No. 64
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. August
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 64 Seite 1]

          Alle durch die diesjährigen im hiesigen Fürstenthume stattfindenden Truppenübungen veranlaßten Flurschäden sind von den Beschädigten bei den betreffenden Ortsvorständen sofort anzumelden, von letzteren Behufs Vorbereitung und Feststellung der Vergütungen zusammenzustellen und die Zusammenstellungen unverzüglich bei der Registratur der Großherzoglichen Landvogtei einzureichen.
          Schönberg, den 9. August 1888.

Der Civil=Kommissarius für die Abschätzung der Flurschäden im Fürstenthum Ratzeburg.
U. Fr. v. Maltzan.


Generalfeldmarschall Graf Moltke.

Kaiser Wilhelm hat den Generalfeldmarschall Grafen Moltke auf sein Ansuchen von den Functionen des Chefs des Generalstabes der Armee entbunden und ihn zum Chef der Landesvertheidigungs=Commission ernannt.
Schon seit neun Jahren hatte Graf Moltke in der Person des Grafen von Waldersee, welcher den Titel eines General=Quartiermeisters der Armee führte, einen Adlatus erhalten, der jetzt vollständig in die Stelle des berühmten Strategen einrückt. Graf Moltke ist hoch bejahrt, er ist alt wie unser Jahrhundert und wenn auch die Jahre ihm eine das Durchschnittsmaß weit, weit überragende Rüstigkeit gelassen haben, so fordert sein Amt doch die volle Kraft eines starken Mannes. So elastisch der Geist des Grafen geblieben - seine Reden im deutschen Reichstage legen davon ein öffentliches Zeugniß ab - so war er durch die Rücksicht auf seine Erhaltung gezwungen, mit allen seinen Kräften sparsam umzugehen. Er selbst ist es gewesen, der als Chef des Generalstabes der Armee mit unerbittlicher Strenge darauf hielt, daß an keiner Stelle ein Offizier bleibe, der an der vollen Entfaltung seiner Fähigkeiten durch irgend eine Schwäche behindert ist. Längst hatte er, und in einem Maße wie es selten Jemanden beschieden ist, verdient, Ruhe zu genießen; und wäre sein Wunsch allein maßgebend gewesen, so hätte er sich wohl schon früher zurückgezogen. Er that dies nicht wegen Kaiser Wilhelm I., mit dem er zu hohen Jahren gekommen war, mit dem er den Vorzug einer seltenen Rüstigkeit getheilt hatte. Kaiser Wilhelm I. hätte es nicht gerne gesehen, wenn der Mann, der zu den Siegen der preußischen und deutschen Heere am meisten beigetragen, der doch immerhin noch um drei Jahre jünger war, als der Kaiser und welcher geistig wie körperlich überraschende Frische sich bewahrt hatte, darauf bestanden hätte, um seiner Jahre willen seinen Abschied zu nehmen. Feldmarschall Graf Moltke brachte nach zahllosen Diensten, welche er dem Lande und dem Kaiser geleistet, dem Kaiser Wilhelm I. noch ein weiteres schwerwiegendes Opfer, indem er in seinem Amte verblieb. Erst als er in sein achtzigstes Lebensjahr trat, bestand er darauf, einen jüngeren Gehilfen in seinem überaus wichtigen Amte zu erhalten, eben seinen jetzigen Nachfolger, den Grafen von Waldersee, der von den Fachmännern als ein würdiger Schüler des berühmten Strategen bezeichnet wird. Wir selbst haben begreiflicherweise über diese Dinge kein Urtheil und sind weit davon entfernt, uns eines anzumaßen. Das aber können wir sagen: schon der Umstand, daß Graf Moltke den Grafen Waldersee zu seinem Gehilfen gewählt hat, ist vollständig ausreichend, uns mit vollstem Vertrauen in die Fähigkeit und die Tüchtigkeit des neuen Generalstabschefs zu erfüllen.
Es ist ein von dem Generalfeldmarschall Grafen Moltke mit großer Entschiedenheit bekannter Grundsatz gewesen, daß keine Ueberalterung in höheren Offizierstellen eintreten dürfe. Es ist eine eigenthümliche Fügung, daß dieser Grundsatz von einem Manne aufgestellt wurde, der selbst erst in vergleichsweise hohen Jahren dazu kam, die bedeutensten Thaten seines Lebens zu verrichten. Seine unvergleichlichen Leistungen im französischen Kriege verrichtete er in einem Alter, welches sonst als die Grenze des menschlichen Lebens gilt. Durch sein eigenes Beispiel und durch das Beispiel des Kaisers Wilhelm I. ließ er sich nicht irre machen in der Ueberzeugung, daß die Tüchtigkeit der Heerführer zu einem nicht unerheblichen Theile auch durch die körperliche Rüstigkeit bedingt sei, die über gewisse Jahre hinaus doch nur ganz ausnahmsweise sich erhalten läßt.
Es wäre ein seltsames Beginnen, in dem Rahmen eines Zeitungsartikels die Verdienste eines Mannes aufzählen zu wollen, wie Graf Moltke es ist. Dergleichen wäre vielleicht im fernen Auslande verständlich, aber nicht bei uns, wo jeder Einzelne den greisen Feldmarschall kennt, jeder einzelne weiß, was ihm das Land schuldet, jeder Einzelne in ihm die Verkörperung des deutschen Militärwesens, der Erfolge und der Größe desselben sieht.
Indem Graf Moltke bis in sein achtundachtzigstes Lebensjahr an der Spitze des großen Generalstabs der Armee blieb und aus seinem Amte nicht wich, so lange Kaiser Wilhelm I. lebte, unter dem und mit dem er die größten Siege erfochten, hat er ein Beispiel unbegrenzter Opferwilligkeit gegeben. Und auch heute noch trennt er sich nicht ganz von

