No. 89
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. November
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 89 Seite 1]

Das Deutsche Kaiserpaar ist Mittwoch Nachmittag präcise 2 Uhr von Konstantinopel nach Venedig abgereist.
Auch im Großherzogthum Hessen sollen die Volksschullehrer im Gehalt aufgebessert werden. Den Kammern ist eine Vorlage der Regierung zugegangen, nach der die Gehalte von 1000 bis 1600 Mark in fünfjährigen Zeiträumen steigen und erforderlichen Falls aus Staatsmitteln ergänzt werden sollen.
Die Meldung, daß für die Wißmannsche Expedition eine Nachforderung in Höhe von 8 Millionen Mk. dem Reichstag vorgelegt werden sollte, wird jetzt amtlich dahin richtig gestellt, daß die Summe mindestens um die Hälfte zu hoch angegeben sei. Uebrigens sei dem Bundesrath noch keinerlei Vorlage zugegangen.
Der Reichstagsabgeordnete Kulemann, der Amtsrichter ist, hat im Verlag von Heymann in Berlin eine inhaltsreiche Schrift von fast 400 Seiten über das Sozialistengesetz erscheinen lassen.
Bebels Reichstagsrede, in der er Frankreich so gewaltig herausstrich, wird von den Pariser Blättern natürlich sehr gelobt. Den aufmerksameren Zeitungen entgeht es aber nicht, daß der deutsche Sozialistenführer Rußland schnöde angegriffen hat. Sie waschen ihm daher gehörig den Kopf wegen Mangels an Hochachtung vor dem Freunde Frankreichs.
Kaiser Franz Josef reiste nicht nach Miramare, sondern hatte sich nach Mayerling begeben, um in der an der Todesstätte des Kronprinzen errichteten, soeben erst eingeweihten Kapelle einer Totenmesse für seinen Sohn beizuwohnen.
Der russische Großfürst=Thronfolger geht nicht nach Konstantinopel. Er soll von seinem Herrn Papa aus Petersburg die Weisung erhalten haben, seinen Rückweg von Athen über Odessa zu nehmen.
Rußland und der Balkan sind über die Frage der Wiederbesetzung der katholischen Bischofssitze in Rußland einig und die Bischöfe sind bereits ernannt. Am Sonnabend Mittag hat Papst Leo XIII. die russische Großfürstin Catharina und ihre Töchter, die sich augenblicklich in Rom aufhalten, in Audienz empfangen.
Den Serben will es nicht in den Kopf, daß ihr früherer König Milan gar nichts mehr sein und treiben soll. Um ihn wieder zu Ansehen und Ehren zu bringen, ist das Komitee liberaler fortschrittlicher Wähler in Semlin auf den Gedanken verfallen, den Ex=König für eine nöthig gewordene Ersatzwahl als Kandidaten für die Skupschtina aufzustellen! Verschiedene serbische Zeitungen haben am Mittwoch die darauf bezüglichen Aufrufe veröffentlicht, die, obschon man in Serbien in neuerer Zeit an Ueberraschungen aller Art gewöhnt ist, allenthalben Aufsehen und Bewunderung erregen. Man hat wohl guten Grund anzunehmen, daß dieser seltsame Schritt ohne die Zustimmung des Exkönigs gethan worden ist.
Prinz Ferdinand von Coburg ist am Sonntag in Sophia wieder angelangt und hat dort alsbald die Sobranje mit einer längeren Anrede eröffnet, in der im Grund nicht viel Neues gesagt, wohl aber manches erfreuliche Zeichen für die innere Festigung Bulgariens betont ist. Als Geschenk hat Prinz Ferdinand seinen getreuen Bulgaren von seiner Reise ins Ausland eine Anleihe in Höhe von 30 Millionen Francs mitgebracht. Gleichzeitig mag hier darauf hingewiesen werden, daß jener ungarische Agent Waldapfel, der bei der Wahl des Prinzen Ferdinand zum Fürsten von Bulgarien vielfach genannt worden ist, jetzt aus Belgrad ausgewiesen worden ist, weil er in dem Verdacht steht, gemeinsam mit Zankow ein Attentat gegen das Leben des Fürsten Ferdinand geplant zu haben. Die plötzliche Abreise Zankows wird hiermit ebenfalls in Zusammenhang gebracht.
Die Thronrede, mit welcher Fürst Ferdinand von Bulgarin am Sonntag die Volksvertretung seines Landes eröffnete, hat wegen ihres ruhigen Tones, und weil der Fürst besonderen Nachdruck auf die guten Beziehungen zur Türkei legte, sehr befriedigt. Man nimmt an, daß nunmehr die Gerüchte von einer bevorstehenden Proklamation Bulgariens zum Königreiche verstummen werden. Zum Präsidenten wurde mit sehr großer Mehrheit der Regierungskandidat Slawkow gewählt.
Heutzutage wird alles Geld für Mordwaffen verausgabt. Auch die bulgarische Regierung, die nun von der österreichischen Länderbank 25 Millionen Frks. geborgt erhält, hat nichts Eiligeres zu thun gehabt, als in der Waffenfabrik zu Steyr sich 100 000 Gewehre zu bestellen. Sie sollen binnen Jahresfrist geliefert werden.


