No. 63
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. August
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 63 Seite 1]

Der deutsche Kaiser wird, das ist nun keinem Zweifel mehr unterworfen, noch in diesem Jahr, und zwar voraussichtlich im Oktober, den König von Italien in Rom selbst besuchen. Die ewige Stadt wird also zum ersten Mal seit Jahrhunderten wieder den Träger der deutschen Kaiserkrone in ihren Mauern beherbergen. Er kommt nicht, wie in ferner Vergangenheit so oft, als gefürchteter Lehnsherr, als Richter und Kaiser, sondern als Freund des Könige und als Verbündeter des wiedererstandenen selbständigen Italien. Die deutsche Staatskunst strebt heute danach, den Frieden zu erhalten, und der junge Herrscher, dem das Geschick früher, als er selbst und die Welt es erwartet hatten, das Scepter in die Hand gegeben hat, reist jetzt als Bote des Friedens in Europa umher, um Fürsten und Völkern zu zeigen, daß Deutschland, wie es niemanden fürchtet, auch mit niemandem Streit sucht. Als Kaiser Wilhelm I. zu König Viktor Emanuel kam, da fand die Begegnung in Mailand statt. Der greise Monarch hatte Bedenken, nach Rom zu gehen und im Quirinal trug man denselben Rechnung. Sein Enkel theilt diese Bedenken nicht und die Italiener werden ihm dafür dankbar sein, denn in dem Augenblick, in welchem Kaiser Wilhelm die Schwelle des Quirinals überschreitet, vollzieht er persönlich die Anerkennung aller jener Thatsachen, durch welche die italienische Einheit zu Stand gekommen ist. Für den Vatikan ist das ein harter Schlag; die vatikanische Diplomatie soll auch viele Anstrengungen gemacht haben, diesen Besuch zu hintertreiben, jetzt aber fügt sie sich in das Unvermeidliche und die Blätter des Vatikans erklären, daß der Papst einem protestantischen Fürsten "erlauben" könne, was er einem katholischen Fürsten unbedingt verbieten würde. Lassen wir ihnen diesen Trost!
Endlich ein Wort von maßgebender Stelle über die Kaiserreise nach St. Petersburg. Fürst Bismarck soll sich, wie die "National=Zeitung" meldet, sehr befriedigt über die Ergebnisse der Kaiserreise ausgesprochen haben. Es sei durch dieselbe ein Verhältniß des gegenseitigen Vertrauens geknüpft worden, das nach menschlichem Ermessen den Frieden auf Jahre hinaus sichern werde. Auf diesem Boden werde ein Ausgleich der politischen und wirthschaftlichen Interessen zwischen Deutschland und Rußland versucht und ein deutsch=russischer Handelsvertrag durch eine zu diesem Zweck zusammentretende Kommission abgeschlossen werden. Das klingt zwar alles noch recht unbestimmt, aber es leuchtet doch die Hoffnung aus diesen Aeußerungen heraus, daß es in absehbarer Zeit besser werden wird. Auch die offiziöse russische Presse betont, daß die Zusammenkunft der beiden Kaiser ein vollständig friedliches Ergebniß gehabt habe.
Dem deutschen Kaiser soll bei Beginn der Session eine Vorlage gemacht werden, betr. die Bewilligung einer jährlichen Summe, die dem Kaiser einen theilweisen Ersatz der ihm erwachsenden Repräsentationskosten gewährt. Schon unter Kaiser Friedrich war eine derartige Vorlage beabsichtigt gewesen.
Soweit bestimmt ist, soll die Taufe des jüngstgeborenen Kaisersohnes am Sonntag, den 29. August im Marmorpalais bei Potsdam stattfinden. Wegen der Trauer in der Familie wird von jeder größeren Feier Abstand genommen werden.
Der Kaiser hat die an ihn ergangenen Einladungen zur Eröffnungsfeier des neuen Zentralbahnhofes in Frankfurt a. Main und zur Einweihung des Zollanschlußwerkes in Hamburg dankend abgelehnt.
Wie man aus London schreibt, wird Kaiser Wilhelms Besuch in London Mitte November stattfinden. Der Buckinghampalast wird bereits in Ordnung gebracht.
Fürst Bismarck befindet sich in Friedrichsruh recht wohl und es ist deshalb noch immer nicht bestimmt, ob er auch in diesem Jahr wieder nach Kissingen gehen wird. Bis jetzt soll dort noch keine Wohnung für ihn bestellt sein. Kaiser Wilhelm hat in Friedrichsruh übrigens, wie von dort erzählt wird, mit dem Kanzler einen längeren Spaziergang im Park unternommen und dabei reges Interesse für die vom Reichskanzler gemachten Versuche gezeigt, fremde, überseeische Bäume bei uns in Deutschland einzubürgern.
Graf Herbert Bismarck ist am Dienstag Abend in Königstein im Taunus eingetroffen und hat im Hotel Pfaff Wohnung genommen. Der Aufenthalt ist auf mehrere Wochen bestimmt.
- In den preußischen Jahrbüchern äußert sich Professor Delbrück, der bis zum Tode Kaiser Friedrichs mit dem Monarchen in Verbindung stand, über die angebliche Kanzler=Krisis unter dem hochseligen Herrn: "Die Nachwelt wird es schwer begreifen, daß die Meinung Glauben finden konnte, Kaiser Friedrich denke daran sich von dem Reichskanzler zu trennen. In Wirklichkeit hat nie einen Moment eine Kanzlerkrisis bestanden oder hat der Kaiser sich auch nur mit dem Gedanken an eine solche Möglichkeit beschäftigt, wie ich mit der positivsten Gewißheit behaupten darf."
Nachdem dem Reichsbankdirektorium in Berlin zur Kenntniß gekommen war, daß spekulative Banquiers einen sehr großen Theil von Münzen mit dem Bildniß Kaiser Friedrichs an sich gebracht hätten und daß Unterhändler mit solchen Münzen dicht vor der Reichsbank ihren Handel trieben, ist auf Befehl des Kaisers eine große Summe von dem neuen Geld zurückbehalten worden, damit die Reichsbank in der Lage sei, Personen, welche schriftlich um Verabfolgung derartiger Münzstücke einkommen und nicht in dem Verdacht stehen, mit denselben Handel zu treiben, zu berücksichtigen. Ferner ist angeordnet worden, daß an Gehalt= oder Pensionempfängern einzelner Behörden ein Theil des zu zahlenden Betrages in Münzstücken mit dem Bildniß Kaisers Friedrichs gezahlt werden solle, und so ist es gekommen, daß eine große Zahl von Gehaltsempfängern wenigstens 4 Silbermünzen neuester Prägung erhalten haben. Da die zurückgehaltenen

