[ => Original lesen: 1889 Nr. 70 Seite 1] Bekanntmachung.
Alle durch die diesjährigen im hiesigen Fürstenthume stattfindenden Truppenübungen veranlaßten Flurschäden sind von den Beschädigten sofort bei den betreffenden Ortsvorständen anzumelden, von letzteren behufs Vorbereitung und Feststellung der Vergütungen zusammenzustellen und die Zusammenstellungen unverzüglich bei der Registratur der Großherzoglichen Landvogtei einzureichen.
Schönberg, den 14. August 1889.
Der Großherzogliche Civilcommissarius für die Abschätzung der Flurschäden im Fürstenthum Ratzeburg.
U. Frhr. v. Maltzan.
Für die Herbstreise des Kaisers, welche bekanntlich mit einem Besuch beim italienischen Königspaar in Monza beginnen und unser Kaiserpaar zur Vermählung der Prinzessin Sophie nach Athen führen wird, sind die Vorbereitungen bereits in vollem Gang. Die Rückkehr wird erst Ende October erfolgen, nach welcher der Kaiser dann ständige Residenz in Berlin nehmen wird. Für den Spätherbst sind nur die üblichen Jagdausflüge in Aussicht genommen.
Ueber einige bemerkenswerthe Äußerungen, welche Kaiser Wilhelm gelegentlich seiner Anwesenheit gegenüber dem Kreislandrath v. Borries gethan hat, wird dem "Herforder Kreisblatt" berichtet: "Der Kaiser brachte das Gespräch auf die Arbeiterschutzgesetzgebung und bezeichnete die vorhandenen Bestimmungen als nicht ausreichend, um den Arbeiter gegen die Ausbeutung durch das Kapital zu schützen. Hierin Sorge zu tragen, sei das Nothwendigste, was geschehen müsse."
Die Kaiserin Augusta hat für den evangelischen Feldpropst der Armee ein goldenes Brustkreuz gestiftet. Der Kaiser hat bestimmt, daß der Feldpropst bei allen feierlichen Handlungen, zu welchem er amtlich im Talar oder im Dienstrocke erscheint, dies Kreuz als Zeichen seines Amtes anzulegen hat.
Der Reichskanzler hat alle Reiseprojekte aufgegeben, weil er sich auf seinem Schloß in Friedrichsruh überaus wohl befindet. Wie von dort aus verlautet, hat Fürst Bismarck die Absicht, seinen Aufenthalt nicht eher zu wechseln, als es die Witterung verlangt. Die parlamentarischen Verhältnisse gestatten dem Kanzler, noch die Herbsttage für seine Ruhe auszunützen und Repräsentationspflichten nach außen liegen für den Leiter unserer Politik nicht vor. Der Kaiser von Rußland hat, um seinem bevorstehenden Besuch den familiären Charakter zu wahren, keinen Diplomaten mit auf Reisen genommen, es ist somit auch nicht nöthig, daß der Kanzler wegen des Zaren seinen Urlaub unterbricht, und Fragen von europäischer Bedeutung stehen im Augenblick nirgends auf der Tagesordnung.
Mit einer voraussichtlich geplanten neuen Militärvorlage für den Reichstag können sich auch viele nationalliberale Blätter nicht so befreunden. Man meint, es sei noch viel zu früh, aus dem neuen französischen Wehrgesetze schon jetzt bestimmte Folgerungen ziehen zu wollen. Man müsse doch erst einigermaßen sehen, wie es sich bewähre. So schreibt die "Nat. Ztg.": Wie diese durchgreifende Neuerung in ihrer Gesamtheit wirken wird, darüber sollte der Kühnste mit seinem Urtheil noch vorsichtig zurückhalten. Es wird noch geraume Zeit vergehen müssen, bis sich die Verhältnisse irgendwie im Zusammenhange übersehen lassen; die nächsten Folgen werden keinenfalls zur Stärkung des inneren Zusammenhaltens, des Heeres betragen. Um so größer wird es sein, wenn man schon jetzt aus der großen und schwierigen Probe, welcher das französische Heerwesen unterzogen werden soll, Ergebnisse für Aenderungen im deutschen Heerwesen ziehen will.
Das preußische Kriegsministerium soll bereits, wie Berliner Blätter melden, mit den Vorbereitungen zu einem vollständig neuen Wehrgesetz beschäftigt sein. Namentlich die Bestimmungen über Ersatzreservisten und Einjährig=Freiwillige sollen angeblich eine Aenderung erfahren.
