No. 83
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. Oktober
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 83 Seite 1]

Bei der Abreise des Kaisers Alexander am Sonntag Nachmittag aus Berlin war auch Fürst Bismarck, trotz des recht schlechten Wetters, auf dem Bahnhofe anwesend. Der Czar drückte dem Reichskanzler mehrfach die Hand. Das Erscheinen Fürst Bismarcks fällt nicht wenig auf, da er bei der Abreise des Kaisers Franz Josef und des Königs Humbert nicht zugegen war. Augenscheinlich war Fürst Bismarck also recht zufrieden. - Kaiser Alexander hat dem Reichskanzler und dem Grafen Bismarck sein Miniaturportrait in Form einer geschmackvoll gearbeiteten Dose durch seinen Hausminister Grafen Woronzow=Daschkow überreichen lassen. Kaiser Wilhelm verlieh dem Grafen Woronzow den Schwarzen Adlerorden.
Der Kaiser von Rußland hat sich am 15. Oct. von Ludwigslust nach Danzig begeben, um mit seiner Gemahlin, die von Kopenhagen mit der Dershawa dort angekommen ist, zusammenzutreffen und dann gemeinschaftlich mit ihr die Rückreise nach Petersburg per Bahn anzutreten.
Die kommissarischen Berathungen über das Bankgesetz, an denen Beamte des Reichsamtes des Innern, des Reichsjustizamts, des Reichsschatzamts, des preußischen Finanzministeriums und der Reichsbank theilgenommen haben, sind beendigt und es soll demnächst der Entwurf des beabsichtigten Gesetzes aufgestellt werden.
Die Matrikularbeiträge im nächsten Reichsetat sollen, wie man hört, 270 Millionen Mark betragen, sind also um 40 Millionen höher als im Vorjahr.
Der Hofprediger Stöcker hat in einer am Freitag Abend in Berlin abgehaltenen Versammlung der christlich=sozialen Partei im Namen des Vorstandes die Erklärung abgegeben, daß er unter dem Zwang der heutigen inneren politischen Lage die öffentliche Thätigkeit einstellen würden.
Es ist geschehen! König Alexander und Natalie haben sich gesehen und die Welt ist nicht eingestürzt. Papa Milan hat nämlich von Paris aus, wo er sich sehr wohl zu befinden scheint, an den Regenten Ristic am Freitag telegraphirt, daß er, trotzdem die Königin Natalie die Bedingungen nicht angenommen habe, einer Begegnung des Königs mit seiner Mutter kein Hinderniß mehr in den Weg legen wolle. In Folge dessen hat am Sonnabend eine Begegnung zwischen der Mutter und ihrem Sohn stattgefunden. Der König hat sich, wie gemeldet wird, Mittags, begleitet von seinem Gouverneur Dokic, in das Absteigequartier der Königin=Mutter begeben, und dort mit derselben eine einstündige, ungemein höfliche Zusammenkunft gehabt. Am Montag hat die Königin den Besuch ihres Sohnes im Konak erwidert.
Prinz Ferdinand von Coburg ist am Freitag Abend von München aus nach der Schweiz und von dort aus nach Paris abgereist. Wiener Blätter wollen wissen, es handle sich bei der Reise des Prinzen nicht in erster Reihe um eine Heirath, sondern um Geld. Er mag übriges machen, daß er wieder heimkommt, denn in seiner Abwesenheit scheint dort in Gestalt eines russischen Gardeoffiziers, eines Fürsten Dolgorukow, ein kleiner Kaulbars eingetroffen zu sein, der Plakate anschlagen läßt und andere Streiche begeht.