[ => Original lesen: 1888 Nr. 63 Seite 2]

Geldstücke aber nicht genügen, um allen diese Berücksichtigung zu Theil werden zu lassen und Tausende von Gesuchen Privater noch vorliegen, werden jetzt, wie die "Nordd. Allg. Ztg." bekannt giebt, die Prägungen von 5= und 2=Markstücken noch fortgesetzt.
Kaiser Friedrich III. hat, wie das englische Blatt "Truth" mittheilt seiner Gemahlin eine in englischen Staatspapieren angelegte Summe von 120 000 Pfund Sterling zum lebenslänglichen Nießbrauch hinterlassen; diese Summe soll später auf seine jüngeren Kinder nach der Verfügung der Kaiserin übergehen. Die Verwalter des Betrages sind die Königin von England, der König der Belgier und der Herzog von Coburg=Gotha.
Zur Ausrüstung unserer Kavallerie mit Lanzen erfährt der "Hamburger Correspondent", daß bereits für die Husaren und Dragoner Lanzenproben angefertigt worden sind. Während der Schaft der Ulanenlanze aus Holz besteht, soll für die neuen Proben eine Metallröhre gewählt worden sein, welche bei aller nöthigen Leichtigkeit eine größere Widerstandsfähigkeit besitzt.
Ein Mobilisirungsversuch der französischen Truppen wird vom 20. bis 30. August in Toulon vorgenommen werden.
Königin Natalie von Serbien hat jetzt die Zuständigkeit des Belgrader Konsistoriums anerkannt und Herrn Pirotschanac zu ihrem Vertheidiger bestellt. Dies ist der serbischen Regierung mitgetheilt worden, die keine Einwendung dagegen erhoben hat.


