No. 74
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. September
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 74 Seite 1]

            Der Schuhmachermeister C. Rahn hieselbst beabsichtigt, auf seinem am sogen. Moorweg belegenen Ackerstück eine Gerberei anzulegen und hat bei Einreichung eines bezüglichen Situationsplans die obrigkeitliche Erlaubniß hierzu nachgesucht.
            Indem wir dies in Gemäßheit des § 17 der Gewerbeordnung zur allgemeinen Kenntniß bringen, ergeht hierdurch die Aufforderung, etwaige Einwendungen gegen die neue Anlage binnen 14 Tagen bei uns anzubringen.
            Schönberg, 14. September 1888.

Großherzoglich Mecklb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
U. Frhr. v. Maltzan.


        Nr. 17 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg 1888 enthält in der

I. Abtheilung:
(4.) Verordnung, betreffend die Verlegung des Umzugstermins der Tagelöhner und Dienstboten im Fürstenthume Ratzeburg.
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. den internationalen Verband zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst.
(2.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Juli 1888.
(3.) Bekanntmachung, betr. Meldeformulare für die meldepflichtigen Mannschaften.
(4.) Bekanntmachung, betr. die Thätigkeit der Gendarmerie im Jahre 1887.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.


Ein am 15. September veröffentlichter kaiserlicher russischer Ukas ermächtigt die russische Reichsbank, Kredit=Billets auszugeben, sobald die Bedürfnisse des Umlaufs dies erfordern sollten, jedoch unter dem Vorbehalt, einer vorgängigen Genehmigung des Finanzministers und unter der ausdrücklichen Bedingung, das die Emissionen garantirt werden durch zu hinterlegendes Gold, welches dem Staatsschatz und der Reichsbank gehört. Die Billets dürfen nur zurückgezogen werden, sobald die Lage des Marktes es erlaubt, und erst nach Zurückziehung der Kredit=Billets darf das zur Garantie derselben hinterlegte Gold wieder in den Staatsschatz oder in die Reichsbank zurückfließen. Da es die Russen in Finanzsachen nicht sehr genau zu nehmen pflegen, so wird die Praxis nicht immer dem beruhigenden Wortlaut des Gesetzes entsprechen.
Der Oberpräsident v. Bennigsen war am Sonntag in Berlin eingetroffen, wurde am Nachmittag von S. M. dem Kaiser in Potsdam empfangen und ist am Montag wieder nach Hannover zurückgereist.
Mit der Kaiserin Augusta Viktoria werden auf Schloß Primkenau auch die fünf kaiserlichen Prinzen eintreffen.
Der Besuch des Grafen Kalnoky beim Reichskanzler in Friedrichsruh ist am Sonntag erfolgt. Graf Kalnoky ist, begleitet von dem Legationssekretär Graf Wydenbruck, am Sonnabend Abend von Wien nach Friedrichsruh abgereist.
Graf Herbert Bismarck ist am Sonntag wieder in Berlin eingetroffen, hat an dem Diner im kgl. Schloß Theil genommen und ist am Montag früh zum Grafen Schuwalow nach Rußland abgereist.
Der österreichische Minister des Aeußeren, Graf Kalnoky, ist am Sonntag von Wien nach Friedrichsruh zum Fürsten Bismarck abgereist. Man glaubt, daß er sich mehrere Tage dort aufhalten werde. Graf Herbert Bismarck ist am Sonnabend bereits in Friedrichsruh eingetroffen. Das "Fremdenblatt" in Wien sagt zu diesem Besuch: die alljährlich regelmäßig wiederkehrende Zusammenkunft der beiden Staatsmänner erscheine keinem Politiker mehr als ein Anzeichen oder Vorbote irgend einer Aktion, die allgemeine Lage weise sicherlich eher einen Fortschritt auf dem Weg zu einer dauerhaften Beruhigung auf. Beide Staatsmänner würden die Gesammtlage nur von dem Gesichtspunkt der Befestigung des Friedens betrachten und neuerlich eine gegenseitige und volle Uebereinstimmung hinsichtlich der Grundzüge der Politik feststellen.
Es verlautet, daß Kaiserin Elisabeth von Oesterreich anfangs Oktober eine Reise nach Madeira antreten wird.
Die Eile, mit der das holländische Parlament das Vormundschaftsgesetz erledigt hat, erklärt sich durch den Gesundheitszustand des Königs, in dem noch immer keine Besserung eingetreten ist. Nach dem von beiden Kammern angenommenen Vormundschaftsgesetz hat im Fall des Ablebens des Königs die Königin die Vormundschaft über die jetzt achtjährige Kronprinzessin zu übernahmen und in ihrem Namen die Regentschaft zu führen. Als Beiräthe bestimmte das Parlament der Königin für diesen Fall: den Vizepräsidenten des Staatsrathes, den Präsidenten des Kassationshofes, den Staatsprokurator und noch einige Staatswürdenträger. Dem König steht das Recht zu, seinerseits drei Persönlichkeiten als vormundschaftliche Beiräthe zu bestimmen. Nach demselben hat, im Falle des Ablebens des Königs die Königin die Vormundschaft über die achtjähr. Kronprinzessin zu übernehmen und in ihrem Namen die Regentschaft zu führen. Der Zustand des Königs, der die rasche Erledigung der Sache nöthig machte, hat sich zwar bis jetzt nicht verschlimmert, aber auch nicht gebessert.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 74 Seite 2]