Prinzessin Sophie von Preußen wird in Begleitung ihres Bräutigams, des Kronprinzen Konstantin von Griechenland, demnächst auf einige Wochen nach Kopenhagen reisen, um die Verwandten ihres Bräutigams kennen zu lernen, die dort jetzt ziemlich vollzählig versammelt sind. Wie ferner gemeldet wird, soll die griechische Flotte, die jetzt unter das Obercommando des Admirals Kaniaris gestellt ist,
gelegentlich der Hochzeitsfeierlichkeiten, der deutschen Flotte, welche die Prinzessin Sophie, ihre hohe Mutter, die Kaiserin Friedrich, sowie das deutsche Kaiserpaar und die übrigen hohen Gäste nach Athen führt, vom Piraeus aus bis Insel Korfu entgegenfahren, um ihr von dort aus bis Athen das Geleit zu geben.
Die Wahlbewegung in Frankreich hat obschon der Wahltag noch nicht amtlich bekannt gemacht worden ist, bereits im ganzen Land begonnen. Unter den Republikanern werden Verhandlungen gepflogen, die darauf ausgehen, ein gemeinsames Central=Wahl=Comite zu Stand zu bringen, um die unheilvolle Zersplitterung und Bekämpfung unter den Republikanern, der die Boulangisten und Monarchisten einen großen Theil ihrer Wahlerfolge zu verdanken hatten, diesmal nach Möglichkeit zu verhüten. Floquet hat zwar in Beaune eine sehr versöhnliche Rede gehalten, aber gleich wieder den alten Zankapfel, die Verfassungsrevision, in den Wahlkampf geworfen, so daß die Einigung der Republikaner von Anfang an unüberwindlichen Schwierigkeiten begegnen dürfte. Die Boulangisten haben lauter ausgesprochene Revanchemänner auf ihre Kandidatenliste gesetzt, doch
[ => Original lesen: 1889 Nr. 70 Seite 2]befinden sich äußerst wenig Personen darunter, die in der öffentlichen Meinung etwas zu bedeuten haben. General Thibaudin, der frühere Kriegsminister kandidirt ebenfalls als Boulangist. Der Rath der Ehrenlegion hat am Montag Boulanger und Dillon aller Ehrenrechte ihres Grades entkleidet.
Ein interessantes Zusammentreffen ist es, daß der 22. September, der Tag der allgemeinen Neuwahlen in Frankreich zugleich der Geburtstag der ersten Republik ist: Am 22. Sept. 1792 dekretirte der Nationalkonvent, daß das Königthum auf immer abgeschafft sein solle. Was solche Beschlüsse werth sind, zeigt der Ablauf der französischen Geschichte.
Es ist nunmehr gewiß, daß der Kaiser von Rußland mit seiner Familie am Montag Abend 6 Uhr auf der "Dershawa" nach Kopenhagen abgereist ist. Es ist erfreulich, daß man nun wenigstens weiß, wo der Selbstherrscher aller Reußen sich eigentlich befindet, was seit vorigem Freitag bei dem gänzlichen Mangel offizieller Nachrichten Niemand außer der nächsten Umgebung des Zaren mit Bestimmtheit zu sagen vermochte. Die Abneigung des Zaren, seine Reisepläne vorher bekannt zu geben, scheint sich seit dem Eisenbahnunglück bei Borki noch in hohem Grad gesteigert zu haben, und so werden wir wohl auch über den zweifellos bevorstehenden Besuch am Berliner Hof erst dann etwas Zuverlässiges erfahren, wenn der Zar sich bereits unterwegs befindet oder gar schon in Berlin resp. Potsdam eingetroffen ist.
Der Kaiser von Rußland ist mit seiner Familie am Donnerstag Nachmittag 4 Uhr in Kopenhagen eingetroffen. Der König von Dänemark und der König von Griechenland waren mit dem "Danebrog" der kaiserlichen Yacht entgegengefahren. Der Hafen bot einen prächtigen Anblick; die ganze Flotte war in zwei langen Linien aufgefahren, zwischen welchen die russischen Schiffe durchpassirten. Eine zahllose Menschenmenge wogte trotz der umfassenden Absperrungsmaßregeln in den Straßen und begrüßte den Zaren bei der Landung mit stürmischen Zurufen. Nachdem der Zar, der Admiralsuniform trug und von einem glänzenden Gefolge umgeben war, die Ehrenkompagnie abgeschritten hatte, fuhren alle Herrschaften in offenen Wagen durch die Stadt nach dem Bahnhof. Bei der Fahrt durch die Stadt war die Theilnahme des Publikums nur gering. Es ist allgemein aufgefallen, daß der Zar sehr ernst aussah. Kurz vor 5 Uhr ist die Abfahrt nach Fredensborg erfolgt.