[ => Original lesen: 1888 Nr. 64 Seite 2]

der Armee. Als Chef der Landesvertheidigungs=Commission behält er mit dem Heerwesen des Reiches die engste Fühlung, so daß er hoffentlich noch recht lange Jahre beobachten kann, wie das neue Geschlecht in seinem Geiste weiterarbeitet. Auch vom Reichstage, so hoffen wir, wird Graf Moltke sich nicht zurückziehen. Das der große Schweiger nicht häufig geredet hat, ist selbstverständlich, aber einer der wirkungsvollsten Redner des Reichstages ist Graf Moltke immer gewesen. Sobald er das Wort erhalten hatte herrschte im Reichstage unbedingte ehrerbietige Stille und diese Ehrerbietung war nur ganz natürlich. Seine Erscheinung forderte sie als einen schuldigen Tribut gerade durch die Bescheidenheit, welche er persönlich jederzeit besaß, und an den Tag legte. Graf Moltke ist zur Zeit das älteste Mitglied des deutschen Reichstages, er hat wiederholt als Alterspräsident die Sessionen eröffnet. Wir wünschen und hoffen, daß er dies noch recht lange thun wird, noch recht lange in derjenigen Rüstigkeit, welche schon vor Jahren das Staunen Aller erregte, die ihn sahen.
Mit dem Rücktritt des Feldmarschalls Grafen Moltke aus den Reihen der activen Armee scheidet der letzte Vertreter einer ruhmvollen Geschichte aus derselben. Graf Moltke kann in Ruhe scheiden, in der sicheren Ueberzeugung, daß sein Wirken nicht mit seinem persönlichen Eingreifen aufhört. Die Institutionen, an denen er thätig gewesen ist und die er zum Theil geschaffen und schaffen half, bleiben bestehen; der Geist, den er ihnen angehaucht hat, dauert fort, und das neue Geschlecht ist groß geworden in den Ueberlieferungen, welche an Moltke's Namen anknüpfen jetzt und bis in unabsehbare Zeit.