- Schönberg. Seine Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg=Strelitz begeht heute, am 17. October, seinen Geburtstag, der auch hier im Fürstenthum alljährlich als ein Festtag begangen wird, an dem das Volk sich mit seinem Fürsten freut. In diesem Jahre ist der Tag von um so höherer Bedeutung, da unser allergnädigster Landesherr seinen siebenzigsten Geburtstag feiert und zwar in voller Rüstigkeit, wie sie nur wenigen in solchen Jahren beschieden ist. Das ganze Land erbittet für seinen Landesherrn kein größeres Geschenk, als daß Gott den schon durchmessenen Jahren noch viele Jahre hinzufügen möge zum Segen seines treuen Volkes, und daß der Lebensabend des hohen Herrn sich ungetrübt gestalten möge. - Die Stadt hatte Flaggenschmuck angelegt, der Unterricht in den Schule war ausgesetzt zur Feier des Tages und statt dessen eine Schulfeier angesetzt durch Gesang und Redeacte. In Spehr's Hotel versammelten sich Mitglieder aller Stände Nachmittags zu einer gemeinschaftlichen Mittagstafel, der Kriegerverein hatte Abends im Boye'schen Saale einen Festball arrangirt.
- Der Kaiser Alexander und Großfürst Georg sind am 15. October, 6 Uhr 20 Min. Nachmittags, mit dem kaiserlicher Hofzuge von Ludwigslust in der Richtung nach Schwerin abgereist; der Großherzog und die Großherzogin gaben denselben bis zu den festlich geschmückten Bahnhofe das Geleit. Von der Großherzogin Alexandrine und der Großherzogin Marie hatte sich der Kaiser schon im Schlosse auf das Herzlichste verabschiedet. Das zahlreich versammelte Publikum begrüßte die Allerhöchsten Herrschaften ehrfurchtsvoll.
- Neustrelitz 14. Oct. Se. Königliche Hoheit der Großherzog traf gestern Abend mit dem letzten Zuge der Nordbahn wieder in unserer Residenz ein. (N. Z.)
- Neustrelitz. Se. K. H. der Großherzog hat nach der "N. Z." im Einverständniß mit Sr. K. H. dem Großherzoge von Mecklenburg=Schwerin nach dem Ableben des Geheimen Legationsrath von Prollius in Berlin den Großh. Mecklenburg=Schwerinschen Geheimen Legationsrath Fortunat von Oertzen wiederum zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Königlich Preußischen Hofe bestellt, auch zum Bevollmächtigten im Bundesrathe des deutschen Reichs ernannt.
- I. K. H. die Großherzogin begab sich der "M. L." zufolge gestern Nachmittag nach Ahrensberg, um auf dem Sarg des am 20. Juli verstorbenen Kammerpräsidenten, Oberjägermeisters und Oberkammerherrn F. v. Voß einen Kranz niederzulegen.
- Schönberg. Die Synode der Geistlichen des Fürstenthums Ratzeburg wurde am 15. October abgehalten und in dem Dome zu Ratzeburg mit dem üblichen Gottesdienste eröffnet.
- Schönberg. In letzter Zeit sind in den Dörfern Niendorf und Ollndorf erhebliche Diebstähle,

[ => Original lesen: 1889 Nr. 83 Seite 2]

