No. 71
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. September
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 71 Seite 1]

Aus Potsdam wird noch mitgetheilt, daß die Abreise des Kaisers Wilhelm in das Manöverterrain des Gardecorps Montag früh 6 Uhr über Frankfurt und Guben nach Jeßtnitz erfolgte, wo die Ankunft um 9 Uhr Vormittags erwartet wird. Der Kaiser wird den Uebungen bis zum Abend beiwohnen und dann nach Potsdam direkt zurückkehren. - Der Großfürst=Thronfolger von Rußland wird den Kaiser in Hannover begrüßen und dann mit demselben den großen Manövern beiwohnen.
Der Kaiser hat neuerdings wieder Auftrag gegeben, ihm ein kleines Nordlandspferd und zwar diesmal von der charakteristischen, falgelben Farbe der norwegischen Gebirgspferde anzukaufen. Die mit dem Ankauf betraute Kommission hat sich mit dem Besitzer eines preisgekrönten Trabers ins Einvernehmen gesetzt und das treffliche Pferd für 900 Mk. erstanden.
Die Kaiserin Friedrich wird nach einer Meldung aus Kopenhagen voraussichtlich zum Geburtstag der Königin von Dänemark am 7. September dort eintreffen und durch den "Dannebrog" in Warnemünde abgeholt werden.
Der Statthalter von Elsaß=Lothringen, Fürst Hohenlohe, ist am Sonntag Morgen zur Eröffnung der landwirthschaftlichen Ausstellung für den Bezirk Lothringen in Saargemünd eingetroffen. Es ist ihm daselbst ein überaus festlicher Empfang bereitet worden, der wohl bereits als eine Folge der Kaiserreise in den Reichslanden gelten kann und daher besondere Beachtung verdient. Die Stadt war reich beflaggt, die Feuerwehr, Musikkapellen und Vereine bildeten Spalier. Der Bürgermeister bewillkommnete den Statthalter und hielt eine Ansprache an denselben. Unter Glockenläuten und Hurrahrufen der Bevölkerung begab sich dann der Statthalter nach der Kreisdirektion, wo die Vorstellung der Geistlichkeit, der Behörden und anderer Notabilitäten stattfand. - Fürst Hohenlohe ist auf einer Rundreise im Kreis Château Salin in Vic wegen Aufhebung des Paßzwanges interpelliert worden. Er hat erklärt, er könne darüber nicht entscheiden, die auf diese Angelegenheit bezüglichen Petitionen lägen dem Kaiser vor und sei dessen Entscheidung abzuwarten.
Daß dem Reichstage in seiner nächsten Sitzung eine Militärvorlage zugehen wird, wird jetzt von verschiedenen Seiten gemeldet. Ueber den Inhalt des Entwurf gehen die Ansichten aber sehr weit auseinander. Nach der einen Lesart handelt es sich um ein großartiges neues Wehrgesetz, das schon im Prinzip seit Anfang dieses Jahres feststeht. Kriegsminister Bronsart v. Schellendorf soll seinerzeit dieser Vorlage wegen zurückgetreten sein. Nach einer anderen Lesart handelt es sich nur um die schon während der letzten Reichstagssitzung besprochene Absicht, thatsächlich vorhandene Ungleichheiten in den Bildungen der Regimenter, Brigaden und Divisionen der verschiedenen Armeekorps zu beseitigen.
Der Kaiser von Oesterreich ist am Montag Morgen von Ischl in Wien eingetroffen und am Abend desselben Tages zu den großen Manövern nach Galizien abgereist. - Zu diesen Manövern sollen nur die Militär=Attachés von Deutschland und Italien eingeladen werden.
Fürst Ferdinand von Bulgarien hatte dieser Tage in Uebereinstimmung mit seinen Ministern ernstlich den Plan gefaßt, die Unabhängigkeit Bulgariens zu proklamieren und sich zum König krönen zu lassen. Das war aber selbst den Nachsichtigsten unter seinen Gönnern zu viel und Graf Kalnoky hat im Auftrage des Kaisers Franz Josef einen kalten Wasserstrahl auf die Hitzköpfe in Sofia gesandt. Zweifellos ist diese Abkühlung auch auf ein Mitwirken des Fürsten Bismarck zurückzuführen.
Die kriegsgerichtliche Voruntersuchung gegen Boulanger ist beendet. Derselbe wird vor ein Kriegsgericht geladen werden unter Zusicherung freien Geleits für seine politische Verurtheilung, so daß er, wenn er von den gemeinrechtlichen Vergehen freigesprochen wird, wieder ungehindert ins Ausland zurückkehren kann. Da Boulanger selbst erklärt hat, daß er einer Vorladung vor ein ordentliches Gericht folgen würde, so darf man auf sein Verhalten gespannt sein.
Der Graf von Paris hat jetzt auch sein Wahlmanifest erlassen. Dasselbe bewegt sich in den alten Phrasen und hat nur insofern Interesse, als es den Bund mit den Boulangisten für die gute Sache, bei der es gelte, die öffentliche Macht den Parteien der Unterdrückung zu entreißen, aufrecht erhält. Das Manifest wendet sich insbesondere an die Katholiken und Christen, welchen die Monarchie die Erziehung der Kinder und die Respektierung des Gewissens sichern werde. Die Imperialisten würden einer starken Monarchie und der Zustimmung der Nation, worauf allein alles Heil beruhe, ihre Unterstützung nicht versagen. Dieses Manifest eröffnet den Franzosen hübsche Aussichten, denn man kann sich ungefähr ausmalen, wie die Abrechnung zwischen Boulangisten, Bonapartisten und Orleanisten, die heute das nächstliegende Interesse zusammenführt unbeschadet des Fortbestehens ihrer ziemlich weit auseinander gehenden Sonderpläne, ausfallen wird: erst heillose Verwirrung und schließlich der Bürgerkrieg. Dafür werden sich die Wähler wahrscheinlich bedanken.
Von dem Auftreten des Fürsten von Montenegro in Petersburg entwirft ein dortiger Correspondent der "Kölnischen Zeitung" eine interessante Schilderung. Das Selbstbewußtsein und die Würde, mit welcher Fürst Nikolaus jetzt an der Newa auftritt, fällt allgemein auf; er ist ein ganz Anderer als ehemals und bestrebt, in seinem Auftreten den Selbstherrscher zu zeigen. Er liebt es auch, von seinen Regierungsmaßregeln, den geordneten Zuständen in seinem Land zu sprechen, erwähnt auch öfter im Gespräch "ma Capitale", vielleicht besorgend, daß, wenn er "Cetinje" sagte, Einer oder der Andere nicht wisse, was das für eine Stadt sei. Er hält fest zu Rußland, nicht aus besonderer Schwärmerei für dasselbe oder gar für die große "slavische Gemeinschaft", sondern ausschließlich, weil es für sein Land zur Zeit am vorteilhaftesten ist. Im Uebri=

