No. 98
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. Dezember
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1891 Nr. 98 Seite 1]

Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Arbeiter Marius Baumgarten, geboren am 1. April 1849 in Odense in Dänemark, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichtsgefängniß zu Schönberg i. M. abzuliefern:
Neustrelitz, den 5. December 1891.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.

Beschreibung. Alter: 42 Jahre. Statur: groß und schlank. Haar: dunkelblond. Nase: lang. Gesicht: blaß, länglich. Bart: dunkelblonder kurzer Vollbart. Kleidung: alter brauncarrirter Jacketrock, rothbraune gestrickte Jacke, alte schwarz=blaue Hose, Schuhe mit Gummizügen, schwarzer runder Hut. Besonderes Kennzeichen: auf dem rechten Auge ein Auswuchs.


Holz=Auction Nr. 3.

Am Donnerstag, den 17. December, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden:

Aus den Duvenester Tannen.

    121 Stück Kiepentannen = 28,28 Festmeter,
      26 Stück Kiefernstangen I. und II. Cl.,
      40 Rmet. kiefern Kluft,
    120 Rmet. kiefern Knüppel,
      80 Rmet. kiefern Rodestämme,
ca. 10 Fuder kiefern Pollholz,
Schönberg, den 6. December 1891.

                                                    Der Oberförster.
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 4.

Am Dienstag, den 22. December, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Schmidt zu Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

A. bei beschränkter Concurrenz.
1. Aus dem Bahlen.

    3 Fuder eichen Reiser,
    2 Fuder buchen Durchforstholz III. Cl.,
  33 Fuder Reiser,

2. Aus dem Garrenseerholz (Priestertannen).

  60 Rmet. Nadelholz Kluft u. Knüppel,
  18 Rmet. Rodestämme,
    4 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
  32 Fuder Reiser,
  11 Fuder buchen Reiser,
  21 Fuder birken Wadelholz III. Cl.,
  10 Fuder aspen Wadelholz II. Cl.,
    3 Fuder Nadelholz Durchforstholz II. Cl.,

B. bei freier Concurrenz.
Aus dem Seebruch und Garnseerholze.

199 Stück kiefern Bauhölzer pp. = 163,43 Fstmt.
Herr Förster Möller=Schlagbrügge ertheilt auf Verlangen nähere Auskunft.
Schönberg, den 14. December 1891.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Am Sonntag, den 20. December d. Js., Nachmittags 2 Uhr, sollen in Cronscamp an Ort und Stelle die Nachlaßsachen der verstorbenen C. Jahns geb. Schmidt zu Cronscamp öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

Kleider- u. Eckschrank, Commode, Tisch, Koffer, Schmucksachen und diverses Tischzeug.
Sabow, den 14. December 1891.

                                                    J. Schmidt.


Große
Wall= u. Haselnüsse
empfiehlt                                                    
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Zur reichhaltigen
Weihnachts=
Ausstellung
ladet freundlichst ein                          
                                                                        Emil Hempel,
Schönberg.                                                    Buchbinder.


Meine
Weihnachts=Ausstellung

erlaube ich mir hiermit einem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum ergebenst anzuzeigen.

                                                    Ww. Greiff, Conditor.


Bibel, Gesangbücher, Jugendschriften, Kochbücher, Bilderbücher
empfiehlt in großer Auswahl                                                    
                                                                        Emil Hempel,
Schönberg.                                                    Buchbinder.


      Tannenbaumlichte,
      Tannenbaumleuchter,
      Tannenbaumschmuck,
      Tannenbaumkakes
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Grüne Erbsen
welche gut brechen, empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 98 Seite 2]

Weihnachts-Ausstellung.

Den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend erlaube ich mir ganz ergebenst anzuzeigen, daß ich meine diesjährige Weihnachts-Ausstellung eröffnet habe und empfehle eine große Auswahl Confitüren, Marzipan und Tannenbaum=Cakes. Außerdem empfehle verschiedene Sorten Pfeffernüsse, und allerfeinstes Backwerk. Marzipan-Torten werden zu jedem Preise täglich frisch angefertigt. Marzipan im Ausschnitt billiger. Um geneigte Abnahme bittet

Hochachtungsvoll
                                                    H. Freitag,
                                                    Bäcker & Conditor.


Reichhaltiges Lager
von
Gold-, Silber-,
Corall- & Granat-Schmucksachen.
C. Roepstorff,
Goldschmied, Schönberg i. M.
    Versilberte u. vergoldete
Neusilber-Waaren.
Bestecke, Tafelgeräthe.
Spezialität:
Trauringe in jeder Stärke u. Preislage.


Meine diesjährige
Weihnachts-Ausstellung

habe ich eröffnet und bitte das geehrte Publikum
mich mit Ihrem werthen Besuche zu beehren.

Frauen zum Hausieren schicke ich nicht.
                                                    L. Jähnig, Conditor.


Weihnachts-Geschenke
für Damen, Herren und Kinder.
Größte Auswahl,             billigste Preise.
Glocksien & Evers.
Lübeck, Schlüsselbuden 20.


