No. 79
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. Oktober
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 79 Seite 1]

          Nr. 18 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg 1888 enthält in der

II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. die für die Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat August 1888.
(2.) Bekanntmachung, betr. das Mexikanische Consulat in Hamburg.
(3.) Bekanntmachung, betr. die Prüfung der Flüssigkeitsmaße aus Zinnlegirung betreffs ihres Gehaltes an reinem Zinn.
(4.) Bekanntmachung, betr. die Beförderung von Wiederkäuern und Schweinen nach den deutschen Nordseehäfen.
(5.) Bekanntmachung, betr. Erhebungen über Stand und Verbreitung der Perlsucht unter dem Rindvieh.
(6.) Bekanntmachung, betr. den Austausch von Briefsendungen aller Art mit dem Deutschen Schutzgebiet der Marschall=Inseln.


Kaiser Wilhelm in Wien.

Aus innerem Drang, ohne beeinflussende Anordnung, hatte die Bevölkerung Wiens sich an die Seite ihres Kaisers gestellt, um dessen hohem Gast eine Aufnahme zu bereiten, wie die alte Kaiserstadt sie noch keinem fremden Fürsten geboten hat. Von mächtigen Masten, von den Giebeln der Häuser wehten Wimpeln in den deutschen und österreichischen Reichsfarben ihre Grüße dem deutschen Kaiser entgegen. Die mit festlicher Zier bekleideten Paläste und Häuser sagten, daß Wien einen Feiertag begeht und innerhalb dieser von Fahnen und Blumen gebildeten Umrahmung vom frühesten Morgen an eine viel tausend=köpfige Menge, heiter angeregt und erwartungsvoll, bot ein lebensvolles, farbenprächtiges Bild. Zu früher Stunde schon war dieses lebendige Spalier gebildet, in erster Reihe von Ehren=Abteilungen verschiedener Waffengattungen der Wiener Garnison, welche mit Paradeabzeichen aus Tannenreisig aufmarschiert waren und eine waffenblinkende Linie bis zur Hofburg bildeten.
Von 1/2 9 Uhr an fanden sich die obersten Hof= und Staatswürdenträger, der Bürgermeister der Reichshauptstadt, der Kronprinz und die Prinzen des kaiserlichen Hauses auf dem festlich geschmückten Westbahnhof ein. Einige Minuten vor 9 Uhr langte Kaiser Franz Joseph daselbst an; der Monarch trug zu der preußischen Uniform das Band und den Stern des Schwarzen Adlerordens. Punkt 9 Uhr fuhr der Zug in die Halle, wobei die Kapelle der aufgestellten Ehrenkompagnie "Heil dir im Siegerkranz" spielte. Der Kaiser Wilhelm in der Oberstuniform seines österreichischen Infanterieregiments mit dem Stefansorden, sprang aus dem Waggon, eilte auf den Kaiser Franz Joseph zu und begrüßte denselben durch wiederholte Umarmungen und Küsse, die keinen Gedanken an höfische Etikette aufkommen ließ. Hierauf begrüßte Kaiser Wilhelm den Kronprinzen und die Erzherzöge in gleich herzlicher Weise und nahm dann die Vorstellung der erschienenen Deputationen der Reichsdeutschen, des Statthalters und des Bürgermeisters entgegen, dem er für den herzlich gebotenen Willkomm der Stadt Wien die Hand reichte. Arm in Arm verließen die verbündeten Kaiser, begleitet von den stürmischen Zurufen der auf dem Perron Anwesenden, das Bahnhofsgebäude und bestiegen den bereitstehenden Galawagen. Nunmehr begannen die Huldigungen der Bevölkerung, welche in ihrem Enthusiasmus die Fahrt der beiden Kaiser zu einem Triumphzug gestaltete. Dazu war die Einfahrt vom prächtigsten Wetter begünstigt, heller Sonnenschein verklärte den Himmel und die Temperatur erinnerte eher an den Sommer als an den Herbst. Die Hurrahs und Hochrufe all der Tausende brausten durch die Luft; aus den Fenstern und von den geschmückten Balkonen schwenkten Damen leuchtenden Auges ihre Tücher und unter diesen Freudenbezeugungen langten die beiden Herrscher vor dem Bellariaflügel der Hofburg an. Vor den Ceremonien=Appartements erfolgte die Begrüßung Kaiser Wilhelms durch die Kaiserin, die Kronprinzessin und die Erzherzoginnen. Nachdem der Kaiser kurze Zeit inmitten der hohen Damen verweilt hatte und im Pietradurazimmer die Vorstellung der höchsten Würdenträger erfolgt war, zog er sich in seine Gemächer zurück, um bald darauf die Begrüßungsbesuche der Mitglieder des kaiserlichen Hauses entgegenzunehmen, welche noch am Vormittag erwidert wurden. Um 4 Uhr fand Familiendiner statt, an welchem beide Kaiser, die Kaiserin, das kronprinzliche Paar, sämmtliche Erzherzöge und deren Gemahlinnen, sowie Prinz Coburg theilnahmen. Für das Gefolge und den Hofstaat fand Marschallstafel im kleine Redoutensaal statt. Der Tag wurde durch ein Hofconcert beschlossen, das einzige Fest, welches die Trauer des preußischen Königshauses zuläßt. Dasselbe wurde durch verstärkte Hofkapellen unter Hellmesbergers Leitung und die ersten Kräfte der Hofoper ausgeführt und nahm sowohl in künstlerischer Beziehung als hinsichtlich der Prachtentfaltung einen glänzenden Verlauf. Nach dem Konzert blieben die Herrschaften noch bis 11 Uhr beim Thee vereinigt.
Kaiser Wilhelm hat am Donnerstag beim deutschen Botschafter Prinzen Reuß das Frühstück eingenommen und alsdann in der Botschaft die Chefs der Wiener Mission empfangen. Am Abend desselben Tages hat der Kaiser einer großen Gesellschaft beim Erzherzog Carl Ludwig beigewohnt. Am Freitag Morgen fand ein Frühstück im Schloß zu Schönbronn statt und dann begaben sich die beiden Kaiser in Begleitung des Königs von Sachsen um 3 Uhr nachmittags zu den Hofjagden nach Neuber=Mürzsteg. Sämtliche Blätter, auch die ungarischen, bringen anläßlich der Ankunft des deutschen Kaisers höchst sympathische Begrüßungsartikel, in welchen die durch den Besuch bewiesene Beständigkeit und Neubekräftigung des deutsch=österreichischen Bündnisses betont wird. Die "Neue Freie Presse" sagt: Rückhaltlos ist in Oesterreich=Ungarn die Befriedigung, daß Kaiser Wilhelm's Enkel für die ungeschmälerte Fortdauer der deutsch=österreichischen Beziehungen Zeug=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 79 Seite 2]

