No. 75
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. September
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 75 Seite 1]

              Der Lohgerber W. Burmeister hieselbst beabsichtigt, auf seinem Grundstück an der Schlauentrift allhier eine Gerberei anzulegen und hat bei Einreichung eines bezüglichen Situationsplans die obrigkeitliche Erlaubniß hierzu nachgesucht.
              Indem wir dies in Gemäßheit des § 17 der Gewerbeordnung zur allgemeinen Kenntniß bringen, ergeht hierdurch die Aufforderung, etwaige Einwendungen gegen die neue Anlage binnen 14 Tagen bei uns anzubringen.
              Schönberg, 18. September 1888.

Großherzoglich Mecklb. Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Kaiser Wilhelm wird am 27. d. Mts. von Detmold in Köln eintreffen und sich von da nach Koblenz zur Beiwohnung des dortigen Festungmanövers begeben. Am späten Abend erfolgt die Ankunft in Stuttgart. Folgenden Tags findet eine Umfahrt durch die Stadt und Hoftafel statt, am Abend Abreise nach der Insel Mainau.
In München sind von Seiten des k. Hofes wie städtischer Behörden umfassende Anordnungen im Werke, um Kaiser Wilhelm bei seiner Ankunft mit allen Ehren und all jenem Glanze zu empfangen, der des deutschen Kaisers würdig ist.
Bei den Manöverritten des Kaisers Wilhelm begleitet denselben ein Leibgendarm zu Pferde mit der kaiserlichen Purpurstandarte. Die letztere ist ein verkleinertes Abbild der auf dem Schlosse in Berlin wehenden Purpurstandarte und wird in derselben Weise wie die Ulanenlanze im Schuh am Steigbügel getragen. Der Schaft besteht aus einer zusammenschiebbaren hohlen Röhre, in deren innerster Hülfe die zusammengerollte Flagge Platz findet. Wie verlautet, werden den kommandierenden Generalen ebenfalls Standarten, den Divisions=Kommandeuren Wimpel, zur Erleichterung des Auffindens im Gefecht gegeben werden.
Kaiser Wilhelm hat dem Bürgermeister von Rom amtlich mittheilen lassen, daß er einer Galavorstellung im Theater wegen der Trauer um seinen Vater und Großvater nicht beiwohnen könne. Diese Nummer ist daher aus dem Festprogramm gestrichen worden.
Der Gemeinderath von Rom beschloß, den bevorstehenden Besuch Kaiser Wilhelms auf dem Capitol durch eine Gedenktafel daselbst zu verewigen. - Der Jahrestag der Einnahme von Rom durch italienische Truppen (20. September 1870) wurde in üblicher Weise begangen. Die Stadtbehörden legten am Grabe Victor Emanuel und an der Porta Pia, wo 1870 Bresche geschossen ward, Kränze nieder. König Humbert sandte der Stadt seinen Glückwunsch zu ihrem kräftigen Aufblühen, wovon sich der engverbündete mächtige deutsche Kaiser bald werde überzeugen können.
Prinzessin Sophie von Preußen braucht nicht zur griechisch=katholischen Kirche überzutreten, um ihren Bräutigam, den griechischen Kronprinzen, heiraten zu können. Die griechische Verfassung verlangt einen solchen Uebertritt nicht, sondern nur, daß die königlichen Kinder im griechisch=katholischen Glauben erzogen werden. Wohl aber muß die Prinzessin Neugriechisch lernen und hat damit bereits begonnen. Sie nimmt bei Herrn Mitzotakis, der Lehrer am orientalischen Seminar ist, mehrere Stunden in der Woche und soll gute Fortschritte machen und das ist kein Wunder, denn alles, was man aus Liebe thut, geht leicht und gut.
Das Gesetz betr. den Verkehr mit blei= und zinkhaltigen Gegenständen, welches am 1. Oktober in Kraft tritt, ist vom Reichsanzeiger soeben veröffentlicht worden. Gleichzeitig mit dem Gesetz ist die vom Abg. Goldschmidt beantragte und vom Reichstag angenommene Abänderung veröffentlicht worden, wonach die Bestimmungen dieses Gesetzes auf das Feilhalten von Konserven erst vom 1. Oktober 1889 ab Anwendung finden. Das Gesetz selbst ist noch von Kaiser Wilhelm I., die Abänderung von Kaiser Friedrich gezeichnet.
Sehr überschwengliche Avancementshoffnungen hegt man gegenwärtig in Officierskreisen. Es wird dem Militärkabinet die Absicht beigelegt, noch über 100 Regimentskommandeure zu verabschieden, um eine Verjüngung des Offizierkorps zu erzielen, welche es den Lieutenants ermöglichen soll, 15 Jahre nach ihrem Eintritt in die Armee zum Hauptmann befördert zu werden. - Die Jäger und Schützen, welche bisher ihr eigenes sogenanntes Jägerreglement hatten, sollen nunmehr nach dem neuen Infanterie=Exerzierreglement ausgebildet werden.
Die Erdarbeiten am Nordostseekanal sind der "Frankf. Ztg." zufolge einer holländischen Firma zur Ausführung übertragen, und zwar zum Gesamtpreise von rund 15 Mill. Mk. Der amtliche Voranschlag soll sich auf ca. 15 Mill. Mk. belaufen.
Der Zustand des Königs Wilhelm von Holland ist so ernst, daß er die allerschwersten Besorgnisse rechtfertigt. Von einer Wiedergenesung kann keine Rede mehr sein, der hohe Patient geht langsam seiner Auflösung entgegen. Der Kräfteverfall ist so groß, daß die ärztlichen Mittel versagen. Der König liegt fast andauernd im Halbschlafe, zeitweise tretet lange Ohnmachten ein. Das Leiden ist Altersschwäche und dagegen ist bekanntlich kein Kraut gewachsen. Die Königin Emma ist fortwährend um ihren Gemahl beschäftigt. Der kleinen Kronprinzessin ist die Gefahr bisher verschwiegen worden.
Auch dem reichen Frankreich scheinen die Opfer

