No. 6
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. Januar
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 6 Seite 1]

          Unter Bezugnahme auf das Publicandum vom 10. d. Mts., betreffend die Reichstagswahl, wird hierdurch bekannt gemacht, daß die Wählerliste für das hiesige Amtsgebiet mit der Mühle und mit dem Bahnhof auf der Registratur der Großherzoglichen Landvogtei vom 23. bis 30. d. Mts., beide Tage einschließlich, gemäß §§ 2 und 3 des Reglements zur Ausführung des Reichswahlgesetzes (Bundesgesetzblatt Nr. 17 von 1870) ausliegt.
          Schönberg, den 20. Januar 1890.

Großherzogl. Mecklb. Landvogtei des Fürstenth. Ratzeburg.
U. Frhr. v. Maltzan.
                                                    H. Spieckermann.


Nr. 1 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1890 enthält in der

II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betr. die Reichstagswahl.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Vergütung für Naturalverpflegung im Jahre 1890.
(3.) Bekanntmachung betr. die Anwendung der Königlich Preußischen Arznei=Taxe pro 1890.


Aus Straßburg wird mitgetheilt, daß der Kaiser beabsichtigen soll, gegen Ende des Monats März d. J. sich nach dem Elsaß zu begeben, um daselbst in verschiedenen Staatsforsten der von ihm sehr geschätzten Jagd auf Auerhähne obzuliegen.
Die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Wie wir hören, wird an dem bevorstehenden Geburtstag S. M. des Kaisers und Königs die Hoftrauer abgelegt werden und in offiziellen Kreisen eine Feier des Tages, jedoch unter Ausschluß von Musik, statthaben.
Das Leben im Berliner Schloß ist in Folge der Hoftrauer sehr still, es ist ein gewaltiger Gegensatz zu den glänzenden Festlichkeiten, welche für die Wintersaison geplant waren.
Von zuständiger Quelle geht der "Krz.=Ztg." die Nachricht zu, daß am Donnerstag die Eröffnung des letzten Kodizills der Kaiserin Augusta stattgefunden hat, daß aber die letztwilligen Bestimmungen den betr. Persönlichkeiten noch nicht zugestellt worden sind. Ebenso wie das Schloß Unter den Linden hatte Kaiser Wilhelm I. bestimmt, daß auch Schloß Babelsberg nach dem Ableben der Kaiserin Augusta der Krone zufallen soll, wie jetzt auch geschehen ist.
Die preußische Thronrede hat mit ihrer Stelle über die auswärtige Politik auch im Auslande lebhaften Wiederhall gefunden. In Wien, wie in London sprechen sich die Zeitungen mit großer Befriedigung aus. Komisch wirkt es aber, wenn nun das Petersburger Journal versichert, die Regierung Kaiser Alexanders III. habe nie an etwas anderes, als den Frieden gedacht. Die Rüstungen an der deutschen und österreichischen Grenze scheint man an der Newa gar nicht zu kennen.
Der Staatssekretär Graf Bismarck hat sich am Donnerstag Nachmittag zu seinem Vater, dem Reichskanzler, nach Friedrichsruh begeben und ist am Freitag Abend von dort wieder nach Berlin zurückgekehrt.
Ueber das Schicksal des Sozialistengesetzes lauten die Nachrichten noch immer sehr ungewiß. Es heißt, daß Fürst Bismarck auf seine Absicht, in die Berathung des Gesetzes im Reichstag persönlich einzugreifen, nun doch verzichtet habe; die Eintheilung der Arbeiten für den Reichstag seien vom Präsidenten nun so getroffen, daß nach der Dampfervorlage nicht die zweite Lesung des Sozialistengesetzes, sondern die dritte Lesung des Etats folgen werde. Demnach würde das Sozialistengesetz also an das Ende geschoben und es würde dadurch die Möglichkeit geboten, den Reichstag zu schließen, ohne daß das Sozialistengesetz überhaupt zur zweiten Lesung kommen würde.
Mit der soeben erfolgten Ausgabe des Exerzier=Reglements für die Infanterie 1889 ist gleichzeitig eine neue Schießvorschrift erschienen, hervorgerufen durch die im Gange befindliche Neubewaffnung mit dem Gewehr 88. Die dieser Schießvorschrift für die Infanterie beigegebene Kabinetts=Ordre lautet: "Auf den mir gehaltenen Vortrag genehmige ich die beifolgende Schießvorschrift für die Infanterie und bestimme, daß dieselbe auch für die Schützen und Jäger, sowie für die Pioniere und Eisenbahntruppen maßgebend sein soll. Die im Hinblick auf die Ausbildungsziele erforderlichen Aenderungen für die Jäger und Schützen, für die Pioniere und Eisenbahntruppen hat das Kriegsministerium im Einverständniß mit der General=Inspection des Ingenieur=Pionier=Corps und der Festungen, bez. dem Chef des Generalstabes der Armee zu erlassen. Gleichzeitig ermächtige ich das Kriegsministerium, etwa nothwendig werdende Erläuterungen zu der Schießvorschrift zu ertheilen, sowie erforderlichen Falles Aenderungen, insoweit sie nicht grundsätzlicher Art sind, bezw. unter die bevorstehenden Bestimmungen fallen, selbständig zu erlassen. Die Schießvorschrift tritt bei den einzelnen Truppentheilen mit dem Tage der Neubewaffnung mit dem Gewehr 88 in Kraft. Neues Palais, gez. Wilhelm."
Für Gehaltsaufbesserungen der Beamten sollen im preußischen Etat im Ganzen 15 bis 20 Millionen Mk. ausgeworfen sein.
Zum Begräbniß Döllingers schreibt man den Münchener N. N.: "Ein Excommizirter ist vogelfrei. Dies ist durch die Gesetzgebung der Civilisation jetzt verhindert. Aber die vielen Tausende von Katholiken aller Stände, die bei dem Begräbniß Döllingers den Kirchhof erfüllten, haben eigentlich die beste Antwort auf die Exkommunikation dieses Mannes gegeben, und zugleich den Beweis geliefert, daß die

