No. 62
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. August
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 62 Seite 1]

Bekanntmachung
wegen Ausreichung neuer Zinsscheine zu den Schuldverschreibungen der Reichsanleihen vom Jahre 1880 und 1884.
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          Die Zinsscheine Reihe III Nr. 1 bis 8 zu den Schuldverschreibungen der Deutschen Reichsanleihe von 1880 und Reihe II Nr. 1 bis 8 zu den Schuldverschreibungen der Deutschen Reichsanleihe von 1884 über die Zinsen für die vier Jahre vom 1. Oktober 1888 bis 30. September 1892 nebst den Anweisungen zur Abhebung der folgenden Reihe werden von der Königlich Preußischen Kontrolle der Staatspapiere hierselbst, Oranienstraße 92/94 unten links vom 3. September d. J. ab Vormittags von 9 bis 1 Uhr mit Ausnahme der Sonn= und Festtage und der letzten drei Geschäftstage jedes Monats, ausgereicht werden.
          Die Zinsscheine können bei der Kontrolle selbst in Empfang genommen oder durch die Reichsbankhauptstellen und Reichsbankstellen, sowie durch diejenigen Kaiserlichen Oberpostkassen, an deren Sitz sich eine solche Bankanstalt nicht befindet, bezogen werden.
          Wer die Empfangnahme bei der Kontrolle selbst wünscht, hat derselben persönlich oder durch einen Beauftragtem die zur Abhebung der neuen Reihe berechtigenden Zinsscheinanweisungen mit einem Verzeichniß zu übergeben, zu welchem Formulare ebenda unentgeltlich zu haben sind. Genügt dem Einreicher der Zinsscheinanweisungen eine numerirte Marke als Empfangsbescheinigung, so ist das Verzeichniß einfach, wünscht er eine ausdrückliche Bescheinigung, so ist es doppelt vorzulegen. In letzterem Falle erhält der Einreicher das eine Exemplar, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sofort zurück. Die Marke oder Empfangsbescheinigung ist bei der Ausreichung der neuen Zinsscheine zurückzugeben.
          In Schriftwechsel kann die Kontrolle der Staatspapiere sich mit den Inhabern der Zinsscheinanweisungen nicht einlassen.
          Wer die Zinsscheine durch eine der obengenannten Bankanstalten oder Oberpostkassen beziehen will, hat derselben die Anweisungen mit einem doppelten Verzeichniß einzureichen. Das eine Verzeichniß wird, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sogleich zurückgegeben und ist bei Aushändigung der Zinsscheine wieder abzuliefern. Formulare zu diesen Verzeichnissen sind bei den gemachten Ausreichungsstellen unentgeltlich zu haben.
          Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf es zur Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die Zinsscheinanweisungen abhanden gekommen sind; in diesem Falle sind die Schuldverschreibungen an die Kontrolle der Staatspapiere oder an eine der genannten Bankanstalten und Oberpostkassen mittelst besonderer Eingabe einzureichen. Schließlich wird darauf aufmerksam gemacht, daß die nächstem Zinsscheinreihen zu den Schuldverschreibungen der deutschen Reichsanleihen von 1880 und 1884 die Zinsscheine für die zehn Jahre vom 1. Oktober 1892 bis 30. September 1902 umfassen werden und daß die mit den Zinsscheinreihen III bezw. II ausgegebenen Anweisungen eine dementsprechende Fassung erhalten haben.
          Berlin, den 21. Juli 1888.

Reichsschuldenverwaltung.
Lilea.


Die Reise Kaiser Wilhelms nach Rom ist entschieden. Ueber den Besuch König Humberts von Italien durch den Kaiser hat in den letzten Tagen ein überaus herzlicher Briefwechsel stattgefunden. demzufolge ist nunmehr entgiltig festgesetzt, daß Kaiser Wilhelm nach Beendigung seines Besuches am österreichischen Hofe noch im Laufe des Oktober von Wien aus nach Rom fahren und dort der Gast des befreundeten und verbündeten Königs sein wird.
Wie aus Metz der "Weser=Ztg." berichtet wird, gedenkt der Kaiser am 24. September d. J. der Stadt Metz einen Besuch abzustatten, da er in dieser Zeit in Straßburg längeren Aufenthalt zu nehmen gedenkt. An genanntem Tage soll auf dem großen Exerzierplatze bei dem Schlosse Frescaty, bekannt durch die Unterzeichnung der Kapitulation am 27. Oktober 1870, eine Truppenbesichtigung der Besatzung von Metz, der größten in Deutschland, stattfinden. Es verdient gewiß der Erwähnung, daß in Metz sechs Infanterie=Regimenter (Nr. 67, 98, 130,

[ => Original lesen: 1888 Nr. 62 Seite 2]