Neue französische Wallnüsse, sicilianische Haselnüsse, Traubenrosinen u. Krachmandeln, Sevilla und Smyrna=Feigen
empfiehlt billigstens

                                                    Aug. Spehr.


Echt englischen Syrup,
sowie sämmtliche Gewürze
zu Pfeffernüssen empfiehlt billigst                                                    
                                                    H. Büchmann.


Kanarienhähne,
Harzer Roller, à 3 M. und Weibchen à 50 Pfennig (Mecklenburg).
verkauft                                                    
                                                    D. Hempel.


Zur
Weihnachts=
Ausstellung
in Christbaumsachen u. Gelegenheitsgeschenken, sowie in Jugendschriften, Bilderbüchern in reicher Auswahl
ladet freundlichst ein                                                    
                                                    M. Schmalfeldt.
                                                    Sabowerstraße 45a.


Mit dem heutigen Tage habe ich meine
Weihnachts-Ausstellung
eröffnet und empfehle alle Sorten                          

Tannenbaum-Confect, das billigste 100 Stck. für 1 Mk., ferner alle Sorten Kuchenwaaren, braune, weisse, u. Makronen-Nüsse, Marzipan im Anschnitt, Tafel-, Puder-, u. Malzchocolade und entölten Cacao.

Zum Besuch ladet freundlichst ein                                                    
                                                    H. Wolgast,
                                                    Bäckermeister.


Flechtenkranke

versäumen nicht, das von Rolle, Hamburg, St. Pauli, Neuer Pferdemarkt 16, herausgegebene und nur daselbst zu beziehende Buch zu lesen. Preis M. 1,50.
Bitte um gefl. Uebersendung von Medicamenten Ihres Apothekers für meine Tochter und für meinen Sohn. Bei meiner Tochter ist das Gesicht zum theil abgeheilt, nur auf den Armen zeigen sich noch einige Stellen, welche aber auch mehr und mehr verschwinden, auch bei meinem Sohn sieht es gut aus, nur will es bei ihm nicht so schnell gehen.
Hochachtungsvoll S. Schmidt, Büttel pr. St. Margarethen.


Seifenstein
kräftig und hart, empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Heinr. Böckmann, Bandagist.


Empfehle mich zum Schneidern, sowie zu allen vorkommenden Näharbeiten.

                                                    C. Badstein.


Wer hilft auch in diesem Jahre den Fremdlingen auf der Verpflegungsstation und Herberge zur Heimath eine Weihnachtsfreude zu bereiten? Gaben an Geld und Kleidungsstücken erbittet bis zum 22. d. M.

                                                    Georg Krüger, P.


Heute Morgen 3 Uhr entschlief sanft in den Herrn mein lieber Vater, der Hauswirth

Heinrich Meyer in Törpt.

Dieses zeigt tiefbetrübten Herzens an

                                                    Heinrich Meyer.

Törpt, den 14. November 1891.
Die Beerdigung findet am Sonnabend, den 19. d. Mts., Mittags 12 Uhr statt.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 98 Seite 3]

Zu den Festbäckereien empfehle
besten engl. Syrup,
ff. gestossene Raffinade,
Sultana- und Eleme-Rosinen,
süsse und bittere Mandeln,
Citronen, Succade, Pomeranzenschale,
sowie sämmtliche Gewürze
A. Wigger Nachfolger.


Conditorei u. Marzipan-Fabrik
von

Lübeck, Breitestraße
Ecke der Hüxstr.
J. G. Niederegger, Lübeck, Breitestraße
Ecke der Hüxstr.
empfiehlt einem hiesigen wie auswärtigen Publikum seine diesjährige reichhaltige
Weihnachts-Ausstellung
in großer Auswahl von
Marzipan und Tannenbaum-Confecten.
NB. Die Ausstellung befindet sich in der ersten Etage.


Zu einer Weihnachtsbescheeung für arme Kinder erbitten wir freundlichst Gaben aus der Gemeinde und ersuchen, solche uns gütigst bis zum 22. d. Monats zukommen zu lassen.

                          Kaempffer.             Krüger.
Schönberg, den 7. December 1891.                                                    


Meine diesjährige                          
Weihnachts-Ausstellung,

zu welcher ich hierdurch ergebenst einlade, enthält eine schöne Auswahl billiger

Photographie- u. Schreibalbums, Cigarrentaschen, Portemonnaies, Schreibmappen, Schreibzeuge u. s. w., sowie Jugendschriften, Bilderbücher, Gesangbücher, Bibeln, Kochbücher u. s. w. u. s. w.

                                                    C. Sievers,
                                                    Buchbinder.


Christbaum -
Confect

Kiste 440 Stück, reichhaltige Mischung M. 2.80, Nachnahme. Bei 3 Kisten 1 Präsent.

Friedrich Fischer, Dresden-N. 12.