- Schönberg, 2. Septbr. Unser Fürstenthum ist von einem schmerzlichen Verluste betroffen worden, der vor allem in unserem Lande selbst, aber auch weit über dessen Grenzen hinaus, wird tief empfunden werden. Se. Excellenz der Oberlanddrost Graf von Eyben hieselbst ist gestern Nachmittag 3 3/4 Uhr im 85. Jahre seines Lebens sanft entschlafen. - Eine Lebensbild des edlen Heimgegangenen ist uns von berufener Seite in Aussicht gestellt worden. Darum verzichten wir darauf, für seine zahlreichen Verehrer, die ihm in Dankbarkeit und Liebe verbunden gewesen sind, schon hier zu kennzeichnen, was er als Mensch und als Beamter gewesen und gewirkt, und beschränken uns auf die Hervorhebung der wesentlichsten Thatsachen seines äußeren Lebensganges. Friedrich Adolph Gottlieb Graf von Eyben, Königl. Dänischer Lehnsgraf und Großherzoglich Mecklenburg=Strelitzischer, auch Königl. Dänischer Kammerherr, ist am 28. Mai 1805 zu Regensburg geboren. Er blieb zunächst im elterlichen Hause, und zwar während seines Knabenalters zu Frankfurt a. M., wo sein Vater, der Geheimrath Friedrich Graf von Eyben, Kgl. Dänischer Bundestagsgesandter war. Zur Ausbildung seiner reichen Gaben besuchte er das berühmte Joachimsthalsche Gymnasium zu Berlin und studierte darauf zu Göttingen und Kiel. Seine Entwickelung wurde außerdem durch häufige, weitere Reisen gefördert. Er kaufte sodann das Rittergut Setzin bei Hagenow in Mecklenburg=Schwerin und nahm dort seinen Wohnsitz. Nicht lange darnach wurde er, in Würdigung seiner Bedeutung, zum landschaftlichen Deputirten erwählt und im Jahre 1842 zum Großh. Meckl.=Schw. Landrath bestellt. Als solcher vertrat er auch in den stürmischen Zeiten um 1848 charakterfest und furchtlos die Sache der Ordnung und half mit Rath und That zur Erhaltung und Wiederaufrichtung der alten, gesetzlichen Einrichtungen. Im Jahre 1853 verkaufte er seine Besitzung und zog nach Schwerin, wurde aber bereits im Frühling 1854 zum Oberlanddrosten des Fürstenthums Ratzeburg ernannt und hat seitdem am hiesigen Orte gewohnt. Er war als der erste Beamte des Landes Vorsitzender der hiesigen Verwaltungsbehörden, der Großherzogl. Landvogtei und des Domainenamtes, wie auch der Großherzogl. Landschul=Commission des Fürstenthums Ratzeburg. Durch das besondere Vertrauen Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs hatte er eine Reihe von Jahren hindurch auch als Großherzogl. Commissarius bei dem vereinigten Landtage der beiden Großherzogthümer Serenissimum Strel. zu vertreten, bis die Beschwerde des Alters ihn an der ferneren Uebernahme dieses hohen Amtes hinderten. - Seine Verdienste haben mannigfache Anerkennung gefunden. Am 17. Oct. 1869 wurde er durch die Gnade seines Landesherrn Großcomthur des Großh. Meckl. Hausordens der Wendischen Krone und wurde ihm im April 1879 bei seinem 25jährigen Jubiläum als hiesiger Oberlanddrost - einem Festtage für das ganze Fürstenthum - das Prädikat "Excellenz" beigelegt. Außerdem war er Ritter des Kaiserl. Russischen St. Stanislausordens erster Classe, des Kgl. Preußischen Rothen Adlerordens zweiter Classe und des Kaiserl. Oesterreichischen Ordens der eisernen Krone dritter Classe. - Nachdem ihm sein einziger Sohn bereits vor längeren Jahren durch den Tod entrissen worden, ist mit dem Entschlafenen nunmehr das unseres Wissens letzte männliche Glied des Gräflich Eybenschen Hauses dahingeschieden.