131, und 4. u. 8. bayerisches), zwei Kavallerie Regimenter (Dragoner Nr. 9 und 13), drei Fußartillerie=Regimenter (8. preuß. 12. sächs. und 2. bayerisches), zwei Feldartillerie=Abtheilungen und ein Pionier=Bataillon (Nr. 16) stehen.
Die Taufe des jüngstgeborenen Sohnes des Kaisers wird am 20. August in Potsdam stattfinden, wozu König Oskar von Schweden, der eine Pathenstelle angenommen hat, dorthin kommt.
Am 8. Aug. fand auf dem Schießplatz zu Jüterbog ein größeres Gefechtsschießen der Artillerie statt, dem der Kaiser beiwohnte. Dies ist ein Zeichen, wie sehr sich der Monarch für die Artilleriewaffe interessirt. Jedenfalls ist diese Ehre der Artillerie in Preußen seitens des Monarchen lange nicht erwiesen worden.
Die beiden Söhne des Khedive von Aegypten, Prinz Abbas und Prinz Mehemed Ali Bey, sind am Sonnabend Mittag von S. M. dem Kaiser im Stadtschloß zu Potsdam empfangen und dann zur kaiserlichen Tafel gezogen worden. Munir Pascha, der besondere Abgesandte des Sultans, hat dem Kaiser, wie nachträglich bemerkt werden soll, ein prachtvolles Rauchservice aus Gold, mit werthvollen Steinen besetzt, zum Geschenk überreicht.
Zu dem mehrfach erwähnten Gerücht, daß die eigenhändigen Aufzeichnungen Kaiser Friedrichs nach England gebracht worden sein sollen, bemerkt die "National=Zeitung" wörtlich: wie glaubwürdig verlautet, sind die Papiere inzwischen nach Deutschland zurückgesendet worden.
Die Reichsbank in Berlin theilt mit, daß ihr Bestand an Silbermünzen mit dem Bilde Kaiser Friedrichs vollständig erschöpft ist. Gesuche um Ueberlassung von solchen Münzen sind also vergebens.
Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen wollten, wie früher schon mitgetheilt wurde, in diesem Monat auf der Yacht "Hohenzollern" nach London reisen. Da jedoch die Prinzessin leider andauernd unwohl ist, soll die Reise vorläufig aufgeschoben werden.
Graf Herbert Bismarck hat, nachdem er am Sonnabend zu Ehren des außerordentlichen türkischen Gesandten Munir Pascha noch ein größeres Diner gegeben hatte, Berlin am Sonntag mit sechswöchentlichem Urlaub verlassen. Ob er als Bräutigam zurückkehrt?
Als Kaiserin Elisabeth von Oesterreich dieser Tage auf den Bergen von Gastein herumstieg und Alpenrosen fand, da gedachte sie des treuesten Besuchers von Gastein, des Kaisers Wilhelm. Sie wand die Rosen, die sie selbst gepflückt, zum Kranz und schickte ihn nach Berlin, damit er am Sarge des Kaisers niedergelegt werde.
Aus St. Petersburg wird berichtet, daß zwischen Berlin, Stockholm, Kopenhagen, und St. Petersburg Verhandlungen schwebten, behufs einer Verständigung über die Ostsee. Die 4 genannten Mächte sollen die Absicht haben, die Ostsee für ein "Mare clausum" zu erklären, was gar nicht unwahrscheinlich klingt.
Zar Alexander III. wird, wie aus St. Petersburg gemeldet wird, sich um die Mitte des August nach Krementschug in Süd=Rußland begeben, wo er den großen Herbstmanövern beiwohnen will. Von dort wird sich der Zar auf eines seiner in Polen gelegenen Güter begeben, um daselbst einige Zeit vor der Reise nach dem Kaukasus zu verbringen.
Pobedonoszew, der Oberste aller russischen Geistlichen, der seit lange zum Krieg hetzt, hat die Heuchelei so weit getrieben, aus Kiew an den Kaiser Alexander zu telegraphieren: Kiew bete zu Gott, daß er den Frieden erhalte. Diese schmeichlerische Heuchelei ist ein gutes Zeichen, daß der Kaiser echt friedlich gesinnt ist.
König Milan von Serbien, der gegenwärtig mit seinem Sohn, dem Kronprinzen in Wien weilt, hat dort mit dem Grafen Kalnoky, dem Minister des Aeußeren, am Sonntag eine lange Unterredung gehabt. Der russische Botschafter war am Nachmittag beim König vorgefahren, um seine Karte abzugeben. Königin Natalie hat von Holland aus an den serbischen Metropoliten Theodosius die Nachricht gelangen lassen, daß sie am Verhandlungstag selbst in Belgrad erscheinen wolle, um persönlich vor dem Ehegericht ihre Sache zu führen.
- Schönberg. Der Verkehr auf der Strecke Kleinen=Bobitz ist am 4. d. M. auch mit Personenzügen wieder in vollem Umfange aufgenommen, nachdem vorher zwei schwere Güterzüge und mehrere Arbeitszüge, sowie ein Personenzug ohne Passagiere die Strecke probeweise befahren haben.
- Unbemittelte Einjährig=Feiwillige können nach § 94 Nr. 11 der Wehrordnung ausnahmsweise mit Genehmigung des Generalkommandos in die Verpflegung des Truppentheils unter Anrechnung auf den Etat aufgenommen werden. Es kommt nun nicht selten vor, daß Gesuche um Gewährung dieser Begünstigung von solchen Personen eingereicht werden, welche zwar den Berechtigungsschein haben, aber noch nicht eingestellt sind. Derartige Gesuche werden aber immer zurückgewiesen, da unter Freiwilligen im Sinne der Wehrordnung nur solche Personen zu verstehen sind, welche bereits dienen. Auch sind die Gesuche bei dem Truppentheil anzubringen, welcher sie zu begutachten und dem Generalkommando zur Entscheidung vorzulegen hat.
- Die Verheerungen, welche das Hochwasser neuerdings in Schlesien angerichtet hat, sind jedenfalls weit größer als man anfangs befürchtet hatte. Es steht jetzt schon fest, daß viele durch den angerichteten Schaden ruinirt sind und viele Andere sehr lange von den Folgen zu leiden haben werden. Die Ernte, welche in Knollen= wie in Halmenfrüchten eine bessere, wie in vielen Jahren zu werden versprach, ist mit einem Schlag vernichtet worden. In den Niederungen steht das Wasser so hoch, daß selbst die längsten Halme überfluthet sind. Der Wasserschaden am Bahnkörper der Gebirgsbahn Hirschberg=Lauban wird auf ungefähr eine Million Mark geschätzt. Bis zur vollständigen Beseitigung der an den Bahnlinien angerichteten Schäden werden mindestens 3 bis 4 Wochen vergehen. - Der Rhein wächst in Folge der in der Schweiz und in Süd=Deutschland niedergegangenen Regengüsse noch immer sehr stark und es liegt die Befürchtung nahe, daß derselbe bald seine Ufer überschreiten wird. Leider ist anzunehmen, daß die Hiobsposten über Wasserschäden noch lange nicht ihr Ende erreicht haben.
- Das Viehverleihen in der Eifel ist zu einer großen Gefahr für den kleineren Bauernstand geworden. Es soll erwiesen sein, daß der Verleiher in der Regel 25-30 pCt. verdient, nicht selten weit mehr. In Trier beschäftigt sich seit etwa drei Jahren eine Aktiengesellschaft damit, den Bauern Vieh zu leihen. Sie fordert 5 pCt. Verzinsung und findet viel Anklang. Der Viehstand, welchen sie derzeit ausgeliehen hat, übersteigt 1700 Kühe.
- Vor Jahr und Tag hatte die belgische Militärverwaltung 100 stählerne Standgeschütze von Krupp bestellt. Leider ergaben die Schießversuche einen ungünstigen Erfolg, denn sie erwiesen eine sehr geringe Treffsicherheit und wurden für unbrauchbar erklärt. Krupp verwunderte sich, schrieb zurück, daß die deutsche Artillerie dieselben Kanonen mit bestem Erfolg verwende und reiste nach Brüssel. Da ergab sich denn zur Beschämung der belgischen Artilleristen, daß diese gewöhnliches Pulver zur Ladung verwendet hatten, während prismatisches chokoladenfarbiges Pulver angewendet werden muß.
- Nicht mehr die Erdarbeiter, sondern die Kellner und Friseurgehilfen, diese für gewöhnlich glattgekämmten, zarten Jünglinge, sind es jetzt, welche in den Straßen von Paris der Polizei zu thun geben. Viel Mut beweisen sie dabei freilich nicht, denn sowie ein Polizist blank zieht oder den Revolver zeigt, fliegt die ganze großmäulige Bande auseinander. Dennoch halten die Herren Kellner und Friseure wüste Versammlungen ab, bedrohen ihre Brotgeber mit dem Tod und prügeln, wenn sie in der Mehrzahl sind, die Stellenvermittler und andere Personen, von denen sie sich übervortheilt glauben. Gegen die Stellenvermittler haben sie ja vielleicht Grund zur Klage, Ruhe und Ordnung aber wird die Polizei doch schaffen müssen, wenn ihr das Gesindel nicht über den Kopf wachsen soll.
- In Neapel wurden nach einer gerichtlichen Zusammenstellung, im vorigen Jahre 139 Mordthaten verübt und 43 Menschen bei Raufhändeln erschlagen.
- 1500 Mark Belohnung bietet der Staatsanwalt in Lissa für die Wiederherbeischaffung der am 21. Juli aus dem Posthause zu Rawitsch entwendeten Werthsendungen im Betrag von 40 000 Mk.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 62 Seite 3]