[ => Original lesen: 1890 Nr. 6 Seite 2]

ultramontane Partei nicht im Namen aller Katholiken spricht und handelt."
Das Gesamtresultat der in Wien aufgelegten bulgarischen Anleihe ergiebt eine nahezu sechsfache Ueberzeichnung des aufgelegten Betrages.
Die Nachricht, daß die russische Regierung die neueste serbische Anleihe zu garantiren beabsichtige, wird von amtlicher Seite aus St. Petersburg für durchaus falsch erklärt. Das wäre auch zu liebenswürdig gewesen!
Die beiden Alexander, der von Rußland und der von Serbien, scheinen ganz gut mit einander auszukommen. Nachdem der kleine König dem großen Kaiser aus Anlaß seiner Salbung sein Bild übersandt hatte, ist jetzt als Gegengeschenk von St. Petersburg ein Bild des Zaren nach Belgrad gewandert. Hoffentlich sind beide gut getroffen.
Der Kronprinz von Italien trat mit Begleitung eine Orientreise an.
In Rom geht das Gerücht, daß das Unwohlsein des Papstes sich verschlimmert habe und daß sein Arzt in Folge dessen eine Consultation mit mehreren anderen Autoritäten verlangt habe.
Wie aus Madrid vom Mittwoch gemeldet wird, mehren sich die Anzeichen der Besserung in dem Befinden des Königs fortdauernd.
In den letzten Tagen zeigten sich in Spanien Anzeichen von starken republikanischen Wühlereien, besonders in den Provinzen Andalusien und Catalonien und in den Städten Cartagena und Jaen. Mehrere republikanische Anführer wurden verhaftet. Im Engpast des Penaterros hatte sich eine bewaffnete Bande gebildet, welche jedoch bald zersprengt wurde. Die Ministerkrisis nimmt einen schleppenden Verlauf. Man glaubt, die Königin werde schließlich Canovas berufen müssen.
Ueber London kommen wieder Gerüchte von einem Attentat, das auf den Zaren unternommen worden sein soll. Ein Gardeoberst mit Namen Vajekow, der in der Sache verwickelt gewesen sein soll, soll sich erschossen haben, während mehrere andere Offnere und Beamte verhaftet worden sein sollen.
Schiffsbauten für die nordamerikanische Marine. Ein Bericht des Marineamtes empfiehlt eine der Würde und der Macht der Nation angemessene Vergrößerung der Bundesmarine. Es wird der Bau von 102 Schiffen in 14 Jahren mit einem Kostenaufwande von 280,000,000 Doll. befürwortet.