[ => Original lesen: 1889 Nr. 71 Seite 2]

gen bewahrt er sich im Stillen, dem Beispiel seines großen Freundes folgend, auch seine eigene Politik der freien Hand. In der kaiserlichen Familie tritt man ihm mit der höchsten Achtung, doch ohne besondere Wärme gegenüber; obwohl der russischen Sprache ungefähr mächtig, spricht er doch meistens französisch, wenngleich nicht mit großer Gewandtheit. Es ist mehrfach aufgefallen, daß ihm der Vorrang vor dem Großherzog von Mecklenburg=Schwerin gewährt wird, der doch in jeder Beziehung im Rang über ihm steht. Für das Selbstgefühl des Fürsten Nikolaus spricht auch der an und für sich geringfügige Umstand, daß, während sonst ausländische kleine Fürsten, wenn sie Chefs eines russischen Regiments sind, ausschließlich bei jeder Gelegenheit russische Uniform trafen, der jüngst zum Chef eines russischen Regiments ernannte Fürst der Schwarzen Berge nur höchst selten die kleidsame montenegrinische Volkstracht mit der russischen Uniform vertauscht. Die Fürsorge für die Kinder des töchtergesegneten Montenegriners wird dem Zaren übrigens theuer zu stehen kommen, da der Herzog Georg v. Leuchtenberg, der auf Veranlassung des Zaren die zweite Tochter des Fürsten heirathen wird, ebenso wenig besitzt, wie der "einzige Freund."
Privatbriefe aus Ostafrika sagen, daß Hauptmann Wißmann sicher darauf rechnet, mit seinen Schwarzen die Aufständischen zu unterwerfen. Ein Zeichen dafür sei auch, die stärkere Hälfte des deutschen Blokadegeschwaders die drei Schiffe "Leipzig," "Sophie" und "Möwe" die Gewässer von Sansibar schon verlassen hätten.


