No. 97
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Dezember
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 97 Seite 1]

Die mecklenburgische Residenz Schwerin rüstet sich, um den Kaiser, der am nächsten Sonntag, wie gemeldet, die Großherzogin=Mutter Alexandrine besuchen wird, zu empfangen. Die Ankunft von Remplin erfolgt gegen 6 Uhr Abends, und es ist eine Illumination der Straßen, welche der Kaiser passiren wird, in Aussicht genommen.
Die neuen Handelsverträge sind am Montag Abend dem Reichstag zugegangen, gleichzeitig mit der Vorlage der Verträge mit dem Parlament in Wien. Die Verträge treten mit dem 1. Februar 1892 in Kraft. Sie dauern bis zum 31. December 1903. Falls der Vertrag nicht 12 Monate vor dem gedachten Zeitpunkt gekündigt ist, bleibt er in Kraft auch noch darüber hinaus bis zum Ablauf eines Jahres nach eingetretener Kündigung. Zu dem Handelsvertrag mit Oesterreich=Ungarn gehört auch ein Viehseuchenübereinkommen. Auch die Handelsverträge mit Italien und Belgien treten am 1. Februar in Kraft und laufen bis zum 31. December 1903. Sämmtlichen Verträgen ist zur Erläuterung eine Denkschrift der deutschen Regierung beigefügt, welche 55 Seiten umfaßt und als Anlage Vergleiche enthält zwischen den jetzigen Zusätzen und den künftigen. In der Denkschrift wird bemerkt: "Es steht zu erwarten, daß die gemachten Conzessionen auch noch anderen Staaten gegenüber geeignete Verwertung finden und zur Erlangung weitere Vortheile in dem Verkehr mit diesen Staaten beitragen werden. Die erforderlichen Maßnahmen zur Erreichung dieses Zieles sind, soweit die Verhältnisse dies gestattet haben, bereits angebahnt." Eine Andeutung, daß beabsichtigt werde, die den Contrahierenden zugestandenen Zollermäßigungen nicht allgemein auf allen deutschen Grenzen eintreten zu lassen, ist somit auch in der Denkschrift nicht enthalten. Infolge dieser neuen Handelsverträge zwischen Deutschland einerseits und Oesterreich=Ungarn und Italien andererseits treten mit dem 1. Februar 1892 folgende Zollbefreiungen bezw. Zollermäßigungen auf deutscher Seite ein. Durch dieselben werden für Waarenmengen, welche nach der bisherigen Einfuhr in Deutschland einen Werth von 661 Millionen Mark jährlich hatten, die Zölle im Ganzen herabgesetzt; von dem bisherigen Zollbetrage dieser Artikel von 145 Millionen auf 110 Millionen Mark. Getreidezölle werden wie folgt abgeändert. Weizen und Roggen von 5 Mark auf den Doppelcentner auf 3,50, Hafer von 4 auf 2,80, Hülsenfrüchte von 2 auf 1,50, Gerste von 2,25 auf 2, Mais von 2 auf 1,60, Malz von 4 Mk. auf 3,60 Mk. Der Weinzoll für Wein in Fässern erfährt eine Ermäßigung von 24 auf 20 Mark für den Doppelzentner, außerdem der rothe Naturwein und Most zu rothem Wein von einem bestimmten Alkohol= (wie Most, Zucker=) und Extraktgehalt, zum Verschneiden unter Controle von 24 auf 10 Mark, Wein zur Cognacbereitung unter Controle ebenfalls von 12 auf 10 Mk., Weinbeeren in Postpacketen bis 5 Kilo gehen künftig frei ein. Der Zoll für Weinbeeren, in Fässern oder Kesselwaaren eingestampt, wird von 10 auf 4 Mark herabgesetzt.
Der Telegraphentarif wurde auch im Verkehr zwischen Deutschland und Oesterreich=Ungarn auf 5 Pfennige pro Wort herabgesetzt.
Die österreichisch=ungarischen und die bayerischen Bahnen setzten den Beginn des Sommerfahrplanes für nächstes Jahr endgültig auf den 1. Mai fest.


Seiden=Damaste schwarze, weiße und farbige v. Mk. 2.35 bis Mk. 12.40 pr. Met. (ca. 35 Qual.) - versendet roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.


Anzeigen.

Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meiereien 1. Bauhof Schönberg und 2. Hof Selmsdorf, welche Johannis k. Js. aus der Pacht fallen, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainenamte Termin auf

Sonnabend, den 9. Januar k. Js.,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumt worden, wozu Pachtliebhaber hiedurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Cammer= und Forstcollegio bleibt die Wahl unter den 3 annehmlich Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, wegen ihres Gebots auf Bauhof Schönberg eine Conventionalpön von 3000 M.; auf Hof Selmsdorf eine solche von 2000 M. sofort zu bestellen und sich über ihre bisherige Führung und öconomische Tüchtigkeit, sowie über das zur Annahme der Pachtstücke erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Contractsbedingungen können in der hiesigen Domainenamts=Registratur eingesehen und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe Selmsdorf resp. auf dem Bauhofe Schönberg in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 28. November 1891.

Großherzoglich Mecklbg. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der der Hufnerin Johanna Koch geb. Plate zu Panten gehörigen, daselbst sub Nr. VIII belegenen Vollstelle c. p. stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 19. Januar 1892,
Vormittags 11 Uhr,

2. der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 16. Februar 1892,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück c. p. u. an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsaus=

[ => Original lesen: 1891 Nr. 97 Seite 2]

führung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 19. Januar 1892,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Sequester, dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an das Grundstück c. p. bestimmten Termine und in dem Verkaufstermine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tage vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 18. October 1891.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    W. Harms.


