskanzler befand sich bei bester Laune und vorzüglicher Gesundheit und dankte zu wiederholten Malen für die ihm dargebrachten Ovationen.
- Die Brotpreise beginnen auch in Berlin zu sinken. Im Norden der Stadt verkauft man bereits 5 Pfd. reines Roggenweißbrot für 50 Pfg.
- In Mainz erschoß sich ein 18jähriger Kaufmann, weil seine Mutter ihm darüber Vorwürfe gemacht hatte, daß er sich bei einem Monatseinkommen von 50 M. einen Hut für 9 M. 50 Pf. angeschafft hatte.
- Auch in der Schweiz ist der Witterungswechsel ein sehr jäher gewesen. Kalter Regen und Schneefall brachte die Temperatur von 22 Gr. R. auf 10-12 Gr. herunter. Die Nacht vom 3. zum 4. Sept., schreiben die "Basl. Nachr.", brachte Schnee auf den Bergen des Berner Oberlandes und am 4. Sept., nachmittags, bedeckte eine dicke Schneeschicht die Weiden bis in die Waldregion hinab. Seither ist die Temperatur noch mehr gesunken. - 51 cm auf dem Säntis, so meldete der Telegraph vom Observatorium dem "St. Galler Tagebl." am 5. September. In St. Gallen schneite es zwar nicht bis in die Stadt hinunter, doch fiel Montag Mittag das Thermometer auf ganze 7 Gr. C. Der Schnee fiel im Waadtlande bis Caux hinunter und im Distrikt Aigle bis auf 1700 Meter Höhe. Am Mittwoch morgen zeigte das Thermometer in Vevey 12 1/2 Grad. Die Fremdenstation Montreux, Vevey, Lausanne strotzten von Fremden, welche rasch die Berge verließen; nicht um heimzukehren, denn dort erwartet sie die Cholera, sondern um in milderen Gegenden das Ende derselben abzuwarten. In Neuenburg fiel der erste Schnee am Sonntag nachmittag auf den Höhen, welche Locle, Ponilleret, Sommartel etc. umgeben.
- Neuer Schnee wird im ganzen Gebiet des deutschen und österreichischen Alpenlandes: im Chiemgau, in der Partenkirchener Gegend, im Algäu, im Salzkammergut, auf der Giselabahn, in den Steirer Bergen u. s. w.; die Zugspitze, der Wetterstein glänzen im weißen Mantel, der Untersberg ist bis unterhalb der Rositten und der Gaisberg bis nahe zur Zistelalpe mit neuem Schnee bedeckt.
- Vorsicht beim Verfüttern von frischem Heu und Stroh. Ebenso wie frisches Heu wird frisches Stroh von den Hausthieren meistens weit gieriger gefressen, wie altes, außerdem ist es bedeutend schwerer kaubar: beide Umstände geben aber leicht zu Blähkoliken Anlaß, besonders dann, wenn das frische Stroh noch als Häcksel mit Mehl= und Schrotbrei gemengt wird, oder an sehr hungrige, gierig fressende Thiere verabreicht wird. In Jahren, in denen das Getreide infolge der feuchten Witterung mit Rostpilzen stark befallen ist, ist die Gefahr des Auftretens von Koliken besonders groß. Ein zur Vorsicht mahnendes Beispiel der Verfütterung von frischen nicht vergohrenem Heu theilte vor einigen Jahren die "Chemiker=Ztg." mit: In der Nacht vom 24. Juli stellten sich bei den Pferden des Cirkus Lorch plötzlich ganz eigenthümliche Krankheitserscheinungen ein, die sich in totaler Rötung der Augen, heftigem Fieber und höchst unregelmäßigem Herzschlag äußerten. Die thierärztliche Diagnose lautete auf das Vorhandensein eines "Heugiftes." Von dreißig Pferden gingen neun zu Grunde. Der Verdacht fiel auf das junge Heu, in welchem durch Gährung giftige Aminbasen entstanden sein konnten und wurden deshalb Fütterungsversuche mit Anatomiepferden in Zürich gemacht. Das Resultat war ein positiv beweisendes.
