No. 82
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. Oktober
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 82 Seite 1]

Der Zar in Berlin.

Der russische Hofzug, in welchem der Zar die Reise von Kiel nach Berlin zurückgelegt hat, ist am Freitag Vormittag 10 Uhr mit einer Verspätung von einer halben Stunde auf dem Lehrter Bahnhof eingetroffen. Kaiser Wilhelm, welcher russische Generalsuniform trug, war bereits um 1/4 10 auf dem Bahnhof erschienen, etwas später der Reichskanzler, der etwas leidend ausgesehen haben soll. Als der lange, von zwei Locomotiven gezogene Hofzug in die reich geschmückte Bahnhofshalle einfuhr, präsentirten die in derselben aufgestellten Truppen das Gewehr und die Musik spielte die russische Nationalhymne. Der Zar in der Uniform seines preußischen Garde=Grenadierregiments entstieg schnell dem Salonwagen, gefolgt von seinem zweiten Sohn, dem 18jährigen Großfürsten Georg, und umarmte und küßte wiederholt seinen kaiserlichen Gastgeber. Dem Reichskanzler reichte der Zar mit huldvollem Lächeln die Hand. Kaiser Alexander, dessen hohe Gestalt die unseres Kaisers um halbe Kopfeslänge überragte, sah etwas abgespannt aus, was wohl den Reisestrapazen zuzuschreiben war. Darauf erfolgten die üblichen Vorstellungen und der Vorbeimarsch der Ehrenkompagnie. Die Monarchen begaben sich alsbald auf den Platz vor dem Bahnhof, wo sie von der daselbst harrenden Volksmenge mit brausenden Hochrufen, vermischt mit den Fanfaren der Kavalleriekapellen empfangen wurden. Kaiser Wilhelm führte seinen Gast nach dem offenen Vierspänner und dann setzte sich der von Kürassieren und Ulanen eskortirte Wagenzug nach der Feststraße in Bewegung. Die Ansammlung des Publikums in den Straßen, welche den Zug zu passiren hatte, war infolge der vollständigen Absperrung, welche auch nicht die geringste Annäherung an den vielbedrohten Selbstherrscher aller Reußen zuließ, eine mäßige. Durch ein waffenstarrendes Spalier fuhr der Zar nach seinem Absteigequartier, und in die befohlenen Hurrahs der Truppen mischte sich erst am Brandenburger Thor Hochs des auf dem nördlichen Bürgerstieg der Linden geduldeten Publikums. Als die beiden Kaiser durch das Brandenburger Thor einfuhren, begannen die Salutschüsse der Artillerie. Sobald die Monarchen vor dem Gebäude der russischen Botschaft entstiegen waren, schüttelten sie sich unter den Klängen der russischen Nationalhymne die Hände und nahmen unter dem Portal Aufstellung, um hier den Vorbeimarsch sämtlicher Truppen abzunehmen. Der Zar musterte, fast fortwährend die Hand am Helm, scharfen Auges und mit augenscheinlichem großen Interesse die im Paradeschritt defilirenden Prachtgestalten der preußischen Garde. Nach dem Vorbeimarsch, der über eine halbe Stunde dauerte, traten die Majestäten in das Botschaftsgebäude ein und zeigten sich später wiederholt an einem Fenster der ersten Etage. Das treu ausharrende Publikum erwartete diese Momente mit Spannung, um jedes Mal in laute Hurrahs auszubrechen. Der Reichskanzler, der mit seinem Sohn Herbert ebenfalls in