No. 76
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. September
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 76 Seite 1]

Der Kaiser soll in Hannover, dem dortigen Kurier zufolge, wiederholt geäußert haben, daß er, wenn er die ihm dargebrachten Huldigungen für den wahren Ausdruck der Empfindungen der Hannoveraner halten dürfe, geneigt sei, einige Zeit in jedem Jahre in Hannover zu residieren.
Am Dienstag hat unter Leitung des Kaisers bei Koppenbrügge ein großes Kavallerie=Manöver stattgefunden. Der Kaiser, welcher die Uniform seines Hannoverschen Ulanen=Regiments Nr. 13 trug, führte 12 Regimenter Kavallerie, 3 reitende Batterien und 2 Pionier=Detachements gegen den markirten Feind, welcher etwas schwächer war und unter der Führung des General=Lieutenants v. Krosigk, Chef des Militär=Reit=Instituts zu Hannover, stand. Es fanden glänzende Attacken ganzer Brigaden gegen Infanterie und Kavallerie statt, wobei auch die Artillerie mit eingriff. Am Schluß des Manövers nahm der Kaiser sämmtliche 70 Schwadronen zusammen, um sie den versammelten fürstlichen Gästen im Parademarsch vorzuführen. Der russische Thronfolger wohnte dem Manöver in der Uniform seines Westfälischen Husaren=Regiments Nr. 8 bei. Der Kaiser begab sich mit dem russischen Thronfolger vom Manöverfeld wieder nach dem Jagdschloß Springe, wo der Monarch bis zum Schluß der Gruppenübungen zu bleiben gedenkt. Aus Schwerin wird gemeldet, daß der Besuch des Kaisers zu den in den ersten Wochen des Oktober stattfindenden Jagden in der Levitz fest zugesagt sei. Die Jagden in der Levitz sind berühmt wegen der großen landschaftlichen Schönheiten der Forsten und wegen ihres Wildreichthums. Der Kaiser werde zunächst, wahrscheinlich am 3. Oktober, nach Schwerin kommen, wo ihm ein offizieller Empfang bereitet werden soll.
Nach eintägigem Ruhetage wurden beim Kaisermanöver in Hannover am Donnerstag die Uebungen wieder aufgenommen. Kaiser Wilhelm traf Morgens um 8 1/2 Uhr zu Wagen in Osterwald ein und begab sich mit den fremden Fürstlichkeiten zur Avantgarde des 7. (westfälischen) Armeekorps, welches zum Angriff gegen das 10. (hannoversche) Korps vorrückte. Das Korps hatte die Ordre, den Feind aufzusuchen und ihn zu schlagen, wo er gefunden werde. Der Zusammenstoß vollzog sich südöstlich von Coppenbrügge und zeigte ein außerordentliches Gefechtsbild. Nach und nach gelangten alle Streitkräfte beider Korps in das Feuer, das rauchlose Pulver wurde auch hier zur Anwendung gebracht. Dem 7. Armeekorps gelang nach hartem Kampfe, unter Leitung des Kaisers, die Erfüllung seiner Aufgabe. Die Kritik, welche der Monarch abhielt, war in hohem Maße anerkennend. Die Manöver werden Freitag und Sonnabend fortgesetzt und gelangen am letzten Tage zum Abschluß, worauf der Kaiser von Jagdschloß Springe nach Potsdam heimkehrt.
Ueber die Unterredung des Kaisers mit dem Geistlichen nach dem Feldgottesdienst in Hannover wird folgender zuverlässiger Bericht verbreitet: Der Kaiser drückte seine Befriedigung über das Erhebende der stattgehabten kirchlichen Feier aus. Ueberhaupt erwarte er den heilsamsten Einfluß auf die Herzen seiner Unterthanen durch die Pflege der Kirche und Schule. Freilich Gott der Herr könne selbst die Herzen der Menschen am besten packen durch ernste Führungen: so hatten ihm die Leute der "Olga" erzählt, wie mächtig ihre Erlebnisse sie ergriffen und ihren Sinn nach oben gerichtet hatten. Alsdann kam der Kaiser auf den Unterricht in den Schulen zu sprechen; er führte aus, daß der Geschichtsunterricht mehr Religion und Deutschthum betonen, und auch die neuere Geschichte weit ausführlicher behandeln müsse. Die alten Völker zu kennen, wäre wohl schön, aber für unsere deutschen Sitten und zum Verständniß der Fragen der Gegenwart höchst nothwendig, daß wir die Geschichte, namentlich die neuere und neueste Geschichte unseres eigenen Volkes, von Grund aus verständen. Daß die grundstürzenden Bestrebungen der Sozialdemokatie so viele Köpfe und Herren verwirrten, käme daher, daß man in hohen wie in niederen Schulen zu wenig die Verirrungen und Greuel der französischen Revolution und die gewaltigen Heldenthaten in den Befreiungskriegen zur Rettung des Vaterlandes den Kindern vorstellte. Er hoffe, daß auf diesem Gebiet die Jugend von früh an besser belehrt werde.
Wenn Kaiser Wilhelm II. nicht deutscher Kaiser geworden wäre, so wäre er sicher ein ausgezeichneter Reiter=General geworden. Das ergiebt sich sehr klar aus dem Verlaufe der großen Kavallerie=Manöver bei Hannover, die seit Montag unter dem persönlichen Kommando des Kaisers stattfanden. Der Kaiser besitzt eine große Ruhe im Kommando und versteht, der sehr schwierigen Aufgabe, die gewaltigem Reitergeschwader richtig zu dirigieren, gerecht zu werden. Selbstverständlich sind die Regimenter vorzüglich ausgebildet, aber wie die Dinge ohne ein sicheres Kommando gehen, sieht man jetzt in Frankreich, wo die großen Kavalleriemanöver von Chalon mit einem ziemlichen Mißerfolg abgeschlossen haben.
Wie die Kreuzztg. schreibt, soll in den letzten Manövertagen rauchloses Pulver verwendet werden, und zwar zu dem Zwecke, den Soldaten im Voraus an die Taktik mit der neuen Waffe, welche ja nächstens in der ganzen Armee eingeführt wird, zu gewöhnen. Diese Maßregel ist um so verständiger, als bekanntlich eine nicht geringe Umwälzung der Kampfweise als Folge der Einführung des rauchlosen Pulvers, welches für unser jetziges Gewehr schon in großen Mengen beschafft ist, vor sich gehen wird. Die Ausgabe des rauchlosen Pulvers für unsere Herbstmanöver ist ein erfreuliches Zeichen, daß die deutsche Armee in der Beschaffungsangelegenheit nicht zurückgeblieben ist. Ein Kuriosum ist, daß die französische Armee, welche Lebelgewehre mit rauchlosem Pulver hat, die Manöver mit dem rauchenden Pulver durchführt, wahrscheinlich aus Angst, ein "Spion" könnte eine verlorene Patrone erwischen.
Die Reise des Kaisers nach Athen wird am 11. oder 12. Oktober angetreten werden. Etwa eine Woche verbleibt das Kaiserpaar bekanntlich bei der italienischen Königsfamilie in Monza in Oberitalien und fährt dann von Genua in Begleitung