- Neustrelitz, 11. August. Se. Königliche Hoheit der Großherzog begeben sich heute Abend zum Kurgebrauche nach Homburg.
- Nach den nunmehr definitiv festgestellten Ergebnissen der Volkszählung gab es in Mecklenburg Strelitz 52 männliche und 72 weibliche Personen von mehr als 80 Jahren, in Mecklenburg=Schwerin 1656 bezw. 2030, im Deutschen Reiche 88 516 bezw. 113 939. Von 1000 Einwohnern beiderlei Geschlechts standen im Alter von 80 Jahren und mehr in Mecklenburg Strelitz eine Person, in Mecklenburg=Schwerin 6, im Deutschen Reiche 4. Von 100 Personen waren ledig 60,1 bezw. 57,3 und 60,1.
- Den Ammendienst bei dem neugeborenen kaiserlichen Prinzen wird höchst wahrscheinlich die junge Frau eines Maurers bei Malchow übernehmen. Frau Oberst von Thiele, geborene Gräfin von der Schulenburg, hat den Auftrag übernommen, eine Amme für den Prinzen in Mecklenburg zu suchen und diese Frau dazu gewählt. Frau Oberst von Thiele war früher Hofdame in Berlin.
- Mackenzie hat - wie der Pariser "Gaulois" wissen will - auf Veranlassung der Kaiserin Friedrich aus seiner Replik auf den Bericht der deutschen Aerzte über das Leiden Kaiser Friedrichs, die bekanntlich in Berlin und London zugleich erscheinen soll, alles entfernt, was zu einer Polemik führen könnte. Es wäre also nur ausschließlich das Medicinische stehen geblieben.
- Die konservativen Parteien des deutschen Reichstags und des preußischen Herren= und Abgeordnetenhauses haben dem früheren Minister des Innern v. Puttkamer als Zeichen der Anerkennung und des Dankes eine Ehrengabe, bestehend in einer Statue des verstorbenen Kaisers Wilhelm in stehender ganzer Figur aus massivem Silber zu überreichen beschlossen. Die Statue ist etwa 2 Fuß hoch und wird Herrn v. Puttkamer, sobald sie fertig ist, durch eine Deputation überbracht werden.
- Mit der Ausrüstung der Kürassiere mit Lanzen werden bereits Versuche gemacht. So wird aus Königsberg vom 7. August gemeldet: "Gestern langte hier mit der Bahn eine Anzahl Lanzen an, die heute früh von Kürassieren des hiesigen Regiments "Graf Wrangel" in Empfang genommen wurden, um zur Ausbildung der Kürassiere mit dieser Waffe verwendet zu werden. Zu den schon in den nächsten Tagen beginnenden Uebungen sind Ulanen=Unterofficiere kommandiert worden.
- Daß während der Festtage in München und der hierdurch veranlaßten Anwesenheit von so vielen Tausenden von Fremden auch ganz enorme Quantitäten von Speisen und Getränken vertilgt wurden, beweist der Verkauf in einigen der besuchteren größeren Keller. So wurde z. B. im Löwenbräukeller während der 4 Festtage 41 Kälber, 122 Gänse, 60 Tauben, 10 Schweine, 8 Rehe, 13 Centner Ochsenfleisch verbraucht und nicht weniger wie 345 Hektoliter Bier getrunken. Der Verbrauch in anderen Etablissements war ein verhältnißmäßig ähnlicher.
- Der bekannte Geschichtsschreiber Georg Weber ist in Heidelberg gestorben. Weber war am 10. Februar 1808 zu Bergzabern in der Pfalz geboren. Am bekanntesten von seinen Werken ist seine "Allgemeine Weltgeschichte" und seine "Geschichte der Litteratur."
- Von einem Wettflug zwischen Bienen und Brieftauben wird aus Hamm berichtet: Ein Herr R. sowohl Brieftauben=Liebhaber als auch Imker, schlug folgende Wette vor: Auf einer Strecke von nicht ganz einer Stunde, nämlich von Rhynern nach Hamm, sollen bei schönem Wetter Bienen eher wieder zu Hause kommen als Brieftauben. Diese Wette wurde nun am 25. Juli, nachmittags 4 Uhr zum Austrag gebracht und von Herrn R. glänzend gewonnen, 12 Brieftauben und 12 mit Mehl bestäubte Bienen, unter den letzteren vier Drohnen und acht Arbeitsbienen, wurden nach Rhynern geschafft und dort gleichzeitig in Freiheit gesetzt und siehe da: eine weiße Drohne war vier Sekunden eher angelangt als die erste Taube. Mit der zweiten Taube langten schon die drei übrigen Drohnen und mit dem Rest der Tauben auch schon Arbeitsbienen an.
- Infolge der Gerüchte über Inkorrektheiten in der Geschäftsleitung der Brüsseler Weltausstellung, welche die Runde durch die Blätter gemacht haben, giebt das Präsidium des deutschen Komitees bekannt, daß auf dieselben nicht eher eingegangen werden könne, als bis die Generalleitung die erbetene Klarstellung des Sachverhalts gegeben und damit die Mittel zur Ergreifung derjenigen Maßregeln geboten habe, welche zur Abstellung derartiger, die Interessen der Aussteller schädigende Vorkommniße angebracht erscheinen. Das Berliner Präsidium hat bereits Erkundigungen eingezogen und wird nöthigenfalls eine Kommission nach Brüssel senden, um die betr. Verhältnisse einzusehen und Remedur eintreten zu lassen.
- Aus Wien wird berichtet, daß der österreichische Offizier Karl von Dobner den Befehl über eine von einer englischen Gesellschaft zur Auffindung Stanleys ausgerüstete Hülfsexpedition übernommen habe.
- Die Strikenunruhen in Paris gehen zu Ende. Das energische Auftreten der Polizei und die Verhaftung mehrerer Anarchisten=Agitatoren haben gewirkt. Die Erdarbeiter scheinen des Strikes immer überdrüssiger, und auch aus der Provinz lauten die Nachrichten beruhigend. Es ist kein Zweifel, daß einige Hauptwühler, um das Ansehen der Regierung zu schädigen, aus boulangistischen und bonapartistischen Fonds mit Geld versehen sind. Hin und wieder gab es in den Straßen noch einigen Spektakel, aber die rücksichtslose Energie der Polizei vertrieb die Excedenten bald. Ein Theil der Erdarbeiter arbeitet wieder. 15 Strikende, darunter zwei Belgier und ein Deutscher, wurden zu Gefängnißstrafen von zwei Wochen bis zu zwei Monaten verurtheilt.
- Die Heirathen in England haben nach den Angaben eines Regierungsstatistikers in den letzten 50 Jahren stetig abgenommen. Im Jahr 1873 betrug die Zahl der geschlossenen Ehen noch 17,6 auf das Tausend der Bevölkerung, während sie im Jahr 1886 bis auf 14,1 gesunken war.
- Ein neuer Komet ist am Abend des 7. August von dem bekannten amerikanischen Kometenentdecker Brooks gefunden worden. Der neue Himmelskörper stand um diese Zeit im Sternbild des großen Bären und zeigte eine nach Osten gerichtete Bewegung. Die Beobachtungen der nächsten Tage werden zeigen, ob der jetzt noch lichtschwache Komet noch glänzender werden wird, oder ob er sich schon wieder von der Sonne entfernt. Der Komet steht so weit nördlich, daß er während der ganzen Nacht beobachtet werden kann.
- Aus der jahrhundertelangen Vereinigung Pommern's mit Schweden sind in letzterem Lande