In der Kammer Frankreichs droht ein neuer Skandal. Der Deputierte Gilly hat öffentlich geäußert, in der Budget=Kommission der Kammer säßen wohl noch 20 "Wilsons". Die Aeußerung machte großen Lärm und in Folge davon hat Gilly erklärt, er sei bereit, die 20 namhaft zu machen.
In Rumänien scheinen gegenwärtig die russischen Agenten ganz ungebührlich zu wühlen. So lange Bratino am Ruder war, betrieben sie ihr Handwerk verschämt, jetzt unter dem Ministerium Carp=Rosseti ganz ohne Scheu. Es ist eine Thatsache, daß der plötzlich aufgetauchte "Prätendent" auf den rumänischen Thron, der Adoptivsohn des gewesenen Fürsten Cusa, nichts als eine Puppe in russischen Händen ist, sowie daß man in Rußland ernstlich daran denkt, sich durch diese bisher unbekannten Prätendenten des Landes zu versichern. Der französische Gesandte in Bukarest soll die russischen Intrigen gegen den König und Erbfolgegesetz auf das eifrigste unterstützen, überhaupt durch Dick und Dünn mit dem Vertreter Rußlands gehen. Das Ministerium Carp=Rosetti wird vielfach der völligen Blindheit angeklagt; indes giebt die Beschleunigung der Befestigungsarbeiten bei Galatz und Fokschani einen Fingerzeig, daß nicht alle Welt in Bukarest die von Rußland drohenden Gefahren übersieht. Diese Befestigungen sind ausschließlich dazu bestimmt, den Russen im Nothfall den Durchzug durch Rumänien zu verwehren, und die russischen Blätter haben sich auch in der giftigsten Weise darüber ausgesprochen.
Außer den Festen im Quirinal spricht man auch von einer gastlichen Einladung von Seiten des Papstes. Es war in römischen Zeitungen von einem Frühstück die Rede; aber ein solches von Seiten des Papstes fremden Souveränen gegenüber hat immer seine Schwierigkeiten wegen der Etikette. Nach altem päpstlichen Ceremoniell, das in der religiösen Stellung des Pontifex seine Bedeutung hat, darf der Papst mit niemandem zu Tische sitzen. Er speist stets allein, und vor Jahren, als er eine fremde Fürstin zur Tafel gebeten hatte, war zwischen seinem Tische und dem, an welchem der hohe Gast saß, ein Zwischenraum.


- Zum Kaffeetermingeschäft in Hamburg wird der "Kreuz=Zeitung" geschrieben: "Die Nachwirkungen der Preistreiberei im Kaffeetermingeschäft werden erst jetzt bekannt in den nach Millionen zahlenden Verlusten einiger Firmen. Ein großes Haus, welches auf niedere Preise spekulirte, soll an drei Millionen Mark Differenzen bezahlt haben. Eins der ersten Kaffee=Lagerhäuser hat bei seinem bedeutenden und beharrlich zurückgehaltenen Lager etwa 5 Millionen Mark gewonnen. Diese Treibereien waren nur dadurch möglich, daß das erste Haus 150 000 Sack auf Lager hatte und hiervon unter keinen Umständen zur Deckung des Bedarfs verkaufen wollte.
- Bei dem Halle'schen Bundesschießen ist eine Kellnerin mit einer goldenen Damenuhr für bestes Serviren belohnt worden.
- Ein Pröbchen von der Körperkraft des Zaren giebt folgende Geschichte: Zar Alexander kam unlängst in eine Eisengießerei in der Nähe von Peterhof. Seine Gemahlin war mit ihm, und beide nahmen mit großem Interesse unter Führung eines Ingenieurs die Werke in Augenschein. Als sie aus der Fabrik heraustraten, lagen mächtig Blöcke Gußeisen vor ihnen, die der Beförderung harrten. Der Zar blieb mit seiner Gemahlin davor stehen, bewunderte die Riesenblöcke und sagte schließlich dem Ingenieur: "Bitte, heben Sie einen Block etwas in die Höhe und zeigen Sie ihn meiner Frau." "Majestät," versetzte der Ingenieur lächelnd, "dieser Block wiegt drei Centner - ich werde einen Hebel besorgen . . ." "Nicht nöthig", sagt der Zar und hebt mit seiner Hünenkraft den Block empor, daß die Umstehenden vor Erstaunen außer sich sind.
- Herolde des Herbstes sind die bekannten Sonnenfäden, jene leichten feinen Faden, welche ihren Flug durch die Luft nehmen und von dem Volk ungalant Altweibersommer genannt werden. Ihre Namen sind verschieden. In Frankreich nennt man sie respektvoll "Marienfäden" oder auch "Mariengarn" im Anschluß an die Legende, daß sie das Gespinnst der heiligen Jungfrau zu Gewändern für die Engel seien; in England "Gottes Schleppe", in Schweden "Jwergantz". Thatsächlich sind diese seidenartigen Fäden das Gespinnst harmloser kleiner Spinnen, welche die Abschiedskarte des Sommers durch die Lüfte tragen.