- Aus Gadebusch wird gemeldet: Am Montag Mittag wurde der Forstarbeiter Schlichting aus Stöllnitz im Steinbecker Begang von einer Kiefer erschlagen.
- Die Hinrichtung des Hamburger Knabenmörders Benthien ist Donnerstag früh 8 Uhr 10 Minuten, da der Scharfrichter Birk an der Influenza leidet, von dessen erstem Gehilfen vollzogen worden.
- Aus dem Leben der hingegangenen Kaiserin Augusta theilt der "B. B. C." folgende Vorkommniß mit: Als im Revolutionsjahr 1848 die Wogen des Volksaufstandes in Berlin so hoch gingen, daß der damalige Prinz Wilhelm von Preußen flüchten mußte, war es die Prinzessin Augusta, welche als Mann verkleidet eine Anzahl wichtiger Papiere aus dem prinzlichen Palais nach dem besser beschirmten königlichen Schlosse rettete. Es geschah dies am 19. März und zwar legte bei jener Verkleidung die nachmalige deutsche Kaiserin die Uniform eines Artillerielieutenants an.
- Bekanntlich hat der Reichskanzler im Jahr 1881 einen Erlaß an die ihm unterstellten Behörden gerichtet, in welchem die häufig vorkommende Unleserlichkeit von Namens=Unterschriften gerügt und die dienstliche Forderung gestellt wird, daß jeder Beamte seinen Namen so schreibe, daß er nicht allein entziffert, sondern auf den ersten Blick geläufig gelesen werden kann. Leider hat das Unwesen seitdem nicht besonders abgenommen, und es verlautet, daß der Reichskanzler neuerdings wieder Veranlassung genommen habe, seine damalige Verfügung in Erinnerung zu bringen. Die meisten Herren Beamten sind wohl zu alt, als daß Aussicht vorhanden wäre, dem auf der Macht der Gewohnheit beruhenden Uebel zu steuern.
- Nach Meldungen aus dem Sudan herrscht dort große Hungersnoth und die Sterblichkeit ist eine sehr bedeutende. Alle Ansammlungen von Kriegern haben sich in Folge dessen zerstreut.


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Anzeigen.

Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Prüfungs=Commission macht die im Jahre 1870 geborenen Militairpflichtigen, welche die Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militärdienste nachsuchen wollen, darauf aufmerksam, daß sie sich spätestens bis zum 1. Februar 1890 bei der unterzeichneten Commission schriftlich zu melden und bei dieser Meldung die Vorschriften des § 89 der Wehr=Ordnung vom 22. November 1888 zu beachten haben.
Bis zu demselben Zeitpunkte sind auch die Meldungen zu den im März 1890 stattfindenden Prüfungen für den einjährig=freiwilligen Dienst einzureichen.
Schwerin, den 8. Januar 1890.

Großherzoglich Meckl. Prüfungs-Commission für Einjährig-Freiwillige.


Es wird hierdurch unter Hinweis auf §§ 2 und 3 des Reglements zur Ausführung des Reichswahlgesetzes - Bundesgesetzblatt von 1870 Nr. 17- zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß in der Zeit vom 23. bis 30. Januar c. (beide Tage einschließlich) die Wählerliste hiesiger Stadt für die am 20. Februar c. bevorstehende Wahl eines Abgeordneten zum Deutschen Reichstage zur Einsicht in der Rathsstube hierselbst ausliegt.
Schönberg, den 20. Januar 1890.