niß ablegt, indem er, noch nicht vier volle Monate im Besitz der Krone, dem Kaiser Franz Josef in dessen Hauptstadt seinen Besuch abstattet. Die "Presse" erklärt: Die Sympathien, welche Kaiser Wilhelm bewillkommen, entsprechen der Aufrichtigkeit der Gesinnungen, welche der Erlauchte Gast nach Wien mitbringt. Die "Deutsche Ztg." schreibt: Wie schwer auch die Bedrängniß der Gegenwart auf uns lastet, aus den Verstimmungen unserer inneren Kämpfe heraus jubeln wir dem erlauchten Gast des Kaisers Franz Josef entgegen, und dieser Jubel ist zugleich ein Zoll huldigenden Dankes für unseren Monarchen, dessen geschichtliches Verdienst es ist, die Freundschaftshand, die Deutschland ihm dargeboten hat, warmherzig ergriffen zu haben und in unwandelbarer Treue festzuhalten.
Während des am Mittwoch Abend in der Hofburg stattgehabten Gala=Konzerts unterhielt sich Kaiser Wilhelm mit den Botschaftern, mit den ihm von der Kaiserin vorgestellten Damen, unter welchen die glänzendsten Schönheiten der Wiener Hofgesellschaft vertreten waren. Dem Grafen Julius Andrassy wurde die Auszeichnung einer längeren Unterredung zu Theil. Von dem Gefolge unseres Kaisers war Graf Herbert Bismarck der Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit; nachdem sich Kaiser Franz Josef längere Zeit mit ihm unterhalten hatte, ehrte ihn auch die Kaiserin durch ein Gespräch welches fast eine halbe Stunde währte. Nach Beendigung des Konzerts sprach Kaiser Wilhelm den versammelten Künstlern persönlich seinen Dank für die höchst gelungene Aufführung aus, wobei er der Frau Pauline Lucca die Hand reichte und die Frage an sie richtete, ob sie bald wieder nach Berlin komme, was dieselbe in ihrer bekannten Offenherzigkeit verneinte. Am Mittwoch Nachmittag hatte der Kaiser noch die Akademie der Künste besucht und längere Zeit in dem Atalier Angelis verweilt. Am Donnerstag Morgen um 9 Uhr stattete Kaiser Wilhelm zunächst seinem erhabenen Wirth einen Besuch ab, um ihn zu seinem Namensfest zu beglückwünschen. Gegen 1/2 10 Uhr fuhren die beiden Kaiser vor dem neuen Burgtheater vor, wo sie von dem General=Intendanten der Hoftheater, Herr v. Beseczny und dem Erbauer des Hauses, Baron Hasenauer, empfangen wurden. Die Herrschaften unterwarfen das electrisch beleuchtete Haus in allen Theilen einer eingehenden Besichtigung und verließen dasselbe unter den Ausdrücken der höchsten Befriedigung. Wien erstrahlte auch am Donnerstag in hellem Sonnenglanz, wodurch wieder Tausende in die Straßen gelockt wurden und sich da zusammenschaarten, wo sie hoffen konnten, den deutschen Kaiser zu Gesicht zu bekommen. Die dem jugendlichen Herrscher dargebrachten Huldigungen, waren ebenso stürmisch und allgemein wie am Einzugstag. Nach der Rückkehr in die Hofburg empfing Kaiser Wilhelm die in Wien anwesenden österreichischen Generäle. Gegen 12 Uhr fuhr er dann mit dem Kronprinzen in das deutsche Botschafterpalais, um daselbst beim Prinzen Reuß das Frühstück einzunehmen, an welchem noch Graf Herbert Bismarck, der deutsche Generalkonsul in Budapest, Freiherr von Plessen, mehrere Generale und die Herren der beiderseitigen Gefolge theilnahmen. Nach dem Frühstück empfing Kaiser Wilhelm Deputationen des Vereins deutscher Reichsangehöriger "Niederwald" und des deutschen Hilfsvereins, welche Huldigungsadressen überreichten. Ferner wurden empfangen: Graf Kalnoky, der Erzbischof von Prag, der Ministerpräsident Tisza, Graf Julius Andrassy und Professor Schroetter. Nachmittags 5 Uhr fand in dem prächtig geschmückten großen Redoutensaal das zu Ehren des hohen Gastes gegebene Galadiner statt, zu welchem 163 Einladungen ergangen waren. Kaiser Wilhelm hatte, ebenso wie bei dem Galakonzert das österreichische Kaiserpaar zu unmittelbaren Nachbarn. So weit bis jetzt bekannt, hat Kaiser Wilhelm an österreichische Würdenträger folgende Auszeichnungen verliehen. Graf Kalnoky erhielt die Brillanten zum Schwarzen Adlerorden, Ministerpräsident Tisza und Oberstkämmerer Graf Trautmansdorff den Schwarzen Adlerorden, der Sektionschef Szoegenyi die Brillanten zum Rothen Adlerorden, Statthalter Possinger den Kronenorden erster Klasse, Bürgermeister Uhl und Polizeipräsident Krauß den Rothen Adlerorden zweiter Klasse mit Stern. Für Freitag Vormittag ist eine Pürschjagd im Lainzer Park in Aussicht genommen. Graf Herbert Bismark wird sich am Sonnabend mit dem Sektionschef Szoegyenyi auf einen Tag nach Pest begeben, wo Tisza ihm zu Ehren ein großes Diner veranstalten wird. Bei dem Empfang der fremden Botschafter durch Kaiser Wilhelm fehlten nur die Botschafter Frankreichs und Rußlands; sie waren beurlaubt.