[ => Original lesen: 1889 Nr. 76 Seite 2]

eines deutschen Geschwaders nach Athen. Ueber die Rückreise sind noch keine bestimmten Festsetzungen getroffen worden.
Die Kaiserin Friedrich und ihre Töchter, welche am Mittwoch Abend in Kopenhagen eingetroffen sind, werden schon am 23. d. Mts. nach Berlin zurückkehren, um im Kronprinzen=Palais bis zum 19. October, dem Tage der Abreise nach Venedig und Griechenland, zu residieren. Vor der Abreise wird der Prinzessin Sophie noch in einer großen Hoffestlichkeit Gelegenheit gegeben werden, die Glückwünsche der Hofgesellschaft entgegenzunehmen und sich zu verabschieden. Von Venedig geschieht die Ueberfahrt nach Athen in einem der großen, elegant und bequem eingerichteten Lloyddampfer des "Oesterreichischen Lloyd." Die Hochzeit in Athen findet am 27. October statt.
Reichskanzler Fürst Bismarck trifft am nächsten Mittwoch zu mehrtägigem Aufenthalt in Berlin ein. Man bringt dies mit der erwarteten Ankunft des Zaren hierselbst in Zusammenhang.
Ueber das Befinden des Königs Otto v. Bayern ist wieder ein officieller Bericht erstattet worden, der im Wesentlichen nicht viel anders lautet, als die früher veröffentlichten. Die heftigsten Erregungszustände wechseln mit stundenlanger Bewußtlosigkeit. Die Aufnahme von Nahrung ist reichlich, obschon unregelmäßig, da der König zuweilen jede Nahrung ablehnt. Die Gesichtsfarbe ist in Folge des ausgedehnten Aufenthalts im Freien andauernd frisch.
Als Termin für die nächsten allgemeinen Reichstagswahlen wird Ende März oder Anfang April nächstens Jahres angegeben.
Der neue Wirthschaftsplan des deutschen Reiches wird auch erhebliche Mehrforderungen für die Reichs=Marine bringen. Dieselben sind schon in der letzten Denkschrift der Berliner Admiralität, welche vom Grafen Monts dem Reichstags vorgelegt wurde, ziffermäßig in Aussicht gestellt. Der diesjährige Marine=Etat beläuft sich auf 42 Millionen, der nächstjährige wird mindesten 54 Millionen erfordern. Es ist vor allen Dingen das Kapitel für Schiffsneubauten, welches sehr anschwellen wird. In diesem Jahre sollen 10 418 000 M., im nächsten Jahre 30 400 000 M. verbaut werden, nämlich für vier große Panzer je 3 100 000 M., für vier gepanzerte Kanonenboote zusammen 7 Millionen, für drei geschützte Kreuzer je 2 800 000 M., für zwei einfache Kreuzer je 1 900 000 M., für zwei Avisos 2 Millionen, und die Schlußraten für zwei Torpedodivisionsboote, für ein Panzerfahrzeug, eine Kreuzerkorvette, einen Kreuzer, einen Aviso und einen Minendampfer mit zusammen 4 718 000 M. Mehrforderungen für das Personal sind hingegen in größerem Umfange noch nicht zu erwarten.
Die österreichisch=ungarische Armee hat ein neues Exerzier=Reglement für die Fußtruppen erhalten, das bezüglich der Einfachheit in den Formen mit dem jetzigen Reglement der deutschen Infanterie wetteifert.
In den adeligen Kreisen der österreichischen Hauptstadt ist es kein Geheimniß mehr, daß die Kronprinzessin Stephanie nur den Ablauf ihres Wittwenjahres abwartet, um danach eine Ehe zur linken Hand einzugehen. Der künftige Gemahl soll ein ungarischer Edelmann sein, dessen Geldbeutel und dessen Stammbaum über allem Zweifel erhaben sind. Da der Kaiser nichts gegen dieses Ehebündniß einzuwenden haben soll, so dürfte die Hochzeit wahrscheinlich schon zu Anfang des nächsten Jahres stattfinden.
Der Besuch des Kaisers und der Kaiserin von Rußland in Berlin ist jetzt für den 27. ds. Mts. amtlich angemeldet worden. Das Kaiserpaar wird nur kurze Zeit in der russischen Botschaft in Berlin bleiben und sodann Wohnung im Neuen Palais zu Potsdam nehmen. Besondere Veranstaltungen sollen auf Wunsch des Czaren vermieden werden.
Aus Kiel kommen jetzt bestimmte Angaben über den Besuch des russischen Kaiserpaares, die dahin lauten, daß der Kaiser und die Kaiserin von Rußland an Bord der "Czarewna" mit einem Geschwader, bestehend aus "Derschawa," und "General=Admiral", am 28. September eintreffen und sich nach Berlin begeben werden.
Der Großfürst=Thronfolger von Rußland ist am Mittwoch Nachmittag von den Manövern in Hannover wieder in Schloß Fredensborg bei Kopenhagen angekommen.
Während der französischen Manöver in der Umgebung von Dinain erhielt einer der Generale eine Kugel in die Hüfte und eine zweite in die Schulter.
Die serbische Regierung ist schon wieder in tausend Nöthen. Kaum ist die Königin Natalie nach Belgrad unterwegs, so hat auch schon Exkönig Milan seinen Besuch angemeldet, der ebenso lange als der Aufenthalt der Königin in Belgrad dauern soll. Die Regierung bietet natürlich alles auf, um die Begegnung der unversöhnlichen Gatten, die zu den größten Aergernissen führen müßte, zu verhindern.
Der Sultan von Sansibar hat in seinem Lande die Sklaverei verboten.