Unter dem heutigen Datum ist in das hiesige Handelsregister sub Nr. 77 Fol. LXIV eingetragen:

Firma:       Ad. Lenschow.
Ort der Niederlassung:       Schönberg.
Name und Wohnort des Inhabers:       Kornkaufmann Adolph Lenschow in Schönberg.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 5. December 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Arbeiter Marius Baumgarten, geboren am 1. April 1849 in Odense in Dänemark, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichtsgefängniß zu Schönberg i. M. abzuliefern:
Neustrelitz, den 5. December 1891.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.

Beschreibung. Alter: 42 Jahre. Statur: groß und schlank. Haar: dunkelblond. Nase: lang. Gesicht: blaß, länglich. Bart: dunkelblonder kurzer Vollbart. Kleidung: alter brauncarrirter Jacketrock, rothbraune gestrickte Jacke, alte schwarz=blaue Hose, Schuhe mit Gummizügen, schwarzer runder Hut. Besonderes Kennzeichen: auf dem rechten Auge ein Auswuchs.


Holz=Auction Nr. 3.

Am Donnerstag, den 17. December, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden:

Aus den Duvenester Tannen.

    121 Stück Kiepentannen = 28,28 Festmeter,
      26 Stück Kiefernstangen I. und II. Cl.,
      40 Rmet. kiefern Kluft,
    120 Rmet. kiefern Knüppel,
      80 Rmet. kiefern Rodestämme,
ca. 10 Fuder kiefern Pollholz,
Schönberg, den 6. December 1891.

                                                    Der Oberförster.
                                                    C. Hottelet.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Freitag, den 11. December d. J., Vormittags 11 1/2 Uhr, sollen in Torriesdorf einige alte Mobilien, als:

1 Tisch, 2 Schränke, 2 Stühle, 1 Lade etc.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 7. December 1891.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Goldfische
hat jetzt abzugeben                                                    
                                                    W. Wieschendorf, Klempner.


Feuerversicherungs=Verein
Mecklb. Kirchendiener u. Forstbeamten
Rechnungsablage pro 1890/91.
Einnahme:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Ausgabe:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Lübtheen, Octbr. 1891.                          
L. Hennings.
Rosenwanger.                       H. Ribcke.


Die Rheinische Trichinen=Versicherungs=Anstalt zu Köln

versichert Schweine für den Fall, daß selbige trichinös befunden werden.
Versicherungsscheine, welche spätestens am Tage vor dem Schlachttage gelöst werden müssen, sind zu haben beim Lohndiener H. Ratzeburg.


Flechtenkranke

versäumen nicht, das von Rolle, Hamburg, St. Pauli, Neuer Pferdemarkt 16, herausgegebene und nur daselbst zu beziehende Buch zu lesen. Preis M. 1,50.
2 Jahre litt meine Frau an nässenden Flechten und wurden dieselben auch auf meine Tochter (wahrscheinlich) durch die Muttermilch übertragen. Wir haben sämmtliche hiesige Aerzte konsulirt auch sonst alles uns empfohlene angewendet, doch alles erfolglos. Da wurde mir die Kur des Herrn Rolle, Hamburg, St. Pauli, Neuer Pferdemarkt 16, anempfohlen; ich wandte mich an Herrn Rolle und nach 10 Wochen Kurgebrauch waren Beide, Frau und Kind, von dieser lästigen Krankheit befreit. Ich fühle mich verpflichtet, genanntem Herrn meinen Dank auszusprechen und allen Flechtenkranken auf das Wärmste zu empfehlen. J. C. Mahnke, Neuendeich bei Uetersen.


Diedrich Teschau,
Lübeck, Breitestr. 24.
Specialgeschäft in
Messerwaaren,
Waffen, Barometer- und Thermometer.
Reparaturwerkstatt. Hohlschleiferei.


Biergroßhandlung in Hamburg

mit guter, fester Kundschaft, Pferden u. Wagen, ist Krankheitshalber zu verkaufen. Reinverdienst lt. Brauereibuch nach Abzug aller Unkosten p. Mt. 400 M. Das Geschäft ist passend für Jeden, auch für alte Herren, da es weder anstreng. Thätigkeit noch Fachkenntnisse erford. Das Geschäft ist streng reell und bietet sichere Lebensexistenz. Nähens C. Kragelund, kl. Schäferkamp 46 b, Hamburg.


Zu verkaufen wegen Fortzuges:                          

Ein Bauwagen, ein Einspännerwagen ohne Federn, ein Phaëton, weniggebraucht, ein Milchwagen, eine Häckselmaschine, Eggen, Pflüge und eine Einspännerwalze.

                                                    J. Löding, Herrnburg.


Zu verkaufen
ein fehlerfreies junges Pferd.
Besonders gut passend als Vorderpferd im Hofgespann.
Ratzeburger Actien-Brauerei.


Seifenstein
kräftig und hart, empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Grüne Erbsen
welche gut brechen, empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 97 Seite 3]

Weihnachts-Geschenke
für Damen, Herren und Kinder.
Größte Auswahl,             billigste Preise.
Glocksien & Evers.
Lübeck, Schlüsselbuden 20.


Bibel, Gesangbücher, Jugendschriften, Kochbücher, Bilderbücher
empfiehlt in großer Auswahl                                                    
                                                                        Emil Hempel,
Schönberg.                                                    Buchbinder.


Feinsten engl. Syrub
Succade, Orangeat, süsse und bittere Mandeln, Potasche, beste Eleme-Rosinen in schönster frischer Frucht empfiehlt billigstens
                                                    Aug. Spehr.


Christbaum -
Confect

Kiste 440 Stück, reichhaltige Mischung M. 2.80, Nachnahme. Bei 3 Kisten 1 Präsent.