- Neustrelitz, 4. Nov. Gestern Mittag traf hier der spanische Gesandte Graf Rascon aus Berlin ein und ward von Sr. K. Hoh. dem Großherzoge in Audienz empfangen. Der Gesandte überreichte seine Accreditive als außerordentlicher Gesandter am hiesigen Hofe und ward, nachdem er auch von der Großherzogin, K. Hoh., in Audienz empfangen war, zur Tafel geladen. Abends reiste er nach Berlin zurück.
- Schönberg. In der Sitzung der Strafkammer bei dem Großherzoglichen Amtsgerichte am 5. November d. J. wurde u. A. Folgendes verhandelt:
Als das am 24. Mai zu Schönberg ausgebrochene große Schadenfeuer in Lockwisch bemerkt wurde, ließ der Schulze zu Lockwisch die Pferdebesitzer daselbst auffordern, mit ihren Pferden zur Hülfeleistung nach Schönberg zu eilen. Dieser polizeilichen Aufforderung nachzukommen, hatten zwei Hauswirthe abgelehnt, und waren sie deshalb wegen Uebertretung des § 360,10 des St.=G.=B. von der Landvogtei durch Strafverfügung zu einer Geldstrafe von je 3 M. verurtheilt. Gegen dieselbe hatten die Verurtheilten auf dem Rechtsweg provozirt und vor dem Schöffengericht zu Schönberg durch ihren Vertheidiger geltend gemacht, daß zur Zeit der an sie ergangenen Aufforderung die Gefahr bereits beseitigt gewesen sei, daß der Dorfschulze nicht ein Stellvertreter der Polizeibehörde sei und überall eine rechtliche Verpflichtung im Fürstenthum nicht bestehe, bei einem Feuer in einem auswärtigen Orte Hülfe zu leisten

[ => Original lesen: 1889 Nr. 89 Seite 2]