[ => Original lesen: 1888 Nr. 75 Seite 2]

welche der bewaffnete Friede fordert, nach und nach etwas drückend zu werden, denn es ist doch nicht gut anzunehmen, daß unsere Nachbarn aus bloßer Friedensliebe ans Sparen denken, nachdem sie Jahre lang ohne Widerspruch ungezählte Millionen zu Kriegszwecken bewilligt haben. Der Finanzminister hat im Ministerrath mitgetheilt, das außerordentliche Budget für den Krieg und die Marine werde um 38 Millionen, nämlich von 192 auf 154 Millionen herabgesetzt werden. Es ist auch höchste Zeit, daß die Schraube endlich zum Stillstand kommt.
Die Herzogin Clementine von Coburg reist in den nächsten Tagen nach Bulgarien und wird auch in diesem Winter bei ihrem Sohne in Sofia verbleiben.


- Schönberg. Der erste ordentliche Lehrer an der höheren Töchterschule zu Halle a. d. Saale. Dr. Wunder, der auch an der hiesigen Realschule von Michaelis 1875 bis dahin 1881 als Lehrer thätig war, ist jetzt vom Ministerium der geistlichen Unterrichts= und Medizinalangelegenheiten in Berlin zum Oberlehrer ernannt worden.
- Schönberg. Wie man hört, wird die Betheiligung an der am 30. ds. Mts. stattfindenden Geflügel= und Gartenbau=Ausstellung eine recht rege sein, was in Interesse der guten Sache auch wünschenswerth ist. Die Hebung und Förderung des Garten und Obstbaues im hiesigen Fürstenthume ist dringend nothwendig und begrüßen wir daher mit Freuden das Vorgehen des Geflügelzuchtvereins mit dem Wunsche, nun auch einen recht zahlreichen Besuch der Ausstellung selbst erwarten zu dürfen. Dem Besucher wird gewiß mancherlei Interessantes auf dem Gebiete der Geflügelzucht, des Garten= u. Obstbaues zu Gesicht kommen, speciell aber wird eine Brutmaschine ausgestellt sein, die sich in voller Thätigkeit befindet; die in derselben befindlichen Eier sind so zeitig eingelegt, daß das Ausschlüpfen der jungen Küken während der Ausstellungstage gewärtiget wird, wenn nicht noch widrige Zwischenfälle eintreten sollten. Jedenfalls wird der Act des Ausschlüpfens der Küken ein sehr interessanter und von den Meisten noch nicht beobachtet sein. Der Besitzer der betreffenden Maschine wird an Ort und Stelle auf Verlangen jedenfalls bereit sein, jede erforderliche Auskunft über Handhabung des Apparates vor, während und nach der Thätigkeit desselben zu ertheilen.
- Neustrelitz. Se. K. H. der Großherzog hat sich von Homburg v. d. H. zur Nachkur nach Ostende begeben.
Da Kaiser Wilhelm jetzt immer so viele Gäste zu bewirten hat, sandte ihm König Oskar von Schweden ein 6jähriges Elchthier zum Braten auf die Tafel. Das Thier wiegt 400 Kilogramm und ist vom König selbst geschossen worden.
- Aus Hamburg wird jetzt berichtet, daß S. M. der Kaiser dort bestimmt am 20. Oktober zu der Schlußsteinlegung der Zollanschlußbauten erwartet werde. In der Mitternachtsstunde vom 21. zum 22. Oktober erfolgt der Anschluß.
- Ein Zeichen des immer zunehmenden Aufschwungs der Stadt Hamburg ist die Thatsache, daß sich 40 große Schiffe auf deutschen und englischen Werften für Hamburger Rechnung im Bau befinden, meist große Seedampfer.
- Die Mitgift der Prinzessin Sophie soll nach der amtlichen Athener Zeitung "Akropolis" einem Kapitale entsprechen, welches einen Zinsgenuß von jährlich 37 000 Mark gewährt. Das Kapital in 3 1/2 % preußischen Staats=Obligationen gedacht, würden diese Revenüen demnach ein Mitgift von etwas über eine Million Reichsmark repräsentieren.
- Wenn man einmal sein Joch im Leben tragen muß, so mag es das Joch des soeben gestorbenen Fürsten Schwarzenberg auf Schloß Johannisberg in Böhmen sein. Der trug sein Joch geduldig bis ins 89. Jahr, es waren aber 150 000 Joch Landes und 99 Domänen, die zusammen im Volksmund "Königreich Schwarzenberg" genannt wurden.
- Wie lange ist's her, da hatte Berlin nur drei Theater, das Königliche Schauspielhaus, die Königliche Oper und das Königstädter Theater. Jetzt können 17 000 Berliner täglich das Theater, darunter recht gute, besuchen; denn es giebt jetzt 9 Schauspielhäuser.
- Bertha Rother berüchtigten Berliner und Wiener Andenkens hat von ihrem Bräutigam Schroll und dessen Familie den Laufpaß und 50 000 Gulden baar erhalten und fängt nun einen neuen Roman an.