[ => Original lesen: 1888 Nr. 63 Seite 3]

noch kräftige Erinnerungen geblieben. Die Schweden - schreibt ein englischer Reisender - haben eine ganz eigenthümliche Art zu fluchen. Gesetzt den Fall, daß ich auf einer skandinavischen Landstraße einem Reisenden begegnete und seinem Schlitten zu nahe käme, so würde er mir einfach zurufen: "Tausend Teufel!" Wenn mir eine so kleine Anzahl von Teufeln keine Achtung einflößen sollte, dürfte er sie steigern und mir zurufen: "Zehntausend Teufel!" Wenn ich noch immer nicht Anstalt mache, zerknirscht in die Erde zu sinken, so steigert er die Zahl bis in die Millionen, und wenn das nicht hilft, dann rückt er mit seinem effectvollen Coup heraus und donnert mir zu: "Zehn Millionen pommersche Teufel!" Dem kann Niemand widerstehen. Auf diese Weise erkennt man den Grund der Aufregung eines Schweden, aber diese muß den höchsten Grad erreicht haben, wenn er seinen letzten Trumpf - die "pommerschen Teufel" - ausspielt.
- Mittel zur Vertreibung der Motten. Bei dem Herannahen der Zeit der Hanfblüte glauben wir unsern Leserinnen einen guten Dienst zu erweisen, wenn wir sie auf dieses einfache Mittel zur Vertreibung dieser schädlichen Feinde der Polstersachen aufmerksam machen. Man nehme dazu die frisch aufgeblüthen Hanfstauden und stecke sie in die Sprungfedern der Matratzen, Sopha und dergl. Der Geruch der Hanfblüte soll den Motten unerträglich sein und vermeiden sie diese Orte dann. Wir können den Hausfrauen nun rathen, sich dieses einfachen und billigen Mittels zu bedienen, da sie ein Versuch damit von der guten Wirkung desselben überzeugen wird.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg sub Nr. 5 belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths und Müllers Ludwig Roeper daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag,den 2. Oktober 1888,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 12. Juli 1888.

Großherzogliches Amtsgericht
G. Horn.

A. Dufft.        


Antragsmäßig soll über das vor Schönberg an der Marienstraße sub. Nr. 65 belegene Wohnhaus c. p. des Maurergesellen Heinrich Busch allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 20. Oktober d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldete und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 3. August 1888.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Bekanntmachung.

Auf Antrag des Bundesraths hat die Hohe Großherzogliche Landes=Regierung durch Regiminal=Rescript vom 17. Juli d. J. angeordnet, daß dem hier im Frühjahr mehrfach beobachteten "Asiatischen Steppenhuhn" (Syrrhaptus paradoxus), zwecks Erzielung seiner Einbürgerung in Deutschland, bis auf Weiteres jegliche Schonung zu theil werden soll.
Allen Jagdberechtigten des Fürstenthums wird demnach jede jagdliche Verfolgung dieses Vogels bei Strafe verboten.
Schönberg, den 6. August 1888.

Die Großherzogliche Jagd=Verwaltung des Fürstenthums Ratzeburg.
                                                    C. Hottelet, Oberförster.


Es wird hierdurch veröffentlicht, daß der Zimmermeister Hecht in Ziethen von dem Directorium der Feuer=Versicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg als Taxant bei derselben gewählt und von Großherzoglicher Landvogtei als solcher bestätigt und beeidigt worden ist.
Schönberg, den 1. August 1888.

Die Direction.
C. J. W. Burmeister.       F. Stüve.


Die Großherzogliche Hauptkasse hieselbst wird vom 13. August bis 14. September incl. geschlossen sein.
Schönberg, den 9. August 1888.

G. Grapow.        


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auch ist die Verkaufsstelle für Böcke in Neubrandenburg, vor dem Neuen Thor 702, bei Herrn W. ætow wieder eröffnet, ferner

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sprungfähige Eber, tragende Sauen und Abatzferkel auf vorherige Bestellung mit Pedigree, welches zur Eintragung i. d. D. Pol.=Ch.=Schw.=Heerdbuch berechtigt, sowie auch sprungfähige Vollblut Holländer Jährlingsbullen.

H. A. Schopper.        


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[ => Original lesen: 1888 Nr. 63 Seite 4]

Rennen
zu Ratzeburg
am 19. August 1888, nachmittags 3 1/2 Uhr,
auf dem großen Exerzierplatz.

1. Manöver=Jagdrennen 10-20 Hindernisse.
2. Officier=Rennen für Officiere und Reserve=Officiere des Lauenburgischen Jäger=Bataillons Nr. 9.
3. Ponny=Rennen.
4. Flach=Rennen.
5. Carrier=Reiten.
6. Officier=Rennen für Officiere und Reserve=Officiere der 17. Division.
7. Großes Ratzeburger Jagdrennen. 12-14 Hindernisse.
Alles Nähere besagt das Programm und die Plakate, welche beim Herrn Brauerei=Inspector Rautenberg in Ratzeburg zu haben sind.
Ratzeburg, den 23. Juli 1888.