das Botschaftsgebäude eingetreten war, verweilte nur kurze Zeit in demselben. Bei dem den Herrschaften vom russischen Botschafter, Grafen Schuwalow, dargebotenen Frühstück brachte Kaiser Alexander in kurzen, in französischer Sprache gesprochenen Worten die Gesundheit des deutschen Kaisers aus. Es zeigte sich überhaupt im Verkehr der beiden Herrscher große Herzlichkeit, und Kaiser Alexander gab auch wiederholt seiner großen Befriedigung über den ihm bereiteten Empfang Ausdruck. Bei der Rückfahrt des Kaisers Wilhelm nach dem Schloß, die gegen 1/2 12 Uhr erfolgte, erprobte sich dann die echte und wahre Berliner Begeisterung für das angestammte Fürstenhaus. Die dichte Schutzmannskette war bald von der Menge durchbrochen, welche den Kaiser mit nicht enden wollenden Jubelrufen begrüßte. Der Unterschied wird auch dem Zaren schwerlich entgangen sein. Um 1 Uhr fuhr der Zar mit seinem Sohn nach dem königlichen Schloß, um dem Kaiserpaar seinen Besuch abzustatten. Dann begaben sich die russischen Herrschaften nach dem Palais der Kaiserin Friedrich, bei welcher zu Ehren des Kaisers Alexanders ein Familiendiner stattfindet. Im Lauf des Nachmittag hat sich der Zar nach dem Mausoleum in Charlottenburg begeben. Um 6 Uhr hat im Weißen Saal des königlichen Schlosses ein großes Galadiner zu 140 Gedecken stattgefunden, nach welchem die Herrschaften der Gala=Vorstellung im Opernhaus beigewohnt haben. Für Sonnabend Morgen war die Abhaltung einer Jagd in der Schorfhaide in Aussicht genommen. Am Sonntag wird der Zar zum Besuch des Großherzogs und der Großherzogin von Mecklenburg in Ludwigslust erwartet.
Am Sonntag reiste der Czar aus Berlin zu zweitägigem Besuche zu seinen Verwandten nach Schwerin und trifft am Dienstag seine von Fredensborg heimkehrende Gemahlin in Warnemünde. Bei der Eisenbahnreise nach Petersburg wird die russische Bahnstrecke von der preußischen Grenze bis Petersburg mit ca. 50 000 Mann russischen Truppen besetzt.
Die Gesandtschaft des Sultans von Sansibar, begleitet von dem General=Consul Michahelles, ist am Mittwoch Mittag im königlichen Schloß zu Dresden von König Albert in feierlicher Audienz empfangen worden. Die Gesandtschaft wurde in königlichen Wagen vom Hotel abgeholt und nach beendeter Audienz dorthin zurückgeführt.
Das Anleihegesetz ist dem Bundesrath nunmehr zugegangen. Die Anleihe beläuft sich nach zuverlässigen Mittheilungen auf etwas über 249 Mill. Mark. Ein bedeutender Ertrag davon ist für militärische Zwecke, namentlich für Artillerie, bestimmt. Von anderer Seite wird dagegen mitgetheilt, daß bis jetzt über die Höhe der Anleihe unbedingtes Geheimniß bewahrt sei und alle bezüglichen Angaben lediglich Vermuthungen seien.
Das neue Sozialistengesetz liegt, wie aus Berlin berichtet wird, dem Staatsministerium nicht vor, sondern befindet sich noch in der Vorberathung der einschlägigen Abtheilungen, die die Vorlage auszuarbeiten haben.
Der Widerspruch in den Meldungen über die Einführung des rauchlosen Pulvers in der deutschen Armee scheint sich jetzt aufzuklären: Die gesammte