Der Magistrat.


Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1870 und früher geborenen resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat am

Freitag, den 31. Januar d. J.,

Vormittags in den Stunden von 10 bis 12 Uhr, beim Stadtsecretair Schrep hieselbst zu geschehen. Auswärts geborene Militärpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein vorzulegen.
Schönberg, den 20. Januar 1890.

Der Magistrat.


Holz=Auction Nr. 16.
Am Dienstag, den 28. Januar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Krellenberg in Carlow nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

a. Aus dem Röggeliner Holze u. Brandkuhle.

        2 Rmet. eichen Kluft II. Cl.
        2 Fuder Pollholz,
        2 Rmet. buchen Kluft II. Cl. Nr. 440 u. 505
      27 Rmet. buchen Olm u. 1 Rmet. Knüppel.
      15 Fuder buchen Durchforstholz I. bis III. Cl.
        8 Fuder buchen Pollholz Nr. 209 bis 215; 228 u. 229,
        5 Rmet. aspen Knüppel,
        2 Fuder aspen Pollholz,
        1 Rmet. tannen Kluft=Olm,

b. Aus dem Carlower Holze.

      31 Stück eichen Stangen, Wagendeichseln und Kiepenhölzer in 3 Loosen.
        3 Rmet. eichen Kluft u. Knüppel,
      45 Rmet. buchen Kluft II. Cl.
        7 Rmet. buchen Olm u. Knüppel,
      22 Fuder buchen Durchforstholz I. bis III. Cl.
      53 Fuder buchen Pollholz, 4 1/2 Fuder birken Wadelholz.
        3 Rmet. tannen Kluft und Knüppel.

[ => Original lesen: 1890 Nr. 6 Seite 3]

c. Aus dem Sahmkower Zuschlage.

        2 Fuder ellern Wadelholz II. Cl. Nr. 66 u. 67,

d. Aus dem Rünzer Zuschlag.

      11 Fuder fichten Durchforstholz III. Cl.
Schönberg, den 20. Januar 1890.

Der Oberförster.              
C. Hottelet.                


Verkaufsanzeige.

Am Mittwoch, den 22. d. Mts., Vormittags 10 Uhr beginnend, sollen beim Gastwirth Boye in Schönberg folgende Nachlasssachen öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden:

1 Pferd, 2 Kühe, 1 Stuhlwagen (ein= und zweispännig zu fahren), 1 Bauwagen, Sielengeschirre, theils fast neu, 1 Egge, 1 Pflug, 1 neue Kornrummel, 1 gebrauchte do., 1 Häcksellade, Acker= und Stallgeräthschaften, 1 Butterfaß, ca. 5000 Pfd. Stroh, 2 bis 3000 Pfd. Heu und verschiedene andere Gegenstände.
Die Thiere kommen um 11 Uhr zum Verkauf.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

In Folge Ablebens Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta findet am 27. d. Mts. der Festcommers nicht statt.

                                                    Der Vorstand.


Kampfgenossen=Verein 1870/71.
3. ordentliche Versammlung im 17. Vereinsjahre am 2. Februar 1890, Nachm. 2 Uhr

              Tagesordnung:
        1. Sterbekasse des deutschen Kriegerbundes.
        2. Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

1. In Folge Ablebens Ihrer Maj. der Kaiserin Augusta findet die beschlossene Feier des Geburtstags Sr. Maj. des Kaisers nicht statt.
2. Unser Stiftungsfest feiern wir Mittfasten durch einen Ball.
Schönberg, den 16. Januar 1890.

                                                    Der Vorstand.


Gewerbe=Verein
Die Hauptversammlung
mit der angekündigten Tagesordnung ist auf Mittwoch, den 22. d. Mts., Abends 8 Uhr verschoben.
Gäste sind willkommen.                          


