No. 28
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. April
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 28 Seite 1]

In der Nacht vom 31. März auf den 1. April d. J. sind zu Gr. Rünz verschiedene Wäschegegenstände, welche in einem dortigen Garten zum Trocknen gehangen haben, nämlich

1. ein noch ziemlich neues flächsen Mannshemd, roth gezeichnet mit "H. W.",
2. ein großer, zwei Scheffel Getreide fassender heeden leinener Beutel, am oberen Ende mit einem eingenähten "W" versehen,
3. ein Stück grau wollenen Garns, erst kürzlich aufgesponnen, zweidrahtig
und
4. neun Paar wollener Strümpfe, theils grau, theils weiß, wovon 3 Paar mit "H. W." gezeichnet sind,
entwendet worden.
Ich ersuche um Vigilanz, event. um sofortige Benachrichtigung.
Schönberg, den 4. April 1889.

Der Amtsanwalt.


Der bestimmungsmäßig auf den 30. Mai fallende Schweinemarkt in hiesiger Stadt wird für diese Mal auf den 23. Mai d. J. verlegt.

Der Magistrat.
Hornbostel.


Holz=Auction Nr. 29.

Am Montag, den 8. April, Morg. 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.

Aus den Lenschower Tannen.

    2 Rmet. eichen Kluft,
    1 Rmet. eichen Knüppel,
  10 Stück tannen Kiepenhölzer,
159 Rmet. tannen Kluft,
  52 Rmet. tannen Knüppel,
  70 Rmet. tannen Rodestämme.
Schönberg, den 1. April 1889.

Der Oberförster       
C. Hottelet.            


Zwangsverkauf.

Am Mittwoch, den 10. April d, J., Vorm. 11 Uhr, werde ich in Lüdersdorf

ein starkes Ackerpferd

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung versteigern.
Kaufliebhaber wollen sich beim Herrn Gastwirth Fahrenkrug daselbst zu obiger Zeit einfinden.
Schönberg, den 4. April 1889.

                                                    Studier, Kammer=Exekutor.


25 Ruthen Gartenland
im Rübencamp hat noch zu verpachten                          
                                                    H. Meyer, Uhrmacher.


Suche zu sogleich in hiesige Landstellen Geld in Posten 3-4000, 2000 und 1200 Mk. zu Hypothek oder sonst genügender Sicherheit.

Näheres bei                                                     P. Maass, Marienstr. 46.


Wir zeigen hierdurch an, daß wir unsere Bureaux vom 1. April a. cr. an im Hause Holstenstraße sub. No. 29 I Etage vereinigt haben.

Lübeck, den 1. April 1889.                          
                                                    Rechtsanwälte Dr. Görtz
                                                    und A. G. Erasmi.


Arthur Mansfeld,
Holstenstr. 13, :Lübeck, Holstenstr. 13.
Erstes Special-Geschäft
für sämmtliche Damenartikel
Anerkannt billigste Bezugsquelle.
Hochelegant garnirt. Damenhüte mit Seidenband u. Blumenranken schon von
Mk. 1,50 an bis Mk. 25.
Garnirte Kinderhüte von 75 Pfg. an bis 5 Mk.
Grosses Lager
von Corsetts, Schürzen, Blousen etc.
Zuvorkommendste Bedienung.
Auswahlsendungen bereitwilligst, Umtausch jederzeit gestattet.
Putzarbeiterinnen, Händler, Boten erhalten hohen Rabatt.
Arthur Mansfeld.


Saat-Offerte.

Rothklee, prima kräftige holsteinische Saat, 95 % Keimfähigkeit M. 65,
Rothklee, prima kräftige holsteinische Saat, 94 % Keimfähigkeit M. 60,
Weißklee, prima kräftige oberländische Saat, 94 % Keimfähigkeit M. 70,
Alsike, schwed. Klee, extra fein fein M. 80,
Gelbklee (Steinklee), feinste diesj. Qual. M. 35,
Thymothee, deutsche Saat keine amerikan. Herkunft M. 37,
Großaal, englisch direct importirt M. 15,
Großaal, italienisch M. 20.
Alles per 100 Pfund mit 6 Monate Ziel unter Garantie der Seidefreiheit empfiehlt

Ratzeburg i. L.                                                     Ernst Rautenberg.


Hochstämmige remontante Rosen
empfiehlt                                                                              
Schönberg.                                                                              H. Upahl.


Gesucht zum 1. Mai ein zuverlässiger

Knecht,
der mit Pferden umzugehen versteht.                          
Lübeck.                                                     Joh. Boy, Fischhandlung.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 28 Seite 2]

Einem geehrten Publikum empfehle meine fertigen                          
Schuh-Waaren
in sehr großer Auswahl zu nachstehend verzeichneten, billigen Preisen.                          

Für Herren:

Ein Paar Halbstiefel von gutem Roßleder mit Doppelsohlen, an 10 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Halbstiefel von gutem Rindleder, an 7 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Stiefeletten von sehr gutem Roßleder 10 Mark - Pfg.
Ein Paar Zugschuhe von sehr gutem Roßleder 7 Mark - Pfg.
Ein Paar Schnürschuhe von gutem Roßleder 7 Mark - Pfg.