[ => Original lesen: 1889 Nr. 82 Seite 2]

Kriegsmunition für die Armee ist allerdings noch nicht, wie erst behauptet wurde, vorhanden, es wird aber stark an der Herstellung gearbeitet. Die Gelder hierfür werden zum Theil im neuen Reichsetat nachgefordert werden.
Mit der Neubewaffnung der Feldartilleristen wird jetzt vorgegangen. So tragen die Kanoniere des in Ulm stehenden Feldartillerie=Regiments seit dem 1. October einen um 25 Centimeter gekürzten Säbel der nunmehr die Länge des Mauser=Seitengewehres hat. Sodann erhalten sämtliche Mannschaften einen Revolver, wie er während der Manöver schon versuchsweise an einzelne Batterieen abgegeben worden ist. Mit dieser neuen Bewaffnung ist der Mann um vieles vertheidigungsfähiger gemacht, ohne belastet zu sein, lange Säbel waren beim Exerzieren unhandlich, ohne eine genügende Bewaffnung vorzustellen.
Der Ministerrath in Frankreich hat den Beschluß gefaßt, die neue Kammer zum 5. November einzuberufen.
In London herrscht Jubel. Wie gestern schon telegraphisch gemeldet worden ist, empfindet John Bull sehr große Befriedigung darüber, daß Kaiser Wilhelm von Berlin nach Kiel gereist ist, um dort das englische Kanalgeschwader zu begrüßen. Schmunzelnd erklärt die "Morning Post", die Reise des Kaisers als eines britischen Admirals nach Kiel sei ein Beweis der Freundschaft Deutschlands für England und markire eine befriedigende Epoche der Beziehungen zwischen engverbündeten Staaten. Der "Daily Telegraph" findet darin ein Zeichen aufrichtiger Herzlichkeit zwischen den blutsverwandten Königsfamilien und den Stammverwandten Nationen. Von dem Besuch des Zaren in Berlin ist man dagegen weniger erbaut; die gesammte englische Presse beeilt sich, die Reise des russischen Kaisers für einen Höflichkeitsact ohne jede politische Bedeutung zu erklären.
Auf besonderen Befehl der Königin von England trafen am Freitag aus Kiel die Admirale des zur Zeit dort ankernden englischen Geschwaders in Berlin ein, um dem deutschen Kaiser ihre Huldigung darzubringen. Bei der Anwesenheit des Kaisers von Rußland erscheint dieser Act englischer Höflichkeit nicht ohne politischen Hintergrund. Der Trinkspruch des Kaisers auf die Königin von England und die englische Flotte in Kiel hat in London allgemeine Freude erregt. Auch daß der Kaiser englische Admiralsuniform trug, wird als besondere Auszeichnung betrachtet, da dies sonst nur bei Anwesenheit von fremden Souveränen oder Thronfolgern üblich ist.
- In Belgrad wird's immer schöner. Jetzt liegen sich bereits die Herren Regenten und die Herren Minister in den Haaren und das alles um die liebe Königin. Eine Partei droht der andern mit dem König oder der Königin der Vergangenheit, um Alexander, den König der Gegenwart, scheint sich niemand zu bekümmern. Die Regentschaft wirft der Regierung vor, sie handle in der Königinfrage parteiisch, sie wahre den Standpunkt der Verfassung nicht und man werde sich, wenn dies nicht anders werden sollte, genöthigt sehen, Herrn Milan kommen zu lassen. Dann würden ja beide wieder im Lande sein!


- Neustrelitz. Am 17. October, als am Geburtstage Sr. K. H. des Großherzogs wird nach der Gratulationscour Galadiner stattfinden.
- Neustrelitz, 9. Oct. Se. K. H. der Erbgroßherzog, welcher bekanntlich Generalmajor à la suite des 2. Pommerschen Ulanen=Regiments Nr. 9 ist, hat sich der "N. Z." zufolge heute Morgen von hier nach Demmin begeben. Um 11 Uhr 50 Min. ist Höchstderselbe eingetroffen und vom Commandeur des Regiments empfangen worden. Die Stadt hatte zu Ehren der Anwesenheit Sr. Königlichen Hoheit reichen Flaggenschmuck angelegt.
- Schönberg. Stolz wehte am Sonntag die Kaiserliche Reichsfahne vom Thurme des hiesigen neuen Postgebäudes als ein Zeichen, daß nunmehr auch die Kaiserliche Reichspost mit ihrem Betriebe in das neue Posthaus übergesiedelt sei. Der Umzug war am Sonnabend um so leichter beschafft, als in den neuen Geschäftslocalitäten auch neue Möbel und Regale, die von einem Tischler in Plau geliefert waren, zur Verwendung kommen sollten, sodaß nur die Acten des Postamts verlegt wurden. Unter den großen Annehmlichkeiten, die das neue Gebäude für das Publikum sowohl wie für die Postbeamten mit sich bringt, ist besonders für ersteres die Postuhr hervorzuheben, deren Existenz uns das Zifferblatt am Thurme des Gebäudes verräth. Damit wird nun wohl unsere alte Kirchenuhr abgesetzt, die uns so lange, aber in der Regel falsch, die Zeit berichtete, oder auch zeitweise ihre Thätigkeit ganz einstellte. Sie konnte sich in ihrer Altersschwäche nicht mehr der Neuzeit anfügen und wußte nicht, wie sehr es jetzt auf die Minute ankommt.
- Die Fokuhl'sche Erbpachthufe in Radegast bei Gadebusch einschließlich Inventar und Erntevorräthe hat dieser Tage für den Preis von 35,500 Mark der Schulze und Erbpächter Griem in Krembs käuflich erworben. Die Hufe hat ungefähr 4 Last Acker, ein Moor zur Torfgewinnung und eine Holzkoppel.
- Die große Galatafel am Berliner Hof zu Ehren der Prinzessin Sophie, der Braut des Kronprinzen von Griechenland, an die sich eine Cour und ein Hofconzert anschließen werden, ist nunmehr auf den 14. October festgesetzt.
- Großherzog von Hessen hat dem Chef des Generalstabes, Grafen von Waldersee, das Großkreuz des Ludwigordens verliehen.
- Gräfin Rantzau ist zu mehrwöchentlicher Kur im Schweninger Sanatorium in Heidelberg eingetroffen.
- Bezüglich des Baues der vier neuen Schlachtschiffe für unsere Marine sollen bereits endgiltige Bestimmungen getroffen sein: je ein Panzerschiff soll auf den kaiserlichen Werften zu Kiel und Wilhelmshaven, die beiden anderen sollen von der Schiffsbaugesellschaft "Vulkan" erbaut werden. Für jedes Schiff ist eine Summe von 6 300 000 Mk. in Anschlag gebracht. Die Baufrist ist auf vier Jahre berechnet, doch werden in diesem Jahre nur die ersten vorbereitenden Arbeiten ins Werk gesetzt, so daß als eigentliche Baujahre nur die Jahre 1890 bis 1893 zu betrachten sind.