Der Kaiser soll ausdrücklich bestimmt haben, daß der General=Feldmarschall Graf Moltke noch ferner in Beziehung zum Generalstabe bleibt und auch seine bisherige Dienstwohnung im Generalstabsgebäude beibehält. Als besonders hohe Auszeichnung muß es außerdem angesehen werden, daß der Feldmarschall einen persönlichen Adjutanten erhalten wird.
An Friedrichsmünzen, wie man die neuen Münzen mit dem Bildniß Kaiser Friedrichs zu nennen beginnt, sind, nach der amtlichen Uebersicht im vorigen Monat geprägt worden: 401 760 Doppelkronen. 177 428 Kronen, 81 820 Fünfmarkstücke und 500 000 Zweimarkstücke. Wie verlautet, ist man bereits der Frage näher getreten, von den vielbegehrten Fünf= und Zweimarkstücken eine erheblich größere Anzahl auszuprägen, als zuerst beabsichtigt wurde. Dadurch hofft man dem geschäftsmäßigen Handel mit diesen Münzen entgegen zu treten.
- Die Antwort Mackenzies auf die von den deutschen Aerzten verfaßte Krankheitsgeschichte Kaiser Friedrichs soll Ende August zu erwarten stehen. Herr Professor Dr. Krause soll, wie es heißt, die englische Vertheidigung in's Deutsche übersetzt haben.
Durch ein neues größeres Militär=Avancement sind alle in letzter Zeit frei gewordenen Stellen bis zum Regimentskommandeur abwärts besetzt, und hat gleichzeitig ein großes Aufrücken in höhere Chargen stattgefunden. Befördert sind 8 Generalmajors zu Generallieutenants, darunter auch der Erbgroßherzog von Sachsen. Dieselben sind sämtlich seit anfang 1884 Generalmajors; ferner rückten auf 11 Obersten zu Generalmajors und 45 Oberstlieutnants zu Obersten.
Der englische Premierminister Lord Salisbury soll, wie englische Blätter melden, vom Reichskanzler Fürsten Bismarck eingeladen worden sein, einige Tage bei ihm in Friedrichsruh zu verbringen. Die Engländer sprechen von diesem Besuch, an den wir vor der Hand aber noch gar nicht glauben, schon wie von dem wichtigsten Ereignis der neuesten Politik.
General Boulanger kandidirt schon wieder. Im Nord=Departement ist die Wahl eines Deputierten auf den 12. August anberaumt und nun will derselbe Boulanger, der erst vor wenigen Wochen nach seinem mißlungenen ersten Antritt sein Mandat für dieses Departement niedergelegt hat, sich hier von neuem wählen lassen. Ob die Wähler noch Lust dazu haben werden?
Als der Orientzug der neuen Linie Wien=Konstantinopel in Sofia einlief, begrüßte Prinz Ferdinand, umgeben von den Ministern, unter den Klängen der bulgarischen Nationalhymne die Festgäste. Alle diplomatischen Agenten, mit Ausnahme des deutschen, waren zugegen. Dem Empfang folgte ein Bankett, bei welchem der bulgarische Minister Natschewitsch den coburgischen Prinzen in einem Toaste feierte. Er sagte, die Vollendung der Eisenbahnlinie thue dar, daß Bulgarien die Verträge achte; die Nichterfüllung der internationalen Verpflichtungen habe nur so lange gedauert, als Bulgarien nicht sich selbst angehört habe. Ohne die Hebung des moralischen Bewußtseins durch die Thronbesteigung des Prinzen von Coburg hätte das bulgarische Volk das Werk nicht vollbringen können.
- Von einer eigenartigen Huldigung berichten Petersburger Blätter noch nachträglich aus den Tagen des Aufenthalt unseres Kaisers in der russischen Hauptstadt. Viele hochgestellte russische Damen sollen den Kaiser Wilhelm bei seinem Eintreffen in Peterhof in getragenen Handschuhen begrüßt haben. Diese "getragenen Handschuhe" sind nämlich Erinnerungsstücke, in ihrer Art Reliquien. Es sind dieselben Handschuhe, welche Kaiser Wilhelm I. mit seiner Hand berührt hat, als er nach dem Krieg von 1870/71 in Rußland war und den Damen die Hände drückte, ihnen für ihre Sympathien für die Deutschen dankend. Alle Damen, welche damals dieser Ehre theilhaftig wurden, haben die Handschuhe, die sie damals trugen, aufbewahrt und hatten sie jetzt, nach 15 Jahren, wieder angezogen. Kaiser Wilhelm II. soll durch diese eigenartige Ehrfurchtsbezeugung gerührt gewesen sein und hat den Damen die Hände oder richtiger die Handschuhe gleichfalls kräftig geschüttelt und gedrückt.
- Der Durchschnittswerth eines Pferdes mittlerer Qualität beträgt im Reich nach dem "Statistischen Jahrbuche für das Deutsche Reich" 477 Mk., der eines Fohlens unter einem Jahr 165 Mk., der eines 2 bis 3 Jahre alten Pferdes 413 Mk. und der eines älteren Pferdes 513 Mk. Den niedrigsten Verkaufswerth hatten die Pferde in Elsaß=Lothringen mit 391 Mk., in Waldeck mit 400 Mk., in S.=Coburg=Gotha mit 461 Mk. und in Preußen mit 465 Mk., den höchsten in Hamburg mit 738 Mk. und in Braunschweig mit 777 Mk.
- Ein kurzes Vergnügen. "Nichts langweiliger als die Pferderennen. Erst muß man eine Stunde warten, bis es losgeht, und dann sind die Jockeys in einer Minute fertig!"
- Kasernen=Stilperlen. Sergant (instruirend): Also merkts Euch, "angefaßt" wird nicht mehr. Wen's heißt: Achtung, päsentirt's Gewehr! dann präsentiert Ihr, ohne das Gewehr anzufassen.


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Anzeigen.