Schwarze Seidenstoffe v. Mk. 1,25 bis 18,05 p. Met. (ca. 150 versch. Qual.) - Atlasse, Faille Française, Moscovite, Moirée, Sicilienne, Ottoman, "Monopol", Rhadamés, Grenadines, Surah, Satin merveilleux, Satin Luxor, Damaste, Ripse, Taffétte etc. - vers. roben= und stückweise zolllfrei in's Haus das Seidenfabrik=Depôt G. Henneberg (K. u K. Hoflief.) Zürich Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das vor Schönberg an der Marienstraße sub. Nr. 65 belegene Wohnhaus c. p. des Maurergesellen Heinrich Busch allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 20. Oktober d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 3. August 1888.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Zur Deckung der Brandschäden, Unterhaltung der Spritzen und zu den Verwaltungskosten vernothwendigt sich für das Jahr 1888 ein Beitrag von Cl. Ia. 15 Pf., Cl. Ib. 18 Pf., Cl. II. 24 Pf., Cl. III. 30 Pf. für je 100 Mk. der Versicherungssumme.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften noch besonders angezeigt werden.
Schönberg, den 13. September 1888.

Die Direktion der Feuer-Versicherungs-Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.                           F. Stüve.


Möbel-Versicherungs-Verein im Fürstenthum Ratzeburg.
Versammlung am 23. September,
Nachmittags 3 Uhr,
beim Gastwirth Jabs in Schlag=Resdorf.

Der Verein tritt in Wirksamkeit am 1. Oktober d. Js. resp. am 1. Januar 1889. Anmeldungen zum Eintritt bitten wir bis dahin bei den Kreisvorstehern oder beim Vorstand zu machen.
Schlag=Resdorf, den 10. September 1888.

W. Ollmann. Sekretär.        


Durch die glückliche Geburt einer Tochter wurden hocherfreut

                                                    F. Warnemünde und Frau
                                                    geb. Leopold.

Schönberg i. M., den 20. September 1888.


Gesucht!!

zu sofort ein Bäckerknecht, Lohn 100 Mk. und zum 1. November ein Mädchen zum Alleindienen, Lohn 100 bis 120 Mark.

                                                    C. F. H. Kindt, Lübeck,
                                                    Engelswisch 21.


Beabsichtige die obere Wohnung zu Ostern 1889 anderweitig zu vermiethen.                          
                                                    Johannes Dettmann.;


[ => Original lesen: 1888 Nr. 74 Seite 3]

Geschäfts=Eröffnung.
Am heutigen Tage eröffnen wir hierselbst Sandstresse 19
unter der Firma
Gebr. Ballerstedt
ein Geschäft in
Damen-Kleiderstoffen & Confection,
und halten unser reichhaltiges, mit allen Neuheiten der Saison ausgestattetes Lager bestens empfohlen.
                                              &nbs                                                    
Gebr. Ballerstedt.


Unter den großen politischen Zeitungen Deutschlands

nimmt das ca. 70 Tausend Abonnenten besitzende Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung unstreitig einen der ersten Plätze ein.
Die hervorragenden Leistungen des "Berliner-Tageblatt" in Bezug auf rasche und zuverlässige Nachrichten über alle wichtigen Ereignisse, durch umfassende besondere Drahtberichte seiner an allen Weltplätzen angestellten eigenen Korrespondenten werden allgemein gebührend anerkannt. Durch Herausgabe einer besonderen vollständigen Handels=Zeitung hat das "Berliner Tageblatt" einen neuen Wirkungskreis betreten, auf welchem es die Interessen des Publikums, wie diejenigen des Handels und der Industrie durch unparteiische und unbefangene Beurtheilung zu wahren sich bemüht. In den Theaterfeuilletons von Dr. Paul Lindau werden die Aufführungen der bedeutenden Berliner Theater einer eingehenden Beurtheilung gewürdigt, während in der Montagsbeilage des "Berliner Tageblatt": "Zeitgeist" sich die ersten Schriftsteller mit gediegenen und zeitgemäßen Beiträgen ein Stelldichein geben. Das illustrirte Witzblatt "Ulk" erfreut sich wegen seiner zahlreichen vorzüglichen Illustrationen, sowie seines treffend witzigen und humorvollen Inhalts, längst der ungetheilten Gunst der deutschen Lesewelt. Die "Deutsche Lesehalle" bringt als "illustr. Familienblatt" unter sorgfältigster Auswahl des Stoffes kleine, Herz und Gemüth anregende Erzählungen, sowie Aufsätze belehrenden Inhalts. Für Zerstreuung und Unterhaltung sorgen Rebuse, Räthsel, Skat=Aufgaben etc. Die "Mittheilungen über Landwirthschaft, Gartenbau und Hauswirthschaft", bringen neben selbständigen Fachartikeln, zahlreiche Rathschläge für Haus und Hof, so das jeder Jahrgang durch ein Sachregister vervollständigt, gleichsam ein werthvolles Recept= und Nachschlage=Werk bildet. Im täglichen Roman=Feuilleton des nächsten Quartals erscheint ein neuer, ungemein interessanter Roman aus dem Berliner Leben der Neuzeit von Dr. Theophil Zolling: "Der Klatsch". Unter Mitarbeiterschaft gediegener Fachautoritäten auf allen Hauptgebieten, als Litteratur, Kunst, Astronomie, Chemie, Technologie und Medizin erscheinen im "Berliner Tageblatt" regelmäßig werthvolle Original=Feuilletons. Das B. T. bringt ferner: Ziehungslisten der Preußischen Lotterie, sowie eine besondere Verloosungsliste aller wichtigeren in Deutschland interessirenden Werthpapiere. Militärische und Sport=Nachrichten. Personal=Veränderungen der Civil= und Militär=Beamten. Reichhaltige und wohl gesichtete Tages=Neuigkeiten aus der Reichshauptstadt und den Provinzen. Interessante Gerichtsverhandlungen. Man abonnirt auf das täglich 2 mal in einer Abend= und Morgen=Ausgabe erscheinende "Berliner Tageblatt und Handels=Zeitung" bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches für alle 5 Blätter zusammen 5 Mk. 25 Pf. vierteljährlich.
                          Probenummern gratis und franco.