Für Damen:

Ein Paar Stiefeletten von Glacee mit Lackblatt 9 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Stiefeletten von Roßleder mit Lackblatt 7 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Stiefeletten von feinstem Roßleder 7 Mark - Pfg.
Ein Paar Stiefeletten von Lasting mit Lackkappe 5 Mark - Pfg.
Ein Paar Promenadenschuhe mit Lackblatt 6 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Promenadenschuhe, Lasting mit Zug 3 Mark 25 Pfg.
Ein Paar Hausschuhe, Lasting mit hohen Absätzen 3 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Hausschuhe von gutem Roßleder 4 Mark - Pfg.
Ein Paar Lederpantoffel von 2 Mark und 2 Mark 50 Pfg.
Tanzschuhe in verschiedenen Preislagen.
Ein Paar Konfirmanden=Stiefeletten von gutem Roßleder, an 5 Mark - Pfg.
Ein Paar Konfirmanden=Stiefeletten mit Lackblatt, an 6 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Knabenstiefel mit Falten und Lackstulpen, an 5 Mark - Pfg.
Kinderstiefel habe circa 200 Paar auf Lager, in sehr verschiedenen Mustern und durchaus guter Waare, sehr billig und zwar von 60 Pfg. an.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    J. W. Hundt, Schuhmachermeister.


Grosse Auswahl
von
fertigen Herrengarderoben
als
Kinderanzügen, Knabenanzügen u. s. w.
zu den billigsten Preisen.

Die Stoffe von der Frankfurter Messe sind jetzt ankommen; ich habe die Gelegenheit benutzt und äußerst billige Einkäufe gemacht, also bin ich jetzt im Stande, die Sachen enorm billig zu liefern, wie noch nie dagewesen ist, und führe zu gleicher Zeit den neuesten Berliner Schnitt.

Schönberg.                                                     H. J. Lange,
                                                                          Schneidermeister.


Reinen feinschmeckenden Honig
à Pfd. 60 Pfg.
Cristall-Zucker
als Bienenfutter
à Pfd. 35 Pfg., bei 5 Pfd. à 33 Pfg.
Echten Colonial-Candis
aus Zuckerrohr
à Pfd. 50 Pfg., bei 5 Pfd. à 45 Pfg.
empfiehlt                                                    H. Brüchmann.


Kleesaat- und Kornsäemaschinen
sowie
3 und 4=scharige Pflüge
sind jetzt wieder vorräthig und empfehlen billigst                          
Schönberg i. M.                                                    
                                                    Oldenburg u. Ahrendt.


Vacanz.
Die Agentur einer alten renommirten
Feuerversicherungs-Actien-Gesellschaft

soll für den hiesigen Platz neu besetzt werden. Das laufende Geschäft wird sofort übergeben.
Gefällige Offerten unter A. Z. 15. an die Expedition d. Ztg. erbeten.


Für eine deutsche gut eingeführte

Lebensversicherungs-Gesellschaft

wird ein rühriger Vertreter gesucht.
Offerten unter T. W. 9. befördert die Expedition d. Ztg.


Eine unter wirklich günstigen Bedingungen operirende

Hagelversicherungs-Gesellschaft

sucht für Schönberg und Umgegend einen thätigen Agenten. Gefällige Offerten unter S. T. 7. wolle man an die Expedition d. Ztg. richten.


Stahlspaten

auch mit Stiel, Forken, eiserne Harken, sowie sämmtliche Gartengeräthe empfiehlt

                                                    W. Wieschendorf.


Soeben erschien im Verlage von Werner u. Hörnig in Lübeck, Breitestraße 35:

Dr. Binder
                          wie er ist.
Mit dem Bilde des Dr. Binder in Holzschnitt.
Preis 20 Pfg.
Vorrätig in allen Buch= und Papierhandlungen.
Colporteure sofort gesucht. Hoher Rabatt.
Lübeck, Breitestr. 35.       Werner & Höring.


Diedr. Teschau, Messerfabrikant,
Lübeck, Breitestraße 24.
Specialgeschäft u. Fabrik in
Messerwaaren und Scheeren,
Revolver, Salonbüchsen, Pistolen, Munition, Barometer, Thermometer, Reißzeuge.
----------------
Reparatur-Werkst. Hohlschleiferei,
Neue Klingen, Korkzieher, Hefter werden eingesetzt, Kaffemühlen geschärft, Siebe eingebunden
Neu-Anfertigungen
rasch und sauber.


Ich beabsichtige die sämmtlichen Ländereien meines Schwagers einzeln oder getheilt zu verpachten.

                                                    Wilh. Miltzow.
                                                    Bäcker und Konditor.


Eine Häckselmaschine
hat billig zu verkaufen                                                    

                                                    Wilh. Miltzow.
                                                    Bäcker und Konditor.


Trunksucht heilt mit und ohne Wissen ( Alles gratis und franco zugesandt.)
Droguist A. Bollmann, Berlin N, Elsasserstr. 58.


Zu Ostern suche ich 2 junge Mädchen, die schneidern lernen wollen.

Schönberg.                                                    Frau Marie Giercke,
                                                                       Sabowerstraße.