In Zwangsversteigerungssachen, betr. das zu Schönberg am Markte sub. Nr. 182 belegene, seither den Geschwistern Caroline und Adolph Hinzelmann gehörige Wohnhaus nebst Zubehör ist zur Erklärung über den Theilungsplan, sowie zur Vornahme der Vertheilung Termin auf

Dienstag, den 28. August cr.
Vormittags 11 Uhr

bestimmt, zu welchem die Betheiligten mit dem Hinweis darauf geladen werden, daß gegen einen Gläubiger, welcher in dem Termin nicht erschienen ist, angenommen wird, daß er mit der Ausführung des Planes einverstanden sei. Der Theilungsplan wird vom 16. August cr. an auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten niedergelegt werden.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 64 Seite 3]

Zugleich wird der nicht zu den Acten gebrachte Hypothekenschein über die sub Fol. 5 des geschlossenen Hypothekenbuchs für die Ehefrau des Bäckermeisters Wilhelm Groth, Catharina geb. Kröger zu Schönberg eingetragene mit 3 1/2 % zu verzinsende Kapitalforderung von 1960 Mark Reichsmünze hierdurch für ungültig erklärt.
Schönberg, am 13. August 1888.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

W. Wetzel.        


Antragsmäßig soll über die zu Ziethen sub Nr. III belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Johann Lange daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 15. Oktober d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welchen ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 28. Juli 1888.

Großherzliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Auf zulässig befundenen Antrag der verwittweten Frau Schlachtermeister Hennings Friedericke geb. Hinzpeter allhier werden hiermit Alle und Jede, welche an die nachstehend bezeichneten, angeblich verloren gegangenen Werth=Documente, als:
1. Den über das ad. Fol. 4 c der 2. Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die zu Schönberg resp. auf dem Schönberger Stadtfelde belegenen Grundstücke der Antragstellerin eingetragene Kapital der 32 Thlr. N2/3 zu voll für die Ehefrau des Glasermeisters Bockwoldt, Anna Catharina geb. Hinzpeter, unterm 27. Februar 1837 ausgefertigten Hypothekenschein und
2. Den über das ad. Fol. 6 a der zweiten Hauptabtheilung desselben Hypothekenbuchs eingetragene Kapital der 50 Thlr. N2/3 unterm 29. Januar 1852 für dieselbe Frau Bockwoldt ausgefertigten Hypothekenschein,
deren Beträge bescheinigtermaßen inzwischen zurückgezahlt worden sind, annoch Ansprüche und Forderungen haben möchten, hindurch aufgefordert, solche spätestens in dem auf

Sonnabend, den 1. September d. J.,
Vormittags 10 Uhr

anberaumten Termine vor unterzeichnetem Amtsgerichte, unter Vorlegung der bezüglichen Urkunden anzumelden unter dem Rechtsnachtheil, daß die Kraftloserklärung der vorstehend bezeichneten beiden Hypothekenscheine erfolgen wird.
Schönberg, den 6. Juli 1888.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1889/90 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis zum

1. October cr.

hierher anzuzeigen.
Schönberg, den 13. August 1888.

Großherzogl. Meckl. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Es wird hierdurch veröffentlicht, daß der Zimmermeister Hecht in Ziethen von dem Directorium der Feuer=Versicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg als Taxant bei derselben gewählt und von Großherzoglicher Landvogtei als solcher bestätigt und beeidigt worden ist.
Schönberg, den 1. August 1888.

Die Direction.
C. J. W. Burmeister.       F. Stüve.


Die Großherzogliche Hauptkasse hieselbst wird vom 13. August bis 14. September incl. geschlossen sein.
Schönberg, den 9. August 1888.

G. Grapow.        


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werden unter sehr günstigen Bedingungen zum Verkauf v. gesetzlich erlaubten Staats= und Prämienlosen angestellt. Off. an Bankhaus
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H. A. Schopper.        


[ => Original lesen: 1888 Nr. 64 Seite 4]

Von heute, Freitag Mittag an steht auf dem Langenkamp vor dem Sabower Thore zu Schönberg meine

Dampf=Dreschmaschine
zur gefälligen Benutzung.                                                    
                                                    Tilse.


Rennen
zu Ratzeburg
am 19. August 1888, nachmittags 3 1/2 Uhr,
auf dem großen Exerzierplatz.

1. Manöver=Jagdrennen 10-20 Hindernisse.
2. Officier=Rennen für Officiere und Reserve=Officiere des Lauenburgischen Jäger=Bataillons Nr. 9.
3. Ponny=Rennen.
4. Flach=Rennen.
5. Carrier=Reiten.
6. Officier=Rennen für Officiere und Reserve=Officiere der 17. Division.
7. Großes Ratzeburger Jagdrennen. 12-14 Hindernisse.
Alles Nähere besagt das Programm und die Plakate, welche beim Herrn Brauerei=Inspector Rautenberg in Ratzeburg zu haben sind.
Ratzeburg, den 23. Juli 1888.

Das Renn-Comité.        