Verfälschte schwarze Seide.

Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die "Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik=Dépôt von G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von seinen achten Seidenstoffen an Jedermann, und liefert einzelne Roben und ganze Stücke zollfrei in's Haus.


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Auf Antrag des Bundesraths hat die Hohe Großherzogliche Landes=Regierung durch Regiminal=Rescript vom 17. Juli d. J. angeordnet, daß dem hier im Frühjahr mehrfach beobachteten "Asiatischen Steppenhuhn" (Syrrhaptus paradoxus), zwecks Erzielung seiner Einbürgerung in Deutschland, bis auf Weiteres jegliche Schonung zu theil werden soll.
Allen Jagdberechtigten des Fürstenthums wird demnach jede jagdliche Verfolgung dieses Vogels bei Strafe verboten.
Schönberg, den 6. August 1888.

Die Großherzogliche Jagd=Verwaltung des Fürstenthums Ratzeburg.
                                                    C. Hottelet, Oberförster.


Die Schulgelderhebung

findet in den nächsten beiden Wochen, vom 13. bis 25. August, statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.

J. Wegener.        


Es wird hierdurch veröffentlicht, daß der Zimmermeister Hecht in Ziethen von dem Directorium der Feuer=Versicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg als Taxant bei derselben gewählt und von Großherzoglicher Landvogtei als solcher bestätigt und beeidigt worden ist.
Schönberg, den 1. August 1888.