Tiedemann's Vorbereitungs-Anstalt
für die
Postgehülfen - Prüfung.
Kiel, Ringstrasse 35.

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                                                    Kornhändler.


Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mich hier als

Schneider
niedergelassen habe.                           Um geneigten Zuspruch bittet
                                                    A. Grewe.
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Nervenschwäche

und deren Folgezustände: Angstgefühl, Appetitlosigkeit, Gedächtnißschwäche, Gemüthsverstimmung, Herzklopfen, Magenschwäche, Ohrensausen, Mattigkeit, Schlaflosigkeit, Schwindel, Uebelkeit, Zittern der Glieder etc. beseitige ich auch in den hartnäckigsten Fällen durch meine rationellen Heilmittel. Keine Geheimmittel.

Heyden, Chemiker, Hamburg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 6 Seite 4]

Heute beginnt unser großer
Inventur - Ausverkauf

aller bei der Inventur zurückgesetzten Waaren zu außerordentlich billigen Preisen. Als besonders preiswerth empfehlen wir

Partien Rester,
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sowie den Restbestand unserer

Herren-, Damen- und Kinder-Garderobe.
                                                                              Gebrüder Burchard.


Vom 6. October v. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
1. Vom Schulzen Kähler in Lankow 1 Pferd 400 M.
2. Von der Wittwe M. Saß in Schlagsdorf 1 Kuh 135 M.
3. Vom Ackerbürger Hardkopf vor Ratzeburg 1 Pferd 300 M.
4. Vom Hauswirth Westphal zu Kl. Bünsdorf 1 Pferd 100 M.
5. Vom Bäckermeister Retelsdorf hier 1 Kuh 135 M.
6. Vom Kaufmann Lundwall hier 1 Pferd 100 M.
7. Vom Hauswirth Oldenburg zu Schlagbrügge 1 Pferd 500 M.
Zur Deckung dieser Schäden und der Verwaltungskosten etc. vernothwendigt sich ein Beitrag von 80 Pf. pro 100 M. Versicherungssumme und werden unsere Mitglieder ersucht, solchen Beitrag am

Freitag, den 31. Januar, Morgens 10 Uhr,

im Boye'schen Gasthause hierselbst zu entrichten.
Schönberg, den 13. Januar 1890.

Direction des Viehversicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt.                           Wilh. Heincke.


Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Zweite Fremden=Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung I
am Mittwoch den 22. Januar 1890:
Ein Sommernachtstraum. Dramat. Gedicht
in 3 Abtheil. von Shakespeare. Musik von Mendelssohn=Bartholdy.
Anfang 5 Uhr.                           Ende 8 Uhr.
Schwerin, den 16. Januar 1890.           
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers

findet am Sonntag, den 27. d. Mts., Nachmittags 4 Uhr in meinem Saale ein

Festessen

statt, wozu ich mir erlaube hindurch ergebenst einzuladen. Anmeldungen erbitte ich bis Sonnabend, den 25. d. Mts.

Preis à Couvert incl. Musik 3 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).
                                                    L. Spehr.


Habe mich in Ratzeburg als           
pract. Thierarzt

niedergelassen und wohne im Hause des Gastwirths Kaether [früher Stockmann'sches Gewese.]

                                                    Th. Seemann,
                                                    pract. Thierarzt.


Gesucht zu Ostern ein                          
Mädchen
für häusliche Arbeiten bei hohem Lohn.                                                    
                                                    Spehr's Hotel.


Am 13. d. Mts. starb in Berlin mein Bruder, der

Fabrikant Hermann Hahn,

was ich Theilnehmenden hierdurch anzeige.

                                                    Amtsrichter Dr. Hahn.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 6 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 6 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. Januar 1890.