Das Sedan=Fest in Ratzeburg
wird auch in diesem Jahre am 2. September in
besonders großartiger Weise
gefeiert. Ausführliche Programme folgen.                                                    
                                                    Das Komite.


Am Sonntag, den 19. August cr.:
Tanz=Musik
wozu ergebenst einladet                                                    
Karlow.                                                     W. Kreutzfeld.


Feinsten
Sommerfang=Flohm=Hering
empfiehlt                                                    A. Zander.


Erntehandschuhe
von starkem Leder und gut genäht in verschiedenen Sorten sind stets zu haben bei                          
Schönberg.                                                     Emil Jannicke,
                                                                       Handschuhmacher.


Auf dem Hofe zu Kl. Rünz findet zu Michaelis eine Tagelöhnerfamilie Wohnung.

                                                    Rusch.


Auf dem Wege von Rünz bis Schönberg ist vor 14 Tagen ein leinener Wagenschirm verloren worden. Der Finder wird ersucht, denselben gegen eine Belohnung abzugeben in der Exped. ds. Blattes.


Epilepsie (Fallsucht) Krampf, Nervenleiden, heilt selbst in den veraltetsten Fällen. (Gewöhnlich in 3 Tagen.) Auch brieflich. Gestützt auf mehr als 20jährige Erfolge.

Ohne Rückfall bis heute.
                                                                              D. Mahler. Specialist,
Nymegen bei Aachen.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlend. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei

                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 19. August.

        Frühkirche fällt aus.
        Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
            Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 7.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 64 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 64 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. August 1888.


In den Reisedispositionen des Kaisers Wilhelm haben mehrfache Aenderungen stattgefunden. Der Besuch der kaiserlichen Prinzen in Thüringen ist aufgegeben, ebenso der Besuch der Reichslande und die Reise nach London. In der Hauptsache besucht der Kaiser also nur Wien und Rom und vorher noch mehrere deutsche Fürsten. Der Kaiser ist jetzt vorwiegend von militärischen Angelegenheiten, ganz besonders von der Prüfung der Wirkung des neuen Exerzier=Reglements für die Infanterie, die neuen Einrichtungen beim Gepäck etc. in Anspruch genommen. Bis jetzt haben sich nach allen Richtungen hin befriedigende Ergebnisse herausgestellt.
Bei einer Gefechtsübung am Sonnabend ritt der Kaiser früh Morgens um 5 Uhr selbst von Kaserne zu Kaserne und gab den Befehl zur Allarmierung. Der Kaiser war in kleiner Generalsuniform mit hohen Stiefeln, Schärpe und Mütze, auf der Brust den Stern des Schwarzen Adlerordens. Der Kaiser wohnte der ganzen Uebung, die aus einem Angriff auf die Festung Spandau bestand und bis zum Spätnachmittag dauerte, zu Pferde bei, beständig in der Feuerlinie und mit scharfem Blick den Gang des Gefechtes verfolgend, welches außerordentlich interessante Bilder bot. Die Kritik hielt der Generalmajor von Lindequist ab, der Kaiser hob dann aber selbst noch einige Punkte hervor, sich namentlich über artilleristische Fragen äußernd. - Nach Schluß der Uebungen kochten die Truppen an Ort und Stelle ab und kehrten erst gegen 8 Uhr Abends in ihre Garnisonen zurück. Kaiser Wilhelm durchritt während des Rendezvous die Reihen der Soldaten, überall freundlichen Gruß entbietend.
Das Programm für den Aufenthalt unseres Kaisers in Wien ist in Berlin jetzt eingetroffen und hat die Zustimmung des Kaisers gefunden. In demselben ist auch ein Ausflug nach Göddöllö zur Abhaltung einer großen Jagd vorgesehen. Daß der Kaiser im Spätherbst sich nach England begeben werde, findet in wohlunterrichtetem Kreisen nur geringen Glauben.
Der König von Portugal ist am Sonntag früh gegen 8 Uhr in Berlin eingetroffen und auf dem Bahnhof, wo eine Ehrenkompagnie vom zweiten Garderegiment aufgestellt war, vom Kaiser empfangen worden. In Begleitung des Kaisers fuhr der König dann nach dem Schloß.
Sonntag Früh kam der Kaiser nach Berlin zur Begrüßung des aus Frankfurt a. Main eintreffenden Königs Dom Luiz von Portugal. Die Begrüßung der Monarchen war eine sehr herzliche. Beide Fürsten begaben sich sodann, von dem versammelten Publikum lebhaft bewillkommnet, nach dem Schlosse, von wo der Kaiser nach dem Marmorpalais zurückfuhr. Am nachmittage fuhr der König per Extrazug nach Potsdam, um dem Kaiser und der Kaiserin Friedrich seinen Besuch zu machen. Die Tafel fand im Bronzesaal des Stadtschlosses statt. Darauf wurde eine Dampferfahrt nach der Pfaueninsel unternommen und am Abend dort soupiert. Der König blieb die Nacht im Potsdamer Stadtschlosse und nahm am Montag an der Seite des Kaisers die Parade über die dortige Garnison im Lustgarten ab. Dann Paradediner im Marmorsaal des Stadtschlosses.
Was hat den König von Portugal zu seiner Reise nach Mittel=Europa veranlaßt? Es wird behauptet, die einzige Veranlassung sei die, der im September stattfindenden Hochzeit seines Schwagers, des Prinzen Amadeo von Italien, Herzogs von Aosta, beizuwohnen. Es ist deshalb auch nicht der Besuch oder der Gebrauch irgend eines Bades in Aussicht genommen. Dagegen heißt es, daß die Königin von Portugal sich nach Gastein zu begeben gedenkt, um dort die Bäder zu gebrauchen. Die Königin hat ursprünglich die Absicht gehabt, ihren Gemahl nach Berlin zu begleiten, das sie noch nicht kennt; das freudige Familien=Ereigniß in der kaiserlichen Familie und der Wunsch, daß sich unsere Kaiserin noch recht schonen möge, haben jedoch die Vertagung dieses Besuches angemessen erscheinen lassen. Die Taufe des neugeborenen Prinzen wird, wie jetzt verlautet, erst am 31. August stattfinden, König Oskar von Schweden trifft gegen Ende des Monats in Berlin ein.
Der Kaiser hat den König von Portugal zum Chef des in Wittenberge garnisonirenden 3. Brandenburgischen Infanterie=Regiments Nr. 20 ernannt.
Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen bewohnen nicht mehr das Schloß Bellevue in Kiel, sondern sie sind in das dortige Stadtschloß übergesiedelt.
Die Königin von Griechenland ist am Freitag im Schloß Pawlowsk bei St. Petersburg von einem Prinzen entbunden worden.