Die Direction.
C. J. W. Burmeister.       F. Stüve.


Die Großherzogliche Hauptkasse hieselbst wird vom 13. August bis 14. September incl. geschlossen sein.
Schönberg, den 9. August 1888.

G. Grapow.        


Stadt Lübeck.
Am Sonntag, den 12. d. Mts. auskegeln verschiedener Braten.

Wozu ergebenst einladet                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Wegen des am Sonntag, den 5. August stattgehabten schlechten Wetters, wird das von mir auf diesen Tag angesetzt gewesene Scheibenschießen

am Sonntag, den 12. August

stattfinden.

                                                    Gastwirth Oldenburg, Lockwisch.


Feinsten
Sommerfang=Flohm=Hering
empfiehlt                                                    A. Zander.


Sonnabend, den 11. d. Mt. sollen auf der Bauhof=Schönberger Feldmark Rapsschoten verbrannt werden.

Frau Amtmann Drevs.        


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auch ist die Verkaufsstelle für Böcke in Neubrandenburg, vor dem Neuen Thor 702, bei Herrn W. ætow wieder eröffnet, ferner

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H. A. Schopper.        


Zur Herbstsaatbestellung hält sich mit                          
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(auch Thomasphosphatmehl) bestens empfohlen                          
Schönberg i. M.                                                     W. A. Utermöhl.


Zu Michaelis ds. J. suche ein nicht mehr ganz junges                                                  
Kindermädchen
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von starkem Leder und gut genäht in verschiedenen Sorten sind stets zu haben bei                          
Schönberg.                                                     Emil Jannicke,
                                                                       Handschuhmacher.


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[ => Original lesen: 1888 Nr. 62 Seite 4]

Das Sedan=Fest in Ratzeburg
wird auch in diesem Jahre am 2. September in
besonders großartiger Weise
gefeiert. Ausführliche Programme folgen.                                                    
                                                    Das Komite.


Rennen
zu Ratzeburg
am 19. August 1888, nachmittags 3 1/2 Uhr,
auf dem großen Exerzierplatz.

1. Manöver=Jagdrennen 10-20 Hindernisse.
2. Officier=Rennen für Officiere und Reserve=Officiere des Lauenburgischen Jäger=Bataillons Nr. 9.
3. Ponny=Rennen.
4. Flach=Rennen.
5. Carrier=Reiten.
6. Officier=Rennen für Officiere und Reserve=Officiere der 17. Division.
7. Großes Ratzeburger Jagdrennen. 12-14 Hindernisse.
Alles Nähere besagt das Programm und die Plakate, welche beim Herrn Brauerei=Inspector Rautenberg in Ratzeburg zu haben sind.
Ratzeburg, den 23. Juli 1888.

Das Renn-Comité.        


Heute wurde uns ein gesundes Töchterchen geboren.

Rupensdorf, den 8. August,                                                    
                                                    H. Kasten u. Frau,
                                                    geb. Wegner.


Eintragungen in die Familien=Register der Gemeinde Selmsdorf. (Nachdruck verboten.)

a. Geboren.

D. 28. Februar zu Selmsdorf ein unehelicher Sohn.
D. 29. Februar dem Zimmermann Godknecht zu Teschow eine Tochter.
D.   7. März zu Selmsdorf ein unehelicher Sohn.
D.   7. März dem Arbeitsmann Krakow zu Selmsdorf eine Tochter.
D.   5. März dem Arbeitsmann Möller zu Sülsdorf ein Sohn.
D. 11. März dem Kaufmann Krellenberg zu Selmsdorf ein Sohn.
D. 24. März dem Arbeitsmann Bohnhof zu Selmsdorf ein Sohn.
D. 26. März dem Arbeitsmann Mette zu Teschow Zwillinge, ein Sohn und eine Tochter.
D.   5. April zu Selmsdorf eine uneheliche Tochter.
D. 28. April dem Hauswirth P. Wienke zu Sülsdorf ein Sohn.
D. 29. April dem Schneider W. Schroeder zu Selmsdorf ein Sohn.
D. 29. April dem Arbeitsmann Krellenberg zu Selmsdorf eine Tochter.
D. 11. Mai dem Hauswirth Boye zu Selmsdorf eine Tochter
D.   2. Juni zu Selmsdorf eine uneheliche Tochter.
D.   5. Juni dem Arbeitsmann Rabe zu Teschow ein Sohn.
D. 27. Juni dem Arbeitsmann Frank zu Teschow ein Sohn.
D.   1. Juli zu Selmsdorf ein unehelicher Sohn.
D.   5. Juli zu Selmsdorf eine uneheliche Tochter.
D.   5. Juli dem Schuster Voß zu Selmsdorf eine Tochter.
D. 13. Juli dem Arbeitsmann Joh. Brandt zu Selmsdorf ein Sohn.
D. 15. Juli Bardewiek ein unehelicher Sohn.
D. 22. Juli dem Arbeitsmann Asmus Sterly zu Teschow ein Sohn.
D. 31. Juli dem Arbeitsmann Allwart zu Selmsdorf ein Sohn.

b. Gestorben.