Feinsten engl. Syrub
Succade, Orangeat, süsse und bittere Mandeln, Potasche, beste Eleme-Rosinen in schönster frischer Frucht empfiehlt billigstens
                                                    Aug. Spehr.


Eröffnung
der
Weihnachts-Ausstellung
bei
Heinr. Pagels,
Lübeck, Breitestr. 93.
Die Ausstellung bietet viele
interessante Neuheiten
in allen Preislagen.


Grosse Auswahl von:
Photographiealbum, Schreibmappen, Brieftaschen, Cigarrentaschen, Portemonnaie
empfiehlt billigst
                                                                        Emil Hempel,
Schönberg.                                                    Buchbinder.


Neu! Patent-Ziethern

(neuverbessert). Thatsächlich von jedem in 1 Stunde nach der vorzüglichen Schule ohne Lehrer erlernbar (unübertr.) Größe 56x36 cm. 22 Seiten. "Ton" wundervoll, hochfein gearbeitet. (Pracht=Instrument) Pr. nur M. 6,00 m. Schule etc. gegen Nachn.

                                                    O. Miether, Vers.=Geschäft,
                                                    Hannover 5.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 98 Seite 4]
Diedrich Tesschau, Lübeck,
Breitestraße 24
empfiehlt als praktische Weihnachts-Geschenke:
Tischmesser und Gabeln,
Neuheiten mit
Perlmutt, Hirschhorn= und Rehkronen=Heften, außerordentlich billig.

120 Dutzend Tischmesser
mit weißen Heften stehen zu 6 Mk. zum Ausverkauf. Bei 10 Dtz. 16 2/3 % Rabatt.
Taschenmesser u. Scheeren
in unübertroffener Auswahl, zu jedem Gebrauch, für jeden Zweck und Beruf.
Alleinverkauf der neuesten Patentscheeren.

Rasiermesser und Barthobel
haarscharf abgezogen, fertig zum Gebrauch. Rasirbestecke, Streichriemen, Pinsel, Seife,
Haarscheeren, Rasirgeschirre, Barbierkasten.
    Versilberte Bestecke.
Gabeln, Eß= u. Caffee=Löffeln, Tischbestecke. Vorschneidemessr, Fruchtmesser. Brot=, Butter= u. Käse=Messer. Menagen u. s. w.
Baro= und Thermo=Meter,
sehr billig unter Garantie.
Schlachterbestecke und Schlachterstähle.
Uhrketten für Schlachter, Messer.
Messer und Scheeren
für Gärtner und Gartenliebhaber.
Brotschneide- u. Fleischhack-Maschinen.
Revolver. Pistolen.
Schiessbedarf.
Schlittschuhe
von den einfachsten bis zu den feinsten vernickelten Kunstläufern.


Grosse
Spielwaaren-Ausstellung
in den verschiedensten Kinderspielzeugen, darunter
Puppen in besonders grosser Auswahl.
Schmucksachen, als Broschen, Armbänder, Ohrringe, Collier, Kämme und Ringe. Lederwaaren, als Portemonnais, Cigarrentaschen, Visitenkartentaschen, Handtaschen, Brieftaschen, Taschenbücher, sowie Herren= und Damen-Uhrketten in Talmy und Nickel in den feinsten Mustern. Album, Fächer, Scheeren, Taschenmesser, Vasen, Nippsachen und dergleichen mehr,
welche persönlich auf der Leipziger Messe, Berlin, Sonneberg, in Thüringen und Böhmen eingekaft habe, wodurch ich in der Lage bin, zu wirklich billigen Preisen abgeben zu können.
                                                    H. Brüchmann.


Große
Weihnachts-Ausstellung
P. Hagen,
Bäckerei= und Conditorei.


Statt besonderer Meldung.
Wilhelmine Oldörp
Bernhard Greiff
Verlobte.
Schönberg i. M.                                                    Wismar.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 98 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 98 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 15. December 1891.