- Um den blauen Montag auszurotten, hat eine Stuttgarter Fabrik vor Jahren schon den Zahltag für ihre Arbeiter auf den Mittwoch verlegt und dadurch günstige Ergebnisse erzielt. Am Montag wurde regelmäßig gearbeitet und der anfangs befürchtete blaue Donnerstag hat sich nicht eingestellt. Es scheint hiernach richtig zu sein, daß das Geld, welches der Arbeiter mitten in der Arbeit und der Sorge der Woche erhält, häufig eine bessere Verwendung findet, als das am Ende der Woche ausgezahlte.
- Eine wahrhaft amerikanische Freigebigkeit bewies der Geheime Kommerzienrath M. Simon in Königsberg. Er vermachte in seinem Testament der Stadt und vielen wohlthätigen Anstalten, Vereinen und Schulen zusammen weit über eine Million Mark.
- Von der verderblichen Wirkung der Romanlektüre auf jugendliche Gemüter hat wieder der Selbstmord eines 16jährigen jungen Mannes Namens Torroir in La Hestre (Belgien) ein tragisches Beispiel geliefert. Demselben hatte die Geschichte eines Erhängten derart den Verstand verwirrt, daß er sich denselben Tod gegeben hat. Als er mit einem Strick um den Hals aufgefunden wurde, hatte er eine Zeitung in der Hand, deren Feuilleton die betreffende Erzählung enthielt.
- In einem Theater in Brüssel, in welchem sich in letzter Zeit, namentlich im Parket die Damenwelt durch hohe Kopfbedeckungen sehr mißliebig gemacht hatte, hat die Direktion folgende Bekanntmachung vor den Eingängen anbringen lassen: "Nur den älteren Damen ist es gestattet, die Hüte im Parket aufzubehalten." Jetzt legen selbst die älteren Damen vor Betreten des Theaters ihre Hüte in der Garderobe ab.
- Eine Monstremesse, der über 100 000 Gläubige beiwohnen werden, gedenkt Papst Leo XIII. am 30. d. M. zum Gedächtniß der Toten in der herrlichen Basilika von St. Peter zu lesen. Schon sind mehr als 50 000 Einladungskarten zur Vertheilung gelangt. Den Pilgern ist streng untersagt worden, bei dieser ernsten Feier, wie das sonst geschah, zu - applaudiren. Der heilige Vater wird bei dieser Messe dem vatikanischen Herkommen getreu ganz in Roth erscheinen; Rot ist bekanntlich die Trauerfarbe der Päpste.
- Unmenschliche Rohheit. Infolge eines anonymen Briefes nahmen am 6. d. M. in Oberesch der Staatsanwalt, sowie das Amtsgericht von Saarlouis eine Untersuchung vor, die Folgendes ergab: In einem vollständig dunklen, schmutzigen Raum, dem beim Oeffnen ein pestilenzartiger Geruch entströmte, fand man ein 36 Jahre altes Mädchen, das an dem einen Fuß mit einer eiserner Kette befestigt war. Vier Jahre bereits war die Unglückliche, die früher lange Zeit geistig krank gewesen sein soll, an diesem Ort von der eigenen Mutter und zwei Brüdern gefangen gehalten worden. Die unmenschlichen Angehörigen wurden sofort in Haft genommen, das Mädchen aus seiner elenden Lage befreit und ins Hospital nach Saarlouis übergeführt. Die gerichtliche Untersuchung wird das Weitere ergeben.
- Dem "Sozialdemokrat", der bekannten rothen Wochenschrift, ist's in Zürich unheimlich geworden, er wandert nach London aus, um, wie er sagt, frei von der Leber weg sprechen zu können. Vorläufig wird aber noch am 21. Oktober in Bern ein allgemeiner sozialdemokratischer Arbeitertag abgehalten.
- In Warschau wird der Schah von Persien erwartet, der auf seiner Reise nach Petersburg zunächst in Warschau eintreffen wird. Hoffentlich wendet er sich von dort nicht weiter westlich!
- Die Haifische in der Adria sind echter und ausdauernder als die Krokodile in der Elbe. Wie man aus Fiume meldet, haben neuerdings Fischer aus Lukova einen großen Haifisch eingefangen und

[ => Original lesen: 1888 Nr. 75 Seite 3]

zum Hafen gebracht. Uebrigens hat die Mannschaft des Lokaldampfers am selben Tage bei Stari Grad in der Nähe der Küste einen noch viel größeren Haifisch in unmittelbarer Nähe des Dampfers vorbeischwimmen sehen.


Farbig, schwarz und weiß Seiden=Moirée von Mk. 2,65 bis Mk. 10,30 p. Met. (antique und français)
versendet roben= und Stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg sub Nr. 5 belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths und Müllers Ludwig Roeper daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag,den 2. Oktober 1888,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 12. Juli 1888.