Friedrich Fischer, Dresden-N. 12.


Zu Weihnachten für Landwirthe.
-----------------------------
Mecklenburgisches
Landwirthschaftliches
Taschenbuch
auf das Jahr 1892.
In Callico 2 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). - In Leder 3 M. -
In Leder mit Papier durchschossen 4 M.

Pracktischer, bewährter Fach=Notizkalender, enthält u. A. das Statut der mecklenburg. Berufsgenossenschaft für Kranken u. Unfall=Versicherung der land= und forstwirthschaftlichen Arbeiter.

In allen Buchhandlungen zu haben
Hinstorff'sche Hof-Buchhandlung Verlagsconto
in Wismar.


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Das älteste und grösste
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute, neue

Bettfedern für 60 Pfg. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte 1 M. 25 Pfg.
prima Halbdaunen nur 1,60 M. und 2 M.
reiner Flaum nur 2,50 M. und 3 M.

Bei Abnahme von 50 Pfd. 5% Rabatt.
Umtausch bereitwilligst.

Fertige Betten (Oberbett, Unterbett und 2 Kissen)
prima Inlettstoff aufs Beste gefüllt.
einschläfig 20, 25, 30 & 40 M. 2 Schlägig 30, 40, 45 & 50 M.


Kiepen-Tannen.

Am Donnerstag, den 10. d. M. habe mehrere Ladungen Kiepentannen am Bahnhof-Schönberg.

                                                    F. Lundwall.


Zur
Weihnachts=
Ausstellung
in Christbaumsachen u. Gelegenheitsgeschenken, sowie in Jugendschriften, Bilderbüchern in reicher Auswahl
ladet freundlichst ein                                                    
                                                    M. Schmalfeldt.
                                                    Sabowerstraße 45a.


Victoria u. grüne Erbsen
vorzüglich brechend, empfiehlt                                                    
                                                    W. Wieschendorf.


Feinsten
engl. Kuchensyrup,
ff. gem. Raffinade, Ia Weizenmehl,
Sultana, Succade, Orangeat,
Pottasche und sämmtliche
Gewürze
ganz und gemahlen in feinster Qualität empfiehlt
                                                    W. Wieschendorf,
                                                     Kaufmann.


Echt englischen Syrup,
sowie sämmtliche Gewürze
zu Pfeffernüssen empfiehlt billigst                                                    
                                                    H. Büchmann.


Neu! Patent-Ziethern

(neuverbessert). Thatsächlich von jedem in 1 Stunde nach der vorzüglichen Schule ohne Lehrer erlernbar (unübertr.) Größe 56x36 cm. 22 Seiten. "Ton" wundervoll, hochfein gearbeitet. (Pracht=Instrument) Pr. nur M. 6,00 m. Schule etc. gegen Nachn.

                                                    O. Miether, Vers.=Geschäft,
                                                    Hannover 5.


In ca. 8 Tagen empfange ich noch einige LadungenBahnhof
bester böhmischer Salonkohlen,
die ich ab Bahnhof zu liefern billigstens empfehle.
                                                    Aug. Spehr.


Agenten gesucht

für einen leicht verkäufl. Artikel gegen gute Provision. - Offert, an Ad. Mehlhase in Bremen erbeten.


Zu Ostern 1892 eine                          
Wohnung
zu vermiethen.                           Schönberg, Sabowerstr. Nr. 23.


Verloren

zwischen Selmsdorf und Sülsdorf 2 Wagenketten. Die ehrlichen Finder werden gebeten, die Ketten gegen Belohnung bei mir abzugeben.
Sülsdorf, den 9. December 1891.

                                                    P. Wiencke, Hauswirth.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 97 Seite 4]

Grosse
Spielwaaren-Ausstellung
in den verschiedensten Kinderspielzeugen, darunter
Puppen in besonders grosser Auswahl.
Schmucksachen, als Broschen, Armbänder, Ohrringe, Collier, Kämme und Ringe. Lederwaaren, als Portemonnais, Cigarrentaschen, Visitenkartentaschen, Handtaschen, Brieftaschen, Taschenbücher, sowie Herren= und Damen-Uhrketten in Talmy und Nickel in den feinsten Mustern. Album, Fächer, Scheeren, Taschenmesser, Vasen, Nippsachen und dergleichen mehr,
welche persönlich auf der Leipziger Messe, Berlin, Sonneberg, in Thüringen und Böhmen eingekaft habe, wodurch ich in der Lage bin, zu wirklich billigen Preisen abgeben zu können.
                                                    H. Brüchmann.


Conditorei u. Marzipan-Fabrik
von

Lübeck, Breitestraße
Ecke der Hüxstr.
J. G. Niederegger, Lübeck, Breitestraße
Ecke der Hüxstr.
empfiehlt einem hiesigen wie auswärtigen Publikum seine diesjährige reichhaltige
Weihnachts-Ausstellung
in großer Auswahl von
Marzipan und Tannenbaum-Confecten.
NB. Die Ausstellung befindet sich in der ersten Etage.


Zu einer Weihnachtsbescheeung für arme Kinder erbitten wir freundlichst Gaben aus der Gemeinde und ersuchen, solche uns gütigst bis zum 22. d. Monats zukommen zu lassen.

                          Kaempffer.             Krüger.
Schönberg, den 7. December 1891.                                                    


Eröffnung
der
Weihnachts-Ausstellung
bei
Heinr. Pagels,
Lübeck, Breitestr. 93.
Die Ausstellung bietet viele
interessante Neuheiten
in allen Preislagen.


Zur reichhaltigen
Weihnachts=
Ausstellung
ladet freundlichst ein                          
                                                                        Emil Hempel,
Schönberg.                                                    Buchbinder.