am allerwenigsten mit den Pferden. - Das Schöffengericht hatte alle diese Einwendung als unbegründet verworfen und konnte auf die seitens der Verurtheilten eingelegte Berufung die Strafkammer dem nur beipflichten. Es wurde daher seitens der Strafkammer die Berufung gegen das schöffengerichtliche Urtheil, durch welcher die Angeklagten zu einer Geldstrafe von je 3 M. verurtheilt waren, verworfen und wurden den Angeklagten die Kosten auferlegt.
Die andere gleichfalls in der Berufungsinstanz verhandelte Sache betraf ein Dienstvergehen eines Dienstboten. Der Ackerbürger H. hierselbst hatte am Sonntag den 23. Juni seinen als Pferdeknecht gemietheten Knecht Sch. aus dem Lauenburgischen den Befehl ertheilt, die Pferde zu füttern, nachdem sein erster Pferdeknecht, welcher bisher die Fütterung besorgt hatte, am Tage zuvor seinen Dienst verlassen hatte. Der Sch. verweigerte es, diesem Befehl Folge zu leisten, ging vielmehr am Vormittage mehrere Stunden ohne Erlaubniß seiner Dienstherrschaft fort und entgegnete, als ihm bei seiner Rückkehr sein Dienstherr deswegen Vorhaltungen machte, in ungebührlicher Weise, der Sonntag gehöre ihm, da könne er thun, was er wolle. Der wiederholten Aufforderung, die Pferde zu füttern, leistete er keine Folge, so daß sein Herr Sich genöthigt sah, seinen Hausknecht gegen Versprechen einer besonderen Zahlung mit dem Füttern der Pferde zu beauftragen. Als der H. am Nachmittag in den Pferdestall trat, um nach den Pferden zu sehen, fing der Sch. an zu pfeifen, unterließ auf Befehl des H. solches zwar, sang dann aber und als ihm auch dieses verboten wurde, simulirte er einen Hustenanfall. - Wegen dieser Begangenschaften war ihm durch polizeiliche Strafverfügung eine Haftstrafe von 3 Tagen auferlegt, welche Strafe das Schöffengericht, dessen Entscheidung der Sch. gefordert hatte, auf eine Haftstrafe von 1 Woche erhöhte. Die hiergegen eingelegte Berufung fand die Strafkammer theilweise für begründet und ermäßigte die Strafe, indem sie in der Arbeitsverweigerung und dem ungebührlichen Betragen des Sch. 2 Dienstvergehen annahm, auf 15 M., für welche im Unvermögensfalle 3 Tage Haft substituirt wurden. Die Kosten des ersten Verfahrens blieben dem Angeklagten zur Last, während die Kosten der theilweise begründeten Berufung zur Hälfte dem Angeklagten, zur andern Hälfte der Staatskasse auferlegt wurden.
- Schönberg. Nachdem am Montag "Desdemona's Taschentuch" Lustspiel in 4 Acten von R. Kneifel mit Erfolg über die Bühne gegangen, brachte uns die strebsame Direction am Mittwoch "Die beiden Leonoren" Preislustspiel in 4 Acten von Paul Lindau. Die Feinheit, mit der jede einzelne Scene wiedergeben wurde, zeigte uns, daß wir eine Truppe vor uns haben, die nicht nur auf kleinen Bühnen Gutes zu leisten im Stande ist, sondern wo auch jeder Einzelne wohl schon an größeren Bühnen mit Erfolg gewirkt hat. Erwähnen wir nun noch, daß der Gesammteindruck durch eine glänzende Garderobe erhöht wurde, glauben wir wohl mit Recht jeden einzelnen Theaterliebhaber das Unternehmen empfehlen zu können. Die alte Luft des Theaterbesuches, die durch die schlechten Leistungen der letzten Gesellschaft unserm Publikum genommen wurde, wird dann in Jedem auf's Neue erwachen und die Direction C. Hoffmann & Sohn, die ja mit vollem Vertrauen ein gutes Geschäft zu machen hierher gekommen ist, wird sich in ihren Hoffnungen nicht getäuscht finden. Im Interesse des Publikum würde vielleicht eine Wiederholung liegen, indeß wollen wir in dieser Hinsicht die Direction keineswegs beeinflussen, da wir überzeugt sind, daß dieselbe aus ihrem Repertoir weitere ebenfalls effektvolle Neuigkeiten bieten wird. Am Freitag wird die Operetten=Posse "Der Stabs=Trompeter" gegeben, der sich am Sonntag die Operette "Die schöne Ungarin" anschließen wird. Wir sind überzeugt, daß an beiden Abenden, wo der Stabstrompeter sein schmetterndes Signal ertönen läßt und die schöne Ungarin sich dem Schönberger Publikum vorstellen wird, der Direktion ein gut besuchtes Haus erblühen wird.
- Flasche hannoversche Thaler mit dem Münzzeichen B und der Jahreszahl 1861 befinden sich im Verkehr und ist daher Vorsicht bei Annahme von Einthalerstücken am Platze.