(Fortsetzung in der Beilage.)


Anzeigen.

Im Auftrage der Erben des verstorbenen Schmiedemeisters C. Köhler hieselbst habe ich deren zu Schönberg an der Siemzerstraße sub. Nr. 199 belegenes Wohnhaus nebst Schmiede, Hintergebäude, Garten etc. und ca. 100 Scheffeln Ackerland resp. Wiesen zu verkaufen.
Reflectanten ertheile ich nähere Auskunft.
Schönberg, den 5. October 1888.

                                                    H. Fölsch.
                                                    Rechtsanwalt und Notar.


Am Donnerstag den 18. und Freitag den 19. d. M. soll der zum Verkauf der vollen Taxe auf den Carlower Mooren disponible

Torf

an diejenigen, welche ihren Bedarf rechtzeitig, d. h. bis 6. Juli a. c. hier angemeldet haben, nach Verhältniß der Größe des angemeldeten Quantums vertheilt, und gegen bare Zahlung des Kaufpreises abgegeben werden.
Die Anweisung geschieht für diejenigen, welche auf dem Kuhlrader Moore bestellt haben, am

Donnerstag, den 18. ds. Mts.,
von Morgens 9 Uhr an

(Molzahner Seite). Für diejenigen, welche auf dem Gr. Rüntzer Moore bestellt haben, am

Freitag, den 19. ds. Mts.,
von Morgens 9 Uhr an,

für diejenigen, welche auf dem Born=Moore bestellt haben, am

Freitag, den 19. ds. Mts.,
Vormittags von 11 1/2 Uhr an.

Carlow, den 7. October 1888.

A. v. Linstow, Förster.        


Das Putzgeschäft

von H. Bohnhoff Wwe. empfiehlt sich mit allen Neuheiten der Saison, zu den billigsten Preisen. Garnirte Hüte in rund und Kopot von 2 M. an, bis zu den theuersten.


Indem ich mir erlaube, mein

Wäsche- und Confectionsgeschäft

in gütige Erinnerung zu bringen, empfehle mich zugleich mit einer großen Auswahl in Wollsachen als: Ueberröcke in Wolle und Filz in allen Größen, Herren=, Damen= und Kinderstrümpfen, dito Handschuhe, Kinderleibchen, Kleidchen, Jäckchen, kleine wollene Schuhe, Damen und Kinderwesten, Unterhemden, Leibbinden, Gamaschen, Pellerinen, Tücher, Kopotten, Kinderhüte und Mützen in allen Farben, zu den billigsten Preisen.

                                                    Achtungsvoll
                                                    H. Bohnhoff Ww.


Um umlaufenden Gerüchten entgegen zu treten, als wären bei mir keine Stallungen für Pferde u. s. w. zu haben, erkläre ich hiermit, daß Platz für Pferde u. s. w. im selben Maaße wie bei meinem Herrn Vorgänger zu haben sind.
Ratzeburg, 8. October 1888.

                                                    "Zur Harmonie".
                                                    Fr. Käther. Stockmanns Nachf.