- Nach Mittheilung der "N. Z." ist in der Gegend zwischen Neustrelitz und Feldberg vor einigen Tagen Schnee gefallen und zwar in solcher Menge, daß der Boden stellenweise mehrere Zoll hoch damit bedeckt gewesen ist.
- Tableau der dritten ordentlichen Schwurgerichtsperiode in Güstrow:
Montag, 23. Sept. Maurerlehrling Carl Arfert=Schwerin: § 226 (Körperverletzung mit tödtlichem Ausgange). Hofgänger Heinrich Gutjahr=Stolberg: §§ 177, 43 (Nothzuchtsversuch). Dienstag, 24. Sept. Erbpächter Christian Abel=Gischow: § 153 (Meineid). Malergeselle Krull=Carwitz: §&Sect; 177, 43 (Nothzuchtsversuch). Mittwoch, 25 Sept. Posthülfsbote Heinrich Schultz=Penzlin: §§ 351 und 354 (Unterschlagung und Fälschung). Knecht Franz Unger=Berlin: § 176,1 (gewaltmäßige unzüchtige Handlungen). Donnerstag, 26. und Freitag, 27. Sept. Arbeiter Heinrich Kruse=Neu=Karstädt: §§ 211, 43 (Mordversuch). Sonnabend, 28. Sept. Wittwe Sophie Becker, geb. Schultz, und Arbeiter Wilhelm Becker=Neubrandenburg: § 154 (Meineid). Bäckergeselle Hermann Stumpler=Cottbus: § 177 (Nothzucht). Montag, 30. Sept. Fuhrmann Heinrich Staudv=Waren: § 154 (Meineid). Dienstag, 1. Oct. Erbpächter Fritz Fentsahm=Alt Krenzlin: § 154 (Meineid) Arbeiter Johann Karstedt=Neuvorwerk bei Dassow: § 176, 1 (gewaltmäßige unzüchtige Handlungen). Mittwoch, 2. und Donnerstag, 3. Oct. Senator a. D. Hermann Schenke=Friedland: §§ 153 und 351 (Meineid und Unterschlagung).
-In Grevesmühlen wurde am Dienstag Morgen ein Soldat eingebracht, dessen Gewehr mit Stroh umwickelt war. Es ging nach dem "M. T." allgemein das Gerücht, daß derselbe am Montag beim Manöver mit scharfen Patronen geschossen und einen mecklenburgischen Jäger tödtlich getroffen haben soll.
- Am 1. Oktober tritt in Lübeck eine von 1200 Arbeitern mit einem Kapital von 13 000 Mk. gegründete Genossenschaftsbäckerei in Thätigkeit. Die Genossenschaft hat zunächst eine bereits bestehende Bäckerei in Pacht genommen.
- Zwischen dem kaiserlichen Hauptquartier Jagdschloß Springe und den Städten Braunschweig, Hildesheim, Osnabrück, Gütersloh und Hamm i. W. ist eine kaiserliche Brieftaubenpost in Thätigkeit getreten. Es sind über 100 Tauben, welche den militärischen Nachrichtendienst vermitteln. Die Weiterbeförderung der Depeschen erfolgt als dringend durch den Reichstelegraphen.
- Die Reichspostverwaltung hat, wie die Magdb. Ztg. meldet, in diesem Jahre die üblichen, außerordentlichen Unterstützungen an die unteren Beamten, vielleicht mit Rücksicht auf den ungewöhnlich frühen Eintritt der kühleren Jahreszeit jetzt schon verabfolgen lassen. Bei der Vertheilung ist außer den Gehaltsbezügen noch die Zahl der Familienmitglieder, die zu unterhalten sind, inbetracht gezogen.
- Anstatt Erleichterungen im Schweine=Einfuhrverbot zu gewähren, versperrt die bayerische Regierung im Gegentheil wieder einen bis jetzt offen gelassenen Zugang. Das Ministerium des Innern hat nämlich die Erlaubniß, wonach die Einfuhr von lebenden Schweinen aus Oesterreich=Ungarn nach Burghausen, Berchtesgaden, Reichenhall und St. Zeno gestattet wurde, zurückgezogen. Nunmehr ist wieder die Einfuhr von Schweinen aus Rußland, Österreich=Ungarn und dessen Hinterländern gänzlich verboten.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 76 Seite 3]

Antragsmäßig soll über die zu Rieps sub Nr. IV belegene Büdnerei c. p. des Hauswirth Joachim Heinrich Wiese ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 1. October 1889,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 13. Juli 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Oeffentliche Zustellung.