Graue Butterbirnen (beurrégris)
und Lehmbirnen 5 Ltr. 25 Pfg.
gute Kochbirnen 5 Ltr. 15 Pfg.
sowie Bergamotte-Birnen 5 Ltr. 35 Pfg.
sind zu verkaufen                                                    
                                                    Siemzerstr. 103.


Bezugnehmend auf die Anzeige unseres Brandunglückes zu Selmsdorf erlaube ich mir, mich mit der Bitte um Gaben für die abgebrannten Dienstboten und eine Arbeiterfamilie, die, unversichert, wenig gerettet hat und in der die Frau schon monatelang krank gewesen, an die schon oft bewiesene Mildtätigkeit der Stadt Schönberg und des Fürstenthums zu wenden. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

Pastor Horn in Selmsdorf.        


Hängelampe     Lampen
in reicher Auswahl.
Kuppeln, Cylinder und Docht
in bester Qualität.
Brenner
in den besten Sorten und verschiedensten Größen hält vorräthig u. empfiehlt
W. Wieschendorf,
Klempner.


Feine Eßkartoffeln
im October zu liefern empfiehlt billigst                          
                                                    Aug Spehr.


Dem geehrten Publikum empfehlen wir unser neu eingerichtetes Roll= und Wagenfuhrwerk zur geneigten Benutzung von einzelnen Frachtgütern sowohl als auch ganzen Frachtfuhren von und nach dem Bahnhofe Schönberg, sowie auch zur bevorstehenden Umzugszeit zum Transport von Gegenständen aller Art.
Schönberg im September 1889.

L. Schütt.         F. Bielfeldt.


200 000 Säcke

nur einmal gebraucht, groß, ganz und stark, für Kartoffeln, Kohlen, Getreide etc. pro Stück 25 Pfg. Probeballen Von 25 Stück versendet unter Nachnahme und erbittet Angabe der Bahnstation

                                                    Max Mendershausen,
                                                    Cöthen in A.


Die Großherzoglichen Gypswerke zu Lübtheen haben mir für den hiesigen Platz ihre Fabrikate übertragen und empfehle ich

reinen fein gemahlenen Düngergyps
ff. Putz=Gyps                                                    
zu Fabrikpreisen.
                                                    J. H. Freitag.


Ende dieses Monats trifft eine Sendung guter Eßkartoffel zu billigen Preisen bei mir ein und nehme ich Bestellungen gern entgegen.

J. H. Freitag.        


Särge aus Eichen= und Tannen=Holz hält in großer Auswahl vorräthig und empfiehlt solche zu den billigsten Preisen.

Kiel & Rindfleisch.       


[ => Original lesen: 1888 Nr. 74 Seite 4]

Ausstellung
von Geflügel, Blumen, Gemüse und Obst
am 30. September und 1. October d. Js.
zu Schönberg i. M.
im Saale des Gastwirths Freitag.

Zur Betheiligung an dieser Ausstellung laden wir hierdurch mit dem Bemerken ergebenst ein, daß zur Ausstellung nur selbstgewonnene Erzeugnisse des Gartens und Obstbaues gelangen sollen, und Jeder im hiesigen Fürstenthume theilnehmen kann.
Eine vorherige Anmeldung der auszustellenden Gegenstände ist nicht erforderlich, die Einlieferung derselben erfolgt im Saale des Hrn. Freitag am Sonnabend, den 29. September von Morgens 8 bis Abends 5 Uhr, abgeschnittene Blumen jedoch können noch am 30. September von Morgens 6 bis 8 Uhr eingeliefert werden.
Die Rückgabe der ausgestellten Sachen geschieht am Dienstag, den 2. October, von Morgens 8 bis 12 Uhr Mittags. Etwa in dieser Zeit nicht abgeholte Ausstellungsgegenstände können bis Freitag, den 5. October, Mittags, durch Vermittelung des Herrn Lundwall abgefordert werden, alle bis dahin nicht zurückgenommenen Gegenstände verfallen zum Besten der Kasse.
Eintrittskarten zum Besuche der Ausstellung kosten für Erwachsene 20 Pfg., für Kinder 10 Pfg. und werden an der Casse gelöst.
An Preisen werden vertheilt werden für Blumen 6 Geldpreise und 4 Diplome, für Obst 6 Geldpreise und 4 Diplome, für Gemüse 6 Geldpreise und 4 Diplome und für Geflügel 60 Mark Geldpreise und 20 Diplome.
Schönberg, den 9. September 1888.

