No. 78
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. Oktober
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 78 Seite 1]

S. M. der Kaiser hat der Kaiserin Augusta Viktoria, seiner Gemahlin, den Schwarzen Adlerorden verliehen.
Zum Besuche des Kaisers in Lübeck weiß die "L. Z." das Folgende zu berichten: "Obgleich endgültige Dispositionen noch nicht getroffen sind, erscheint es nicht ausgeschlossen, daß Se. Majestät der Kaiser in den letzten Tagen dieses Monats auf der Fahrt von Hamburg, woselbst er an den Zollanschlußfeierlichkeiten Theil zu nehmen gedenkt, nach Schwerin nicht nur Lübeck berühren, sondern hierselbst auch einen mehrstündigen Aufenthalt nehmen wird. Die Bauten innerhalb des Rathhauses werden für alle Fälle derart beschleunigt, daß das Treppenhaus wenigstens bis zum 29. October einen fertigen Eindruck macht. Dem Vernehmen nach besteht die Absicht, dem Kaiser hier ein Dejeuner anzubieten, falls Se. Majestät unserer Stadt die Ehre eines Besuches gewähren sollte."
Der Kaiser hat, wie die Post aus guter Quelle erfährt, seinen Aufenthalt in Hamburg und Altona auf 1 1/2 Tag festgesetzt. Der hohe Gast wird beim kommandirenden General des IX. Armeekorps, General der Infanterie von Lescynski, in Altona Wohnung nehmen, während Hamburg die Ehre haben wird, dem Kaiser ein Festessen in der Kunsthalle zu geben.
Kaiser Wilhelm ist in Süddeutschland, in Stuttgart, auf der Reise nach dem Bodensee und an dessen Ufern mit einer enthusiastischen, geradezu stürmischen Begeisterung empfangen worden. Eine Friedens=Triumphreise wird die ganze Fahrt für den jungen Herrscher. Der Kaiser hat aufrichtig bedauert, nur einen Tag in Stuttgart bleiben zu können, so hat die schwäbische Herzlichkeit ihn erfreut, und er hat den Bewohnern des schönen Schwabenlandes seinen Dank in einer Weise ausgesprochen, wie sie seiner und vortrefflicher nicht gefunden werden kann. Auf dem ihm im Stuttgarter Schlosse gegebenen Galadiner sagte der Kaiser nach dem amtlichen Bericht des deutschen Reichsanzeigers: "Aus tiefbewegtem Herzen spreche ich Ew. Majestät meinen innigsten Dank aus für die gnädige Einladung und den herzlichen Empfang, den Allerhöchstdieselben und Ihr ganzes Volk mir bereitet haben. Ich bitte Ew. Majestät, mir zu glauben, daß ich mit besonders warmen Empfindungen hierher gekommen bin, denn dieses reichgesegnete Land und dieses herrliche Volk, über welches Ew. Majestät regiert, hat im Mittelalter viele der edelsten deutschen Fürsten, welche die Geschicke des Landes leiteten, hervorgebracht. Ganz besonders zieht mich hierher, daß das schwäbische Land auch die Wiege meines Hauses gewesen ist, auch in meinen Adern rollt schwäbisches Blut ebensogut wie in den Adern der Herren, die hier versammelt sind. Von fester und unverbrüchlicher Anhänglichkeit an dieses Land und seinen Herrn beseelt erhebe ich mein Glas und rufe: "Se. Majestät der König und Ihre Majestät die Königin von Württemberg, Sie leben hoch, hoch, hoch!" Auf der Insel Mainau, wo der Kaiser am Freitag Spätabend unter jubelnden Ovationen angekommen ist, fand am Sonnabend zugleich die Aussöhnung der Hohenzollern mit dem Herzog Adolph von Nassau statt, der seit 1866 jede Begegnung mit dem Beherrscher Preußens vermieden hatte. Der Herzog, welcher in Constanz Wohnung genommen, stattete von dort aus dem Kaiser in Mainau einen Besuch ab. Nachmittags 3 Uhr kam Kaiser Wilhelm in Erwiderung dieses Besuches nach Constanz. Städtische Behörden empfingen ihn am Hafen, in einem goldenen Pokal wurde dem Kaiser ein Ehrentrunk dargeboten. Auf der Fahrt durch die prächtig geschmückten Straßen nach dem Inselhotel, wo der Herzog sein Absteigequartier genommen, wurde der Kaiser von der dichtgedrängten Menschenmenge mit begeisterten Zurufen begrüßt. Beim Inselhotel empfing der Herzog seinen hohen Gast an der Treppe und geleitet denselben unter lebhaftem Gespräch in seine Gemächer. Bei der Rückkehr wiederholte sich die jubelnde Begrüßung seitens der Bevölkerung. Sonntag wurde auf Mainau im Familienkreise der Geburtstag der Kaiserin Augusta gefeiert. Vormittags wurde der Gottesdienst in der Schloßkapelle besucht, nachmittags war Familientafel. Zahlreiche Glückwünsche trafen ein. Am Montag nachmittag fuhr der Kaiser per Dampfer nach Lindau und von da über Kempten nach München, wo die Ankunft abends 9 Uhr erfolgte. Dienstag abend ist die Weiterreise nach Wien angetreten, wo der Kaiser am Mittwoch eintraf.
Das deutsche Schulgeschwader hat Ordre erhalten, sich mit thunlichster Beschleunigung nach Neapel zu begeben, wo es an der großen Flottenrevue theilnehmen soll. Das Geschwader wird befehligt vom Kontre=Admiral Hollmann und besteht aus den Schiffen "Stosch", "Charlotte", "Moltke" und "Gneisenau".
In Rom trifft Kaiser Wilhelm am 11. October um 2 Uhr nachmittags ein, wo er am Bahnhof vom König, dem Kronprinzen und den Behörden empfangen werden wird. Dann geht's zum Quirinal, wo die Königin den Kaiser erwartet. Am 12. October große Galatafel, am Tag darauf große Revue über 28 000 Mann Truppen; am Abend findet Empfang auf dem Kapitol, Besichtigung des Kolosseums und anderer Monumente statt. Am Sonntag, den 14. October, Besichtigung des Forum Romanum und des Palatiums, sowie der öffentlichen Gebäude; am 15. October Ausflug und Besichtigung der Umgebung von Rom, große Galatafel und Empfang und Concert bei Hof. Am 1.6. Ausflug nach Neapel, 17. Flottenrevue und Stapellauf des neuen Panzerschiffes "König Humbert". Am 18. großes Concert am Abend auf der Piazza del popolo und Fackelzug bis zum Quirinal. Am 18. October erfolgt die Abreise. Der Tag des Besuches im Vatikan ist noch nicht genügend festgestellt, nur soviel ist gewiß, daß derselbe in Privatequipagen vom Palazza Caffarelli, dem deutschen Botschaftspalais aus, erfolgt.
Am Rathaus in Rom lautet die lateinische