Weiße Seidenstoffe v. 95 Pfg. bis 18.20 p. Met. - glatt gestreift u. gemustert (ca. 150 versch. Qual.) - vers. roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

Auf den Antrag des Büdners und Maurergesellen Heinrich Wilms zu Hammer werden hiermit Alle und Jede, welche an den angeblich verloren gegangenen Hypothekenschein über das ad. Fol. I. der zweiten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die zu Hammer belegene Büdnerstelle des Antragstellers für die Sparkasse zu Mölln i/L. eingetragene Kapital der 600 Mark annoch Ansprüche und Forderungen haben möchten, hierdurch aufgefordert, solche spätestens in dem auf

Sonnabend, den 23. November d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

anberaumten Termin vor unterzeichnetem Amtsgerichte, unter Vorlegung der bezüglichen Urkunden, unter dem Rechtsnachtheil, daß die Kraftloserklärung des vorstehend bezeichneten Hypothekenscheins erfolgen wird.
Schönberg, den 7. September 1889.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


In das hiesige Handelsregister Fol. XXI Nr. 34, betreffend die Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg ist heute Col. 6 eingetragen:

"Das statutenmäßig ausscheidende erste Mitglied des Directorii der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hierselbst, Uhrmacher H. Meyer in Schönberg, ist in der am 28. October 1889 abgehaltenen ordentlichen General=Versammlung der Actionäre dieser Anstalt als Mitglied des Directorii wiedergewählt worden und als solches durch die ad [36] act. anliegende notarielle Urkunde d. d. Schönberg den 28. Oktober 1889, welche auch die Erklärung der Annahme der Wahl und Zeichnung des Namens seitens des p. Meyer enthält, legitimirt."

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,                          
den 5. November 1889.                          
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.          


Unter dem heutigen Datum ist in das hiesige Handelsregister sub Nr. 66 Fol. L III eingetragen:

Firma: Heinrich Meyer.
Ort der Niederlassung: Schönberg.
Name und Wohnort des Inhabers: Kaufmann Peter Heinrich Friedrich Meyer in Schönberg.

Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg,                          
den 3. November 1889.                          
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.       


10. General-Versammlung
des Landwirthschaftlichen Vereins kleinerer Landwirthe für das Fürstenthum Ratzeburg
am Donnerstag, den 14. November 1889,
Vormittags 9 Uhr,
im Locale des Herrn Gastwirth J. Boye in Schönberg.                          
                                                    Der Vorstand.


Versammlung
des Imkervereins zu Schönberg.
Am Sonntag, den 10. November.
Tagesordnung:

Vorstandswahl,
                          Rechnungsablage,
                          Bericht über die Ausstellung in Stettin,
                          Vortrag des Herrn Bargmann=Schwerin.

                                                    Der Vorstand.


Wir such. e. Vertreter für den Verkauf v. Caffee an Private u. Krämer. Fixum u. Prov.

F. Löding & Co., Hamburg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 89 Seite 3]

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                                                    Carl Meyer.


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                                                    Hamburg.


Ich habe das

Zimmereigeschäft

wieder aufgenommen und empfehle mich den Herrn Stadt= und Landleuten zur Herstellung von Neubauten und Reparaturen. Meine Wohnung befindet sich beim Rademacher Herrn H. Badstein.

Schönberg.                                                     Simon Egert.
                                                                         Zimmermeister.


Im unterzeichneten Verlage ist soeben erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Landeskunde
von
Mecklenburg-Strelitz,
gesammelt und zusammengestellt
von D. Zander. 2 Theile in einem Bande, 480 Seiten.
Preis 4 Mark. Barnewitz'sche Hofbuchhandlung,
Neustrelitz.


Schleif und Wettsteine,

Brocken sowie Flintsteinpapier in ganz besonderer Güte empfiehlt

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Besonders leicht brechende                          
grüne Kocherbsen
empfiehlt                                                     J. F. Eckmann.


