No. 76
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. September
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 76 Seite 1]

          Auf Befehl hoher Landesregierung wird hierdurch zur Kenntniß gebracht, daß das Kommando der 17. Division gebeten hat, für die den Truppen, welche während der diesjährigen Herbstübungen im hiesigen Fürstenthume dislocirt waren, zu Theil gewordene sehr freundliche und gute Aufnahme den Quartiergebern den aufrichtigsten Dank sowohl des Kommandos als auch der betreffenden Truppentheile auszusprechen.
          Schönberg, 22. September 1888.

Großherzoglich Mecklb. Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Während es unter Wilhelm I. Sitte war, daß die purpurne Königsstandarte auf der Zinne des Palais nur dann wehte, wenn der Kaiser im Palais selbst sich aufhielt, sofort aber gesenkt wurde, wenn der Kaiser nur für kurze Zeit ausfuhr, hatte der junge Kaiser angeordnet, daß die hochgehißte Fahne seine Anwesenheit im Bannkreise seiner Residenzstadt zu bedeuten habe. Demgemäß wehte zum Beispiel während der letzten großen Paraden die Standarte auf dem Schlosse, obgleich der Kaiser draußen auf dem Tempelhofer Felde weilte. In dem Augenblicke, wo der Kaiser auf dem Bahnhofe ankommt, steigt die Standarte.
Die "Nordd. Allgem. Zeitung" bringt an der Spitze ihres gestrigen Blattes folgende Mittheilung: Unter der Ueberschrift: "Aus Kaiser Friedrichs Tagebuch" hat die Deutsche Rundschau Auszüge aus einem Tagebuche veröffentlicht, welches während des Krieges 1870-1871 angeblich der Kronprinz - nachmaliger Kaiser Friedrich III. - geführt haben soll. Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß diese Veröffentlichung ohne Vorwissen Sr. Majestät des Kaisers und Königs erfolgt ist. Was den Text des angeblichen Tagebuchs des verewigten Kaisers Friedrich betrifft, so enthält dasselbe nach den Erinnerungen der bei den Ereignissen betheiligten Persönlichkeiten so starke chronologische und thatsächliche Irrthümer, daß die Aechtheit bezweifelt werden muß. Namentlich ist es ausgeschlossen, daß der ganze Inhalt von dem Kronprinzen selbst herrührt und täglich also in frischer Erinnerung von ihm aufgezeichnet worden ist.
Das Tagebuch des verstorbenen Kaisers Friedrich füllt seit Tagen nicht nur alle deutschen, sondern auch die fremden, auswärtigen Zeitungen. Die täglichen, höchst interessanten Aufzeichnungen sind lebendige Zeugen von dem hohen idealen Geist und Sinn des damaligen Kronprinzen, der unter dem Lärm der Waffen und mancherlei Streit und Widerstreit der Fürsten, Staatsmänner und Generale immer das Auge auf die deutsche Zukunft und die Früchte des Sieges für das deutsche Volk gerichtet hielt und unermüdlich und kräftig für die Errichtung eines deutschen Reiches und eines deutschen Kaiserthums eintrat. Die kurzen, unter den oft wechselnden Stimmungen und Eindrücken des Tages entstandenen Tagebücher legen Zeugniß ab für die große Bedeutung des heimgegangenen Herrschers Am 6. und 7. März schrieb er in sein Tagebuch: "Ich glaube, daß nur eine neue Zeit, die einst mit mir rechnet, den vollen freiheitlichen Ausbau des Reiches erreichen wird. Solche Erfahrungen, wie ich sie seit zehn Jahren gesammelt habe, können nicht umsonst gewonnen sein. In der nunmehr geeinten Nation werde ich einen starken Anhalt für meine Gesinnungen finden, zumal ich der erste Fürst sein werde, der, den verfassungsmäßigen Einrichtungen ohne allen Rückhalt ehrlich zugetan, vor sein Volk zu treten hat."
Professor Delbrück, einst der Erzieher des Prinzen Waldemar, des verstorbenen jüngsten Sohnes des Kaisers Friedrich und diesem nahestehend, wird vielfach als derjenige genannt, der die Veröffentlichung des kaiserlichen Tagebuches veranlaßt habe. Ein Freund (Zedlitz) erklärt öffentlich, die Veröffentlichung sei ohne jedes Zuthun und ohne Vorwissen Delbrücks erfolgt; Delbrück werde das noch selbst erklären.
Es bestätigt sich, daß der Kaiser Wilhelm am 2. Oktober und zwar früh 7 Uhr in München eintrifft.
Der Vertrag mit Bayern und den anderen deutschen Königen und Fürsten über die Herstellung des Reiches und des Kaiserthums wurde in Versailles am 28. November unterzeichnet. Bismarck trat abends spät in das Zimmer seines diplomatischen Stabes und sagte bewegt: "Nun ist der bayrische Vertrag fertig, die deutsche Einheit ist gemacht und der Kaiser auch." Dann fügte er hinzu: "Die Zeitungen werden nicht zufrieden sein und, wer einmal in der gewöhnlichen Art Geschichte schreibt, kann unser Abkommen tadeln. Er kann sagen: der dumme Kerl hätte mehr fordern sollen; er hätte es erlangt, sie hätten es gemußt, und er kann Recht haben mit dem Müssen. Mir aber lag mehr daran, daß die Leute mit der Sache innerlich zufrieden waren. Was sind Verträge, wenn man muß? Und ich weiß, daß sie vergnügt fortgegangen sind. Ich wollte sie nicht pressen, die Lage nicht ausnützen. Der Vertrag hat seine Mängel, aber er ist so fester. Ich rechne ihn zu dem Wichtigsten, was wir in diesem Jahr erreicht haben." Die Zukunft hat ihm recht gegeben.
Die bayrische Reinpfalz hat 30 volle Jahre keinen ihrer Könige zu sehen bekommen. Man kann sich denken, welche Feste sie jetzt dem Prinzregenten