D. 12. März Heinrich Johann Ernst Möller, Arbeitsmannsohn zu Sülsdorf, 7 Tage alt.
D. 12. März Anna Maria Königsmark, Wittwe zu Bardowiek, 64 J. 6 Mt. 9 T. alt.
D. 19. März Sofie Berta Christiane Schroeder Schneiders=Ehefrau zu Lauen 34 j. 11 M. 19 T. alt.
D. 23. März Anna Maria Krellenberg, Siechenlandspächters Ehefrau zu Zarnewenz, 71 J. 7 M. alt.
D. 18. Mai Wilhelm. Sophie Dorothea Freitag, Arbeitsmann=Ehefrau zu Selmsdorf, 69 J. 4 M. 17 T. alt.
D. 20. Mai Hans Heinrich Kalkhorst, Arbeitsmann zu Selmsdorf, 60 J. 1 M. 21 T. alt.
D. 23. Mai Karsten Heinrich Voß, Knecht zu Teschow, 47 J. 3 M. alt.
D. 26. Mai Maria Margaretha Luise Möller, Büdners=Ehefrau zu Selmsdorf, 38 J. 2 M. 9 T. alt.
D.   6. Juni Ungetaufter Käthnerssohn Kalkhorst zu Teschow 2 Stunden alt.
D. 26. Juni Jochen Hartwig Bade, Arbeitsmann zu Selmsdorf. 76 J. 2 M. 16 T. alt.
D. 26. Juni Peter Joachim Johann Rabe, Arbeitsmannsohn zu Teschow, 21 T. alt.
D.   6. Juli Jochim Heinrich Bonhoff, Wittwer zu Selmsdorf, 72 J. 4 M. 24 T. alt.

c. Kopuliert.

D.   4. Mai Paul Friedrich Menz, Maurer zu Selmsdorf, Arbeitsmannsohn zu Palingen und Jungfrau Anna Kathar. Maria Elisabeth Arndt, Schusters=Tochter zu Selmsdorf.
D. 11. Mai Joachim Heinrich Borgwarth, verwittweter Hauswirth zu Palingen und Jungfrau Maria Katharina Möller, Schulzentochter zu Bardowiek.


Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 12. August.

        Frühkirche fällt aus.
        Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
           Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 6.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 62 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 62 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. August 1888.