Der Vorstand des Vereins für Geflügelzucht.


Stadt Lübeck.
Am Sonntag, den 23. September:                          
Grosses Concert

ausgeführt von der gesammten Kapelle des Musikdirektors F. Kraus.

Anfang 5 Uhr.       Entree 50 Pfennige.

Nach dem Concert Erntefest, verbunden mit Tanzmusik. Es ladet ergebenst ein

                                                    J. H. Freitag.


Am 23. und 24. September findet bei mir ein

Scheibenschießen

nach werthvollen Gewinnen statt, wozu ergebenst einladet

J. P. Kohs, Menzendorf.        


Am Sonntag, den 23. September:
Tanz=Musik
wozu freundlichst einladet                                                    
                                                    Gastwirth Kaven in Pogetz.


Lönholdt's
Füll-Regulir-Luftheizungs-
und Ventilations-Oefen
(verbessertes amerikanisches System)
empfiehlt                                                    Aug. Spehr.


H. Scheer
empfiehlt: Herren-, Damen- und Kinder-Wäsche in guter Ausführung; sowie Damen- und Kinder-Schürzen in den neuesten Mustern zu den billigsten Preisen.


Veredelte Rosen.

Halb= und Hochstämme von 30 bis 75 Pfg. das Stück. Erdbeerpflanzen (König Albert von Sachsen etc.) 100 Stück 1 Mark.

W. Schär.        


Einen Knecht u. einen Jungen
zum Kühefüttern und Melken sucht                          
                                                    J. Oldenburg=Niendorf.


Suche zum 1. November d. J.                          
ein junges Mädchen
zur Stütze der Hausfrau, welches schneidern kann.                          
                                                    Frau C. Hoffmann,
                                                    Lübeck, Hüxstraße 51.


Danksagung.

Für die vielen Beweise herzlicher Theilnahme bei der Beerdigung meiner lieben Frau meinen tiefgefühlten Dank!
Kleinfeld, den 19. September 1888.

J. Lohse.        


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 23. September.

        Frühkirche: Pastor Kaempffer.
        Vormittagskirche: Pastor Langbein.
            Amtswoche: Pastor Langbein.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 12.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 74 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 74 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. September 1888.