[ => Original lesen: 1888 Nr. 76 Seite 2]

Luitpold bei seinem Besuch von Stadt und Land bereitet und wie sie ihm zugejubelt hat. Protestant oder Katholik, alle waren einmüthig, bei Niemand hatten die gehässigen Anschwärzungen und Verleumdungen verfangen, mit denen die Schwaben den Regenten nach dem Tod König Ludwigs II. überschüttet hatten.
Der Staatsminister Graf Bismark ist am Montag von seiner Reise nach Rußland in Berlin wieder eingetroffen.
Graf Kalnoky ist von Friedrichsruh nach Wien zurückgekehrt. Es verlautet,, daß er von dort die besten Eindrücke mitgebracht hat.
Erzherzog Albrecht von Oesterreich versammelte am letzten Tag der preußischen Manöver die Generale um sch und rühmte in nachdrücklicher Weis die Kriegstüchtigkeit des Heeres, dessen Leistungen in der ganzen Welt nicht übertroffen werden könnten.
Quirinal und Vatikan, König Humbert und Papst Leo, suchen sich bei dem Besuch Kaiser Wilhelms gegenseitig auszustechen und zu überbieten in Glanz und Ehrenerzeigung. Der Papst ist klüger als Windthorst und die Freiburger Generalversammlung; er hat dieser zwar gedankt, daß sie ihm den Kirchenstaat wieder verschaffen will, aber ihren stillen Wunsch, vor dem Kaiser die Thür geschlossen zu halten, erfüllt er nicht; im Gegentheil.
In Rom haben Arbeiten zur Errichtung eines Triumphbogens auf dem Platze der Thermen des Diocletian zu Ehren des Kaisers begonnen. Von der Munizipalität wurde der Entwurf zur Beleuchtung der Piazza del Popolo mit venetianischen Lampen genehmigt. - Für die Zeit seiner Anwesenheit in Rom hat sich der Kaiser alle von der Kommune oder Gesellschaften in Aussicht genommenen öffentlichen und Privatfestlichkeiten verbeten, um nicht dem Papst, unter dessen Augen diese Festlichkeiten stattfinden sollen, direkt zu beleidigen. Nur Truppenübungen und Flottenmanöver sollen abgehalten werden.
Durch das Verhalten eines Theiles der Pariser Presse giebt die kürzlich in Belfort vorgefallene tödtliche Verwundung eines französischen Offiziers durch einen sechszehnjährigen Taugenichts wieder den Anstoß zu einer Deutschenhetze. Der Hergang des Vorfalls war folgender: General Dorlodot, Gouverneur von Belfort, wurde auf der Straße von vier halbwüchsigen Burschen verspottet. Zwei Leutnants vom 35. Regiment schritten ein und wollten einen der Attentäter zur Wache führen. Derselbe widersetzte sich und stach einem Leutnant mit einem Küchenmesser in die Brust. Obgleich nun die Nationalität des Mörders nicht festgestellt ist, ja es sicher ist, daß er wahrscheinlich kein Deutscher sei, nimmt dennoch das "XIX. Siècle" sowie die "France" in ihrem Leitartikel an, daß der Mörder ein Deutscher sei. Der "National" schließt sogar schon einen "Die Deutschen in Frankreich" überschriebenen Artikel mit den Worten: "Man muß die Abgesandten Bismarck's streng überwachen und, wenn nöthig, den ganzen teutonischen Abschaum, den Deutschland unaufhörlich auf uns ausspeit, über die Grenze zurückwerfen."
Den Prätendenten nennen die Pariser den General Boulanger, ohne noch zu wissen, ob er prätendirt, Präsident oder Kaiser zu werden. Napoleon III. war s. Z. auch Prätendent, d. h. Bewerber und hat sich zuerst auf den Präsidentenstuhl und dann auf den Kaiserthron gesetzt. Wissen die Pariser nicht, daß die Repetition derselben Sache die Mutter der Studien ist? oder hat Boulanger aus der ersten napoleonischen Lektion mehr gelernt als das ganze französische Volk?
Boulanger soll angeblich Skandinavien verlassen haben und augenblicklich in Budapest weilen.
Die Prinzessin von Wales entging in Gmunden im Laufe der vergangenen Woche einer großen Lebensgefahr. Die hohe Frau war mit ihren Töchtern auf einer Spazierfahrt begriffen und kam an eine Eisenbahn=Barriere. Dieselbe war nach offen, doch von weitem erschallte ein Signal. Die Prinzessin fuhr ahnungslos an der Barriere vorbei in dem Moment als sich beide Stangen, die von der Station aus dirigirt werden, senkten. Die eine Stange streifte noch leicht den Hut der Prinzessin Luise, während die andere Stange den Weg nach vorne versperrte. Der Wagen stand auf den Schienen und von weitem brauste ein Zug heran. In diesem kritischen Momente kam der im zweiten Wagen folgende Adjutant Oberst Clark mit großer Geistesgegenwart zu Hülfe, hob die Damen aus dem bedrohten Gefährte und wandte letzteres noch zur rechten Zeit um, wodurch auch Pferd und Wagen gerettet wurden.