Fürst Karl Anton von Hohenzollern über Kaiser Wilhelm II. Vor einigen Tagen wurde uns, so schreibt die "K. Ztg." ein Urtheil des verstorbenen Fürsten Karl Anton von Hohenzollern über Kaiser Wilhelm II. mitgetheilt, das von Interesse ist. Einerseits war damals Prinz Wilhelm noch ein junger Mann, der die Augen der Welt wenig auf sich lenkte, anderseits besaß Fürst Karl Anton neben reicher Erfahrung ein sehr klares Urtheil und kannte den Enkel seines Freundes und kaiserlichen Stammesgenossen Wilhelm I. von Kindheit auf. Eine hochstehende Dame fragte den Fürsten, was er von dem Buche: "La Société de Berlin", das damals viel besprochen wurde, halte. Der Fürst entgegnete: "Das Machwerk wirbelt gegenwärtig viel Staub auf wegen der Personen, die behandelt werden, und der Art und Weise, in welcher dies geschieht, denn die Welt freut sich immer, wenn über die Menschen lieblos und in prickelnder pikanter Weise losgezogen wird. Werth hat das Buch nicht, es wird in kurzer Zeit niemand mehr davon sprechen." "Was halten Sie von den Schilderungen, die es giebt?" Der Fürst entgegnete: "Nur eine einzige ist zutreffend und wahr, und das ist die über den Prinzen Wilhelm. Ich schätze ihn hoch, so jung er auch noch ist. Er wird ein sehr bedeutender Mann werden, noch viel von sich sprechen machen. Ich habe ihn von Kindheit auf im Auge behalten und finde meine Ansicht bis zur Stunde immer mehr begründet. Preußen und Deutschland darf auf ihn hoffen: er wird einer der hervorragendsten Monarchen werden und viel Gutes wirken. Er ist ein Charakter, ein Mann von durch und durch edler Gesinnung und bedeutenden Anlagen.
- Ueber das neue Exerzier=Reglement bringt die "P. Ztg." folgende nähere Angaben: Das 2. Bataillon des 1. westpreußischen Grenadier=Regiments Nr. 6 war das erste Bataillon in der preußischen Armee, welches nach dem neuen Exerzier=Reglement ausgebildet und nach fünftägiger Uebung dem kommandierenden General und Vorsitzenden der betreffenden Kommission, Frhrn. v. Meerscheidt=Hüllessem, vorgestellt wurde. Mit dem neuen Entwurf sind wesentliche Vereinfachungen verbunden, und es ist praktischen Bedürfnissen nach Möglichkeit Rechnung getragen worden. Was zunächst die Gewehrgriffe anbelangt, so kommen nach dem neuen Entwurf die Kommandos "Gewehr auf" und "Faßt das Gewehr an" überhaupt nicht mehr vor. Die Posten fassen nach dem neuen Exerzier=Reglement bei Vorbeipassieren von Offizieren bis zum Hauptmann aufwärts nicht mehr, wie bisher üblich, das Gewehr an, sondern stehen mit "Gewehr über" still; bei Offizieren vom Stabsoffizier aufwärts präsentieren die Posten wie früher, aber direkt von "Gewehr über". Geschlossene Truppentheile fassen beim Vorbeimarsch vor Offizieren innerhalb der Garnison nach dem neuen Entwurf nicht mehr das Gewehr an, sondern marschieren mit "Gewehr über" im festen Tritt vorüber. Die Fremdwörter bei den Kommandos sind von der Kommission im neuen Entwurf nach Möglichkeit durch deutsche ersetzt worden, so ist z. B. das Wort "Chargieren" dem deutschen "Feuern" gewichen. Die Exerzier=Uebungen sind im allgemeinen dieselben geblieben wie früher. Hervorzuheben ist die Aenderung, daß der Parademarsch in Kompagniefront nach dem neuen Entwurf in zwei Gliedern stattfindet und nicht wie früher in drei Gliedern, zu wesentlicher Erleichterung für die exerzierenden Mannschaften, da die Bewegungen der beiden Glieder durch das Fehlen des dritten Gliedes freier und weniger abhängig sind. Ferner ist zu erwähnen, daß bei einzelnen Exerzier und Gefechtsübungen nach dem neuen Entwurf mehr das Marschieren ohne Tritt zur Geltung kommt.
- Mit dem 1. August ist das neue Zuckersteuergesetz in Kraft getreten. Danach wird die Steuer für einen Doppelzentner Rüben von 1,70 auf 0,80 Mk. und die Ausfuhrvergütung für den Doppelzentner Rohzucker von 17,25 auf 8,50 herabgesetzt und eine Verbrauchsabgabe von 15 Mk. für den Doppelzentner Rübenzucker neu eingeführt. Wenn auch die Ausfuhrprämien damit nicht vollständig aufgehoben sind, was bei der dermaligen Lage der Zuckerindustrie nicht möglich ist, so darf man doch hoffen, daß dem Verfall der Zuckersteuer für einige Zeit vorgebeugt, und die Einnahme des Reichs aus dieser Steuer in angemessener Höhe gesichert ist. Der jährliche Reinertrag durch das neue Gesetz wurde auf 46-52 Millionen Mk. berechnet.
- Gemäß den Veröffentlichungen des kaiserlichen Gesundheitsamts sind in der Zeit vom 22. bis 28. Juli cr. von je 1000 Einwohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 23.2, in Breslau 23.6, in Königsberg 23.9, in Köln 22.6, in Frankfurt a. M. 18 1, in Wiesbaden 25.0, in Hannover 13.7, in Magdeburg 27.7, in Stettin 27.6, in Altona 21.9, in Kassel 21.7, in Straßburg 27.4, in Metz 17.2, in München 32.1, in Nürnberg 22.0, in Augsburg 28.2, in Dresden 18.3, in Leipzig 18.1, in Stuttgart 14.6, in Karlsruhe 23.2, in Braunschweig 21.9, in Hamburg 26.1, in Wien 22.7, in Pest 35.1, in Prag 29.7, in Triest 17.3, in Krakau 43.5, in Amsterdam 20.4, in Brüssel 20.9, in Paris 19.0, in Basel -, in London 15.9, in Glasgow 17.0, in Liverpool 17.0, in Dublin 18.0, in Edingburg 13.7, in Kopenhagen 23.7, in Stockholm 20.4, in Christiania 13.4, in St. Petersburg 27.8, in Warschau 30.4, in Odessa 36.1, in Rom 27.3, in Turin 23.5, in Venedig 18.0, in Alexandria 40.6. - Ferner in der Zeit vom 1. bis 7. Juli cr. in New=York 31.6, in Philadelphia 20.7, in Baltimore 25.1, in Kalkutta 24.3, in Madras 35.8.
- Aus Elbing schreibt man vom Sonnabend: Seit Wochen sind wir hier an unaufhörlichen Regen gewöhnt, der gestrige Tag und die darauf folgende Nacht setzten dem ganzen aber die Krone auf. Von 3 Uhr nachmittags hörte der Regen nicht mehr auf und der Wind setzte scharf aus Norden ein. Gegen 12 Uhr nachts hatte der Sturm sich zum Orkan verstärkt, der ungeheure Regenmassen gegen die Häuser warf, daß man glaubte, die Fensterscheiben müßten zerspringen. Von 1 bis 3 Uhr früh wüthete der Orkan in seiner größten Stärke. Schornsteine und Dachziegel prasselten auf die Straßen herab, Bäume wurden entwurzelt und es war ein Toben und Brausen in der Luft, als wollten die entfesselten Elemente uns den Untergang bereiten. Am Morgen bot sich ein sehr trauriges Bild dar. Selbst den Muthigsten beschlichen bange Ahnungen und Sorgen, wohl nur wenige haben diese Nacht schlafend verbracht. Die in der Nähe des Hommelflüßchens und seiner Nebenarme gelegenen Gärten und Höfe bildeten schmutziggelbe Wasserflächen; in vielen Straßen fließt das Wasser in voller Straßenbreite mit einer Vehemenz, daß die errichteten Laufbrücken immer wieder fortgespült werden. Nachts sind die Fluthen in viele Wohnungen eingedrungen, die Feuerwehr wurde arlarmirt, um Hilfe zu leisten. Es ist ein Glück, daß unser auf dem großen Lustgarten stehendes herrliches Kriegerdenkmal nicht beschädigt ist. Die Kirchhöfe haben sehr gelitten, stürzende Bäume und herabfallende Aeste haben Grabgitter und Denkmäler zerschmettert, der Johannis=Kirchhof steht theilweise unter Wasser. Und wie sieht es in der Niederung aus. Die Märztage dieses Jahres scheinen wiedergekommen zu sein. Die Flüsse Elbing, Fischau und Thiene sind aus den Ufern getreten und haben weite Strecken überschwemmt, das bereits trockengelegte Terrain ist durch den Regen und die ausgetretenen Flüsse wieder unter Wasser gesetzt. Das auf den Weiden befindliche Vieh wird in die Stadt geholt, man fürchtet, daß manches

