No. 80
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Oktober
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 80 Seite 1]

Bekanntmachung.

            Im Hinblick auf die bevorstehende Ausfertigung neuer Wandersteuerscheine für das kommende Jahr sieht sich die Großherzogliche Gewerbe=Commission veranlaßt, auf die Bestimmung sub 2 des § 4 der Verordnung vom 19. December 1883 hinzuweisen, nach welcher allemal mit dem Antrage auf Ertheilung eines Wandersteuerscheines, auch wenn derselbe nur für das kommende Jahr erneuert werden soll, ein Zeugniß der Obrigkeit aus §§ 57, 57a und 57b der Gewerbe=Ordnung, wenn gleichzeitig ein Wandergewerbeschein aus § 55 der Gewerbeordnung beantragt wird, andernfalls aber ein von der nach § 61 der Gewerbeordnung zuständigen Behörden eines Bundesstaates ausgestellter Wandergewerbeschein vorzulegen ist.
            Neustrelitz, den 6. October 1888.

Großherzogliche Gewerbe=Commission.
H. Meyer.


Die Hoffnung, Kaiser Wilhelm werde von Hamburg aus auch Lübeck besuchen und dann nach Schwerin fahren, schwindet immer mehr. In Hamburg wird der Kaiser nur 8 Stunden verweilen und von dort Nachts 12 Uhr wieder in Berlin eintreffen. Aus Schwerin wird officiös gemeldet, daß auch am dortigen Hofe von der Ankunft des Kaisers nichts bekannt ist.
Ueber das Galadiner in der Hofburg zu Wien entnehmen wir einer bayerischen Zeitung noch folgendes: Der prachtvolle große Redoutensaal der Hofburg, dessen weiße goldschimmernde Wände durch die altberühmten Brüsseler Gobelins sowie durch zahlreiche Topfgewächse reich geschmückt und durch 5000 Wachskerzen in vergoldeten, pyramidenartig aufgebauten Wandleuchtern taghell erleuchtet waren, gewährte einen überaus fesselnden Anblick. In der Mitte der Tafel erhoben sich über vierzig goldene Tafelaufsätze von Meterhöhe, alle trugen einen Kranz von Kerzen, zwischen den Kerzenkränzen befanden sich Bouquets seltener frischer Blumen. Das Speiseservice war das bekannte große silberne Service des Kaiserhauses. Bei jedem Teller stand eine Flasche Rothwein, eine Flasche Weißwein und eine Flasche Wasser, sechs Gläser und ein Römer, Brot und Wiener "Salzstangl". Das Gedeck für Kaiser Wilhelm enthielt außerdem eine große Flasche Mineralwasser, das Gedeck der Kaiserin Elisabeth ein großes Glas mit Milch mit einem Glasdeckel zugedeckt. Außerdem trugen die Tische Bonbonniéren, jene vor den Majestäten Düten mit dem Bilde Kaiser Wilhelms. Groß war die Schaar der Diener in Prunklivreen, für jeden der 163 geladenen Gäste war ein Diener anwesend.
Der Kaiser hat sich am 10. d. M. von dem Kaiser Franz Joseph von Oesterreich wieder verabschiedet und von der Station Würzzuschlag seine Reise nach Italien fortgesetzt. Auf der Station Villach trifft der Kaiser mit seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich von Preußen, zusammen, um mit demselben gemeinsam die Reise nach Rom fortzusetzen. Auf der italienischem Station Pontebba trifft der Kaiser mit dem Prinzen Heinrich und den Herren des Gefolges Abends 7 Uhr 20 Min. ein, verweilt daselbst bis 8 1/2 Uhr und reist von dort, ebenfalls mittelst Sonderzuges, über Mestre, Bologna und Pistoja, woselbst die Ankunft am 11. d. M., Früh 7 3/4 Uhr erfolgt und nach einem halbstündigen Aufenthalte daselbst, nach Florenz weiter. In Florenz dürfte die Ankunft des Monarchen Vormittags 9 Uhr erfolgen und Nachmittags 4 1/2 Uhr desselben Tages trifft der Kaiser mit seiner Begleitung programmmäßig in Rom ein. - Soweit bis jetzt bekannt, beabsichtigt der Kaiser bis zum 19. d. Mts. zum Besuch am italienischen Königshofe zu verbleiben und dann am Nachmittage des genannten Tages die Rückreise über Arezzo und Florenz, Innsbruck und Regensburg etc. nach Berlin, beziehungsweise Potsdam anzutreten. Nach den getroffenen Dispositionen wird der Monarch am 21. October, Vormittags, wieder in Berlin zurückerwartet, um zu dem Geburtstage der Kaiserin dort wieder anwesend zu sein.
Das Wiener "Fremdenblatt" bespricht nochmals den Besuch des deutschen Kaisers und betont, daß eine gleiche Innigkeit noch niemals zuvor zwei große Reiche verbunden habe. Das Blatt hebt ferner hervor, daß in Rom die Verbrüderung der Staaten ihre Fortsetzung finden werde; aber auch Englands sei herbei ausdrücklich zu gedenken, dessen Politik gleichartig mit jener der Friedensliga sei. Der Prinz von Wales habe Gelegenheit, sich persönlich zu überzeugen, welch großen Werth Oesterreich=Ungarn auf ein Zusammengehen mit England lege.
Einen Anblick von berückender Schönheit bot die Kaiserin Elisabeth. Das Elixir ewiger Jugend scheint in dem Besitze dieser hohen Dame zu sein, an der die Zeit vollkommen spurlos vorübergeht. Die blendende Erscheinung der Kaiserin riß alles zur Begeisterung hin. - Sie trug ein lichtes, in Mausgrau leicht schimmerndes Spitzenkleid mit braunen Sammetborduren, das Tablier aus den kostbarsten Brabanter Spitzen reich mit Brillanten besetzt, auf der Brust die Insignien des Sternkreuzordens. An der Schulter erglänzten zwei Agraffen aus Brillanten und Smaragden, das Haar, das aufgelöst in dichten Wellen über den Nacken fiel, hatte als einzige Zierde ein drei Finger breites Diadem aus riesigen Brillanten und Smaragden und eine Reiherfeder. Kronprinzessin Stephanie trug eine blaßblaue Robe, das Haar hoch frisirt mit Brillantnadeln gehalten, eine blaue Straußfeder