- Die Ackergeräthe vor Rost zu schützen. Bei Eintritt des Winters, wenn Geräthe unter Dach gebracht werden sollen, bestreiche man die Eisenseite desselben mit einem Gemisch von drei Theilen Speck und einem Theile Harz, welche zusammenzuschmelzen sind. Die Mischung wird warm mit einer Bürste oder einem Lappen aufgerieben.
- Ueber die diesjährige Ernte in Bayern sagt ein amtlicher Bericht, daß die Getreideernte trocken eingebracht und Quantität und Qualität derselben meist vortrefflich ist. Der zweite Wiesenschnitt, die Kartoffeln, das Sommergetreide, Hülsenfrüchte, Zuckerrüben und Futterpflanzen wurden durch die Hitze im August, besonders in den Hochländereien, beeinträchtigt, der jetzige Landregen begünstigt indes die Hoffnung auf eine Mittelernte. Die Trockenheit schadete auch dem Beginn der Wintersaat. Die Hopfenpflücke ist vielfach infolge Kupferbrandes ertraglos. Der Stand des Tabaks ist günstig. Die Trauben sind in der Quantität zurückblieben, die Qualität ist aussichtsreicher.
- Am Sonntag nachmittag wurde Oberlandesgerichtsrath Auer in einem Altwasser der Isar bei Landshut in Bayern tot aufgefunden und ans Land gebracht. Plötzlich eingetretene Umnachtung scheint den allgemein beliebten und hochgeachteten Beamten in den Tod getrieben zu haben.
- Der Stand der Cholera in Rußland ist der bekannte, dagegen soll sie in Persien erloschen sein. In der Hauptstadt Teheran sind 13 000 Personen gestorben, im ganzen Lande an 30 000.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 73 Seite 6]

- Ein Kirchenfest der Taubstummen hatte am Sonntag über 2000 Taubstumme aus allen Theilen der Mark nach Berlin geführt. Am Vormittag besichtigten die fremden Taubstummen das Haus, welches im Februar die Berliner Taubstummen aus eigenen Mitteln erworben haben. Um 12 Uhr begann dann in der Dorotheenstadt=Kirche der Festgottesdienst. Schönberger predigte in der Zeichensprache über das Evangelium des Tages, das von der Heilung des Taubstummen handelt.
- "Das ist eine Krankheit für kleine Leute", so erklärte dieser Tage wörtlich eine Dame in Hamburg, als von der Cholera die Rede war, "wir kümmern uns nicht darum", und gleich darauf vereinbarte sie mit ihrer Köchin einen Küchenzettel, auf dem u. a. rote Grütze mit roher Rahmmilch und nachher zum Braten Gurkensalat figurirten. Das Kleinmädchen genoß nichts von den gefährlichen Speisen und wurde deshalb von der Köchin verspottet. Die Dame, die Köchin und die Mutter sind bereits begraben.
- In der Nacht zum Montag wurde der Zimmermeister Gosau von Hamburg in Uhlenhorst auf der Verbindungsbahn entsetzlich verstümmelt gefunden. Er ist zweifellos durch einen Eisenbahnzug überfahren. Der Kopf lag drei Schritte vom Rumpfe entfernt. Es ist bisher unaufgeklärt, ob ein Verbrechen oder ein Selbstmord vorliegt.
- Das Schloß Renella bei Siena dei Greci wurde von einer 17 Mann starken Banditenbande überfallen, welche den Eigenthümer, Baron Tora, verschleppen wollten. Derselbe, von seinen Dienern rechtzeitig gewarnt, flüchtete nach Palermo. Die Banditen plünderten das Schloß und zündeten mehrere Gebäude an. In Singanella in der römischen Campagne wurde der Gutsbesitzer Norili von Banditen ermordet.