- Das Muster eines schlichten Patrioten war der alte Nettelbeck in der Stadt und Festung Kolberg in Pommern, ein einfacher aber thatkräftiger Bürger. Er war mehr werth als mancher General, von denen viele im Unglücksjahr 1806 ihre Festungen den Franzosen ohne Schwertstreich ausgeliefert haben, während er das kleine Kolberg vertheidigen und retten half. Er ermuthigte die Bürger zum Aushalten, zur Vertheidigung, ging überall selbst voran und legte Hand an und hatte zum Glück Schill und Gneisenau als Kommandanten der kleinen Garnison zu Gefährten bei den Kämpfen zu Wasser und zu Land. Sie retteten Stadt und Festung. Nettelbecks Name hallte damals durch ganz Preußen und eine prächtige Lebensbeschreibung hat seinen Namen weithin erhalten. Sein 150. Geburtstag am 20. September d. J. wurde von der ganzen Stadt durch Schmücken der öffentlichen und der bürgerlichen Häuser und Bekränzen des Grabes dieses Musterbildes eines Patrioten gefeiert.


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Anzeigen.

Am 19. August d.J. ist dem Arbeiter Wilh. Knobloch hieselbst eine Joppe und ein Hut gestohlen worden. Der That verdächtig ist ein Schlachtergeselle, Julius mit Vornamen, welcher angegeben hat, aus Rehna gebürtig zu sein. Derselbe ist ziemlich groß, hat eine blasse Gesichtsfarbe, war nach der That bekleidet mit einer braunen Joppe mit Hirschhornknöpfen, einem Strohhut von weiß und brauner Farbe und mit schwarzem Bande, mit einer grauen Hose und Halbstiefeln. Ich bitte um Vigilanz und event. Benachrichtigung.
Schönberg, den 23. September 1888.

Der Amtsanwalt.
U. Frhr. v. Maltzan.


Der gegen den Knecht Carl Schapinsky aus Landsberg, welcher flüchtig und gegen den die Untersuchungshaft wegen Diebstahls und Unterschlagung verhängt ist, unterm 26. October 1885 erlassene und unterm 10. Februar 1887 erneuerte Steckbrief wird hiermit wiederholendlich erneuert. Ich ersuche um Verhaftung, Einlieferung in das nächste Amtsgerichtsgefängniß und Benachrichtigung.
        Beschreibung:
Der p. Schapinsky ist etwas über 5 Fuß groß, von schlanker Figur und etwa 27 Jahre alt, hat einen kleinen Schnurrbart und war bei seiner Entweichung mit einer blauen Mütze und einer grauen Jagdjoppe von Sommerzeug bekleidet.

Schönberg, den 27. September 1888.
Der Amtsanwalt.


Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Urliste für die Stadt Schönberg in der Zeit vom 1. bis 8. October d. J. in hiesiger Rathsstube ausliegt. Gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Urliste können Einsprachen von Jedermann innerhalb einer Woche (vom 1. October d. J. angerechnet) erhoben werden, und sind solche schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 24. September 1888.

Der Magistrat.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 76 Seite 3]

Zur Deckung der Brandschäden, Unterhaltung der Spritzen und zu den Verwaltungskosten vernothwendigt sich für das Jahr 1888 ein Beitrag von Cl. Ia. 15 Pf., Cl. Ib. 18 Pf., Cl. II. 24 Pf., Cl. III. 30 Pf. für je 100 Mk. der Versicherungssumme.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften noch besonders angezeigt werden.
Schönberg, den 13. September 1888.

Die Direktion der Feuer-Versicherungs-Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.                           F. Stüve.


Im Anschluß an unsere Bekanntmachung vom 9. d. Mts. machen wir ferner bekannt, daß die Geflügel= und Gartenbau=Ausstellung am 30. ds. M., Mittags 1 Uhr eröffnet und am 1. Oktober cr., Abends 8 Uhr, geschlossen wird.
Die Ziehung der Tombola findet am 1. October im Ausstellungslokale statt.
Schönberg, den 23. September 1888.

Der Vorstand des Geflügelzuchtvereins.


Schmiede- und Schlosserinnung.

Versammlung am 1. Oktober d. J. Nachmittags 2 Uhr.
        Tagesordnung:
Ein= und Ausschreiben von Lehrlingen, Zahlung der Beiträge und Besprechung sonstiger Innungsangelegenheiten.

Der Vorstand.        


Die Ueberweisung des Torfes zur ermäßigten Taxe an die dazu berechtigten Einwohner der Stadt Schönberg findet am Montag den 1. October cr. auf dem Groß=Rüntzer= resp. Born=Moore statt.
Versammlung Morgens 9 Uhr auf dem Groß=Rüntzer Moore.
Bemerkt wird, daß der zu entrichtende Preis sogleich bei der Anweisung erlegt werden muß, widrigenfalls die Abgabe des qu. Torfes nicht erfolgen kann.
Carlow, 25. September 1888.