[ => Original lesen: 1888 Nr. 78 Seite 2]

Inschrift auf deutsch: Wilhelm II., der deutsche Kaiser und erhabene König von Preußen, der als Gastfreund des Königs Humbert von Italien in der Stadt weilte, um das Bündniß und die Freundschaft zwischen den Deutschen und Italienern zu befestigen, die mit gleichem Eifer und Erfolg die Größe ihres Vaterlandes vertheidigt haben, ist unter freudiger Zustimmung der gesammten Bürgerschaft in feierlicher Weise zum Rathhaus auf dem Kapitol eingeholt worden.
Seiner nachbarlich=unfreundlichen Stimmung gegen die Elsässer giebt der Pariser "National" in nachstehender Auslassung unverkennbar Ausdruck. Er schreibt: "Seit einigen Jahren verlassen viele Elsässer ihr Land, in dem Augenblick, da sie Militärdienst leisten sollen, und flüchten sich nach Frankreich, wo sie als Fremde angesehen werden. Diese von jeglichem Militärdienste freien jungen Leute finden natürlich leicht ein Unterkommen. Ihr Titel eines Elsässers, der alles verlassen hat, um nicht die Pickelhaube zu tragen, gewährt ihnen leichten Zutritt in den Handlungshäusern, Werkstätten und Fabriken Belforts. So kommt es vor, daß die vom Militär entlassenen Franzosen ihre Plätze durch diejenigen besetzt finden, welche gewöhnlich "Vaterlandslose" genannt werden. Indes unsere Söhne freudig die schweren Lasten ertragen, welche ihre Eigenschaft als Franzosen ihnen auferlegt, machen sich die Vaterlandslosen gemächlich breit und füllen ihre Börsen. Wenn sie das Alter von 26 oder 28 Jahren erreicht haben, lassen sie sich naturalisiren, machen eine Waffenübung mit und salben sich zu Franzosen und Patrioten. Ein gutes Gesetz meine Herren Abgeordnete, um diese Kerle zu zwingen, gleich uns, drei Jahre in der Kaserne zuzubringen!"
Der deutsche Reichstag soll in der zweiten Hälfte des November zusammentreten und dann soll demselben sofort die Budget= und die Altersversicherungs=Vorlage zugehen. Ein Antrag auf anderweitige Regelung der Sozialistengesetz=Frage wird in dieser Session weder vom Reichstag selbst noch vom Bundesrath erwartet.
- Die Köln. Volks=Ztg. meldet aus zuverlässiger Quelle, dem Reichstage werde eine Vorlage wegen Erhöhung des Gehalts der Premier=Lieutenants zugehen.
In Berlin ist die Verständigung zwischen den Nationalliberalen und Konservativen für die Landtagswahlen in letzter Stunde daran gescheitert, daß die Konservativen Stöcker nicht fallen lassen wollen.
Die Suez=Kanal=Konvention wird voraussichtlich in den nächsten Tagen in Konstantinopel unterzeichnet werden. Die Schwierigkeiten, welche dem seitens der Pforte entgegenstanden, sind dadurch gehoben worden, daß man am Goldenen Horn endlich eingesehen hat, daß mit der Regelung der Suez=Kanal=Frage England ein gewichtiger Vorwand zur Verlängerung der Okkupation Aegyptens entzogen wird.
Wiener Blätter berichten, daß der russische Thronfolger sich in Gmunden mit seiner Cousine, der Prinzessin Maud, dritten Tochter des Prinzen von Wales, verlobt habe.
Der Sultan ist gewaltig erschrocken. Es hat sich herausgestellt, daß das Zimmer seines Leibeunuchen und Leibkammerdieners, das gerade unter seinem Zimmer liegt, ein wahres Zeughaus von Waffen war, voll von Revolvern, Schießwerkzeugen und Munition aller Art; der Sultan hätte sich nur mucksen dürfen, so war er in die Luft gesprengt. Ebenso sah's in den Zimmern vieler anderen aus.