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Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Domhof bei Ratzeburg sub Nr. 11 belegene Wohnhaus c. p. der Frau Ziegenhirt, Johanna, geb. Wiche, daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 11. November d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 24. August 1889.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.       


Holz=Auction Nr. 2.

Am Dienstag, den 22. October cr., Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf

121 St. tannen Kiepenhölzer

aus den Hohenmeiler Tannen meistbietend verkauft werden.
Schönberg, den 14. October 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


[ => Original lesen: 1889 Nr. 82 Seite 3]

Am Sonnabend, den 19. October, Vorm. 11 Uhr, sollen auf dem Hofe des neuen Posthauses

mehrere ausrangirte Stühle, Tische, Schränke und eine Bücherborte
gegen sofortige baare Bezahlung öffentlich meistbietend verkauft werden.
Schönberg (Mecklb.), 10. October 1889.

Kaiserliches Postamt.
Krüger.


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Suche zu Ostern                                                    
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Ich suche zu sofort oder zum 24. d. Mts. einen mit guten Zeugnissen versehenen

Knecht.
                                                    Joh. Kniep,
                                                    Pferdehändler.


Zum 24. October suche ich einen                          
Pferdeknecht und 1 Kuhfütterer.
                                                    Schulze Lohse, Törpt.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 82 Seite 4]

Vom 12. Mai d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
  1. Vom Hauswirth Boye in Campow 1 Pferd 450 M.
  2. Vom Schulzen Lühr in Lüdersdorf 1 Pferd 100 M.
  3. Vom Ackerbürger P. Burmeister hier 1 Kuh 135 M.
  4. Vom Schulzen Bollow in Campow 1 Kuh 120 M.
  5. Vom Hauswirth Ebell in Gr. Mist 1 Pferd 150 M.
  6. Vom Schulzen Lühr in Lüdersdorf 1 Pferd 400 M.
  7. Vom Schuhmacher Kleinfeld hier 1 Kuh 135 M.
  8. Vom Pächter Arp in Herrnburg 1 Pferd 150 M.
  9. Vom Schmiedemeister Griem hier 1 Kuh 135 M.
10. Vom Lehrer Godenschwäger in Rieps 1 Kuh 135 M.
11. Vom Bäckermeister Hagen hier 1 Kuh 135 M.
12. Vom Hauswirth Wigger in Grieben 1 Kuh 135 M.
13. Vom Mühlenpächter Frank hier 1 Kuh 135 M.
14. Von Hauswirth Timm's Erben in Blüßen 1 Pferd 150 M.
15. Vom Hauswirth Boye in Bechelsdorf 1 Pferd 150 M.
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 80 Pf. pro 100 Mark Versicherungssumme und werden unsere Mitglieder ersucht, solchen Beitrag am

Montag, den 21. October, Morgens 10 Uhr,

im Boye'schen Gasthause hierselbst zu entrichten.
An dem nämlichen Tage liegt daselbst der letzte Rechnungsabschluß unserer Gesellschaft zur gefälligen Einsicht unserer Mitglieder und sonstiger Interessenten vor.
Schönberg, den 7. October 1889.