Anzeigen.
Die Erhebung der außerordentlichen Steuer aus der Stadt Schönberg findet nicht am Freitag, den 6. d. M., sondern
am Sonnabend, den 14. d. M.,
von 8 1/2 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachm.,
statt.
Schönberg, den 2. September 1889.
H. Spieckermann, Amtsverwalter.
Bekanntmachung.
Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich; es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge bis zum 14. September cr. einzuzahlen.
Schönberg, den 29. August 1889.
Die Armenbehörde.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Am Freitag, den 6. September d. J., Vormittags 10 1/2 Uhr, sollen auf der Feldmark Palingen:
circa 14 Scheffel Aussaat Hafer und etwa 4 Scheffel Aussaat Buchweizen
in Hocken öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Käufer wollen sich Eingangs des Dorfes beim Schmiedegehöft versammeln.
Schönberg, den 1. September 1889.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Am Sonnabend, den 7. September d. J., Nachmittags 3 Uhr, sollen in Mannhagen, resp. auf der Mannhagener Feldmark:
2 kleine Schweine, 2 Schafe und 1 Lamm sowie circa 9 Scheffel Aussaat Hafer und 4 Scheffel Aussaat Buchweizen
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Kaufliebhaber wollen sich zur angegebenen Zeit im Kruge zu Mannhagen versammeln.
Schönberg, den 1. September 1889.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Wilhelmine Eckmann
Paul Pierstorf
Verlobte.
Schönberg. Krusenhagen bei Wismar.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 70 Seite 3] Sonntag, den 1. September, 3/4 4 Uhr Nachmittags, nahm der Herr meinen theuren, innig geliebten Vater
Fr. Graf von Eyben, Excellenz,
Grossh. Meckl.-Strelitz'schem Oberlanddrosten im Fürstenthum Ratzeburg,
zu Sich in Sein Reich.
Schönberg, den 1. September 1889.
Agnes Gräfin Eyben.
Beerdigung in Schönberg Freitag, den 6. d. M., Nachmittags 3 1/2 Uhr.
Bekanntmachung.
Zur Bestreitung der Verwaltungskosten, Unterhaltung der Spritzen und zur Deckung der Brandschäden ist für das laufende Jahr ein Beitrag von Cl. I. a. 20 Pf., Cl. I. b. 24 Pf., Cl. II. 32 Pf., Cl. III. 40 Pf. für 100 M. der Versicherungssumme erforderlich.
Schönberg, den 30. August 1889.
Direktion der Feuer-Versicherungs-Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.
Obst- und Gartenbau-Verein
für die Kreise Segeberg, Stormarn, Herzogthum Lauenburg etc. Sitz Oldesloe.
Obstmarkt in Ratzeburg
in Müllers Hotel
am Sonnabend und Sonntag
den 7. und 8. September
Nachmittags.
Marktbestimmungen und Bestellungen sind im Bureau des Herrn Bürgermeisters Hornbostel in Ratzeburg oder beim Marktkomitee in Oldesloe unentgeltlich zu beziehen.
Das Obstmarkt-Komitee.
Monogramme u. Kupfer-Chablonen
für Weiss-Stickerei
empfiehlt in großer schöner Auswahl
Schönberg. Emil Hempel,
Buchbinder.
Reife, süße ungarische
Weintrauben,
5 Kilo Mk. 2,70 franco sammt Korb gegen Postnachnahme. Gute Ankunft garantirt.
Anton Thor. Weinbergbesitzer.
Werschetz (Süd=Ungarn).
Emaillirtes Kochgeschirr
in reicher Auswahl,
Vorlegelöffel, Eßlöffel und Theelöffel
in Britannia=Metall und in Nickel ff. empfiehlt
W. Wieschendorf Klempner.
Die berühmt gewordenen Kock'schen
Petroleumkocher
werden nach den verschiedensten Mustern und Größen besorgt, sowie auch vorräthige Zünder, doppelpatent Dochte, Spiritusrapidkocher mit Guß=Bassin, Obstpflücker mit unverbiegbaren Zinken, vernickelte Kleiderbügel, Rettigschneider, Apfelstecher und Besenstiehlbefestiger empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Die Anweisung des Torfes zur ermäßigten Taxe an die dazu berechtigten Einwohner der Stadt Schönberg findet am Donnerstag, den 5. September, Morgens 9 Uhr, auf dem Kuhlrader Moore statt. Bemerkt wird, daß für jeden Berechtigten in diesem Jahre nur 2 Mille Torf verabfolgt werden können und daß der Kaufpreis im Termin selbst zu erlegen ist.