- Schönberg. An Unfällen in der Land= und Forstwirthschaft waren im vergangenen Monat aus dem gesammten Fürstenthum Ratzeburg folgende zu verzeichnen: Die Arbeiterfrau Magdalene Törber, beim Hauswirth Hellmann zu Gr.=Rünz bei der Ernte beschäftigt, fiel am 6. August vom beladenen Fuder und zog sich dadurch mehrere arge Quetschungen zu. - Der Arbeitsmann Friedr. Krenz beim Hauswirth Lohse in Törpt bedienstet, wurde am 8. August beim Absträngen eines Pferdes gegen das rechte Knie geschlagen, so daß er eine Kniequetschung erlitt. - Die Tochter des Hauswirths Renzow in Rabensdorf, welche am 9. August bei der Ernte beschäftigt war, fiel, indem der beladene Wagen umschlug, so unglücklich zur Erde, daß dadurch die rechte Schulter ausgesetzt wurde. - Der Arbeitsmann Vierig, beim Hauswirth Dirk in Sahmkow bedienstet, fiel am 15. August auf der Scheunendiele so unglücklich auf die Erde, daß er dadurch einen Bruch des linken Schulterbeins erlitt. - Die Arbeiterfrau Katharina Staaß zu Torrisdorf war am 17. August beim Kornladen beschäftigt. In Folge eines starken Gewitterschlages zogen die Pferde unvermuthet an, so daß die Frau vom Fuder geschleudert wurde, und sich dadurch eine Verstauchung des linken Handgelenkes zuzog - Bei derselben Gelegenheit verunglückte noch die Hofgängerin Maria Möller. Dieselbe verstauchte sich die rechte Schulter und brach außerdem einige Rippen.


Anzeigen.

Steckbrief=Erledigung.

Der von mir wider den Knecht Jochen Clasen aus Schlagbrügge unter dem 25. Juni d. J. wegen Diebstahls und Betrugs erlassene Steckbrief ist durch die Ergreifung des Clasen erledigt.
Schönberg, den 3. September 1889.

Der Amtsanwalt.


Die Erhebung der außerordentlichen Steuer aus der Stadt Schönberg findet nicht am Freitag, den 6. d. M., sondern

am Sonnabend, den 14. d. M.,
von 8 1/2 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachm.,

statt.
Schönberg, den 2. September 1889.

                                                    H. Spieckermann, Amtsverwalter.


Bekanntmachung.

Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich; es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge bis zum 14. September cr. einzuzahlen.
Schönberg, den 29. August 1889.

Die Armenbehörde.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Am Sonnabend, den 7. September d. J., Nachmittags 3 Uhr, sollen in Mannhagen, resp. auf der Mannhagener Feldmark:

2 kleine Schweine, 2 Schafe und 1 Lamm sowie circa 9 Scheffel Aussaat Hafer und 4 Scheffel Aussaat Buchweizen
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Kaufliebhaber wollen sich zur angegebenen Zeit im Kruge zu Mannhagen versammeln.
Schönberg, den 1. September 1889.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Bekanntmachung.

Zur Bestreitung der Verwaltungskosten, Unterhaltung der Spritzen und zur Deckung der Brandschäden ist für das laufende Jahr ein Beitrag von Cl. I. a. 20 Pf., Cl. I. b. 24 Pf., Cl. II. 32 Pf., Cl. III. 40 Pf. für 100 M. der Versicherungssumme erforderlich.
Schönberg, den 30. August 1889.

Direktion der Feuer-Versicherungs-Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.


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Verloren

ein kleiner goldener Anker am 2. Sept. Es ist viel daran gelegen, weil es ein Andenken ist. Wiederbringer Belohnung.

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[ => Original lesen: 1889 Nr. 71 Seite 3]

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[ => Original lesen: 1889 Nr. 71 Seite 4]

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Dem geehrten Publikum der Stadt Schönberg und Umgegend mache ich hierdurch die ergebene Anzeige, daß ich am 4. d. M. unter der Firma

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eröffnet habe. Indem ich stets streng reelle Bedienung zusichere, halte mich bei vorkommendem Bedarf bestens empfohlen.

                                                    
Hochachtungsvoll ergebenst
                                                    Heinrich Meyer.