A. v. Linstow, Förster.        


Torf=Auction.

am Sonnabend, den 6. Oktober d. J. unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen über

150 Mille Preßtorf.

Versammlung Morgens 9 Uhr auf meinem am Lübseer Wege gelegenen Moore.
Roduchelstorf, den 27. September 1888.

P. Grevsmühl.        


Da ich mit dem heutigen Tage das bisher noch von mir fortgeführte Geschäft meines verstorbenen Mannes des weil. Stellmachermeisters W. Badstein aufgebe, kann ich nicht unterlassen, für das sowohl meinem Manne als auch mir geschenkte Wohlwollen meinen herzlichsten Dank auszusprechen.
Schönberg, den 28. September 1888.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    M. Badstein.


Von Michaelis an wohne ich nicht mehr in der Sabowerstraße, sondern bei meinem Bruder am Markt.

                                                    H. Heitmann,
                                                    Barbier und Musiker.


Die Großherzoglichen Gypswerke zu Lübtheen haben mir für den hiesigen Platz ihre Fabrikate übertragen und empfehle ich

reinen fein gemahlenen Düngergyps
ff. Putz=Gyps                                                    
zu Fabrikpreisen.
                                                    J. H. Freitag.


Ende dieses Monats trifft eine Sendung guter Eßkartoffel zu billigen Preisen bei mir ein und nehme ich Bestellungen gern entgegen.

J. H. Freitag.        


1000 Pfd. gute Esskartoffel
hat zu verkaufen                                                    Wulf, Kuhhirt,
                                                                                Bauhof=Schönberg.


Hängelampe     Lampen
in reicher Auswahl.
Kuppeln, Cylinder und Docht
in bester Qualität.
Brenner
in den besten Sorten und verschiedensten Größen hält vorräthig u. empfiehlt
W. Wieschendorf,
Klempner.


Hugo Heincke

empfiehlt sein neu eröffnetes Manufactur=, Kurz= und Weißwaaren=Geschäft angelegentlichst, unter Zusicherung aufmerksamster, reellster Bedienung bei möglichst billigen Preisen.


Schuh-, Stiefel- und Filzwaaren
in großer Auswahl
empfehle zu den billigsten Preisen.                          
Roßlederne Damenstiefeletten von 6 Mark an.
Lack=Damenstiefeletten von 9 Mark an.
                                                    J. W. Hundt, Schuhmachermeister.


Lönholdt's
Füll-Regulir-Luftheizungs-
und Ventilations-Oefen
(verbessertes amerikanisches System)
empfiehlt                                                    Aug. Spehr.


Das älteste und größte
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute, neue

Bettfedern für 60 Pfg. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte Mark 1,25
prima Halbdaunen nur Mk. 1,60, Mk. 2,
reiner Flaum nur Mk. 2,50 und Mk. 3.

Bei Abnahme von 50 Pfd. 5 pCt. Rabatt.
Umtausch gestattet.
Prima Inletstoff zu einem großen Bett (Decke, Unterbett, Kissen und Pfühl),
zusammen für nur 14 Mark.


Särge aus Eichen= und Tannen=Holz hält in großer Auswahl vorräthig und empfiehlt solche zu den billigsten Preisen.

Kiel & Rindfleisch.       


Einen Knecht u. einen Jungen
zum Kühefüttern und Melken sucht                          
                                                    J. Oldenburg=Niendorf.


Zu Michaelis suche ich einen zuverlässigen
Pferde= und Kuh=Knecht.
                                                    Schulze Lohse, Törpt.


Bezugnehmend auf die Anzeige unseres Brandunglückes zu Selmsdorf erlaube ich mir, mich mit der Bitte um Gaben für die abgebrannten Dienstboten und eine Arbeiterfamilie, die, unversichert, wenig gerettet hat und in der die Frau schon monatelang krank gewesen, an die schon oft bewiesene Mildtätigkeit der Stadt Schönberg und des Fürstenthums zu wenden. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

Pastor Horn in Selmsdorf.        


[ => Original lesen: 1888 Nr. 76 Seite 4]

Ausstellung
von Geflügel, Blumen, Gemüse und Obst
am 30. September und 1. October d. Js.
zu Schönberg i. M.
im Saale des Gastwirths Freitag.

Zur Betheiligung an dieser Ausstellung laden wir hierdurch mit dem Bemerken ergebenst ein, daß zur Ausstellung nur selbstgewonnene Erzeugnisse des Gartens und Obstbaues gelangen sollen, und Jeder im hiesigen Fürstenthume theilnehmen kann.
Eine vorherige Anmeldung der auszustellenden Gegenstände ist nicht erforderlich, die Einlieferung derselben erfolgt im Saale des Hrn. Freitag am Sonnabend, den 29. September von Morgens 8 bis Abends 5 Uhr, abgeschnittene Blumen jedoch können noch am 30. September von Morgens 6 bis 8 Uhr eingeliefert werden.
Die Rückgabe der ausgestellten Sachen geschieht am Dienstag, den 2. October, von Morgens 8 bis 12 Uhr Mittags. Etwa in dieser Zeit nicht abgeholte Ausstellungsgegenstände können bis Freitag, den 5. October, Mittags, durch Vermittelung des Herrn Lundwall abgefordert werden, alle bis dahin nicht zurückgenommenen Gegenstände verfallen zum Besten der Kasse.
Eintrittskarten zum Besuche der Ausstellung kosten für Erwachsene 20 Pfg., für Kinder 10 Pfg. und werden an der Casse gelöst.
An Preisen werden vertheilt werden für Blumen 6 Geldpreise und 4 Diplome, für Obst 6 Geldpreise und 4 Diplome, für Gemüse 6 Geldpreise und 4 Diplome und für Geflügel 60 Mark Geldpreise und 20 Diplome.
Schönberg, den 9. September 1888.

