No. 17
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. Februar
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 17 Seite 1]

Bekanntmachung.

          Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe

abgehalten werden:

1. Montag, den 14. April,
Morgens präcise 9 Uhr.

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Bäck, Bardowiek, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow mit Hoheleuchte, Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf nebst Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeld, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch (Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Mahlzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf Wietingsbäck), Menzendorf (Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow mit Maurin=Mühle, Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.

2. Dienstag, den 15. April,
Morgens präcise 9 Uhr

Musterung der Militärpflichtigen aus den Ortschaften:

Sabow, Samkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlagsdorf (Hof und Dorf mit Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf mit Hohemeile), Gr. Siemz, Kl. Siemz, Stove (mit Meierei Röggelin), Schbrg.=Sülsdorf, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torisdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Walksfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.

3. Mittwoch, den 16. April,
von Morgens 10 Uhr an,

Loosung der Militairpflichtigen des Jahrgangs 1870.
          Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge, für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatzkommission geloost.
          Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im § 26. 7, der Wehrordnung angedroheten Strafen zu gestellen:

alle im Jahre 1870, sowie alle in früheren Jahren geborenen Militairpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind:
          Sämmtliche Militairpflichtige haben ihre Geburtsscheine, sowie die Militairpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungsscheine mitzubringen.
          Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militairpflichtigen haben sich mit den Militairpflichtigen ihres Geburtsorten zu stellen.
          Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliches Attest einzureichen.
          Reklamationsgesuche auf Zurückstellung vom Militairdienst wegen häusliche Verhältnisse pp. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civilvorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermin bestätiget werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militairpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatzcommission verpflichtet.
          Etwaige zur seemännischen oder halbseemännischen Bevölkerung gehörende Militairpflich=

 

[ => Original lesen: 1890 Nr. 17 Seite 2]

tige (§ 23 der Wehr=Ordnung) haben sich im Musterungstermine über ihre gewerbliche Qualification durch Vorlegung von Seefahrtsbüchern u. s. w. zu legitimiren.
          Die Beorderung der Militairpflichtigen zur Musterung ist Sache der Ortsvorsteher. Die mit Führung der Rekrutirungsstammrollen betrauten Personen haben zum Musterungsgeschäft mitzuerscheinen. Die Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermin zur Vorlage gebracht werden.
          Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen, die nach Aufstellung der Stammrollen zuziehenden fremden, sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militairpflichtigen zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen Anmeldung oder Abmeldung hierherzuweisen.
          Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am Dienstag, den 15. April wird die Classificirung der für einen Mobilmachungsfall auf Zurückstellung Anspruch erhebenden Mannschaften der Reserve, Marine=Reserve, Landwehr, Seewehr, Ersatzreserve und Marine=Ersatzreserve, sowie des ausgebildeten Landsturms II. Aufgebots stattfinden, die gemäß §. 123 der Wehrordnung ihre Gesuche rechtzeitig vorher eingebracht haben müssen. Die betreffenden Mannschaften haben zu dem bezeichneten Termin zu erscheinen.
          Schönberg den 23. Februar 1890.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission
des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
U. Frhr. v. Maltzan.
                                                    Köppen.


Antragsmäßig soll über die zu Ziethen sub Nr. 15 belegene Büdnerstelle c. p. des Schuhmachers Heinrich Saalfeld daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 22. März 1890,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 28. December 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Herrnburg sub Nr. 46 belegene Büdnerstelle c. p. des Kiepenmachers Matthias Heinrich Ludwig Retelsdorf daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 22. Februar 1890.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In das hiesige Handelsregister Fol. XXI Nr. 34 betreffend die Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg, ist heute Col. 6 eingetragen:

"An Stelle des bisherigen, am 8. December 1889 verstorbenen Mitgliedes des Directorii der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hierselbst, Uhrmachers H. Meyer in Schönberg, ist in der am 3. Februar 1890 abgehaltenen außerordentlichen Generalversammlung der Actionäre dieser Anstalt der Herr P. H. Burmeister in Schönberg als Mitglied des Directorii wiedergewählt worden und als solches durch die ad [38] act. anliegende notarielle Urkunde d. d. Schönberg den 3. Februar 1890, welche auch die Annahme der Wahl und Zeichnung des Namens seitens des p. Burmeisters enthält, legitimirt."

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,                          
den 21. Februar 1890.                          
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


Holz=Auction Nr. 28.

Am Sonnabend, den 1. März, Morgens 10 1/2 Uhr, soll in "Stadt Lübeck" zu Schönberg i/M. ein im Forstorte "Priestertannen" - Schlagbrügger Revier - befindlicher, aus 75-80 jähr. Kiefern und Fichten bestehender ca. 1,40 ha großer Nadelholzbestand, welcher schon auf die besseren Stämme durchsucht ist, meistbietend bei freier Concurrenz auf dem Stamme verkauft werden.
Reflectanten wollen sich an Herrn Förster Blanck zu Schlagbrügge bei Schlagsdorf wenden und dort Kenntniß von den Verkaufsbedingungen nehmen.
Schönberg i/M., den 20. Februar 1890.