H. Scheer,
Schirmmacher,

empfiehlt Regenschirme in großer Auswahl, haltbarer Waare, zu möglichst billigen Preisen.
Reperaturen führe prompt und bestens aus.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 79 Seite 3]

Zur Herbst- und Winter-Saison empfehle meine reichhaltige Auswahl in fertigen

Herren-Garderoben
sowie mein Lager in
Buckskin- & Paletots-Stoffen

vom billigsten bis zu den feinsten Genres. Nach Maaß in kürzester Zeit. Für die größte Solidität meiner Lieferungen übernehme Garantie zu ganz außergewöhnlich billigen Preisen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    H. Hundt, Herrenkleidermacher.


Geschäfts=Verlegung.

Meinen geehrten Freunden und Gönnern die ergebene Anzeige, daß ich vom Donnerstag den 4. d. Mts. mein Geschäft nach der oberen Marienstr. 37. verlegt habe. Für das mir bisher in so reichem Maße bewiesene Wohlwollen bestens dankend, bitte ich dasselbe mir auch fernerhin erhalten zu wollen.

Achtungsvoll
W. Maack. Barbier und Zahntechniker.


Schuh-, Stiefel- und Filzwaaren
in großer Auswahl
empfehle zu den billigsten Preisen.                          
Roßlederne Damenstiefeletten von 6 Mark an.
Lack=Damenstiefeletten von 9 Mark an.
                                                    J. W. Hundt, Schuhmachermeister.


Fabrik-Niederlage
von echten
Normal-Tricot-Unterkleidern
System Prof. Dr. Jaeger
Hugo Heincke.
Verkauf zu Orig. Fabrik Preisen.
Garantie für reine Wolle.


Einen noch gut erhaltenen                          
Kachelofen
hat billig zu verkaufen                                                    
                                                    Wilhelm Heincke.


Verloren auf dem Wege von Ollndorf bis Schönberg ein Wildleder=Handschuh. Abzugeben bei Gastwirth Boye.


Regulir-Säulenöfen,
Kohlenhelme,
Ascheimer
Stall- und Sturmlaternen
empfiehlt                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Kuh Ausschuß=Kühe

von den Gütern: Demern, Kl. Rünz, Löwitz, Bülow, Othensdorf, Zehmen und Nesow sollen

am Dienstag, den 9. October cr.

Mittags 12 Uhr, in Rehna vor dem Schützenhause öffentlich meistbietend gegen Baarzhlung verkauft werden.


Stadt Lübeck.
Während der Markttage                          
Gesangvorträge
der Gesellschaft Stoll aus Lübeck.                          


Tesch's Restauration.
Heute und Morgen Krebssuppe.
Kalte und warme Speisen á la Carte,
wozu freundliche einladet                                                    F. Tesch.


Am Sonntag den 14. October
Tanzmusik
bei                                                    F. Sterly
                                                          in Selmsdorf.


Vorläufige Anzeige.
In den nächsten Tagen trifft die berühmte
Kolter Malmström'sche Künstlergesellschaft

hier ein und wird im Saale des Herrn Boye einige Vorstellungen geben.
Alles Nähere besagen vorläufig Annoncen und Plakate.

Die Direction.        


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Zur Feier des diesjährigen Geburtstages Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs findet am Sonntag, den 14. d. M., ein

Festball

im neuen Boye'schen Saale statt. Anfang desselben Abends 8 Uhr. Entree für Kameraden und deren Familienmitglieder frei. Einführungen von Nichtmitgliedern sind gestattet, doch zahlen einzuführende Damen 25 Pf. und Herren 50 Pf. Eintrittsgeld à Person. Einführungskarten sind von den Einführungsberechtigten beim Kameraden E. Hempel entgegen zu nehmen. Die Kameraden legitimiren sich durch angelegte Vereinszeichen.

Der Vorstand.        


Einem geehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß ich den Schönberger Markt mit einer sehr großen Auswahl

Schuhwaaren
für Herren, Damen und Kinder
besuchen werde.                                                    
Mein Stand ist vor der Apotheke.                                                    
                                                    Hochachtungsvoll
                                                    J. Schleuß, Lübeck.


Reisabfall=Mehl,
alle Sorten Futterkorn, Kleie empfiehlt
                                                    N. Siemers,
                                                    Lübeck, Mühlenstraße 51.


R. Jatzow, Augenarzt,
Lübeck, Fischergrube 84
zurückgekehrt.


Gesucht z. 1. Novbr., Haus u. Stubenmädchen, Köchinnen, gesunde Ammen, besorge Plätze in Lübeck oder Hamburg gegen hohen Lohn innerhalb einigen Tagen. C. Stuht, Gesindevermiether, Lübeck, Weiterkrambuden 1 am Markt.


Ende dieser Woche trifft eine Sendung
ff. feiner gelber Kartoffeln

bei mir ein und empfehle solche zum Preise von 5 und 6 Mark per 200 Pfund Netto.

Wilhelm Kindt.        