Der frühere Bereiter H. Maaß hieselbst klagt gegen den Schmied Wilh. Maaß von hier, jetzt unbekannten Aufenthalts, wegen Erbtheilung, mit dem Antrage, den Beklagten zu verurtheilen, seine Zustimmung zum öffentlich meistbietenden Verkaufe der zum Nachlasse des wailand Schustermeisters Hans Heinrich Franz Maaß gehörigen Grundstücke, nämlich

1, des zu Schönberg vor dem Siemzer Thore sub Nr. 120 belegenen Wohnhauses, Stallgebäudes und Gartens,
2, der zu Schönberg vor dem Sabow'er Thore im Galgenmoor belegenen halben Parcel: Nr. 42
zu geben, auch das Urtheil für vorläufig vollstreckbar zu erklären und ladet den Beklagten von Neuem zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Großherzogliche Amtsgericht zu Schönberg i/M. auf

Freitag, den 8. November 1889,
Vormittags 11 1/2 Uhr.

Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.
Schönberg, den 23. September 1889.

W. Wetzel.
Gerichtsschreiber des Großherzoglichen Amtsgerichts.


Auction.
Verzugshalber wird Frau Hintze am
Mittwoch, den 25. September,
Nachmittags 2 Uhr

im Boye'schen Gasthause hieselbst gegen baare Bezahlung öffentlich meistbietend

gutes Mobiliar u. Küchengeräth

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Weintrauben,

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                                                    Werschetz (Süd=Ungarn).


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                                                    H. Brüchmann.


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sind wieder vorräthig bei                                                    
Schönberg.                                                    Oldenburg u. Ahrendt.


Verlaufen
ein schwarzes Schaf

ohne Abzeichen. Eine Belohnung demjenigen, der mir dasselbe nachweist.

Sabow.                                                     Ollmann. Lehrer.


Hugo Heincke
sucht Arbeiterinnen zum Stricken.                                                    


Die "Nachrichten" erscheinen täglich mit Ausnahme der Sonn= und Festtage:
Die "Nachrichten" bringen täglich als Gratis=Beiblatt die Amtlichen Mecklenb. Anzeigen, welchen das officielle Publicationsorgan der Mecklenb. Behörden sind und in welchen auch alle Bekanntmachungen über Holz=Auctionen zum Abdruck gelangen.
Die "Nachrichten" können bezüglich der Reichhaltigkeit an politischen und Tagesnachrichten sich getrost jedem andern Blatte zur Seite stellen.
Ein umfangreiches Depeschenmaterial, durch die günstige Versendungszeit unterstützt, setzt die Zeitung in den Stand, hinsichtlich Schnelligkeit der Mittheilungen der täglichen Ereignisse an ihre Leser sogar mit den Berliner Zeitungen concurriren zu können.

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Einladung zum Abonnement auf die
Mecklenburger Nachrichten
mit den "Amtl. Meckl. Anzeigen" u. in eigener Officin hergestelltem "Illustrirt. Sonntagsblatt."
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Die "Nachrichten" bringen umfassende, zum Theil telegraphische Nachrichten über Börse, Handel und Schifffahrt, sorgfältigste Notiz aller Preisbewegungen landwirthschaftl. Producte und Bedürfnisse.
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vierteljährl. nur Mark 3.75 incl. Postaufschlag.

Inserate in den "Nachrichten", deren Auflage fortwährend im Steigen begriffen ist, finden weiteste Verbreitung.

Redaction und Verlag der "Mecklenburger Nachrichten",
Schwerin i. M., Klosterstraße 8 u. 6.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 76 Seite 4]

Das Tuch-, Manufactur, Mode-& Damenconfections-Geschäft
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Heinrich Meyer,
zeigt hierdurch den Empfang seiner                          
Winter-Mäntel
ergebenst an; dieselben sind von den einfachsten bis zu den letzten Neuheiten reichlich sortiert und werden selbige zu äußerst billigen Preisen abgegeben.


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Zum Eintritt in unseren Verein laden freundlichst ein                                                    
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Schmiede= und Schlosserinnung.
Versammlung
am 30. d. M., Nachm. 2 Uhr, im Innungslocale.
Tagesordnung:

1. Ein= und Ausschreiben von Lehrlingen.
2. Einzahlung des halbjährlichen Beitrags zur Innungskasse und Schmiedezeitung.

                                                    Der Vorstand.


Hamburgische
Gewerbe=
und
Industrie=
Ausstellung
1889.
Schluß:
Montag,
den 7ten
October.