Nachträglich danke ich noch herzlichst dem Schönberger Kampfgenossenverein und allen Herren, die der Leiche meines lieben Mannes so teilnehmend nach dem Bahnhofe das Geleite gaben.
Stettin, den 5. December 1891.

                                                    Caroline Thelke.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 13. December.
Vormittagskirche: Pastor Krüger. (Antrittspredigt.)
Abendkirche (6 Uhr:) Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 50.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 97 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 97 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 12. December 1891.


Das Bekanntwerden der veröffentlichten Handelsverträge rief in den Pariser politischen und Handelskreisen einen tiefgehenden Eindruck hervor. Mehrere Blätter klagen die Protectionisten an, Frankreich in eine schwierige und gefährliche Lage gebracht zu haben. Der "Temps" erklärt, Frankreich, der Absatzquellen beraubt, gehe direct einem industriellen Sedan entgegen.
Der Ankauf der schweizer Zentralbahn ist trotz der eifrigen Fürsprache der Bundesregierung in der am Sonntag vorgenommenen Volksabstimmung mit 277 032 gegen 128 795 Stimmen verworfen worden. Nur die Kantone Bern, Solothurn, Basel=Stadt und Basel=Land haben sich für die Annahme der Vorlage erklärt. 262 000 Schweizer Bürger haben auf die Ausübung ihres Stimmrechts verzichtet.
In St. Petersburg ist nun glücklich ein Comite zur Unterstützung der Nothleidenden, und zwar unter dem Vorsitz des Thronfolgers, eingesetzt worden. Der Kaiser erkennt in dem betr. Reskript dankend die privaten Anstrengungen zur Unterstützung der Bedrängten an und betont die Nothwendigkeit, denselben eine Direktive und Einheit zu geben. Auf Befehl des Kaisers ist ferner eine Spezialkommission zur Prüfung der Finanzoperationen ernannt worden, an der die ottomanische Staatsschuld und der kaiserliche Schatz gemeinsam interessirt sind. Zum Präsidenten der Commission ist der Finanzminister ernannt, unter den Mitgliedern befindet sich der Minister der Civilliste.
In der russischen Presse wird jetzt die Mittheilung über die Wahrscheinlichkeit einer demnächst bevorstehenden vierprozentigen Anleihe=Emission für Eisenbahnzwecke als absolut unbegründet bezeichnet: das Finanzministerium habe im Gegentheil die Verwaltungen der Eisenbahngesellschaften benachrichtigt, daß es im kommenden Jahr für zweckmäßig erachtet, die von denselben emittierten neuen Obligationen für sich zu behalten, um sie späterhin in Gestalt einer allgemeinen konsolidierten Eisenbahnanleihe zu realisieren. Neue russische Anleihen sind gegenwärtig eben nirgends in Europa unterzubringen!
Wie die "Times" mittheilt, wird der Kronprinz von Rumänien England im Januar besuchen und wahrscheinlich von seinem Vater begleitet sein. Die Reise wird mit einem Heiratsproject in Zusammenhang gebracht.
Wie gemeldet starb in der Nacht zum Sonnabend der Exkaiser Dom Pedro von Brasilien an der Influenza, welche eine Lungenentzündung hervorgerufen hatte. Seinem Wunsche gemäß wird er in der Königsgruft des Hauses Sraganza in Lissabon bestattet. Seine ihn überlebende Tochter, die Gräfin d'Eu, frühere Kronprinzessin von Brasilien, wird auf ihre "Thronfolgerechte" zu Gunsten ihres ältesten Sohnes, des Prinzen Pedro, verzichten. Die Pariser Zeitungen widmen dem Todten ausnahmslos sehr herzliche Nachrufe. Da der Kaiser das Großkreuz der französischen Ehrenlegion besaß, ist seine Ueberführung zum Bahnhofe unter militärischen Ehren erfolgt. - Dom Pedro II. wurde am 2. Dec. 1825 in Rio de Janeiro als Sohn des Kaisers Dom Pedro I. von Brasilien geboren und bestieg bereits am 7. April 1831, nach Abdankung seines Vaters, den Thron. Er regierte zunächst unter Vormundschaft, dann seit dem 23. Juli 1840 selbständig. 1843 vermählte er sich mit Therese Christine Maria, einer Tochter des Königs beider Sizilien, Franz I. Von 1865-1870 führte er einen siegreichen Krieg gegen Paraguay, seitdem befand er sich wiederholt auf Reisen in Nordamerika und Europa, bis er am 16. Nov. 1890 in Folge einer Revolution enttrohnt wurde und das Land verlassen mußte. Sodann lebte er meist in Portugal und Frankreich. Unter seiner Regierung machte der brasilianische Staat große Fortschritte; viele Reformen wußte Dom Pedro zum Theil mit Hinteransetzung eigener Vortheile durchzuführen. Auch die 1871 zum Gesetz erhobene Sclavenemancipation ist ihm zu danken. Kunst und Wissenschaft haben durch Dom Pedro ebenfalls lebhafte Förderung gefunden. - Präsident Carnot ließ den Hinterbliebenen sein Beileid ausdrücken. Am Sonntag war die Leiche einem geladenen Publikum zugänglich. Nach einem Trauergottesdienst ist die Ueberführung direct nach Lissabon erfolgt.
Der "Daily News" wird aus Newyork gemeldet, daß in Folge der Einführung des Mac Kinley=Tarifs die Zolleinnahmen der Vereinigten Staaten von Amerika seit dem 1. Juli sich um 36 Millionen Dollars vermindert haben.
Die Leitung der Expedition in Kamerun hat die Regierung an Stelle des gefallenen Hauptmanns v. Gravenreuth dem Chef der ostafrikanischen Schutztruppe Ramsay übertragen. Derselbe war bereits seit mehreren Jahren in Ostafrika thätig, befindet sich jetzt in Berlin und wird die Reise nach Kamerun in spätestens 14 Tagen antreten.
Emin Pascha ist, wie die Köln. Volkszeitung auf Grund direkter Nachrichten vom Ukerewe (Victoria Nyanza) bestätigen kann, nach Wadelai zurückgekehrt.