Prinz Albrecht von Preußen hat der Versuchung nicht widerstehen können, sich Paris, wenn auch nur flüchtig, wieder einmal anzusehen. Er hat, wie der "National=Zeitung" gemeldet wird, am Donnerstag in Begleitung des Legationsraths v. Schoen eine Fahrt durch Paris gemacht. Die auf 11 Uhr Vormittags angesetzte Reise nach Lissabon wurde verschoben und der Prinz hat erst am Abend mit dem Schnellzuge die Reise nach der portugisischen Hauptstadt fortgesetzt.
Im deutschen Reichstage begann am Donnerstag bei gutbesetztem Hause und überfüllten Tribünen die erste Berathung der neuen Handelsverträge. Reichskanzler von Caprivi legte in sehr ausführlicher Rede die Motive der verbündeten Regierungen für den Abschluß der neuen Verträge dar. Zweifellos hätten die Schutzzölle ihr Gutes gehabt, aber sie hätten auch die hochentwickelte deutsche Industrie schließlich in ihrer Bewegung gehindert. Wenn überhaupt etwas dagegen hätte geschehen sollen, hätte es jetzt geschehen müssen. Die Regierung wisse es recht wohl, was sie der Landwirthschaft schuldig sei, sie müsse aber auch die Gesammtinteressen des Reiches im Auge haben. Die Landwirthschaft werde übrigens keinerlei nennenswerthe Nachtheile von den Verträgen haben. Der Kornzoll von 5 Mark sei eine Kraftprobe gewesen, welche eben das Land nicht habe aushalten können. Die Annahme der Verträge werde Deutschland auf seiner wirthschaftlichen Höhe erhalten, die Ablehnung aber einen grenzenlosen Nothstand herbeiführen. Abg. Reichensperger (Ctr.) betont, daß der Reichskanzler sich im Einvernehmen mit der Volksstimmung befinde. Auch die Centrumspartei werde fast einstimmig für die Verträge stimmen. Die Agrarier sollten froh sein, daß bei der heutigen Teuerung überhaupt noch ein Theil der Zölle erhalten bliebe. Es hätte leicht ganz anders kommen können. Keine Partei könne die Verantwortung für eine Ablehnung der Verträge übernehmen. Abg. Graf Kanitz (kons.) bekämpft die Verträge, weil die deutsche Landwirthschaft zu schweren Nachtheil davon haben würde. Die Landwirthschaft sei mit einer Suspension der Zölle für einige Jahre einverstanden, nur möge man die Zölle nicht gleich für zwölf Jahre festlegen, weil ja doch niedrige Getreidepreise möglich seien, unter welchen keine Landwirthschaft bestehen könne. Das Korn werde doch nicht billiger werden, wohl aber die Konkurrenz für die Landwirthschaft größer. Redner wird gegen die Vorlage stimmen.
Reichskanzler von Caprivi hat dem Reichstage noch für die gegenwärtige Session eine Novelle zum Unterstützungswohnsitz=Gesetz angekündigt.
Die Weihnachtsferien des Reichstages sollen, wie in der jüngsten Sitzung des Senioren=Konvents verlautete, am 18. d. Mts. beginnen und bis zum 12. Januar dauern.
Die Drucklegung der neuen Lehrpläne, Lehraufgaben und Prüfungsordnungen ist, wie die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" versichert, bereits im Zuge. Die Veröffentlichung derselben werde erfolgen, sobald die kgl. Ermächtigung dazu eingeholt sei.
Eine große Menge Getreide lagert gegenwärtig unverzollt in deutschen Transitlagern, um nach Ermäßigung der Zollsätze in Folge der neuen Handelsverträge am 1. Februar zu den ermäßigten Beträgen verzollt werden. Wie die "freisinnige Zeitung" von zuverlässiger Seite erfährt, werden die ermäßigten Beträge auf alles Getreide dieser Art, also auch russisches und rumänisches, Anwendung finden. Ein besonderes Gesetz wird zu diesem Zweck erlassen werden.
Es ist Thatsache, daß zwischen den Vereinigten Staaten von Nordamerika und dem deutschen Reiche ein Handelsabkommen dahin vereinbart ist, daß Deutschland die niedrigen Zollsätze für Getreide gewährt, die Vereinigten Staaten dagegen freie deutsche Zuckereinfuhr. - In der Botschaft, welche Präsident Harrison dem soeben in Washington zusammengetretenen Congreß zugehen ließ, wird bereits eine Andeutung in dieser Richtung gemacht.