[ => Original lesen: 1888 Nr. 80 Seite 2]

mit einem dünnen Reif im Haar, auf der linken Schulter eine kleine blaue Touffee. Die Lisiere des Kleides dicht mit Brillanten besetzt.
Die italienische Königsfamilie ist am Montag nachmittag aus Monza wieder in Rom angelangt. Zufolge Nachrichten der Präfekten erwartet man während der Festzeit 150 000 Fremde in Rom. Das Wetter ist gegenwärtig regnerisch, dennoch schreiten die Zurüstungen rasch fort. Drei kaiserliche Galawagen für den Papstbesuch sind bereits angekommen. - Für den telegraphischen Dienst zwischen Rom und Berlin während der Dauer der Anwesenheit des deutschen Kaisers sind besondere Vorkehrungen getroffen. Ein Draht für das königliche Haus, den kaiserlichen und den Staatsdienst, verbindet Rom direkt mit Berlin, der zweite Draht wird über München geleitet, und soll namentlich der Presse und dem direkten Privatverkehr zwischen Wien und Berlin dienen. Die italienischen Postbehörden haben die größten Vorkehrungen getroffen, um jedem Bedürfniß zu genügen. Die Zurüstungen Roms nehmen Dimensionen an, welche alle gehegten Erwartungen bedeutend übersteigen. Ganze Häuser werden eingerissen, öffentliche und Privatgebäude, Monumentalbauten, Kirchen und Theater werden neu angestrichen, erhalten neue Façaden, Trottoirs und große Façaden werden neu angelegt, große Vorbereitungen zur elektrischen Beleuchtung werden getroffen, kurz Tag und Nacht rühren sich Tausende von Händen, um zum Empfang Kaiser Wilhelms, Rom in ein neues festliches Gewand zu kleiden. Die Studenten Roms haben ein Festkomite eingesetzt, um den deutschen Kaiser zu feiern, sie sind einig in den Huldigungsbezeugungen, welche sie in glänzendster Weise dem erlauchten kaiserlichen Gaste des Königreiches Italien entgegenzubringen gedenken.
Der Besuch Kaiser Wilhelms beim Papste ist für den 12. Oktober verabredet. Der Kaiser wird mit dem Gesandten v. Schlözer und Gefolge in von Berlin nach Rom gesandten Equipagen zum Vatikan fahren. Auf Wunsch des Papstes werden die Vertreter der Mächte, darunter auch der Frankreichs zugegen sein. Der Papst wird dem Kaiser in die Vorzimmer entgegengehen, welche den Thronsaal von seinem großen Cabinett trennt, woselbst die Zusammenkunft stattfindet. Zwei vollkommen gleiche Fauteuilles werden auf der Thron=Estrade placirt werden. Das Gefolge des Kaisers bleibt im Thronsaale zurück und wird später vom Papste empfangen werden. Der Kaiser wird nach der Zusammenkunft die vatikanischen Museen besichtigen. Nachmittags wird Cardinal Rampolla auf der preußischen Gesandtschaft den kaiserlichen Besuch erwiedern.
Eine kaiserliche Galakutsche nebst 8 Pferden und Bedienung ist von Berlin nach Rom abgegangen und wird am Dienstag in Rom eintreffen. Kaiser Wilhelm will sich derselben zu seinem Besuch bei dem Papste im Vatikan bedienen.
Die betr. Nr. der "Deutschen Rundschau" welche die Veröffentlichung des Tagebuchs Kaiser Friedrichs enthält, wurde noch nachträglich beschlagnahmt, was beweist, daß die Anklage gegen Geffcken auf Landesverrath lauten dürfte.
Graf Herbert Bismarck ist am Sonnabend Nachmittag in Gesellschaft des Sektionschefs v. Szögyenyi und des Barons Plessen in Budapest eingetroffen. Auf dem Bahnhof hatte sich eine große Zahl Neugieriger eingefunden, welche den jugendlichen Staatsminister umdrängten. An dem vom Ministerpräsidenten Tisza zu Ehren des Grafen gegebenem Galadiner nahmen sämtliche Minister, der Korpskommandant Graf Pejacsevics und der General Plessen Theil. Für den Sonntag war ein Jagdausflug nach Szabad geplant. Die besondere Auszeichnung Tisza's durch Kaiser Wilhelm wird auf die Thatsache zurückgeführt, daß der Ministerpräsident während der letzten Delegations=Session das unverbrüchliche Vertrauen Ungarns zum neuen deutschen Kaiser feierlich betont hat, als dessen Proklamationen durch ein pester Blatt abfällig kritisirt worden waren.
Endlich! Boulanger ist wieder da! Ob er schon seit mehreren Tagen wieder in Paris weilt oder ob er erst in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag dort angelangt ist, ob auf dem Lyoner von Spanien oder auf dem Ostbahnhof von der Schweiz her, das sind Fragen, deren Lösung späteren Jahrhunderten vorbehalten bleiben muß, genug, er ist wieder da, und wird von nun an wieder in das Rad der Weltgeschichte eingreifen!