- Neustrelitz, 9. Dez. Se. Maj. der Deutsche Kaiser wird sich am Sonntag Morgen per Extrazug von Berlin nach Remplin begeben. Sr. K. H. der Erbgroßherzog wird Sr. Majestät bis Dannenwald entgegenfahren und dann mit dem Kaiser, ohne hier Aufenthalt zu nehmen, weiterfahren. Die Durchfahrt auf dem hiesigen Bahnhofe dürfte um 9 Uhr zu erwarten sein. - Die Pferde des hiesigen Großh. Marstalles, welche nach Remplin bestimmt sind, wurden heute Morgen in Gegenwart des Oberstallmeisters auf dem hiesigen Kasernenhofe eingefahren; zwei Compagnien unseres Bataillons mußten unabläßlich Hurra schreien und mit Taschentüchern winken, um die Pferde an den ungewohnten Lärm und Anblick zu gewöhnen.
- Neustrelitz, 8. Dez. Der Großherzogliche Hof hat aus Anlaß des Ablebens S. M. des Kaisers Pedro II. von Brasilien 3 Wochen, sowie infolge Ablebens Sr. K. H. des Erzherzogs Heinrich von Oesterreich auf 14 Tage Hoftrauer angelegt.
- Neustrelitz. Die Prinzeß Mary, einzige Tochter der Herzogin von Teck, K. H., welche letztere bekanntlich eine Schwester unserer Großherzogin ist, hat sich am 6. Dec. mit dem ältesten Sohne des Prinzen von Wales, dem Prinzen Albert, verlobt. Die Prinzeß Mary hat also die Aussicht, dermaleinst Königin von Großbritannien zu werden.
- Schönberg. Am Montag Abend war hier am südöstlichen Horizonte ein starke Feuerschein wahrnehmbare wie wir erfahren, ist auf dem Löwitzer Hoffelde eine große Strohmiethe abgebrannt.
- Schönberg. In Carlow ist ein Wirth, der seine Hausbräu dem hiesigen Steueramt nicht angemeldet hatte, in eine bedeutende Strafe genommen worden. Bekanntlich ist die Bereitung von Bier als Haustrank steuerfrei, wenn dieselbe ohne besondere Brauanlagen lediglich zum eigenen Bedarf in einem Haushalte von nicht mehr als 10 Personen über 14 Jahren geschieht. Bierverkäufer haben auf die Bewilligung des steuerfreien Haustranks keinen Anspruch. Jedes Ablassen von Bier an nicht zum Haushalte gehörige Personen gegen Entgelt ist untersagt.
- Das Mandat des Herrn von Oertzen=Brunn. Durch die Blätter ging die Nachricht, daß Herr von Oertzen, um unliebsame Debatten abzuschneiden, sein Mandat niedergelegt habe. Diese Nachricht ist der "N. Pr. Ztg." zufolge nun doch unrichtig. Erst wenn der Bericht der Wahlprüfungs=Commission fertiggestellt sei, und gedruckt vorliege, werde der Abgeordnete mit seinen Freunden zu dem Beschlusse der Wahlprüfungs=Commission Stellung nehmen, - es sei nicht unwahrscheinlich, daß diese Wahlangelegenheit noch einmal den Reichstag selbst beschäftigen werde.

[ => Original lesen: 1891 Nr. 97 Seite 6]