- Schönberg. Die Einerntung der Kartoffeln im hiesigen Fürstenthume hat überall begonnen und ist in den meisten Fällen auch bereits beendigt. Läßt sich auch das Resultat der Ernte bisher noch nicht ganz übersehen, so ist doch schon soviel festgestellt, daß die schlimmen Befürchtungen, welche durch die fortwährend kalte und nasse Witterung des Sommers wachgerufen wurden, keineswegs Bestätigung gefunden haben; mag auch der Ertrag der ganz schweren leider ein geringfügiger nur zu nennen sein, so haben die leichteren Felder doch einen sehr guten Ertrag geliefert, obwohl die Kartoffelkrankheit auch Verwüstungen angerichtet hat. Auf der Feldmark Schönberg und auch in den Gärten gab die Ernte kaum einen niederen Ertrag als in guten Jahren, und hoffen wir daher, daß die Preise sich auch nicht sehr viel höher stellen werden als in den Vorjahren. Bestätigt wird dies auch schon dadurch, daß für beste Daber'sche Speisekartoffeln, die von auswärts eingeführt wurden, hier nur 5 M. pro 200 Pfund gefordert und bezahlt wurden.
- Schönberg. Im März d. J. kaufte der Maurermeister H. Burmeister das am Markt belegene Hinzelmann'sche Grundstück c. p. in dem gerichtlichen Ueberbotstermin für den hohen Betrag von 18 050 M., wie es glaubhaft hieß, zum Zweck der Erbauung eines Posthauses. Die weiteren Verhandlungen des Unternehmers mit der Oberpostdirection zur Ausführung dieses Baues führten zu keinem befriedigenden Resultat und wurden schließlich abgebrochen. Unsere Stadt wird aber dennoch ein neues Postgebäude erhalten und zwar wird dasselbe auf dem Grundstücke Nr. 30 am Markt (dem ehemals Friedrich'schen Gehöft) erbaut, welches der Zimmermeister Egert von hier zu diesem Zwecke für 13 000 M. kaufte, nachdem derselbe mit der Oberpostdirection zu Schwerin die Bedingungen zum Posthausbau vereinbart und abgeschlossen hatte.
- Schönberg. Dem Vernehmen nach wird beabsichtigt, auch in Grieben eine Postagentur zu errichten und möglichst bald in Wirksamkeit treten zu lassen; der dortige Eisenbahnstationsverwalter wird die Verwaltung der Agentur mitübernehmen.
Brillante Belohnung. Unteroffizier: "Einjähriger Beyer, heilte haben Sie gut aufgepaßt und zufriedenstellend exercirt, - dafür dürfen Sie mir auch mal eine gute Cigarre anbieten."
- Auch ein Mangel. Rittmeister: "Na, nun werd ich allmählich ans Heirathen denken; wie stehts mit Ihnen, Premier? Premierleutnant: "Bedaure, ich habe die nöthigen Schulden noch nicht beisammen."


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Ziethen sub Nr. III belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Johann Lange daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 15. Oktober d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welchen ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 28. Juli 1888.

Großherzliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Herrnburg sub Nr. V belegene Vollstelle c. p. des Ludwig Röper daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 2. Oktober 1888.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


[ => Original lesen: 1888 Nr. 78 Seite 3]

Im Auftrage der Erben des verstorbenen Schmiedemeisters C. Köhler hieselbst habe ich deren zu Schönberg an der Siemzerstraße sub. Nr. 199 belegenes Wohnhaus nebst Schmiede, Hintergebäude, Garten etc. und ca. 100 Scheffeln Ackerland resp. Wiesen zu verkaufen.
Reflectanten ertheile ich nähere Auskunft.
Schönberg, den 5. October 1888.