[ => Original lesen: 1888 Nr. 79 Seite 4]

Gebrüder Barg.
Kohlmarkt 5 Lübeck, Kohlmarkt 5
(ein Haus oberhalb Wilkens Gasthof) empfehlen ihr bedeutend vergrössertes und jetzt vollständig sortirtes Lager in
Tuchen, Buckskins, Paletotstoffen, herren- und Knabenanzügen und Kleiderstoffen
in der größten Auswahl und den neuesten Sachen, Neuheiten in
Besätzen, schwarze Caschmire's und Seidenzeugen,
nur erprobte gute Qualitäten.
Gardinen,
Leinen-Waaren, Bettzeuge, Bettfedern und Daunen,
Woll-& Holländische-Waaren
en-gros und en-detail.
Normal-Unterzeuge,
sowie grösste Auswahl in Winter-Jaquettes, Paletots, Regenmäntel,
für Damen und Kinder.


Bonner Fahnen=Fabrik in Bonn a/R.
Hoflief. Sr. Maj. d. Kaiser u. Sr. Kön. Hoh. d. Grossherz. v. Mecklenburg.
Zum Geburtstag Sr. Kön. Hoh. d. Grossherzogs (17. Octob.)
Wasserechte Fahnen u. Flaggen, deutsch und mecklenburgisch, beste Qualität.
Lieferung erfolgt sofort.
Reichhaltige Preisverzeichnisse versenden wir gratis und franco.


Zur Feier des Geburtstages Sr. Kgl. Hoh. des Grossherzogs

findet am Mittwoch den 17. d. M., Nachmittags 4 Uhr, in meinem Saale ein

Diner
statt, wozu ich mir erlaube hierdurch ergebenst einzuladen.

Couvert à Person 3 Mk.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                                              L. Spehr.


Während der Markttage.
Musikal. Vorträge

der beliebten Sängergesellschaft Kamm aus Altona. Um recht zahlreichen Besuch ersucht ergebenst

Joh. Krüger.        


Vier Rm. gespaltenes, trockenes Buchenholz sind nachzuweisen bei

                                                    W. Maass. Siemzerstraße 179.


Unterricht

in allen weiblichen Handarbeiten ertheilt Helene Abels. Meine Wohnung ist im Hause des Herrn Sattlermeister Ollrogge Kalterdamm Nr. 6.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 79 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 79 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. October 1888.


Kaiser Wilhelm in Wien.
(Fortsetzung vom Hauptblatt.)

Am Donnerstag abend 6 Uhr fand unter Entfaltung außerordentlichen Glanzes im großen Redoutensaale das Galadiner statt, an welchem 163 Personen theilnahmen. Anwesend waren Kaiser Wilhelm, das österreichische Kaiser und Kronprinzenpaar, die Erzherzöge mit ihren Gemahlinnen, die Suite des deutschen Kaisers, der deutsche Botschafter Prinz Reuß und Gemahlin, die obersten Hofchargen, Minister, die Spitzen der Civil= und Militärbehörden und Bürgermeister Uhl, welcher der einzige war, der im schwarzen Frack erschien. Auf der Gallerie war die Kapelle des Hofballmusikdirektors Eduard Strauß postiert, welche Wiener Weisen spielte Kaiser Wilhelm, welcher österreichische Husarenuniform trug, hatte zu seiner Rechten die Kaiserin, zur Linken Kaiser Franz Josef. Den Monarchen gegenüber saßen Graf Kalnoky, Prinz Reuß, Fürst Hohenlohe, Graf Bismarck. Kaiser Wilhelm bediente sich beim Essen einer eigens konstruierten Gabel mit messerartigem Ansatze und trank zunächst nur Bier, später auch Wein, und leerte nach jedem Toaste vollständig sein Champagnerglas. Die Kaiserin trank aus einem Crystallglase nur Milch. Serviert wurde auf Silber. Nach dem fünften Gange wurden nach dem Reichs=Anzeiger nachstehende Toaste ausgebracht. Kaiser Franz Josef sprach folgendes: "Ich gebe meiner innigen Freude und meinem Danke Ausdruck, daß es mir vergönnt ist, Se. Majestät den Kaiser Wilhelm in unserer Mitte zu begrüßen. Mit den Gefühlen jener herzlichen, treuen, unauflöslichen Freundschaft und Bundesgenossenschaft, welche uns zum Besten unserer Völker vereint, trinke ich auf das Wohl unseres kaiserlichen Gastes. Der Allmächtige geleite ihn auf der Bahn, die er mit jugendlicher Kraft und männlicher Weisheit und Entschiedenheit betreten. Se. Majestät der deutsche Kaiser und König von Preußen, Ihre Majestät die Kaiserin und Königin und das königliche Haus leben hoch!" Kaiser Wilhelm erwiderte: "Ew. k. k. Majestät spreche ich für die huldvollen Worte aus gerührtem Herzen meinen innigsten Dank aus und freue mich besonders, dies an Ew. Majestät Namenstag thuen zu können. Nicht als Fremder bin ich hierhergekommen, sondern, schon seit Jahren durch Ew. Majestät Güte ausgezeichnet, führe ich ein heiliges Vermächtniß meines in Gott ruhenden Großvaters aus. In dem Gefühle bewährter, unverbrüchlicher Freundschaft erhebe ich mein Glas und trinke auf das Wohl meines hochverehrten Bundesgenossen, Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich und Königs von Ungarn, Ihrer Majestät der Kaiserin und des gesammten k. k. Hauses." Zum zweiten Mal ergriff dann Kaiser Franz Josef sein Glas und sprach: "Gestatten mir Ew. Majestät, daß ich das Glas erhebe auf Ew. Majestät Armee und auf das leuchtendste Muster aller militärischer Tugenden ein Hoch ausbringe. Unsere preußischen und deutschen Kameraden sie leben hoch, hoch, hoch!" Der deutsche Kaiser erwiderte: "Ich trinke auf das Wohl der österreichisch=ungarischen Armee, sie leben hoch, nochmals Hoch, dreimal hoch!" Laute Jubelstürme begleiteten alle Toaste. - Kaiser Franz Josef sprach mit warmer Betonung, Kaiser Wilhelm scharf pointiert.
Der mächtige Eindruck dieser kaiserlichen Tischreden ging über jede Beschreibung. Dieser Eindruck spiegelte sich sichtlich im Antlitze aller hohen Würdenträger wieder, die an dem Galadiener theilnahmen. War aber schon die Wirkung der ersten Toaste außerordentlich, so wurde der Effekt noch gesteigert durch die zweiten, den beiderseitigen Armeen dargebrachten Trinksprüche. Diese letzteren waren sichtlich improvisiert. Kaiser Wilhelm selbst war, als er das Lob seiner Armee aus dem Munde des Kaisers Franz Josef vernahm aufs freudigste erregt. Rasch erhob er sein Glas, und mit sichtlicher Bewegung, mit beflügelter Eile sprach er den Toast auf die österreichische Armee. Das dreimalige Hoch rief er mit begeistertem Accente und hellster Klangfülle. Die anwesenden deutschen Generale und Würdenträger stimmten in das Hoch des Kaisers laut und begeistert ein. Es herrschte allgemeine freudige Bewegung. Ein Beamter des Oberhofmeisteramts diktirte hernach den auf der Galerie anwesenden Vertretern der Presse den authentischen Text der beiden ersten Kaisertoaste, der ihm kurz zuvor in einem versiegelten Couvert übergeben worden war. Die Toaste auf die Armeen konnte er nicht diktiren, da keine Abschrift derselben existirte, woraus sich wohl ergiebt, daß dieselben ohne Vorbereitung und nur aus der Eingebung des Momentes gesprochen waren.
Der übrige Theil des Galadiners verlief fast formlos unter dem mächtigen Eindruck der erlebten durch die Toaste hervorgerufenen begeisterten Scenen. Als nach dem Galadiner, welches 7 1/4 Uhr beendet war, Cercle gehalten wurde, stand noch alles unter dem Eindruck des eben Erlebten. Ueberall bildeten die Trinksprüche der beiden Kaiser den ausschließlichen Gesprächsstoff.