Das größte Glück auf Erden

ist nicht der Reichtum an Geld und Gut, sondern die Gesundheit. Viele Kranken erkennen ihre wahren Leiden nicht und lassen sich als Magenkranke, Blutarme, Bleich= und Schwindsüchtige behandeln. Betrachte man nun bei den meisten Kranken die sich zeigenden Symptome genauer, so wird man finden, daß Wurmkrankheit die Hauptrolle spielt; so manche Medizin wird gegen obenstehende Leiden eingenommen, wäre aber besser ersetzt durch ein Wurmmittel des bekannten Spezialisten Theodor Konetzky in Stein bei Säckingen. Die sichersten Symptome eines an Bandwurm=, Spuhl= oder Madenwürmer Leidenden sind: Abgang nudel= oder kürbisähnlicher Glieder und sonstiger Würmer, sowie Blässe des Gesichts, matter Blick, blaue Ringe um die Augen, Abmagerung, Verschleimung, stets belegte Zunge, Verdauungsschwäche, Appetitlosigkeit, abwechselnd mit Heißhunger, Uebelkeiten, Aufstoßen eines Knäuels bis zum Halse, stärkeres Zusammenfließen des Speichels im Munde, Magensäure, Sodbrennen, häufiges Aufstoßen, Schwindel, öfter Kopfschmerz, unregelmäßiger Stuhlgang, Koliken, Kollern und wellenförmige Bewegungen, dann stechende, saugende Schmerzen in den Gedärmen, Herzklopfen - Zahlreiche Atteste aus allen Kantonen beweisen die Vorzüglichkeit der Methode. - Dauer der Kur 30 bis 60 Minuten, ganz ohne Berufsstörung. Bei Bestellung ist Alter und Geschlecht des Patienten anzugeben. Die meisten Kranken, welche solche Mixtur versuchsweise nahmen, waren von Würmern geplagt, während andere damit die dem Körper sehr dienliche Entfernung aller Unreinigkeiten zu ihrer Zufriedenheit erzielten. Die Kur ist unter Garantie der Gesundheit vollständig unschädlich.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 89 Seite 4]

Zu dem am Donnerstag, den 21. November bei mir stattfindenden
Landmannsballe
erlaube ich mir die Herren Hauswirthe hierdurch freundlichst einzuladen.
Schönberg.                                                     J. Boye.


Größtes Lager in Brillen für jedes Auge passende Sorten zu 0,50, 0,75, 1,00 1,25 1,50, 2,00 Mark u. s. w.
sowie Pincenez, Müllerbrillen graue und blaue Schutzbrillen, Reitbrillen
und dergleichen empfiehlt in bekannter hochfeiner Qualität

                                                    H. Brüchmann.


Theater in Schönberg.
(Im Saale des Herrn Boye.)
Freitag, den 8. November 1889:
Der Stabstrompeter,
Operettenposse in 4 Acten von Mannstädt.
Sonntag, den 10. November 1889:
Die schöne Ungarin,
Große Operette in 4 Acten von Steffens.
Montag, den 11. November cr.
Papageno
oder
Ein Ehemann in tausend Ängsten. Schwank in 4 Acten von Rudolf Kneifel.
Alles Nähere die Zettel.


Stadt Lübeck.
Am Mittwoch, den 13. November 1889:
1. Abonnements-Concert
des Musikcorps vom Jägerbataillon Nr. 14 zu Schwerin unter Leitung des Musikdirectors Herrn
A. Reckling.
Nach dem Concert Ball.
Anfang 7 1/2 Uhr.
                                                    M. Köster.


Am Sonntag, den 10. November                          
Großer Tanzschul-Schlußball

im festlich decorirten Saale des Herrn J. Krellenberg in Carlow.

Hierzu laden freundlich ein                          
J. Krellenberg.      W. Dohrmann.


Zur
Tanzmusik
am Sonntag, den 10. d. M. ladet freundlichst ein
                                                    H. Rebbin, Menzendorf.


Bügelsägenblätter,
Karb- Forst- und Brettsägen
in verschiedenen Längen empfiehlt unter Garantie
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Ich bin befreit

von den lästigen Sommersprossen durch den täglichen Gebrauch von

Bergmann's Lilienmilch-Seife.
Vorräthig: Stück 50 Pf. bei                                                    
                                                    Apotheker A. Montag.


1000 mal macht man für 4 M. Feuer an mit den nie versagenden Zevener Universal-Feueranzünder franco jeder Bahnstation. Wiederverkäufer gesucht.

                                                    Feueranzünderfabrik Zeven i. H.