- Abänderungen an den Reichsmünzen. Wie auf den mit dem 1. October eingeführten neuen Postwerthzeichen, so wird auch auf den Münzen der Reichsadler einer Abänderung unterzogen und demselben eine mehr den Anforderungen der Heraldik entsprechende Gestalt gegeben. Zwanzig=Markstücke mit dem neuen Reichsadler sind bereits in diesen Tagen im Verkehr erschienen.
- Die Sammelwuth hat sich jetzt wieder ein neues Feld ausgesucht. Ein Kölner Bürger kündigt in einer Zeitung an, daß er alle Hundesteuermarken, gleichviel welchen Orts und Jahrgangs, ankaufe. Dem Mann kann geholfen werden.
- Ein heftiger Schneesturm fand in der Nacht vom Sonntag zum Montag im sächsischen Erzgebirge statt und bereitete auch dem Eisenbahnverkehr erhebliche Störungen.
- In Kirchbichl, Bezirk Kufstein, erschoß ein Schulknabe, Sohn eines Bergarbeiters, Namens Ferrori, seine eigene Mutter. Der Schuß ging in Folge unvorsichtigen Gebahrens los und traf die Frau ins Herz.
- Die Leiche des Theologen und Dichters Karl Gerok ist am Donnerstag in Stuttgart mit außergewöhnlichen Ehren zur Erde bestattet worden. Der König von Württemberg hatte einen Kranz gesandt mit der Widmung "In treuer Erinnerung von König Karl." Die deutsche Kaiserin hatte ebenfalls einen Kranz geschickt.
-Am Dienstag Abend bewegte sich durch die Hauptstraßen Münchens ein Fackelzug, den die Corps der Universität und des Politechnikums den Manen Döllingers darbrachten, dem Trauerhause zu.
-Am Freitag soll die päpstliche Encyclica über die Pflichten der Christen erscheinen.
- Was ist die Influenza? Die Symptome, unter denen sich diese Krankheit ankündigt, sind ungefähr dieselben, wie bei der "Grippe", die wohl Jeder schon einmal überstanden hat. Ein heftiger, von Fieber und mancherlei schmerzhaften Empfindungen in Nase, Rachen und Hals begleiteter Schnupfen. Man fühlt sich dabei recht krank, aber eine wirkliche Gefahr ist nicht vorhanden. Zuweilen tritt aber die Grippe epidemisch auf, sie ergreift manchmal ganze Bevölkerungskreise und verschont dann nur wenige Personen. Die epidemische Form der Grippe, bei der es auch zu stürmischen Krankheitserscheinungen kommt, wurde von den Aerzten des vorigen Jahrhunderts "Influenza" genannt, eine Bezeichnung, die sich bis heute erhalten hat. Da diese gewöhnlich aus dem Osten kam, nannte man sie auch die russische Krankheit. So nannte man sie in Wien schon im Jahre 1788.
- Der Battenberger hat einen Jungen! Wie aus Graz, wo er als Graf Hartenau lebt, gemeldet wird, ist er von seiner Gemahlin geb. Leisinger, in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag mit einem kräftigen Knaben beschenkt worden.
- Eine interessante Wettfahrt hat dieser Tage auf dem Eis des Lowerzer Sees (Kanton Schwyz) zwischen einem der besten Schlittschuhläufer und einem Velozipedisten stattgefunden. Der Velozipedist ist eine halbe Minute früher am Ziel angelangt.
- Das Pariser Gericht fand den französischen Staatsangehörigen Vanault schuldig, militärische Pläne etc. an das deutsche Reich abgeliefert zu haben. Die Strafe lautete auf 5 Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehrverlust und 3000 Franken Geldbuße.