                                                    H. Fölsch.
                                                    Rechtsanwalt und Notar.


Torf=Auction
am Sonnabend, den 1. September cr.

unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über 100 Mille Preßtorf.
Versammlung Morgens 9 Uhr auf meinem am Lübseer Wege gelegenen Moore.
Roduchelsdorf, den 23. August 1888.

P. Grevsmühl.       


H. Scheer,
Schirmmacher,

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Reperaturen führe prompt und bestens aus.


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Ich bringe hiermit in Erinnerung, daß ich selbstverfertigtes Strickgarn in verschiedenen Farben und braunen, blauen und grauen Flanell, auch blaues Wollenzeug, bester Qualität, zum billigsten Preise verkaufe, auch Wolle kratze und spinne.

J. Voss, Tuchmachermeister.        


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Schönberg.                                                     G. Breuel.


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am Dienstag, den 9. October cr.

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[ => Original lesen: 1888 Nr. 78 Seite 4]

P. P.                          

Hiermit beehren wir uns, Sie von der Eröffnung eines Herren-Confection-Geschäftes nach Maass unter der Firma

Planthaber & Heitmann

hier, Boye'schem Gasthof gegenüber, in Kenntniß zu setzen. Für größte Solidität unserer Lieferungen übernehmen wir Garantie und bürgen unsere Namen für reellste und prompteste Bedienung.
Selbst nicht von uns entnommene Stoffe werden verarbeitet.
Wir geben uns der angenehmen Erwartung hin, daß Sie bei billigst gestellten Preisen recht bald Veranlassung nehmen werden, uns Ihre werthen Aufträge zuzuwenden.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Planthaber & Heitmann.


Das Putz- und Manufactur-Geschäft von P. Planthaber befindet sich jetzt Siemzerstraße Boye's Gasthof gegenüber.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                                              P. Planthaber.


Stadt Lübeck.
Während der Markttage                          
Gesangvorträge
der Gesellschaft Stoll aus Lübeck.                          


Zu dem am 7. und 8. October cr. bei mir stattfindenden

Scheiben-Schiessen
ladet ergebenst ein                                                    
                                                    C. Fahrenkrug. Lüdersdorf.
Am 8. October Ball.


Am Sonntag den 14. October
Tanzmusik
bei                                                    F. Sterly
                                                          in Selmsdorf.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung
am Sonntag, den 7. October 1888,
Nachmittags 3 Uhr im Vereinslocal.                          

                  Tagesordnung:
    1, Feier des Geburtstages Sr. K. Hoheit des Großherzogs.
    2, sonstige Vereinsangelegenheiten.

Der Vorstand.        


Zur Herbst- und Winter-Saison empfehle meine reichhaltige Auswahl in fertigen

Herren-Garderoben
sowie mein Lager in
Buckskin- & Paletots-Stoffen

vom billigsten bis zu den feinsten Genres. Nach Maaß in kürzester Zeit. Für die größte Solidität meiner Lieferungen übernehme Garantie zu ganz außergewöhnlich billigen Preisen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    H. Hundt, Herrenkleidermacher.


Geschäfts=Verlegung.

Meinen geehrten Freunden und Gönnern die ergebene Anzeige, daß ich vom Donnerstag den 4. d. Mts. mein Geschäft nach der oberen Marienstr. 37. verlegt habe. Für das mir bisher in so reichem Maße bewiesene Wohlwollen bestens dankend, bitte ich dasselbe mir auch fernerhin erhalten zu wollen.

Achtungsvoll
W. Maack. Barbier und Zahntechniker.


Winterhüte
in Filz, Tuch, Sammet und Plüsche empfiehlt bestens
                                                    H. Scheer.


Verspätet.

Nach Gottes unerforschlichem Rathschluß entschlief zu einem besseren Erwachen am 30. v. M. mein einziger theurer Bruder, der

Secretair A. Zimmermann

zu Kogel bei Malchow.
Die Traueranzeige allen Bekannten der lieben Heimath von dem tiefbetrübten Bruder des Entschlafenen.
Lübz i. M., den 4. October 1888.