Neuheiten
in
Lampen,
Kronen-Ampeln
bei
Heinr. Pagels,
Lübeck.
Brenner mit unübertroffener Leuchtkraft.


Ein Knabe welcher Lust hat, die                          
Bäckerei und Conditorei
zu erlernen, kann bei mir in die Lehre treten.                          
                                                    Wilh. Miltzow.
                                                    Bäcker und Conditor.


Ehrenerklärung.

Die Beleidigung, welche ich gegen Frau Green ausgesprochen habe, nehme ich hindurch zurück und erkläre dieselbe für eine ehrenhafte Frau.
Herrnburg, den 24. October 1889.

                                                    Frau J. Schlichte geb. Wienk.


Für die vielen Gratulationen zu unserer silbernen Hochzeit sagen wir unsern innigsten Dank.
Schönberg, den 4. November 1889.

                                                    J. Lenschow und Frau,
                                                    Louise, geb. Rentzow.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 10. November.

Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 45.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 89 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 89 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. November 1889.


- Aus Gadebusch wird der "R. Z." berichtet: Ein hier in Arbeit stehender Schlachtergeselle war am Sonnabend von seinem Meister mit Fleisch über Land geschickt worden. Unterwegs begegnete ihm auf der Wismar=Gadebuscher Chaussee ein 11 Jahre altes Mädchen aus Veelböken, an welchem der Geselle ein Verbrechen wider die Sittlichkeit beging. Das Kind ging hierauf nach dem heimathlichen Dorfe zurück und erzählte ihrem Vater die That, deren Opfer sie geworden war. Dieser unternahm nun sofort zu Pferde die Verfolgung des Verbrechers und holte den Letzteren auch ein, obgleich der Mensch, als er sich verfolgt sah, seinen Fleischkorb im Stich gelassen hatte, um besser laufen zu können. Nachdem der Verbrecher mit Hülfe eines Schäfers, der auf dem Felde hütete, aus einer Hecke, wo er sich verkrochen hatte, hervorgeholt war, wurde er dingfest gemacht und in das hiesige Gefängniß eingeliefert. Das Kind befindet sich in ärztlicher Behandlung.
- In Tankenhagen bei Dassow ertränkte sich in voriger Woche eine Tagelöhnerfrau in einem Brunnen.
- Der Parforce=Jagdverein in Neubrandenburg feierte am 2. d. M. den Hubertustag. In Veranlassung dieser Festlichkeit war eine größere Anzahl Vereinsmitglieder anwesend, die zu einem gemeinsamen Jagdvergnügen auszogen. Es waren ca. 50 Herren, welche Morgens 11 Uhr auf dem Markte meist im rothen Frack sich zusammenfanden. Dem Auszuge und der Rückkehr um 4 Uhr wohnten zahlreiche Zuschauer bei.
- Im Dorfe Granzow bei Mirow tritt zur Zeit die Diphtheritis so stark auf, daß die Schule hat geschlossen werden müssen. Mehrere Kinder sind bereits nach Neustrelitz in das Carolinenstift übergeführt.
- Im Holsteinschen bei dem Dorfe Fahrenkrug ist ein großes Braunkohlenlager entdeckt, dessen Werth, wie die Provinzialblätter melden, auf Millionen geschätzt wird.
- Der Zar hat dem Fürsten Bismarck bei seiner Anwesenheit in Berlin eine Dose geschenkt. Wie dem "Grashdanin" berichtet wird, hat das Geschenk einen Werth von 24 000 Mark.
- Die "Reichsmünze" soll eine interessante Denkmünze in Form eines Zweimarkstückes auf Kaiser Friedrich geprägt haben. Die Münze zeigt den Kopf des verewigten Kaisers mit der Umschrift: "Seinen Fritz wird Deutschland nie vergessen." Unter dem Kopf, auf der Reversseite, befindet sich das Datum des Todestages, 15. Juli 1888. Auf dem Avers steht der Denkspruch: "Lerne leiden, ohne zu klagen." Diese Münzen sind nur in wenigen Exemplaren ausgegeben, desgleichen eine Denkmünze mit dem Bildniß Kaiser Wilhelms auf der einen und des Königs von Italien auf der anderen Seite, und eine andere mit dem Bildniß des Kaisers und des Schahs von Persien. Wir haben die Reichsmünze mit Gänsefüßchen zu schmücken geglaubt, weil es eine Reichsmünz=Anstalt überhaupt nicht giebt; die Berliner ist königlich.
- Wegen Schulden ist aus Berlin der Rechtsanwalt Ilsen mit seiner Frau verschwunden. Von dem flüchtigen Paar fehlt seit drei Wochen jede Nachricht. Die Zahl der Gläubiger soll nicht gering sein.