[ => Original lesen: 1888 Nr. 62 Seite 6]

Stück in der Dunkelheit und bei dem furchtbaren Sturm ertrunken sein wird.
- Auf seinem Stammgut Putzar in Pommern ist Graf Heinrich Schwerin gestorben, einer aus dem alten Geschlecht, dessen berühmtester Vorfahre der Feldmarschall ist, der im 7jährigen Krieg in der blutigen Schlacht bei Prag mit dem Säbel in der einen und der Fahne in der andern Hand fiel. Des jetzt verstorbenen Vater war in der liberalen Aera unter König Wilhelm Kultusminister und ein warmer Förderer des Gustav=Adolf=Vereins. Der Verstorbene hat der konservativen Partei angehört und seit dem Jahr 1879 den Wahlkreis Demmin=Usedom im preußischen Abgeordnetenhaus vertreten.
- In der Grunewaldstraße in Schöneberg bei Berlin gingen am Freitag nachmittag die unbeaufsichtigt gelassenen Pferde des Fouragehändlers Hacker durch und überfuhren auf dem Bürgersteige drei Kinder, die 12jährige Gertrud Schlick, den 4jährigen Richard Trieb und den 5jährigen Knaben Mechel. Die ersten beiden blieben auf der Stelle tot; der letztgenannte Knabe soll schwer verwundet sein.
- Einen seltsamen Selbstmord hat dieser Tage ein Apotheker in Berlin begangen, indem er die Dielen mit Petroleum begossen, sich unbekleidet darauf gesetzt und das Petroleum in Brand gesetzt hat: in dem so entstandenen Qualm ist er erstickt.
-In meuchlerischer Weise wurde ein zur Bewachung der Schießstände zu Straßburg i. E. für die Nacht abkommandirter Militärposten überfallen. Durch die Raschheit des Angriffs selbst am Gebrauch der Waffe verhindert, konnte der Soldat sich nur auf Gegenwehr mit den Händen beschränken. Unglücklicherweise entlud sich bei dem Ringen das Gewehr und riß dem Militärposten drei Fingern der rechten Hand ab. Der durch den Schuß erschreckte Angreifer suchte von der Dunkelheit begünstigt das Weite und konnte trotz aller Nachforschungen nicht ermittelt werden.
- Das Neueste aus dem Füllhorn Fortuna's - für die Glücklichen die es angeht, wird aus Berlin gemeldet. Das große Loos der preußischen Lotterie im Betrage von 600 000 Mk. ist nämlich gezogen worden und auf Nr. 44 665 gefallen. Dieselbe wurde in Beuthen gespielt. Die beiden Gewinne von je 300 000 Mk. wurden am Freitag nachmittag gezogen und fielen auf die Nummern 8240 und 23 805, die in Berlin bezw. Breslau gespielt werden.
- Bald wird keine deutsche Kanzel mehr verwaist sein; denn auf den 17 deutschen Universitäten hat sich seit 11 Jahren die Zahl der Studenten der Theologie verdreifacht. Sie ist von 1593 Theologen im Jahre 1876 auf 4837 im Sommerhalbjahr 1887 gestiegen und erst in diesem Jahre etwas gefallen.
- Unreife Buben greifen zum Revolver für ihre vermeintlich beleidigte Ehre." Mit diesen Worten erhob der Staatsanwalt in Stuttgart seine Anklage wegen Duelle gegen zwei Zöglinge eines Knabeninstituts in Kornthal. Der eine ist 13 Jahre alt, der andere 16 Jahre. Der Hergang ist nach der öffentlichen Verhandlung folgender. W., der Sohn eines Hofbeamten, und A., der Sohn eines verstorbenen Fabrikbesitzers in Pforzheim, hatten im Januar einen Wortwechsel, wobei W. den A. mit einem Affen verglich und die Pforzheimer fliegende Holländer nannte. A. forderte, sich immer steigernd, den W. auf Revolver und 12maligen Kugelwechsel; beide verpflichteten sich, nicht in die Luft zu schießen und im Fall schwerer Verwundung des Gegners diesem auf Wunsch durch einen Schuß ein Ende zu machen. Am 2. Februar Nachts bezogen sie im "Schwarzen Bären" in Stuttgart gemeinsam ein Zimmer und verabredeten sich, daß der, der morgens zuerst aufwache, den anderen wecken soll. A. weckte den W. auf und lud die Revolver, dann umschlangen sich beide auf dem Bett und schossen los. W. traf A. in die rechte und A. den W. in die linke Schläfe; dem A. war der Schuß quer durch den Kopf gedrungen, das Gehirn war schwer verletzt, 2 Trepanierungen wurden notwendig; dem W. mußte ein Auge ausgenommen werden, beide wurden aber geheilt. Der Arzt, der die beiden behandelte, erklärte vor Gericht, von Reue sei bei beiden nichts zu bemerken gewesen, sogar die Nachricht, daß seine Mutter bei der Nachricht von dem Duell der Schlag gerührt habe und gestorben sei, machte auf A. wenig Eindruck, zurechnungsfähig seien beide. Beide wurden zu je 4 Monaten Gefängniß verurtheilt.