namentlich an Gänsen, Speck und dergl., vorgekommen. Bei Haussuchungen in Niendorf wurden die Sachen gefunden und mehrere Verhaftungen vorgenommen.
- Schönberg. Die neueingerichtete Meiereigenossenschaft in Niendorf eröffnete ihren Betrieb am 17. October.
- Schönberg. Jetzt bei dem frühen Dunkelwerden müssen bekanntlich alle auf Chausseen fahrenden Wagen mit (brennender) Laterne versehen sein, sobald die Dunkelheit eintritt. Diese Bestimmung wird, wie in allen Jahren vorher, auch diesmal wieder vielfach unbeachtet gelassen. Weil nun aber dieses Nichtbeachten der polizeilichen Bestimmungen nicht allein den Passanten der Straßen gefährlich werden, sondern sich auch an den Besitzern der Geschirre schwer rächen kann, so wollen wir diese Beobachtung hiermit warm empfohlen haben. Der Geschirr=Inhaber, durch dessen nicht beleuchtetes Fuhrwerk irgend ein Unfall herbeigeführt wird, hat nicht nur Bestrafung zu erwarten, sondern ist auch zur völligen Schadloshaltung der Geschädigten verpflichtet.
- Der Diätenverein für Geschworene beider Mecklenburg, welcher nunmehr seit sechs Jahren besteht, hat sich, wie die "R. Z." schreibt, in diesem Zeitraum durchaus bewährt, indem der Verein dazu beigetragen hat, die pecuniäre Last, welche der Geschworenendienst mit sich bringt, auf viele Schultern zu vertheilen.
- Sturz mit dem Pferde. Bei dem Reiten einer sogen. "Schnitzeljagd" hatte am Sonnabend zu Schwerin ein dort eingezogener Reserve=Officier (Herr v. Treuenfels aus Möllenbeck) das Unglück, daß sein Pferd im ruhigen Galopp auf ebenem Terrain plötzlich todt zusammenbrach und den Reiter mit seiner Last bedeckte. Nachdem Letzterer von den herbeigeeilten Begleitern aus seiner Lage befreit war, wurde er bewußtlos in das Militär=Lazareth geschafft. Der Zustand des Gestürzten ist sehr ernst.
- In Mecklenburg=Schwerin gelangten im Jahre 1888/89 2073 Rekruten zur Einstellung, welche bis auf 3 sämmtlich entsprechende Schulbildung genossen hatten. In Meckl.=Strelitz hatte von 402 eingestellten Rekruten einer in einer anderen als der deutschen Sprache Schulbildung genossen, 1 Mann war ohne Schulbildung.
- Das Geibeldenkmal ist am Montag in Lübeck eingetroffen. Die Bildsäule des Dichters wiegt 1342 Kg., der Genius, der auf dem Sockel ruhen wird, 400 Kg. Das Denkmal wird am 18. October enthüllt.
- In Lübeck wird jetzt am Hafen in den Waarenschuppen electrische Beleuchtung angelegt und voraussichtlich noch in diesem Herbst in Benutzung gezogen werden können.
- Der Phonograph hat nun auch am Montag beim Reichskanzler in Friedrichsruh seine staunenerregenden Künste gezeigt. Nachdem der Apparat die verschiedensten Musikstücke, darunter Vorträge berühmter Künstler, wiedergegeben hatte, ließ Fürst Bismarck seine eigene Stimme auf das Instrument übertragen. Zunächst citirte er ein kleines amerikanisches Volkslied, hierauf sprach er den Anfang des Uhland'schen Gedichtes "Als Kaiser Rothbart lobesam", und dann die erste Strophe von "Gaudeamus igitor". Die Frau Fürstin, sowie die anwesenden drei Knaben des Grafen Rantzau, die Enkel des Kanzlers, erkannten die Stimme sogleich, während sie dem Fürsten selbst natürlich fremd erschien. Großes Vergnügen bereitete dem Kanzler auch die Rolle mit den Stimmen der kaiserlichen Prinzen. Unter Anderem machte der Fürst die Bemerkung, derselbe komme ihm beinahe vor, wie eine Verwirklichung der Münchhausengeschichte, wo der Ton in dem Horn festfror und später aufzutauen begann; aber dies gehe noch über Münchhausen, denn man höre dasselbe 10 000 Mal.
- Die Ausstellung für Unfallverhütung wird trotz des starken Besuches mit einem Fehlbetrag abschließen, der 100,000 Mark weit übersteigen wird, durch den Garantiefonds aber gedeckt ist. Es erklärt sich dies aus dem schlechten Wetter, das den Besuch der Ausstellung vielfach beeinträchtigt hat, ferner aus den den Arbeitern bewilligten billigeren Preisen und endlich daraus, daß der Kunstakademie für die Ueberlassung der Räume eine große Abstandssumme zu zahlen ist.