Obst- und Gartenbau-Verein
für die Kreise Segeberg, Stormarn, Herzogthum Lauenburg etc. Sitz Oldesloe.
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den 7. und 8. September
Nachmittags.

Marktbestimmungen und Bestellungen sind im Bureau des Herrn Bürgermeisters Hornbostel in Ratzeburg oder beim Marktkomitee in Oldesloe unentgeltlich zu beziehen.

Das Obstmarkt-Komitee.


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Maurinmühle.                                                     Wieschendorff.


Heute Nachmittag 2 1/2 Uhr entschlief sanft nach langen schweren Leiden meine innigst geliebte Frau Catharina geb. Maass im 57. Lebensjahre, tief betrauert von mir und meinen Kindern.
Schönberg, den 4. September 1889.

                                                    F. Eckner, Chausseewärter.

Die Beerdigung findet am Sonntag Nachmittag 3 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 8. September.

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
    Amtswoche: Pastor Langbein.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 35.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 71 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 71 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 6. September 1889.


- In Folge der telegraphischen Bittgesuche der schlesischen Viehhändler und des mündlichen Berichtes der nach Berlin gesandten Abordnung hat der Reichskanzler die Einfuhr und den Weitertransport lebender Schweine aus Rußland über Myslowitz gestattet.
- In den oberschlesischen Industriebezirk gestattete die Regierung die Einfuhr ausgeschlachteter Schweine aus Rußland nach Schlesien gegen zehn Pfennig Einfuhrzoll pro Pfund. Da die wenig bemittelte Bevölkerung durch das Einfuhrverbot sehr geschädigt worden, indem der Fleischpreis von 50 auf 70 Pfennige gestiegen war.
- Nach der "Kieler Zeitung" ist die Einfuhr von Vieh aus Schleswig=Holstein nach England vom 1. October ab wieder gestattet.
- Eine transportable Kaffehalle aus Papier wurde vor einigen Tagen in Hamburg errichtet und gleichzeitig eröffnet. Diese Baracke kam in Theile zerlegt, in zwei Eisenbahnwagen an und wurde in wenigen Tagen aufgestellt. Die Wände bestehen aus einer doppelten, in Rahmen gespannten Papierschicht, deren innerster Theil gegen Feuer und deren äußerster gegen Feuchtigkeit gesichert ist; der letztere ist außerdem durch eine dünne Holzverschalung gegen Witterungseinflüsse geschützt. Die Befestigungen der Wände und des Daches sind durch Haken und Scharniere bewerkstelligt, sodaß das Gebäude in kurzer Zeit abgebrochen und an einer anderen Stelle wieder aufgestellt werden kann. Die Speisehalle hat eine Länge von 30 Metern bei einer Breite von 6 Metern und bietet für 150 Personen Raum. Diese Volks=Kaffehalle ist für etwa 15 000 M. beschafft worden.
- Der Maschinenbursche Wismar wurde am Montag nachmittag in Gegenwart von Hunderten von Ausstellungsbesuchern in der Maschinenhalle des Hamburger Ausstellungsgebäudes vom Treibriemen einer Dampfmaschine erfaßt und sofort in geradezu schaudererregender Weise getötet.
- In Trier verschied der frühere Direktor der Forstakademie Eberswalde, der königliche Oberforstmeister a. D., Julius Theodor Grunert. Als Fachschriftsteller hat sich der Verstorbene einen weitbekannten Namen erworben.
- Ein Kaufmann veranstaltete in Breslau seit längerer Zeit Ausverkäufe von Manufakturwaaren, deren erstaunliche Billigkeit ihm starken Zuspruch brachte, bei den übrigen Kaufleuten aber Kopfschütteln veranlaßte. Jetzt hat sich herausgestellt, daß derselbe seine Waaren durch ein Consortium ungetreuer Lehrlinge, Commis und Haushälter zusammenstehlen ließ. Die ganze Gesellschaft ist verhaftet worden.
- In der Nacht vom Sonntag auf Montag stürzte in Nierstein der neuerbaute Keller eines Weingutsbesitzers zusammen, wobei 22 Stück Niersteiner Wein zertrümmert wurden; das erste Faß lief vollständig aus und der Wein steht etwa fünf Fuß hoch im Keller. Der Gesammtschaden beträgt über 50 000 Mark.