Gesucht zu Johannis d. J.                                                    
ein Stubenmädchen
                                                    in Spehrs Hotel.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 28 Seite 3]

Gebrüder Barg,
Lübeck, Kohlmarkt Nr. 5.
Grosser
Inventur-Ausverkauf
von Manufacturwaaren, Leinenwaaren,
Buckskin's
Mäntel für Damen und Kinder
zu bedeutend herabgesetzten Preisen.
-----------
Der Ausverkauf findet vom 1. bis 10. Februar statt.
-----------
Preise netto pr. comptant.
-----------
NB. Muster können von den Ausverkaufsartikeln nicht gegeben werden.


Wichtig für Schweissfuss-Leidende!

Von meinen rühmlichst bekannten Filzschweisssohlen. in dem Strumpfe zu tragen, die den Schweißfuß beständig trocken erhalten und in den engsten Schuhen zu benutzen sind, hält für Schönberg und Umgegend allein auf Lager:

Herr Hugo Heincke,
Kurz- und Weisswaaren-Handlung.
Preis per Paar 50 Pfg.      3 Paar 1 Mark 40 Pfg.
Wiederverkäufern Rabatt.
Frankfurt a/O.                                           R. v. Stephani.


Hochfein. Schles. Rothklee,
Hochfein. Schles. Weissklee,
Hochfein. Schles. Gelbklee,
Hochfein. Schwed. Klee,
Hochfein. Thymothee,
Hochfein. Engl. Reygrass
empfiehlt billigstens

A. Wigger Nachf.


Pferd   Mein Goldfuchshengst ohne Abzeichen, hannöverscher Abkunft, stark von Knochen,
von schönem Gangwerk, steht zum Decken bereit. Deckgeld 10 M.

                                                    Hauswirth Seeler=Sahmkow.


Geschäftsverlegung.

Meinen geehrten Kunden, Freunden und Gönnern die ergebene Mittheilung, daß ich mein Barbiergeschäft mit dem heutigen Tage nach dem Hause, Siemzerstraße Nr. 85, verlegt habe.
Schönberg, den 4. April 1889.

Hochachtungsvoll
                                                    W. Maack, Barbier.


Alle Sorten
Klee- und Grassämereien
unter Controle der landwirthschaftlichen Versuchsstation in Rostock sowie                          
Oberndorfer Runkelrübensaat
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Für Lübeck.
Tüchtige Tischlergesellen
bei 10stündiger Arbeit pro Stunde 34 Pf.                          
Näheres Tischler-Innungs-Herberge,                                                     Lübeck, Marlesgrube 15.


Mk. 5-10 tägl. Nebenverdienst offerirt Jedem die Fabrik

                                                    C. Windelband, Altona b. Hamburg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 28 Seite 4]

Die Vaterländische Hagel-Versicherungs-Gesllschaft in Elberfeld

mit einem voll begebenen Grund= Capitale von 3- Millionen Mark und entsprechenden Reserve=Fonds empfiehlt sich den Herren Landwirthen zur Uebernahme von Versicherungen auf Bodenerzeugnisse jeder Art gegen Hagelschaden zu billigen, festen, jede Nachzahlung ausschließenden Preisen.
Bei einem Eintritt auf mehrere Jahre wir ein entsprechender Rabatt bewilligt.
Die unterzeichneten Vertreter der Gesellschaft geben bereitwilligst weiter Auskunft und sind zur Aufnahme von Versicherungen gerne erbötig.

In Gadebusch Herr J. Quaalmann          In Rehna Herr Johs Warner.
In Grevesmühlen Herr C. C. G. Brockmüller          Schönberg Herr Wilh. Boye.
Schwerin i/M. im März 1889                                                    
                                                    E. Mohl. General=Agent.


Stadttheater in Lübeck.
Sonntag, den 7. April 1889.
Nachmittags 3 1/2 Uhr:
Letzte Fremden-Vorstellung
Der Mikado.
1. Rang. Mk. 3, -.   -    Parquet Mk. 2,50.
II. Rang Balcon Mk. 1,50.   -    Loge Mk. 1,25.
Adresse der Billetbestellungen:
Stadttheater-Bureau.


Neue Muster!
Tapeten u. Borden
in großer Auswahl zu sehr billigen Preisen bei         
                                                    Joach. Köster, Maler,
                                                    Schönberg i/M.

NB. Gleichzeitig bringe ich meinen lobend anerkannten Fußbodenfirniß in Erinnerung, à Pfd. 50 Pfennig (Mecklenburg).
                                                    D. O.


Samos
(griechischer Wein)
pro Flasche 1 Mk. incl. Flasche,
bei Abnahme von 12 Fl. pro Fl. 90 Pfg.
empfiehlt                                                           
                                                    Aug. Spehr.


Hugo Heincke
empfiehlt in großer Auswahl zu sehr billigen Preisen:
Schwarze reinwollene Cachmires,
Kleiderbesätze in schwarz und farbig,
Fertige Wäsche für Damen, Herren und Kinder
Oberhemden, Vorhemden, Kragen und Manschetten,
Universal- und Gummiwäsche,
Unterröcke, Schürzen und Rüschen,
Tricottaillen, Tricotkleidchen, Blousen,
Normalunterzeuge, System Jäger,

Corsetts,

Glacé- und Stoffhandschuhe,
Regenschirme,
Herrenschlipse,
Taillentücher, Taschentücher,
Hemdentuche, Piqé, Flanell,
Schürzenzeuge, Bettdecken,
Spitzen und Stickereien,
Seidenen Bänder,

Engl. Tüllgardinen.