Die offiziöse "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hat am Dienstag eine Serie von Artikeln eröffnet, in denen betont wird, daß von einer grundsätzlichen Rückkehr zum Freihandel keine Rede sein könne. Daß aber das Handelsvertragssystem mit Oesterreich=Ungarn, Italien, Belgien und der Schweiz doch eine grundsätzliche Bedeutung habe, sei klar und liege darin, daß Deutschland, das in wirthschaftlicher und sozialpolitischer Beziehung die Fügung in Mitteleuropa habe, darüber wachen müsse, daß der berechtigte Schutz der nationalen Arbeit nicht in eine Absperrung fremder Nationen vom Mitbewerb auf dem Markt der anderen übergehe. Es sei ein Anderes, der heimischen Arbeit die ihr nothwendigen Bedingungen der Existenz und der Prosperität sichern zu wollen, und wieder ein Anderes, den Ausschluß der Producte fremder Arbeit vom eigenen Markt anzustreben. Es bestehe ein wesentlicher, und zwar ein tiefer Gegensatz zwischen dem Protektionismus und dem Prohibitionismus, wie zwischen dem ersteren und dem Freihandel. Deutschland, als dem führenden Factor, habe die Verpflichtung obgelegen, einer Tendenz entgegenzuwirken, deren andauernde Herrschaft schließlich eine Gefährdung des Schutzes der nationalen Arbeit im Gefolge hätte haben müssen.
Ueber die Frage der zweijährigen Dienstzeit macht jetzt nachstehende offiziöse Notiz durch die Presse die Runde: "In den Blättern wird man nicht müde, Meldungen bezüglich der zweijährigen Dienstzeit zu machen. Wir können wiederholt nur dringend anraten, in dieser Beziehung keine allzu großen Hoffnungen zu hegen. Die Frage ist und bleibt eine durchaus offene, obschon die Regierung nicht abgeneigt ist, ihr näher zu treten. Dies aber ist auch das allein Thatsächliche. Zur Zeit sind ebenso gewichtige Stimmen für, wie gegen die zweijährige Dienstzeit. Man spricht davon, daß im Laufe des künftigen Sommers Beratungen von Sachverständigen über die Frage stattfinden sollen."
Dem Reichstag sind nicht weniger als 632 Bittschriften mit 12 204 Unterschriften aus allen Theilen Deutschlands zugegangen, in denen um die Einführung der falkulativen Feuerbestattung gebeten wird.
Im bayrischen Landtag ist eine Forderung der Regierung für Erwerbungen, Ergänzungen und Neubauten bei den Staatseisenbahnen im Betrag von 31 Millionen Mark vorgelegt worden.
In Bayern eröffnete die freisinnige Partei eine Agitation zur Aufhebung des Invaliditäts= und Altersversicherungsgesetzes.
Wie die "Hamburger Börsenhalle" meldet, werden die Reichs=Postdampfer der Ostafrika=Linie, statt wie bisher zur Delagoabay, vom 1. Januar ab bis Natal gehen.
Von Wien aus sind Delegirte in diesen Tagen in Berlin gewesen, um mit dem deutschen Reichskanzleramt in der Angelegenheit der Vereinsthaler österreichischen Gepräges in Fühlung zu treten. Wie gemeldet wird, läßt das Ergebniß dieser Besprechung die Fortsetzung der Verhandlungen erwarten.
Alle Bemühungen der beiden Präsidenten der schweizer Kammern, den Bundespräsidenten Welti zur Zurücknahme seiner Demission zu bewegen, blieben erfolglos; diese ist nun endgiltig. Die Führer der radikalen Partei schlagen zum Nachfolger Weltis Zemp=Luzern, das Haupt der katholisch konservativen Partei vor.
Im vorigen Jahre wurden in Frankreich 9000 Mann Rekruten weniger eingestellt, als nach dem Gesetz eingestellt werden sollten, weil die Zahl der vorhandenen jungen Leute nicht genügte. In diesem Jahre beträgt der Rekruten=Ausfall schon 21 000 Mann.
In der Madeleinekirche in Paris fand am Mitt=