Großherzogliches Amtsgericht
G. Horn.

A. Dufft.        


Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Urliste für die Stadt Schönberg in der Zeit vom 1. bis 8. October d. J. in hiesiger Rathsstube ausliegt. Gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Urliste können Einsprachen von Jedermann innerhalb einer Woche (vom 1. October d. J. angerechnet) erhoben werden, und sind solche schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 24. September 1888.

Der Magistrat.


Wir können nicht unterlassen allen denen, welche durch ihre Hülfsleistungen bei unserm Brandunglück am Sonntag, den 16. September cr. so bereitwillig und erfolgreich uns unterstützt haben, unsern tiefgefühltesten Dank auch öffentlich an dieser Stelle hierdurch auszusprechen. Besonders aber gedenken wir voller Dankbarkeit der wackern Feuerwehr aus Schlutup und derer, welche uns nach dem Brande beim Aufräumen der Feuerstellen so thätig durch Mannschaften und Fuhrwerk geholfen haben.
Selmsdorf im September 1888.

Die Dorfschaft Selmsdorf.


Zur Deckung der Brandschäden, Unterhaltung der Spritzen und zu den Verwaltungskosten vernothwendigt sich für das Jahr 1888 ein Beitrag von Cl. Ia. 15 Pf., Cl. Ib. 18 Pf., Cl. II. 24 Pf., Cl. III. 30 Pf. für je 100 Mk. der Versicherungssumme.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften noch besonders angezeigt werden.
Schönberg, den 13. September 1888.

Die Direktion der Feuer-Versicherungs-Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.                           F. Stüve.


1000 Pfd. gute Esskartoffel
hat zu verkaufen                                                    Wulf, Kuhhirt,
                                                                                Bauhof=Schönberg.


Im Anschluß an unsere Bekanntmachung vom 9. d. Mts. machen wir ferner bekannt, daß die Geflügel= und Gartenbau=Ausstellung am 30. ds. M., Mittags 1 Uhr eröffnet und am 1. Oktober cr., Abends 8 Uhr, geschlossen wird.
Die Ziehung der Tombola findet am 1. October im Ausstellungslokale statt.
Schönberg, den 23. September 1888.

Der Vorstand des Geflügelzuchtvereins.


Schmiede- und Schlosserinnung.

Versammlung am 1. Oktober d. J. Nachmittags 2 Uhr.
        Tagesordnung:
Ein= und Ausschreiben von Lehrlingen, Zahlung der Beiträge und Besprechung sonstiger Innungsangelegenheiten.

Der Vorstand.        


Hängelampe     Lampen
in reicher Auswahl.
Kuppeln, Cylinder und Docht
in bester Qualität.
Brenner
in den besten Sorten und verschiedensten Größen hält vorräthig u. empfiehlt
W. Wieschendorf,
Klempner.


Graue Butterbirnen (beurrégris)
und Lehmbirnen 5 Ltr. 25 Pfg.
gute Kochbirnen 5 Ltr. 15 Pfg.
sowie Bergamotte-Birnen 5 Ltr. 35 Pfg.
sind zu verkaufen                                                    
                                                    Siemzerstr. 103.


Die Großherzoglichen Gypswerke zu Lübtheen haben mir für den hiesigen Platz ihre Fabrikate übertragen und empfehle ich

reinen fein gemahlenen Düngergyps
ff. Putz=Gyps                                                    
zu Fabrikpreisen.
                                                    J. H. Freitag.


Ende dieses Monats trifft eine Sendung guter Eßkartoffel zu billigen Preisen bei mir ein und nehme ich Bestellungen gern entgegen.

J. H. Freitag.        


Diedr. Teschau, Messerfabrikant,
Lübeck, Breitestraße 24.
Specialgeschäft u. Fabrik in
Messerwaaren und Scheeren.
Revolver, Salonbüchsen, Pistolen, Munition, Barometer, Thermometer, Reißzeuge.
---------------
Reparatur-Werkst. Hohlschleiferei.
Neue Klingen, Korkzieher, Hefter werden eingesetzt, Kaffemühlen geschärft, Siebe eingebunden.
Neu - Anfertigungen
rasch und sauber.


H. Scheer
empfiehlt: Herren-, Damen- und Kinder-Wäsche in guter Ausführung; sowie Damen- und Kinder-Schürzen in den neuesten Mustern zu den billigsten Preisen.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 75 Seite 4]

Ausstellung
von Geflügel, Blumen, Gemüse und Obst
am 30. September und 1. October d. Js.
zu Schönberg i. M.
im Saale des Gastwirths Freitag.