Zum Selbstfärben

von Kleidungsstücken, Strümpfen, Garnen, Bändern, und sonstigen Haushaltungszeugen, empfehle meine langjährig beliebten echten Farben in
Violet (lilla), Kirschroth, Ponceauroth (hell), Rothbraun, Modebraun, Kaffeebraun, Dunkelbraun, Schwarz, Grau, Grün, Hell= und Dunkelblau.
Ferner halte für verblichene Kleider und Möbelstoffe meine Aufbürstfarben zum Ueberbürsten bestens empfohlen.

                                                                              H. Brüchmann.


Gartengeräthe!
Stahl-Spaten (gez. C. Schwedt),
2 1/2 Pfund schwer und jedes Stuck unter Garantie sowie
sämmtliche Gartengeräthe
empfiehlt in großer Auswahl                          
                                                    C. Schwedt.


Grabkreuze
über 100 Stück auf Lager in den geschmackvollsten Mustern offerire billig.                          
Grabgitter!
jedes Muster nach Wunsch.
                                                    C. Schwedt.


Cognac
der Export-Cie für
Deutschen Cognac Köln a. Rh.,
bei gleicher Güte bedeutend billiger
als französischer.
Ueberall in Flaschen vorräthig
Man verlange stets unsere Etiquettes.
Directer Verkauf nur mit Wiederverkäufern.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für

Schönberg bei                                                     Emil Jannicke, Bandagist.


Kirchliche Nachrichten
Freitag, den 5. April

      Passionspredigt Vormittags (10 Uhr): Pastor Langbein

Sonntag, den 7. April.

      Vormittagskirche: Pastor Langbein.
      Abendkirche (6 Uhr) Pastor Kaempffer.
        Amtswoche: Pastor Langbein


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 14.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 28 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 28 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 5. April 1889.

Nr. 6. des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1889 enthält in der

          I. Abtheilung:

(4.) Verordnung zur Ausführung des Reichsgesetzes vom 28. Februar 1888, betreffend die Unterstützung von Familien in den Dienst eingetretener Mannschaften.
          II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Februar 1889.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Errichtung eines Meldeamtes für die Meldungen der Mannschaften des Beurlaubtenstandes
(3.) Bekanntmachung, betr. die Aufschrift auf den Ortstafeln.
(4.) Bekanntmachung, betr. die mit der Neustrelitzer Zeitung verbundenen Mecklenburg=Strelitzschen Anzeigen.
(5.) Bekanntmachung, betr. die gegenseitige Anerkennung der von den Gymnasien bezw. Realgymnasien (Realschulen 1. Ordnung) der Deutschen Bundesstaaten ausgestellten Reifezeugnisse.
(6.) Bekanntmachung, betr. die Gebühr für Telegramme nach Großbritannien und Irland.
          III. Abtheilung Dienst= etc. Nachrichten.