- Die Schülerin einer höheren Schule in Potsdam hatte täglich von Hause Kaffee in einer Flasche mit zur Schule bekommen. Aus Versehen erhielt sie kürzlich aber Rum statt des Kaffees und nahm in der Schule einen so tüchtigen Schluck davon, daß sie der Lehrer wegen Trunkenheit nach Hause schicken mußte.
- Die Hölle der Russen. Ein russischer Feldpope schilderte vor dem Abmarsche seines Regiments nach dem Kriegsschauplatze die Qualen der Hölle, welche den Feigling erwarten, mit den Worten: "Da werdet ihr bis am Halse im Branntwein stehen, ohne nur einen Tropfen davon genießen zu dürfen!"
- Nach Jerusalem ist Ende August die erste Lokomotive gekommen. Der "Köln.=Volksztg." wird aus Jerusalem vom 24. August über den Eindruck, den dieses Ereigniß auf die dortige Bevölkerung gemacht, folgendes geschrieben: Am vergangenen Sonntag strömte viel Volk aus dem Jaffa=Thore in der Richtung nach Bethlehem. Dort wird, nicht weit von der Niederlassung der deutschen Templer und der Straße nach Bethlehem, der neue Bahnhof für die in nicht ferner Zeit zu eröffnende Eisenbahn von Jaffa nach Jerusalem angelegt. Am genannten Tage war die Lokomotive nach der heilg. Stadt gekommen, um sich vorzustellen und den Beweis zu liefern, daß es mit der Ausführung des lange entworfenen, viel besprochenen und von Schwierigkeiten jeder Art umgebenen Planes wirklich Ernst sei. Die Lokomotive wollte jeder sehen. Welch sonderbares Ungethüm hier in der Nähe der hlg. Stadt! Wie befremdet blickten die mittelalterlichen Mauern, die Türme und Spitzen von Zion zu dem qualmenden und schnaubenden Ungeheuer hinüber. Die Araber und Türken, Christen und Juden, die Bauern und Beduinen betrachteten mit unsäglicher Neugirde die rollende, dampfende Maschine. Sie ging vorwärts und rückwärts, sie zog ein paar Wagen hinter sich her: und doch bemerkte man kein Pferd, keinen Esel und kein Kameel, welche sie in Bewegung gesetzt hätten. Das war wunderlich! Eine uralte Jüdin, welche noch nie über das Weichbild von Jerusalem hinausgekommen war, sah das Ding mit neugierigem Schrecken und sagte, der Teufel stecke darin. Ein Haufen wilder arabischer Rangen näherte sich beherzt dem Unthiere, es besser zu betrachten. Da stieß es einen heulenden Ton aus und zischte und spie nach links und rechts, spritzte Wasser und Dampf, stöhnte und wirbelte Qualm auf. Die Jungen fuhren entsetzt zurück. "Ma schah Allah," schrie man. "Was will doch Gott! Das ist der Satan!"
- Ein sehr teures Rebhuhn zu verspeisen, diesen Genuß leistete sich, wie die "K. Allg. Ztg." erzählt, unfreiwilligerweise ein Sonntagsjäger in Königsberg in Preußen. Derselbe ging vor wenig Tagen auf die Jagd, erlegte auch ein Rebhuhn und verfolgte dann das aufgeflogene Volk. Als dasselbe wieder aufschwirrte, schoß der Schütze noch einmal und traf - ein auf der Weide befindliches Pferd. Das Pferd mußte getötet werden. Der Schadenersatz belief sich auf 240 Mk.