Aus Stuttgart wird jetzt berichtet, daß die plötzliche Aenderung in den Reisebestimmungen des Kaisers dadurch veranlaßt worden sei, daß in Berlin Drohbriefe eingelaufen waren, welche ein Attentat auf den Kaiser während seiner Reise in Aussicht stellten. Die Stuttgarter Polizei sei von Berlin aus deshalb zu besonderer Wachsamkeit aufgefordert worden; auch sei die Spalierbildung durch Militär bei der Ankunft und Abfahrt des Kaisers in Stuttgart auf Wunsch seiner Umgebung angeordnet worden. Neuerdings geht das Gerücht, es seien anarchistische Briefe aus "Zürichs eingefangen worden, welche auf Anschlägen gegen das Leben des Kaisers hindeuteten.
In Süddeutschland hat sich weder Fürst noch Volk durch die Veröffentlichung des Tagebuches des Kaisers Friedrich verstimmen lassen. Der Empfang des Kaisers Wilhelm in Stuttgart und München konnte nicht glänzender und herzlicher sein, als es der Fall war, und der Abschied wurde womöglich noch wärmer durch den Eindruck, den die männliche und volle Persönlichkeit des jungen Kaisers hervorrief, und durch die Wärme und Bedeutung seiner Trinksprüche, die durch die ganze Welt fliegen. Jedermann fühlte heraus: Ein Mann, ein Wort! und ein ganzer deutscher Mann! Der prächtige Trinkspruch, den er an der Galatafel in München ausbrachte, lautet: "Der Hintritt Meines kaiserlichen Vaters und Großvaters legte Mir angesichts der schweren Pflichten große Sorgen aufs Herz. Jedoch wie 1870 das bayerische Königshaus und Volk hochherzig den Impuls zur deutschen Einigung gaben, so war es Ew. kgl. Hoheit der als erster Mir beim Regierungsantritt mit hochherziger Bundesfreundschaft die Sorgen erleichtern half. Es ist nothwendig für unser Volk angesichts der großen Aufgaben, welche ihm erwachsen, daß die deutschen Fürsten zusammenstehen. Und Ich gelobe hier mit Hohenzollerntreue Ew. königlichen Hoheit und dem bayerischen Königshaus Bundesfreundschaft mit dankbarem Hinblick auf den großartigen und herzlichen Empfang, welcher Mir zu theil geworden ist. Ich fordere Sie Alle auf das Glas mit mir zu erheben im Ruf: "Seine königliche Hoheit der Prinz=Regent lebe hoch!"
In das Münchener Stadtbuch hat sich der Kaiser mit großen Zügen eingeschrieben: "Wilhelm, deutscher Kaiser, König von Preußen. 2. October".
In Konstanz am Bodensee wurde dem Kaiser Wilhelm eine besondere Ueberraschung zu Theil. Das uralte Haus "Zum hohen Hafen" ist die Stätte