[ => Original lesen: 1891 Nr. 98 Seite 6]

woch die Trauerfeier für den Kaiser Dom Pedro statt. Nach derselben erfolgte die Ueberführung des Sarges zum Orleans=Bahnhof. Der Leichenwagen war von 8 Pferden gezogen und von Kämmerern in Gala=Uniform umgeben. Die definitive Beisetzung erfolgte bekanntlich in Lissabon. Von Deutschland begab sich Prinz=Regent Albrecht im Auftrage des Kaisers zur Beisetzung Dom Pedros nach Lissabon.
Die Russische Correspondenz meldet, der Zar habe während der letzten Eisenbahnfahrt zwischen Livadia und St. Petersburg auf einer Station den Zug verlassen wollen, noch ehe derselbe zum Stillstand gebracht war und habe sich bei dieser Gelegenheit den rechten Fuß verstaucht.
- In Petersburg fand am Dienstag im Winterpalais das Georgsritterfest statt. Das Bankett für die Ordensritter unterblieb, da die für die Hoffestlichkeiten ausgeworfenen Summen den Nothleidenden in den durch die Mißernte heimgesuchten Gegenden zu Gute kommen sollen. Der Großfürst Georg Alexandrowitsch spendete für die Nothleiden 5000 Rubel.
Die bulgarische Sobranje hat dem früheren Fürsten Alexander, Graf Hartenau, eine jährige Pension von fünfzigtausend Francs einstimmig votirt.
Der Plan der chinesischen Regierungstruppen die Aufständischen zu umzingeln und sammt und sonders einzufangen, ist gescheitert, da man sich nicht rechtzeitig mit den mongolischen Stämmen des Nordens verständigt hatte. Die Rebellen haben infolge dessen nach dem für die kaiserlichen Truppen siegreichen Gefecht durch die Flucht entkommen können.
Der Senator Stewart hat, wie aus Washington gemeldet wird, einen Gesetzentwurf eingebracht, der die Einwanderung aller chinesischen Arbeiter, auch solcher, welche früher schon in den Unionsstaaten sich aufgehalten haben, oder welche nur durchreisen wollen, verbietet; ferner einen Gesetzentwurf, der die freie Prägung von Gold und Silber gestattet.
Der Gemeinderath von Rio de Janeiro will dem verewigten Kaiser Dom Pedro ein Denkmal errichten lassen.
In Brasilien spukt es schon wieder. Kaum ist der Aufstand im Staat Rio Grande do Sul glücklich beigelegt, so wird im Staat Rio de Janeiro die Lage eine kritische. Nach einer Depesche des Reuter'schen Bureaus bewaffnen sich die einander gegenüber stehenden Partheien. Der Gouverneur Portella hält sich tapfer in Nictheroy; die Aufständischen organisiren eine provisorische Regierung, haben Parhyba als Hauptstadt gewählt und organisiren eine Streitmacht, um Nictheroy anzugreifen. Die Zentralregierung verhält sich theilnahmslos.
Die Unruhen im Staat Rio de Janeiro dauern fort und kein Mensch scheint augenblicklich daselbst zu wissen, wer Koch und wer Kellner ist. Die Regierung hat den Gouverneur des Staates, Portella, aufgefordert, seine Entlassung einzureichen, dieser hat sich jedoch dessen geweigert. Man hält es nun für wahrscheinlich, daß das Kriegsrecht proklamiert und ein militärischer Gouverneur ernannt werden wird.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 98 Seite 0]- In Schwerin hat sich dieser Tage der seltene Fall ereignet, daß ein fast 90jähriges Ehepaar an demselben Tag innerhalb weniger Stunden gestorben ist.
Zu den Vermählungsfeierlichkeiten in Remplin sind so viele Hochzeitsgäste angekommen, daß die Räumlichkeiten des Schlosses zu Remplin sich als nicht ausreichend erwiesen haben, so daß eine größere Anzahl der Gäste Wohnung im Orte selbst nehmen mußten. Unter anderen haben sich am Sonnabend der russische Botschafter, Graf Schuwalow, Botschafter Murawjew mit dem gesammten Personal der Botschaft nach dort begeben und sind den Sonntag über dort geblieben.
- In Berlin ist in diesem Jahre die Zufuhr von Weihnachtsbäumen eine sehr starke. Auf der Potsdamer und auch auf der Anhalter Bahn lagern schon jetzt ganze Berge, auf der Lehrter Bahn traf Donnerstag mittag ein mächtig langer Güterzug, ausschließlich mit Christbäumen beladen, dort ein.
- Der früher in Berlin zu seiner Erziehung weilende Prinz Alfred Bell aus Kamerun, der schon vor einigen Jahren wieder dorthin zurückgekehrt ist, unterhält mit seinen früheren Bekannten einen Briefwechsel. Kürzlich theilte er seiner ehemaligen Wirthin mit, daß sein Onkel, der vielbesprochene "König Bell" selbst im nächsten Sommer nach Berlin zu kommen gedenke.
- Das endgiltige Ergebniß der Volkszählung vom 1. Dezember 1890 für den preußischen Staat, dessen Provinzen, Regierungsbezirke, Kreise (Oberämter) und Städte wird jetzt von der "Stat. Korr." veröffentlicht. Die Bevölkerung hat nahezu die Zahl von 30 Mill. erreicht. Es sind 29 957 367 Personen gezählt worden, darunter 14 703 105 männliche und 15 254 262 weibliche.
- Der deutsche Kriegerbund entschied soeben, daß es unstatthaft ist, Leute, welche nicht Soldat waren, zu Ehrenmitgliedern von Kriegervereinen zu ernennen.
- Ueber das Recht der Fahnenführung durch Kriegervereine ist einer offiziösen Meldung zufolge beschlossen worden, solchen Kriegervereinen, die ihre Fahne bereits seit längeren Jahren unbeanstandet und in gutem Glauben geführt haben, die von ihnen nachträglich einzuholende Genehmigung zur Fahnenführung nicht um deswillen zu versagen, weil diese Vereine hinsichtlich der Abfassung ihrer Statuten und der Vorbedingungen für die Erlaubniß zur Fahnenführung nicht allen erlassenen Bestimmungen entsprechen. Auf Kriegervereine, die bisher keine Fahne geführt haben, eine solche aber anschaffen wollen, finden diese Bestimmungen keine Anwendung.
- Auf der Schleusenbaustelle Holtenau bei Kiel wurden 3 Maurer durch einen Hebekrahn getödtet.
- In Bremen ist die Tonhalle, das größte Vergnügungslocal der Stadt, vollständig niedergebrannt.
- Wie aus Königsberg gemeldet wird, zeigten sich in den unweit der preußische Grenze gelegenen russischen Forsten ganze Rudel von Wölfen. Bei einem abgelegen wohnenden Hofbesitzer drangen die Bestien in der Nacht in den Schafstall und schleppten drei Thiere fort. Bei strengem Frost dürften die unheimlichen Gäste wohl bald auch den diesseitigen Forsten Besuche abstatten und dem Wildstand der Kaiserhaide gefährlich werden.
- Die Influenza hat sich über ganz Schlesien ausgebreitet; manche Kranke verfallen in Tobsucht.
- Die in Düsseldorf am Mittwoch zusammengetretene Eisenbahn=Sommerfahrplan=Conferenz für 1892 war von 81 Eisenbahnverwaltungen bezw. Dampfschifffahrtsgesellschaften durch Delegirte beschickt. Es wurde beschlossen, den Sommerfahrplan allgemein am 1. Mai in Kraft treten zu lassen. Die allgemeine Anwendung der Einheitszeit (Zonentarif) auch auf den zum öffentlichen Aushang kommenden Fahrplänen jedoch abgelehnt.
- In der Nähe von Essen wurde am Sonntag an einem Feldweg ein zwanzigjähriges, gut beleumundetes Mädchen ermordet. Sie wurde mit Wunden an der Schläfe aufgefunden.