- In einer würtembergischen Oberamtsstadt wurden nach der "Deutschen Lehrerztg." kürzlich bei einer Schulprüfung die Kinder beauftragt, als statistische Aufgaben Briefe an wirklich vorhandene Personen, Brüder, Schwestern u. s. w. zu schreiben und darin Todesnachrichten, Unglücksfälle, Zahlungsmahnungen und dergl. anzubringen. Um den Schülern auch die äußere Form der Postvorschriften geläufig zu machen, ließ man die Briefe adressieren; sie legten die Briefe in die Umschläge und gaben sie dem Schulinspektor zur Beurtheilung. Der Schulinspektor nahm die Briefe, ließ sie aber aus Versehen im Pfarrhaus auf dem Pult des Pfarrers liegen, von wo sie wieder aus Versehen, d. h. in der Vermuthung, Korrespondenzen des Pfarrers vor sich zu haben, der Amtsbote aufs Postamt trug und zur Bestellung übergab. Die Zahl ergötzlicher, aber auch trauriger Folgen, die der Fall hatte, läßt sich ermessen. Alle Bemühungen des Lehrers, die Briefe zurückzuerhalten, waren vergebens; sie hatten alle ihren Weg, einer sogar nach Amerika ein anderer nach Australien gemacht.
- Eine schöne "Waldgeschichte", die kein Jägerlatein sein soll, sondern als durchaus wahr, verbürgt wird, erzählt eine Berliner Korrespondenz: In einem zur Oberförsterei F. in S. gehörigen Waldgebiet deuteten alle Anzeichen auf ein außergewöhnlich starkes Auftreten der Raupen hin, so daß der Förster Sch. aus P. sich schleunigst an einen ihm bekannten Lieferanten von Raupenleim wandte und eine größere Sendung davon in Auftrag gab. Der Fabrikant, in Ostpreußen wohnhaft, hatte dem Förster Sch. schon manche schöne Ordre zu verdanken und glaubte sich daher besonders erkenntlich zeigen zu müssen. Er fügte dem großen Faß Raupenleim noch ein kleines Fäßchen bei und schrieb dem Förster, daß er das kleine Faß seiner ganz besonderen Beachtung empfehle "Aha" - dachte unser Forstmann - "eine besonders gute Qualität von Raupenleim!" und er ordnete an, daß der Inhalt des kleinen Fasses für die besonders heimgesuchte westliche Hälfte seines Reviers benutzt würde. Der Forsteleve, dem die Fässer zur weiteren Anweisung übergeben waren, rief drei alte Holzarbeiter heran, übergab ihnen die beiden Fässer des Raupenleimfabrikanten und ordnete an, daß am anderen Tage in der Frühe die Bäume in gewohnter Weise ringförmig mit dem Inhalt der Fässer bestrichen wurden. Die Arbeiter thaten, wie ihnen anbefohlen, und meldeten nach einiger Zeit, daß der ganze Raupenleim "verschmiert" sei. Am anderen Tage erschien der Oberförster von St. bei dem Förster Sch., um mit diesem einen Rundgang durch das Revier zu machen. Als sie sich der westlichen Hälfte näherten, bemerkten Sie die Leimringe an den Bäumen, die eine auffallend Schwarze Färbung hatten. Beide traten näher, untersuchten den Raupenleim, erst mit den Augen, dann mit den Fingern, schließlich mit der Zunge, dann brachen sie in ein schallendes Gelächter aus. Zum ersten Mal, so lange ein deutscher Wald bestehen mag, war hier zum Schutz gegen die Raupen - echter russischer Kaviar benutzt worden. Der Leimfabrikant hatte dem Förster ganz unter der Blume ein kleines Präsent machen wollen und ihm ein Faß Kaviar "zur ganz besonderen Beachtung zugeschickt. Die Arbeiter, denen Kaviar und Raupenleim "Alles eine Schmiere" war, hatten nur die Anordnungen ihres Vorgesetzen auszuführen. Drei Tage lang frühstückten die Forstleute im Walde und schmierten sich Kaviar von den Bäumen auf ihre Semmeln. Das war wirklich einmal "Kaviar fürs Volk!"


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