Kaiser Wilhelm erhielt am Sonnabend Vormittag die Trauerkunde aus Samoa, welche den Tod so vieler braver deutscher Seeleute meldete. Se. Majestät empfing im Laufe des Tages den Generalfeldmarschall Grafen Moltke, den Kriegsminister und andere hohe Militärs, denen gegenüber der Monarch seine tiefe Betrübniß über das große Unglück ausgesprochen hat. Die Gefühle schmerzlicher Trauer, welche die Hiobspost erweckt, theilt mit den zunächst und unmittelbaren Angehörigen das ganze deutsche Volk. Und wenn es einen die Empfindungen schmerzlichster Wehmuth mildernden Trostgrund bei diesem neuen und schweren Schicksalsschlage giebt, so darf derselbe in dem die ganze Nation durchdringenden Bewußtsein gesucht werden, daß unsere tapfern Seefahrer, wie vor kurzer Frist ihre Waffengenossen im Kampfe gegen einen heimtückischen Feind, diesmal im Kampfe gegen höhere Gewalten erlegen, indem sie, wie stets, wenn es sich um die Ehre und das Ansehen der vaterländischen Flagge handelte, willig und bereit das Höchste, das Leben, in treuer Erfüllung ihrer Berufspflichten einzusetzen.
Der Reichskanzler Fürst Bismarck feierte im Kreise seiner Familie den Beginn seines fünfundsiebzigsten Lebensjahres. Den ersten musikalischen Morgengruß brachte wie seit vielen Jahren die Kapelle des zweiten Garderegiments zu Fuß, welche im Laufe des Vormittags von den Musikkorps verschiedener Berliner Regimenter abgelöst wurde. Kurz nach 10 Uhr fuhr der Kaiser beim Palais des Reichskanzlers vor und stattet demselben in huldvollsten Worten seinen Glückwunsch ab. Die Zahl der Telegramme, der Blumenspenden und anderen Geschenke nicht nur aus dem deutschen Reiche, sondern auch den verschiedensten Ländern Europas war schier unendlich. Der Fürst empfing außer der Gratulation des Kaisers persönlich nur die Wünsche seiner Familie. Die andren Gratulanten, u. a. die Vertretender parlamentarischen Körperschaften gaben ihre Karten ab und zeichneten sich in ein ausgelegtes Buch ein. Von der konservativen Partei des Abgeordnetenhauses ging eine Adresse ein. Vor dem Palais in der Wilhelmstraße bewegte sich in den Vormittagsstunden ein zahlreiches Publikum - Der Kuriosität wegen sei hier erwähnt, daß die Seifenfabrik von A. T. Düyssen Nachfolger in Friedrichstadt a. d. Eider dem Fürsten als Angebinde ein in Eichenholz lackirtes Gefäß mit Creolin=Schmierseife und einen mit Metallbeschlag gezierten Eichenholzkasten, der Creolin=Toilettenseife enthält, übersandt hat.
Die Ferien des Reichstages für das Osterfest werden am 10. April beginnen. Die Wiederaufnahme der Arbeiten erfolgt in der zweiten Woche nach Ostern.
Der Gesammtschaden, welche dem deutschen Reiche durch diesen schrecklichen Untergang erwächst, beträgt ungefähr 6 Mill. Mark, der der nordamerikanischen Union 14 Millionen Mark.
Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht die Namen unserer bei Samoa ertrunkenen braven Seeleute. Alle Theile Deutschlands haben den Verlust wackerer Söhne zu beklagen. Es sind todt 5 Offiziere und 87 Mann, 4 Verwundete sind vorhanden. Daß vom "Eber" 9 Mann und der Unterlieutenant Gädecke gerettet wurden, ist dem Umstande zu verdanken, daß die Geretteten an's Land kommandirt waren.
Aus Auckland werden durch das Reutersche Bureau noch folgende Einzelheiten gemeldet: Der furchtbare, über die Samoa=Gruppe in der Nacht vom 16. März hereingebrochene Sturm wüthete fast 2 Tage. Der Ausbruch war ein so plötzlicher, daß die an dem Ankerplatze bei Apia befindlichen sieben fremden Kriegsschiffe nicht flüchten konnten; nur das britische Schiff "Calliope" erreichte nach schwerem Kampf die offene See, weil es unter Dampf lag. Für die zurückgebliebenen Schiffe folgte eine entsetzliche Nacht. Sie waren von undurchdringlicher Finsterniß umlagert, die Masten und Rahen zersplitterten im Sturme, und die haushohen Wellen brachen beständig über das Deck der hin= und hergeschleuderten Schiffe, deren Mannschaften nothgedrungen unter Deck gehalten werden mußten und ihren Untergang hilflos herankommen sahen. - Beim ersten Morgengrauen riß die Ankerkette des "Eber", der von der dämonenhaften Gewalt des Sturmes erfaßt, von einer Woge haushoch gehoben und auf ein Krallenriff geschleudert wurde. Das unglückliche Schiff prallte zurück und versank im nächsten Augenblick in die Tiefe. Alles war unter Deck, und kaum eine Seele entging dem Tode. - Kaum war der Eber unter dem Gischt verschwunden, als eine furchtbare Flutwelle den Adler mitsammt den Ankern in die Höhe hob, zur Seite warf und so auf ein zackiges Korallenriff schleuderte, daß der "Adler" ganz umgewendet wurde, mit dem Deck aufschlug und mit dem Kiel nach oben zu liegen kam. Es folgte nun ein furchtbarer Kampf der armen Matrosen um ihr Leben. Viele warfen sich in die Brandung, um das Ufer schwimmend zu erreichen, andere klammerten sich eine Weile an die Ankerketten an, ehe sie es wagten, sich in die brausende See zu stürzen, welcher viele der wackeren Männer nach hartem Kampf entrannen. Mehrere Offiziere und der Kapitän wurden gerettet. Die "Olga" hielt bis zum Morgen Stand, Sturm und Wogen hatten ihr aber so schlimm mitgespielt, daß sie unlenkbar wurde. Ohne Steuerruder trieb sie vom Anker gerissen ans Ufer und strandete, so daß die ganze Mannschaft sich zu retten vermochte. König Mataafa war selbst beständig am Ufer und mit seinen Leuten unermüdlich in aufopfernder, oft heroischer Hilfeleistung. Von den im Hafen ankernden Kauffahrteischiffen sind die Barke "Peter Godeffroy" und 7 Küstenschiffe gescheitert, 4 Personen verloren das Leben.


Schönberg. Jetzt endlich ist das Dunkel über den Verbleib des Schulzenaltentheilers Mette in Palingen, der seit dem 28. v. Js. verschwunden ist, gelichtet. Der Dorfhirte fand nämlich am 2. d. Mts. die Leiche des Vermißten in einer Torfkuhle auf dem sogenannten Sandfelde der Palinger Feldmark und fand die gerichtliche Totenschau am nächsten Tage statt.
- Schönberg. Früher, wie sonst, fand am 2.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 28 Seite 6]