Das Renn-Comité.        


Kräftiger und nachhaltig wirksamer als alle bekannten Stahlquellen ist unser
Nervenstärkendes Eisenwasser
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gegen Bleichsucht, Blutarmuth, Unregelmäßigkeit im Frauenleben, Nervenleiden und Schwächezustände blutarmer Personen; ohne besondere Kurdiät in jeder Jahreszeit anwendbar. 25 Fl. = 6 Mk. 50 Pfg. excl. Flaschen frei Haus, Bahnhof.

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Niederlage: Apothekenbes. A. Montag in Schönberg i. M.


Auf dem Mechower Felde werden am Mittwoch, den 15. d. M. Rapsschoten verbrannt.

Stamer.        


Auf dem Stover und Röggeliner Hoffelde werden am Donnerstag, den 16. d. M. Rapsschoten verbrannt.

Kaiser.        


Feinsten
Sommerfang=Flohm=Hering
empfiehlt                                                    A. Zander.


Erntehandschuhe
von starkem Leder und gut genäht in verschiedenen Sorten sind stets zu haben bei                          
Schönberg.                                                     Emil Jannicke,
                                                                       Handschuhmacher.


Zum Einsetzen künstlicher Zähne

und ganzer Gebisse unter Garantie, sowie auch zum Plombieren und fast schmerzlosem Zahnziehen mit Zahnfleischbetäubung empfiehlt sich ganz ergebenst

                                                    W. Maack,
                                                              Zahntechniker.

NB. Reparaturen werden prompt ausgeführt. D. O.


Epilepsie (Fallsucht) Krampf, Nervenleiden, heilt selbst in den veraltetsten Fällen. (Gewöhnlich in 3 Tagen.) Auch brieflich. Gestützt auf mehr als 20jährige Erfolge.

Ohne Rückfall bis heute.
                                                                              D. Mahler. Specialist,
Nymegen bei Aachen.


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Lübeck, Breitestraße 24.
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---------------
Reparatur-Werkst. Hohlschleiferei.
Neue Klingen, Korkzieher, Hefter werden eingesetzt, Kaffemühlen geschärft, Siebe eingebunden.
Neu - Anfertigungen
rasch und sauber.


Von der Reise zurück                          
                          Dr. Max Marung.


Pantoffel Cordpantoffel Frauengrösse à Dutz Paar m. gesteppt. Filzsohl. M. 3.90, m. imit. Lederaufl. M. 4.75 m. Rinderspaltleder M. 5, mit holzgenagelten Tuchsohlen M. 6.50 bis M.10, Tuchschuhe, Cordschuhe m. holzgenagelten Tuchsohlen M. 11 Holzsohlenschuhe liefert G. Engelhardt, Zeitz.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 63 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 63 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 14. August 1888.