Zur Betheiligung an dieser Ausstellung laden wir hierdurch mit dem Bemerken ergebenst ein, daß zur Ausstellung nur selbstgewonnene Erzeugnisse des Gartens und Obstbaues gelangen sollen, und Jeder im hiesigen Fürstenthume theilnehmen kann.
Eine vorherige Anmeldung der auszustellenden Gegenstände ist nicht erforderlich, die Einlieferung derselben erfolgt im Saale des Hrn. Freitag am Sonnabend, den 29. September von Morgens 8 bis Abends 5 Uhr, abgeschnittene Blumen jedoch können noch am 30. September von Morgens 6 bis 8 Uhr eingeliefert werden.
Die Rückgabe der ausgestellten Sachen geschieht am Dienstag, den 2. October, von Morgens 8 bis 12 Uhr Mittags. Etwa in dieser Zeit nicht abgeholte Ausstellungsgegenstände können bis Freitag, den 5. October, Mittags, durch Vermittelung des Herrn Lundwall abgefordert werden, alle bis dahin nicht zurückgenommenen Gegenstände verfallen zum Besten der Kasse.
Eintrittskarten zum Besuche der Ausstellung kosten für Erwachsene 20 Pfg., für Kinder 10 Pfg. und werden an der Casse gelöst.
An Preisen werden vertheilt werden für Blumen 6 Geldpreise und 4 Diplome, für Obst 6 Geldpreise und 4 Diplome, für Gemüse 6 Geldpreise und 4 Diplome und für Geflügel 60 Mark Geldpreise und 20 Diplome.
Schönberg, den 9. September 1888.

Der Vorstand des Vereins für Geflügelzucht.


Große Auswahl

in Peitschenstöcken, Peitschen, Spazierstöcken, Harmonikas, Pfeifen, Taschenmesser, Scheeren, Portemonnaies, Hosenträger, Kämme, Spiegel, Uhrketten u. s. w. sowie die neuesten Damenschmucksachen, als Broschen, Ohrringe, Zopfnadeln, Armbänder, Manschettenknöpfe, Fingerringe und sonstige zum Schmuck passende Waaren empfiehlt zu sehr billigen Preisen

H. Brüchmann.        


Bezugnehmend auf die Anzeige unseres Brandunglückes zu Selmsdorf erlaube ich mir, mich mit der Bitte um Gaben für die abgebrannten Dienstboten und eine Arbeiterfamilie, die, unversichert, wenig gerettet hat und in der die Frau schon monatelang krank gewesen, an die schon oft bewiesene Mildtätigkeit der Stadt Schönberg und des Fürstenthums zu wenden. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

Pastor Horn in Selmsdorf.        


Schuh-, Stiefel- und Filzwaaren
in großer Auswahl
empfehle zu den billigsten Preisen.                          
Roßlederne Damenstiefeletten von 6 Mark an.
Lack=Damenstiefeletten von 9 Mark an.
                                                    J. W. Hundt, Schuhmachermeister.


Lönholdt's
Füll-Regulir-Luftheizungs-
und Ventilations-Oefen
(verbessertes amerikanisches System)
empfiehlt                                                    Aug. Spehr.


Zu Michaelis suche ich einen zuverlässigen
Pferde= und Kuh=Knecht.
                                                    Schulze Lohse, Törpt.


Einen Knecht u. einen Jungen
zum Kühefüttern und Melken sucht                          
                                                    J. Oldenburg=Niendorf.


Suche zum 1. November d. J.                          
ein junges Mädchen
zur Stütze der Hausfrau, welches schneidern kann.                          
                                                    Frau C. Hoffmann,
                                                    Lübeck, Hüxstraße 51.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 75 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 75 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. September 1888.


Die Ernte der übrigen europäischen und nicht europäischen Länder im Jahre 1888.

Die Preissteigerung des Roggens und Weizens in den letzten Wochen läßt annehmen, daß auch die Ernten anderer Länder nicht als wirklich gut bezeichnet werden können. Heben wir zunächst Oesterreich=Ungarn, ferner Rußland hervor; bekannt genug ist es, daß gerade diese beiden Länder in den letzten Jahren uns eine gewaltige Konkurrenz eröffnet und die Getreidepreise sehr tief herunter gedrückt haben. - Am besten ist in Oesterreich=Ungarn der Weizen geraten; man nimmt an, daß gegen 4 1/2 Millionen Hektoliter zur Ausfuhr gelangen können; Roggen hat dagegen ein Mindererträgniß von 5 Millionen, Gerste von 3 1/4 Millionen, Hafer von 2 Millionen Hektoliter gegen voriges Jahr ergeben. Was Rußland betrifft, so hat der Süden eine gute Ernte zu verzeichnen; in den nördlichen Theilen ist sie dagegen weit geringer; besonders der Roggen ergab kaum eine Mittelernte. Glücklicherweise besitzen beide Länder noch sehr beträchtliche alte Vorräthe: man zeigt sich jedoch mit deren Abgabe sehr zurückhaltend, indem höhere Preise erwartet werden. In England waren die Niederschläge noch bedeutender als bei uns; aus diesem Grunde ist die Ernte eine sehr mittelmäßige. In Frankreich konstatiert man eine sehr gute Mittelernte; das Bedürfniß wird aber durch dieselbe nicht gedeckt, sondern 20 bis 25 Millionen Hektoliter werden noch unbedingt nothwendig sein. Schlechter lauten die Nachrichten aus Italien; man nimmt an, daß noch mindestens 25 % an einer guten Mittelernte fehlen; Weizen dürfen allein an 15 Millionen Hektoliter eingeführt werden müssen.
Zufolge lang anhaltender Trockenheit ist auch die Maisernte schlecht ausgefallen. Aus der Schweiz wird berichtet: Die Ernte ist im allgemeinen für Weizen und Roggen wesentlich unter mittel ausgefallen, so daß bedeutend mehr Getreide eingeführt werden muß, als in den letzten Jahren. Hierzu kommt noch, daß der größte Theil der Früchte feucht eingeerntet und die Qualität eine sehr geringe ist. Im Hafer läßt sich dagegen eine gute Mittelernte konstatieren. Die Nachritten aus Holland lauten fast ebenso; Winterfrüchte und Gerste gering; Hafer dagegen zufriedenstellend.
Was die überseeischen Länder betrifft, so stehen hier die Ernteresultate noch nicht vollkommen fest; einzelnen Mittheilungen zufolge sind dieselben auch nicht zufriedenstellend und erheben sich kaum über mittel. - Aus all dem geht zur Genüge hervor, daß für das Jahr 1888 die bereits eingetretene Preissteigerung, besonders des Wintergetreides, fortbestehen wird. An wirkliche Teuerung kann dagegen Verfasser dss. unbedingt nicht glauben. Zunächst haben wir im großen ganzen doch eine Mittelernte zu verzeichnen; an alten Vorräthen, auch bei uns in Deutschland, fehlt es weiter nicht. Die verschiedenen Gemüse=, Kohl= und Krautarten, Möhren etc. sind ferner fast aller Orten gerathen und an Obst ist kein Mangel.