Der Oberförster.              
C. Hottelet.                


Holz=Auction Nr. 29.

Am Montag, den 3. März, Morgens 9 Uhr, sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

Aus dem Niendorfer Zuschlage.
a. bei beschränkter Concurrenz.

    3 eichen Stangen I. Cl. (Wagendeichseln),
    1 Fuder eichen Pollholz,
  16 Stück tannen Kiepenhölzer,
  75 Stück fichten Klassenbäume und Stangen,
    6 Rmet. fichten Kluft,
100 Rmet. Nadelholz=Knüppel,
  20 Rmet. fichten Rodestämme.

b. bei freier Concurrenz.

  85 Stück Fichten mit 56,76 Festm. (ein Loos).
Schönberg, den 23. Februar 1890.

Der Oberförster.              
C. Hottelet.                


Holz=Auction Nr. 30.

Am Donnerstag, den 6. März, Morgens 11 Uhr, sollen im Kruge zu Mannhagen nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

Aus dem Mannhäger Zuschlage.

  61 Stück geringe eichen II. Qualität mit 22,15 Festm. (ein Loos),
106 Rmet. buchen Kluft I. Cl.,
  42 Rmet. buchen Knüppel,
  80 Stück Fichtenstämme mit 101,37 Festmeter (ein Loos).
Das zum Verkauf gelangende Holz ist mit schwarzer Farbe numerirt.
Schönberg, den 25. Februar 1890.

Der Oberförster:              
C. Hottelet.                


Mit den zu Ostern d. Js. bei der Großherzoglichen Hauptkasse des Fürstenthums Ratzeburg fällig werdenden Quartalszahlungen werde ich am 17. März c. beginnen. Schönberg, den 27. Februar 1890.

                                                    Steuerrath Grapow.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 17 Seite 3]

Landleute des Fürstenthums Ratzeburg!

Ihr habt Donnerstag voriger Woche einen Abgeordneten gewählt, aber da ihr eure Stimme vier Kandidaten gegeben und es nur einer sein soll, so werdet ihr jetzt noch einmal wählen müssen und zwar entweder conservativ oder freisinnig; wen wählt ihr nun? Ich bin, wie ihr vom Lande, habe selbst etwas Acker, Kuh, 7 Kinder und verdiene täglich ungefähr eine Mark, aber ich denke nicht: es ist dir einerlei, wer von beiden gewählt wird, sondern ich mache einen Unterschied und frage mich: wer von diesen beiden meint es am besten mit dir, deiner Familie, deinem Volk und deinem Vaterlande? Und den, der es am besten. meint den wähle ich. Und wer von diesen zweien sollte dies sein. Herr Adler oder Herr von Oertzen? der fremde Mann, der da von Neu=Ruppin kommt, Zeitungen schreibt, dessen Partei gegen die Regierung ist und dadurch vor drei Jahren bei den Franzosen den Anschein erregte, als wäre das deutsche Reich mit sich selbst uneinig, und uns dadurch bald den Krieg gebracht hatte, der da verspricht, er wolle die Militairlasten erleichtern, die Kornzölle und alle andern Zölle abbringen, und der Bürger, Bauer und Büdner sollten weniger bezahlen und die direkten Steuern solle nur der reiche Grundbesitzer und Millionär tragen, nun der Großgrundbesitzer würde bald arm werden und der Millionär würde wie der Frankfurter Rothschild mit seinem Gelde in ein anderes Land ziehen, wo er nicht so viele Steuern zu geben brauchte und wer würde dann die Steuern hergeben müssen? wir Landleute wohl nicht, das würden dann wahrscheinlich die Städter für uns besorgen! Das glaube, wer es kann, ich nicht. Ich denke, was weiß so ein Mann von unsern Verhältnissen auf dem Lande, wie wir bereit sein müssen früh und spät, um dem Boden und der Witterung die Ernte abzugewinnen. Wir haben, wir glauben, durch die Konservativen die Kornzölle bekommen, na, gehts uns denn etwa schlechter, wie vor Jahren, als wir sie noch nicht hatten? Bitte seid aufrichtig gegen euch selbst.
Also, liebe Leute im Fürstenthum, die ihr den Ackerbau betreibt, bleibt bei den Leuten, die mit euch den Acker bebauen, nämlich bei Herrn Pogge oder Herrn v. Oertzen, die da mit euch wissen, was der Landmann thun muß, wenn er ernten will, und ausgeben kann, wenn er geerntet hat, und gebt euch nicht mit den fremden Leuten ab, die möglicherweise keine Sense streichen oder einen Pflug stellen können und von der Regierung ebenso wenig verstehen, wie ich und ihr alle. Da nun Herr Pogge nicht zur Stichwahl kommt, so werdet ihr Wohl oder übel Herrn von Oertzen eure Stimme geben müssen, wenn ihr's auch nicht gern thut. Er will ja doch die Erhaltung des deutschen Reichs, für dessen Einheit so viel Blut geflossen; er will ja das Beste des Landmanns, und was ihm nützlich ist, das wird euer Schade nicht sein. Was nun die Verfassung des Fürstenthums anbelangt, die Herr Adler befürworten wollte, so möchte ich diese Angelegenheit fremden Leuten nicht in die Hand geben, sondern darüber mit dem Großherzog selbst verhandeln; er soll ja ein gerechter Mann sein, der mit sich reden läßt und gern bereit ist, Uebelstände abzuändern. Dies räth euch ein Landbewohner mit im Fürstenthum, der es gut mit seinem Land und Leuten meint. Ueberlegt Euch die Sache wohl, ehe Ihr wählt.