- Ein braver Waidmann ist der vor kurzer Zeit in Wiesbaden verstorbene Oberjägermeister v. Maierinck gewesen. Er hat in seinem Leben mehr als 50 000 Stück Wild mit eigener Hand erlegt und hat bis zu seinem vorzeitigen Tod, der in Folge davon erfolgt ist, daß ihn ein rücksichtsloser Zweiradfahrer umgeworfen und überfahren hat, noch eine feste Hand und ein sicheres Auge gehabt. In seinem Testament hat sich folgende Bestimmung vorgefunden, die denn auch genau befolgt worden ist: Wenn die Geistlichen ihre Ceremonie beendet haben, so sollen an meinem Grab die 5 Jäger ein Halali blasen. Der alte Herr hat noch ins Grab seinen geliebten Jägerruf nachgeblasen haben wollen.
- Jack der Aufschlitze ist wahrscheinlich entdeckt, aber noch nicht aufgefunden. Der bekannte Irrenarzt Dr. Forbes Winslow, der von Anfang an behauptete, daß Jack ein Wahnsinniger sein müsse und an religiöser Manie leiden müsse, welche es ihm als ein verdienstlicher Werk erscheinen lasse, die Stadt von verworfenen Frauenzimmern zu reinigen, ist in den Besitz höchst werthvoller Anhaltspunkte gelangt, welche seine Behauptung vollauf zu bestätigen scheinen; die Geheimpolizei hält sie wenigstens für hochwichtig und verfolgt mit Eifer den ihr durch Dr. Winslow in die Hand gegebenen Faden. Die von Dr. Winslow in der Times und anderen Blättern veröffentlichten Briefe haben einen im Norden Londons bei Finsbury=Park wohnenden Herrn zu folgender polizeilicher Anzeige veranlaßt: "Ich vermiethe den oberen Theil meines Hauses an alleinstehende Herren. Im April 1888 miethete ein Herr ein großes Schlafzimmer und sagte, er sei in Geschäftsangelegenheiten aus Canada gekommen und gedenke sich einige Monate, wenn nicht ein Jahr in London aufzuhalten. Er schien vermögend zu sein. Er beschäftigte sich während des Aufenthalts in meinem Hause mit schriftstellerischen Arbeiten, welche auf religiöse Angelegenheiten und die öffentliche Moral Bezug hatten. An manchem Tag schrieb er 60 große Briefseiten voll. Er trug, wenn er ausging, nie denselben Anzug an zwei nach einanderfolgenden Tagen. Er hatte neun verschiedene Anzüge und Hüte. Er kehrte stets spät nachts heim und war bemüht, so wenig als möglich Geräusch zu machen. Er hatte drei Paar Stiefel mit Gummisohlen, die seine Schritte fast unhörbar machten. Am 7. Aug. d. J., dem Tage, wo einer der Whitechapel=Morde begangen wurde, war meine Frau auf dem Lande und ihre Schwester besorgte mein Haus. Meine Frau wurde an diesem Abend zurück erwartet und wir blieben bis 4 Uhr morgens wach. Wir hörten da die Hausthüre knarren, und da wir ins Vorhaus eilten, standen wir unserem Miether gegenüber. Er war sehr bleich und aufgeregt und erklärte, er sei in Bishopsgate überfallen und seiner Uhr beraubt worden. Dies stellte sich aber als unwahr heraus, da die Uhr samt Kette am nächsten Morgen auf seinem Tisch liegend gesehen wurde. Sein Hemd hing an dem Kaminfeuer und die Manschetten waren von ihm gewaschen worden, sein Taschentuch war blutbefleckt. Einige Tage später verabschiedete er sich und sagte, er müsse sofort nach Canada zurückzukehren. Dies war jedoch unwahr, da er zwei Monate später von mir in der City gesehen wurde. Von uns allen wurde er als geistig gestört betrachtet, namentlich in Bezug auf das Kapitel der Straßendirnen, von denen er sagte, sie müßten alle ertränkt werden. In der Nacht schritt er oft in seinem Zimmer auf und ab, sprach laut mit sich selber und seufzte und wimmerte oft ganz kläglich. Manchmal warf er sich, sobald er nach Hause kam, auf das Sopha und stöhnte. In einer Schublade seines Wäscheschranks hatte er drei geladene Revolver und wenn Jemand unerwartet seiner Thüre nahekam, so eilte er stets zu dem Schrank und lehnte sich mit dem Rücken gegen denselben. Einmal sagte er: Ich bin physisch schwach, meine Willenskraft läßt mich aber Wunder thun und ermöglicht es mir, viele irre zu leiten. Einmal erhielt er eine mit Spürhund unterzeichnete Correspondenzkarte, in welcher es hieß: Wir können es nicht allein machen, wir erwarten Ihre Beihilfe." Dies scheint, was gleichfalls einen von Dr. Winslow ausgesprochenen Verdacht bestätigt, darauf hinzudeuten, daß er einen oder mehrere Helfershelfer hatte. Statt nach Canada zu gehen, miethete er sich in Woodgreen beim Alexandrapalast in einem kleinen Landhaus ein. Auch dort fiel er auf, auch dort schrieb er viel, wechselte täglich seinen Anzug und kam oft sehr spät heim. Nach einem der Whitechapeler Morde wurde er bemerkt, als er