[ => Original lesen: 1888 Nr. 79 Seite 6]

wo der Burggraf Friedrich von Nürnberg, der Uhran des Kaisers, von dem römischen Kaiser Sigesmund mit der Mark Brandenburg belehnt wurde. Das war die erste Staffel zum mächtigen Aufblühen des Hohenzollernstammes. Der Rath der Stadt hat an diesem Haus das ursprüngliche Abbild anbringen lassen und die Abbilder samt kurzer Chronik dem Kaiser überreicht, was diesem große Freude machte. Aus einem Erker des Hauses guckt Kaiser Sigismund mit der Krone und dem Kopf heraus und Kaiser Wilhelm grüßte ihn lächelnd und trank einen Ehrenbecher Seeweins auf die Stadt Konstanz bis zum letzten Tropfen und machte die Nagelprobe. Ein uraltes Volkslied singt: Konstanz liegt am Bodensee, wer's nicht glaubt, mag selber hingeh'!
- Beide Kaiser und die übrige hohe Jagdgesellschaft nahmen am 6. October an der Hochwildjagd in der Umgebung von Schwarzenbach Theil. Die Gemsenjagd ist bis zum Eintrat besserer Witterung ausgesetzt, weil in Folge des Schneefalls in den Bergen Absturzgefahr für die Treiber droht.
Wie aus Hamburg gemeldet wird, ist Geffckens Angelegenheit bereits an das Reichsgericht zu Leipzig verwiesen. Es wird also zweifellos Anklage wegen Hoch= und Landesverrathes erhoben werden, und zwar auf Grund des § 92 1. des R.=St.=G.=B.
Das russische Kaiserpaar hat am Donnerstag in Jekatterinodar einem Aufzug der Cubankosaken mit den historischen Emblemen beigewohnt. Derselbe war zur Hauptsache eine Huldigung für den Großfürsten=Thronfolger, welcher bekanntlich Hetmann aller Kosaken ist. Später wurden vom Kaiser Deputationen von Kosaken empfangen, welche werthvolle Geschenke, darunter 9 prachtvolle Pferde, darbrachten.