Von den Kaisermanövern. Unter dem persönlichen Kommando des Kaisers Wilhelm fand am Sonnabend bei Müncheberg ein gewaltiges Kavallerie=Manöver statt. 14 Regimenter Kavallerie, 56 Schwadronen und 4 reitende Batterien führte der oberste Kriegsherr, welcher die Uniform der Garde du Corps trug, mit gezogenem Pallasch gegen den unter Befehl des Generallieutenants, Generaladjutanten v. Versen, stehenden markirten Feind. Bei dem Anreiten dieser Tausende von Reitern erbebte der Boden weithin, der von den Hufen der Pferde aufgewirbelte Staub verdichtete sich zu wahren Bergen, den Himmel verdüsternd, die Dörfer in förmliche Nacht hüllend. Die rothem Ziethenhusaren, denen die Stendaler folgten, bildeten den einen äußersten Flügel dieser Reitergeschwader, während auf dem anderen das Garde du Corps=Regiment und die Garde=Kürassiere fochten. Die Hurrahs, von den Tausenden von Reitern ausgestoßen, übertönten selbst die mächtig in das Gefecht eingreifenden Geschütze. Es war ein unbeschreiblich schöner grausiger Anblick, den diese Attacke bot, und kein Mann kam dabei zu Fall, keine Unordnung in die Reihen, keine Verwirrung in die Geschwader. Die Kavalleriedivisionen des Gegners waren geschlagen, aber jetzt ging die Infanterie desselben vor. Der Kaiser ließ seine Kavallerie=Divisionen wenden und zur Attacke auf die heranrückende Infanterie vorgehen, die ein mörderisches Feuer eröffnete. Das blitzte und knatterte an allen Ecken und Enden, mit unheimlicher Raschheit folgten die Salven. Die Artillerie eilte zu Hülfe der bedrängten Infanterie herbei, aber für die attackirende Kavallerie gab es kein Halt. Unter den Augen des kaiserlichen Kriegsherrn ritt sie die feindliche Infanterie nieder, eroberte sie unter brausenden Hurrahs die feindliche Batterien und schlug den Feind völlig zu Boden. Einer der ersten, der in die Batterie eindrang, war der Kaiser. Von allen Seiten ertönten die langgezogenen Trompetensignale in das Feld; das "Ganze Halt" wurde geblasen; der Kampf war aus und im Galopp zogen die 15 Regimenter an den Kaiser vorbei. Die Reiter waren noch so frisch, daß der Vorbeimarsch ganz vorzüglich gelang. Der Kaiser verfehlte nicht, sein volles Lob zu spenden. Die Lissaer Kürassiere führte deren hoher Chef, Großfürst Nikolaus von Rußland, selbst vor. Während nach Schluß des Manövers König Albert von Sachsen, der Erzherzog Albrecht von Oesterreich, der Großfürst Nikolaus von Rußland und die übrigen fürstlichen Manövergäste sich zu Wagen nach Müncheberg begaben, ritt der Kaiser im schärfsten Tempo voraus und empfing seine Gäste persönlich. Alsdann fand ein Frühstück von 130 Gedecken statt. Der Kaiser und die fürstlichen Gäste nahmen dasselbe in dem im Pein'schen Gutsgarten aufgeschlagenen Zelte ein, die übrigen Geladenen unter freiem Himmel. Abends 7 1/2 Uhr fand im Vorhof des Gutes vor dem Kaiser ein Ständchen statt, ausgeführt vom Musikkorps des 4. Garde=Regiments und 500 Soldaten als Sänger, welche im Fackelzuge durch die Stadt gezogen waren. Nach Beendigung der sehr gelungenen Aufführung trat der Kaiser unter die Truppen, sprach seinen Dank aus und wünschte den Soldaten "Gute Nacht!"
Sonntag vormittag 10 Uhr fand Feldgottesdienst für die Truppen in Gegenwart des Kaisers statt. Auf einer Wiese dicht bei der Stadt Müncheberg war ein Altar aus Trommeln dicht unter zwei mächtigen Eichen aufgestellt. Gegenüber befand sich ein kleines mit Laub und Blumen geschmücktes Zelt, in welcher der Kaiser, Prinz Leopold und das militärische Gefolge Aufstellung genommen hatten. Die Truppen waren in Karreform aufgestellt, auch nahmen Mitglieder des Magistrats mit ihren Familien auf besondere Einladung am Gottesdienste theil. Es wurde gesungen "Lobe den Herrn" und einen Vers von "Nun danket Alle Gott." Feldprobst Dr. Richter predigte über Epheser 3, Vers 20. 21. Der Kaiser reichte nach dem Gottesdienste dem Geistlichen die Hand. - Unglücksfälle vom Manöverfelde wurden von verschiedenen Seiten gemeldet. Trotz der verhältnißmäßig kühlen Witterung sind in den letzten Tagen mehrfach Hitzschläge vorgekommen. Bei einer Kavallerie=Attacke wurde ein Husar von einem Ulanen niedergeritten. Ein anderer ist durch eine Platzpatrone so schwer im Gesicht verletzt worden, daß für das Augenlicht des Verunglückten das schlimmste zu befürchten steht. Einer der stattlichsten Unteroffiziere der Berliner Schwadron der Garde du Korps hat sein Leben durch einen Unfall verloren. Man ritt die Pferde zur Tränke, wobei er an eine tiefe Stelle gerieth. Indem er sein Pferd am Zügel zurückriß, überschlug sich dieses und drückte ihn unter das Wasser. Einige Offiziere stürzten zur Hülfe herbei, sie brachten aber bereits einen Toten ans Land.
Die Mehrzahl der Berliner Morgenblätter bespricht das jetzt in Kraft getretene neue Exerzier=Reglement für die Infanterie in sehr zustimmender und eingehender Weise. Die Nat.=Ztg. schreibt dazu: Von einem Wust von veralteten Formen, von einem Durcheinander von Gedanken ist nur das Gute und Lebenskräftige übrig geblieben, und das ist klar wie Krystall, folgerichtig wie eine arithmetische Reihe, verständlich, und mit einer Virtuosität in der Behandlung der Sprache abgefaßt, daß dagegen die bisherigen amtlichen Vorschriften, trotzdem bei allen diesen Punkten von Jahr zu Jahr eine Vervollkommnung bemerkbar ist, zurückbleiben.
Das deutsche Heer wird immer beweglicher gemacht. Den vielen Manövern zu Land und zu Wasser sind vorangegangen die theilweise neue Ausrüstung der Infanterie, um sie noch beweglicher zu machen, die Ausrüstung mit Magazingewehren, neue Schießvorschriften und Felddienstordnungen und schließlich das vollständig umgeänderte und vieles vollständig umgestaltene Exerzierreglement, das unter den Stabsoffizieren allem Anschein nach sehr aufräumen wird. Es gilt nun, mit Energie an die Arbeit zu gehen, um das Heer mit den vielseitigen Neuerungen vertraut zu machen und sich in dieselben einleben zu lassen.
Da an einem Kaiserwort niemand drehen noch deuteln soll, so wird künftig ein Stenograph des preußischen Abgeordnetenhauses den Kaiser auf seinen Reisen amtlich begleiten, um seine Ansprachen und Reden wörtlich aufzuzeichnen und zu veröffentlichen.
Die Galatafel im Berliner Schlosse vom Sonntag wies abermals eine deutsche Speisekarte auf. Dieselbe lautete "Schildkrötensuppe. Rheinlachs mit holländischer Sauce. Hirschziemer mit Makkaroni. Geflügel mit Champignons. Trüffel mit Gallert. Puten, Compot, Salat, Artischoken. Pfirsiche mit Reis. Butter, Käse, Gefrorenes, Nachtisch." Auch die Kaiserin war zum ersten Mal seit der Geburt des Prinzen Oskar wieder in Gesellschaft erschienen. Vor der Tafel war Graf Herbert Bismarck vom Kaiser empfangen und sofort mit einer Einladung zu derselben beehrt worden.