3. und 4. d. Mts. hier die Musterung der Militärpflichtigen aus dem hiesigen Fürstenthume statt; ganze Trupps junger Leute zogen durch die Straßen, singend und fröhlich, von denen die für das Militär Bestimmten ihre Kopfbedeckungen mit bunten Sträußen geschmückt hatten und von ihren Genossen, die dies Glück nicht gehabt, sichtlich beneidet wurden. Die Mehrzahl war in äußerst gehobener Stimmung, es ist aber nirgends ein Exceß vorgekommen. Ueber das Ergebniß der Musterung erfahren wir noch, daß der Ersatz auch in diesem Jahre nichts zu wünschen übrig lasse.
- Schönberg. Scharlach mit gefährlichem Character ist auch schon seit längerer Zeit in Selmsdorf aufgetreten, so daß die Schließung der Schule hat angeordnet werden müssen. In einer Familie liegen 4 Kinder an dieser Krankheit darnieder, von denen ein Sohn das 21. Lebensjahr bereits vollendet hat. In Schwanbeck und Zarnewenz ist die Krankheit erloschen.
- Schwerin. Sicherem Vernehmen nach beabsichtigt die Großherzogliche Regierung, vorbehaltlich der Verhandlung mit den Landständen, die Mecklenburgischen Privateisenbahnen anzukaufen und in eigenen Betrieb zu nehmen. Der Direction der Friedrich Franz Eisenbahn=Gesellschaft ist bereits eine bezügliche Offerte zugegangen. Die "M. N." glauben, daß diese Nachricht ungetheilte Freude im ganzen Lande erregen und die Hoffnung erwecken wird, daß die Verhandlungen zum befriedigenden Ziele führen möchten.
- Dem Inhaber der wohlbekannten Wagenbau=Anstalt von Hörcher und Co. in Ottensen, Johannes Hörcher, ist das Prädikat eines Hoflieferanten S. K. H. des Großherzogs von Mecklenburg=Strelitz verliehen worden. Wenn die Anstalt des Herrn Hörcher ihr großes Personal auch vorzugsweise für den überseeischen Export von Luxuswagen beschäftigt, ist diese Ernennung doch ein Beweis dafür, daß die Solidität und Eleganz ihrer Wagen auch im Vaterland anerkannt wird.
- Die Stadt Berlin laut den Ergebnissen der Statistik: Man hört oft, Berlin schädige das Reich, es ziehe große Geldmassen aus den Provinzen und dem Reich, die dort liegen blieben, es verdiene Millionen am Reich. Das ist nicht der Fall, es giebt eben so viel Kapital aus als es einnimmt. Die Post weist nach, daß im Jahr 1887 in Berlin eingingen 599 000 Geldbriefe mit 855 730 000 Mk. und daß in demselben Jahr herausgingen 597 000 Geldbriefe mit 855 200 000 Mk, daß also nur 1/2 Million daselbst blieb. Ebenso verhält es sich mit Postanweisungen. An reichen Leuten hat Berlin viele aufzuweisen, aber nur 3, die ein jährliches Einkommen von einer Million haben. Der reichste Mann Deutschlands ist Krupp in Essen. Unter den jetzigen Einwohnern Berlins sind nur noch 42 Prozent geborene Berlins und dieser Prozentsatz nimmt immer mehr ab. Der Berliner ist ein sehr williger Steuerzahler. Oeffentliche Schanklokale hat Heidelberg im Verhältniß viel mehr als Berlin, in Berlin kommt auf 112 Personen ein öffentliches Lokal, in Heidelberg auf 87. Die Weißbierbrauerei, eine Eigenthümlichkeit der Stadt, nahm trotz allen eingeführten Bieres bedeutend zu. Die Zahl der Frauen übertrifft weit mehr als anderswo, Schlesien ausgenommen, die Zahl der Männer. Während sonst auf 100 männliche Einwohner 104 weibliche kommen, findet man in Berlin auf 100 männliche 108 weibliche. Man könnte diesem Umstand zuschreiben, daß Berlin die größte Fabrikstadt des Kontinents ist und daß die jugendlichen Arbeiterinnen in den Fabriken Beschäftigung finden. Die Annahme ist nach der Statistik nicht richtig. Gerade die älteren Frauen sind in Berlin in großer Ueberzahl; in der Altersklasse zwischen 50-60 Jahren kommen auf 100 Männer in Berlin 150 Frauen, in der Altersklasse zwischen 70-80 Jahren kommen in Berlin auf 100 Männer sogar 196 Frauen, ein Beweis, daß in den höheren Jahren fast doppelt so viel Männer sterben als Frauen, ein Beweis auch dafür, daß der "Kampf ums Dasein" in der Reichshauptstadt ein schwerer sein muß, weil er die Männer, und diese führen ja vor allem den Kampf ums Dasein, so früh ins Grab bringt, daß sie nur die Hälfte der Aussicht auf Lebensdauer haben als die Frauen.