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das vor Schönberg an der Marienstraße sub. Nr. 65 belegene Wohnhaus c. p. des Maurergesellen Heinrich Busch allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 20. Oktober d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 3. August 1888.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Nachdem gegen den Füsilier Peter Friedrich Joachim Sevke der 8. Compagnie Schleswig=Holsteinischen Füsilier=Regiments Nr. 86, geboren am 5. 6. 1864 zu Carlow, Kreis Schönberg Großherzogthum Mecklenburg=Strelitz, der förmliche Desertions=Prozeß im Wege des Ungehorsamsverfahrens eröffnet worden ist, wird derselbe aufgefordert, zu seinem Truppentheil zurückzukehren, spätestens aber sich in dem auf

Freitag, den 1. Februar 1889,
Vormittags 11 Uhr

in dem Gerichtslocale des Divisionsgerichtes dahier, westliche Kasernenstube Nr. 25, anberaumten Termine zu gestellen, widrigenfalls er in contumaciam für fahnenflüchtig erklärt und zu einer Geldbuße von 150 bis 3000 M. wird verurtheilt werden.
Flensburg, den 6. October 1888.

Königliches Gericht der 18. Division.


Im Auftrage der Erben des verstorbenen Schmiedemeisters C. Köhler hieselbst habe ich deren zu Schönberg an der Siemzerstraße sub. Nr. 199 belegenes Wohnhaus nebst Schmiede, Hintergebäude, Garten etc. und ca. 100 Scheffeln Ackerland resp. Wiesen zu verkaufen.
Reflectanten ertheile ich nähere Auskunft.
Schönberg, den 5. October 1888.

                                                    H. Fölsch.
                                                    Rechtsanwalt und Notar.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Am Dienstag, den 16. October d. J., Vormittags 11 Uhr sollen in Herrnburg
          1, eine Nähmaschine und
          2, eine Chatoulle
öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden. Versammlung der Käufer bei Gastwirthin Lohse in Herrnburg.
Schönberg, den 8. October 1888.

Staffelt, Gerichtsvollzieher.        


Die heute erfolgte, durch Gottes Gnade glückliche, Entbindung meiner lieben Frau Catharina, geborenen von Buch, von einem Sohn zeige ich statt jeder besonderen Meldung hiermit ergebenst an.
Feldberg, den 8. October 1888.

Kammerherr Drost von der Lancken.


Um umlaufenden Gerüchten entgegen zu treten, als wären bei mir keine Stallungen für Pferde u. s. w. zu haben, erkläre ich hiermit, daß Platz für Pferde u. s. w. im selben Maaße wie bei meinem Herrn Vorgänger zu haben sind.
Ratzeburg, 8. October 1888.