E. Zimmermann.        


Eintragungen in das Standesamts=Register des Standesamts=Bezirks Carlow.

a. Geburten:

Dem Hauswirth Heinrich Jabs zu Carlow 1 T.
Dem Arbeitsmann Heinrich Wellner zu Kuhlrade 1 S.
Dem Weber Heinrich Warncke zu Carlow 1 S.
Dem Arbeitsmann Joachim Wienck zu Carlow 1 S.
Der unverehelichten Caroline Beckmann zu Cronscamp 1 S.
Dem Arbeitsmann Heinrich Grube zu Samkow 1 S.
Dem Arbeitsmann Joachim Hundt zu Samkow 1 S.
Dem Zimmergesellen Joachim Jahus zu Kuhlrade 1 T.
Dem Arbeitsmann Johann Kaven zu Pogez 1 T.

b. Eheschließungen:

Der Pferdeknecht Jochim Peter Heinrich Wigger zu Törpt mit Maria Catharina Vierig zu Hof Stove.
Der Klempnergeselle Heinrich Carl Louis Schramm zu Carlow mit Catharina Maria Magdalena Beckmann zu Carlow.

c. Sterbefälle:

Der Altentheiler P. Hein Möller zu Klocksdorf, 80 J. 9 Mt. alt.
Magdalena Krakow geb. Ahrendt zu Klocksdorf, 58 J. 9 M.
Dem Hauswirth Heinrich Holst zu Carlow 1 todtgeb. S.
Emil Carl Kreutzfeldt zu Kuhlrade 7 1/2 Mt. alt.
Joachim Heinrich Wellner zu Kuhlrade, 17 Stunden alt.
Der Krüger Hans Joachim Heinrich Heitmann zu Klocksdorf, 36 J. 9 Mt. alt.
Die Hauswirths=Wittwe Catharina Margaretha Robrahn geb. Dierck zu Carlow, 74 J. 10 Mt. alt.
Die Arbeiterfrau Catharina Magdalena Fick zu Kl. Pogez, 78 J. 5 Mt. alt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 7. Otocber.
Ernte=Dankfest.
(Collecte für den Gustav=Adolf=Verein.)

        Vormittagskirche: Pastor Langbein.
        Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kaempffer.
           Amtswoche: Pastor Langbein.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 1.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 78 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 78 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 5. October 1888.