- Von der Station Bingen aus wurde am Sonnabend die erste Sendung Most aus Frühburgundertrauben gekeltert, über Bremen nach New=York befördert, um daselbst als "Federweißer" zum Ausschank zu gelangen. Innerhalb 14 Tagen können sich daher unsere Landsleute jenseits des Oceans bereits am "1889er" gütlich thun.
- In Worms wird eine gründliche Wiederherstellung des herrlichen Domes geplant.
- Um die Zahn=Schmerzen seiner Tochter zu lindern, wandte ihr Vater, ein Apotheker in Michelstadt, im Odenwalde, Chloroform an, infolgedessen das Mädchen in einen solchen tiefen Schlummer verfiel, daß es nicht wieder erwachte. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.
- Ein Knabe aus Sonnenburg hatte es verstanden, sich auf dem Manöverfelde in den Besitz zweier Platzpatronen von den Revolverkanonen zu setzen. Die wohlverdiente Strafe ereilte ihn aber bald. Bemüht, eine der Patronen aufzuklopfen, explodirte das Geschoß und zerriß dem Knaben eine Hand so bedeutend, daß er sofort dem dortigen Johanniter=Krankenhaus zugeführt werden mußte.
- Die überseeische Auswanderung aus Deutschland betrug im Juli 6239 und von Anfang Januar bis Ende Juli 1889 57 235 Personen. Gegen die letzten Jahre bedeuten diese Ziffer eine Abnahme der Auswanderung um mehrere tausend Köpfe.
- Die polnische Colonie in Zürich ist nicht wenig durch das Vorgehen der Polizei beunruhigt, die plötzlich einer ganzen Anzahl von Polen den Aufenthalt entzieht. Es befinden sich welche darunter, die wegen mangelnder Legitimation den Kanton zu verlassen haben, auch solche, die schon ca. 25 Jahre in der Stadt wohnen. Es hat den Anschein, als ob an allen Plätzen, die polnisch=russische Elemente beherbergen, eine gewisse Ausmusterung gehalten würde.
- Nachdem die am Mittwoch gepflogenen Ausgleichsverhandlungen sich zerschlagen haben, strikten am Montag fast 150 000 Arbeiter in London. Die Nothlage ist ungeheuer in Folge Mangels an Lebensmitteln, Kohlen und Getreide, aber die Arbeiter scheinen entschlossen, ihren Willen durchzusetzen. Lebensmittel und Kohlen sind auf das Doppelte des Preises gestiegen, viele Fabriken feiern aus Mangel an Materialien. Ganze Stadtviertel sind mit feiernden Arbeitern angefüllt. Die Garnison von London ist verstärkt und das Militär wird für den Fall, daß Unruhen eintreten sollten, bereit gehalten. Versicherungen der in den Docks lagernden Schiffsladungen wegen Beschädigung im Aufruhrfalle wurden in Höhe von 2 Millionen Pfund abgeschlossen. Einige Schiffsladungen, aus Fleisch, Kaninchen, Gemüse und Obst bestehend, mußten bereits völlig vernichtet werden, darunter befinden sich auch viel aus Deutschland stammende Waaren. Auch der Strike in den Kohlenwerken ist nunmehr allgemein. Die Postdampfer bezahlen bereits vierzig Sch. pro Tonne an Bord. Die Preise von Fleisch und Kohlen wurden in der Stadt wiederholt erhöht.
- Die Noth unter den strikenden Dockarbeitern in London wird täglich größer, da die Gaben für den Strikefonds nicht reichlich genug fließen, um alle Nothleidenden unterstützen zu können. Es ist daher auch leicht zu erklären, daß sich an den üblichen Umzügen und Kundgebungen immer weniger Leute betheiligen. Die Dockverwaltungen behaupten, daß während der letzten Tage gegen 2000 Arbeiter in den verschiedenen Docks wieder zu den alten Lohnsätzen arbeiteten, aber die Führer des Ausstandes stellen dies in Abrede. Die Noth im Ostende nimmt mit jeder Stunde zu und die Polizeibehörden fürchten, daß wenn der Ausstand noch einige Tage anhält, Ausschreitung und Gewaltthaten Seitens der aufständischen Arbeiter unvermeidlich sein würden. Mehrere Gewerke, darunter der Setzerverband, haben erklärt, daß sie sich an einer allgemeinen Arbeitseinstellung nicht betheiligen würden.


Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 71 Seite 6]

Angela.
[Fortsetzung.]


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