- Schönberg. Das Gewitter, welches am 13. August Morgens früh über unsere Stadt zog, hat in dem Dorf Alt=Vitense bei Rehna das Viehhaus des Erbpächters Törber in Brand gesetzt; das Vieh wurde nur mit großer Anstrengung bis auf ein Schwein gerettet.
- Schönberg. Nachdem wir am 14. August den Stab und die 7. Batterie des holst. Feld=Artillerie=Regiments Nr. 24 als Einquartierung hatten trifft am 18. August der Stab und die 2. und 3. Batterie der reitenden Abtheilung des Feld=Artillerie=Regiments Nr. 9 in einer Stärke von 10 Offiz., 140 Mann und 164 Pferde hier ein und geht am 20. Aug. nach einem Ruhetage weiter.
- Schönberg. Von dem Lübecker Bataillon liegen bis zum 17. ds. Mt. 15 Off. 489 Mann und 7 Pferde auf dem Domhof Ratzeburg, vom 18. bis 24. August in Gr. Molzahn, Hof und Dorf Schlagsdorf, am 25. bis 26. August wieder in Domhof Ratzeburg; am 27. August wird dasselbe per Bahn nach Mecklenburg (Plau und Röbel) befördert.
- Schönberg. An den Manövern der 17. Division bestehend aus den hanseatischen= und mecklenburgischen Regimentern nimmt in diesem Herbste eine Feld=Telegraphenabtheilung vom Schleswigschen Pionierbataillon Nr. 9 theil; dieselbe verläßt in einer Stärke von 1 Offizier, 41 Mann und 20 Pferden am 29. August ihre Garnison Rendsburg und fährt mit der Bahn bis Neubrandenburg, von wo sie der 17. Division in das Manöverterrain folgt. Die Manöver dürften durch dieses Detachement an Interesse gewinnen, da es unseres Wissens zum ersten Male geschieht, daß während derselben eine Militär=Telegraphenabtheilung in Thätigkeit tritt.
- Schönberg. Bezüglich der sichersten Beförderung von Postsendungen an Soldaten während der Herbstübungen seien nachstehende Punkte hervorgehoben: Das Postamt ist genau unterrichtet, an welchen Postorten die betheiligten Truppentheile sämmtliche Postsendungen während der Zeit der Herbstübungen an den einzelnen Tagen in Empfang nehmen, ferner, welche Personen von den bezüglichen Truppentheilen in der Garnison zurückbleiben, und schließlich, welche Personen bei den Wachtcommandos nach anderen Garnisonen commandirt sind. Hieraus geht hervor, daß die Garnisonpostanstalt in der Lage ist, alle Postsendungen ohne jede Verzögerung in das Manöverfeld nachzusenden. Es empfiehlt sich also, auf den Postsendungen an Soldaten, welche an den Herbstübungen betheiligt sind, nicht die in kurzer Zeit wechselnden Marschquartiere, sondern den Garnisonort der betheiligten Truppentheile anzugeben. Auch ist es empfehlenswerth, auf
[ => Original lesen: 1888 Nr. 64 Seite 6]den beregten Sendungen außer Charge, Familiennamen, Compagnie, Escadron, Batterie und Bataillon resp. Regiment noch den Vornamen, ferner auf der Rückseite der Briefe Name und Wohnort des Absenders anzuführen. Bemerkt sei noch, daß für die gegen ermäßigtes Porto nicht beförderten Soldatenpackete ohne Werthangabe bei Nach= oder Rücksendung Porto nicht in Ansatz kommt. Die Abholung der Postsachen von den Postanstalten findet im Manöver so zeitig wie möglich statt, auch die Vertheilung an die Empfänger wird ohne Verzögerung vorgenommen. Die Nachsendung von Zeitungen etc. ist besonders von den bezüglichen Personen schriftlich beim Garnison=Postamte zu beantragen. Für diese Nachsendung ist eine geringe Gebühr zu entrichten.