Direction des Viehversicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt.             Wilh. Heincke.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Zur Feier des diesjährigen Geburtstags Sr. K. H. des Großherzogs findet am Donnerstag, den 17. October d. J. ein

Festball

im Gastwirth Boye'schen großen Saale statt. Anfang desselben um 7 1/2 Uhr abends. Einführungen von Nichtmitgliedern des Vereins sind gestattet. Eintrittskarten dafür, à 50 Pfg. für Damen und 1 M. für Herren, sind bei den Kameraden Oldenburg oder Hempel zu lösen. Kameraden zahlen für sich und ihre Familien kein Eintrittsgeld.

                                                    Der Vorstand.


Zur Feier des Geburtstages Sr. Kgl. Hoheit des Grossherzogs

findet am Donnerstag, den 17. d. M., Nachmittags 4 Uhr, in meinem Saale ein

Diner

statt, wozu ich mir erlaube hierdurch ergebenst einzuladen. Preis à Couvert 3 Mk. Anmeldungen erbitte bis Mittwoch, den 16. d. M.

                                                    L. Spehr.


Concert.

Der ergebenst Unterzeichnete erlaubt sich ein musikliebendes Publikum Schönberg's und Umgegend zu einem am

Dienstag, den 22. October cr.

im neuen Theatersaale bei Hrn. Gastwirth J. Boye zu gebenden Concerte freundlichst einzuladen.
Mitwirkende: Frl. Minna Eschenburg, Concertsängerin aus Lübeck, sowie die Herren Wilh. Gielau sen. (Piano), Rud. Gielau (Violine) und Emil Gielau (Violoncello) aus Lübeck.

Entrée: im Vorverkauf à Person 50 Pfg., an der Kasse à Person 70 Pfg.
Anfang: Abends 7 1/2 Uhr.

Der Subseriptionsbogen cirkuliert durch den Lohndiener Ratzeburg.

Hochachtungsvoll
Wilh. Gielau, Lübeck, Hüxterdamm Nr. 2.


Hiermit zur Anzeige, daß ich meine Flachsfabrik zum 1. November d. J. in Betrieb zu setzen gedenke und bitte ich die Herren Flachsinhaber, mir ihren gerötheten Flachs zur Bearbeitung gegen eine Vergütigung von 2 M. per 50 Kilo gütigst bald einzusenden.

Bauhof=Schönberg, Fürstenthum Ratzeburg,
im October 1889.                          
                                                    Frau Amtmann Drevs.


Abonnement-Einladung.

Es circulirt in den nächsten Tagen ein Abonnmentsbogen für 3 Winterconcerte, gegeben vom Musikcorps des Schweriner Jägerbataillons Nr. 14.
Die Concerte mit nachfolgendem Balle werden fortan nur Abonnements=Concerte sein, ich bitte deshalb das geehrte Publikum Schönbergs und Umgegend, sich freundlichst durch Unterschriften hieran betheiligen zu wollen.
Schönberg, im October 1889.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    M. Köster.


Stadt Lübeck.

Donnerstag, den 17. d. Mts., zur Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs,

Tanzmusik.


Ausverkauf.

Wegen Verlegung meines Möbelgeschäfts nach meinem Hause Mühlenstraße 28 beabsichtige ich das vorhandene Lager möglichst zu verringern und stelle sämmtliche Möbel und Polsterwaaren von heute ab zum Kostenpreise zum Verkauf.
Lübeck, den 9. October 1889.

                                                    Paul Schumburg.
                                                    Möbelfabrikant, obere Hüxstraße 14.


Empfehle mein Lager von                          
eisernen Regulieröfen, Ascheimern, Kohlenhelmen, Ofenkratzern und Ofenvorsetzern
bei vorkommendem Bedarf.                                                    
                                                    Hochachtungsvoll
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 82 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 82 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 15. October 1889.