                                                    "Zur Harmonie".
                                                    Fr. Käther. Stockmanns Nachf.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 80 Seite 3]

Am Donnerstag den 18. und Freitag den 19. d. M. soll der zum Verkauf der vollen Taxe auf den Carlower Mooren disponible

Torf

an diejenigen, welche ihren Bedarf rechtzeitig, d. h. bis 6. Juli a. c. hier angemeldet haben, nach Verhältniß der Größe des angemeldeten Quantums vertheilt, und gegen bare Zahlung des Kaufpreises abgegeben werden.
Die Anweisung geschieht für diejenigen, welche auf dem Kuhlrader Moore bestellt haben, am

Donnerstag, den 18. ds. Mts.,
von Morgens 9 Uhr an

(Molzahner Seite). Für diejenigen, welche auf dem Gr. Rüntzer Moore bestellt haben, am

Freitag, den 19. ds. Mts.,
von Morgens 9 Uhr an,

für diejenigen, welche auf dem Born=Moore bestellt haben, am

Freitag, den 19. ds. Mts.,
Vormittags von 11 1/2 Uhr an.

Carlow, den 7. October 1888.

A. v. Linstow, Förster.        


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Zur Feier des diesjährigen Geburtstages Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs findet am Sonntag, den 14. d. M., ein

Festball

im neuen Boye'schen Saale statt. Anfang desselben Abends 8 Uhr. Entree für Kameraden und deren Familienmitglieder frei. Einführungen von Nichtmitgliedern sind gestattet, doch zahlen einzuführende Damen 25 Pf. und Herren 50 Pf. Eintrittsgeld à Person. Einführungskarten sind von den Einführungsberechtigten beim Kameraden E. Hempel entgegen zu nehmen. Die Kameraden legitimiren sich durch angelegte Vereinszeichen.

Der Vorstand.        


Im Locale des Herrn Boye.
Freitag, 12. October:
Die
2. gr. Vorstellung
der Kolter Malmström'schen Künstlerspecialitäten ersten Ranges.
Preise der Plätze: Nummer. Platz 1,25 M. I. Platz 1 M. II. Platz 75 Pfennig (Mecklenburg)., Gallerie 30 Pfennig (Mecklenburg). Billette sind im Theaterlokale von Nachmit. 2 Uhr bis Abends 6 Uhr zu ermäßigten Preisen zu haben.
Nummer. Platz 1 M. I. Platz 75 Pfennig (Mecklenburg). II. Platz 50 Pfennig (Mecklenburg).
Zu recht zahlreichem Besuch ladet ergebenst ein
                                                                              die Direktion.


Am Dienstag, den 23. October                          
Concert

im Boye'schen Saale, ausgeführt von der Albrecht'schen Berg=Capelle aus Böhmen.

Anfang 7 1/2 Uhr. Entree a Person 50 Pfennig.
Nach dem Concert auf Verlangen Tanz.


Männer-Turn-Verein.

Zur Feier des Geburtstages Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs findet am Mittwoch, den 17. d. Mts., ein

Fest=Ball

verbunden mit Schauturnen im neuen Saale des gastwirths Boye hier statt.

Beginn der Feier Abends 7 1/2 Uhr.
Schönberg, den 11. October 18888.                          
                                                    Der Vorstand.


Geschäfts=Verlegung.

Meinen geehrten Freunden und Gönnern die ergebene Anzeige, daß ich vom Donnerstag den 4. d. Mts. mein Geschäft nach der oberen Marienstr. 37. verlegt habe. Für das mir bisher in so reichem Maße bewiesene Wohlwollen bestens dankend, bitte ich dasselbe mir auch fernerhin erhalten zu wollen.

Achtungsvoll
W. Maack. Barbier und Zahntechniker.


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Lack=Damenstiefeletten von 9 Mark an.
                                                    J. W. Hundt, Schuhmachermeister.


Gesucht z. 1. Novbr., Haus u. Stubenmädchen, Köchinnen, gesunde Ammen, besorge Plätze in Lübeck oder Hamburg gegen hohen Lohn innerhalb einigen Tagen. C. Stuht, Gesindevermiether, Lübeck, Weiterkrambuden 1 am Markt.


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[ => Original lesen: 1888 Nr. 80 Seite 4]

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Zur Feier des Geburtstages Sr. Kgl. Hoh. des Grossherzogs

findet am Mittwoch den 17. d. M., Nachmittags 4 Uhr, in meinem Saale ein

Diner
statt, wozu ich mir erlaube hierdurch ergebenst einzuladen.

Couvert à Person 3 Mk.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                                              L. Spehr.


Es hat dem lieben Gott gefallen, meine liebe Tante, die Executer=Wittwe Marie Rolow, geb. Nuss, gestern Nachmittag 2 Uhr im 80. Lebensjahre aus dieser Welt abzurufen. Dies zeigt allen Bekannten statt besonderer Meldung an die hinterbliebene Nichte Catharina Schmidt.
Schönberg, den 18. October 1888.
Die Beerdigung findet statt am Montag den 15. Nachmittags 2 Uhr.