- Der Betrieb auf der Gewehrfabrik in Spandau wird immer mehr eingeschränkt. Seit Montag ist in allen Abtheilungen der Dreiviertelstag eingeführt. Dagegen sind an dem Umbau der Betriebseinrichtungen zahlreiche Arbeitskräfte angestrengt beschäftigt.
- Das Regiment der Garde du Corps wird demnächst eine Gliederung in 5 Schwadronen erhalten gleich den übrige Kavallerieregimentern der Armee. Das genannte Regiment macht darin eine Ausnahme, daß es allerdings in 5 Schwadronen, aber dabei noch in alter Weise in 10 Compagnien formirt ist. Daher hat das Regiment auch 10 Rittmeister, die sogenannten kleinen, welche eine Compagnie führen, und die großen Rittmeister, die Chefs der Eskadrons. Durch die neue Gliederung soll also das Regiment den übrigen Kavallerie=Regimentern der preußischen Armee gleichgestellt werden.
- In Bielefeld erhielten die zur Reserve entlassenen Mannschaften des 15. Infanterie=Regiments zum Andenken an den hochseligen Kaiser Friedrich je ein Zweimarkstück mit dem Bildnisse des verewigten Monarchen.
- Aus Kiel wird der "National=Zeitung" mitgetheilt, daß die zum Schutz der Elbausmündung des Nordostseekanals wie später auch zum Schutz der anderen Flußmündungen zu erbauenden Schiffe nicht dem Typus der Kanonenboote angehören, sondern größer sein werden als diese und ca. 3800 Tonnen Platz haben. Gegenwärtig ist das erste dieser Schiffe, welches als Versuchsbau angesehen werden kann, bereits im Bau (Germania=Werft in Kiel) so weit vorgeschritten, daß der Rumpf bis auf die Bepanzerung nahezu vollendet ist. Es wird sich um Herstellung von Gürtel=Panzerschiffen (mit Compoundpanzer in der Wasserlinie) mit an Zahl geringer, aber sehr schwerer Armierung handeln, die, ihrem Verwendungsgebiet entsprechend, einen mäßigeren Tiefgang haben, deshalb zwei Schrauben führen und deren Maschinen=Pferdestärken die Tonnenzahl des Deplacements überschreiten. Diese Panzerfahrzeuge, nahezu in Größe der Kreuzerkorvetten, werden sich also dem Typus der Ausfallkorvetten nähern. Nach Erprobung des ersten Versuchsbaues dieser Art sollen dann fünf weitere Fahrzeuge dieser Klasse auf Stapel gesetzt werden, und später dann noch vier folgen.
- 3081 polizeiliche Milchrevisionen haben im Lauf des Monats August in Berlin stattgefunden. Von den im Ganzen untersuchten 54 000 Liter mußten 600 Liter beanstandet werden, wobei in 68 Fällen das gerichtliche Strafverfahren eingeleitet wurde. Die verhältnißmäßig meisten Beanstandungen fanden bei der sog. Magermilch statt.
- Nach dem künftigen bürgerlichen Gesetzbuch gehört das Eigenthum des Baumes dem, auf dessen Grund und Boden der Stamm aus der Erde kommt. Auf das Grundstück des Nachbarn überhängende Früchte gehören dem Eigenthümer des Stammes, welcher jedoch behufs ihrer Abbringung das Grundstück des Nachbarn nicht wider dessen Willen betreten darf. Uebergefallene Früchte sind Eigenthum dessen, welchem der Grund und Boden gehört, auf den sie gefallen sind.
- Der Deutsche Techniker=Verband in Berlin hat eine Petition an den deutschen Reichstag gerichtet, in welcher gebeten wird, bei der Abfassung des bürgerlichen Gesetzbuches, bezw. der Novelle der Gewerbeordnung dahin zu wirken, daß die deutschen Techniker hinsichtlich ihrer Kündigungsverhältnisse zu ihren Pinzipälen den Handlungsgehilfen gleichgestellt werden, also auch für die sechswöchentliche Kündigungsfrist vor Ablauf des Kalender=Vierteljahres gesetzlich festgestellt werde, während in dem Entwurf nur 14=tägige Kündigungsfrist vorgesehen ist.
- Nach der "Köln. Volksztg." läßt der Eisenbahnminister von Maybach bei sämmtlichen Eisenbahndirektionen Erhebungen darüber anstellen, welche Wirkungen der von Eduard Engel vorgeschlagene Einheits=Tarif für einen bestimmten Zeitraum haben würde. - Engel schlägt nämlich vor, nicht tausenderlei Billetpreise und dementsprechend ebensoviel verschiedene Billets im Eisenbahnverkehr zu haben, sondern einfach Einheitspreise festzusetzen für Reisen unter 25 Kilometer, für Reisen von 25-50 Kilometer Entfernung und für Reisen zwischen Orten, welche über 50 Kilometer von einander entfernt liegen, wobei dann natürlich alle Ermäßigungen für Retourbillets und dergl. fortfallen sollen und nur