Der Vorstand des Vereins für Geflügelzucht.


Große Auswahl

in Peitschenstöcken, Peitschen, Spazierstöcken, Harmonikas, Pfeifen, Taschenmesser, Scheeren, Portemonnaies, Hosenträger, Kämme, Spiegel, Uhrketten u. s. w. sowie die neuesten Damenschmucksachen, als Broschen, Ohrringe, Zopfnadeln, Armbänder, Manschettenknöpfe, Fingerringe und sonstige zum Schmuck passende Waaren empfiehlt zu sehr billigen Preisen

H. Brüchmann.        


Zu dem am 7. und 8. October cr. bei mir stattfindenden

Scheiben-Schiessen
ladet ergebenst ein                                                    
                                                    C. Fahrenkrug. Lüdersdorf.
Am 8. October Ball.


Meinen geehrten Gönnern die ergebene Anzeige, daß ich unterm heutigen Tage mein Geschäft nach dem Hause Nr. 11 Lübeckerstrasse verlegt habe. Zugleich empfehle ich:
                Frische                 Leber=Wurst.
                Zungen=Wurst.
                Schinken=Wurst.
                Gekochten Schinken.
                Gekochte Mettwurst.                 Geräucherte Mettwurst.

H. Soltmann.        


Kuh Ausschuß=Kühe

von den Gütern: Demern, Kl. Rünz, Löwitz, Bülow, Othensdorf, Zehmen und Nesow sollen

am Dienstag, den 9. October cr.

Mittags 12 Uhr, in Rehna vor dem Schützenhause öffentlich meistbietend gegen Baarzhlung verkauft werden.


H. Scheer
empfiehlt: Herren-, Damen- und Kinder-Wäsche in guter Ausführung; sowie Damen- und Kinder-Schürzen in den neuesten Mustern zu den billigsten Preisen.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 30. September.

        Frühkirche: Pastor Kaempffer.
        Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Langbein.
        Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 13.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 76 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 76 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 28. September 1888.