Allen denen, welche meinen lieben Mann und unseren guten Vater zu seiner Ruhestätte begleitet und den Sarg mit Kränzen geschmückt haben, sagen wir hiermit unseren innigsten Dank.

                                                    Marie Lüth, geb. Kloth
                                                    und Kinder.


Hiermit mache ich die ergebene Anzeige, daß ich das Geschäft meines verstorbenen Mannes mit Hülfe eines tüchtigen Werkführers fortsetze und bitte, daß mir bisher geschenkte Wohlwollen auch ferner zu erhalten.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    L. Jürgens Ww.,
                                                    Schleifer und Siebmacher.


Unterricht

in allen weiblichen Handarbeiten ertheilt Helene Abels. Meine Wohnung ist im Hause des Herrn Sattlermeister Ollrogge Kalterdamm Nr. 6.


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                          Bertha Schwiesow in Carlow.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 14. Otocber.

        Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
        Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
        Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 2.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 80 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 80 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 12. October 1888.


- Schönberg. Durch ein Privattelegramm wurde hier am 10. October Vormittags die für das Großherzogliche Haus wie für das ganze Land so hocherfreuliche Nachricht bekannt, daß Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbgroßherzogin von Mecklenburg=Strelitz am selben Tage 3/4 7 Uhr von einem Prinzen genesen und das Befinden der hohen Frau durchaus befriedigend sei.
- Schönberg. Der Kriegerverein für das Fürstenthum Ratzeburg will sich demnächst zwölf Zündnadelgewehre anschaffen.
- Schönberg. Der Postassistent Hagemann, der hier in Vertretung des auf längere Zeit wegen Krankheit beurlaubten Postassistenten Ave thätig war, ist von hier nach Neu=Strelitz versetzt.
- Schönberg. Der Herbstmarkt, welcher hier am Dienstag und Mittwoch abgehalten wurde, war am ersten Tage gut besucht. Gegen Abend wurden die Marktfreuden durch das eingetretene Regenwetter stark beeinflußt und der Verkehr mehr auf die Gasthäuser beschränkt, wo bis spät in die Nacht hinein ein reges Treiben herrschte. Am Mittwoch regnete es von Morgens an, weshalb die meisten Buden gar nicht wieder geöffnet wurden.
- Schönberg. Wie seiner Zeit mitgetheilt, wurde am 19. v. M. zu Cronscamp die diamantene Hochzeit des Hauswirthsaltentheilers und vieljährigen früheren Kirchenjuraten Hans Heinrich Holst mit seiner Ehefrau Catharina Margaretha, geb. Kreutzfeld, gefeiert. Der Mann ist 81, die Frau 83 Jahre alt. Schon zu seiner goldenen Hochzeit war dem Jubelpaar aus der Gemeinde eine Bibel gespendet und derzeit durch den damaligen Pastor Pumplün überreicht worden. In Anlaß des jetzt gefeierten seltenen Jubelfestes hat Se. K. H. der Großherzog den alten Leuten noch nachträglich eine herzliche Freude dadurch bereitet, daß Allerhöchstderselbe eine mit einem eigenhändig unterschriebenen Spruche gezierte, silberbeschlagene Postille dem Pastor Langmann in Carlow einsenden ließ, der dies nachträgliche Gnadengeschenk den Holstschen Eheleuten mit den Allerhöchsten Glückwünschen zu überreichen hatte.
- Schönberg. Nachdem die Organisation der land= und forstwirthschaftlichen Unfallversicherung laut der gesetzlich geregelten Befugniß in Mecklenburg=Strelitz so weit gefördert ist, daß die Inkraftsetzung des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 für das Großherzogthum zum 1. Januar 1889 erfolgen kann, beantragt die Regierung des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz beim Bundesrath folgenden Entwurf einer Kaiserlichen Verordnung: "Das Gesetz, betreffend die Unfall= und Krankenversicherung der in land= und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen vom 5. Mai 1886, tritt mit dem 1. Januar 1889 für das Großherzogthum Mecklenburg=Strelitz seinem vollen Umfange nach in Kraft."