- Schönberg. Bei der jetzt bevorstehenden Aufstellung der Urliste zur Wahl der Schöffen und Geschworenen pro 1889 machen wir auch hier auf den Geschworenen=Verein beider Mecklenburg aufmerksam. Wer noch für das nächste Jahr bezugsberechtigt als Geschworener werden will, muß seinen Beitritt zum Verein bis zum 1. November erklären und die schon Beigetretenen den Beitrag pro 1889 (3 M.) berichtigen. Für das Fürstenthum Ratzeburg nimmt der Kaufmann Spehr hieselbst Anmeldungen entgegen.
- Schönberg. Die unter Leitung des Chefs

[ => Original lesen: 1888 Nr. 74 Seite 6]

des Generalstabes des 9. Armee=Korps, Oberst=Lieutnant von Janson abzuhaltende diesjährige Generalstabs=Uebungsreise des 9. Armee=Korps ist am 19. September von Lübeck aus begonnen und wird sich im westlichen Mecklenburg und östlichen Holstein bewegen. An derselben nehmen außer den Generalstabs=Offizieren des Armeekorps und der Divisionen 2 Stabsoffiziere, 3 Hauptleute, 1 Rittmeister, 4 Premier=Lieutenants und 1 Intendantur=Assessor theil.
- Schönberg. Vor einigen Tagen passirten hier einige berittene Generalstabsofficiere auf dem Wege nach Gadebusch, wie es heißt, um dort das Terrain für das nächstjährige Manöver in Augenschein zu nehmen und Karten für dasselbe anzufertigen resp. zu ergänzen.
- Schönberg. Für Gastwirthe. Die Bleideckel auf Krügen und Gläsern dürfen nur noch bis zum 1. Oktober in Verwendung sein und müssen dann durch solche ersetzt werden, die dem Reichsgesetz entsprechen. Wer wich also vor Unannehmlichkeiten schützen will sehe sich deshalb bei Zeiten vor.
- Neustrelitz. Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin sind heute von ihrem Sommeraufenthalte in Prillwitz hierher zurückgekehrt.
- Die Stadt Ratzeburg ist augenblicklich in Aufregung wegen der dort jetzt wiederholt vorgekommenen Diebstähle. Am 2. September wurden auf dem Domhofe dem Kapitain Müller 800 Mark gestohlen, wie die ganze Familie zum Sedanfeste aus dem Hause abwesend war. Acht Tage später wurde dem Apotheker Volk in der Töpferstraße mittelst Nachschlüssels die Ladenkasse ausgeräumt, die 20 Mk. enthielt. Jetzt hat der Dieb sich an die Stadtkirche gemacht, dieselbe ebenfalls mittelst Nachschlüssels geöffnet und wieder geschlossen, aber nur Geringfügiges vorgefunden, da er die Silbernen Kirchengeräthe nicht fand, dagegen die neusilberne Christusfigur vom Altar nahm. Die Beunruhigung über diese Verbrechen ist in der Stadt eine große, da Jeder glaubt, daß nächstens an ihn die Reihe kommt.
- Als die Wombwellche Menagerie, die auch in Neustadt i. M. Vorstellungen gab, von da wieder abfahren wollte, stellte es sich heraus, daß mehrere der hohen Wagen nicht durch das nach Ludwigslust zu gelegene Stadtthor hindurchkommen konnten. Es mußten erst einige Querbalken durchgesägt und entfernt werden, wodurch der Aufbruch der Menagerie eine mehrstündige Verspätung erlitt, so daß diese statt um 8 Uhr erst um 10 1/2 Uhr Vormittags nach Ludwigslust abfahren konnte.
- In der Travemünder Bucht ist ein Schwerdtfisch gefangen, hier ein seltenes Thier, das seit 1778 nicht in unseren nördlichen Gewässern gefangen ist.
- Am 16. September sind es 14 Jahre gewesen, daß die vom deutschen Bundesrath ernannte Kommission zur Ausarbeitung eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuches unter dem Vorsitz des nunmehr verstorbenen Geh. Raths Dr. Pape zum ersten Mal in Berlin zusammengetreten ist. Solche Arbeiten, die wie das bürgerliche Reichsgesetzbuch Marksteine in der gesammten Culturentwicklung eines Volkes bedeuten, brauchen zu ihrer Entstehung Zeiträume, die im Verhältniß zur Dauer des einzelnen Menschenlebens gewaltig genannt werden müssen. Geh. Rath Dr. Pape hat die endgültige Fertigstellung des Gesetzbuches nicht mehr erleben sollen, doch sein Name und seine Arbeit wird unvergessen bleiben, auch wenn sich nunmehr noch eine umfassende Umarbeitung nothwendig machen sollte.
- In einer Streitsache müssen beide Theile zu Gehör kommen; es ist also ganz in der Ordnung, daß Herr Mackenzie sich auch in einer Flugschrift hören läßt. Sehr gespannt auf seine Antwort scheint das Publikum nicht zu sein. Ein Buchhändler in einer der verkehrreichsten Straßen in Berlin hing seit Wochen einen in die Augen fallenden Anschlag in dem Schaufenster aus, daß man die Mackenziesche Schrift bei ihm bestellen könne, und richtig lief jede Woche eine Bestellung ein.