Carlow, den 28. August 1889.
A. v. Linstow, Förster.
Feine Tafel- u. Kochbirnen
Ausschuß Grafensteiner Falläpfel
sehr billig
J. Koopmann.
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Einige Hänge- u. Tischlampen
älterer Muster
werden zu Einkaufspreisen verkauft.
Nervenschwäche
und deren Folgezustände: Angstgefühl, Appetitlosigkeit, Gedächtnißschwäche, Gemüthsverstimmung, Herzklopfen, Magenschwäche, Ohrensausen, Mattigkeit, Schlaflosigkeit, Schwindel, Uebelkeit, Zittern der Glieder u. s. w. beseitige auch in den hartnäckigsten Fällen durch meine rationellen Heilmittel.
Heyden, Chemiker, Hamburg.
Verloren
ein kleiner goldener Anker am 2. Sept. Es ist viel daran gelegen, weil es ein Andenken ist. Wiederbringer Belohnung.
Bäckermeister Silber.
Auf dem Hofe zu Kulpin bei Ratzeburg werden bei hohem Lohn gesucht:
ein Meiereiknecht,
ein verheirath. Kuhfütterer u.
ein Tagelöhner (Drescher).
F. König.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 70 Seite 4]Geschäfts-Eröffnung.
Dem geehrten Publikum der Stadt Schönberg und Umgegend mache ich hierdurch die ergebene Anzeige, daß ich Morgen, Mittwoch, unter der Firma
Heinrich Meyer
ein
Tuch-, Manufactur-, Mode- und Damen-Confections-Geschäft
eröffnen werde. Indem ich stets streng reelle Bedienung zusichere, halte mich bei vorkommendem Bedarf bestens empfohlen.
Hochachtungsvoll ergebenst
Heinrich Meyer.
Fremden-Abonnements-Vorstellungen im Großherzoglichen Hoftheater zu Schwerin während der Spielzeit 1889/1890.
Die unterzeichnete Intendantur eröffnet für Auswärtige wieder ein Abonnement auf 6 Vorstellungen (4 größere Opern und 2 größere Schauspiele), für welche ein Platz in der Fremdenloge 18 M., im I. Range 12 M., im Parkett und Parkettloge 10 M., im II. Rang Balkon und Mitte 6 M. und im II. Rang Seite 5 M. kostet. - Für die Fahrt nach und von Schwerin wird der einfache Eisenbahnfahrpreis berechnet. Die Karten werden nicht auf Namen ausgestellt, und sind die Theater=Abonnementskarten und 6 Eisenbahnfahrkarten gleichzeitig zu nehmen. Die Anmeldungen müssen bis zum 5. September einschließlich geschehen und werden von
Herrn Hotelbesitzer Spehr zu Schönberg i. M.
freundlichst entgegengenommen.
Spätere Anmeldungen können nur ausnahmsweise und wenn Plätze übrig bleiben, berücksichtigt werden. Die Aushändigung der Karten gegen Zahlung des Eintritts= und Fahrpreises für die 6 Vorstellungen erfolgt später im September.
Schwerin, den 21. August 1889.
Großherzogliche Hoftheater-Intendantur.
Kampf= genossen- |
|
Verein 1870/71. |
Die Beisetzung Sr. Excellenz des Herrn Oberlanddrosten Grafen von Eyben, unseres Ehrenmitgliedes findet am Freitag, den 6. d. Mts., Nachmittag 3 1/2 Uhr, statt. Laut Vorstands=Beschluß wird der Kampfgenossen=Verein, dem der Verewigte stets ein so gütiger Beschützer war, sich in Gesammtheit an der Trauer=Feierlichkeit betheiligen. Zur Erfüllung dieser Ehrenpflicht werden alle Kameraden aufgefordert, am genannten Tage Nachmittags 2 1/2 Uhr vor dem Vereinslocale anzutreten.
Der Vorstand.
