No. 78
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. Oktober
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 78 Seite 1]

Der Kaiser und die Kaiserin werden, wie aus Schwerin gemeldet wird, von Potsdam kommend, mittels Sonderzuges am Dienstag, den 1. October, Nachmittags 2 1/2 Uhr zu mehrtägigem Aufenthalte in Schwerin eintreffen. Dem Vernehmen nach dürfte die Rückkehr nach dem Neuen Palais am Freitag, den 4. October, erfolgen. Am Mittwoch und Donnerstag sollen große Hofjagden stattfinden.
Nach einer Meldung der "Post" kann es jetzt als ziemlich feststehend betrachtet werden, daß sich die Reise des Kaiserpaares von Athen bis Konstantinopel ausdehnen wird. Es ist schon sehr oft dagewesen, daß abendländische Herrscher dem Großherrn einen Besuch abgestattet haben, dagegen kann als Präcedenzfall für den Besuch einer Kaiserin in Konstantinopel wohl nur derjenige der Kaiserin Eugenie auf ihrer Reise zur Eröffnung des Suez=Kanals gelten, die sie als Vertreterin ihres Gemahls unternommen hatte. Die Yacht "Hohenzollern" ist von Kiel aus am Mittwoch Vormittag nach dem Mittelmeer in See gegangen.
Zur Orientreise Kaiser Wilhelms wird aus Berlin gemeldet, der Entschluß des deutschen Kaisers, mit seiner Gemahlin von Athen aus sich nach Konstantinopel zu begeben, habe schon seit geraumer Zeit festgestanden. Die Abmachungen hierüber seien bereits während der Anwesenheit des türkischen Spezialgesandten Ali Nizami Pascha in Berlin getroffen worden. In Konstantinopeler diplomatischen Kreisen werde der Besuch des deutschen Kaiserpaares in Konstantinopel als ein Akt von hoher politischer Bedeutung aufgefaßt, was schon aus der Thatsache hervorgehe, daß seitens der russischen Diplomatie in Konstantinopel die größten Anstrengungen unternommen wurden, um denselben zu vereiteln.
Kaiser Wilhelm ließ sich am Mittwoch Mittag von dem Vertreter Edisons, Mr. Wangemann, den Phonographen vorstellen, bei welcher Gelegenheit auch die Stimmen der kaiserlichen Prinzen aufgenommen wurden. Auch der Erbprinz von Sachsen=Meiningen wohnte der Vorstellung bei und richtete sehr eingehende Fragen technischer Art an Edisons Vertreter. Der Monarch bestellte selbst ein Exemplar des Phonographen für seinen persönlichen Gebrauch.
Ueber den Empfang des neuen amerikanischen Gesandten Phelps durch S. M. den Kaiser hört man jetzt, das derselbe sich nicht nur in den verbindlichsten Formen und Ausdrücken, sondern geradezu in außergewöhnlich warmer Weise vollzogen hat. Mr. Phelps hat nur vom Frieden, nur von guten, herzlichen und innigen Beziehungen der beiden großen Völker, des deutschen und des amerikanischen, zu einander und von der großen Ehre gesprochen, sein Vaterland am Hof des Kaisers vertreten zu können zu einer Zeit, in der auch nicht der leiseste Schatten auf die Beziehungen der beiden Völker falle, und der Kaiser hat in demselben freundschaftlichen Sinne geantwortet. Also ist Samoa über dem Ocean vergessen!
Die Reise der Prinzessin Sophie von Preußen nach Athen geschieht von Berlin bis Venedig in einem Sonderzuge und von dort auf einem österreichischen Lloyddampfer bis zur griechischen Grenze. Bis dahin wird die Reise aus dem preußischen Kronfideikommiß bestritten. Später übernimmt der griechische Hof die Kosten.
Die Ausstattung der Prinzessin Sophie wird für einige Tage in Berlin ausgestellt werden. Dieselbe ist vollständig deutsches, zumeist Berliner Erzeugniß.
Der Einberufungsordre für den Reichstag sieht man in kürzester Frist entgegen. Es wird versichert, daß die Vorschläge zur Neuregelung der Socialistengesetzfrage alsbald nach Eröffnung der Session vorgelegt werden dürften.
In München erregt es großes Aufsehen, daß der Prinzregent das Huldigungstelegramm des Katholikentages bis jetzt unbeantwortet gelassen hat. Selbst wenn eine Antwort noch einträfe, sei die Absicht der Verzögerung unverkennbar und die Stellung des Regenten zur Versammlung genügend charakterisiert.
Zu Gunsten des Grafen Herbert Bismarck als Nachfolger seines Vaters in der Kanzlerwürde ist jetzt eine Broschüre erschienen. In derselben ist sogar gesagt, daß Graf Bismarck der "eigentliche Lehrer" des Kaisers in der Diplomatie gewesen sei und daß zwischen dem Kaiser und ihm ein sehr enges Verhältniß bestehe, das von Näherstehenden als das einer intimen Freundschaft bezeichnet werde. An Seitenhieben gegenüber "militärischen Autoritäten" fehlt es auch in dieser Broschüre nicht.
Graf Münster, der deutsche Botschafter in Paris soll die Absicht haben, sich ins Privatleben zurückzuziehen. Man hört, daß Graf Hatzfeldt, jetzt Botschafter in Paris, an seine Stelle treten solle. Auch General von Schweinitz, der deutsche Botschafter in St. Petersburg, soll sich mit Rücktrittsgedanken tragen.
Der kleine Belagerungszustand über Berlin, Altona und Frankfurt a. M. und Umgebung ist vom Staatsministerium auf Grund des Sozialistengesetzes, wie im Reichsanzeiger mitgetheilt wird, bis zum 30. September 1890 verlängert worden.
Aus militärischen Kreisen verlautet, es bestehe die Absicht, die neugebildeten vierten Bataillone wieder abzuschaffen und dafür zwei neue Armeecorps zu formiren. Der Sitz des einen dieser neuen Armeencorps solle nach Metz kommen, als kommandirender General wird bereits der Gouverneur von Metz v. Oppeln=Brronikowsky genannt.
Die Monorer Fahnenaffaire, besonders aber der derbe Verweis des Kaisers Franz Josef, hat in ganz Ungarn großes Aufsehen erregt und bildet das ausschließliche Tagesgespräch. Sehr bezeichnend ist, was der "Pester Lloyd" darüber sagt: "Was in Monor geschehen, ist die Gassenbüberei eines einzelnen schwerlich ganz zurechnungsfähigen Individuums durch welche ein so ehrwürdiges Symbol, wie es die