- Lübeck, 14. August. In dem zwischen Ahrensbök und Eutin belegenen Kirchdorfe Blosau, zum Landgerichtsbezirk Lübeck gehörend, wurde in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag der Opferstock in der Kirche erbrochen und das in demselben befindliche Geld im Betrage von 390 bis 400 Mk. gestohlen. Der Dieb hatte sich einen Weg durch ein Kirchenfenster gebahnt und mittels Brecheisen die Vorlegeschlösser des Kirchenblocks gesprengt. Nach der am Morgen erfolgten Entdeckung des Diebstahls machte sich der Ortsvorsteher sofort beritten, um den Dieb zu verfolgen. Es gelang ihm auch, seine Spur zu entdecken und ihn in Gnissau einzuholen. Mit Anstrengung schleppte der Dieb, seinem Aussehen nach ein Handwerksbursche, zwei Beutel, die das geraubte Geld, größtentheils Kupfer Nickel= und Silbermünzen, enthielten. Als derselbe merkte, daß er verfolgt wurde, warf er das Geld von sich, schlug einen Revolver auf die ihn verfolgenden Bauern an und entkam. Das Geld wurde der hiesigen Staatsanwaltschaft überliefert.
- Eine große Anzahl Kampfgenossen von 1870/71 werden sich am 16. August mittels Extrazuges von Hamburg nach Metz begeben, um die Gräber der für's Vaterland gefallenen Helden zu schmücken.
- Als Zeichen besonderen Wohlwollens hat S. M. der Kaiser, wie die "Post" mittheilt, dem General v. Albedyll, dem bisherigen Chef der Militärkabinetts, das Pferd aus dem Marstall mit voller Generalsausrüstung zum Geschenk gemacht, mit dem jüngst der General im Gefolge des Kaisers bei einem Exerzieren auf dem Bornstedter Feld bei Potsdam die Hindernisse genommen hat. Wer weiß, ob der General, wenn das Pferd, welches er unter sich hatte, nicht aus dem Marstall gewesen wäre, über die Hindernisse gegangen sein würde!
- Vielfach wird bestritten, welcher von unsern drei Kaisern die größte Körperlänge gehabt habe, weshalb wir in folgendem die Maße derselben folgen lassen:
        Kaiser Wilhelm I. 1,86 m.
        Kaiser Friedrich III. 1,87 m.
        Kaiser Wilhelm II. 1,78 m.
        Prinz Heinrich 1,82 m.
        Prinz Albrecht (Reg. v. Braunschweig) 1,94 m.
        Prinz Friedrich Leopold 1,73 m.
        Fürst Bismark 1,88 m.
Außerdem bemerken wir noch, daß
        Graf Herbert Bismarck 1,86 m.
        Graf Wilhelm Bismarck 1,83 m.
        Graf Rantzau 1,78 m. haben.
- Sir Morell Mackenzie war vor einigen Tagen in Frankfurt a. M. anwesend und logierte im Gasthaus "Zum Schwan".
- In Berlin hat die Gärtnerfrau Weber bei einem Streite mit ihrem Manne, einem Gärtnergehülfen, diesen mit einem Beil erschlagen. Weber wollte nach einem heftigen Streit seine Frau festhalten, doch sie ließ ein Beil mit voller Wucht auf den Schädel des Unglücklichen niederfallen, so daß Weber sofort blutüberströmt zusammenbrach und nach wenigen Sekunden verstarb.
- Die Leipziger Bäcker=Innung ist die erste in ganz Deutschland, welcher die am 1. Oktober cr. in Kraft tretenden Vorrechte des § 100 f der Gewerbeordnung zugebilligt worden sind. Es handelt sich dabei um die Heranziehung der Arbeitgeber und Gehülfen, welche der Innung nicht angehören, zu den Kosten, welche für das Herbergs= und Fachschulwesen, sowie für das von der Innung zu errichtende Schiedsgericht aufzubringen sind.
- In einer der letzteren Sitzungen der Ferien=Strafkammer des Leipziger Landgerichts wurde der Buffetier Karl Heinrich Kanis aus Stöben, welcher in einem größeren Restaurant die Bierpantscherei in fortgesetzter und widerlichster Weise betrieben (u. a. auch Spülwasser und Bierreste "verschnitten") hatte, wegen Nahrungsmittelfälschung zu 6 Wochen Gefängniß verurtheilt.