Aus Kaiser Friedrichs Tagebuch von 1866 veröffentlicht die "Kieler Ztg." einen Bericht über die Schlacht von Königgrätz. Dieser Bericht enthält außer dem nachstehend abgedruckten Schlußsatz keinerlei politische Bemerkungen. Dieser lautet:
"Ich fühlte, daß heute für Preußen einer der bedeutungsvollsten Tage eingetreten war, und bat Gott, den König und seine Räthe zu erleuchten, damit auch die richtigen Folgen für Preußens und Deutschlands Heil und Zukunft daraus erwüchsen. Lebhaft habe ich diese Nacht von meiner Frau und von meinen Kindern geträumt."
Dem unglücklichen König Ludwig von Bayern kann sein Verdienst um den Sieg von 1870 und die Erhebung Deutschlands zum Kaiserreich und Kaiserthum in keiner Weise verkleinert und genommen werden. An demselben Tag, da Preußen mobil gemacht hatte, ordnete er telegraphisch von Berg aus die Mobilmachung des bayrischen Heeres an und gab damit den Ausschlag für Süddeutschland. Als dann König Wilhelm den Oberbefehl über das deutsche Heer übernahm, telegraphirte König Ludwig an ihn: "Ihr soeben erhaltenes Telegramm hat in meiner Brust den freudigsten Wiederhall erweckt. Mit Begeisterung werden meine Truppen an der Seite Ihrer ruhmgekrönten Waffengenossen für deutsches Recht und deutsche Ehre den Kampf aufnehmen. Möge es zum Wohl und Heil Deutschlands werden."
Der Einsender des Tagebuches Kaiser Friedrichs an die "Deutsche Rundschau" ist wider Erwarten schnell entdeckt und bekannt geworden. Es ist der aus Hamburg gebürtige und jetzt dort als Geh. Justizrath lebende frühere Professor Dr. Geffcken. Der Herausgeber der Deutschen Rundschau hat ihn der Staatsanwaltschaft in Berlin namhaft gemacht, und diese hat in Hamburg am Freitag Anweisung gegeben, bei Geffcken eine Haussuchung vorzunehmen. Prof. Geffcken war nicht anwesend, er weilte seit etwa 8 Tagen auf Helgoland. Seine Frau, die einzige Tochter Karl Immermanns, reiste sofort nach Helgoland ab und traf mit ihrem Mann, der die Absicht hatte, sich dem Gericht zu stellen, am Sonnabend Abend auf dem Venloer Bahnhof in Hamburg ein, wo dann die Verhaftung erfolgte. Prof. Geffcken stammt aus einem reichen hamburger Haus und hat seit der Bonner Studienzeit des verstorbenen Kaisers Friedrich mit diesem in dauerndem engen Verkehr gestanden. Damals studierte auch Geffcken in Bonn und gehörte zu dem engeren vertrauten Kreis des Prinzen.
Prof. Dr. Geffcken ist schon am Sonntag zu einem dreistündigen Verhör dem Oberstaatsanwalt Dr. Hirsch in Hamburg vorgeführt worden. Am Montag hat vor dem Untersuchungsrichter eine längere Vernehmung stattgefunden. Die Familie Geffckens hat sich sowohl nach Berlin wie nach Friedrichsruh mit der Bitte um Freilassung des Verhafteten gegen Kaution gewendet, ist jedoch abschlägig beschieden worden. Die Frage, was Geffcken dazu veranlaßt hat, das Tagebuch zu veröffentlichen, bildet jetzt in der Presse den Stoff erregter Erörterungen, doch ist unter all den vorgebrachten Ansichten nicht eine, die als die zutreffende bezeichnet werden könnte. Daß Geffcken ein Gegner Bismarcks und seiner Politik gewesen ist, unterliegt keinem Zweifel, doch wird er selbst sprechen müssen, um das Räthsel, vor dem ganz Deutschland steht, zu lösen. Die offiziösen Blätter schweigen, die deutschfreisinnigen aber triumphiren, daß nicht einer der Ihrigen, sondern ein konservativer Mann als Einsender des Tagebuchs entdeckt worden ist.
Aus Berlin wird der "Allgem. Ztg." in München telegraphisch gemeldet: "der Einsender des Tagebuches, sei von Kaiser Friedrich ermächtigt worden, nach Ablauf von drei Monaten nach seinem Tod mit der Veröffentlichung vorzugehen. Die Richtigkeit dieser Meldung lasse sich vorerst nicht kontrollieren."
Aus London berichtet man, daß Mackenzies Buch über Kaiser Friedrich zu gleicher Zeit am 15. Oktober in London, Paris, Berlin erscheint. Sonntag, den 14. Oktober wird das ganze Buch in einer Specialausgabe des New=Yorker Blattes "Sun" abgedruckt. Mackenzie hat sich manche Einschränkungen gefallen lassen müssen und die Verzögerung ist durch die zahlreichen Berichtigungen der Probebögen verursacht worden.
Ueber die Mackenziebroschüre, deren Veröffentlichung zum 15. Oktober bevorsteht, wird aus London mitgetheilt, daß dieselbe aus drei Theilen besteht. Der erste Theil soll die Krankheitsgeschichte und interessante Mittheilungen über das tägliche Leben, die häuslichen Gewohnheiten und allgemeinen Ideen des Kaisers Friedrich enthalten. Der zweite Theil des Werkes hat den Charakter einer Streitschrift. In derselben wird auszuführen versucht, daß Prof. Gerhardt durch sein elektrisches Aetzen den Krankheitszustand verursacht hat, welchen Mackenzie im Mai vorfand. Außerdem werden die Art, wie Bramann eine unvollkommene Kanüle anwandte und Bergmann eine rauhe Behandlung ausübte, als Ursache hingestellt, warum es Mackenzie nicht möglich war, das Leben des Kaisers noch weiter zu verlängern. Hätte er sich ausschließlich der Behandlung Mackenzies anvertraut, so würde das Leben um mindestens 20 Monate verlängert worden sein. Im zweiten Kapitel des zweiten Theils erörtert Mackenzie kritisch die amtlichen Beziehungen der deutschen Aerzte. Der dritte Theil des Werkes ist wesentlich statistisch. Es wird darin zu zeigen gesucht, wie ungünstig die Ergebnisse der äußeren Operationen des Kehlkopfes sich darstellen. Das Werk gipfelt in der Ausführung, daß nur die "Behandlung des Dr. Gehrhardt im März und April 1887 die Ausbildung des Krebses verschuldet habe.


- Ein Kammerlakai des Kaisers hat einem Berliner Hoflieferanten, der 5000 Mark in Banknoten in Potsdam einkassiert hatte, diese Summe beim Bier aus der Tasche entwendet. Er wurde schon anderen Tages entdeckt und giebt an, er habe das Geld nur retten wollen, weil der Hoflieferant auf einer Bierreise begriffen und trunken gewesen sei. Er ist in Haft.
- Im zoologischen Garten in Berlin sind zwei junge Alpen=Steinböcke mit Ziegenammen aus dem Kanton Walllis eingetroffen; sie sind deshalb sehr werthvoll, weil die Steinböcke am Aussterben sind.
- In Kiel ist am Freitag das englische Nordseegeschwader eingetroffen und im dortigen Hafen vor Anker gegangen. Wahrscheinlich besucht die Kaiserin Friedrich dasselbe.
- In der Nacht vom 20. zum 21. d. Mts. wurde in Neukrug (Kreis Berent, Westpreußen) das Schulhaus von Strolchen überfallen und fast gänzlich zerstört. Der geängstigte Lehrer entfloh, um Hülfe zu holen. Als er mit dem Gendarmen und einem Briefträger zurückkehrte, fand er alles im Hause zerschlagen, aber die Strolche nicht mehr vor. Die Familienmitglieder hatten sich in alle Winkel verkrochen und waren den wüthenden Eindringlingen entgangen.
- In Nienburg a. S. sind 17 Personen an der Trichinosis erkrankt.
- Das Octoberfest in München hat am Sonntag bei herrlichem Wetter und unter ungeheuerer Betheiligung des Publikums begonnen. Mit dem ganzen Hof war auch die Exkönigin Isabella von Spanien erschienen.
- Es war ein für die Erziehung der Jugend