- Schönberg. In Anknüpfung an die im August von uns gebrachte Mittheilung in Betreff der von der Großherzoglichen Hoftheater=Intendantur zu Schwerin im Laufe der Spielzeit 1888/89 beabsichtigten 6 Fremden=Abonnements=Vorstellungen sind wir jetzt in der Lage, den Lesern unserer Anzeigen das Folgende berichten zu können. Die Betheiligung ist in diesem Jahre namentlich durch die Ausdehnung auf die Städte Parchim, Goldberg und Neukloster, eine noch größerere als im Vorjahre, so daß die Intendantur, um alle Wünsche der Abonnenten möglichst befriedigen zu können, sich zu einer Dreitheilung des Abonnements entschlossen hat und demnach im Ganzen 18 Fremden=Vorstellungen stattfinden werden. Die erste Abtheilung umfaßt die Abonnenten an den Eisenbahnstrecken Kleinen=Rostock, Bützow=Neubrandenburg, Blankenberg=Neukloster und Blankenberg=Goldberg, die zweite Abtheilung die Abonnenten an den Eisenbahnstrecken Kleinen=Wismar=Doberan und Kleinen=Lübeck, die dritte Abtheilung die Abonnenten an den Eisenbahnstrecken Schwerin=Hagenow, Hagenow=Grabow, Ludwigslust=Parchim und Schwerin=Crivitz. Die Eisenbahn=Verwaltungen sind in entgegenkommendster Weise bereit gewesen, durch Bewilligung des einfachen Fahrpreises für Hin= und Rückfahrt und durch Stellung von Extrazügen auch den Minderbemittelten die Theilnahme zu ermöglichen und die Dauer der Abwesenheit von Hause auf die kürzeste Zeit zu bemessen. - Die Abonnenten der Abtheilung I benutzen zur Reise nach Schwerin die Züge 11.35 von Rostock, 9.59 von Neubrandenburg und die von der Wismar=Karower Bahn von Neukloster bezw. Goldberg ab zum Anschlusse an den 1.15 von Blankenberg abgehenden Zug zu stellenden Extrazüge. Die Rückfahrt erfolgt um 9 Uhr von Schwerin aus, und fährt die ebengenannte Bahn ihren letzten Zug von Blankenberg bis Neukloster durch. Die Abonnenten der Abtheilung II fahren mit dem Zug 1.30 ab Doberan bezw. 4.10 ab Wismar und 12.15 ab Lübeck. Die Rückfahrt erfolgt 10.35 von Schwerin und weiter von Wismar um 12 Uhr mit Extrazug der Wismar=Rostocker Bahn. Die Abonnenten der Abtheilung III benutzen zur Hinfahrt von Grabow aus den Zug 3.29 die Parchim=Ludwigsluster Bahn stellt von Parchim aus zum direkten Anschluß an diesen Zug einen Extrazug, und die Mecklenburgische Friedrich=Franz=Eisenbahn wird zum Anschluß an den 4.21 in Hagenow ankommenden Zug von hier aus die gesammten Abonnenten (also auch diejenigen aus Hagenow und Umgegend) ebenfalls mit Extrazug nach Schwerin befördern. Die Rückfahrt erfolgt mit dem 10 Uhr Zuge von Schwerin bezw. mit Extrazug von Ludwigslust nach Parchim sofort nach Ankunft des Zuges in Ludwigslust. Von den Abonnenten aus Crivitz ist der Zug 12 Uhr zur Fahrt nach Schwerin zu benutzen. - Die gesammten Eisenbahn=Verwaltungen haben die Bedingung gestellt, daß die vorstehend genannten Züge zur Fahrt nach Schwerin benutzt werden; will indessen ein Abonnent mit einem früheren Zuge fahren, dann muß er sich rechtzeitig vorher beim Bahnhofs=Vorstande melden, welcher seine Mitfahrt genehmigt, falls Platz im Zuge vorhanden ist. Wie groß die Betheiligung aus einzelnen Städten ist, ergiebt sich daraus, daß sich an Abonnenten gemeldet haben aus Bützow 51 (im Vorjahre 51), aus Rostock 81 (35), aus Güstrow 94 (76), aus Neukloster 18 (3), aus Goldberg 11 (6), aus Wismar 162 (170), aus Neubukow 25 (14), aus Doberan 38 (36), aus Kröplin 24 (17), Grevesmühlen 56 (65), aus Schönberg 34 (36), aus Hagenow 83 (74), aus Lübtheen 6 (-), aus Ludwigslust 25 (40), aus Grabow 59 (43), aus Neustadt 8 (9), aus Parchim 57 (-), aus Crivitz 73 (48). - Die Theater=Abonnements= und die Eisenbahnfahrbillets werden in nächster Zeit nach vorheriger Bekanntmachung der Hoftheater=Intendantur an den Eisenbahnstationskassen zur Ausgabe gelangen.
- Kaiser Wilhelm hat in Wien auch dem Maler Angeli, der seit Jahren am Berliner Hof eine gern gesehene und vielbeschäftigte Persönlichkeit ist, in seinem Atelier einen Besuch abgestattet. Da Kaiser Wilhelm sich vorher nicht hatte anmelden lassen, überraschte er den Maler mitten in der Arbeit. Der Besuch Kaiser Wilhelms galt in erster Linie der Besichtigung seines Portraits, zu welchem er Ende August in Berlin gesessen hat. Das Porträt stellt den deutschen Kaiser in Lebensgröße und voller Figur, aufrecht stehend, dar. Er trägt die Generalsuniform; neben ihm liegen Krone, Szepter und Reichsapfel, der Krönungsmantel ist mit wirkungsvollem Faltenwurf über den Thronsessel gebreitet. Das Porträt ist ein sogenanntes Repräsentationsbild, welches seinen Platz im königlichen Schloß zu Berlin finden wird und von dem Copien in Kupferstich und Oeldruck in den Handel kommen werden. Das künstlerisch durchgeführte Bild hat den vollen Beifall des Kaisers, den er in besonders anerkennenden Worten Ausdruck gab, gefunden.
- Allerlei Drolliges wird gelegentlich des Kaiserbesuches in München erzählt. Graf Herbert Bismarck sah in der Kunstgewerbeausstellung einen Renaissance=Maßkrug, der in drolliger Weise das bekannte: "Mensch ärgere dich nicht!" vor Augen führt. Er kaufte den Krug sofort mit dem Bemerken: "Das ist ja etwas für meinen Papa". Bei der Rückkehr des Kaisers zum Centralbahnhof hatte sich ein katholischer Männerverein vor dem Regen unter das Vordach eines Hotels geflüchtet und will, als der Kaiser naht, wieder Spalier bilden; da tönt eine Stimme entgegen: "Bal der Papst einziagt, nacha dürfte es vor, heut' san mir selber Spalier."
- G. Pschorrs Bier in München hat auf der Weltausstellung in Brüssel die höchste Auszeichnung das Ehrendiplom erhalten.
- Die naserümpfenden Verächter des deutschen Schaumweins mögen es sich gesagt sein lassen, daß an der Hoftafel in Stuttgart zu Ehren Kaisers Wilhelm anfangs deutscher Schaumwein getrunken wurde und vortrefflich schmeckte, französischen Champagner gab's erst zum Schluß.
- Als Geschenk für den Grafen Herbert Bismarck bestellte Humbert von Italien in Rom einen großen mit Gold ciselirten silbernen Becher. Auf dem Deckel desselben sind vier Genien, welche Kraft Mäßigung, Gerechtigkeit, und Klugheit darstellen. Der Becher ruht auf Löwenköpfen und trägt die Wappen Italiens und Deutschlands.
- Im Riesengebirge hat der Winter bereits seine Herrschaft angetreten. Die abhänge des Hochgebirgskammes zeigten sich am Montag mit Schnee bedeckt.


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