Eine hervorragend schöne Auswahl in
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aller Art, in modernster Ausstattung und unter Garantie in haltbarster Qualität, sowie
Glocken, Cylinder und Dochte
empfiehlt zu sehr billigen Preisen
L. Schramm, Klempner.
Strickwolle
empfiehlt zu sehr billigen Preisen
Hugo Heincke.
Corsetts
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Hugo Heincke.
Eine Etagenwohnung von 2 bis 3 Stuben, Küche, Kellerraum und Stall hat noch zu Ostern zu vermiethen
J. Voss, Tuchmacher.
Gesucht ein Mann zum Viehfüttern, der auch melken kann.
Maurinmühle. Wieschendorff.
Eintragungen in die Standes=Register des Standesamtsbezirks Carlow.
pro Juni, Juli und August 1889.
a. Geburten.
Dem Rademacher Hermann Mewe zu Carlow 1 S.
Dem Briefträger Heinrich Specht zu Carlow 1 T.
Dem Anerben Peter Kreutzfeldt zu Kuhlrade 1 S.
Dem Arbeiter Joachim Kerfack zu Carlow 1 S.
Dem Musiker Joachim Kreutzfeldt zu Kuhlrade 1 T.
Dem Musiker Johann Holst zu Carlow 1 S.
Dem Anerben Joachim Meyburg zu Samkow 1 T.
Dem Arbeiter Joachim Greve zu Carlow 1 T.
Der unverehelichten Catharina Berendt zu Carlow 1 S.
b. Eheschließungen.
Der Schneider Joachim Heinrich Christian Bickmann zu Carlow mit Bertha Maria Johanna Friedericke Schwiesow zu Carlow.
c. Sterbefälle:
Der Glasermeister Adolph Wilhelm Schwiesow zu Carlow, 57 Jahre alt
Ida Maria Louise Meyburg zu Samkow, 10 Tage alt.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 70 Seite 5]Beilage
zu Nr. 70 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 3. September 1889.
- Eine Verordnung, die für das ganze Reich gelten müßte. In Berlin hat kürzlich das Polizeipräsidium folgende wohlthätige Verordnung erlassen:
"Jeder Führer eines Hundefuhrwerks ist verpflichtet, ein Gefäß zum Tränken der Hunde und im Winter eine trockene Unterlage, Decke oder Brett, bei sich zu führen. Er hat die Hunde rechtzeitig zu tränken und bei kaltem und nassen Wetter bei jedem längeren Aufenthalt die Unterlage zu unterbreiten. Uebertretungen dieser Verordnung werden mit Geldbuße bis zu 30 Mark oder entsprechender Haft bestraft." Die Verordnung ist angelegt vom dortigen Thierschutzverein. Es wäre doch recht zu wünschen, daß sich in allen Orten, wo Zughunde sind, barmherzige Seelen dieser Geschöpfe annehmen möchten.
- Zu den Kaisermanövern in Hannover und Westfalen haben 72 deutsche Brieftaubenvereine je zwei Paar Tauben nach Springe bei Hannover entsendet. Von dort werden die Tauben abfliegen.
- Aus der Festung Glatz ist vor kurzem ein französischer Meuterer, der im Jahr 1870 während des deutsch=französischen Krieges auf frischer That beim Schießen aus dem Hinterhalt betroffen worden war, in seine Heimath entlassen worden, wo man ihn, da er kein Lebenszeichen von sich geben durfte, gewiß für todt gehalten haben wird. Herr Bonnet, so ist der Name des Franzosen, hat volle 19 Jahre auf der schlesischen Festung zugebracht.