- Bei der Ankunft des Kaisers von Kopenhagen in Kiel sollte, wie beabsichtigt war, bei einer Minen= und Torpedo=Uebung in der Wiker Bucht das alte außer Dienst gestellte Kanonenboot "Drache" in die Luft gesprengt werden. Die Absicht wurde aber aufgegeben, indes soll dieselbe zur Ausführung gelangen, wenn, wie es heißt, Kaiser Wilhelm dem Schluß der diesjährigen Flottenmanöver in der Danziger Bucht beiwohnen wird.
- Das königliche Marstallamt in Berlin ist mit den Vorbereitungen zum Kaisermanöver emsig beschäftigt. Dies zeigt sich auch darin, daß jetzt alltäglich drei vierspännige und ein zweispänniger Fourierwagen nach dem Tempelhofer Felde fahren, um dort unter den Augen verschiedener Beamten stundenlange Fahrübungen zu unternehmen.
- Sämtliche Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften werden im nächsten Feldzuge mit einem Verbandspäckchen ausgerüstet sein, welches zur selbstständigen Anlegung eines Notverbandes auf dem Schlachtfelde dienen soll. Durch diesen Verband soll die Wunde bis zur Behandlung durch den Arzt vor gefährlicher Verunreinigung geschützt bleiben und dadurch eine schnellere und sichere Heilung herbeigeführt werden.
- Am 14. d. wird in den Räumen der Großen National=Mutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin das 150jährige Jubiläum der Aufnahme Friedrichs des Großen in den Freimaurerbund festlich begangen werden.
- Den Kaiser und den Kanzler auf einem Bilde werden wir wohl demnächst zu sehen bekommen. Eine Aufnahme der beiden mächtigsten Männer im deutschen Reiche auf einem Blatte ist bei der Anwesenheit des Kaisers in Friedrichsruh durch den Photograph Bockmann aus Lübeck erfolgt und das interessante Bild sieht der Vervielfältigung entgegen.
- Der berühmte August=Sternschnuppenfall, welcher in diesem Jahre besonders reich auftreten soll, beginnt mit der Donnerstag=Nacht und währt bis zur Nacht vom Sonnabend zum Sonntag.
- Die Sammlungen in Arbeiterkreisen zu Gunsten des im Irrenhause befindlichen socialdemokratischen Agitators Wilhelm Hasenclevers sind nunmehr abgeschlossen worden; sie haben an 15,000 Mk. eingebracht. Hasenclevers Familie, die aus der Frau und einem im Kindesalter stehenden Knaben und Mädchen besteht, ist von Dessau nach Berlin übergesiedelt. Die Tochter des Hasenclevers ist fast völlig des Augenlichts beraubt.
- Auf der Strecke Schwelm=Elberfeld hat sich am Sonntag in einem dicht besetzten Wagen 4. Klasse zwischen einer Harfenspielergesellschaft, aus drei Herren und mehreren Damen bestehend, eine ernste Prügelei entwickelt. Da schließlich das Messer Verwendung fand, so geriethen die Mitreisenden in große Bedrängniß und selbst den Schaffnern wurde mit Erstechen gedroht. In Opladen wurde ein Harfenspieler angeblich todt ausgeladen, während die widerspenstigen Kollegen gefesselt der Polizeibehörde übergeben wurden. "Wo man singt, da laß dich ruhig nieder etc."
- Ein betrübender Unglücksfall hat sich am Donnerstag Abend im Zoologischen Garten in Posen ereignet. Herr Inspektor Peschke, der seit einem Jahre die Pflege der Thiere leitet, gab dem braunen Bären etwas frisches Gras, kam dabei aber zu sehr in die Nähe der gewaltigen Tatzen dieses Thieres und wurde im Nu niedergerissen. Nach dem Fall versuchte der Bär Herrn Peschke in den Zwinger zu ziehen und verwundete dabei den rechten Oberarm und die Hand desselben erheblich. Mit einem Ruck hatte der Bär den Oberarm derart zerfleischt, daß die Fetzen umherhingen. Den auf die Hülferufe herbeieilenden Gartenbesuchern bot sich ein gräßlicher Anblick dar. Der blutüberströmte Mann konnte nur mit großer Mühe dem braunen Ungeheuer entrissen werden.
- Vom Flachs. Der Umstand, daß in diesem Jahr der Flachs gut zu gedeihen scheint, giebt uns Veranlassung, demselben einige Zeilen zu widmen. Die Anwendung des Gespinnstes, welches der Lein liefert ist unstreitig sehr alt, wenn nicht gar so alt, wie der Ackerbau selbst. In Aegypten gilt Isis für die Erfinderin der Kunst, aus den Fasern der Leinpflanze ein Gespinnst und daraus Kleidungsstücke zu bereiten. Die Priester der Isis durften nur Kleidung aus Leinwand tragen. Moses gebot, daß Priester und Leviten sich in Leinwand kleiden sollten, und verbot dem Volk, Kleider zu tragen, die aus Wolle und Leinen zugleich gemengt (5. Mose 22,11). Die Vornehmen der Griechen und Römer trugen mit Purpur verbrämte Leinwand, und auch das vornehme "deutsche Frauenzimmer" kleidete sich nach Tacitus in ein weißes, leinenes Gewand. Die Sibyllinischen Bücher waren auf Leinwand geschrieben auch in Mumienkisten fand man beschriebene Leinwand. Die verschiedenartigen Gewebe werden aus gesponnenem Flachs angefertigt: grobes Sackleinen und feiner Battist, schlichtes Hausleinen und kostbarer Damast. Keine Maschine vermag den Flachs so fein zu spinnen, wie es durch Menschenhände geschieht. Deutschland ist noch immer der Hauptsitz (Westfalen und Schlesien) der Leinwandwebereien.
- Die Reichenberger Steuerbehörde entdeckte ein großartiges Schmuggel=Geschäft in Damenkleidern von Zittau nach Nordböhmen. Mehrere hundert Damen der besten Kreisen sollen daran beteiligt sein.
- Lawinen im August. Wie das "Innsbrucker Tageblatt" meldet, waren die Schneefälle in den Vortiroler Alpen in den letzten Tagen so stark, daß sie sogar Lawinenstürze zur Folge hatten. Donnerstag, den 2. August, fiel gegen Abend auf dem Kalkgebirg nördlich von Innsbruck dichter Hagel und die Nacht darauf starker Schnee. Als am Sonnabend die Augustsonne in ihre Rechte trat, stürzten aus den Hängen östlich und westlich vom "Hafelekar" 20 bis 30, allerdings sehr unschuldige und ungefährliche Schneelawinen in die Tiefe. Drei davon aber waren doch so mächtig, daß sie der Sonnenwärme bis zum 5. August abends mit Erfolg Widerstand leisteten, also noch immer nicht weggeschmolzen waren, und namentlich zwei von ihnen waren durch Runsen bis beträchtlich in die Waldregion hinabgerollt. Frische Schneelawinen am 3., 4. und 5. August verdienen ohne Frage verzeichnet zu werden, denn dieses Geschehniß tritt dem Menschen in seinem Leben nicht oft entgegen. Kaiserjäger, welche nach dem Schneefall von Seefeld her über das Joch hierüber manövrirten und auf dieser Seite zu Thal steigen mußten, erzählen, daß der Schnee auf der, Höhe meterhoch gelegen hat. Am 6. August morgens war das Gebirge rings um Innsbruck von Neuem mit in der letzten Nacht gefallenem Schnee bedeckt.
- Ueber die Gestaltung der Getreidepreise im Innern Rußlands unter dem Einfluß der jüngsten Steigerung der russischen Ausfuhr und der gleichzeitigen Erhöhung des Rubelkurses stellt die "St. Peterburger Zeitung" eine interessante Betrachtung an. Anfangs Mai d. J., als der Rubelcours 162 bis 164 Mk. betrugt kostete das Pud Roggen 1. Qualität in den baltischen Hafenstädten 72-74 Kopeken. Ende Juli stand der Rubel auf 194, während der Roggenpreis auf 58-60 Kopeken gefallen war. Dahingegen war der Preisrückgang für Getreide im Innern Rußlands noch viel bedeutender als in den Hafenstädten, wohingegen die Transportkosten von den Märkten im Innern nach den Ausfuhrhäfen unverändert blieben. Als in früherer Zeit die Getreidepreise in den baltischen