- Schönberg. Der Möbel=Versicherungs=Verein im Fürstenth. Ratzeburg hielt gestern eine Versammlung in Schlag=Resdorf ab die gut besucht war. Wiederum wurde von allen Seiten hervorgehoben, daß den Mitgliedern dieses Vereins die Versicherung ihrer Mobilien voraussichtlich billig zu stehen kommen würde, da diese doch bei Bränden gewöhnlich zum größten Theil gerettet würden. Beschlossen wurde, schon im Oktober mit der Aufnahme von Versicherungen anzufangen. Kreisvorsteher sind: der Vorsitzende des Vereins H. J. Ollrogg=Schlag=Resdorf, Schlosser Clasohm=Schlagsdorf, Kaufmann Buschow=Bäk, Fischer Städing=Lankow, Klempner Löhr=Carlow, P. Freitag=Gr. Rünz, Lehrer Albrecht=Neschow, Lehrer Godenschweger=Rieps, Musiker Behnke=Gr. Siemz, Gastwirth Oldenburg=Lockwisch und Schuster Eggert=Herrnburg.
- Schönberg. Am 19. ds. Mt. feierten die ehemaligen Hauswirths jetzt Altentheiler Holst'schen Eheleute zu Cronscamp im Gasthause zur Neuen=Welt das seltene Fest einer diamantenen Hochzeit. Umgeben von einem Kreise froher Kinder und Kindeskinder, eröffnete Herr Pastor Langmann zu Carlow dasselbe durch eine würdige Ansprache an das Jubelpaar (wofür dasselbe ihm hiermit ihren Dank ausspricht), indem er ihnen nahe legte, wie sie Ursache hätten Gott zu preisen, der es möglich gemacht, daß eine zahlreiche Nachkommenschaft diesseits und jenseits des Oceans diesen Tag mit ihnen festlich begehen könne. Der Seltenheit dieses Festes eingedenk, indem es nur wenigen vergönnt ist, 60 Jahre gesund und rüstig mit einander im Ehestande zu leben, kam das richtige Gefühl zum Ausdruck, als am Abend die Wittfoth'sche Kapelle das Paar mit dem Choral begrüßte: Lobet den Herrn, den mächtigen König der Ehren!
- In Güstrow hat am Sonntag die gemeinsame Krankenwärter=Uebung der Sanitätscolonne Mecklb. Kriegervereine stattgefunden, an welcher auch die Sanitätscolonne des Schönberger Kriegervereins theilnahm. Die Uebungen wurden sehr exact vorgenommen und befriedigten an zuständiger Stelle allgemein.
- In Lübeck soll im nächsten Frühjahr im größeren Stil eine Geflügelausstellung veranstaltet werden. In Italien ist die Hühnerpest ausgebrochen, der viele Thiere zum Opfer fallen. Der Bezug von Hühnern von dort ist daher nicht rathsam und hat das Reichskanzleramt deshalb die Grenzsperre für Hühner angeordnet.
- In Hamburg wurde in der Sonnabendsnacht aus dem Laden eines an den Kolonnaden Nr. 64 wohnenden Juweliers Goldsachen, Uhren, Ketten, Brillantsachen etc. im angeblichen Gesammtwerthe von 40 000 Mk. gestohlen. Nach dem später genau festgestellten Thatbestande liegt kein Einbruch, sondern ein Diebstahl mittels Einschleichens vor. Der so schwer betroffene Juwelier war begreiflicherweise über den Verlust, der ihn getroffen, fast niedergeschmettert. Sein Schicksal erregt überall die größte Theilnahme, namentlich da er als ein strebsamer, fleißiger Mann bekannt und wohlgelitten ist.
- Kaiser Wilhelm hat dem christlichen Verein junger Männer in Berlin die Summe von 5000 Mk. als Beihilfe zum Bau eines eigenen Vereinshauses zugehen lassen, die Kaiserin Augusta und Prinz Albrecht je 1000 Mk.
- Bei einer Probefahrt im Schloßpark zu Primkenau scheute das kaiserliche Viergespann infolge Probe=Hurrahrufens und zertrümmerte den Wagen. Ein Pferd blieb todt liegen, ein anderes erhielt schwere Verletzungen.
- Der Ankauf der Villa Reiß bei Cronberg seitens der Kaiserin Friedrich soll nach einer Mittheilung des "Rheinischen Courier" abgeschlossen worden sein. Man schließt dies daraus, daß am Freitag der Kammerherr von Ompteda in Begleitung eines Hofgärtners in Cronberg eingetroffen ist. Letzterer habe für einige Zeit daselbst Wohnung genommen, um Vermessungen an den zu erwerbenden Ländereien vorzunehmen.
- In Berlin eingegangenen Nachrichten zufolge fand ein Angriff auf die Niederlassung der deutsch=ostafrikanischen Gesellschaft in Bagamoyo statt, welcher jedoch mit Hülfe des Landungskorps von der Kreuzerkorvette "Leipzig" nach kurzem Gefecht zurückgeschlagen wurde; die Araber ließen 150 Todte zurück, während deutscherseits kein Verlust zu beklagen war.
- In Berlin wettete ein 14jähriger Turner, er werde mit einem Pferdebahnwagen der Ringbahn im gleichen Tempo einmal um ganz Berlin laufen. Er trat den Wettlauf an, brach auf der Hälfte des Weges zusammen, bekam einen Blutsturz und starb an Lungenentzündung.
- Mit großer Bestimmtheit tritt in Essen das Gerücht auf, daß das Etablissement der Firma Friedrich Krupp in eine Aktien=Gesellschaft umgewandelt werde.
- Die Papierausstellung in Leipzig erfreut sich eines dauernd steigenden Erfolges. Bis jetzt belaufen sich die Verkäufe an Maschinen auf etwa 90 000 Mark und es steht zu erwarten, daß bis gegen Schluß der Ausstellung, eine Summe von über 100 000 Mark erreicht wird. Aehnlich günstig sind die Ergebnisse bezüglich der Aufträge in Bunt= und Luxuspapieren, sowie in Schreibmaterialien und den verwandten Gegenständen. Die Hauptabnehmer kommen aus Dänemark, Schweden und Norwegen. Sogar nach Kamerun wurde eine Lieferung abgeschlossen.
- In einem Dorfe bei Leisnig in Sachsen steckte der Besitzer eines größeren Gutes seine gefüllte Scheune in Brand und erhängte sich dann zwischen den auflohenden Flammen. Der verkohlte Leichnam wurde von der Feuerwehr unter den Trümmern des Gebäudes gefunden.
- In diesem Jahre sind wieder viele Tausend Centner grüne und viele Tausend Centner halbreife Pflaumen aus Anhalt nach England und anderen Ländern versandt worden. So sind auf der kleinen Eisenbahnstation Könnern in vergangener Woche aus der Gegend von Wettin, Trebitz, Kloschwitz und Friedeburg über 30 000 Centner halbreifer Pflaumen verladen worden.
- Auf den Grusonwerk in Buckau fand dieser Tage der Guß der 1000. Panzerplatte statt.
- Scheintodt. In Aachen war auf den Friedhof ein zwölf Stunden zuvor zur Welt gekommenes Zwillingspaar geschafft worden, um vorläufig in der Leichenhalle beigesetzt zu werden. Als der Kirchhofsaufseher das Kistchen öffnete, in welchem sich die Kinder befanden, bemerkte er, wie das eine sich bewegte und Laute von sich gab. Ein herbeigerufener Arzt stellte fest, daß das Kind wirklich noch lebte, und veranlaßte in Folge dessen seine Beförderung zum Hospital. Ein Lebendigbegrabenwerden des Kindes wäre allerdings ausgeschlossen gewesen, da nach der Aachener bestehenden Einrichtung ein eigens angestellter Arzt sich zur Leichenschau täglich auf den Kirchhof begiebt und eine Beerdigung erst dann stattfinden darf, wenn der Arzt die Erlaubniß hierzu ertheilt hat.
- Zum öffentlichen Wettbewerb um den Preis der Schönheit haben sich in Brüssel mehr als 300 Frauen und Mädchen eingestellt. Die Ausstellung und Preisvertheilung findet in den nächsten Tagen statt. Unter den 300 sind Frauen, Mädchen, Wittwen und Strohwittwen aus Deutschland, Frankreich, Holland, Oesterreich=Ungarn, Rußland, Schweden, Norwegen, aus der Türkei, Spanien, Tunis, Algier und Amerika, manche haben ihre Männer mitgebracht, die anderen wollen sich welche holen, sehr stark sind