[ => Original lesen: 1889 Nr. 78 Seite 2]

Farben des Kaiserhauses sind, gar nicht beleidigt werden kann. Es scheint jedoch, daß in dieser Beziehung solche Details zur Kenntniß des Kaisers gelangt sind, welche vollen Grund zu der ungewöhnlichen Entrüstung bieten, die sich in den scharfen Worten Sr. Majestät kundgegeben hat." Ebenso wie in Monor ist auch in der Ortschaft Uelloc in der Nacht vom Montag zum Dienstag die schwarz=gelbe Fahne von der Wohnung des höchstkommandirenden Offiziers, des Obersten Vojnarovits, herabgerissen und vernichtet worden.
Sämmtliche österreichische Landtage sind durch kaiserliches Patent auf den 10. October einberufen worden.
Die neueste Verschiebung der Reise des Zaren wird im Zusammenhang mit der bevorstehenden Reise des Kaisers nach Konstantinopel und mit den Enthüllungen der "Kölnischen Zeitung" ernster als die früheren Verzögerungen aufgefaßt. Von der Rückkehr des Reichskanzlers Fürsten Bismarck nach Berlin hört man nichts mehr und außerdem wird aus Petersburg gemeldet, daß der Minister von Giers eine zweiwöchentliche Urlaubsreise ins Tambowsche Gouvernement, also nicht nach Berlin angetreten habe.
Die Pariser Wahlcommission erklärte Donnerstag die für Boulanger abgegebenen 8367 Stimmen für ungültig und erklärte den republikanischen Gegenkandidaten Jofferin, welcher 5500 Stimmen erhielt, als Abgeordneten für Montmartre. Es kam deshalb zu einigen Schlägereien. Auch die auf Rochefort abgegebenen Stimmen wurden als ungiltig erklärt. In der nächsten Kammersitzung wird aber wahrscheinlich eine Amnestievorlage zu Gunsten Rocheforts eingebracht werden. - General Faidherbe ist gestorben.
Boulanger gestand einem Mitarbeiter des "Gaulois" gegenüber seine Wahlniederlage ein, meinte aber, es sei noch lange nicht alles verloren. Nach der Weltausstellung werde das Elend in der Bevölkerung und die Zerrüttung im Staatshaushalte beginnen, und bald werde man lauter als je rufen : "Boulanger hoch!" Bei dem Agitator laufen zahllose gerichtliche Zahlungsbefehle ein, auch seine Dienerschaft hat seit drei Monaten keinen Lohn mehr erhalten.
Die Königin von Rumänien hat sich von Neuwied nach Wiesbaden begeben, wo sie etwa 14 Tage zur Kur zu verweilen gedenkt. Darnach wird sie nach Rumänien zurückkehren.
Die Sklavenblokade in Ostafrika ist von deutscher Seite thatsächlich beendet. Von dem sechs Schiffe starken Blokadegeschwader sind nur noch die Kreuzer "Carola" und "Schwalbe" dort, welche auch als Stationsschiffe an der ostafrikanischen Küste bleiben werden. Beide Schiffe haben zusammen 20 Geschütze und 381 Mann Besatzung. Auch einige englische Kanonenboote werden künftig dort verbleiben. Der Krzztg. wird aus Witu mitgetheilt, daß es mit der Peters'schen Emin=Expedition thatsächlich aus sei. Dr. Peters hat nur eine geringe Zahl Leute bei sich, und wird von Clemens Denhardt, dem Bevollmächtigten des Sultans von Witu, mit Lebensmitteln unterstützt, denn sonst wäre die Expedition schon verhungert. Es bleibe nichts anderes für sie übrig, als zur Wituküste heimzukehren und die Sache aufzugeben.