[ => Original lesen: 1888 Nr. 78 Seite 6]

nicht eben glücklicher Gedanke, das Züchtigungsrecht der Lehrer in der Schule allzusehr einzuengen. Es bleibt dabei, wer sein Kind lieb hat, der züchtigt es" und der Lehrer, der es mit seinem Schüler gut meint, der giebt ihm auch manchmal die Gerte zu kosten. In einem Erlaß an die sämmtlichen Schulkollegien der preußischen Monarchie hat darum der preußische Kultusminister v. Goßler die von einzelnen Schulkollegien erlassenen allgemeinen Verfügungen ausdrücklich aufgehoben, welche dem den Lehrern zustehenden Züchtigungsrecht, hinsichtlich des Maßes oder der Art seiner Ausübung, engere Grenzen zogen, als es die allgemeinen Landesgesetze bereits gethan hatten. So kann das gerichtliche Verfahren gegen einen Lehrer künftighin nur dann angestrengt werden, wenn offenbar eine Ueberschreitung der durch die preußischen Landesgesetze vorgezeichneten Grenzen des Züchtigungsrechtes vorliegt.
- Franz Schuberts Sarg ist in Wien unter dem Geleite vieler Tausende von dem alten Gottesacker in den neuen übergeführt worden. Mancher sagt, er war doch nur ein Liederkomponist und ist lange todt! Ja, aber von Liedern, die so schön und ergreifend sind, daß sie noch lange gesungen werden, sie sterben nicht.
- Bei Baku haben in den letzten Tagen wiederholt ziemlich heftige Erdbeben stattgefunden. Die russische Kaiserfamilie ist im Kaukasus eingetroffen und glänzend empfangen worden.
- Nicht weniger als drei innerafrikanische Expeditionen sind jetzt angekündigt: eine deutsche zum Ersatz Emin Beys, eine englische und eine amerikanische zur Aufsuchung Stanleys. Als vierte kommt dazu noch eine englische Expedition, welche sich gleichfalls den Ersatz Emin Beys zur Aufgabe gestellt haben soll. Letztere soll von Walter Edmunds, der früher unter Stanley am Congo gedient hat, organisirt und an der Spitze von 750 mit Remingtongewehren bewaffneten Eingeborenen von Mombassa aus unternommen werden. Angesichts dieses plötzlich ausgebrochenen Expeditionsfiebers sind die Ansichten und Ratschläge einzelner Afrikakenner nicht ohne Interesse. So bezeichnet Sir Samuel Baker, der Erforscher der großen Zentralseen, als den besten Weg, um zu Emin nach Wadelai vorzudringen, jenen über den Tangayika=See Ujiji, das das Zentraldepot zu bilden hätte. Dort hat Stanley den verschollen gewesenen Livingstone getroffen und Wißmann Uganda erreicht.
- Welchen ungeheuren Schaden die Lawinen anrichten, das liest man im Boten für Tirol und Vorarlberg nach einer in der Forstverwaltung der Tiroler Statthalterei aufgemachten Zusammenstellung für den vorigen Winter. Von den stattgehabten Lawinenstürzen werden als ständige 1355, periodische 765 und vereinzelt aufgetretene 527, zusammen 2647 gezählt. Nicht weniger als 53 Menschen haben durch die Lawinen des vergangenen Winters den Tod gefunden. An Thieren sind 6 Pferde, 38 Ochsen und Kühe, 121 junge Rinder, 11 Schweine, 105 Schafe, 100 Ziegen, 2 Maulthiere, 104 Gemsen, 23 Rehe, im ganzen also 510 Stück im Werth von 17 318 Gulden getödtet worden. Die Zahl der zerstörten Baulichkeiten ist gleichfalls eine sehr hohe. Es sind 103 Häuser, 94 Stallungen, 150 Alpenhütten, 445 Heubergen, 1 Waschküche, 245 verschiedene Oekonomiegebäude, 1 Sectionshaus, 1 Wächterhaus (Bahngebäude), 38 Schuppen, 52 Mühlen, 27 Futterhäuser, 29 Brücken, 1 Bergwerk, 4 Straßen, 9 Sägen, 2 Backöfen, 2 Kapellen; zusammen 1204 Objecte im Werth von 278 789, Gulden zerstört worden.
- Bei der Ausstellung der Frauen in Spa haben den 1. Preis von 5000 Francs erhalten, Martha Soucuent aus Guadeloupe in Westindien, 18 Jahre, den 2. Preis von 2000 Francs, Angela Debrosa, eine Belgierin von 16 Jahren aus Ostende, den 3. Preis von 1000 Franks Marie Stevens aus Wien, 19 Jahre. Eine Berlinerin Helene de Grahn 20 Jahre und Fräulein Bazinska aus Posen fielen durch; zur Konkurrenz gar nicht zugelassen wurden eine blutjunge Frankfurterin und eine Dame aus Köln.