[ => Original lesen: 1888 Nr. 76 Seite 6]

vertreten die Putzmacherinnen, Büglerinnen, Schauspielerinnen und Kellnerinnen.
- Am Sonntag ist in Madrid der Marschall Bazaine hochbetagt gestorben. Vermögenslos, seiner Würde beraubt, das Stichblatt des Hohnes und der Verachtung und in unfreiwilliger Verbannung hat er in trauriger Weise ein Leben abgeschlossen, das einst glänzende Tage gezählt. Das Geschick, welches den Marschall Bazaine getroffen, ist ein überaus tragisches, tragisch namentlich dadurch, daß der Vorwurf, welcher den Marschall Bazaine trifft, nicht ganz sein Verschulden war, während die Strafe das Ausmaß dieses Verschuldens weit übertraf.
Bazaine, am 13. Februar 1811 zu Versailles geboren, trat 1831 in Algier in das französische Heer ein, wo er sich bald vielfach auszeichnete. Einige Jahre darauf nahm er in Spanien Dienste und kämpfte in der Fremdenlegion gegen die Karlisten. 1837, als die Fremdenlegion vernichtet war, ging er wieder nach Frankreich, wo er schnell aufstieg, sodaß er bereits 1854 als Brigadegeneral theilnehmen konnte; er führte hier die Fremdenlegion gegen Sebastopol und wurde nach dessen Fall Kommandant der Festung. Auch 1859 am Italienischen Kriege hatte er hervorragenden Antheil, so namentlich an der Schlacht von Solferino. Großen Ruhm erwarb sich B. im mexikanischen Kriege 1862/64, seine am unglücklichen Kaiser Maximilian geübten Zweideutigkeiten zogen ihm aber viel Haß zu. 1864 erhielt er den Titel eines Marschalls von Frankreich; 1870 bei Ausbruch des deutsch=französisch. Krieges ernannte ihn Napoleon zum Oberbefehlshaber der Rheinarmee. Wie er bei Metz von den Deutschen eingeschlossen wurde und mit welcher Hartnäckigkeit er in wiederholten Ausfällen kämpfte, ist bekannt. Am 27. Oktober mußte er sich endlich, nachdem inzwischen die Schlacht bei Sedan geschlagen und in Paris die kaiserliche Herrschaft gestürzt war, mit 153 000 Mann und dem gesammten Kriegsmaterial an den Prinzen Friedrich Karl ergeben. Französischerseits wurde ihm später der Vorwurf der Verrätherei gemacht und er deshalb gefangen gesetzt. Das Kriegsgericht verurtheilte ihn einstimmig zum Tode, Degradation etc., doch wurde das Urtheil später in 20 Jahre Festung umgewandelt. Es glückte ihm, ein Jahr danach aus dem Fort St. Marguerite zu entfliehen. Seitdem hatte er seinen Wohnsitz in Spanien, wo er als ein Geächteter und Verachteter ein freudloses Dasein führte. Er versuchte in verschiedenen Schriften seine 1870 gethanen Schritte zu rechtfertigen, doch fand seine Vertheidigung im Vaterlande keinen Glauben.
- Bazaines Tod hat in ganz Frankreich von neuem den Haß gegen den Kapitulanten von Metz zum Ausbruch gebracht. Alle Blätter der Republik fluchen ihm in sein Grab und sprechen die Hoffnung aus, daß kein Franzose seinem Begräbniß beiwohnen werde.
- In Barelone starb vor einigen Tagen der General Graf Mirandos Tilos. Sein mehr als 2 Mill. Gulden betragendes Vermögen bestimmte er den verwaisten Töchtern von Offizieren, doch fügte er die Klausel hinzu, daß nur vollkommen schöne Mädchen darauf Anspruch haben: denn, so heißt es in dem Testament, die Schönheit ist eine gefährliche Gabe für das Weib, und je schöner, desto bemitleidenswerther ist das vermögenslose Mädchen.
- Das russische Sträflingsschiff "Nischnei=Nowgorod", welches vor einigen Tagen mit 460 Sträflingen nach der Sträflingsinsel Sachalin an der Küste von Sibirien im stillen Ozean abgefahren ist, beschreibt der Odessaer Berichterstatter der "Daily News" wie folgt: Das Schiff hat 3800 Tonnen Gehalt und ist für 652 Verbrecher eingerichtet. Ihre mit zolldicken Eisenstangen vergitterten Käfige laufen an beiden Seiten des Zwischendecks entlang, sind durchschnittlich 7 1/2 Fuß hoch und gewähren dem Insassen einen 5 Fuß breiten Spazierweg. Die gefährlichsten Sträflinge sind an eiserne Krampen gefesselt; die übrigen behalten wenigstens ihre Leib= und Fußketten bei. Allen wird das Haar von vorn bis hinten halbseitig glatt abrasirt. Um allen Flucht= und Selbstentleibungsversuchen vorzubeugen, bleibt kein Kochgeschirr im Käfig; selbst das Trinkwasser haben die Sträflinge aus einem Gummimundstück