- In Güstrow wurde am 28. Sept. der wegen Mordversuchs angeklagte Arbeiter Heinrich Kruse aus Neu=Karstädt zu 15 Jahren Zuchthaus verurtheilt.
- Der Unterstaatssecretair Dr. v. Stephan war in den letzten Tagen in Mecklenburg anwesend, um verschiedene in diesem Sommer erbaute Posthäuser zu besichtigen und Pläne für kommende Bauten durchzusetzen. In diesem Sommer wurden in Schönberg, Gadebusch, Röbel, Goldberg und Warnemünde neue Posthäuser erbaut, die durchgängig den Städten zur Zierde gereichen. Das Posthaus in Schönberg ist in seinen Wohnräumen in den letzten Tagen voriger Wochen bezogen worden, die Verlegung der Geschäftszimmer des hiesigen Postamtes wird erst zu Mitte dieses Monats geschehen, da diese in dem neuen Postgebäude erst zu dieser Zeit fertig sein werden.
- Die Milderungen des Schweine=Einfuhrverbots beginnen zu wirken und es zeigt sich in Oberschlesien infolge der theilweisen Gestattung der Schweineeinfuhr ein Rückgang der Fleischpreise. Während in der Zeit, als die Einfuhr nur auf das Ratiborer Schlachthaus beschränkt war, für den Zentner Fleisch 54 Mk. bezahlt wurde, ist jetzt, wie der "Oberschl. Anz." berichtet, der Preis auf 42 bis 44 Mk. gefallen. Die aus Ungarn eingeführten Schweine sind allerdings vorzugsweise Fettschweine und liefern nur ein geringes Quantum Fleisch, das noch für gewisse Zwecke, wie für die Wurstfabrikation, wenig geeignet sein soll. Diesem Mangel soll durch Einfuhr von Schweinefleisch aus Polen begegnet werden. Namentlich sind es die Woischniker Fleischer welche auf die Märkte nach Beuthen und Königshütte bedeutende Mengen von Fleisch polnischer Landschweine bringen.
- Ueber die Heizung der Eisenbahnwagen ist neuerdings bestimmt worden, daß während der fakultativen Heizzeit, also vom 15. October bis 1. Mai, mit der Heizung aller Personenzüge begonnen werden muß, sobald die äußere Temperatur an einem Tage in den Mittagsstunde unter 4 Gr. Reaumur herabsinkt. Außerdem findet eine Heizung der Nachzüge schon dann statt, wenn die Temperatur während einer Nacht bis auf 0 Grad Reaumur sinkt.
- Der Schweizer Bundesrath hat mit Rücksicht auf die Maul= und Klauenseuche in Böhmen bis auf weiteres die Ein= und Durchfuhr von Rindvieh, Schafen, Schweinen und Ziegen aus Böhmen verboten.
- Der ungarische Staatsbahn=Zonentarif soll nun vom 1. November ab auch auf die Linien der Kaschau=Oderberger Bahn und der Ungarischen Nordostbahn ausgedehnt werden.