- Die Preisvertheilung in der deutschen allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung hat am Donnerstag Nachmittag im Berliner Landesausstellungsgebäude durch den Staatsminister v. Bötticher stattgefunden. In den von den Herren des Komites gehaltenen Reden wurde mit Genugthuung des guten Erfolgs der Ausstellung gedacht und dann mit einem Hoch auf den Kaiser geschlossen.
- Die neuen Postmarken sind bereits vielfach im Reiche ausgegeben, Berlin und die größeren Städte stehen noch zurück. Besondere Aufmerksamkeit muß den neuen Postkarten mit grünen Marken zugewendet werden, weil dieselben von den noch nicht daran gewöhnten Empfängern leicht als Drucksachen angesehen werden können.
- Nachdem das Reichsgericht die Revision der Armeelieferanten Wollank und Hagemann verworfen, ist ersterer somit zu 1 1/2 Jahren Gefängniß, letzterer zu 5 Jahren Gefängniß verurtheilt worden, doch werden jedem 9 Monate Untersuchungshaft in Anrechnung gebracht.
- Das Kaiser Alexander=Grenadier=Regiment rüstet sich zur Jubelfeier seines 75jährigen Bestehens und hofft, daß dieselbe unter Theilnahme des Kaisers von Rußland wird begangen werden können. Das Regiment wurde während der Befreiungskriege am 14. October 1814 dadurch gebildet, daß drei vorher nicht zusammengehörige Grenadier=Bataillone auf Befehl des Königs unter dem Namen "Kaiser Alexander=Grenadier=Regiment" vereinigt wurden. Diese drei Grenadier=Bataillone waren das "Leib=Grenadier=Bataillon", jetzt 1. Bataillon, ferner das "1. ostpreußische Grenadier=Bataillon", jetzt 2. Bataillon, und das "2. ostpreußische Grenadier=Bataillon", jetzt Füsilier=Bataillon.
- Der Ueberfluß an Philologen ist so groß, daß die städtische Schulverwaltung in Berlin damit beginnt, städtische Lehrer an ihren Gemeindeschulen anzustellen, einerseits um die Herren vorläufig unterzubringen, andrerseits um geeignete Persönlichkeiten für eintretende Stockungen auch an höheren Schulen zur Hand zu haben. So hat ein Dr. phil. mit doppelten Fakultas für Prima an einer Gemeindeschule Anstellung erhalten. Vorläufig muß er in einer unteren Klasse anfangen.
- Die Berliner Kriminalpolizei zieht um. Sie verläßt ihr altes der Verbrecherwelt so lieb gewordenes Heim am Molkenmarkt, um in das neue Präsidialgebäude am Alexanderplatz überzusiedeln. Seit Montag Morgen besorgen geschlossene Möbelwagen den Transport der zahllosen Actenstöße, deren Gesammtgewicht ca. 800 Centner beträgt. Hoffentlich wird der Kriminalpolizei die Kundschaft im neuen Haus nicht ausbleiben.
- Berliner Kraft und - Appetit. Von den Berliner Schlachtergesellen weiß der Oberschlesische Anzeiger eine ganz absonderliche Geschichte zu erzählen. Die Notiz lautet: "Vier Berliner Schlachtergesellen, welche eine außerordentliche Geschicklichkeit in ihrem Handwerk wie auch im Trinken und Essen an den Tag legen, weilen zur Zeit in Beuthen. Die schwersten Bakonier=Schweine heben dieselben spielend auf die Haken, während die hiesigen Gesellen sie mittelst Krahn auf diese ziehen müssen. Arbeit macht Hunger, und den verstehen sie zu stillen; denn vor einigen Tagen verspeisten die vier Berliner zum Frühstück sämmtliche Gehirne, Nieren und Milze von 30 Schweinen und tranken dazu ein Achtel Bier." - Uns scheint dabei sehr viel "Aufschnitt" zu sein, bemerkt die Allg. Fl. Ztg. dazu.