- Die Kommission für die Ausarbeitung eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuches hat am Sonnabend ihre letzte ordentliche Sitzung im Reichsjustizamt in Berlin gehalten, ihre Arbeit in derselben abgeschlossen und sich aufgelöst.
- Den "Getreuen in Jever" ist in diesem Jahre ein Einwohner von Weener mit der Geburtstagsspende der Kibitze beim Reichskanzler zuvorgekommen und zwar mit einer "An Sine Durchlaucht de Rikskanzler Fürst Otto v. Bismarck to sin 74jährige Geburtsdag in däpste Ehrerbietung van Louis Victor Israeli, Weener (Ostfriesland), 1. April 1889" adressirten Sendung Kibitzeier.
- In Kiel ist die dickgepanzerte Kreuzer=Korvette "Irene" unter dem Befehl des Capitäns zur See Prinzen Heinrich in Dienst gestellt.
- 324 Mannschaften für die Korvette "Alexandrine" und dem Kreuzer "Sperber" sind von Wilhelmshaven abgegangen, um von da nach Sansibar zu gehen.
- Der 16. März, welcher für die deutsche Flotte bei Samoa so verhängnißvoll geworden, trug auch anderwärts den Charakter eines kritischen Tages erster Ordnung, als welcher bekanntlich der 17. März in Rudolf Falbs Kalender verzeichnet steht. Nachdem am 15. in Rom ein Hagelschauer niedergegangen, fiel am 16. dort und in Neapel Schnee in so bedeutender Menge, wie er seit 10 Jahren nicht dagewesen. Alle Höhen und Berge waren mit Schnee bedeckt. Am nämlichen Tage ereignete sich auch in Wien der größte Schneefall dieses Winters. Auffallend ist ferner auch das gleichzeitige Auftreten einer ganzen Gruppe von Schlagwettern: am 14. März in der Kohlenzeche zu Brynally bei Wrexham; am 15. März im Hauptschachte der Kohlenwerke bei La Lavade und am nämlichen Tage im Schachte von Bernazede.
- Generallieutenant Adalbert von Bredow auf Briefen in Westhavelland, der unvergeßliche Führer der eisernen Brigade, die, aus dem Magdeburger Kürassier= und dem altmärkischen Ulanenregiment bestehend, in der Schlacht von Vionville den berühmten Angriff, den "Todesritt" gegen französische Infanterie, Artillerie und Kavallerie gemacht hat, ist kürzlich geisteskrank geworden und hat entmündigt werden müssen.
- Abkürzung der Jahreszahlen. Wir lesen im "Geschäftsmann": In einem Rechtsfall gelangte vor kurzem ein Copiebuch zur Vorlage bei Gericht, weil es sich um die Feststellung eines Datums handelte. An Stellen der Jahreszahl war aber auf allen Copien des Buches nichts weiter als die einzige Ziffer "8" zu entdecken. Die drei vohergehenden Ziffern der Jahreszahl waren eben wie dies zumeist vorzukommen pflegt, auf Briefpapier und Fakturen der betreffende Firma vorgedruckt und es wurde deshalb stets nur die letzte Ziffer hinzugeschrieben, welche sich dann allein im Copiebuch abdruckte. Der Beweis der Jahreszahl, um den es sich handelte, wurde vom Richter als nicht erbracht angesehen und für jene beweisführende Firma ergaben sich bedeutende Unannehmlichkeiten."
- Der rechte Arm der berühmten Schauspielerin Fräulein Haverlandt hat ein geschichtliches Interesse; denn dieser Arm ist an der Germania auf dem Niederwald verewigt. Jeder kennt aus Bildern die gewaltige Gestalt der "Germania", welche auf der Hand des rechten Armes die deutsche Kaiserkrone trägt, während sich der linke Arm auf das Reichsschwert stützt. Professor Schilling in Dresden, der Schöpfer des Niederwald=Denkmals suchte lange und vergebens nach einem Modell für den Arm, der die Kaiserkrone zu tragen bestimmt war. Unzählige Damen hatten bereits vor Prof. Schilling ihre Arme auf ihre Denkmalsfähigkeit prüfen lassen. Doch der große Bildhauer schüttelte verneinend den Kopf, denn immer und immer wieder fand er noch "Lücken", die ihn bestimmten, weiter zu suchen. Müde und verdrossen über diese Modellarmuth begab sich der Künstler eines Abends in das Residenztheater, an welchem eben Fräulein Haverlandt als Thusnelda gastirte. Prof. Schilling