- In der Menagerie Pezon die zur Zeit in Brüssel ist, hat sich ein grauenhafter Unfall zugetragen In zwei benachbarten Käfigen befanden sich ein prachtvoller großer Löwe und eine gefleckte Hyäne. Die letztere war auf ihren Nachbar aus irgend einem Grund wüthend und versuchte mehrfach die Gitter zu durchbrechen, um in den Nachbarkäfig zu gelangen. Der Löwe kümmerte sich um das wilde Gebahren der Hyäne nicht. Das Personal war gerade Abends mit dem Reinigen der Menagerie beschäftigt, als der Löwe mit einem Mal furchtbar zu brüllen anfing. Die entsetzten Arbeiter sahen die Hyäne am Hals des Löwen hängen, mit den Zähnen das Fell ihres Feindes zerfetzend. Obwohl die Bedienten sofort mit Eisengabeln und Stangen die wüthenden Thiere bearbeiteten, gelang es ihnen nicht, dieselben von einander zu trennen. Auf den Lärm war die Thierbändigerin Frau Castanel herbeigeeilt und sprang, im einfachen Kleid und nur mit einer Peitsche bewaffnet, in den Käfig. Die Hyäne erhielt einen furchtbaren Schlag auf die Nase, so daß sie heulend in ihren Käfig floh. Ehe aber Frau Castanel entkommen konnte, hatte der wild gewordene Löwe sich ihr genähert und mit einem einzigen Tatzenschlag streckte er die Thierbändigerin zu Boden. Der Schlag hatte die rechte Hüfte getroffen. Die Kleider waren zerrissen und das Fleisch hing in Fetzen von dem bloßgelegten Knochen herab. Mit unglaublicher Anstrengung erhob sich Frau Castane noch einmal und peitschte den Löwen, daß er zurückwich. Der Thierbändigerin gelang es dann, aus dem Käfig zu entkommen. Ohnmächtig sank sie neben demselben nieder. Ihre Wunden sind sehr schwere und ihr Zustand flößt Besorgniß ein.
- In Königgrätz herrscht ein Zerwürfniß zwischen den Offizieren der Garnison und der tschechischen Bürgerschaft. Letztere fordert zum Fernbleiben von einer Festlichkeit der Einjährig=Freiwilligen auf, weil die Einladungen dazu in deutscher Sprache ergangen sind.
- Im Kreise Vranja wurden am 15. Januar drei Bauern im Walde von zwei Bären überfallen und nach einem heftigen Kampfe von den Bären buchstäblich zerrissen.
- Ein Mann in Tennessee brachte es fertig, sich zehnmal zu verheirathen, nicht etwa nachdem er seine Frauen durch Tod oder Scheidung zuvor verloren hatte, sondern seine zehn Frauen sind alle am Leben und er ist mit allen zehn zugleich verheirathet ohne daß eine von der anderen etwas wußte. Allerdings hat er sich für den unerlaubten zehnfachen Ehestand eine Anklage zugezogen, und seine zehn besseren Hälften treten nun als Zeugen gegen ihn auf.
- Die Influenza herrscht in Rom im Quirinal wie im Vatikan so stark, daß die Audienzen verschoben werden mußten. Der Papst und acht Cardinäle sind davon befallen.
- In San Remo nahm sich am Sonnabend ein Norddeutscher, Namens Frobing, das Leben, indem er sich ins Meer stürzte. Seine nicht unbedeutenden Juwelen und Baargelder vermachte er brieflich der Wirthin des "Hotel National", bei der er wohnte.
- In Baltimore brannte am 14. ds. Mts. der der "Northern=Central=Eisenbahn" gehörige Getreide=Elevator im Werthe von 300 000 Doll. mit 750 000 Bushels Getreide nieder. Der englische Dampfer Saccabasco, welcher in der Nähe der Werft lag, ist ebenfalls verbrannt.
- Ein Statistiker, dem genaue Angaben vorliegen, erklärt, man konnte für die Summe, die die amerikanischen Frauen und Mädchen alljährlich für die Verschönerung (?) ihres Gesichts durch Schminke verwenden, in jedem Jahr 37 000 Häuser anstreichen, jedes Haus zu 300 Mk. gerechnet.


Bäuerin und Gräfin
Roman von Theodor Mügge.
                                                    Fortsetzung.                                        (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 6 Seite 6]

Bäuerin und Gräfin
Roman von Theodor Mügge.
[Fortsetzung.]


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