   

   

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Norman, hellbrauner hannöv. Hengst,
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in Tagelohn.                                                    
Wahrsow, im Februar 1890.                                           
                                                    G. Hörcher.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 17 Seite 4]
Logo zur Schlossfreiheit-Lotterie
Ziehung 1. Klasse schon am 17. März 1890.
Original-Loose: 1/1 64 M., 1/2 32 M., 1/4 16 M., 1/8 8 M.
Die Preise der nächsten 4 Klassen sind ohne Aufgeld.
Antheil-Loose: deren Preise durch alle 5 Klassen dieselben sind.
1/2 21,20 M., 1/5 9 M., 1/10 5 M., 1/20 2 1/2 M., 1/40 1 1/2 M.
Voll-Loos: Antheile für 1. bis 5. Kl. gültig.
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212 M., 106 M., 53 M., 45 M., 26 1/2 M., 25 M., 12 1/2 M., 7 1/2 M., 3 M.
Für Porto und Ziehungsliste jeder Klasse sind 30 Pfennig (Mecklenburg), einschreiben 20 Pfennig (Mecklenburg) extra beizufügen. Der größeren Gewinnchancen wegen empfiehlt es sich, an dieser großartigen noch nie dagewesenen Lotterie, welche nur dieses eine Mal stattfindet, durch Erwerb mehrerer kleiner Antheile zu betheiligen und Bestellungen auf Postanweisungen recht bald zu machen, da der Vorrath bald vergriffen sein wird, oder doch die Preise sich später wesentlich höher stellen werden.

Rob. Th. Schröder, Bankgeschäft errichtet 1870, Stettin.
Brief=Adresse: Rob. Th. Schröder. Telegramm=Adresse Schröderbank.
Wiederverkäufer werden überall angestellt.


Serienloos-Gesellschaft in Friedrichstadt a. d. Eider.
Mitgliederzahl 400 in 4 Abtheilungen.

Mitgliederaufnahme fortwährend für zwölf große Gewinnziehungen, deren Höchstbeträge für eine Abtheilung über 1 Million Mark geben können. Jedenfallsige kleinste Treffer für jede Abtheilung 1475 Mark. Monatlicher Beitrag nur M. 3,50 ohne Nachzahlung. Originalloos-Depôtstelle in Hamburg. Nächste Ziehung 1. März 1890.
Anmeldungen nimmt entgegen und Statut versendet frei

                          Friedrichstadt a. d. Eider, 15. Januar 1890.                                                    J. D. Josias.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Am Mittwoch, den 12. März cr. (Mittfasten), Feier des Stiftungsfestes des Vereins durch einen

Festball

im Gastwirth Boye'schen Saale in Schönberg, wozu auch Nichtmitglieder des Vereins eingeführt werden können.
Anfang des Balles um 1/2 8 Uhr Abends. Einlaßkarten für Nichtmitglieder à 1 M. für Damen 50 Pf. sind bei den Herren Kaufmann Oldenburg und Buchbinder Hempel zu lösen.
Vereinsmitglieder und deren Familien zahlen kein Eintrittsgeld; außerdem genießen erstere die Extravergütung wie solche für die Festlichkeit am 27. Januar cr. bewilligt war.

                                                    Der Vorstand.


Am Sonntage Reminiscere findet in der Kirche zu Selmsdorf ein

Kirchen-Concert

für die Kirchenheizung daselbst statt.

Anfang des Concerts 5 Uhr Nachmittags.

Entree à Person 50 Pfg., ohne jedoch der Wohlthätigkeit Schranken zu setzen.
Selmsdorf, den 24. Februar 1890.

                                                    H. Lenschow.


Freitag und Sonnabend dieser Woche Anstich von                                                   
Rostocker Bock-Bier.
                                                    W. Maass.


Dr. med. William Martens
Augenarzt. Schwerin i/M. Augustenstr. 26.

Sprechstunden: Morgens 9 1/2- 1 Uhr.
                        Nachmittags 2 1/2-3 1/2 Uhr.
                        Sonntags 9-11 Uhr.


Dr. Decker,
Augen-Arzt,
Schwerin i/M., Augustenstraße 27d.

  Sprechstunden: Vormittags bis 1 1/2 Uhr.
                             Nachmittags 3 bis 4 Uhr.
                             Sonn= und Festtags 9 bis 11 Uhr.


Pantoffel Cordpantoffel Frauengrösse à Dutz Paar m. gesteppt. Filzsohl. M. 3.90, m. imit. Lederaufl. M. 4.75 m. Rinderspaltleder M. 5, mit holzgenagelten Tuchsohlen M. 6.50 bis M.10, Tuchschuhe, Cordschuhe m. holzgenagelten Tuchsohlen M. 11 Holzsohlenschuhe liefert

                                                    G. Engelhardt, Zeitz.


Pferd Der dänische Fuchshengst "Comet" steht von jetzt ab wieder zum Decken bereit. Das Deckgeld, welches bei der ersten Zuführung zu entrichten ist, beträgt 11 M.

Hof Wahrsow b. Lüdersdorf i. M.
                                                    G. Hörcher.


Am 24. Februar, Abends 7 1/2 Uhr, endete ein sanfter Tod die langen schweren Leiden unserer lieben Schwester, Nichte und Schwägerin Therese Fick im ebenvollendeten 19. Lebensjahre. Dies zeigen tiefbetrübten Herzens an

                                                    die Hinterblieben.

Beerdigung heute, Freitag, Nachmittag 4 Uhr.


Für die mir erwiesene Theilnahme bei der Beerdigung meines lieben Großvaters, des Webermeisters F. Lühr, sage ich hierdurch allen Betheiligten meinen herzlichsten Dank.
Schönberg, den 25. Februar 1890.

                                                    Mathilde Fick.


Kirchliche Nachrichten.
Bußtag, den 28. Februar.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Kaempffer.

Sonntag, den 2. März.

Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche fällt aus.
    Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 9.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 17 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 17 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 28. Februar 1890.


        Nr. 3 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1890 enthält in der
        II. Abtheilung:

(1.) Bekanntmachung, betr. die Invaliditäts= und Altersversicherung. (Reichsgesetz v. 22. Juni 1889.)
(2.) Publikandum betr. die Liquidationen über Militairleistungen.
(3.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militair zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Januar 1890.
(4.) Bekanntmachung, betr. die Aachen=Leipziger Versicherungs=Aktien=Gesellschaft in Aachen.
        III. Abtheilung. Dienst= etc. Angelegenheiten.


Achtung!
Die Ehre des Fürstenthums ist in Gefahr.

Kein Land hat sich bisher mit dem Fürstenthum messen können, im Ehrgefühl, in dem männlich stolzen Bewußtsein, einem Lande anzugehören, in welchem jeder seinem Mitbürger die volle Achtung zollt, die der Mensch dem Menschen schuldet. Seinen Grund hat dieser, jedem Beobachter ins Auge fallende Zug in unseren gesunden ländlichen Verhältnissen, unserem freien Bauernstand und dem großentheils aus diesem hervorgegangenen Arbeiter= und Handwerkerstand. Da ist keine Kluft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, zwischen Bauer und Tagelöhner. Die Diensten essen mit ihren Dienstherrn vom selben Tisch, der Arbeiter empfängt, was seine Arbeit, die er mit dem Herrn zusammen verrichtet, werth ist. Der Herr muthet seinen Arbeitern nur das zu, was er selbst zu leisten im Stande ist. Da ist keine Ueberhebung, keine Ausnützung des Schwächeren, treu bearbeiten sie ihren lieben heimathlichen Boden, der unser schönes Land im Sommer wie einen Garten erscheinen läßt.
Ist denn dieses Ehrgefühl, diese Liebe zu den heimischen Verhältnissen geschwunden? Was läßt denn hier den Ruf nach achtstündiger Arbeit nach doppeltem Lohn nachahmen!? Oder hat der Volkswitz am Zaun recht: "so veel Papen, so veel Apen!?" Das wäre allerdings ein schlechtes Zeugniß für einen Theil unsrer Mitbürger, wenn sie blos aus Nachahmungslust und Freude an Unordnung den Ernst der Wahlhandlung verkennen, und glauben noch einen guten Witz, oder den sog. Vornehmen einen tüchtigen Possen gerissen zu haben, wenn sie als Vertreter im Reichstag einen arbeitslosen Schneidergesellen wählen, der nicht einmal richtig Deutsch zu sprechen gelernt hat. Unsre Arbeiter wissen doch ganz genau, was ihre Arbeit werth ist und wissen ganz genau, daß bei den unsinnigen Aufstellungen von Lohn und Arbeitszeit keine Landwirthschaft bestehen kann, also unser Fürstenthum verarmen müßte. Was sollte denn aus der übrigen Zeit werden? Ihre häusliche Arbeit haben die ländlichen Arbeiter doch bis jetzt auch nicht liegen gelassen! Sollen sich Gesellen, Knechte und Arbeiter die übrigen 4 Stunden täglich herumtreiben und das fehlende Drittel an Arbeitszeit durch fremde Arbeiter ersetzt werden? Mir deucht, wir haben von den Früchten des Nichtsthun und Herumtreibens genug und liefern so schon genug an die Zuchthäuser! Wir wollen nicht die traurigen Ursachen noch vermehren!
Wo ist denn der Stolz der Ratzeburger, daß hier im Fürstenthum immer eine treue Liebe zum Kaiser und zum deutschen Vaterlande, zum Fürsten und zu unserm engeren Vaterlande gewohnt hat? Ist das jetzt alles eitel Plunder, wofür unsre Väter und Brüder gekämpft und geblutet haben? Wie lange ist es her, daß auch die Aermsten begeistert ihr Scherflein beitrugen, unser Kriegerdenkmal aufzurichten und jetzt bedarf es nur des Geschwätzes eines fremden Schneidergesellen, der sich nicht entblödet, sich Arbeiter zu nennen und zu gleicher Zeit sich von den sauerverdienten Beiträgen wirklicher, irregeleiteter Arbeiter ernähren zu lassen, bedarf es nur eines Winkes dieses Helden, aller bisherigen Begeisterung untreu zu werden, mit den Franzosen gleiche Sache zu machen!? Elsaß und Lothringen sollen die Franzosen wieder haben? das ist ja ein schöner Dank für Eure Väter und Brüder! Und wenn die Herrn Franzosen dann auch noch die 5 Milliarden wieder verlangen, werdet Ihr dann ebenso freudig Euren letzten Groschen hergeben!? und wer sagt, daß das die letzte Forderung ist? Ein solcher Vorschlag entspringt nicht der Menschlichkeit und Gerechtigkeit, sondern der Dummheit und Feigheit, wovon nur die Franzosen Nutzen ziehen würden, und der Dank ausbleiben würde. Und den lieben Gott wollt Ihr aus Euren Familien verbannen? Soll Pape Eure Kinder erziehen und Euch trösten in Noth und Krankheit, wogegen auch die tollsten Socialdemokraten nicht schützen können? Nein, meine lieben Landsleute, noch ist es Zeit zu sehen, wohin Irrthum und Thorheit, Eitelkeit und Neid, oder was Euch sonst die Zettel für Pape in die Hand gedrückt hat, führen! Es ist der unfehlbare Weg zum Verderben unseres Fürstenthums, zum Untergang unseres deutschen Vaterlands. Und die feste Ueberzeugung habe ich, daß es im Fürstenthum Keinen giebt, der noch einen Schritt auf diesem Wege thun wird, daß keiner den Schimpf eines Vaterlandverräthers, eines Verderbers der eigenen Heimath auf sich nehmen wird, nur für eine hirnverbrannte Idee.
Jetzt, wo es zur Stichwahl geht, ist die Gelegenheit gegeben, zu zeigen, daß Ihr auch versteht ernste Männer zu sein, und trotz aller Einflüsterungen Eure Vaterlandsliebe zu bewahren.
Wählt nur einen Mann, der treu zum Kaiser und zum Deutschen Vaterlande, treu zum Fürstenthum und zu seinem Fürsten steht.
Das ist ein schlechter Mann, der nicht seine Ehre und die Ehre seines Vaterlandes zu schützen bereit ist.
Ihr wißt, daß die Partei, welcher der preußische Zeitungsschreiber angehört, welcher Euch hier seine Redekünste vorgemacht hat, immer bestrebt gewesen ist, unsern Kaiser in seinen hochherzigen Bestrebungen für das Wohl aller Classen des Deutschen Volkes und für den Frieden lahm zu legen.
Ihr könnt daher nur den Mann wählen, welcher diese Bestrebungen unterstützt, welcher einer reichstreuen Partei angehört,

Herrn von Oertzen=Brunn.

Den Wählern, welche im ersten Wahlgange nationalliberal gewählt haben, brauche ich dies nicht zu wiederholen. Sie wissen, daß die nationalliberale Partei zu den Staatserhaltenden, reichsfreundlichen Parteien gehört, während die Partei des Herrn Adler in der Bekämpfung der jetzigen Ordnung des Reichs und namentlich seines großen Kanzlers im Verein mit Sozialdemokraten, Rechtsrittern und dgl. ihre Hauptbestimmung sieht.
Unsre speciellen Mecklenburgischen Verhältnisse haben für den Reichstag keine Bedeutung. In die inneren Angelegenheiten mischt derselbe sich nur, wenn die Reichsverfassung es vorschreibt. Die Frage ob die mecklenburgische ständische Verfassung bleibt, hat für uns keine Bedeutung, da sie hier im Fürstenthum nicht gilt. Ob ihre Abschaffung für uns ein Glück wäre, ist noch sehr die Frage. Die Folge würde sein, daß für Mecklenburg und fürs Fürstenthum eine gemeinsame Verfassung gegeben würde, in welcher wir doch gemäß unserer Bevölkerungszahl nur eine sehr kleine Vertretung, von 122 Vertretern etwa 3 haben würden, wenn man auf 5000 Einwohner einen Vertreter rechnet. Ob dabei grade ein Vortheil fürs Fürstenthum herauskommt, ob es wünschenswerth ist, bei unsrer glücklichen Finanzlage gänzlich in Mecklenburg, wo doch manche kostspielige Unternehmungen, Eisenbahnkauf etc. gemacht sind, aufzugehen, ist jedenfalls noch sehr fraglich. Diese Frage kann also Niemand bewegen, seinen reichstreuen Grundsätzen abtrünnig zu werden. Daher nachmals: die bekannte Vaterlandsliebe, das angeborene Selbstgefühl der Ratzeburger läßt unter den zwei jetzt zur Wahl stehenden Candidaten nur die Wahl des reichstreuen Candidaten

Oberhauptmann von Oertzen=Brunn

zu.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 17 Seite 6]

Der Herzog von Orleans ist noch nicht freigelassen und wird voraussichtlich auch noch nicht so bald begnadigt werden. Wohl hat der Präsident und der Ministerrath die Absicht gehabt, den Herzog in aller Stille an die Grenze bringen zu lassen, doch ist dieser Gnadenact, da in der Kammer mit einer Interpellation gedroht worden ist, noch hinausgeschoben worden. Für die erste Woche seiner Gefangenschaft hat der Herzog eine Speiserechnung in der Höhe von 1400 Francs nebst 50 Frcs. Trinkgeld zu bezahlen gehabt.
Die neue russische Anleihe ist in Frankreich siebenmal überzeichnet. Immer mehr Blätter erklären sich für die Beschickung der Berliner Sozial=Conferenz. Selbst der bisher stark zurückhaltende "Figaro" tritt dafür ein.
Der erste internationale Arbeiterschutz=Conferenz soll, wie man hört am 15. März in Berlin zusammentreten, und zwar mit Schweizer Programm. Auf diese Weise soll der früheren initiative der Schweiz die gebührende Ehre erwiesen werden.
Aus Konstantinopel wird gemeldet, daß Sultan Murad, der Vorgänger des jetzigen Sultans, im Sterben liege. Es scheint eine rasch fortschreitende Krankheit zu Tage getreten zu sein.
Der Prinz von Wales wird nach einer Meldung der "Englischen Correspondenz" am 19. März über Calais, Brüssel und Köln zum Besuch des deutschen Kaisers nach Berlin reisen und fünf Tage daselbst verweilen.
Der König von Portugal hat aus Anlaß seines Regierungsantritts für Personen, welche wegen politischer Vergehen und wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt verurtheilt worden sind, eine Amnestie erlassen.
Die bulgarische Regierung hat infolge der Mahnung, welche sie von den russischen Freunden erhalten hat, den Beschluß gefaßt, die rückständigen Beträge der russischen Okkupationsschuld auszubezahlen. Der bulgarische Finanzminister hat außerdem die Aufhebung des Goldagios vom 1. März an verfügt; sämtliche Staatskassen Bulgariens sind angewiesen, die Umwechselung von Gold, Silber und Papier ohne Agia zu vollziehen.
Der neue Sultan Ali von Sansibar machte dem Kaiser mit dem Ausdruck seiner Ergebenheit die Anzeige von seiner Thronbesteigung. Auch dem Fürsten Bismarck theilte der Sultan seinen Regierungsantritt mit und fügte die Bitte nm Unterstützung für sich und sein Volk hinzu.


Schönberg. Der auf den 26. Februar d. J. einberufene Landtag des Fürstenthums Ratzeburg war auch in diesem Jahre wieder nicht beschlußfähig. Den erschienenen Mitgliedern wurde Seitens des Vorsitzenden der Großherzoglichen Landvogtei Mittheilungen über den Stand des Landesfonds gemacht, der nunmehr bereits auf 330 500 M. angewachsen ist.
- Schönberg. Die detachirte Strafkammer des hiesigen Amtsgerichts wird am Dienstag, den 4. März, hier Sitzungen halten, in welche mehrere Strafsachen zur Verhandlung kommen.
- Vier beim Bahnbau bei Grevesmühlen beschäftigte Arbeiter wurden durch einem Erdrutsch schwer verletzt.
- Ein erschütternder Unglücksfall ereignete sich in Rostock während der Wahl. Der Rechtsanwalt Ulrich Zastrow, welcher Beisitzer des Wahlvorstehers war, verließ nach dem Aufzählen der Stimmen etwa Abends um 7 1/2 Uhr auf einen Augenblick das Wahllokal, gerieth an eine verkehrte Thür, von welcher unmittelbar eine Treppe in den Keller führt, stürzte diese hinab und blieb besinnungslos liegen. In das städtische Krankenhaus gebracht, verstarb er nach wenigen Augenblicken in Folge des erlittenen Schädelbruchs. Er war noch nicht 40 Jahre alt und gleich seinem Vater ein weitbekannter und beliebter Mann.
- Eine überaus große Sterblichkeit unter den Frauen erregte in letzter Zeit in Spandau Aufsehen. Besonders auffällig war es, daß die Mehrzahl am Kindbettfieber starb. Es wurde nach den Ursachen geforscht, und da fand man, daß die Vorschriften betreffs Desinfektion, die vor einiger Zeit erlassen wurden, oft nicht beachtet werden. Gegen eine Hebamme, die außerordentlich nachlässig gewesen ist, ist nun das gerichtliche Verfahren eingeleitet worden. In einer Woche starben 13 Frauen am Kindbettfieber.
- In Hamburg stürzte die beinahe fertig gestellte Eisenconstruction des Wintergartenanbaues des Conzerthauses Flora ein. Von den Arbeitern wurden drei getödtet, mehrere schwer und viele leicht verletzt.
- Die Hamburger Ausstellung hat 486 500 M. Ueberschuß ergeben; 100 000 Mk. wurden als Geschenke verwandt und 160 000 Mk. Platzmiethe zurückgezahlt, 130 000 Mk. verbleiben zu gewerblichen Zwecken.
- Nach den noch nicht völlig abgeschlossenen aber im Großen und Ganzen wohl zutreffenden Berechnungen betragen die von den deutschen Berufsgenossenschaften im Jahre 1889 gemachten Ausgaben gegen 33 Millionen Mark, die von den einzelnen Betriebsunternehmern aufzunehmen sind. Die große Steigerung von 7 1/2 Mill. M. gegen das Vorjahr erklärt sich daraus, daß im Jahre 1889 bekanntlich auch die landwirthschaftliche Unfallversicherung vollständig in Kraft getreten ist.
- Beraubt wurde Freitag Nacht die Personenpost von Sonderburg nach Flensburg bei Gravenstein. Die Räuber hatten die Chaussee durch Bäume gesperrt, schlugen den Postillon nieder und erbrachen das Werthgelaß, aus dem sie Werthe in der Höhe von etwa 10 000 Mark entwendeten. Die Gendarmerie ist in voller Thätigkeit um der Räuber habhaft zu werden.
- Die Unsitte, den Bären in Zoologischen Gärten mit der Hand Eßwaaren zu reichen, hat soeben in Münster ein trauriges Opfer gefordert. Ein Arbeiter hielt einem Bärenweibchen eine Butterstulle hin, die jedoch, anstatt diese zu greifen, ihre Krallen in die Hand des Unglücklichen Menschen schlug und ihm dieselbe im gleichen Augenblick zerbiß. Wäre nicht zeitig Hilfe zur Stelle gewesen, so würde es dem wüthenden Thiere gelungen sein, den ganzen Menschen an sich heranzuziehen.
- Bei einer stattgehabte Feuerwehrübung brach in Metz eine Rettungsleiter, wobei 6 Mann verunglückten. Einer ist todt, zwei sind schwer und drei leichter verletzt.
- Während der Fastnachtstage war in München der Andrang zu den Leihhäusern ein ungemein starker. Eine einzige Versetzerin in der Altstadt erhielt 17 Betten, 21 Uhren, 30 Ringe, 8 Operngläser und 14 Ueberzieher zum Versetzen.
- Ein ergötzlicher Vorfall bei der Reichstagswahl hat sich in dem Städtchen Wittlich bei Trier ereignet. Der Chef des Kreises, Herr Landrath Wagner, trat an die Wahlurne, um seinen Stimmzettel abzugeben. Zum größtem Entsetzen des Wahlvorstandes aber war der Herr Landrath in der Wählerliste nicht aufzufinden, und ohne seinem Staatsbürgerrecht genügen zu können, mußte er sich entfernen.
- Nachdem am Freitag in Gegenwart des Kaisers in Pest die feierliche Leichenfeier für den Grafen Andrassy stattgefunden hatte, wurde die Leiche nach Terebes, dem Landgute des Verstorbenen, übergeführt und dort am Sonnabend in Gegenwart der Familienmitglieder und eines zahlreichen Publikums beigesetzt.
- Ein schönes Wort über den verstorbenen Grafen Andrassy wird vom Kaiser Franz Josef von Oesterreich erzählt. Er hat einem hohen Hofbeamten gegenüber, der von den Verdiensten des Grafen Andrassy gesprochen hatte, geäußert: "Mein Nachruf für Andrassy ist kurz; er lautet: ich habe meinen treuesten Freund verloren."
- Aus Lemberg wird berichtet, daß unter den Bauern der Hungertyphus ausgebrochen ist.
- In Rom fanden in der Nacht zum Dienstag leichte Erderschütterungen statt, durch welche jedoch keinerlei Schaden angerichtet wurde.
- An der chinesischen Küste haben gegen Ende Januar furchtbare Stürme gewüthet. Viele Fischerboote sind in die offene See getrieben worden, wobei über 3000 Fischer das Leben verloren haben sollen.
- Lebensregeln für den Landwirth. Führe ein Tagebuch. Den Thieren gieb regelmäßig Salz.

[ => Original lesen: 1890 Nr. 17 Seite 7]

Bleibe in Deinem Beruf. Unkräuter sind Räuber. Durch Vertreter wirst Du niemals mit Erfolg wirthschaften. Deine Wohnung sei gut und bequem. Lies gute Zeitungen und Bücher. Pflanze in jedem Jahr einige Bäume. Unterschreibe für Niemanden einen Wechsel. Halte Alles in seinem Stelle. Sorge für Düngung, damit Deine Felder nicht aushungern. Nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität ist ebenso wichtig. Die Farben sind billiger als neue Bretter. Halte einen Garten beim Haus. Benutze nur guten und ausgesuchten Samen. Verrichte Deine Arbeit so gut wie thunlich, d. h, verzögere nichts. Wenn Du für dein Heu keinen Schuppen hast, so wird Dein Geldbeutel löcherig. Noch kein Landwirth hat darüber geklagt, daß er sein Land gut cultivirt hat. Gieb der Butter eine gute Farbe, ehe sie aus der Kuh kommt, d. h. füttere diese mit Klee und anderen entsprechenden Futtermitteln. Vertheile nicht nur den Dünger sogleich auf dem Feld, sondern gieb acht, daß er auch gut bedeckt und untergebracht werde. Dein landwirthschaftliches Geräth halte stets unter Dach. Rost und Fäulniß schaden Deinen Geräthen mehr als der Gebrauch derselben. Arbeite mit offenem Kopf. Freier Kopf und feste Hand machen die Landwirthschaft erträglich. Reinlichkeit sei die Hauptsache. Sorge für reine Geräthe, reine Winkel, reine Thiere, reines Feld, reine Obstgärten, reinen Samen, reine Luft, reinen Hof, reinen Stall, reinen Schuppen, reine Freß= und Tranktröge, reines Lager und für reines Gewissen. Die Vortheile der Beachtung dieser Regeln werdet Ihr bald spüren.
- Wie sich die Zeiten ändern. Im Jahre 1026 erhielt eine Hofdame täglich, wenn sie mit ihrer Gebieterin auf der Reise war, ein Maß Meth, einundeinhalb Maß Wein, fünf Maß Bier, eine Semmel, ein Eierbrod und eine Metze Futter für ihren Zelter, jährlich zwölf Röcklein und zwei Schleier. Sie mußte auch drei Tage vorher von der bestimmten Reise unterrichtet werden, um ihre Kleider waschen und ausbessern zu können. - Die Kaiserin Gisela verurtheilte eine Hofdame zu 30 Streichen mit Birkenruthen im Beisein des ganzen weiblichen Hofstaates, weil dieselbe in einer vollen Woche nichts gesponnen und einen Ritter in der Dämmerung auf ihrem Zimmer gesprochen hatte. - Im Jahre 1131 kamen dänische Gesandte zum Kaiser Rudolf, dieser ließ die Kaiserin Richenza, seine Gemahlin, durch den Hofnarren rufen. Die Kaiserin entschuldigte sich, nicht abkommen zu können, indem sie keine Zeit hätte, sie müsse nämlich ihrem Herren Eierkuchen backen.


Bäuerin und Gräfin
Roman von Theodor Mügge.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 17 Seite 8]

Bäuerin und Gräfin
Roman von Theodor Mügge.
[Fortsetzung.]


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