- In der internationalen Kunstausstellung in München sind bereits für mehr als 600 000 Mk. Kunstwerke verkauft worden; die Nachfrage ist fortgesetzt so groß und es schweben so viele Verkaufsunterhandlungen, daß die Annahme gerechtfertigt erscheint, die Verkaufssumme werde sich bis zu Ende der Ausstellung auf eine Million Mark steigern. Im Pariser Salon wird jährlich im Durchschnitt nur für etwa 200 000 Fks. angekauft, in Berlin haben die Ankäufe im vorigen Jahr nur 185 000 Mk. erreicht. Die letzte Wiener Ausstellung war in Bezug auf Ankäufe fast unfruchtbar, ebenso die Brüsseler.
- Eine verhängnißvolle Tellspielerei kam kürzlich in Landsberg a. W. vor. Der Schlossermeister M. wollte dem Seilermeister G. die Mütze vom Kopfe Schießen. Die Kugel riß jedoch nicht die Bedeckung vom Kopfe, sondern ging fehl und fuhr seitlich in die Stirn.
- Eine große amerikanische Erbschaft ist in Speldorf (Rheinprovinz) das Ereigniß des Tages. Drei Familien, deren Ernährer Bergleute sind, wurden vom Gerichte aus mit der Nachricht überrascht, daß sie laut Testament ihres in Amerika verstorbenen Onkels die alleinigen Erben von dessen Vermögen seien, welche sich ohne Liegenschaften auf die Summe von 400 000 Mk. beläuft. Dieser Onkel war als strebsamer junger Mann im Jahre 1847 ausgewandert und hatte seit dieser Zeit keinerlei Nachrichten von sich hören lassen, so daß er von seinen Verwandten als verschollen betrachtet wurde. Die Verkündigung des Testaments vor Gericht war die erste, aber wohl auch die angenehmste seit dieser Zeit.
- In Oberwesel hat die Frau eines Lumpensammlers ihren Manne aus Wuth darüber, daß er zu spät aus dem Wirthshaus nach Hause kam, mit einem Topf erschlagen. Nachdem der Mann zu Boden gefallen war, brachte ihm das Weib noch verschiedene Wunden mit einem Stück Holz bei. Die Frau wurde nebst ihrer Tochter verhaftet; erstere war in der letzteren Zeit bettlägerig krank.
- Ein londoner Vergnügungsdampfer, auf welchem sich 200 Personen befanden, ist am Freitag unweit Cromer gestrandet. Da die Lage des Schiffes bald vom Ufer bemerkt wurde, so gelang es, alle Passagiere ohne Unfall zu landen.
- In Valpariso ist am Sonnabend ein großer Wasserbehälter einer dortigen Brauerei geplatzt, wodurch die Hauptstraßen der Stadt zum Theil überschwemmt worden sind. Der Verkehr ist gestört, auch sollen mehrere Menschen dabei umgekommen sein.
- Die Räuber in Bulgarien haben schon wieder einen gefangen, und zwar einen Photographen mit Namen Karastajanow, für den sie 5000 türkische Pfund, also nahe an 100 000 Mk. verlangen. Sie scheinen die Kunst des Photographierens sehr hoch anzuschlagen; jedenfalls würden sie bei uns mit einer solchen Forderung kein Glück haben.
- Von einem galanten Maire wird aus einer französischen Grenzstadt folgende Anekdote erzählt. Er hatte einer ihm bekannten Dame ihren Paß auszufertigen. Sie war vornehm, reich und trotz eines entstellenden Gebrechens außerordentlich gefallsüchtig. Als höflicher Mann mußte er ihren Schönheitsfehler zu vertuschen suchen. Nach kurzem Bedenken schrieb er: "Augen dunkel, schön, sanft, ausdrucksvoll eins derselben abwesend."


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