- Eine für die Bienenzucht sehr wichtige Verfügung hat der preußische Finanzminister erlassen. Durch dieselbe ist bestimmt worden, daß die Bienenzucht keiner Steuer, weder der Gewerbe= noch sonstiger Steuer unterliegen soll, sofern sie von Imkern nur als Nebenbeschäftigung oder als Liebhaberei betrieben wird. Die Steuerbefreiung soll auch dann stattfinden, wenn sie in den angeführten Fällen Erträge abwirft, also dem Imker Einnahmen verschafft. Lehrer, Pfarrer u. s. w. können also Bienenzucht treiben, ohne besteuert zu werden.
- Der "Deutsche Kriegerbund" umfaßt gegenwärtig 4179 Vereine, die 361 967 Mitglieder zählen und über ein Vermögen von 541 059,81 Mk. verfügen. Die Kriegervereinigungen in Deutschland weisen jetzt zusammen 9854 Vereine mit 811 608 Mitgliedern auf, sie sind in steter Fortentwicklung begriffen und man erwartet ihre Vereinigung unter dem Protektorat des Kaisers bei der Einweihung des von den alten Kriegern und Soldaten dem Kaiser Wilhelm I. errichteten Denkmals auf dem Kyffhäuser. Der Platz für dieses Denkmal ist jetzt endgiltig festgestellt, und das Preisausschreiben ist um die Mitte dieses Monats zu erwarten. Man will 700= bis 800 000 Mark auf das Denkmal verwenden, und da man beabsichtigt, diese Summe durch freiwillige Beiträge von den Kriegervereinsmitgliedern aufzubringen, käme auf jedes Mitglied nur eine Mark, die auch in Teilzahlungen angenommen wird.
- An Diphtheritis und Croup sind nach den Feststellungen des Reichsgesundheitsamtes in den Jahren 1875 bis 1882 im Königreich Preußen 334 541 Personen gestorben.
- Von der Broschürenfolge "In neuer Zeit", Briefe eines alten Diplomaten an einen jungen Freund, ist jetzt die zweite, betitelt "Parademarsch der siebenten Großmacht" erschienen. Der ungenannte und nach wie vor unbekannte Verfasser bespricht hier die deutsche Presse.
- Bei der Hebung von zwei Waggons, die vor einigen Tagen in der Nähe von Bregenz von dem Trajektboot in den Bodensee geglitten waren, ist ein Taucher aus einer bis jetzt noch nicht bekannten Ursache im Taucherapparat erstickt.
- Wildentenfang an der Nordsee. Zu Beginn des Herbstes ist der Wildentenfang in sogenannten Kojen auf den Inseln Föhr, Sylt, Amrum u. s. w. im besten Gang. Mittelst zahmer Enten werden die auf den Süßwasserteichen in großen Schwärmen einfallenden Wildenten in mit Gebüschen bewachsene und mit Netzen abgeschlossene Seitenkanäle, Pfeifen genannt, gelockt, an deren Ende der Kojemann in aller Stille die Gefangenen empfängt. Es giebt Kojengruppen, die in der Saison 10 000 bis 40 000 gefangene Enten liefern.
- Aus Wien kommt die Nachricht, daß Prof. Dr. Leidesdorf, der bekannte Psychiater, am Mittwoch Morgen gestorben ist. Er war einer der humansten und gesuchtesten Irrenärzte unserer Zeit und von den Hochgestellten dieser Erde ebenso eifrig aufgesucht, wie von den mit des Lebens Last und Sorgen Beladenen. Die medizinische Wissenschaft verliert durch den Heimgang des weit über die Grenzen Oesterreichs hinaus rühmlichst bekannten Forschers und Arztes einen ihrer berufensten Vertreter.
- Auf der deutschen Botschaft in Paris fand neulich der Portier hinter dem Thorweg ein kleines Kistchen, adressirt an den Botschafter. Dasselbe wurde der Polizei übergeben, dort geöffnet und ermittelt, daß das Kistchen mehrere gewöhnliche kleine Revolverpatronen enthielt. Alles sonstige, was Pariser Zeitungen dazu erzählen, ist alberne Ausschmückung.
- Der Versuch die Kavallerie mit Lanzen auszurüsten, ist in Frankreich unbefriedigend ausgefallen. Warum, wird nicht gesagt. Der ganze Plan ist deshalb aufgegeben worden.
- Auf den schwedischen Hofjagden scheint es nicht mit allzu großer Vorsicht herzugehen, denn neulich erhielt der schwedische Kronprinz einen Schrotschuß in die Brust, der jedoch glücklicherweise die starken nordischen Jagdkleider nicht ganz zu durchdringen vermochte. Einem bei der Treibjagd beschäftigten Jungen erging es schlimmer, indem ihm mehrere Schrotkörner in die Unterschenkel drangen; als Schmerzensgeld erhielt, wie die Nordische Kor=