Anzeigen.

Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1889/90 der Forst gegen Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis zum 1. Oktober cr. hierher anzuzeigen.
Schönberg, den 19. September 1889.

Großherzogl. Mecklb. Domainen=Amt.
U. Frhr. v. Maltzan.


In der Nacht vom 22./23. d. M. ist aus einem Wohnhause in Neschow mittels Einbruchs 1 blau und weiß gestreiftes Oberbett, 1 blau und weiß gestreiftes Kissen, 1 graues Unterbett und grauer Pfühl entwendet worden.
Um Vigilanz und Benachrichtigung wird gebeten.
Neustrelitz, den 27. September 1889.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.


In der Nacht vom 17./18. d. M. ist aus einer Scheune in Ollndorf mittels Einbruchs ein Sack Weizen entwendet worden. Der Sack ist gezeichnet "H. Freitag, Schulze Ollndorf."
Um Vigilanz und Benachrichtigung wird gebeten.
Neustrelitz, den 27. September 1889.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.


Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Urliste für die Stadt Schönberg in der Zeit vom 1. bis 8. October d. J. in hiesiger Rathsstube ausliegt. Gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Urliste können Einsprachen von Jedermann innerhalb einer Woche (vom 1. October d. J. angerechnet) erhoben werden, und sind solche schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 24. September 1889.

Der Magistrat.


Am Sonntag, den 6. October d. J., Nachmittags 4 Uhr, werde ich auftragsmäßig das den Erben des verstorbenen Rentier Joh. Eckmann hieselbst gehörende im Langencamp belegene Ackerstück in Parcelen von 20 []Ruthen an Ort und Stelle verpachten.
Schönberg, den 30. September 1889.

                                                    Chr. Buschow,
                                                    Privatcopiist.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 78 Seite 3]

Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Am Sonntag, den 6. October d. J., Nachm. 4 Uhr, im Vereinslocale

IV. Allgemeine Versammlung.
Tagesordnung:

1. Besprechung der diesjährigen Feier des Geburtstags S. K. H. des Großherzogs.
2. Bericht über die Sedanfeier.
3. Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Diätenverein für Geschworene beider Mecklenburg.
Anmeldungen zum Eintritt nimmt bis zum 1. November d. J. entgegen

                                                    L. Spehr.


Möbel-Versicherungs-Verein
im Fürstenthum Ratzeburg.
Zum Eintritt in unseren Verein laden freundlichst ein                                                    
die Kreisvorsteher.
H. J. Ollrogge=Schlag=Resdorf.      W. Wittfoth=Wendorf.      Albrecht=Neschow.      J. Buschow=Bäck.      Lühr=Carlow.      Freitag=Gr. Rünz.      Tilse=Schönberg.      Oldenburg=Lockwisch.      Behncke=Gr. Siemz.      Denker=Schlagsdorf.      Eggert=Herrnburg.


Zu dem am Sonntag, den 13. u. Montag, den 14. October bei mir stattfindenden

Scheibenschiessen
nach guten Gewinnen ladet freundlichst ein                          
                                                    Wittwe Schröder, Gr. Mist.


Es wird hiermit wiederholt bekannt gemacht, daß mit Genehmigung des Försters, Herrn von Linstow, die Carlower Jäger auf dem Stover und Röggeliner Hoffelde den Forstschutz ausüben.

                                                    Kaiser-Stove.


Hiermit zur Anzeige, daß ich meine Flachsfabrik zum 1. November d. J. in Betrieb zu setzen gedenke und bitte ich die Herren Flachsinhaber, mir ihren gerötheten Flachs zur Bearbeitung gegen eine Vergütigung von 2 M. per 50 Kilo gütigst bald einzusenden.