- Die grauen Mäntel, welche für die Armee eingeführt werden sollen und bisher nur probeweise von Offizieren getragen wurden, hat man jetzt auch schon den Mannschaften geliefert.
- Militärisches. Wie die dem Reichstag zugegangene Militärvorlage inbezug auf die Mehrforderung für Artilleriewesen beweist, liegt es in der Ansicht der Heeresverwaltung, dem Beispiel Rußlands und Frankreichs folgend, auch in unserem Heer Mörserbatterien für den Feldkrieg einzuführen. Es wird deshalb interessiren, einiges über das Wesen derselben zu hören. Einige kürzlich stattgehabte Versuche haben überwiegend bewiesen, daß das Feuern der neuen Mörserbatterien gegen hinter Verschanzungen gedeckt liegende Truppen ein bei weitem wirksameres als das der gewöhnlichen Feldgeschütze ist. Bei diesen Besuchen waren 366, sitzende Infanteristen darstellende Puppen in den Gräben und hinter den Brustwehren und Traversen eines 262 Fuß langen und 82 Fuß tiefen Feldwerkes verheilt worden. Zunächst beschoß die Mörserbatterie eine Stunde lang die linke Seite des Werkes auf eine Entfernung von 2000 Metern. Mit 12 Schrapnels mit Perkussionszündern und 50 Schrapnels mit Zeitzündern betrug die Anzahl der getroffenen Figuren 98 oder 27%. Eine auf dasselbe Ziel auf eine Entfernung von 2200 Metern feuernde schwere Feldbatterie verschoß in derselben Zeit 80 Granaten und 40 Schrapnels, die nur 42 Figuren (12,4%) "außer Gefecht" setzten. Bei der zweiten Serie war das Feuer gegen die Frontlinie des Werkes mit folgenden Resultaten gerichtet: Feldmörserbatterie, Entfernung 1500 Meter, 50 Schrapnels, 98 getroffene Figuren (27%), schwere Feldbatterie, Entfernung 1700 Meter, 5 getroffene Figuren (1,4%). Bei der dritten Versuchsserie feuerte die Mörserbatterie auf eine Entfernung von 1700 Metern 100 Granaten, welche gegen das Profil des Werkes derartig verwüstend wirkten, daß der die Uebung Leitende die linke Flanke für vollständig gangbar und unfähig, einem Sturm zu widerstehen, erklärte, während die 56 Granaten, welche im Werk selbst krepierten, eine so mörderische Wirkung hatten, daß es zweifelhaft erschien, ob die in demselben befindlichen Leute imstande gewesen wären, dem stürmenden Gegner irgend welchen Widerstand entgegen zu setzen.
- Die bisher verwendeten Quittungskarten=Formulare der Invaliditäts= und Altersversicherung haben sich, wie nunmehr von amtlicher Seite anerkannt wird, nicht bewährt. Dieselben bestehen aus Cellulose und werden mit Eisenoxyd und Bleichromal gelb gefärbt. Namentlich wird über das schlechte Haften der Marken geklagt. Jetzt werden Versuche mit einem anderen Material angestellt, welches eine Verminderung der Dicke und des Gewichts des Papiers, sowie des Herstellungspreises ermöglicht. Die neuen Karten sollen aus einem Gemisch von Cellulose (50 Proz.), Leinen (25 bis 30 Proz.) und Baumwolle (20 bis 25 Proz.) bestehen. Die Reichsdruckerei in Berlin hat vorläufig 1000 Kilogramm Quittungskarten aus dem neuen Stoff herstellen lassen, die zur Probe auf einzelne Versicherungsanstalten vertheilt werden sollen.
- Nicht weniger als 4000 Bewerber hatten sich bei der Berliner Postbehörde gemeldet, um während der Weihnachtszeit beschäftigt zu werden. Wieviel Personen vergeblich Arbeit suchen, ist hieraus ersichtlich.
- In Berlin hat ein 20jähriges Dienstmädchen ein seiner Pflege anvertrautes Kind im Alter von 3 Monaten vergiftet. Die Mörderin giebt an, daß sie die Wirkung dieses Giftes (Arsenik) nur an dem Kinde habe erproben wollen, da sie entschlossen gewesen sei, wegen der Untreue des Geliebten sich selbst das Leben zu nehmen.
- In Brandenburg wurde der Kürassier Wussor während der Stallwache durch den Hufschlag eines Pferdes vor den Kopf geschlagen und getödtet.