[ => Original lesen: 1889 Nr. 83 Seite 3]

respondenz berichtet, der glückliche Junge von dem Nimrod - eine Krone (1 Mark 20 Pfennig.)
- Ganz außerordentliche Zurüstungen werden in Konstantinopel zum Empfange des deutschen Kaiserpaares getroffen. Es wird darüber von dort Folgendes geschrieben: Bezeichnend für die hohe Bedeutung, welche der Sultan dem Besuche Kaiser Wilhelms beilegt, ist der Umstand, daß er befohlen hat, es sollen alle Auslagen für den Empfang aus seiner Privatschatulle gedeckt werden. Am 8. d. M. wurde der Bürgermeister von Pera, Blacgue Bey, in das Palais befohlen, um die nöthigen Weisungen für die Ausschmückung und Instandsetzung der Straßen entgegenzunehmen. Im Artilleriearsenal zu Topchane wird an der Herstellung von Feuerwerkskörpern gearbeitet. Zugleich werden auch Hofsalonwagen in Stand gesetzt, da Kaiser Wilhelm vielleicht einen Ausflug mit der orientalischen oder anatolischen Eisenbahn unternehmen wird. Den Mittelpunkt aller Festlichkeiten dürfte aber unbedingt die große Truppenschau bilden, welcher auch der Sultan beiwohnen will. Inzwischen aber wird von den Truppen bereits fleißig Parademarsch geübt; sowohl die Soldaten als auch die Offiziere erhalten durchweg neue Uniformen. Daß auch die reichsdeutsche und deutsch=österreichische Colonie nicht müßig bleiben, wurde bereits telegraphisch gemeldet. Dieselben werden auf eigens gemietheten Dampfern dem Kaiserpaar bis zu den Dardanellen entgegenfahren; auch dürften sämmtliche deutsche Sängervereine während des am Sonntag, den 3. November, in Anwesenheit des Kaiserpaares in der Botschaftskirche in Ainali Tschesme abzuhaltenden Gottesdienstes mitwirken. Ferner plant man ein Festessen in der Teutonia, dem deutschen Handwerkerverein, und endlich einen großartigen Fackelzug.


Farbige Seidenstoffe v. 95 Pfg.

bis 12,55 p. Met. - glatt, gestreift, karrirt u. gemustert (ca. 2500 versch. Farben u. Dessins)
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Anzeigen.

Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß an Stelle des Hauswirths Heidtmann zu Klocksdorf der Schulze Joachim Heidtmann zu Klocksdorf zum Districtstaxanten für die Vogtei Stove ernannt und als solcher beeidigt worden ist.
Schönberg, den 10. October 1889.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Holz=Auction Nr. 2.

Am Dienstag, den 22. October cr., Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf

121 St. tannen Kiepenhölzer

aus den Hohenmeiler Tannen meistbietend verkauft werden.
Schönberg, den 14. October 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Die Schulgelderhebung

findet in den nächsten beiden Wochen, vom 21. Oktober bis 2. November, statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.