Größere Körbe zum Obstversand
sofort zu kaufen gesucht.                                                    
                                                    Egert.


Verloren

Von der Sabowerstraße bis zum Eisenbahn=Uebergang (Rottensdorfer Chaussee) ein Portemonaie mit Inhalt. Gegen gute Belohnung abzugeben in der Expedition dieses Blattes.


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Zu Weihnachten oder Ostern stehen meine
Parterre-Wohnungen

ganz oder getheilt zu vermiethen. Ich ziehe Michaelis wieder nach Schönberg und bin kurz vor Michaelis dort zusprechen.

                                                    Johanna Creutzfeldt.


Meine obere Wohnung, bestehend aus 8 heizbaren Zimmern, Küche, Keller, Bodenraum nebst Stall, ist zu Ostern 1890 zu vermiethen.

                                                    Lübeckerstr. Nr. 9.


Gesucht zum 1. November ein kräftiges, ordentliches Mädchen zum Alleindienen.

                                                    Frau Loeck, Lübeck,
                                                    Beckergrube Nr. 61, 1. Etage.


Zum 1. November d. J. ein Mädchen zu allen häuslichen Arbeiten bei Leuten ohne Kinder gesucht. Zu melden in Lübeck, Dankwärtsgrube 21.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 76 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 76 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. September 1889.