- Eine fast unglaubliche Albernheit hat in Neu=Ruppin zur lebensgefährlichen Erkrankung eines Schlächterlehrlings geführt. Es war dort ein Schwein geschlachtet worden, das dann als trichinös befunden wurde. Der Lehrling und der Geselle des Schlächtermeisters Glogau glaubten nicht an die Existenz von Trichinen und wollten es einmal probieren. Sie wußten sich auf irgend eine Weise ein Stück von dem trichinösen Schweinefleisch zu verschaffen und aßen es. Wie es dem Gesellen bekommen ist, weiß man nicht, denn er hat kurz darauf Neu=Ruppin verlassen. Der Lehrling aber erkrankte alsbald und liegt, wie der "Allgemeinen Fleischerzeitung" aus Neu=Ruppin berichtet wird, hoffnungslos darnieder.
- Das große Loos der preußischen Klassenlotterie im Betrag von 600 000 Mk. ist nach Koblenz gefallen. Die Gewinner sind kleine Leute: Mitglieder eines Kegelklubs, ferner ein Geldbriefträger, ein Zahlmeister (jetzt in Saarbrücken), ein Schneider, zwei Musiker.
- Ein Raubmord wurde Mittwoch unweit Bromberg, in nächster Nähe der Stadt, in den Schleußenanlagen an einem Bauern verübt. Dem Ermordeten wurden 80 Mk. baares Geld und seine Kleider geraubt. Von dem Thäter fehlt bisher jede Spur.
- Am Sonntag Nachmittag ergriff während der Abwesenheit des Försters K. in A. bei Darkehmen der Knecht desselben ein Gewehr und drückte es, ohne zu wissen, daß dasselbe mit einer Kugel geladen sei, auf ein in der Küche beschäftigtes 13jähriges Mädchen ab. Die Kugel drang dem Mädchen durch den Kopf und hatte nach einer Stunde den Tod desselben zur Folge.
- Eine seltene Trauung hat vor einigen Tagen in Albernau im sächsischen Erzgebirge stattgefunden. Ein Veteran aus den Freiheitskriegen, Namens Saltzer, der jetzt 96 Jahre zählt, ist daselbst nochmals in den Stand der Ehe getreten. Seine auch nicht mehr ganz jugendliche Gattin ist im Jahre 1809 geboren.
- Als der König von Württemberg am Sonntag Nachmittag, eigenhändig einen Zweispänner lenkend, am Schloßplatz in Stuttgart vorbeifuhr, gerieth ein Dienstmädchen unter den Wagen. Der König hielt sofort an und hob die Leichtverletzte auf. Später sandte ihr der König 300 Mark.
- Der Hauptgewinn der 1. Klasse der Antisklaverei=Lotterie im Betrag von 150 000 Mk. fiel württembergischen Blättern zufolge dem Lindenwirth in dem schwäbischen Städtchen Leutkirch zu.
- In Traubring bei Feldasing in Bayern starb soeben die 41 Jahre alte Frau Pröbstl, die schwerste Frau Europas. Sie litt an der Fettsucht und wog im Frühjahr 1890 bereits 4 Zentner und 30 Pfund, vor ihrem nunmehr erfolgten Tod wog sie 500 Pfund. Das Interessanteste bei dieser ganz außerordentlichen Körperfülle war aber, daß der Kopf, die Hände und die Füße ganz normal waren. Große Schwierigkeiten gab es bei der Beerdigung dieser Frau. Vom ersten Stockwerke mußte man Bretter legen und den Sarg so die Treppe hinabgleiten, ferner mittels Rollen durch den Hausgang befördern lassen. Die Verstorbene, eine hochgeachtete Frau, war bis kurze Zeit vor ihrem Ableben wohlauf.
- Binnen vier und einer halben Stunde durch sieben deutsche Staaten. "Schorers Familienblatt" brachte vor einiger Zeit aus Rudolstadt die Mittheilung, daß man zu Fuß binnen sieben Stunden durch sieben deutsche Staaten gelangen könne. Wie nachstehend angegeben, kann man jedoch schon in 4 St. 35 Min durch sieben deutsche Staaten reisen, nämlich durch drei Fürstenthümer, zwei Herzogthümer und zwei Königreiche. Von Steinbach (Bayern) ausgehend, gelangt man in einer halben Stunde nach Lichtentanne (S.=M.), von hier in 1 1/2 Stunde nach Rauschengesecs (Reuß ä. L.), dann in fünf Minuten nach Gleima (Schwarzb.=Rud.), von da aus kommt man in 1/2 Stunde nach Altengesetz (Reuß j. L.), dann in einer Stunde nach Drognitz (Preußen) und von dort erreicht man in einer Stunde Saalthal (S.=Altenb.).
- Der Artilleriehauptmann Gaiswinkler zu Graz wurde im Gräflich Meranschen Gebiet als Wilddieb verhaftet; er gestand ein, langjährige Wilddieberei getrieben zu haben.
- Die Stadt Genf hat den in Sachen betreffend den Nachlaß des Herzogs Karl von Braunschweig angestrengten Prozeß verloren. Der Gerichtshof zu Paris hat sich dem Ansuchen der Erben der Gräfin Civry entsprechend für competent erklärt, die Theilung der Erbschaft abzuwickeln. Die Stadt Genf wurde in die Kosten verurtheilt.