[ => Original lesen: 1889 Nr. 28 Seite 7]

blickte auf die Bühne in demselben Augenblick erhebt Fräulein Haverlandt ihren rechten Arm zu einer hoheitsvollen Bewegung. Mit einem halbunterdrückten "Heureka!" ("Ich hab's") stürzt Schilling aus seiner Loge auf die Bühne, und als der Vorhang fiel, da trat der Meister auf die Künstlerin zu und theilte ihr glück= und freudestrahlend mit, daß er in ihrem Arm endlich die langgesuchte Trägerin der deutschen Kaiserkrone an dem Germania=Denkmal gefunden habe. Fräulein Haverlandt, die sich selbstverständlich durch die Entdeckung nicht unangenehm berührt fühlte, willigte ein, dem Professor mit ihrem rechten Arm Modell zu stehen.
- Bei der diesjährigen Regatta der Universitäten Oxford und Cambridge hat letztere mit zwei Bootslängen gesiegt.
- Von zwei ehrliche Lieferanten wird aus Köln berichtet. Ein Bauer lieferte einem dortigen Bäcker lange Zeit die nöthige Backbutter, immer 8pfündige "Klutten". Als der Bäcker aber die Butter einmal nachwog, fand er, daß die Stücke um ein Pfund zu leicht waren, weshalb er sie bis zur Rückkehr des braven Landmannes stehen ließ. Der Bauer überzeugte sich dann, daß die Butter nur 7 Pfund wog und sagte: "Das stimmt, aber daran bin ich nicht Schuld, denn zu Hause habe ich kein Gewicht, sondern ich lege auf die eine Wagschale die Butter, und auf die andere das "achtpfündige" Brot, was ich von Euch mitnehme." Der Bäcker soll ein sehr langes Gesicht gemacht haben.
- Aus Kamerun ist die erste Sendung Cacao in Berlin eingetroffen und soll sich als ein vortreffliches Produkt erweisen, wie es besser nicht auf den benachbarten Inseln Fernando Po etc. gewonnen wird. Auch die Nachrichten über die Tabackpflanzungen lauten recht günstig.
- Ein schweres Schiffsunglück wird aus der Nordsee berichtet. Der belgische Postdampfer "Gräfin Flandern" stieß am Freitag auf der Fahrt von Ostende nach Dover mit dem belgischen Postdampfer "Prinzessin Henriette", welcher auf der Fahrt nach Ostende war, in Folge eines falschen Maschinenmanövers zusammen. Die "Gräfin Flandern", die mitten entzwei geschnitten wurde und deren Maschine platzte, sank sofort, der Capitän, 14 Matrosen und die Mehrzahl der Passagiere ertranken. Die englische Briefpost, unter der sich erhebliche Geldsendungen befanden, ist total verloren, Unter den Passagieren des verunglückten Schiffes befand sich auch Prinz Jerome Bonaparte, das gegenwärtige Haupt der Familie, welcher nach London zum Besuch der Kaiserin Eugenie reiste. Zwei Matrosen retteten den Prinzen, der bereits mit den Wellen kämpfte, sowie dessen Adjutanten. Der prinzliche Leibdiener ist indessen ertrunken.
- Boulange, der bei einem Mittagessen plötzlich ohnmächtig wurde und nach Hause gebracht werden mußte, leidet an den Folgen mißbräuchlich gemachter Morphiumeinspritzungen. Der Zustand ist ungefährlich, erheischt jedoch große Schonung.
- Von den schulpflichtigen Kindern in Paris gehen im Alter von 6-13 Jahren 7,91 Prozent nicht in die Schule, theils wegen Gleichgiltigkeit und Unkenntniß der Eltern, theils wegen großen Elends und ungenügenden Raums in den Schulen. Viele zehn bis elfjährige Mädchen sind in verschiedenen Theatern bis nach Mitternacht beschäftigt, und können daher die Schulen nicht besuchen.
-Tausend Bauern überfielen unter dem Vorwand die Saat zu bestellen, die Gemeindegründe der Stadt Rom und zerstören die Weinstöcke. Die Bauern wollen, daß die Gemeindegründe nicht einzelnen Großpächtern überlassen, sondern unter sie vertheilt werden.
- Sellerie als Heilmittel gegen Rheumatismus. Neue Entdeckungen der Heilmittel gewisser Pflanzen tauchen fortwährend auf; eine der neuesten ist, daß Sellerie ein unfehlbares Mittel gegen Rheumatismus ist. Es wird thatsächlich behauptet, daß diese Krankheit unmöglich ist, wenn Sellerie häufig im gekochten Zustande gegessen wird; der Umstand, daß sie meist roh auf den Tisch gebracht wird, hat bis jetzt verhindert, daß ihre therapeutischen Kräfte bekannt wurden. Die Sellerie soll in Stücke zerschnitten, bis zum Weichwerden gekocht und dann das Wasser von dem Patienten getrunken werden. - Man koche dann den weichen Sellerie mit etwas frischer Milch, Mehl und Muskatnuß in einer Pfanne auf, servire dies warm mit geröstetem Brot und esse es mit Kartoffeln, und die Schmerzen werden sofort nachlassen. Dies ist die Erklärung eines Arztes der dieses Mittel wiederholt und mit stets gleichem Erfolg angewandt hat.
- Vor Jahren schon wurden die Blüten des schönen "Goldregen" als arg giftig angeklagt, und jetzt bringt die "Revue horticole" die Mittheilung, daß die Blüthe der Maiblume höchst verdächtig ist. Gewiß ist, daß die welken Blüthen der Convallaria majalis ein starkes Gift enthalten. In einem angegebenen Falle starben von 10 jungen Hühnern 9 nach dem Genuß dieser Blüthen.
- Aus der höheren Töchterschule. Lehrerin (bei Besprechung der Fremdwörterfrage): ". . .Es muß jedoch zugestanden werden, daß uns einige Fremdwörter so lieb geworden sind, daß wir sie auf keinen Fall entbehren können. Nun Gretchen, kannst Du mir eines nennen?" Gretchen: "Lieutenant!"
- Fräulein (bei der Testamentseröffnung): "Wenn man mir gesagt hätte, daß der Onkel für mich ein so armseliges Legat ausgesetzt, wäre ich bei seinem Begräbniß nicht zweimal in Ohnmacht gefallen."


Wolf Machwüste.
Eine Wilderergeschichte aus Mündens Vorzeit.
Von Hermann Robolsky.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 28 Seite 8]

Wolf Machwüste.
[Fortsetzung.]


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