Bauhof=Schönberg, Fürstenthum Ratzeburg,
im October 1889.                          
                                                    Frau Amtmann Drevs.


Peitschen u. Peitschenstöcke
Messer, echt Solinger, in allen Sorten,
Hosenträger in Gummi und Gurt,
Uhrketten für Herren und Damen, über 400 verschiedene Muster, in echt Nickel, echt Talmi und gewöhnliche Sorten.
Pfeifen in kurz, halblang, und lang.
Kämme, Spiegel, Portemonnais, Spazierstöcke, Cigarrenspitzen und Taschen
empfiehlt zu sehr billigen Preisen

                                                    H. Brüchmann.


Schmucksachen
als Broschen, Armbänder, Zopfnadeln, Halsketten, Fingerringe und dergleichen                          
empfiehlt billigst                                                                              
                                                    H. Brüchmann.


Engl. Mützen.
für Damen und Kinder empfiehlt
                                                    Hugo Heincke.


Hamburgische
Gewerbe=
und
Industrie=
Ausstellung
1889.
Schluß:
Montag,
den 7ten
October.


Reife, süße ungarische
Weintrauben,

5 Kilo Mk. 2,70 franco sammt Korb gegen Postnachnahme. Gute Ankunft garantirt.

                                                    Anton Thor. Weinbergbesitzer.
                                                    Werschetz (Süd=Ungarn).


Marder-, Fuchs-, Hasen-,
schwarze und bunte
Katzen=Felle
kauft                                                    B. Gartz.


Ammonin.

Zur schnellen, leichten und gründlichen Reinigung von weißer und farbiger Wäsche, Kleidungsstücken aller Stoffe. Ferner für Holz, Glas, Porzellan und Metallgegenstände.

50 % Seifenersparniß.
Packete à 100 gr. 10 Pfg., lose à Pfd. 30 Pfg.
Alleinverkauf bei                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Agenten
für Trichinen- und Vieh-Versicherung
ohne Nachschußerhebung

gut eingeführt, gesucht. Hohe Provision. Offerten unter L. 997 an die Annoncen=Expedition von

                                                    Haasenstein & Vogler, A.-G., Cassel.


Ländliche Dienstboten
besorgt in kurzer Zeit und unter günstigen Bedingungen                          
                                                    F. Becker.


Eine Arbeiterfamilie
findet zu Ostern Wohnung bei                          
                                                    Kaiser-Stove.


Ein verheiratheter Kuhfütterer
zum 1. November bei gutem Lohn wird gesucht auf dem Hofe Brandenbaum bei Lübeck.


Suche bis zum 24. October d. J. einen
Klein-Knecht, der mit Pferden umzugehen versteht.                          
                                                    W. Wieschendorff,
                                                    Neu=Pogetz bei Carlow.


Gesucht zu Michaelis oder 24. October cr. ein
Kuhfütterer
und kräftiger Halbknecht.
                                                    Frau M. Hagen,
                                                    Rupensdorf b. Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 78 Seite 4]

Wintersaison 1889.
Das Tuch-, Manufactur-, Mode- & Damen-Confections-Geschäft
von
Heinrich Meyer
empfiehlt sein reich sortirtes Lager

Kleiderstoffe
von den einfachsten bis zu den feinsten Nuancen. Abgepaßte Roben, sowie einzelne Kostüme in nur hervorragenden Neuheiten.
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2 knöpfige Glacé
von 1 Mark an.
Buckskinstoffe
zu Anzügen, Paletots, Kaisermänteln, etc. etc.
welche ich direkt aus den ersten Fabriken beziehe, halte in großer Auswahl stets vorräthig und empfehle solche zu sehr billigen Preisen.
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Jagd=Westen
in allen Größen und Preislagen.
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Wäsche, Cravatten und Unterzeuge.
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Damen-Confection.
Paletots, Manteletts,
Pellerin, Räder, Visites und Jaquets
in gut sortirter Auswahl.
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Mantel-Besätze.
Pelz, Plüsch=Raye und Krimmer.
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Möbel=Stoffe.
Damast, Rips, Fantasie und Fantasie=Brocat
in hochfeinen Mustern.
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Gaschenzeuge und Flanelle
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                                                    H. Brüchmann.