[ => Original lesen: 1889 Nr. 89 Seite 6]

um 5 Uhr Morgens heimkehrte; seine Kleidung war derangirt und der Rock blutbefleckt, was er abermals damit erklärte daß er überfallen und beraubt worden sei. Er scheint sich jedoch nicht sicher gefühlt zu haben und verließ das Haus noch an demselben Tag. Nach seinem Auszug fand man in einer Schublade einige Bündel von kümmerlichen Blumen und billige Schmuckgegenstände, wie sie von armen Frauenzimmern getragen werden. Derselbe Mann sprach am 30. August d. Js. in Bishopsgate (bei Whitechapel) ein Frauenzimmer an, dem er zuerst einen Sovereign und dann zwei Sovereigns anbot, wenn sie ihn begleiten wolle. Sie schöpfte Verdacht und erkannte in ihm den Mann, den sie nach einem der Whitechapel=Morde um 4 Uhr morgens im Hof ihres Hauses bemerkt hatte, als er in Hemdärmeln bei der Wasserleitung stand und sich wusch. Die Frau verrieth ihren Verdacht, und der Mann entkam in dem Augenblick, wo sie einen vorübergehenden Herrn auf ihn aufmerksam machte. Wie bekannt, erhielt Mr. Backert, der Vorsteher des Whitechapeler Vigilanzausschusses, vor drei Wochen eine mit "Jack the Ripper" unterzeichnete Correspondenzkarte, worin ein neuer Mord für den 18. October angekündigt wurde. Dieser Tage ging ihm nun in derselben Handschrift ein Schreiben zu, in welchem "Jack" erklärt, es seien zu viel Wächter in den Straßen gewesen; er hatte darum nicht "arbeiten" können; er werde aber bald das nächste "Geschäft" in einem Hause abmachen. Dr. Winslow erhielt gleichzeitig einen ähnlichen Brief, worin "Jack" erklärte, er werde seine Thätigkeit von dem Ostende nach Westende verlegen und vielleicht Winslow selbst vor Weihnachten aufsuchen. Die Handschrift, obwohl verstellt, ist dieselbe, und stimmt mit jener des mysteriösen Fremden überein, welcher einige Seiten seines Manuskripts in seinem Logis zurückgelassen ha! Allem Anschein nach ist er "Jack der Aufschlitzer; aber wer und wo ist er?"


Reinherz.
Historische Erzählung von W. Egbert.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.


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