- In Rom ist der Polizeidirektor Krüger aus Berlin eingetroffen, um während der Dauer des Besuchs Kaiser Wilhelms dort zu verbleiben. Andere Beamte der Polizei begleiten den Kaiser nicht, da man besondere Vorsichtsmaßregeln nicht für geboten erachtet. Ob die Nachricht, der Polizei in Rom seien aus Amerika Warnungen wegen der dortigen Anarchisten zugegangen, zutrifft, muß dahingestellt bleiben, da darüber selbstverständlich Stillschweigen bewahrt wird.
- Mancher ist neugierig, ob Kaiser Wilhelm, wenn er nach Rom kommt, dem Papst die Hand küssen wird. Kaiser Friedrich als Kronprinz hat s. Z. nicht geküßt, sondern die Hand, die ihm der Papst reichte, recht herzlich gedrückt. Es gab kein Unglück; als der Kronprinz später den Papst einmal besuchte, empfing ihn dieser mit der Hand auf dem Rücken.
- Ein Pferdefuß diente vor dem Gericht in Altona als Privaturkunde. Ein Bauer hatte seinen alten Schimmel an einen Forstarbeiter mit der Bedingung verkauft, daß das Thier sofort geschlachtet und ihm ein Fuß desselben, welcher den Stempel A. C. trug, zugeschickt werde. Der Käufer verhandelte den Schimmel gegen einen lahmen Zigeunerschimmel und einige Schafe, fälschte an dem Schimmel das Zeichen und schickte den Fuß ein. Der Bauer wies die Fälschung nach und der Betrüger wurde mit Gefängniß bestraft.
- Wie hoch in der Jetztzeit der Preis der Apotheken gestiegen und immer noch im Steigen begriffen ist, beweist der soeben stattgefundene Verkauf er Apotheke in Schöneberg bei Berlin. Vor einigen Jahren wurde diese Apotheke mit 180 000 Mk. gekauft und heute ist sie mit 300 000 Mark wieder verkauft worden.
- Unter den Berliner Drehorgelspielern giebt es nach dortigen Blättern auch einen Krösus. Derselbe hat allerdings eine bevorzugte Stelle im Thiergarten inne. Von den Spaziergängern fällt manche Mark für den "armen" Invaliden ab. Vormittags über verwaltet er seine beiden Häuser in Charlottenburg und nur zur Spaziergangszeit dreht er die Orgel. Seiner Tochter konnte er baare 30 000 M. mitgeben. Ihr Gatte ist der Inhaber eines bekannten Geschäfts.
- Der Weizen der Berliner Gastwirthe blüht. Die Zahl der Fremden füllt täglich die Riesenspalten der Berliner Zeitungen. Heimlich kann niemand seine Geschäfte in der Reichshauptstadt betreiben, denn anderen Tages steht sein Name in den Listen.
- Aus den Waldungen des Fürsten Bismarck bei Friedrichsruh ist am vorigen Mittwoch die 100 000. Telegraphenstange für das deutsche Reich, eine kernige Lärche, geliefert worden. Aus diesem Anlaß wurde ein größeres Waldfest gefeiert. Die Stange soll an der Telegraphenlinie von Friedrichsruh nach Trittau, unmittelbar vor dem Schloß in Friedrichsruh ihren Platz finden.
- Wo lebt der älteste Mann in Deutschland, vielleicht sogar in Europa? In Bielefeld. Er heißt Jordan und ist Rentner, ein sehr behagliches Gewerbe, so daß man annehmen kann, er werde, nachdem er am vorigen Sonnabend seinen 109. Geburtstag gefeiert hat, auch noch den 110. erreichen. Sein Bild und seine Lebensbeschreibung sind im vorigen Jahre in der Leipziger "Illustrirten Zeitung" erschienen; bis vor Kurzem hatte er sich noch einer völligen Frische des Körpers und Geistes zu erfreuen, in letzter Zeit aber läßt sein Befinden zu wünschen übrig.
- Der Nordostsee=Kanal erfordert eine Summe von 45 Mill. Mark für die Erdarbeiten. Diese Arbeiten sind zum großem Theil an norddeutsche Unternehmer vergeben worden und ein Theil an ein vorzüglich bewährtes bayrisches Geschäftshaus.
- Die Großherzogin von Baden will zum ewigen Gedenken an das Trauerjahr 1888, in welchem sie den Vater (Kaiser Wilhelm), den Bruder (Kaiser Friedrich) und einen Sohn (Prinz Ludwig) durch den Tod verloren hat, eine Anstalt für Frauen gebildeter Stände errichten, in welcher Frauen, die in Folge ähnlicher Prüfungen ihre Gesundheit verloren haben, Heilung und Stärkung finden können.
- Der Grundstein zum Reichsgerichts=Palast in Leipzig wird am 31. Oktober unter großen Feierlichkeiten gelegt werden, welchen der König von Sachsen und vielleicht auch der Kaiser beiwohnen wird. In Leipzig denkt man immer daran, daß die Gerechtigkeit der Reiche, also des deutschen Reiches Grund= und Eckstein sein soll.
- Im alten Stadttheater zu Leipzig konnte am Sonnabend die angesetzte Vorstellung nicht stattfinden, weil der eiserne Vorhang seinen Dienst versagte und nicht in die Höhe gezogen werden konnte.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 80 Seite 6]