- Die gegenwärtige Rheinüberschwemmung ist die größte, die seit Menschendenken vorgekommen ist. Von Koblach=Meiningen bis zum Bodensee ist die ganze weite fruchtbare Rheinebene zur ungeheuren Wasserwüste geworden; fünf Stunden lang und anderthalb Stunden breit. Es ist ein unsäglich trauriges und grausiges Bild. Das ganze Besitzthum der dortigen Bevölkerung ist vernichtet, der Schaden ist unermeßlich. In Lustenau sind von 900 Häusern 32 wasserfrei. Viele Häuser stehen bis zum Dach unter Wasser. Wie das Brot der Menschen, so wird durch die Katastrophe auch ein großer Theil der Nahrung des Viehes vernichtet, denn noch stehen viele Hundert, ja Tausend Centner Heu auf den Riedwiesen. Viele Personen sollen ihr Leben verloren haben. - Zwischen Lustenau und Hohenems arbeiteten am 11. September in Reih und Glied ca. 4000 Personen, um einem Rheindurchbruch vorzubeugen. Männer, Frauen und Kinder, auch die Geistlichkeit von Widnau, Lustenau und Hohenems waren in fieberhafter Thätigkeit. Mit einem Male, abends 7 Uhr, mußte alles vor den anströmenden Wasserwogen fliehen. Am anderen Morgen sah man dann auf österreichischer Seite mehr als eine Stunde weit 1 bis 2 Meter tiefes Wasser. Der ganze Jahresnutzen an Kartoffeln, türkischem Weizen und anderen Früchten ist verloren; der Torf ist weggeschwemmt. Aehnliche traurige Berichte liegen aus vielen anderen Ortschaften vor.
- Der österreichische Fürst Adolf Schwarzenberg ist froh, daß er die Erbschaftssteuer von seinem Vermögen an den Staat nicht selber zahlen muß, sondern vorher gestorben ist. Diese Steuer beträgt nahezu 1 1/2 Millionen Kaisergulden. Das wäre allerdings, wenn er es erlebt hätte, zum Totärgern gewesen. Der Verstorbene war ein Sohn des österreichischen Botschafters Schwarzenberg in Paris der 1810 zur Vermählung des Kaisers Napoleon mit der österreichischen Kaisertochter Marie Luise einen Ball gab; es brach Feuer in dem Palast aus, wobei seine Gemahlin, die junge Fürstin Pauline, verbrannte. Der Bruder des jetzt Verstorbenen war der österreichische Ministerpräsident Felix Schwarzenberg, der in den 1850er Jahren die Parole ausgab: Zuerst Preußen verächtlich machen und demüthigen, dann es vernichten! Auch der vielgenannte Kardinal in Prag war ein Bruder. Alle drei Brüder, obwohl deutscher Abkunft, waren eifrige Tschechen.
- Wenn ein neues Studentenlied auf den Papst gedichtet wird, so muß der Vers hinein, daß er auch mutterseelenallein zu Tisch sitzt und ißt und trinkt. So schöne Tischgespräche wie der Dr. Luther geführt hat, kann er also nicht halten und für ihn gilt die klassische Tischregel nicht, daß zu einem angenehmen Mahl zum wenigsten die Zahl der Gratien (3) und höchstens die Zahl der Musen (9) gehört. Eine uralte Etikette gebietet dem Papst allein zu speisen. Der jetzige Papst hat nur zweimal eine Ausnahme gemacht: die erste, als er die Königin von Sachsen zu Gast geladen hatte, aber auch damals war vorsichtig zwischen der Tafel des Papstes und der Königin ein ziemlicher Zwischenraum gelassen worden; das zweite Mal, als er an seinem Priesterjubiläum mit seinen Kardinälen speiste. Augenblicklich ist von einem Frühstück die Rede, das er dem ihn besuchenden Kaiser Wilhelm II. zu geben gedenkt, aber es sind noch ungeheure Schwierigkeiten zu überwinden.
- Eine bulgarische Räuberbande, welche vor einigen Tagen bei Dubnitza drei Personen gefangen fortgeführt hatte, wurde von der Gendarmerie überrascht. Die Gefangenen wurden befreit, doch erlag einer von ihnen schon nach wenigen Stunden, den ihm von den Räubern zugefügten Mißhandlungen. Ein Räuber wurde getötet, ein anderer verwundet und die übrigen zerstreut.
- Daß bei Verbrechern das Gehirn nicht ganz in Ordnung ist, haben schon viele Aerzte behauptet. Neu ist, daß ein italienischer Arzt gefunden haben will, es fehle den meisten Einbrechern eine gute und gesunde Nase; bei Hunderten von Verbrechern beiderlei Geschlechts, die er untersucht hat, fand er, daß ihr Geruchssinn sehr schwach entwickelt sei. Wo's aber etwas zu holen giebt, das riechen sie sofort.


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