- Die Reisen, die Kaiser Wilhelm seit seinem Regierungsantritt in Ausübung seiner Pflichten gegen befreundete Fürsten oder die deutschen Fürsten und seinem Volk gegenüber unternommen hat, finden wir, wie folgt, zusammengestellt: im Jahre 1888. 13. bis 25. Juli Russische Reife. Kronstadt, Krasnoje=Selo, Petersburg. 25. bis 27. Juli Schwedische Reise (Stockholm). 28. bis 31. Juli Dänische Reise (Kopenhagen). 16. August Frankfurt a. O. 23. August Sonnenburg. 28. August Dresden. 26. September Detmold. 27. September Stuttgart. Oktober Oesterreichisch=Italienische Reise. 1. Oktober München. 3. Oktober Wien. 11. October Rom. 16./17. Oktober Neapel. 29. Oktober Hamburg. 31. Oktober Leipzig. 15. November Breslau. 11. Dezember Wilhelmshaven. 22. Dezember Stettin. Im Jahre 1889, 15. Januar Bückeburg. 31. März Posen. 13./14. April Oldenburg. 24. April Schwedt a. O. 26 April Weimar. 27. April Eisenach. (Wasungen.) 15. Mai Kiel. 18. Mai Braunschweig. 26. Juni Sigmaringen. 1. bis 27. Juli Norwegische Reise (Lofoten). 31. Juli bis 8. August Englische Reise (Osborne, Spithead). 17./18. August Bayreuth. 19. August Karlsruhe. 20. bis 22. August Straßburg. 23. August Metz. 24. August Münster 5. September Dresden. 10. September Minden. 12. September Hannover. Aus vorstehender Uebersicht ergiebt sich, schreibt die "F. Ztg.", daß Kaiser Wilhelm II. die preußischen Provinzialhauptstädte besucht hat mit Ausnahme von Danzig, Magdeburg, Kassel, Köln und Königsberg. Ebenfalls hat Kaiser Wilhelm besucht die Hauptstädte der deutschen Bundesstaaten mit Ausnahme von Darmstadt, Schwerin (eine Reise dorthin steht unmittelbar bevor), Neu=Strelitz, Meiningen, Altenburg, Coburg=Gotha, Dessau, Rudolstadt, Sondershausen, Pyrmont, Gera, Greiz und Lübeck. Den europäischen Staaten hat Kaiser Wilhelm einen Besuch abgestattet mit Ausnahme der beiden Republiken Frankreich und Schweiz, Holland und Belgien, Spanien und Portugal und der Balkanstaaten. Die Reise in die Balkanstaaten steht für den Oktober aber noch bevor, eine Reise nach Spanien und Portugal ist wiederholt in der Presse als in Aussicht genommen bezeichnet worden.
- Kurz nach Ausfahrt des Zuges aus der Station Neustadt a. d. Hardt brach vor einigen Tagen plötzlich die Kuppelung zwischen Maschine und Tender an der vordersten der beiden Maschinen des Zuges. Wie ein Pfeil schoß die ihrer Last ledig gewordene Maschine von dannen, Maschinenführer und Heizer auf dem Tender zurücklassend. Die erste Station wurde von der Maschine in rasendem Laufe durchfahren. Nach einer Fahrt von 15 Kilometer blieb sie jedoch stehen, da ihr der Dampf ausgegangen war und mit dem Zurückbleiben des Tenders auch die Wasserzufuhr und die weitere Dampfbereitung ein Ende gehabt hatte. Glücklicherweise war es möglich gewesen, die nächsten Stationen sogleich telegraphisch über die flüchtige Maschine zu benachrichtigen und so jedem weiteren Unfall vorzubeugen.