- Frankreich hat im Jahr 1886 die Häupter seiner Lieben gezählt und 37 930 759 Häupter (Seelen kann man nicht sagen) herausgebracht. Auch die Fremden sind gezählt worden und deren Zahl betrug im Jahr 1876 etwas über 801 000, im Jahr 1886 aber 1 126 000; die Zahl der Deutschen hat um rund 18 000 zugenommen. Man sieht, Paris hat immer noch eine große Anziehungskraft; 3000 davon leben in Paris, in der Umgebung 35 000. Belgier gab es im Jahr 1886 50 000, Italiener 24 000 und Schweizer 12 000 in Frankreich.
- In London herrscht eine furchtbare Aufregung. Wieder wurden zwei Frauenzimmer ermordet; die Leichen wurden verstümmelt vorgefunden.
- In England und Wales sind im vergangenen Jahr 86 Personen ermordet worden, wobei Kinder unter einem Jahr nicht mitgerechnet sind. Von den 86 Mördern wurden nur 35 bestraft und 31. hingerichtet. In 51 Fällen blieben demnach die Thäter unentdeckt.
- Auf dem Landgut des Lord Alcott wurde kürzlich eine große Jagd veranstaltet; als dieselbe vorüber war, sagte die schöne junge Gemahlin des Hausherrn: "Mein Mann liebt die Wettrennen, wir wollen eines veranstalten und Derjenige, der zuerst am Ziel ist, bekommt von mir einen Kuß als Siegespreis." Die Herren stellten sich, angeeifert durch den süßen Lohn, in Positur, die Lady klatschte in die Hände und zehn Minuten später kam ein Vetter ihres Gatten, um sich den Lohn zu holen. Wohlgemuth löste die Lady ihr Versprechen ein. Niemand bemerkte, daß Lord Alcott mittlerweile verschwunden war; als sich die Gesellschaft zu Tisch setzte, meldete ein Diener, der Lord sei dringender Geschäfte halber nach London gereist. Von dort erhielt die Lady bald ein Telegramm des Advokaten zugestellt, worin ihr derselbe mittheilte, ihr Gatte habe gegen sie die Scheidungsklage eingebracht und in derselben erklärt, ein Lord Alcott mache sich nichts daraus, bei Rennen eine Million Pfund zu verlieren, aber ein Kuß seiner Gattin sei ein Verlust, den er nicht verschmerzen könne.
- Auf Samoa ist der Teufel los. Dort ist in der Person Malietoas II. ein Gegenkönig gegen Tamasese ernannt worden. Damit ist aber ein Theil der Einheimischen gar nicht einverstanden und wehrt sich mit Waffengewalt, gegen den neuen Herrn. Die Lage der Fremden, ist durch die Kämpfe der Eingeborenen vor der Hand nicht gefährdet, da ein deutsches und amerikanisches Kriegsschiff zum Schutz derselben vorhanden sind.
- Was alles ausgeführt wird! Der deutsche Rothklee wird auf Neuseeland sehr eifrig als Futterpflanze gebaut und gedeiht sehr gut, hat aber bisher keinen Samen bringen wollen. Man hat die Ursache für diese Erscheinung im Fehlen der befruchtenden Insekten, besonders der Hummeln, gesucht, denen in Europa bekanntlich die Befruchtung des Klees hauptsächlich obliegt. Im Jahr 1885 gelang es, etwa 100 Stück englischer Hummeln lebendig nach Neuseeland zu bringen, wo sie in der Nähe von Lyttleton ausgesetzt worden sind. Sie haben sich rasch vermehrt und im Jahr 1886 schon hatten sie sich über einen großen Theil der Insel ausgebreitet, so daß im Jahr 1887 die Farmer in der Nähe von Lyttleton ihren Kleesamen selbst geerntet haben.
- Hoffen als Ersatz des Sauerteiges. In Amerika wird statt des Sauerteiges zum Backen des Brodes vielfach eine Abkochung von Hopfen benutzt. Eine Hand voll frischen Hopfens wird in einem Liter Wasser gekocht; die abgeseihte Flüssigkeit dient in größeren Bäckereien unmittelbar als Gährungserreger, während man sie für den Hausverbrauch mit Meismehl oder Kartoffelstärke zu einem steifen Teige knetet, den man trocknet, pulvert und dann beliebig lange aufbewahrt. Zusatz von Wasser verwandelt solches sofort in einen Gährstoff, den man zuerst mit etwas Teig zusammenbringt, um diesen zum Gehen zu bringen, um ihn dann am folgenden Morgen wie unseren Sauerteig zu verwenden.


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