Maria Oldenburg.
Carl Schünemann
Verlobte.
Lockwisch.                                                     Travemünde.


Für die Theilnahme bei der Beerdigung meines theuren Mannes und meiner Kinder guten Vaters, sowie die, welche ihm auf seinem schweren Krankenlager gepflegt und getröstet, und seinen Sarg mit so vielen Kränzen geschmückt haben, insbesondere aber dem Herrn Pastor Langbein für seine trostreichen Worte sage ich meinen innigsten Dank.

                                                    Wittwe Klatschow geb. Boye
                                                    nebst Kindern.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 78 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 78 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 1. October 1889.


- Der Phonograph vor dem Kaiserpaar. Die Vorstellung des Edison'schen Wunderapparates bei Hof, die schon länger geplant war, ist am Montag Abend im Neuen Palais durch den Vertreter Edisons, Herrn Wangemann, der am Morgen durch eine Drahtmeldung nach Potsdam berufen worden war, besorgt worden. Um 8 Uhr 30 Minuten, als Herr Wangemann kaum seine Vorbereitungen beendet, erschien die Kaiserin und gleich darauf auch der Kaiser. Herr Wangemann eröffnete nach einer kurzen Erklärung der Vorrichtung die Vorstellung, indem er auf den Zylinder des Phonographen eine Begrüßung an den Kaiser übertrug und dieselbe durch die Maschine wiederholen ließ. Der Phonograph that natürlich seine Schuldigkeit und erzählte dem Herrscherpaar, daß Edison ihn hauptsächlich in der Absicht nach Berlin geschickt habe, ihn dem Kaiser vorstellen zu lassen, weil so viele Deutsche im Edison'schen Labitorium beschäftigt sind, und "um die Stimmen Bismarcks und Moltkes aufzunehmen." Der Phonograph schloß die Ansprache mit einem Hoch auf den Kaiser. Darauf ließ der Phonograph den Lieblingsmarsch des Kaisers, Herzog von Braunschweig, hören, ferner ertönte der Radetzky=Marsch und dann kam eine Liszt'sche Rhapsodi an die Reihe, die Riesler, ein preisgekrönter Schüler des Konservatoriums in Paris, gespielt hatte. Nachdem der Phonograph noch verschiedene Nummern vorgetragen hatte, sprach der Kaiser den Wunsch aus, ein Orgelsolo zu hören und es wurde eine Walze auf den Zylinder geschoben, auf welche Vidor, der Pariser Organist, eine Bach'sche Fuge übertragen hatte. Der Kaiser war erstaunt über die Klarheit und Deutlichkeit, mit welcher der Phonograph die ihm anvertrauten Töne wiedergab, und erörterte eingehend den Werth der Erfindung für den geschäftlichen Verkehr. Besonderes Interesse verrieth der Kaiser bei der Mittheilung des Herrn Wangemann, daß der Phonopraph bestimmt sei, beim Sprachunterricht eine sehr wichtige Rolle zu spielen, indem durch ihn den Schülern leichter wie bisher die richtige Aussprache beigebracht werden könne. Da die kaiserlichen Prinzen dieser Vorstellung wegen der späten Abendstunde nicht beiwohnen konnten, ist Herr Wangemann am Mittwoch nach Potsdam gerufen worden. Als der Wunderapparat aufgestellt war, kamen Musiker von den Gardehusaren und bliesen eine schmetternde Fanfare in den Schalltrichter des Phonographen. Inzwischen betraten die fürstlichen Herrschaften den Saal, die Kaiserin mit den fünf Prinzen. Die Herrschaften hörten zunächst die Wiedergabe der Fanfare und des Torgauer Marsches, den ebenfalls die Musiker gespielt hatten. Dann bat der Kaiser Herrn Wangemann um eine Erklärung für seine fürstlichen Gäste, die den Apparat noch nicht gesehen hatten. Nach den Erläuterungen zeigte der Vertreter von Mr. Edison eine Rolle des Hofschauspielers Reicher, die den Monolog aus Goethe's "Faust" enthielt. Alsbald folgte eine reizende Scene. Die Kaiserin begehrte, daß für die ältesten drei Prinzen eine Rolle aufgenommen werde. Der Kronprinz eröffnete den Reigen und sang "Heil Dir im Siegerkranz" mit großer Sicherheit und stolzem Ausdruck; Prinz Eitel Fritz trug das Uhland'sche Volkslied vor: "Ich hatt' einen Kameraden," ließ sich aber dabei souffliren; bei den Worten "Die Trommel schlug zum Streite" stimmte er plötzlich die Melodie an. Der dritte Kaisersohn, Prinz Adalbert, sprach einige abgebrochene Sätze, und als man ihm bedeutete, er möchte doch einen Wunsch äußern, rief er