- Ein blutiger Kampf zwischen Tigerin und Leopard hat sich dieser Tage im Raubthierhaus des Kölner Zoologischen Gartens abgespielt. Die zwischen den Käfigen des Leoparden und des alten Tigerpaares befindliche Schiebethür schloß nicht ganz. Als eines Morgens der Leopard an der Thürritze die Tatze der Tigerin bemerkte, spielte er mit derselben, welche Liebkosungen die Tigerin zuerst auch erwiederte. Dann aber schlag sie ihre Pranken auf die Tatze des Leoparden, hob mit der einen Tatze, indem sie dieselbe unter die Schiebethür schob, diese auf und zerrte den widerstrebenden Leopard mit aller Kraft in ihren Käfig. Zwischen beiden Bestien entspann sich nun ein kurzer aber harter Kampf, der Tiger riß mit einem Schlag dem Leoparden die rechte Brustseite auf, warf ihn zu Boden und biß ihm darauf die Gurgel durch, worauf das Thier bald verendete.
- Die Griechen waren ihrer Zeit nicht sehr dankbar gegen König Ludwig I. von Bayern. Er hatte ihnen, nachdem sie sich von dem Türkenjoch befreit hatten, seinen zweiten Sohn Otto zum König gegeben, ein kleines Heer, Beamte und Geld geschickt, um sich staatlich einzurichten, ein Schloß in Athen gebaut u. s. w., wie er denn überhaupt ihr größter Freund war. Dafür jagten sie später seinen Sohn fort, aber freilich nicht ganz ohne dessen Schuld. Jetzt haben sie eingesehen, daß sie dem König Dank schulden, der Bürgermeister von Athen, der Archimandritt u. a. sind zur Feier seines 100. Geburtstages gekommen und haben Palmen= und Lorbeerzweige auf seinen Sarg gelegt.
- In Folge des Tragens buntfarbiger Strümpfe starb in Würzburg nach viertägiger Krankheit die elfjährige Tochter des Rechtsanwalts Medikus. Das Mädchen hatte sich durch die blaugefärbten Strümpfe eine Blutvergiftung zugezogen. Da buntfarbige Strümpfe bei der Damenwelt sich augenblicklich der allgemeinsten Beliebtheit erfreuen, so sei dieser Fall als Mahnung zur Vorsicht mitgetheilt.
- Der erste direkte Zug von Wien nach Konstantinopel über Belgrad und Sofia wird nach officieller Angabe am 12. August abgelassen werden.
- 130 000 Gulden für einen Vollbluthengst. Die ungarische Regierung hat dem Jockey in Budapest die Summe von 100 000 Gulden überwiesen, um einen der besten Vollbluthengste Englands zu erwerben. Außer dieser Summe wurde dem Klub noch eine Reserveanweisung auf 30 000 Gulden übermittelt, die gleichfalls für obigen Zweck mit zu verwenden sind, wenn dadurch die Erwerbung eines ganz besonders hervorragenden Pferdes ermöglicht wird, das an Stelle Buccaneers, "des Vaters der ungarischen Vollblutszucht", als Deckhengst Verwendung finden soll. Graf Ivan Szapàry hat sich, um den Ankauf zu vollziehen, sofort nach England begeben; in seiner Gesellschaft befindet sich Herr von Luczenbachek, der den Auftrag hat, für das Staatsgestüt Kisbér 5 edle Mutterstuten im Werth von 50 000 Gulden zu erwerben.
- Aus Reykjavik auf Island wird vom 26. Juli geschrieben: Fast während des ganzen Juni= und Julimonats haben wir am Tage hellen Sonnenschein mit oft bis 20° R. Wärme gehabt. Die Dürre drückt die Aussichten auf eine gute Heuernte sehr herab.
- Boxerinnen. Zwei junge Amerikanerinnen, Hattie Leslie und Alice Leary, haben in Buffalo einen Vertrag unterzeichnet, in dem sie sich verpflichten, öffentlich einen Faustkampf zu bestehen. Der Einsatz ist 500 Dollars und der Kampf soll zwischen dem 23. und 25. August in der Gegend von Buffalo stattfinden. Die Siegerin bekommt den Einsatz und die Hälfte der Einnahmen und wird als Königin der Faustkämpferinnen der ganzen Welt aufgestellt. Hattie Leslie, eine Akrobatin von Profession ist 20 Jahre alt, 5 Fuß 7 Zoll groß, und wiegt 180 Pfund. Ihre Gegnerin, Alice Leary, eine komische Sängerin, ist 24 Jahre alt und 6 Fuß groß, wiegt aber ebenfalls nur 180 Pfund. Beide sind übrigens sehr hübsch.


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