[ => Original lesen: 1888 Nr. 63 Seite 6]

Häfen auf 70 Kopeken gestiegen waren, erhielt der Landwirth beim Verkauf seines Produkts 32-48 Kopeken für das Pud. Gegenwärtig muß er dasselbe Getreide zu 10-14 Kopeken verkaufen, während doch die Produktionskosten eines Pud Roggens sich auf 22-24 Kopeken stellen. Man würfe deshalb besser das Getreide ins Feuer, anstatt es zu den gegenwärtigen Preisen zu verkaufen.
- Die Ausbrüche auf der Insel Vulkano dauern fort. Gewaltige weißglühende Steinblöcke werden ausgeworfen. In Porto hat das dadurch hervorgerufene Feuer die Anpflanzungen und die Häuser zerstört. Die Beamten und Soldaten, welche gelandet waren, mußten die Insel wegen der niederfallenden Steinblöcke wieder verlassen Die letzteren, welche des Nachts feurigen Ballons gleichen, bohren beim Niederfallen Löcher in die Erde, die sich sofort mit Wasser füllen. Die vulkanischen Detonationen sind weithin hörbar; der Wind trägt die Asche bis Sizilien.
- Unter den Hochzeitsgeschenken, welche die Exkaiserin Eugenie ihrer Nichte Laetitia Bonaparte anläßlich deren im September in Turin stattfindenden Vermählung mit des Königs Humbert Bruder, dem Prinzen Amadeo, geben wird, befindet sich auch ein prachtvoller Fächer im Werthe von über 500 000 Franks. Derselbe hat eine gewisse historische Bedeutung, denn auf diesen Fächer hat Prinz Lulu das Schloß des alten Grafen von Montijo gehörige Gartenhaus gezeichnet. Die Seiten des Fächers sind mit Edelsteinen besetzt. Der Fächergriff besteht aus einem wundervollen Amethist. Anläßlich ihres 50. Geburtstages hatte die Kaiserin den Fächer von ihrem Sohn, dem nunmehr toten Prinzen, als Geschenk erhalten.
- Fräulein von Catargi, jene Dame, welche König Milan nach Mittheilungen aus der Umgebung der Königin Natalie zu heiraten beabsichtigen soll, ist eine Rumänin und gleichzeitig mit dem König und der Königin verwandt. Als Hofdame hat sie sich eine Zeit lang des vollständigen Vertrauens der Königin Natalie erfreut, bis diese Grund zu haben glaubte, in Fräulein von Catargi eine Nebenbuhlerin zu erblicken. In Folge eines Eklats, der damals in Belgrad das Stadtgespräch bildete, verließ das Fräulein Serbien und lebte seitdem abwechselnd in Rumänien und Paris, von wo aus sie mit König Milan lebhaft korrespondirt hat. Der "Kölnischen Zeitung" wird dagegen gemeldet, daß alle maßgebenden Kreise für den Fall einer Scheidung und Wiederverehelichung nur an Damen des deutschen Hochadels denken, die dem Belgrader Hofleben eine "solide Grundlage" geben würden.
- O, diese braven Tiroler! Sie haben jetzt schon alle Fortschritte der Cultur errungen, Innsbruck besitzt sogar einen Friseur, welcher keine Baderstube, sondern einen Salon hat. In diesen Salon nun trat dieser Tage ein Turist, der auch als solcher ausstaffirt war. Treuherzig wie alle Jene, denen ein unrasirtes Kinn unbequem zu werden anfängt, setzte sich der Turist in einen Sessel, um sich dort verjüngen zu lassen, als ihm von dem Besitzer des "Salons" bedeutet wurde, "daß man hier keine Bauern bediene, hier sei ein Salon!" Sofort stand der Joppenträger auf, sagte dem Friseur mit höflichem Lächeln: "Nun dann sagen sie wenigstens meinem Adjutanten, der nach mir fragen wird, ich sei drüben bei Ihrem Concurrenten; ich bin der Erzherzog J. -", zog seinen Hut und verschwand, den Herrn Coiffeur in unbeschreiblicher Verwirrung zurücklassend.
- Den ersten Regenschirm erhielt um 1760 herum der Bleicher Tenner in Herisau in der Schweiz von einem Geschäftsfreund in Paris. Es war ein gewaltiges Instrument mit Quasten und erregte ungeheures Erstaunen. Wenn es am Sonntag "ruch Wetter" war wie der Schweizer sagt, so mußte Tenners Knecht im "Sonntagsgrust" mit dem Dach ausrücken. Zuerst wurde der Landammann in seinem Hause abgeholt und vor einer zahlreichen Zuschauermenge feierlich zur Kirche geleitet. Hernach kam die Reihe an den Pfarrer und zuletzt an den stolzen Regenschirm=Besitzer.