- Die bayerischen Holländer haben sich's nicht nehmen lassen, dem Kaiser Wilhelm I. auf dem 1686 Meter hohen Kirchstein der Benediktenwandgruppe ein Denkmal zu errichten. Es besteht aus einer Syenitplatte mit dem Reichsadler und der Inschrift: "Zum ewigen Gedächtniß an Kaiser Wilhelm I., geb. 22. März 1797, gest. 9. März 1888. Weil er das deutsche Reich gebaut, Wurd' ihm sein Nam in Fels gehaut; Hier auf Kirchsteins hoher Alpenwelt, Schlafe wohl, Du Kaiserheld."
- In der Schweiz verhindert neuerdings Hochwasser den Eisenbahnverkehr auf mehreren Linien. Ein Quartier der Stadt Bern steht unter Wasser. Der Rhein brach bei Maeder aus, überflutete das österreichische Ufer und bedrohte das schweizerische. Gestört ist der Verkehr auf den Linien Olten=Bern Neuenburg=Lausanne=Lyß.
- Wie sich die Wiener im Gedränge unterhalten haben, als sie auf den Kaiser Wilhelm warteten: "Langsam, langsam, meine Herr'n, net drucken! I begreif' überhaupt die Neugierd' net. Dö Menge, Menschen!" "Na und san Sö vielleicht net da?" "Ich? No ja, aber - -." Sö sollten eigentlich nöt da sein. Hab'n S' denn net gelesen, daß d' deutschnationalen Farben net erlaubt sein?" "Was geht denn dös mi an?" "So? Aber ein' schwarzen Rock hab'n S', a goldene Kötten und a rothe Nasen a, is dös net Schwarz=Roth=Golden?"
- In Brüssel waren 102 Ohrenärzte aus der ganzen Welt versammelt, um zum Besten der Kranken ihre Erfahrungen auszutauschen und neue Entdeckungen in der Ohrenheilkunde und neue Instrumente z. B. Gehörrohre zu prüfen. Dr. Baare aus Glasgow berichtete über merkwürdige Fälle aus seiner Praxis, namentlich über Gehirnausschwitzungen in Folge eitriger Ohrenentzündung; in 5 Fällen konnte die Heilung nur durch Oeffnung des Schädels und Entleerung des erkrankten Hirntheils bewirkt werden. In der Versammlung der Aerzte warnte Dr. Virchow die Frauen und Jungfrauen nachdrücklich vor starkem Schnüren. Durch dieses werde der Brustkorb verändert und die inneren Theile würden aus ihrer natürlichen Lage gebracht, was meistens im Lauf der Jahre Siechthum hervorrufe.
- Die erste preisgekrönte Schönheit aus Spaa, Martha Sucaret, hat binnen drei Tagen nicht weniger als 97 Heirathsanträge erhalten. Dieselben kamen telegraphisch und brieflich; die junge Dame hat sämtliche Anerbietungen abgelehnt, man sagt, sie beabsichtigte, sich der Bühne zuzuwenden, und schon demnächst, so lange ihr Triumph noch in lebhafter Erinnerung steht, zu debutiren. Unter den Zurückgewiesenen befindet sich auch ein französischer Graf, welcher der jungen Dame erklärte, er lasse sich nicht so leicht schlagen, er werde ihr überall hin folgen und versuchen ihre Liebe zu erringen.
Die in Spaa preisgekrönte Schönheit Nr. 2, Frau Bertha Stuckart aus Wien wird sich in Berlin in den Reichshallen sehen lassen. Ein Unternehmer steht mit der Dame in Unterhandlung, um sie für eine Rundreise durch die größeren Städte Deutschlands zu gewinnen.
- Die Bauern der Welikogub'schen Landgemeinde werden jetzt förmlich von Bären belagert, sodaß sich in fünf Dörfern die Einwohner nicht aus dem Zaun wagen. In den Urwäldern häufen unzählige Mengen von Bären, die in sieben, acht Stück herumziehen, und alles Vieh, das auf die Waldwiesen getrieben wird, zerreißen. Alle Pferde und Rinder sind von den Bären gefressen und die Bauern können nicht arbeiten. Die Furcht vor den Bären ist so groß geworden, daß kein Bauer nach Beeren oder Pilzen in den Wald gehen will, da sie von ihrer vorgesetzten Behörde gänzlich im Stich gelassen wurden, so setzen sie ihre einzige Hoffnung auf die vor kurzem bei Truppen eingeführten Jäger=Detachements, die schon zur Bärenjagd abkommandirt sein sollen.
- Der reiche amerikanische Maler Rudd, der in Meran eine große Villa besitzt, ist vor mehreren Tagen von Bormio nach Ala gereist und seitdem spurlos verschwunden. Die Annahme ist nicht ausgeschlossen, daß Rudd, welcher ein leidenschaftlicher Bergsteiger war, bei einer Bergparthie verunglückt ist. Er kann aber auch, da er einen großen Geldbetrag bei sich geführt hat, das Opfer eines Raubes geworden sein.