                                                    J. Wegner,
                                                    Schulgelderheber.


Ausverkauf.

Wegen Verlegung meines Möbelgeschäfts nach meinem Hause Mühlenstraße 28 beabsichtige ich das vorhandene Lager möglichst zu verringern und stelle sämmtliche Möbel und Polsterwaaren von heute ab zum Kostenpreise zum Verkauf.
Lübeck, den 9. October 1889.

                                                    Paul Schumburg.
                                                    Möbelfabrikant, obere Hüxstraße 14.


Einige Kanarien-Hähne
(Harzer Roller) hat billig abzugeben                          
Schönberg.                                                     F. Richter.


    Melirte Strickwolle,
    Einfarbige Strickwolle,
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                                                    Hugo Heincke.


Zu Einkäufen von Aussteuern empfehle ich meine reichhaltige Auswahl von

Hausstandsgegenstände.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Revolver, Flobertbüchsen u. Patronen, Gewehrpatronen u. Pfropfen, Pulver u. Schrot
empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


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Böhm. Braunkohlen,
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Eine Arbeiterfamilie
findet zu Ostern Wohnung bei                          
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Suche zu Ostern                                                    
eine Arbeiterfamilie.
                                                    Kröger-Lockwisch.


Ein Bäckerlehrling
wird gesucht von                                                    
                                                    J. Berlin, Bäck.


Zum 24. October suche ich einen                          
Pferdeknecht und 1 Kuhfütterer.
                                                    Schulze Lohse, Törpt.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 83 Seite 4]

Geschäfts-Verlegung.
Justus Meyer,
Lübeck.
Magazin für Herren-Moden
jetzt
Nr. 67. Breitestrasse Nr. 67.
Haus Beutin,
dem Kanzleigebäude gegenüber.


Concert.

Der ergebenst Unterzeichnete erlaubt sich ein musikliebendes Publikum Schönberg's und Umgegend zu einem am

Dienstag, den 22. October cr.

im neuen Theatersaale bei Hrn. Gastwirth J. Boye zu gebenden Concerte freundlichst einzuladen.
Mitwirkende: Frl. Minna Eschenburg, Concertsängerin aus Lübeck, sowie die Herren Wilh. Gielau sen. (Piano), Rud. Gielau (Violine) und Emil Gielau (Violoncello) aus Lübeck.

Entrée: im Vorverkauf à Person 50 Pfg., an der Kasse à Person 70 Pfg.
Anfang: Abends 7 1/2 Uhr.

Der Subseriptionsbogen cirkuliert durch den Lohndiener Ratzeburg.

Hochachtungsvoll
Wilh. Gielau, Lübeck, Hüxterdamm Nr. 2.


Abonnement-Einladung.

Es circulirt in den nächsten Tagen ein Abonnmentsbogen für 3 Winterconcerte, gegeben vom Musikcorps des Schweriner Jägerbataillons Nr. 14.
Die Concerte mit nachfolgendem Balle werden fortan nur Abonnements=Concerte sein, ich bitte deshalb das geehrte Publikum Schönbergs und Umgegend, sich freundlichst durch Unterschriften hieran betheiligen zu wollen.
Schönberg, im October 1889.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    M. Köster.


Vorläufige Anzeige.

In nächster Zeit beabsichtige ich in Schönberg im Locale des Herrn Boye einen

Tanz-Club
für Erwachsene
zu errichten.                                                    
Näheres durch Circulare.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. Dohrmann.


Am Sonntag, den 20. d. Mts.:                          
Gr. Tanz-Schlussball
in Rieps.                                                    
Hierzu laden freundlichst ein                          
J. H. Böttcher.           W. Dohrmann.


5 bis 6 Wochen alte Ferkel
auf Hof Wahrsow zu verkaufen.