[ => Original lesen: 1888 Nr. 75 Seite 6]

noch für den Lokalverkehr, d. h. für den Verkehr zwischen Großstädten und ihren Vororten sehr billige Abonnements bestehen bleiben würden. Der neue Tarif würde dann nach Engel sein müssen:

1. Klasse. 2. Klasse. 3. Klasse.
bis 25 km 25 Pfg. 50 Pfg. 2 Mk.
25-50 km 50 Pfg. 1 Mk. 4 Mk.
50 km und darüber 1 Mk. 2 Mk. 6 Mk.

Daneben könnten nach Engel noch sog. "Blitzzüge" eingeführt werden, welche nicht an allen Stationen halten und besonders schnell fahren; wer diese benutzen will müßte immer zwei Billets der Klasse nehmen, welche er benutzen will.
- Unter der Ueberschrift "Eine statistische Mahnung an die deutschen Landwirthe" lesen wir in der "Leipziger Ztg.": Schon bei Besprechung der jüngsten Handelsbilanz haben wir darauf hingewiesen, wie die Statistik des deutschen Waarenverkehrs, so sicher sie die Gründe des unverschuldeten Nothstandes der deutschen Landwirthschaft aufdeckt, anderseits doch auch die wunden Stellen bezeichnet, die unsere Landwirthe selbst zu heilen im Stande sind, wenn sie ernstlich wollen. Daß die deutsche Landwirthschaft, obwohl sie 80-96 Prozent unseres Bedarfs an Körnerfrüchten deckt, es ruhig mit ansehen muß, daß Deutschland für 77 Millionen Mark Weizen, 55 Millionen Mark Roggen und 53 Millionen Mark Gerste mehr ein= als ausgeführt, bei welchen ein großer Theil deutscher Landwirthe nicht bestehen kann, ist nicht ihre Schuld. Schon anders scheint uns das bei dem Capitel "Gemüse" und "Eier" zu liegen. Eier wurden im Jahre 1887 für 33 Millionen Mark eingeführt - ein Beweis, scheint uns, daß die Geflügelzucht Deutschlands doch wohl noch intensiveren Betriebes fähig wäre. In noch weit höherem Grade aber gilt dies wohl von demjenigen landwirthschaftlichen Erzeugnisse, das wir jetzt zu ernten im Begriff stehen, dem Obste. Allein getrocknetes Obst wurde im vorigen Jahre in Deutschland eingeführt für 11 599 000 Mark, ausgeführt dagegen nur für 76 000 Mark! Für frisches Obst aber stellte sich die Rechnung wie folgt:
Es wurde

        eingeführt         ausgeführt
1880 für 4 722 000 M. 3 938 000 M.
1881 für 3 745 000 M. 5 453 000 M.
1882 für 6 971 000 M. 4 774 000 M.
1883 für 5 233 000 M. 7 114 000 M.
1884 für 11 295 000 M. 6 360 000 M.
1885 für 13 373 000 M. 5 726 000 M.
1886 für 20 452 000 M. 4 579 000 M.
1887 für 22 818 000 M. 3 052 000 M.
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Sa. 88 609 000 M. 40 996 000 M.