- Der deutsche und der englische Commis. Der britische Viceconsul in Mannheim, Ladenburg, nimmt in seinem letzten amtlichen Bericht den deutschen Commis zum Gegenstand seiner Mittheilungen, diesen beständigen Alp der jungen englischen Kaufleute, die allein deshalb zur europäischen Kriegspartei zählen, weil sie durch einen Krieg einen Theil ihrer bitterbösen Concurrenten los werden. Herr Ladenburg findet mit Recht den Grund der Ueberlegenheit des deutschen Commis vor allem in dem in Deutschland bestehenden altbewährten Lehrlingssystem, weniger in den besseren deutschen Schulen, welche die im Leben den Ausschlag gebenden Eigenschaften nur in geringem Maaß zu erwecken im Stande sind. Zwischen den jungen Deutschen und Engländern sei im allgemeinen wenig Unterschied in Bezug auf Talent, Energie und Fleiß. Vielleicht sei der Deutsche etwas stetiger und beharrlicher, der Engländer dagegen von schnellerer Auffassungskraft. Die Ueberlegenheit des deutschen Commis, meint Herr Ladenburg sei übrigens auch vielfach eingebildet. Deutsche Bankiers, Kaufleute und Fabrikanten klagten beständig über die Schwierigkeit, tüchtige Commis bekommen zu können. Die jüngere, seit 1870 herangewachsene Generation sei zwar unternehmungslustig, hingegen aber auch weniger stetig und verläßlich. In das Ausland gehe die Elite der jungen Leute. Einem Irrthum, welcher stark in England verbreitet ist, tritt der Consul besonders entgegen, nämlich bezüglich der Bezahlung der deutschen Commis, welche relativ höher sei, als die in England.
- Der König Otto von Bayern ist, wie aus Nürnberg gemeldet wird, am 10. August mit knapper Noth der Gefahr, erschlagen zu werden, entgangen. Im Speisesaal des Schlosses zu Fürstenried stürzte der Kronleuchter herab, als der König sich gerade in diesem Saal befand. Der König wurde nicht verletzt; ein Splitter des Leuchters verwundete jedoch einen Krankenpfleger in leichter Weise. Eine sofort nach Fürstenried entsandte Baukommission soll nun alle Lokalitäten bis auf zwei für den Gebrauch des Königs reservirte Zimmer gesperrt haben. Das Schloß wird als baufällig bezeichnet.
- Das größte Kanonenrohr, welches jemals in der Fabrik von Krupp in Essen hergestellt worden ist, langte vor einigen Tagen in einem Sonderzuge mit der Venloer Bahn in Hamburg an, um nach Kronstadt verladen zu werden. Das Geschütz hat die Länge von 9 Meter und wiegt 3000 Zentner. Der Bahntransport geschah auf vier, für das Rohr eigens hergerichteten Wagen mit je vier Achsen, sodaß das Rohr auf 16 Achsen ruhte. Die Verladung in das Schiff geschieht mittels 150=Tous=Krahns am Segelschiffhafen und dürfte mehr als einen Tag in Anspruch nehmen.
- Ein in Gerstheim (Unterelsaß) heimathsberechtigter Fremdenlegionär ist nach vierjähriger Dienstzeit aus Tongking dorthin zurückgekehrt. Er schildert den Tod eines seiner Kameraden von dort in haarsträubender Weise: Gräßlich verstümmelt, wurde derselbe von den eingeborenen in Tongking langsam zu Tode gemartert. Wegen geringfügiger Vergehen haben zwei andere junge Männer von dort 4 bezw. 10 Jahre Zeit hinter Schloß und Riegel im heißen Erdtheil, über Glück und Ruhm in der Fremde und Unerträglichkeit des deutschen Militärlebens nachzudenken. Dem heimgekehrten Legionär hat die Behandlung in der Fremdenlegion so wohl behagt, daß er schwört, niemals mehr den Fuß nach Frankreich zu setzen.
- Im Alter von 100 Jahren starb dieser Tage in Mühlsdorf bei Zülz der Auszügler Karl Wistoba. Er hatte sich bis in sein hohes Alter einer seltsamen Rüstigkeit zu erfreuen und legte täglich als Bote einen weiten Weg zurück, wobei er oft bis zu einem halben Zentner Gepäck zu tragen hatte. Nebenbei beschäftigte er sich mit Spinnen, und noch am Tage vor seinem Tode drehte Wistuba eifrig die Spindel.
- An dem kritischen Tag dritter Ordnung nach Falbs Theorie, am 26. August, und dem folgenden Tag sind das nördliche China und Japan von schrecklichen Wirbelstürmen heimgesucht worden. Dieselben waren von heftigen Regengüssen begleitet, die verheerende Ueberschwemmungen angerichtet haben. Ein Telegramm aus Yokohama meldet, daß durch die Ueberschwemmungen in Waka Yama bei Osaka 10 000 Personen umgekommen sind; 20 000 sind obdachlos und es herrscht großes Elend unter der dortigen Bevölkerung. Ferner wird aus Newyork berichtet, daß am 27. d. M. bei Los Angelos ein heftiger Erdstoß verspürt worden ist.
Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 70 Seite 6]Angela.
[Fortsetzung.]
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