- In Metz wurde ein Reisender auf eine eigenthümliche Weise bestohlen. In einem dortigen Gasthaus hatte sich ein Fremder einlogiert, welcher, da er angeblich unwohl war, tagsüber in seinem Zimmer verblieb, aber die Zeit dazu benutzte, die sein Zimmer mit dem nebenanliegen Zimmer verbindende Thür auf beiden Seiten zu öffnen und Nachts seinem Nachbar die Uhr und Kette zu nehmen. Am Morgen verließ er dann unbemerkt das Gasthaus.
- In den letzten Tagen ist allenthalben in den österreichischen Gebirgsgegenden Schnee gefallen. Aus Salzburg wird gemeldet, das der Untersberg bis auf ein Drittel seiner Höhe angeschneit ist und selbst der Gaisberg ein weißes Häubchen trage. Auf den Bergen am Traunsee reichte der Schnee bis auf 800 Meter Höhe herab. Auch aus Innsbruck wird von Schneefällen berichtet. Aus Reichenberg in Böhmen schreibt man, daß der Gipfel des Jeschen und der Kamm des Isergebirges mit Schnee bedeckt sind. In Friedland bei Misteck fiel nach einem prachtvollen klaren, sonnigen Vormittag am 15. d. Mt. mehrere Stunden hindurch Schnee, welcher die Dächer und Bäume mit einer ziemlich starkem weißen Decke überzog. In Preßburg herrscht bedeutende Kälte und in Modern ist ein überaus heftiger Schneefall eingetreten.
- Ein furchtbarer Orkan suchte mehrere Provinzen Norditaliens heim, namentlich Bologna und Pavia. Hunderte von Hausthieren kamen um, in Buda ist sogar der Verlust von Menschenleben zu beklagen. An vielen Stellen ist die Reis= und Weinernte verloren und der Schaden sehr bedeutend.
- Vater und Sohn als Kommilitonen. Zu Beginn des neuen Lehrjahres hat sich an der Warschauer Universität der interessante Fall ereignet, daß Vater und Sohn als Studenten an einer und derselben Fakultät eingetreten sind. Dort hat sich nämlich ein gewisser K. B. nach Absolvirung des Gymnasialkursus für die medicinische Fakultät als Student eingeschrieben; der Vater des angehenden Studenten aber, im Alter von 45 Jahren, bisher Militärfeldscher in Kamenez=Podolsk faßte vor einigen Jahren den Beschluß, sich zum Arzt auszubilden. Dank angestrengter Arbeit gelang es ihm, mit besonderer Erlaubniß, im Juni d. J. das Abiturientenexamen abzulegen und das Zeugniß der Reife zu erhalten. Gegenwärtig hat er sich ebenfalls als Student der medicinischen Fakultät eingeschrieben, wird also Studienkollege seines Sohnes.
- Unter den neueren Heilmethoden nimmt die sogen. Massage, Kneten, Drücken, Streichen und Klopfen der Muskeln eine hervorragende Stelle ein und von allen Seiten hört man Wunder von dieser Behandlung, gleichviel ob Herren oder Damen sie ausüben; Rheumatismus, Gicht, Nervenerschlaffung, ja sogar Altersschwäche soll dieser Kunst weichen. Man begreift auch, wie in einem gekneteten Körper das Blut wieder durch einander kommt, wie die Lebensgeister wieder reger werden. Natürlich brauchen Leute, die körperlich sehr thätig sind, viel laufen, turnen, graben, hacken, dreschen und mähen, also vor allem unsere Landleute, jung und alt, die "Massage" weniger, sie sagen selbst, die Arbeit erhält jung. Aber Menschen, die sich nicht körperlich "ausarbeiten", bei denen die Säfte stocken, die sollen sich kneten und klopfen lassen.


Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 76 Seite 6]

Angela.
[Fortsetzung.]


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