schnell mit lauter Stimme: "Papa, ich möchte einen Ponny haben." Die Kaiserin hörte nun mit Entzücken und mütterlicher Freude, die sich auf ihren Zügen lebhaft spiegelte, die eben vollzogene Aufnahme und reichte die Hörstücke lächelnd ihrer Schwester. Auf Wunsch des Kaisers wurde der Phonograph nunmehr in das Musikzimmer getragen, und der Premier=Lieutenant von Chelius spielte eine Wagner'sche Melodie auf dem Clavier. Bei der Wiedergabe bemerkte der Kaiser: "Das ist in der That überraschend getreu." Während der Kaiser alsdann mit einigen seiner Gäste in die Nebengemächer ging, richtete der Erbprinz von Meiningen noch sehr eingehende Fragen technischer Art an Herrn Wangemann. Später, als der Phonograph hinausgetragen war, kam das Kaiserpaar noch einmal zurück und beauftragte Herrn Wangemann, dem Mr. Edison für die Aufmerksamkeit zu danken; der Kaiser sprach dabei den Wunsch aus, für eigene Versuche einen Phonographen zu besitzen. Die Rolle mit den Stimmen der kleinen Prinzen wird Herr Wangemann in einem Kästchen der kaiserlichen Mutter zur bleibenden Erinnerung einstellen.
- Für die künftige Kronprinzessin von Griechenland, Prinzessin Sophie von Preußen, laufen bereits Hochzeitsgeschenke in Berlin ein. Als erste Spenderin stellte sich Königin Viktoria von England ein. Dieselbe übersendete ihrer Enkelin den traditionellen Kaschmirschawl, ferner einen prächtigen Diamantschmuck und ein azurblaues Theeservice im alten Derbystyle. Der Theekessel ist aus Silber, die Zuckerdose aus feinstem Bergkrystall angefertigt.
- Der Brautschleier der Prinzessin Sophie von Preußen ist in den schlesischen Spitzenschulen zu Steineissen, Arnsdorf und Seidorf soeben vollendet worden. Die Zeichnungen zum Brautschleier selbst, wie zu den schmalen Spitzen sind vom Musterzeichner Burghold aus Schmiedeberg nach den unveränderten Motive des Volants, zu welchem die Vorlage aus dem Berliner Gewerbemuseum entnommen ist, angefertigt. Die schmalen Spitzen und der Volant sind in pointvanise ausgeführt, und, was besonders kunstvoll ist, die Spitzen sind in den verschiedensten Stichen und Mustern der einzelnen Figuren, deren 35 vorhanden sind, gearbeitet. Die Länge des Schleiers beträgt 3 Meter, die Breite 1,50 Meter. Die in pointgaze gearbeitete Raute des Schleiers ist aus 110 verschiedenen Theilen zusammengesetzt. Vier Monate lang haben über 200 schlesische Arbeiterinnen an dem Schleier gearbeitet.
- Der Reichshund Tyras hätte dieser Tage bei einem Haar auf schreckliche Weise seinen Tod gefunden. Der Reichskanzler Fürst Bismarck befand sich nämlich bei Abgang eines Zuges mit Tyras auf dem Perron des Friedrichsruher Bahnhofes, als er plötzlich seinen steten Begleiter vermißte. Der Zug war schon in Bewegung, als der Fürst den Hund rief. Zum Entsetzen der Anwesenden kam Tyras unter dem fahrenden Zug zum Vorschein und stand nach einigen Sätzen vor seinem Herrn, der ihm nun einige tüchtige Hiebe mit seinem Krückstock für seine Unachtsamkeit versetzte. Tyras lief heulend von dannen und verschwand heulend hinter den Mauern des Schloßparkes, war auch trotz eifrigen Pfeifens des Fürsten nicht mehr zu bewegen, zu ihm zurückzukehren. Diese letzte Scene des Trauerspiels rief unter dem Publikum eine allgemeine Heiterkeit hervor, auch der Fürst stimmte mit ein und verließ lachend den Schauplatz, um sich wieder nach dem Schloß zu begeben.
- Auf dem Bahnhof zu Falkenberg explodierte eine Lokomotive, als sie sich einem nach Wittenberg bestimmten Zuge vorsetzen wollte. Maschinenführer Baxmann wurde sofort getödet und Heizer Schulz schwer verwundet.
- Das Reichsgericht in Leipzig hat kürzlich ein für die Chokolade=Automaten verhängnißvolles Urtheil gefällt. Nach demselben enthält der Verkauf von Waaren in Ueberraschungspacketen, wo es vom Zufall abhängig ist, ob der Käufer für den Preis eine mehr= oder minderwertige Waare erhält, eine unerlaubte Ausspielung und ist nach § 286 des Strafgesetzbuches strafbar mit Gefängniß bis zu 2 Jahren oder mit Geldstrafe bis zu 3000 M. Den Lotterien sind öffentlich veranstalte Ausspielungen beweglicher oder unbeweglicher Sachen gleich zu achten. Bekanntlich sind die meisten Chokoladen=Automaten mit Chokoladentafeln verschiedenster Wert=