- Ein entsetzlicher Unglücksfall hat sich vor einigen Tagen in dem Dorf Eschbruch (Provinz Brandenburg) zugetragen. Der Eigenthümer und Standesbeamte P. befand sich Abends in dem Forst auf dem Anstand. Bald nach 8 Uhr bemerkte er, wie sich auf einem nahe gelegenen Acker des Eigenthümers G. R. etwas bewegte. In der Meinung dies sei ein Rehbock, legte er an und schoß. Als er aber nach der Stelle des Jagdobjektes kam, sah er zu seinem Schrecken, daß er ein junges Mädchen, und zwar so unglücklich getroffen hatte, daß es sofort tot war. Das Kind war die zehnjährige Tochter eines Arbeiters, welche auf Wunsch der Eltern und mit Erlaubnis des obengenannten Besitzers noch etwas Viehfutter von dem Land holen sollte. Der unglückliche Schütze, ein ehrenwerther Mann, hat sich selbst der Behörde gestellt.
- In Frankfurt a. M. ist ein Theil der 2. Sendung amerikanischer Ochsen, durchweg prächtiges Schlachtvieh, angekommen.
- Krupp hat in Mekingen bei Luxemburg ein Grundstück von 25 Hektar zur Anlage einer Gießerei gekauft.
- Johann Jacob von Tschudi, namhafter Naturforscher, ehemaliger Schweizerischer Gesandter in Wien, ist auf seiner Besitzung Jacobshof in Niederösterreich gestorben.
- Die Prinzessin Amalie von Schleswig=Holstein, Tante der deutschen Kaiserin, bestieg am Montag den Eiffelturm.
- Prinz Louis Napoleon, der zweite Sohn des Prinzen Jerome, hat seine Entlassung als Offizier in der italienischen Armee gegeben und tritt im November in ein russisches Garde=Kavallerie=Regiment ein.
- Der General Lebrun ist in Paris im Alter von 80 Jahren gestorben. Im letzten Feldzuge führte er das 12. Armeekorps.
- Boulanger will seine unfreiwillige Muße auf der Intel Jersey dazu benutzen, um ein großes Werk über die Kriegskunst zu schreiben.
- Seit 14 Tagen herrscht in Petersburg vollständiges Sommerwetter. So mildes Wetter ist dort seit 140 Jahren nicht mehr beobachtet worden.
- Der russische Hofzug für den Kaiser Alexander, der am Sonnabend auf dem Außenbahnhof bei Rummelsburg eingetroffen ist, hat dort sofort in Reparatur genommen werden müssen, da sich an ihm eine ganze Reihe Schäden gezeigt hat. Vor Allem ist eine Carpentier=Bremse vollständig unbrauchbar, aber auch die Einrichtungen für die Heizung erfordern mancherlei Ausbesserungen. Der Zug, der übrigens bis 1871 Eigenthum der französischen Kaiserin Eugenie gewesen ist, besteht aus 15 Axen, und enthält außer Salon=, Schlaf= und Wohnwagen auch einen vollständige Küchenwagen, sowie solche für das Gefolge und die zahlreiche Dienerschaft. Der Zug wird unausgesetzt von russischen Beamten bewacht.
- Das dänische Staatsbudget, das dem Folkething soeben vorgelegt worden ist, weist an Einnahmen 56 Millionen und an Ausgaben 59 Millionen auf. Der Fehlbetrag von 4 Millionen ist durch neue Eisenbahnanlagen veranlaßt.
- Ein Vorfall, der sich bei der Heimkehr der dänischen Truppen aus den Manövern ereignet hat, wirft kein sonderlich günstiges Licht auf die in der dänischen Armee herrschende Disziplin. Als ein Infanterie=Bataillon ein anderes passirte, begrüßten die Mannschaften einander durch Zurufe, was ein Compagni=Chef untersagte. Das Verbot wurde mit höhnischen Spottrufen aufgenommen, worauf der Hauptmann blank zog. Die Mannschaften umdrängten ihn und brachten den Hauptmann, der einem Soldaten auf den Hinterkopf hieb, durch Nachdrängen zu Fall. Es sind mehrere Verhaftungen vorgenommen worden.
- In vielen Städten der amerikanischen Union ist der 6. Oktober von den Deutschen feierlich begangen worden, weil an diesem Tag vor 200 Jahren der erste deutsche Ansiedler in Amerika gelandet ist.


Reinherz.
Historische Erzählung von W. Egbert.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 82 Seite 6]

Reinherz.
[Fortsetzung.]


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