48 Millionen Mark hat sonach Deutschland in diesen acht Jahren für Obst an das Ausland mehr verausgabt als von demselben eingenommen, und was das bedenklichste dabei ist, die Einfuhr wächst rapid, während die Ausfuhr eher in der Abnahme begriffen ist. Bei aller Fürsorge, welche die Regierungen diesem wichtigen Zweige der heimischen Landwirthschaft widmen, und trotz des nicht zu verkennenden Eifers, den auch das Vereinswesen und einzelne verdiente Obstzüchter in dieser Richtung neuerlich entfalten, könnte sonach aus eigener Initiative der Landwirthe heraus in Bezug auf Obstbau u. E. doch noch bedeutend mehr geschehen, als jetzt geschieht.
- Vom deutschen Bier ist die Ausfuhr nach Frankreich in diesem Jahr bedeutend gefallen, weil in Paris zahlreiche neue französische Brauereien entstanden sind und das deutsche Bier systematisch bekämpft wird.
- Feuerspritze mit Petroleum=Motor. Beim deutschen Feuerwehrtage, welcher unlängst in Hannover stattfand, wurde eine Feuerspritze, betrieben mit Petroleum=Motor, vorgeführt, die von Vogl, Oberführer der Münchener Feuerwehr, erfunden war. Schon längst besteht das Bedürfniß, eine Feuerspritze zu bauen, welche ein Mittelding zwischen den großen Dampfspritzen und den Handkraftspritzen darstellt. Die in Fachzeitschriften beschriebenen und erklärte Konstruktion der Vogl'schen Feuerspritze findet viele Anerkennung.
- Ein Offizier der ersten Infanterie=Brigade in München hat mit Hülfe eines Schrittzählers gefunden, daß er während der diesjährigen Herbst=Uebungen vom Beginn des Regiments=Exercirens an bis zur Rückkehr in die Kaserne im Dienst 747 000 Schritte gemacht, also einen Weg in der Länge von rund 600 km = 160 früheren Poststunden zurückgelegt hat. Vertheilt man diese Leistung auf die 19 Exerzier=, Marsch= und Manövertage, dann treffen auf den einzelnen Tag 32 km oder etwas mehr als 8 Wegestunden; während der Zeit des Regiments= und Brigade=Exerzierens war die tägliche Leistung eine geringere als die Durchschnittszahl angiebt, bei den Manöver aber oft eine bedeutend höhere.
- Das berühmte Hofbräuhaus in München ist so schön ausgebaut und eingerichtet worden, daß mancher alte Stammgast es kaum wieder erkennt und es ungemüthlich findet. Die bekannte Wand zwischen Küchenfenster und Schänke ziert ein eichenes Büffet und zum Ausspülen der Bierkrüge dienen schöne Wandbrunnen aus weißem Marmor.
- Wie schnell Jemand auf schiefer Ebene abwärts gleitet, beweist ein Mann, der dieser Tage als Spitzbube in Wiesbaden verhaftet worden ist. Dieser Mann kam von Amerika zurück mit einem Vermögen von rund 60 000 Mark und verjubelte es schnell, wurde Bettler, Vagabund und endlich Pferde= und Uhrendieb.
- Das Eiland, auf welchem die Stadt New=York steht, verkauften im Jahr 1668 die Indianer an die Europäer für 10 Hemden, 30 Paar Strümpfe, 10 Gewehre, 30 Kugel, 30 Pfund Pulver, 30 Beile, 30 Kessel und eine kupferne Bratpfanne. Beide Theile glaubten einen guten Kauf gemacht zu haben. Was mag der Grund und Boden jetzt werth sein?
- Eine reizende Waldidylle hat sich dieser Tage in Münster am Stein abgespielt. Zwei zur Kur dort weilende junge Gräfinnen machten nachmittags vom Fuß des Rheingrafenstein aus einen Ausflug in den Wald. Die beiden jungen Damen wollten Haselnüsse suchen, da ihnen aber in dem dichten Gestrüpp ihre Kleiderröcke lästig wurden, so entledigten sie sich derselben und hingen sie an dem nächsten Gebüsch des einsamen Waldes auf. So bahnten Sie sich, nur in Taille und Unterkleidern, einen Weg quer durch das Gebüsch, sich ungestört dem Suchen von Haselnüssen hingebend. Bald darauf kam ein ebenfalls zur Kur dort weilender und den Wald durchstreifender junger Rechtsanwalt an dem die beiden Frauenkleider bergenden Gebüsch vorbei. Staunend blieb der Jünger der Themis vor den Kleidern stehen, nirgendwo sah und hörte er etwas von lebenden Wesen, er sah sich die Kleider näher an, fand, daß dieselben offenbar vornehmen Damen gehörten, und sofort wurde es ihm klar, daß hier ein Verbrechen, ein Mord verübt worden sei. Schon malte er sich im Geist die That mit allen ihren schrecklichen Einzelheiten aus, schon sah er den Mörder im Gerichtssaal vor den Geschworenen stehen. Wie sollten die Kleider sonst an diese Stelle des Waldes kommen, die selten von einem Menschen betreten wurde und an die ihn nur ein glücklicher Zufall geführt hatte! Schleunigst packte er die Kleider zusammen und begab sich damit auf das Polizeiamt in Münster am Stein, um hier Anzeige von seiner grauenvollen Entdeckung zu machen. Man kann sich denken, daß die Behörde in dem friedlichen Münster am Stein durch diese Mittheilungen, zumal sie von berufener Seite gemacht wurden, in nicht geringe Aufregung versetzt wurde, und sofort schickte man sich an, umfassende Nachforschungen anzustellen. Inzwischen hatten auch die jungen Damen ihren Streifzug in den Wald beendet. Wer beschreibt ihr Erstaunen, ihre Verlegenheit, als sie an dem Gebüsch ihre Kleider nicht mehr vorfanden! Vergebens spähen sie nach allen Richtungen aus, nirgendwo winkt ihnen Rettung aus ihrer Lage. So blieb ihnen denn nichts anderes übrig, als in dem Zustand, in dem sie sich befanden, den Heimweg anzutreten. Halb ohnmächtig langten sie in ihrem Gasthof wieder an, wo man nicht wenig verwundert war, sie ohne Kleiderröcke zurückkehren zu sehen. Und damit hatte die Mordgeschichte ein Ende.


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ZVDD