- Die Teufelsbrücke ist - zum Teufel! Am vergangenen Freitag ist sie nämlich zusammengestürzt und im Schooße der hochaufschäumenden Reuß begraben worden. - Die alte Gotthard=Saumstraße wurde 1758 gebaut, die neue fahrbare Straße von Göschenen nach Andermatt 1829 und die neue Teufelsbrücke 1830 vom Tessiner Pobocelli hergestellt.
- Wer sollte sich nicht für eine lustige Skatgeschichte interessiren! Heutzutage, wo die Hochzeitspaare nur deshalb keine Hochzeitsreise machen, weil man zu Zweien nicht Skat spielen kann, heutzutage ist für dieses Spiel eben Jeder interessirt, und daher wird gewiß die folgende lustige literar=historische Skatgeschichte allgemeine Theilnahme erwecken. In einem einsamen Gasthause saßen vier Trompeter bei einem Pfennigskat. Es waren alles berühmte Leute und da sie in einer Zeit lebten, wo derjenige, der erst etwas ist, auch bald etwas hat, so konnten sie sich ein so hohes Spiel schon gestatten. Der älteste von ihnen war ein alter Knasterbart, mit Wunden ganz bedeckt, der den Namen der Trompeter an der Katzbach führte, obwohl sein Vater ein gewisser Julius Mosen war. Er hatte eben die Karten gemischt und war dabei, zu geben. Schweigend und stumm saß der Zweite da, ein noch junger Mann, der die Trompete von Gravelotte blies und von seinem Vater Freiligrath ein recht ernstes, düsteres Wesen mit auf den Lebensweg bekommen hatte. Er nahm die ihm gebotenen Karten zur Hand und wollte eben Null ouvert ansagen, als er als letzte Karte ein blankes Aß ergriff. Dem Trompeter versagte die Stimme und er schlug mißmuthig mit der Faust auf den Tisch. Viel lustiger und heiter gelaunt war der dritte, der glücklichste von Allen. Es war der Trompeter von Säkkingen, der so lustige Fanfaren schmettern konnte. "Das ist im Leben häßlich eingerichtet, daß man nie weiß was in dem Skate liegt," meint er, glaubte aber doch ein Spiel wagen zu können, denn nachdem er seine Karten überschaut hatte, sagte er Grand schwarz an. "Wenn dieser Siegesmarsch in das Ohr mir schallt," rief der vierte Trompeter, von Kopisch, "dann Herr Wirth noch einen Krug von dem feurigsten Wein." Und als nun der Trompeter von Säkkingen den ältesten Jungen ausspielte, gerade als der Wirth den Wein brachte, da schmetterte er gewaltig mit vollem Mannesmuth, gab seinen letzten Trumpf zu und seufzte ihm nach: "Da, nun geht die Reis' in die weite, weite Welt." Der Säkkinger spielte jetzt den zweiten Jungen und, nachdem er den Stich gewonnen, Pique Zehn aus - aber der Trompeter von Gravelotte Pique=Aß dazu und nahm den Stich! Der Säkkinger war entsetzt. Dies Aß war die einzige Karte von der ganzen Fahne, die ihm fehlte und diese glaubte er im Skat liegen zu sehen, weil er sie vorher gezinkt hatte. Es lag aber Carreau=Aß, das ein anderer in ähnlicher Weise gezeichnet, und das Spiel war somit verloren. "Victoria!" so drang es hervor mit Donnerschall und zwar so gewaltig, daß dem Trompeter von der Katzbach fast das Herz zersprang. Der Säkkinger hatte eine ganz bedeutende Summe zu zahlen und indem er es that, seufzte er so recht aus dem Herzen: "Es wär' so schön gewesen, es hat nicht sollen sein!" Die Andern aber steckten den Gewinn ein und riefen: "Das war ein glücklich Ende."
- Selleriezucht. Um große Sellerieknollen zu erzielen, legt man Ende August die Pflanzen bis zur Hauptwurzel frei, entfernt soviel wie möglich alle Seitenwurzeln, ohne die Hauptwurzel zu beschädigen und bedeckt dieselbe mit recht guter Komposterde. Einige Wochen darauf thut man Holzasche mit Ruß und Wasser in ein Faß und gießt von diesem Dung von acht zu acht Tagen eine gehörige Menge zwischen die Reihen. Wenn am andern Tage - das Gießen besorgt man abends - große Hitze folgt, so gießt man im Laufe des Vormittags genügend mit reinem Wasser nach. Dieses Begießen mit Dung wird bis zum September fortgesetzt, und wirkt dasselbe bedeutend auf die vollkommene Entwickelung der Sellerieknollen ein, und namentlich sollen die auf diese Weise behandelten Knollen keine Spur von den so oft vorkommenden Rostpflecken im Fleische zeigen, vielmehr sehr zart und weiß sein.


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