an der Wand zu saugen. Zu bestimmten Zeiten werden sie zu einem eisenumgitterten Waschzuber auf das Deck geführt und abgespült; nur die gefährlichere Sorte bleibt auch dann angeschmiedet. An den Käfigen entlang läuft ein mit dem Dampfkessel in Verbindung stehendes Dampfrohr mit Schrauböffnungen in Zwischenräumen von je zwölf Fuß; sobald eine Empörung unter den Sträflingen ausbricht, wird durch einen an diese Oeffnungen festgeschraubten hitzefesten Schlauch ein heißer Strahl auf die Sträflinge abgegeben, und sie werden so zur Ruhe gebrüht, nachdem es sich herausgestellt hat, daß sie sich durch noch so starke Wasserstrahlen nicht abkühlen lassen. Von den 460 Sträflingen an Bord des Nischnei=Nowgorod waren 160 Mörder, darunter ein Verwandter des Schahs von Persien, der Prinz Khanalam Mirza, der seinen Bruder in Rußland umgebracht hat. Die Mörder werden bei ihrer Ankunft in Sachalin noch mit 50 bis 125 Knutenhieben bedacht. Zur Todesstrafe werden sie selten verurtheilt; indessen würden die meisten Sträflinge den Tod ihrer Pein auf der Insel bei weitem vorziehen. Daher die verzweifelten Versuche, die sie während der Fahrt machen, um sich umzubringen.
- Der Direktion der spanischen Bahnen wurde vor einigen Monaten das Modell eines neuen Eisenbahnwaggons vorgelegt, der für Hochzeitsreisende bestimmt ist. Der Waggon ist in kleine Abtheilungen eingetheilt, welche blos zwei Sitze und ein Tischchen enthalten, so daß kein Dritter mehr sich eindringen und die stille Seligkeit der Hochzeitsreisenden stören könne. Die Direktion hat das Modell ausführen lassen und den Wagen eingereiht, aber derselbe hat bisher, trotzdem er bereits seit acht Tagen mit dem Eilzug dahinrast, noch keine Gäste angelockt, weil die betreffenden Pärchen sich nicht sofort als Hochzeitsreisende kenntlich machen wollten und es vorzogen, die gewöhnlichen, für längst Verheirathete bestimmte Wagen aufzusuchen. Die Direktion, welche anfangs die Absicht hatte, für den Antheil der Hochzeitsreise einen Aufschlag zu fordern, ist über ihren Mißerfolg sehr ärgerlich.
- Nachdem die Hofköche des Sultans wegen 12monatlicher Gehaltsrückstände streikten, sind solche jetzt plötzlich verbannt worden. Man schreibt darüber aus Konstantinopel: Gestern lief ein Schiff der türkischen Admiralität aus dem hiesigen Hafen nach einem noch unbekannten Bestimmungsorte aus, an dessen Bord sich 18 ehemalige Köche des Sultans befanden, welche bekanntlich jüngst die Kühnheit hatten, ihre Dienste plötzlich einzustellen - wie sie vorgaben - weil sie seit Monaten schon unbezahlt geblieben. Wohin wird man die Unglückseligen bringen, um sie für ihr Vergehen gebührend zu bestrafen? Die Meinungen hierüber sind getheilt, aber es herrscht doch die Anschauung vor, daß die Bratendreher nach Fezzan, das ist jenem Theile Tripolis gebracht werden, wo die Sonne allein schon heiß genug ist, um Eier zu kochen und Fleisch zu sieden. Es soll damit wohl bezweckt werden, ihnen dort die Aufgaben ihres Berufes zu erleichtern.
- Bei einer kürzlich in Batun (am Schwarzen Meere) vollzogenen Stadtverordnetenwahl wurden gewählt: 5 Russen, 5 Griechen, 4 Georgier, 4 Türken, 3 Deutsche, 2 Hebräer, 2 Polen, 10 Armier und 1 Mingrelier. Ein hübsches Völkergemisch!
- Zur Beseitigung des unangenehmen und ungesunden Geruchs in frisch getünchten, gemalten und angestrichenen Zimmern theilt ein Tüncher folgendes sichere Mittel mit: Man stelle über Nacht ein großes mit Wasser gefülltes Gefäß (Wanne, Zuber etc.) in das Zimmer. Alle giftigen Stoffe lagern sich dann auf der Oberfläche des Wassers. Am Morgen nehme man das Gefäß mit dem Wasser aus dem Zimmer und jeder schädliche Geruch wird verschwunden sein.
- Unteroffizier: "Sie, Einjähriger, wenn Sie auch in ihrem Zivilverhältniß blos ein Dichter sind, wie der Herr Lieutenant gesagt hat, so ist das keine Entschuldigung für Ihre miserable Haltung zu Pferde. Im Gegenteil wer heut zu Tage ein gebildeter Mensch sein will, verlangt, daß der Dichter anständig auf dem Pegasus sitzt, um so mehr aber auf einem königlichen Dienstpferd! Verstanden?!"


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