Am Sonntag, den 20. October                                                    
Tanzmusik
bei                                                    Gastwirth Sterly,
                                                           Selmsdorf.

Nachdem ich in Kiel den Kursus für Damenschneiderei beendet, empfehle ich mich den geehrten Damen zur Anfertigung aller Arten in und außer dem Hause. Eleganten Sitz, gute Arbeit und solide Preise versprechend. Um geneigte Aufträge bittet

                                                    Pauline Wicht,  Rupensdorf.


Gefundenes Geld!

Alte Briefmarken und ganze Couverts von Mecklenburg, Oldenburg, Braunschweig etc. (1851-71) kauft stets zu hohen Preisen

                                                    Hermann Brand, Naumburg (Saale).


Als Verlobte empfehlen sich:                          
Wilhelmine Olschewski
Wilhelm Krüger
Rosenberg W.=Pr.                                                     Grevesmühlen.
Stettin, den 13. October 1889.                          


Die Beleidigung, die ich sollte geäußert haben gegen das Dienstmädchen Möller beim Herrn Senator Heincke nehme ich als Unwahrheit zurück, und erkläre dieselbe als ein ordentliches achtbares Mädchen.

                                                    H. Schmüser.


Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 20. October.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 42.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 83 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 83 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 18. October 1889.


- In einem Theil der deutschen Presse hat sich seit einiger Zeit die Bezeichnung "Zarewna" für die Kaiserin von Rußland eingebürgert. Das ist aber, wie dem "Rheinischen Courier" mitgetheilt wird, grundfalsch. Die Gemahlin des Zaren heißt "Zarina." Den Titel "Zarewna" führen die Gemahlinnen der Thronfolger. Da der jetzige Thronfolger noch unvermählt ist, so hat die Anwendung des Wortes "Zarewna" zur Zeit gar keinen Sinn.
- In einer russischen "Besserungs"=Anstalt. Ein Mitglied des Vereins zur sittlichen Hebung der Gefangenen fragt einen Sträfling: "Weshalb sind Sie bestraft?" "Weil ich gefälschte Waare verkauft und mir also unter betrügerischen Angaben Vortheile verschafft habe," antwortete dieser aufrichtig. "Ich hoffe, daß Sie in dieser Anstalt, deren ganze Einrichtung und Leitung auf die Besserung ihrer Insassen gerichtet ist, wieder zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft werden. Womit werden Sie hier beschäftigt?" "Ich arbeite für den Fiskus echte Ledersohlen aus Pappendeckel!"
- Ein praktischer Engländer. Ein Engländer, der zum Besuch der Ausstellung nach Paris gekommen war, hatte die Adresse seines Hotels vergessen und irrte die ganze Nacht in den Straßen von Paris umher. Da er auf diese Weise seinen Gasthof nicht fand, ging er zum Nordbahnhof, fuhr nach London, suchte dort in seiner Wohnung die Adresse des Pariser Hotels und kehrte am andern Tag nach Paris zurück.
- London feiert in diesem Jahre das Fest seines 700jährigen Bestehens der City. Der neuerwählte Lordmajor Sir Henry Isaacs, hat deshalb beschlossen, daß auch sein übliche Umzug ein besonders glänzender werden soll. Bei dieser Gelegenheit wird London das Schauspiel genießen, einen Lordmajor in voller Gala den Weg von der Guildhall nach dem Justizpalast am Strand zu Fuß anstatt in der vergoldeten altertümlichen Staatskarosse zurücklegen zu sehen. Der neue Lordmajor ist nämlich nicht allein ein Jude von Geburt, sondern auch ein orthodoxer Israelit, und da den Juden das Reisen und Fahren an ihrem Sabbath verboten ist, so wird der Lordmajor, da seine Amtseinführung auf einen Sonnabend fällt, nicht zu Wagen nach dem Strande ziehen.