[ => Original lesen: 1891 Nr. 97 Seite 7]

- Der Lastzug der Warschau Wiener Bahn wurde in der Nacht zum Sonntag bei der Haltestelle Wlochy von hungernden Bauern überfallen, welche die Waggons loskoppelten und ihres Inhalts beraubten. Es wurde nach Warschau das Alarmsignal gegeben und um Hilfe angerufen. Als diese in Wlochy eintraf, waren die Räuber unter Zurücklassung der geraubten Gegenstände geflüchtet.
Hungernde Bauern in dem Dorfe Karde, Gouvernement Lublin, öffneten die Gräber um Geld und Werthsachen zu rauben. Alle Branntwein= und sonstigen Geschäftsläden wurden geplündert. Im Gouvernement Tomsk wurden die Kirchen beraubt, nachdem die Priester sich geweigert, Trauungen vorzunehmen, weil die Männer sich selbst nicht ernähren können.
- Ein seltsamer Vorfall wird in der Petersburger Gesellschaft lebhaft erörtert, er hat zudem in der russischen Damenwelt eine wahre Panik hervorgerufen. Die Gräfin v. S., eine der Hofdamen der Zarin, sprach vor wenigen Tagen bei dem in Zenith der Mode stehenden Coiffeur Helder auf dem Newski=Project vor, um sich ihre hellblonden Haare schwarz färben zu lassen. Kaum hatte der Haarkünstler mit dem Aufstreichen der Farbe begonnen, als die Gräfin laut aufschrie und sich über einen heftigen Kopfschmerz beklagte. Zu gleicher Zeit hatte sich die eine Seite ihres blonden Haares in ein prächtiges hellblaues verwandelt. Die Angehörigen der Gräfin begaben sich zu dem Polizeipräfekten, dem General Gresser, der den Coiffeur unverzüglich verhaften ließ. Der Inhaber der Firma Helder, der sich stets als Franzose ausgegeben hatte, bekannte sich - und das wurde als eine Art Beruhigung der russischen Gemüther empfunden - im Verhör als der belgischen Nationalität angehörig Die Farbe aber, die sich im Gegensatz dazu leider als echt erwies, wurde sofort dem städtischen Laboratorium zur Analyse übergeben. Die Gräfin liegt nach einer Mittheilung des Grashadanin auf das Ernsteste krank darnieder.
- Ueber die Reinlichkeit der Städte in Holland schreibt die Wiener illustr. Gewerbezeitung: "Viele Leute in Holland haben keinen so reinlichen und geschmückten Wohnraum, als der Aufenthaltsort der Kühe ist. Die Sauberkeit in den Ställen soll eine ganz außerordentliche sein. Bevor man eintritt, hat man sich die Schuhe an einer vor der Thüre liegenden Matte abzustreifen; im Unterlassungsfalle wird man dazu ermahnt. Die Ställe sind mit verschiedenfarbigen Steinen gepflastert, die Wände mit Brettern aus Tannenholz verkleidet, die Fenster mit durchsichtigen Vorhängen und Blumentöpfen geschmückt, die Krippen bemalt, die Kühe gestriegelt, gekämmt und gewaschen. Um sie vor Schmutz zu bewahren, wird ihr Schwanz mittelst einer Schnur, die an einem Nagel an der Decke befestigt ist, emporgehalten. Durch eine Rinne, die den Stall quer durchzieht, wird unaufhörlich alle Unreinigkeit hinausbefördert; man sieht (ausgenommen unter den Füßen der Thiere) nirgends einen Strohhalm, nirgends einen Fleck; die Luft ist so rein, daß man sich bei geschlossenen Augen in einem Salon vermuthen könnte. Ebenso sind aber die Wohnstuben der Bauern, die Milchkammer, woselbst der Käse bereitet, die Gänge, der kleinste Winkel von einer bewunderungswerthen Reinlichkeit." - Die biederen Holländer sind uns also hierin noch sehr vor!
- Die Erinnerung an einen kühnen Nordpolfahrer ruft der heutige Tag wach: heute vor hundertfünfzig Jahren, am 8. December 1741, starb der russische Seecapitän Vitus Bering, der Entdecker der Meerenge zwischen Asien und Amerika, die nach ihm den Namen Bering=Straße führt. Geboren um das Jahr 1680 in Hasens auf Jütland, wurde er schon sehr früh von Peter dem Großen bei der eben erst gebildeten Marine zu Kronstadt angestellt, wo er bald große Ehrenstellen erwarb. 1725 ging er als Leiter einer nordischen Entdeckungsreise nach Sibirien und bewies bald, daß Asien nicht mit Amerika zusammenhänge. Als er weiter in seinen Entdeckungen fortfuhr, wurde er durch furchtbare Stürme und Krankheit heimgesucht. Weit ab von seiner Fahrstraße wurde er auf eine wüste, unwirthliche Insel geworfen, wo er nach kurzem Aufenthalt seiner Krankheit erlag. Wie die von ihm entdeckte Meerenge Beringstraße genannt wird, so trägt die Insel, auf der der kühne Reisende starb, den Namen Beringsinsel.
- Ein Dynamit=Attentat im Bureau von Russel Sage in Newyork hat große Bestürzung erregt. Zwischen 12 und 1 Uhr vernahm man in ganz Newyork ein Geräusch, wie wenn eine Kanone abgeschossen würde. Es scheint, daß kurz nach 12 Uhr zwei Männer in das Bureau von Russel Sage eingetreten und dort eine Unterredung mit diesem gewünscht haben. Einer derselben gab eine Karte mit dem Namen H. T. Wilson ab, und da Sage seine Zustimmung gab, wurden beide Männer in sein Zimmer geleitet. Sobald der Angestellte sich zurückgezogen hatte, schloß einer derselben die Thüre und der Andere, welcher eine Handtasche trug, präsentirte eine Forderung von 1 200 000 Doll., wobei er sagte: "Wir brauchen das Geld sofort; wir haben eine Menge Dynamit in dieser Tasche, und wenn wir nicht das Geld bekommen, werden wir das Gebäude in die Luft sprengen." Herr Sage hielt die beiden Männer für verrückte und suchte von ihnen los zu kommen, allein Derjenige, der das Wort führte, lehnte jede Verhandlung ab, und als Herr Sage auf die Frage: "So können wir es also nicht haben?", den Kopf schüttelte, öffnete der Mann die Handtasche und den Inhalt in die Luft schleudernd, rief er: "Nun hier geht es!" Sofort erfolgte ein furchtare Explosion, deren Folgen verhängnißvoll waren. Der größere Theil des Gebäudes wurde zerstört und, soweit bis jetzt bekannt, sind fünf im Hause anwesende Personen getödtet worden. Eine Schriftsetzerin, welche in einem anstoßenden Gemach beschäftigt war, wurde thatsächlich in Stücke gerissen und ein Telegraphist wurde ebenfalls auf der Stelle getötet, indem sein Kopf vollständig vom Rumpf getrennt wurde. Die Urheber der Explosion kamen ebenfalls um und das fünfte Opfer war ein im Bureau von Russel Sage Angestellter. Und Russel Sage selbst wurde nur leicht verwundet.
- Lehrt die Kinder das Gurgeln. Auf die Zahl der Kinder, welche alljährlich einer der heimtückischsten Krankheiten, der Diphteritis zum Opfer fallen, brauche ich hier nicht einzugehen, um die Gefährlichkeit derselben zu beweisen, da man in allen Kreisen von derselben überzeugt ist, vielmehr sei bemerkt, daß die Mediziner in dem Gurgeln von Chlorkalium etc. ein oft sehr wirksames Bekämpfungsmittel haben. Es können letztere aber nur dann von demselben Gebrauch machen, wenn die Kinder Gurgeln können. Das Lernen in der Krankheit ist einmal doppelt schwer, auch ist es andererseits nicht auf einmal damit gethan. Man halte die Kinder daher an, daß sie das Gurgeln unter allen Umständen erlernen, damit sie im Krankheitsfalle Gebrauch davon machen können, und die Eltern nicht genöthigt sind, sich eventuell Vorwürfe zu machen.
- Grünfutter für Hühner im Winter. Welchen günstigen Einfluß die Verabreichung von Grünfutter auf den Gesundheitszustand des Geflügels ausübt, ist jedem Geflügelzüchter bekannt. Bekannt sollte ihm auch sein, daß ein plötzliches Fehlen dieses im Futter die Ernährung beeinträchtigen muß, namentlich in einer Zeit, wo die Hühner mehr im Stall sind und weit mehr stärkemehlhaltige Nahrung erhalten als im Sommer, wo sie Gewürm aller Art aufnehmen. Namentlich wird durch das Fehlen des Grüns das Eierlegen beeinträchtigt, dafür tritt eine Neigung zum Fettansatz auf. Auch die Qualität der Eier wird durch das Grünfutter beeinflußt. Einen guten Ersatz findet man in Runkelrüben, Steck= oder Kohlrüben, Möhren, eingeweichten und kurzgeschnittenem Heu und in ausgekeimten, in ein paar Kästen am Ofen gezogenen Getreidekörnern. Kein Geflügelhalter, der frühzeitig gute Eier haben will, möge versäumen, solches Futter zu verabfolgen.


Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1891 Nr. 97 Seite 8]

Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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