- In Roßlau ist ein Mann gestorben, der in seiner Jugend ein blutarmer Schmiedegeselle war, aber durch Intelligenz, Tüchtigkeit und eine Portion Glück und Geschick es zum Gründer großer Fabriken und Schiffswerften und mehrfachem Millionär und obendrein zum Geheimen Commerzienrath gebracht hat. Er heißt Sachsenberg und die Amerikaner nennen solche Leute, die selber an ihrem Schicksal geschmiedet haben, "selbstgemachte Männer". Wenn's ein Soldat oder Unteroffizier zum General oder Marschall bringt, so sagt man, er hat von der Pike auf gedient, obgleich es schon lange keine Pike mehr giebt oder höchstens noch unter guten Freunden.
- In Peru haben sich die Häuptlinge vor und in der Zeit der Entdeckung Amerikas mit all' ihrem Gold und Edelgestein begraben lassen. Ihre Gräber werden schon lange nach diesen Schätzen durchwühlt und jetzt hat sich in dem Hafen Molendo sogar eine Aktiengesellschaft zur Ausbeutung dieser Gräber gebildet. Die ägyptischen Pharaonen, die in den Pyramiden begraben wurden, haben sich's ja auch gefallen lassen müssen, daß ihre Gräber um geschichtlicher Studien und Entdeckungen willen umgewühlt wurden.
- Die Mormonen gründen, weil sie am Salzsee ihre Wirthschaft nicht mehr treiben dürfen, einen neuen Staat in Mexiko. Einige Heilige sind voraus, um Grund und Boden zu erwerben; die mexikanische Regierung hat ihnen versprochen, sie in Ruhe zu lassen.
- Silber und Gold. Im Publikum entstehen häufig bei Zahlungen Differenzen darüber, wie weit man Silber annehmen muß und Gold dafür verlangen kann. Nach den einschlägigen Bestimmungen braucht bei Zahlungen der Privatmann Reichssilbermünzen nur bis zum Betrag von 20 Mk. anzunehmen; bei höheren Beträgen kann er Goldmünzen verlangen. Dagegen ist Jeder verpflichtet, Einthalerstücke deutschen Gepräges zu jedem beliebigen Betrag anzunehmen. Denn diese Thaler treten nach dem Reichsmünzengesetz bis zu ihrer Außerkurssetzung im Deutschen Reich an Stelle aller Reichsmünzen, also auch der Goldmünzen. Diese Vorschriften lassen gar keinen Zweifel darüber, ob Silbermünzen genommen, beziehungsweise Gold verlangt werden kann.
- Zur Skatfrage nimmt der Kladderadatsch auch Stellung. Er versichert, von Skatfreunden werde eine Schrift vorbereitet, welche beweise, daß der Skat bessernd auf den Charakter einwirkt. 1. Der Skat befördert die Solidität, weil er vom Besuch unsolider Lokale abhält. Wo Skat gespielt wird, kann man sich ruhig niederlassen, böse Buben verkehren an solchen Orten nicht, sondern nur die vier guten. 2. Der Skat macht wachsam, aufmerksam, vorsichtig und geistesgegenwärtig. Wer je einen Null mit einer blanken Zehn oder einen Grand ohne vier gewann, wird dem beipflichten. Manche sehen den Skat geradezu als eine Vorbereitung für den Staatsdienst an. 3. Der Skat bestärkt in der Ausdauer, denn er währt oft sehr lange. 4. Der Skat ist eine Schule der Duldsamkeit und Langmuth. Wer je mit einem schwachen und unbesinnlichen Mitspieler zu thun hatte, wird das bestätigen. 5. Der Skat ist der Pionier des Deutschthums; auf ihm beruht die Hoffnung, Ostafrika auf die Dauer zu germanisiren.
- Ein höchst einfaches Wetterglas. In ein gläsernes Gefäß von ungefähr 8 Linien Breite und 10 Zoll Länge, z. B. eine Eau de Cologne=Flasche, bringe man eine Mischung reinen Salpeter, 1/2 Drachme Salmiak, beides gepulvert, und 2 Unzen Weingeist und schließe sodann die obere Oeffnung mit einer dünnen, feindurchlöcherten Blase. Wenn das Wetter schön wird, so sitzen die feste Theile zu Boden und der Weingeist ist durchsichtig, kommt bald Regen, so steigen und fallen einige festen Theile, und die Flüssigkeit trübt sich ein wenig; steht Gewitter, Sturm oder ein Windstoß bevor, so kommen alle festen Theile auf die Oberfläche, bilden eine Kruste und der Weingeist erscheint im Zustande der Gärung. Die Erscheinungen zeigen sich immer mehr als 24 Stunden voraus an und selbst die Richtung eines Sturmes, denn die festen Theile häufen sich auf den entgegengesetzten Seiten.


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