[ => Original lesen: 1891 Nr. 98 Seite 7]

- Auf dem Rheinfelsen bei Schaffhausen glitt ein Mann aus, stürzte vom Felsen und verschwand spurlos in dem reißenden Rheinfall.
- In Mittel=Deutschland richteten heftige Stürme an vielen Orten erhebliche Zerstörungen an.
- Durch das Großfeuer in Schlettstadt sind 87 Familien, etwa 250 Angehörige zählend, obdachlos geworden.
- Aus Schneidemühl meldet man, daß die Ehefrau des Bahnwärters Jeschke, als sie im Begriff stand, eine in der Nähe der Wärterbude Nr. 194 befindliche Barriere zu schließen, von dem durchbrausenden Berliner Kurierzuge erfaßt, überfahren und sofort getödtet wurde.
- In Riesa brannte am 4. d. M. Abends ein auf dem Strom liegender Kahn mit einer Ladung von 25 000 Ctr. Petroleum ab. Es waren dabei auch mehrere andere Kähne gefährdet, jedoch wurde das brennende Schiff eiligst an das jenseitige Ufer bugsiert.
- Wie das "Helgoländer Wochenblatt" berichtet, fand am Montag der Durchstich des Tunnels statt, der, an der Südspitze anfangend, das Oberland durchbohrt. Die Arbeiter trafen sich gerade in der Mitte, ein Beweis, daß die Sache sehr gut ausgearbeitet und geleitet ist.
- Die Blindenanstalt in Dresden, die einige Hundert Insassen zählt, gerieth am Sonnabend in Brand. Den Anstrengungen der Feuerwehr gelang es, das Feuer auf den Dachstuhl zu beschränken. Die Blinden waren rechtzeitig in ein Hintergebäude geführt worden. Zahlreiche Rohstoffe für die Arbeiten der Blinden sind verbrannt.
- Eine geheime sozialdemokratische Buchdruckerei, welche in der Wohnung eines streikenden Buchdruckers Dresden eingerichtet war, wurde polizeilich aufgehoben, eine große Zahl von Druckschriften beschlagnahmt und der Drucker verhaftet.
- Wegen einer kleinen Verspätung band in Klingenthal in Sachsen ein Einwohner seinen Sohn zur Strafe im Schluckenauer Walde an einen Baum und ließ ihn dort die ganze Nacht in Angst und Qualen verbringen. Ein Jäger fand den Knaben am andern Morgen und befreite ihn.
- Die vorläufige Sequestration der Zentralinvalidenkasse deutscher Buchdrucker wurde auf Antrag vom Stuttgarter Amtsgericht deshalb verfügt, weil der Bevollmächtigte derselben von den bei der Allgemeinen Rentenanstalt hinterlegten 970 000 M. Werthpapieren einen Betrag von 24 000 M. zu erheben beabsichtigte. Das Gericht schloß aus verschiedenen Anzeichen, daß damit eine Speisung der Streikkasse der Buchdruckergehilfenschaft vorgenommen werden sollte.
- In Kornwestheim bei Ludwigsburg zerstörte in der Nacht zum Dienstag ein furchtbarer Wirbelsturm die neuerbaute Kirche vollständig. Auch der Turm Stürzte ein.
- Als Eigenthümerin der vor einigen Tagen in Mannheim von einem Dienstmädchen auf der Straße gefundenen 10 Stück Tausendmarkscheine hat sich nunmehr die Firma "Mannheimer Oelfabrik" erwiesen. Dieselbe hat die Ehrlichkeit des Mädchens mit einem der gefundenen Scheine belohnt.
- In der Nähe von Mannheim brachen in einer der letzten Nächte Hunde in eine Schafherde ein, wodurch ca. 60 Stück Schafe getödtet wurden. Wem die Hunde gehören, konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden.
- Gelegentlich einer in der Nacht vom Sonnabend auf den Sonntag in einer Wirthschaft zu München abgehaltenen Hochzeit kam es zu einer Rauferei, wobei der Braut die Zähne eingeschlagen und dem Wirthe viele Krüge zertrümmert wurden.
- In tragischer Weise ging in Augsburg ein harmloser "Ulk" aus. Der Wirth des Gasthofes zum "Mohrenkopf", namens Eberle, machte sich mit einem seiner Gäste den Scherz, eine bei seinem Nachbar, dem Schuhwaarenhändler Müller, hängende Gans spaßeshalber "auszuführen". Müller hörte das von Beiden verursachte Geräusch, trat, argwöhnisch geworden, mit dem Revolver in der Hand auf den Corridor und sah in einem Winkel einen der vermuthlichen Einbrecher versteckt. Dieser - es war Eberle - sprang auf ihn zu. Im Schrecken drückte Müller ab, der Schuß krachte und durch den Bauch geschossen brach der unglückliche Eberle zusammen. Auf den Tod verletzt liegt er jetzt darnieder. Müller wurde verhaftet, aber nach Feststellung des Thatbestandes wieder frei gelassen.
- Wie bekannt, haben die Erben der Gräfin Civry, Tochter des verstorbenen Herzogs Karl von Braunschweig, auf einen Theil des von dem Herzog hinterlassenen Vermögens Anspruch erhoben und gegen die Stadt Genf als Haupterbin einen Prozeß angestrengt. Ein Telegramm aus Paris meldet nunmehr, daß die Stadt Genf den bei den Pariser Gerichten anhängig gemachten Prozeß verloren hat. Der Gerichtshof hat sich dem Ansuchen der Erben der Gräfin Civry entsprechend für kompetent erklärt, die Theilung der Erbschaft abzuwickeln.
- Am Mittwoch hat in Bozen unter großer Theilnahme der Bevölkerung die Bestattung des Erzherzogs Heinrich und seiner Gemahlin, der Baronin Waideck stattgefunden. Der Bischof von Trient hat in der Domkirche das Requiem gehalten.
- In Paris sind 10 860 000 Flachmeter Straßen zu reinigen, was jährlich 6 760 000 Franks kostet. Die Reinigung wird durch 150 Rottenaufseher und Kehrer besorgt, welche zusammen 2600 Männer und Frauen zählen.
- In Wladiwostok wurden aus der Regierungskasse 350 000 Rubel gestohlen. Die Diebe drangen durch einen unterirdischen Gang ein und entflohen nach der That.
- Nach einer Meldung aus Neapel ist im Süden der Insel Pantelleria in Folge wiederholter vulkanischer Ausbrüche eine neue Insel von 500 Meter Durchmesser aufgetaucht. Die Schiffe erhielten Odre, sich von Pantelleria fernzuhalten, und zwar zum Wenigsten eine Meile weit.
- Wie aus Madrid gemeldet wird, wurde der Bankier Barrera nach Unterschlagung von sechs Millionen Mark flüchtig.
- Der Sturm in der Nordsee dauert fort. Die Dampferlinien Ostende-Dover, Antwerpen-Harwich sind unterbrochen. Der Dampfer "Excelsior" ist untergegangen. Der Schnellzug Köln=Ostende mußte wegen des Sturmwindes auf offener Strecke halten.
- Ein furchtbarer Orkan, der in Canada auf den Ebenen Winipegs seit einigen Tagen wüthet, dauert mit unverminderter Gewalt an. Alle Züge sind durch Schneemassen blokiert, und man fürchtet allgemein, daß viele Personen durch Kälte ums Leben gekommen sind. Die Temperatur fällt noch fortwährend. Fünfhundert Meter von ihrem Hause entfernt wurde eine Dame erfroren aufgefunden. Der Orkan ist der schlimmste, dessen man sich erinnert.


Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1891 Nr. 98 Seite 8]

Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


Als preiswerthes, praktisches Weihnachtsgeschenk empfehle ich : Rohseid. Bastroben (ganz Seide) Mk. 16.80 p. Robe, sowie Mk. 22.80, 28.-, 34.-, 42.-, 47.50 nadelfertig.
Muster von schwarzen, farbigen und weißen Seidenstoffen von 65 Pfg. an umgehend Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K Hoflief.) Zürich. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.


Anzeigen.

Vorzüglichen Biergest
zum Backen zu haben in der                                                    
                                                    Ratzeburger Actien=Brauerei.


Zu verkaufen
ein fehlerfreies junges Pferd.
Besonders gut passend als Vorderpferd im Hofgespann.
Ratzeburger Actien-Brauerei.


Zu Ostern 1892 eine                          
Wohnung
zu vermiethen.                           Schönberg, Sabowerstr. Nr. 23.


Agenten gesucht

für einen leicht verkäufl. Artikel gegen gute Provision. - Offert, an Ad. Mehlhase in Bremen erbeten.


Gesucht zu Ostern ein                                                    
ordentliches Mädchen
für Küche und Hausarbeit.                                                    
                                                    Frau Hauptmann Stöcker,
                                                    Schönberg.


Habe eine Parthie gut erhaltener
Kisten (Größe ungefähr 26 cm hoch und breit 42 cm lang) billig abzugeben.
                                                    C. Roepstorff.


Verloren

zwischen Selmsdorf und Sülsdorf 2 Wagenketten. Die ehrlichen Finder werden gebeten, die Ketten gegen Belohnung bei mir abzugeben.
Sülsdorf, den 9. December 1891.

                                                    P. Wiencke, Hauswirth.


Vom Amtsplatze bis zu meinein Hause eine Arbeitstasche mit Inhalt verloren. Der ehrliche Finder wird um freundliche Rückgabe gebeten.

A. Oertling.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD