No. 16
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. Februar
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 16 Seite 1]

         Der Schlächter Johannes Bahr in Selmsdorf beabsichtigt in dem Wohnhause des Schneidermeisters Otto daselbst die Schlächterei zu betreiben und hat, unter Bezugnahme auf den von dem Schlächter Voß alldort vorgelegten Situationsplan, um die obrigkeitliche Erlaubniß hierzu nachsucht.
         Indem wir dies in Gemäßheit der Bestimmungen im § 17 der Gewerbe=Ordnung zur öffentlichen Kenntniß bringen, ergeht hierdurch die Aufforderung, etwaige Einwendungen gegen die neue Anlage binnen 14 Tagen bei uns anzubringen.
         Schönberg, den 19. Februar 1890.

Großherzogl. Mecklb. Landvogtei des Fürstenth. Ratzeburg.
U. Frhr. v. Maltzan.
                                                    H. Spieckermann.


Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg sub Nr. 41 belegene Büdnerstelle c. p. des Handelsmanns daselbst ein niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 1890,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigem Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 1890.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Selmsdorf sub Nr. 11 belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 12. Mai 1890,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 20. Februar 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Rabensdorf sub Nr. 1 belegene Vollstelle c. p. des Schulzen Wilhelm Egert daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Mittwoch, den 14. Mai d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 23. Februar 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In das hiesige Handelsregister Fol. XXI Nr. 34 betreffend die Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg, ist heute Col. 6 eingetragen:

"An Stelle des bisherigen, am 8. December 1889 verstorbenen Mitgliedes des Directorii der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hierselbst, Uhrmachers H. Meyer in Schönberg, ist in der am 3. Februar 1890 abgehaltenen außerordentlichen Generalversammlung der Actionäre dieser Anstalt der Herr P. H. Burmeister in Schönberg als Mitglied des Directorii wiedergewählt worden und als solches durch die ad [38] act. anliegende notarielle Urkunde d. d. Schönberg den 3. Februar 1890, welche auch die Annahme der Wahl und Zeichnung des Namens seitens des p. Burmeisters enthält, legitimirt."

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,                          
den 21. Februar 1890.                          
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 16 Seite 2]

Holz=Auction Nr. 27.

Am Donnerstag, den 27. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

1. Aus den Lenschower Tannen.

    8 birken Wagendeichseln,
  20 Fuder birken Wadelholz I. und II. Cl.,
119 Rmet. kiefern Kluftholz,
  10 Rmet. kiefern Knüppelholz,
  46 Rmet. kiefern Rodestämme.

2. Aus den Herrnburger Tannen.

200 Stück tannen Dachschächte,
  50 Fuder tannen Durchforstholz II. u. III. Cl.
  20 Stück tannen Schleete.
Schönberg, den 19. Februar 1890.

Der Oberförster.              
C. Hottelet.                


Holz=Auction Nr. 28.

Am Sonnabend, den 1. März, Morgens 10 1/2 Uhr, soll in "Stadt Lübeck" zu Schönberg i/M. ein im Forstorte "Priestertannen" - Schlagbrügger Revier - befindlicher, aus 75-80 jähr. Kiefern und Fichten bestehender ca. 1,40 ha großer Nadelholzbestand, welcher schon auf die besseren Stämme durchsucht ist, meistbietend bei freier Concurrenz auf dem Stamme verkauft werden.
Reflectanten wollen sich an Herrn Förster Blanck zu Schlagbrügge bei Schlagsdorf wenden und dort Kenntniß von den Verkaufsbedingungen nehmen.
Schönberg i/M., den 20. Februar 1890.

Der Oberförster.              
C. Hottelet.                


Holz=Auction Nr. 29.

Am Montag, den 3. März, Morgens 9 Uhr, sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

Aus dem Niendorfer Zuschlage.
a. bei beschränkter Concurrenz.                          

    3 eichen Stangen I. Cl. (Wagendeichseln),
    1 Fuder eichen Pollholz,
  16 Stück tannen Kiepenhölzer,
  75 Stück fichten Klassenbäume und Stangen,
    6 Rmet. fichten Kluft,
100 Rmet. Nadelholz=Knüppel,
  20 Rmet. fichten Rodestämme.

b. bei freier Concurrenz.                          

  85 Stück Fichten mit 56,76 Festm. (ein Loos).
Schönberg, den 23. Februar 1890.

Der Oberförster.              
C. Hottelet.                


Zu Gr. Molzahn sind zwei schwere zu Ende dies. Mts. kalbende Kühe verkäuflich.

                                                    Röper.


Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg=Schwerin und Strelitz.

Die 37. ordentliche General=Versammlung der Herren Vereinsmitglieder wird

am Dienstag, den 4. März,
Morgens 11 Uhr,

zu Schwerin im "Hotel de Paris" stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

1. Bericht über die im Jahre 1889 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1889/90, sowie der revidirten Rechnung vom 1. März 1888/89.
2. Wahl neuer Beamte für die nach Ablauf ihrer Dienstzeit statutenmäßig ausscheidenden Herren und zwar:
a) des Directors für die Jahre 1890 bis 1893 incl.;
b) der Districts=Vorsteher und deren Substituten im 1., 2., 4., 6. und 8. District;
c) Wahl neuer Taxanten für diejenigen Herren, deren Dienstzeit abgelaufen.
3. Verhandlung und Beschlußnahme über die von der Revisions=Committe empfohlenen Abänderungen der Statuten, namentlich der §§ 26 und 35.
4. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der General=Versammlung gestellt werden.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden ersucht, sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen, den 1. Februar 1890.

Die Direction.
M. von Leers auf Mühlen=Eixen.


Dr. med. William Martens
Augenarzt. Schwerin i/M. Augustenstr. 26.

Sprechstunden: Morgens 9 1/2- 1 Uhr.
                        Nachmittags 2 1/2-3 1/2 Uhr.
                        Sonntags 9-11 Uhr.


Dr. Decker,
Augen-Arzt,
Schwerin i/M., Augustenstraße 27d.

  Sprechstunden: Vormittags bis 1 1/2 Uhr.
                             Nachmittags 3 bis 4 Uhr.
                             Sonn= und Festtags 9 bis 11 Uhr.


Schöne, feinschmeckende                                                    
Eß=Kartoffel
hat zu verkaufen                                                    
                                                    Roxien=Menzendorf.


Serienloos-Gesellschaft in Friedrichstadt a. d. Eider.
Mitgliederzahl 400 in 4 Abtheilungen.

Mitgliederaufnahme fortwährend für zwölf große Gewinnziehungen, deren Höchstbeträge für eine Abtheilung über 1 Million Mark geben können. Jedenfallsige kleinste Treffer für jede Abtheilung 1475 Mark. Monatlicher Beitrag nur M. 3,50 ohne Nachzahlung. Originalloos-Depôtstelle in Hamburg. Nächste Ziehung 1. März 1890.
Anmeldungen nimmt entgegen und Statut versendet frei

                          Friedrichstadt a. d. Eider, 15. Januar 1890.                                                    J. D. Josias.


Bruch=Heilung.
Die Heilanstalt für Bruchleiden hat uns mit unschädlichen Mitteln ohne Berufsstörung von Leisten=, Hodensack= und Wasserhodenbruch durch briefliche Behandlung vollständig geheilt, so daß wir jetzt ohne Bandage arbeiten können. Joh. Breit, Ehrenfeld b. Cöln; P. Gebhard, Schneiderm., Friedersried b. Neukirchen, 54 J.; Jos. Kast, Handlung, Simmerberg b. Lindau; A. Schwarz, Wagenbauer, Langenpfungen b. Rosenheim (für Kind). "Broschüre: "Die Unterleibsbrüche und ihr Heilung gratis. 3000 Bandagen bester Construktion vorräthig; mit einer Mustersammlung ist unser Bandagist in:

Lübeck, "Spethmanns Hotel",
am 17. jeden Monats von 8 Uhr Vorm. bis 12 1/2 Uhr Nach.

zur unentgeltlichen Maßnahme und Besprechung zu treffen. Man adressire: An die Heilanstalt für Bruchleiden in Stuttgart, Alleenstraße 11.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 16 Seite 3]
Produkte der Maschinenfabrik Lehnigk      

A. Lehnigk
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verschiedener Construction auf Holz= u. Eisengestell v. M. 39-400.

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Patentirte zwei-, drei- u. vierschaarige Pflüge.

Rübenschneider, Schrotmühlen u. s. w.
Ausführliche Kataloge gratis und franco.
General-Vertreter f. Mecklenburg:        Herr Joh. Witt,
Schwerin.


Wen es angeht.

Jeder Hausfrau wird als bester Kaffee=Zusatz der Anker=Cichorien von Dommerich & Co. in Magdeburg=Buckau empfohlen. Schon eine kleine Zugabe genügt, um den Kaffee wohlschmeckender und weicher zu machen. Jeder andere Zusatz unter dem Namen "Kaffee" führt mit Unrecht diese Benennung. Wer Werth auf reine Waare legt unter richtiger Benennung, verbrauche ausschließlich Anker=Cichorien. Anker=Cichorien ist in Packeten oder Büchsen zu kaufen bei fast allen besseren Waarenhandlungen.


Die von meinem verstorbenen Manne betriebene Tischlerei hat mit dem heutige Tage der Tischler H. Bockwoldt übernommen. Indem ich für das, meinem verstorbenen Manne bewiesene Wohlwollen danke, bitte ich, dasselbe auch auf seinen Nachfolger übertragen zu wollen.
Schönberg, den 14. Februar 1890.

                                                    C. Freitag.
                                                    geb. Ahrendt.
---------------------------------

Bezugnehmend auf obige Annonce erlaube ich mir die ergebene Anzeige zu machen, daß ich die

Tischlerei

des verstorbenen Tischlermeisters J. Freitag übernommen habe und dieselbe in gleicher Weise fortführen werde, und bitte, das demselben in reichem Maaße bewiesene Vertrauen auch auf mich übertragen zu wollen, indem ich nur gute und reelle Arbeit verspreche, zeichne

                                                    hochachtungsvoll
                                                    H. Bockwoldt,
                                                    Tischler.


Kiepen Tannen.
Erhalte Ende nächster Woche 40 Kiepen Tannen.
Schönberg, den 19. Februar 1890.                          
                                                    F. Lundwall.


Geschäftsprinzip:
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Pferd Meine folgenden Hengste:
Sultan, schwarzbrauner, Hannöverscher Hengst,
Norman, hellbrauner hannöv. Hengst,
stehen zu Decken bereit. Deckgeld 12 M.

                                                    Hauswirth Hecht,
                                                    Schlag=Resdorf.


Pferd Der dänische Fuchshengst "Comet" steht von jetzt ab wieder zum Decken bereit. Das Deckgeld, welches bei der ersten Zuführung zu entrichten ist, beträgt 11 M.

Hof Wahrsow b. Lüdersdorf i. M.
                                                    G. Hörcher.


Feldsteine
kaufen bei genügender Größe stets                          
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                                                    Granitschleiferei.


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suchen wir gegen gute Provision
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Lübeck.


Bildhauerlehrling
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Ed. Hoffmeister & Co., Lübeck.


Auf Neuhof bei Ratzeburg werden                          
Arbeiterfamilien
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Gesucht zu Hof Menzendorf bei Schönberg
ein zuverlässiger Deputat-Knecht.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 16 Seite 4]
Logo zur Schlossfreiheit-Lotterie
Ziehung 1. Klasse schon am 17. März 1890.
Original-Loose: 1/1 64 M., 1/2 32 M., 1/4 16 M., 1/8 8 M.
Die Preise der nächsten 4 Klassen sind ohne Aufgeld.
Antheil-Loose: deren Preise durch alle 5 Klassen dieselben sind.
1/2 21,20 M., 1/5 9 M., 1/10 5 M., 1/20 2 1/2 M., 1/40 1 1/2 M.
Voll-Loos: Antheile für 1. bis 5. Kl. gültig.
   1/1         1/2        1/4      1/5           1/8      1/10         1/20       1/40     1/100
212 M., 106 M., 53 M., 45 M., 26 1/2 M., 25 M., 12 1/2 M., 7 1/2 M., 3 M.
Für Porto und Ziehungsliste jeder Klasse sind 30 Pfennig (Mecklenburg), einschreiben 20 Pfennig (Mecklenburg) extra beizufügen. Der größeren Gewinnchancen wegen empfiehlt es sich, an dieser großartigen noch nie dagewesenen Lotterie, welche nur dieses eine Mal stattfindet, durch Erwerb mehrerer kleiner Antheile zu betheiligen und Bestellungen auf Postanweisungen recht bald zu machen, da der Vorrath bald vergriffen sein wird, oder doch die Preise sich später wesentlich höher stellen werden.

Rob. Th. Schröder, Bankgeschäft errichtet 1870, Stettin.
Brief=Adresse: Rob. Th. Schröder. Telegramm=Adresse Schröderbank.
Wiederverkäufer werden überall angestellt.


Grosser Ausverkauf bei Ludwig Wendt. Lübeck
bis Ende Februar
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Möbelstoffe & Tischdecken, Gardinen & Teppiche (meterweise und abgepaßt.)
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Am Sonntage Reminiscere findet in der Kirche zu Selmsdorf ein

Kirchen-Concert

für die Kirchenheizung daselbst statt.

Anfang des Concerts 5 Uhr Nachmittags.

Entree à Person 50 Pfg., ohne jedoch der Wohlthätigkeit Schranken zu setzen.
Selmsdorf, den 24. Februar 1890.

                                                    H. Lenschow.


Das Neueste in Hüten und Mützen zur Frühjahrssaison, Confirmandenhüte, sowie eine Partie moderner Mützen zu sehr billigen Preisen empfiehlt

                                                    B. Gartz.


Poularden,

Hühner, Küken, ein 10 Pfd. Postcolli M. 5.50. Stopfgänse M. 6 -. Puter, Enten M. 6.25.
Alles frisch geschlachtet, rein geputzt, in prima Qualität. Feinster ungar. Tafelhonig 5 Kilo M. 6.-. Alles franco gegen Nachnahme.

                                                    Anton Tohr,
                                                    Werschetz (Ungarn).


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Wahrsow, im Februar 1890.                                           
                                                    G. Hörcher.


Cathi Kahl
Johannes Rußwurm.
Verlobte.
Hamburg, im Februar 1890.                                                    


Gestern Abend 9 3/4 Uhr entschlief sanft unsere liebe Tochter, Schwester und Tante die Hauswirth=Altentheilerin

Marie Retelsdorf geb. Freitag.
Tiefbetrauert von                                                     den Hinterbliebenen.

Schönberg, den 22. Februar 1890.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 27. d. M., Nachm. 2 Uhr vom Trauerhause aus statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 16 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 16 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. Februar 1890.


Landleute des Fürstenthums Ratzeburg!

Ihr habt Donnerstag voriger Woche einen Abgeordneten gewählt, aber da ihr eure Stimme vier Kandidaten gegeben und es nur einer sein soll, so werdet ihr jetzt noch einmal wählen müssen und zwar entweder conservativ oder freisinnig; wen wählt ihr nun? Ich bin, wie ihr vom Lande, habe selbst etwas Acker, Kuh, 7 Kinder und verdiene täglich ungefähr eine Mark, aber ich denke nicht: es ist dir einerlei, wer von beiden gewählt wird, sondern ich mache einen Unterschied und frage mich: wer von diesen beiden meint es am besten mit dir, deiner Familie, deinem Volk und deinem Vaterlande? Und den, der es am besten. meint den wähle ich. Und wer von diesen zweien sollte dies sein. Herr Adler oder Herr von Oertzen? der fremde Mann, der da von Neu=Ruppin kommt, Zeitungen schreibt, dessen Partei gegen die Regierung ist und dadurch vor drei Jahren bei den Franzosen den Anschein erregte, als wäre das deutsche Reich mit sich selbst uneinig, und uns dadurch bald den Krieg gebracht hatte, der da verspricht, er wolle die Militairlasten erleichtern, die Kornzölle und alle andern Zölle abbringen, und der Bürger, Bauer und Büdner sollten weniger bezahlen und die direkten Steuern solle nur der reiche Grundbesitzer und Millionär tragen, nun der Großgrundbesitzer würde bald arm werden und der Millionär würde wie der Frankfurter Rothschild mit seinem Gelde in ein anderes Land ziehen, wo er nicht so viele Steuern zu geben brauchte und wer würde dann die Steuern hergeben müssen? wir Landleute wohl nicht, das würden dann wahrscheinlich die Städter für uns besorgen! Das glaube, wer es kann, ich nicht. Ich denke, was weiß so ein Mann von unsern Verhältnissen auf dem Lande, wie wir bereit sein müssen früh und spät, um dem Boden und der Witterung die Ernte abzugewinnen. Wir haben, wir glauben, durch die Konservativen die Kornzölle bekommen, na, gehts uns denn etwa schlechter, wie vor Jahren, als wir sie noch nicht hatten? Bitte seid aufrichtig gegen euch selbst.
Also, liebe Leute im Fürstenthum, die ihr den Ackerbau betreibt, bleibt bei den Leuten, die mit euch den Acker bebauen, nämlich bei Herrn Pogge oder Herrn v. Oertzen, die da mit euch wissen, was der Landmann thun muß, wenn er ernten will, und ausgeben kann, wenn er geerntet hat, und gebt euch nicht mit den fremden Leuten ab, die möglicherweise keine Sense streichen oder einen Pflug stellen können und von der Regierung ebenso wenig verstehen, wie ich und ihr alle. Da nun Herr Pogge nicht zur Stichwahl kommt, so werdet ihr Wohl oder übel Herrn von Oertzen eure Stimme geben müssen, wenn ihr's auch nicht gern thut. Er will ja doch die Erhaltung des deutschen Reichs, für dessen Einheit so viel Blut geflossen; er will ja das Beste des Landmanns, und was ihm nützlich ist, das wird euer Schade nicht sein. Was nun die Verfassung des Fürstenthums anbelangt, die Herr Adler befürworten wollte, so möchte ich diese Angelegenheit fremden Leuten nicht in die Hand geben, sondern darüber mit dem Großherzog selbst verhandeln; er soll ja ein gerechter Mann sein, der mit sich reden läßt und gern bereit ist, Uebelstände abzuändern. Dies räth euch ein Landbewohner mit im Fürstenthum, der es gut mit seinem Land und Leuten meint. Ueberlegt Euch die Sache wohl, ehe Ihr wählt.

   

   

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[ => Original lesen: 1890 Nr. 16 Seite 6]

Die gesammte Berliner Garnison wurde am Wahltage, Nachmittage 1 1/2 Uhr durch den Kaiser allarmirt. Kaum war die Allarmirung erfolgt, so standen die Regimenter schon marschbereit und rückten eilenden Schrittes aus den Kasernen nach dem Tempelhofer Felde. Die Infanterie=Regimenter zogen meist die Friedrichstraße hinunter, die Cavallerie schlug die nächsten Richtwege ein. Das ungewöhnliche Schauspiel, die Fußtruppen im Geschwindschritt, die Cavallerie im Trabe durch die Straßen ziehen zu sehen, erregte natürlich das allgemeinste Aufsehen. Allerlei Muthmaßungen wurden an die Allarmirung geknüpft, besonders hieß es, es seien ernste Ruhestörungen ausgebrochen, wovon indessen nicht die Rede war. Auf dem Tempelhofer Felde traf mit den ersten Truppen der Kaiser ein, der persönlich den Befehl zur Allarmirung gegeben hatte, und ließ die Regimenter eine Anzahl Exercitien vornehmen. Darauf erfolgte die Rückkehr in die Stadt. - Der Kaiser hatte den Weg zum Tempelhofer Felde mit drei höheren Offizinen im Galopp zurückgelegt. Es folgten ihm zwei Leibgendarmen, von denen einer die Kaiserstandarte trug. In Berlin hat das Zusammentreffen der Allarmirung mit dem Wahltage natürlich zu vielerlei Reden Anlaß gegeben. Die einfachste Erklärung, weshalb der Kaiser diesen Tag gerade wählte, liegt wohl darin, daß am Wahltag die Ueberraschung für die Truppen am größten war und die Marschbereitschaft sich am besten erproben konnte. Besondere Absichten haben der Ordre nicht zu Grunde gelegen.
Der Rücktritt des Fürsten Bismarck von seinem Posten als preußischer Ministerpräsident wird jetzt als sicher angesehen, doch wird die Verkündigung kaum vor dem Geburtstag des Reichskanzlers (1. April) erfolgen. Der Kanzler würde sich damit auf die Leitung der Auswärtigen Politik beschränken.
Ueber die Reisepläne des Fürsten Bismarck wird von der Kreuzztg. folgendes mitgetheilt: Wie wir hören, wird der Reichskanzler den 9. März, den Todestag Kaiser Wilhelms, noch in Berlin zubringen. Bald nach diesem Tage dürfte Fürst Bismark nach Varzin übersiedeln. Weil aber im dortigen Schlosse die Einrichtung und Ausstattung zur Beherbergung der gesamten Familie des Fürsten nicht ausreichend ist, so sondert man im Berliner Reichskanzlerpalais zum Privateigenthum des Reichskanzlers gehörige Gegenstände, um sie zur Vervollständigung der Einrichtung des Varziner Schlosses zu verwenden. Es ist also unrichtig, wenn einzelne Zeitungen annehmen, letztgenannte Maßnahme sei ein Vorzeichen vom Rücktritt des Reichskanzlers.
Der neue Reichstag soll, wie es heißt, schon im März, jedenfalls noch vor Ostern berufen werden, um über einen Nachtragsetat, betr. die Aufbesserung der Gehälter der unteren und mittleren Reichsbeamten, schlüssig zu werden. Der Bundesrath legt Werth darauf, daß das Reich nicht hinter Preußen zurücksteht, dessen Landtag sich ja nach seinem Wiederzusammentritt mit der Aufbesserung der preußischen Beamten zu beschäftigen haben wird.
Der Bundesrath hat dem Beschluß des Reichstags betr. die Einführung von Gewerbegerichten seine Zustimmung ertheilt.
Eine Verstärkung des Kadettenkorps ist für die Anstalt in Groß=Lichterfelde um 40 Zöglinge für den 1. April d. Js. in Aussicht genommen. Dieser Zuwachs ist die naturgemäße Folge der Vermehrung des stehenden Heeres. Mit diesen 40 neuen Kadetten wird aber auch die Anstalt voll besetzt sein, denn es befinden sich dann in derselben 1000 Kadetten, für welche Zahl die baulichen Anlagen seiner Zeit bekanntlich eingerichtet worden sind. Dem Vernehmen nach ist nun in Aussicht genommen, die Anstalt bedeutend zu vergrößern, so daß in nicht zu langer Zeit noch weitere 500 Kadetten dort Aufnahme finden sollen.
Der Kriegsminister von Verdy du Vernois, welcher neulich mit den Arbeitern der königl. Militairfabriken in Spandau über den Bau von Arbeiterwohnungen verhandelte, richtete zum Schluß an die Deputation folgende Ansprache: "Nun, Kinder, es hat mich gefreut, daß ich Euch einmal persönlich gesprochen habe und Eure Wünsche entgegennehmen konnte; ich habe die Hoffnung, daß Ihr die Hand, die Euch Se. Majestät geboten hat, nicht zurückweisen werdet. Grüßt Eure Kameraden und sagt, daß die Fürsorge für Euch in guten Händen liegt, und Se. Majestät ein sehr warmes Herz für Euch hat und alle berechtigten Wünsche zur Ausführung gelangen werden."
In allen Theilen der österreich=ungarischen Monarchie giebt sich die tiefste Trauer über den Heimgang des Grafen Andrassy kund. Die Blätter aller Parteien widmen ihm warme Nachrufe und der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich sind die ersten gewesen, welche der Wittwe des Verewigten durch Handschreiben ihr inniges Beileid zum Ausdruck gebracht haben. Beide Häuser des ungarischen Reichstags haben zu Ehren Andrassys Sitzungen abgehalten, in welchen vom Ministerium ein Gesetzentwurf einbracht worden ist, demgemäß dem Verewigten als Anerkennung der Verdienste, welche er sich um Thron und Vaterland erworben hat, in Budapest auf Staatskosten ein Denkmal zu errichten sei. Die Leiche Andrassys ist am Mittwoch von Koleska nach Pest übergeführt worden, wo am Freitag unter großem Pomp im Atrium der Akademie der Wissenschaften die Leichenfeier stattfand, wie dies beim Tod Deaks geschehen ist. Wie verlautet, soll im ganzen Land eine Sammlung zur Errichtung eines Andrassy=Denkmals in Wien veranstaltet werden.
Die Schweizer Bahnen beabsichtigen mit der Einführung des Zonentarifs für die schweizerischen Geschäftsreisenden einen Versuch zu machen.
Der franz. Finanzminister Rouvier hat am Freitag den Kammern das neue Budget vorgelegt. In demselben ist eine Anleihe von blos 700 Millionen Franken in Aussicht genommen, von denen allerdings 103 Millionen zur Einlösung vierprocentiger Bons bestimmt sind.
Wie aus vatikanischen Kreisen verlautet, plant der Papst eine an die deutschen Kaisermanifeste anschließende Encyklika, die baldigst ausgegeben werden soll.
In Konstantinopel sind bis jetzt aus Deutschland 115 345 Mausergewehre angelangt. Kontraktlich soll die Fabrik in Oberndorf im ganzen 400 000 Gewehre und 40 000 Karabiner liefern.
In London haben am Mittwoch Abend die beiden dortigen deutschen sozialistischen Klubs über die Erlasse des deutschen Kaisers debattiert und nach ziemlich stürmischen Debatten zustimmende Resolutionen gefaßt. Im City Klub war es vorher sogar zum Handgemenge zwischen Anarchisten und Sozialisten gekommen.


Schönberg. Die am Montag auf dem Rathhause zu Neustrelitz durch den Herrn Landgerichtsrath Horn, als dazu landesherrlich bestellten Commissarius, vorgenommene Ermittelung des Wahlergebnisses ergab Folgendes. Es erhielten:
der Oberhauptmann v. Oertzen auf Brunn 6864 St.
der Gutsbesitzer Pogge 2000 St.
der Redacteur Adler 5005 St.
der Schneider Pape 1687 St.
Es kommt demnach zwischen dem Oberhauptmann v. Oertzen und dem Redacteur Adler zur Stichwahl.
- Schönberg. Einem Gerücht zufolge haben hiesige und Lübecker Sozialdemokraten am Sonntag im Lauer Holze gemeinschaftliche Berathungen über ihr Verhalten bei der sowohl in Lübeck wie im Großherzogthum Mecklenburg=Strelitz nöthigen Stichwahl abgehalten und dabei beschlossen, daß die Lübecker Sozialdemokraten ihre Stimmen dem dortigen, die hiesigen ihre Stimmen dem hiesigen freisinnigen Wahl=Candidaten geben wollen. Bestätigt sich dieses Gerücht, so werden die diesseitigen Nationalliberalen bei der Stichwahl den Ausschlag geben und wird an dieselben die Verpflichtung herantreten. dafür zu sorgen, daß alle ihre Stimmen dem Candidaten der Conservativen zufallen, damit Freisinn und Sozialismus auch bei dieser Reichstagswahl geschlagen werden.
Das Wahlresulat in Mecklenburg steht nunmehr fest. 1. Wahlkreis. Stichwahl zwischen v. Wrisberg (5816) und Schwarz (5001.). 2. Wahlkreis. Stichwahl zwischen Büsing und Schwartz. 3. Wahlkreis, Dr. Pachnicke (freisinnig) mit 7147 Stim=

[ => Original lesen: 1890 Nr. 16 Seite 7]

men gewählt. 4. Wahlkreis. Graf Schlieffen=Schwandt (cons.) gewählt. 5. Wahlkreis. Stichwahl zwischen v. Bar (freis.) und Kretschmann (soc.) 6. Wahlkreis. Stichwahl zwischen Graf Schlieffen (cons.) 6033 St. und Peters (soc.) 2860 St. (Pogge 2580 und v. Forkenbeck 2440 St.) Mecklenburg=Strelitz. v. Oertzen 6864, Pogge 2000, Adler 5005, Pape 1687. Stichwahl.
Aus dem Reiche sind jetzt 318 Wahlresultate bekannt, davon 116 Stichwahlen zwischen 20 Conservativen, 19 Mitgliedern der Reichspartei, 61 Nationalliberalen, 16 Mitgliedern des Zentrums, 52 Deutschfreisinnigen, 47 Socialdemokraten, 2 Welfen, 4 Polen, 9 Demokraten, 2 Antisemiten. Definitiv gewählt sind: 42 Conservative, 12 Mitglieder der Reichspartei, 14 Nationalliberale, 76 Mitglieder des Centrums, 14 Deutschfreisinnige, 17 Socialdemokraten, 10 Polen, 1 Wilder, 12 Elsässer, 3 Demokraten, 1 Däne. - Bemerkenswerthe Wahlen: von Puttkamer gewählt. v. Helldorf=Breda unterlegen. von Wedell=Piesdorf Stichwahl gegen Freisinn. Stöcker Stichwahl mit 8229 Stimme gegen Freisinn (Träger) mit 4963 St. Bennigsen Stichwahl mit Socialdem.
- Fürst Bismarck als Wähler. Im ersten Wahlkreis in Berlin hat der Reichskanzler Fürst Bismarck am Donnerstag Nachmittag gegen 4 Uhr sein Stimmrecht ausgeübt. Im geschlossenen Wagen fuhr er am Portal III des Herrenhauses vor. Der Fürst, der seine Kürassier=Uniform mit der Dienstmütze trug, sah wohl und rüstig aus. Als er dem Wagen entstiegen war, trat ihm ein mit Orden reich geschmückter Zettelvertheiler, ein ehemaliger Kammerlakai des verstorbenen Kaisers Friedrich, entgegen und überreichte dem Kanzler einen Stimmzettel. Fürst Bismarck sah denselben prüfend an und bemerkte: "Ist das auch der konservative?" Dann faltete er den Zettel sorgfältig zusammen und schritt in strammer aufrechter Haltung über den Hof nach dem Restaurationssaal des Herrenhauses, welcher als Wahllokal diente. Der Versuch eines freisinnigen Zettelvertheilers, der einen Stimmzettel mit Trägers Namen dem Fürsten anbot, blieb ohne Erfolg. Als der Reichskanzler eintrat, erhoben sich alle Anwesenden; auch zwei sozialdemokratische Listenführer standen von ihren Plätzen auf; nur ein dritter mit brennender Cigarre im Mund, blieb sitzen. Der Kanzler trat sofort, freundlich grüßend, an den Wahltisch heran und redete die Herren mit den Worten an: "Wie lange sitzen Sie heute schon hier?" Der Wahlvorsteher, Bankier Köhne, erwiderte: "Seit 9 1/2 Uhr," worauf der Fürst bemerkte: "Das ist ein langes Amt, mein Amt hier ist kürzer." Bei diesen Worten gab er dem Vorsteher seinen Stimmzettel, den dieser in die Urne warf. Der Fürst unterhielt sich alsdann noch einige Augenblicke mit den Herren des Bureaus und fragte: "Sind das dieselben Herrn, welche vor drei Jahren im Leipziger Garten waren?" Der Vorsteher bejahte es und Fürst Bismarck fügte hinzu: "Nächstes Mal werden wir uns wohl nicht wiedersehen!" Als Herr Bankier Köhne dazu bemerkte: "Wir wollen es doch hoffen und wünschen, meinte der Kanzler: "Bei 75 Jahren? Und fünf Jahre ist eine lange Zeit!" Dann verabschiedete er sich durch freundliches Verneigen. Unmittelbar vor dem Reichskanzler war der Minister von Bötticher zusammen mit dem bairischen Gesandten und Bundesbevollmächtigten Grafen von Lerchenfeld=Köfering in demselben Wahllokal erschienen. Gegen Mittag hatten daselbst auch der Justizminister und sein Sohn, der Referendar v. Schelling, ihr Wahlrecht gemeinschaftlich ausgeübt.
- Der erste Lehrer der Kaiserin Auguste Victoria, der Lehrer Traugott Michael in Dolzig, ist dieser Tage gestorben. Michael hatte auch die Geburt der Prinzessin in das Kirchenbuch eingetragen und deren Taufe beigewohnt. Sehr oft erzählte der nun Heimgegangene im Kreise seiner Bekannten von seiner einstigen Schülerin und wußte nicht genug ihren Fleiß und ihre Liebenswürdigkeit zu rühmen. Auch die Kaiserin vergaß ihren Lehrer nie und hatte ihn auch zu ihrer Hochzeit eingeladen, an der er freilich seines hohen Alters wegen nicht theilnehmen konnte.
Das Consistorium der Provinz Brandenburg hat jetzt endgültig entschieden, daß die Confirmandinnen in Berlin bei der Einsegnung dunkelfarbene Feierkleider zu tragen haben. Es war nämlich sehr häufig vorgekommen, daß die Kinder wohlhabender Eltern in weißen Kleidern erschienen, während diejenigen der ärmeren Leute sich mit schwarzen begnügen mußten. Um nun dem äußeren Unterschied zwischen Arm und Reich bei dieser Gelegenheit ein Ende zu machen, ist allgemein das Tragen dunkelfarbener Kleider vorgeschrieben.
- Vom "langen Plüskow", dem größten Offizier der preußischen Armee, welcher bekanntlich mit der Uebergabe der von unserem Kaiser dem Sultan zum Geschenk gemachten 24 Trommeln betraut ist, erzählt man sich in Potsdam folgendes hübsche Geschichtchen: "Herr v. Plüskow" ging als junger Lieutenant in Potsdam durch die Mauerstraße. Ueber eine hohe Gartenmauer hinwegsehend, bemerkte er im Garten eine junge Dame, an welche er im übermüthigen Scherz die Frage richtete, ob sie ihm nicht den Weg nach dem Nauener Thor bezeichnen könne. "Gewiß, da brauchen Sie nur geradeaus weiter zu reiten," entgegnete die Dame, welche der Meinung war, der Offizier jenseits der Mauer sitze zu Pferde.
- In Köln, Mainz, Aachen und anderen Städten hat die Faschingsfeier einen großartigen Verlauf genommen. In Köln waren die Gasthöfe überfüllt, der Fremdenverkehr viel größer, wie früher. Die Zahl der in Mainz anwesenden Fremden schätzt man auf 50 000.
- Seit einigen Tagen befinden sich in Dresden 6 jugendliche Arbeiter in Haft, die man auf frischer That ertappte, als sie die an den Anschlagsäulen angehefteten kaiserlichen Erlasse über den Arbeiterschutz beschmutzten und abrissen. Es soll gegen die Verhafteten wegen Majestätsbeleidigung eingeschritten werden.
- Die berüchtigte Betrügerin Adele Spitzeder in München ist am Mittwoch abermals wegen Betrugs verhaftet worden.
- In der Ortschaft Ebnath bei Regensburg erschlug ein Bauernsohn in Gegenwart seiner kranken Mutter seinen Vater nach einem Wortwechsel mit einer Holzaxt.
- Der am Montag von Hamburg in Philadelphia eingetroffene britische Dampfer "Marcea" hat auf der Reise vier Tage lang im Eis gesteckt. Das Thermometer stand 50° unter Null, selbst der Spiritus fror und die Compasse wurden unbrauchbar. Auch die Kapitäne anderer in Newyork eingetroffener Dampfer haben berichtet, daß sie im atlantischen Ozean ungeheuren Eisbergen begegnet sind.
- Mit dem Dampfer "Wega" trafen in Hamburg 22 israelitische Rückwanderer, denen die Landung in New=York wegen ihrer Mittellosigkeit versagt worden war, ein. Dieselbe wurden auf Kosten des israelitischen Unterstützungs=Comitè bei einem Auswandererwirth untergebracht und in ihre Heimat nach Rußland und Polen weiter befördert.
- Die Schweineeinfuhr von den dänischen Inseln Fünen, Langeland und Aerö ist, wie die "Frankfurter Zeitung" meldet, seewärts bei sofortiger Schlachtung auf dem Kieler Schlachthof gestattet worden.
- Wie mehreren Blättern aus Brüssel gemeldet wird, wies die belgische Regierung 1000 deutsche Sozialisten aus, welche behufs Abhaltung einer Wahlversammlung aus Eupen auf belgisches Gebiet gekommen waren.
- Der Nordfahrer Nansen hielt in der geographischen Gesellschaft zu Christiania einen Vortrag über eine Nordpol=Expedition. Er beabsichtigte ein starkes Schiff mit eingebogenen Seiten zu bauen, um von dem Eise nicht zerdrückt, sondern gehoben zu werden. Die Fahrt soll durch die Behringsstraße mit Benutzung eines günstigen Stromes nach den neusibirischen Inseln und von da nach dem Nordpol gehen, wohin der Strom wahrscheinlich führe.
- Aus London wird die Entdeckung eines mächtigen submarinen Kohlenlagers unweit Douvers gemeldet, das von einer 400 m starken Felsschicht gegen das Meer geschützt wird.
- Im Hafen von Newyork eingelaufene Dampfer berichten von ungeheuren Eisfeldern, die ihnen im atlantischen Ozean begegnet seien.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 16 Seite 8]

Bäuerin und Gräfin
Roman von Theodor Mügge.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)


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