[ => Original lesen: 1889 Nr. 78 Seite 6]

klassen gefüllt und besteht ein besonderer Anreiz für die Näscher in der Möglichkeit, für einen Nickel vielleicht eine Tafel von der feinsten Sorte zu erhalten.
- Die Umwandlung des ehemaligen kronprinzlichen Jagdschlosses Meyerling bei Wien zu einem Kloster ist nunmehr vollzogen. Zwanzig Karmeliterinnen werden am 15. October daselbst einziehen. Die Einweihung soll am Jahrestag des Hinscheidens des Kronprinzen Rudolf in aller Stille vollzogen werden.
- Der französische Professor der Chemie, Alphons de Millefleurs, hat eine epochemachende Erfindung gemacht. Vor Kurzem hat er, wie das Patentbureau Lüders in Görlitz mittheilt, der Société d'encouragement in Paris festes Petroleum in Form von Briquettes vorgelegt, die sich mit dem Messer schneiden lassen, dabei aber hinreichende Festigkeit besitzen, um bequem gehandhabt werden zu können. Natürlich würde das Petroleum in dieser Form außerordentliche Annehmlichkeiten als Heizmaterial bieten, indem es kaum ein Drittel des Raumes von Kohlen einnimmt. Das feste Petroleum entflammt beim Entzünden nicht sofort in allen seinen Theilen, sondern brennt wie Holz langsam ab und ist explosionssicher.
- Um Aepfel rasch und ohne Verlust schälen zu können, empfiehlt Charlotte Kramer in der Zeitschrift "Fürs Haus" folgendes Verfahren: Man tauche die Aepfel eine Minute in kochendes, noch kürzere Zeit in brausend kochendes Wasser. Sie lassen sich dann abziehen wie eine Pellkartoffel, wobei nicht das Geringste vom Apfel verloren geht. Eines Versuches ist dies wohl werth.
- Um Schuhwerk wasserdicht zu machen, verwenden englische Fischer nachstehendes Mittel: 1/4 Liter gesottenes Leinöl, 250 Gramm Hammelfett, 30 Gramm gelbes Wachs und 30 Gramm Kolophonium werden in einem irdenen Topfe unter fleißigem Umrühren zusammengeschmolzen und mit der warmen aber nicht heißen Masse wird das gut und sorgfältig durch Abwaschen von allem Schmutz gereinigte trockene Schuhwerk mittels eines Pinsel bestrichen, sowohl Oberleder wie Sohlen. Die Fischer vermögen mit so behandelten Stiefeln stundenlang im Wasser zu stehen ohne daß sie nasse Füße bekommen.
- Kühn. Lieutenant zum andern: "Sagen Sie 'mal Herr Kamerad, warum gucken Sie denn fortwährend nach den Sternen?" "Ach! Venus 'n Bischen poussiren."


Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
                          (Nachdruck verboten.)
(Schluß.)


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