- Der Landungssteg der Norddeutschen Lloyd=Dampfer in Newyork ist am Sonntag der Schauplatz eines argen Krawalls gewesen. Die Polizei wollte einige Streitsüchtige Heizer des Dampfers "Elbe" verhaften, wurde aber von der herbeigeeilten Schiffsmannschaft geschlagen. Die Polizei kehrte hierauf verstärkt zurück und nahm unter Anwendung von Gewalt mehrere Verhaftungen vor.
- Nach der neuesten Aufstellung sind durch die Ueberschwemmung in Johntown 3500 Menschen ums Leben gekommen. Noch jetzt werden hin und wieder Leichen gefunden.
- Das Umbrechen der Stoppeln. Die Vortheile, welche das Schälen der Getreidestoppeln unmittelbar nach der Ernte gewährt, sind so bedeutende, daß dasselbe von keinem Landwirth unterlassen werden sollte. Das Gedeihen der Ackerpflanzen ist nicht sowohl abhängig, von der chemischen, als ganz besonders von der physikalischen Beschaffenheit des Bodens. Denn wenn der Boden die nöthigen Nährstoffe enthält, so kommt es dann darauf an, durch praktische Bearbeitung die richtige Bodengahre herzustellen, was speziell durch flache Bodenbearbeitung zu erreichen ist. Nur eine tiefe Furche ist nöthig, und erreicht man die eigentliche Bodengahre durch flache Bearbeitung. Ganz besonders geeignet zur Herstellung sowohl der Bodengahre als auch zur Vertilgung fast aller Unkräuter, besonders der Quecken, hat sich das Schälpflügen der Getreidestoppeln sobald als möglich nach der Ernte erwiesen. Durch das Schälen der Stoppeln unmittelbar nach der Aberntung mit scharfen, sichergehenden Schälpflügen werden Quecken und alle Unkrautsämerein, welche unter dem Getreide gereift und auf den Boden gefallen sind, zum Aufgehen gebracht. In vollkommener Weise ist dies zu erreichen, wenn die Schälfurche möglichst fein geeggt wird. Eine Bodenbereicherung und vollkommenere Erzeugung von Bodengahre wird durch Einsäen von Rüben oder Senf durch die darauf folgende Bodenbeschattung bewirkt. Giebt man nun vor Winter die eigentliche tiefere Saatfurche, so hat man damit erreicht: das nöthige Absterben der Quecken, Vertilgung der inzwischen aufgegangenen Unkräuter und eine Gründüngung, welche sämtlich das möglichst sichere Gedeihen der Frühjahrsaussaat bewirken. Man wird beim Pflügen der Winterfurche finden, daß der Boden im Untergrunde völlig gelockert und für das Gedeihen der Pflanzen vortrefflich zubereitet erscheint. Dieser Zustand des Ackers ist hauptsächlich dadurch erzeugt, daß der im Lauf des Sommers erhärtete Boden dem Zuritt der Luft erschlossen und gewissermaßen mit einer Decke überzogen worden ist.
- Mittel gegen Warzen. Man trägt schwarze Seife auf ein Stück Flanell dick auf und bindet es auf dem betreffenden Theile fest. Nach wenigen Wiederholungen wird die Warze weich und kann abgeschabt werden. Selbstverständlich muß der Verband auch über Nacht aufliegen.
- Belehrung. Ein alter sächsischer Lehrer unterrichtet wie folgt: "Kinderchen, ihr misst mir scheene ufpassen, daß ihr nicht so viel Pfähler macht in der deitschen Sprache, besonders aber bei Mir und Mich. Ich werde euch den Unterschied ganz genau sagen, also paßt uff: "Mich" ist immer der Singular, zum Beispiel: "Heeßer Kaffee schmeckt mich scheene." "Mir" ist dagegen abersch allemal der Blural, z. B.: "Mir Sachsen sprechet das reenste Deitsch."


Reinherz.
Historische Erzählung von W. Egbert.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 83 Seite 6]

Reinherz.
[Fortsetzung.]


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