No. 59
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 31. Juli
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 59 Seite 1]

        Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die 1. Kompagnie des Lauenburgischen Jäger=Bataillons Nr. 9 zu Ratzeburg am Sonnabend, den 4. August d. J., von Morgens bis Mittag 1 Uhr ihr gefechtsmäßiges Abtheilungsschießen mit scharfen Patronen in dem Gelände unmittelbar südlich Wietingsbeck mit der Schußrichtung von der Chaussee Wietingsbeck=Ziethen gegen die Nordwestlisiere des Baalen abhalten wird.
          Zur Vermeidung von Unglücksfallen wird das Betreten des Terrains, welches durch die Chaussee Ziethen Wietingsbeck bis zum Chausseehause nördlich Wietingsbeck und von diesem längs des Nord= und Ostrandes des Lankower Sees und des Baalen bis zum Chausseehause Mustin begrenzt wird, an dem gedachten Tage bei Strafe verboten. Auch wird darauf hingewiesen, daß den Anordnungen der aufgestellten Sicherheitsposten unbedingt Folge zu leisten ist.
           Schönberg, den 30. Juli 1888.

Großherzoglich Mecklb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Kaiser Wilhelm in Stockholm.

Kaiser Wilhelm ist am Donnerstag Mittag um 3/4 1 Uhr in Stockholm eingetroffen. Sein Einzug glich ebenso wie in Petersburg einem Triumpfzug. Der König und der Kronprinz von Schweden hatten sich mit dem deutschen Gesandten Dr. Busch früh nach 6 Uhr auf der königlichen Yacht "Drott" eingeschifft, um dem deutschen Geschwader entgegenzufahren. Ein Theil des schwedischen Geschwaders war schon am Mittwoch Abend in See gegangen, um die deutschen Schiffe bei Sandhamm zu erwarten. Morgens 1/2 9 Uhr kam das deutsche Geschwader bei Gälman in den äußeren Scheeren in Sicht, voran die Kaiseryacht "Hohenzollern". Nachdem letztere den Königssalut abgegeben hatte, begaben sich der König und der Kronprinz, beide mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens geschmückt, an Bord der "Hohenzollern", wo die überaus herzliche Begrüßung der Monarchen mit Umarmung und Kuß erfolgte, während die Yacht "Drott" den Salut abgab und das auf derselben befindliche Musikkorps "Heil Dir im Siegerkranz" spielte. Nach etwa halbstündigem Aufenthalt auf der "Hohenzollern" begaben sich die schwedischen Herrschaften wieder an Bord der "Drott" und kehrten, während auf den deutschen und schwedischen Schiffen das Salutschießen fortdauerte, nach Stockholm zurück, um Kaiser Wilhelm bei der Landung zu empfangen. Zahlreiche Privatdampfer, dicht mit Menschen besetzt, waren dem deutschen Geschwader entgegen gefahren, alle Villen an den Ufern hatten festlich geflaggt, auf den vielen Inselchen standen die Töchter des Landes in Nationaltracht und schwenkten unter lebhaften Zurufen die Taschentücher. Kurz vor 12 Uhr fuhr die deutsche Kaiseryacht unter dem donnerndem Gruß der Geschütze in den Hafen von Stockholm ein. Kaiser Wilhelm und Prinz Heinrich fuhren mit dem Grafen Herbert Bismarck und dem übrigen Gefolge in einer Schaluppe nach der Landungsbrücke bei Skeppbron, in deren Mitte eine prachtvolle, reich mit Fahnen und dem deutschen Reichswappen geschmückte Ehrenpforte errichtet war. Hier empfingen der König, der Kronprinz und die Kronprinzessin, umgeben von den Hof= und Staatswürdenträgern, den hohen Gast. Zwei bei der Ehrenpforte aufgestellte Musikkorps spielten die preußische Nationalhymne. Nach dem feierlichen Empfang begaben sich die Herrschaften auf einer zu diesem Zweck besonders erbauten Brücke nach dem gegenübergelegenen königlichen Schloß. Die Kopf an Kopf gedrängte Menge begrüßte den Kaiser mit begeisterten Zurufen, wofür derselbe unausgesetzt nach allen Seiten freundlichst dankte. Kurz nach der Ankunft im Schloß trat der König mit seinem hohen Gast auf den Balkon heraus, was zu einer noch stürmischeren Huldigung Veranlassung gab. Der ganze in der Nähe des Schlosses gelegene Stadttheil ist reich, theilweise großartig geschmückt. Nach dem Frühstück wurde die Rüstkammer besucht, wo unseren Kaiser besonders das Pferd und der prächtige Säbel Gustav Adolphs interessirten. Um 1/2 2 Uhr fand eine Ausfahrt durch die Stadt nach dem Thiergarten statt; im ersten sechsspännigen Wagen befanden sich Kaiser Wilhelm und König Oskar, im zweiten folgten Prinz Heinrich und das Kronprinzenpaar, im letzten Graf Herbert Bismarck, für den sich ebenfalls allgemeines Interesse zeigte. An mehreren Stellen wurde der Wagen des Kaisers mit kostbaren Rosen förmlich überschüttet. Um 1/2 8 Uhr Abends fand das Galadiner im königlichen Schloß statt, an welchem 115 Personen theilnahmen, darunter die Herzogin Theresia, geborene Prinzessin v. Sachsen=Altenburg. Während des Diners brachte König Oskar einen Toast auf seinen hohen Gast aus, in welchem er hervorhob, daß zu seinen schönsten Erinnerungen die ihm von den beiden ersten deutschen Kaisern bewiesene Freundschaft gehöre. Kaiser Wilhelm erwiderte den Toast in warmen Worten. Die dem Diner folgende Illumination der Logaerden war prachtvoll. Am Freitag Morgen wurde zunächst eine Spazierfahrt nach "Katarinahiß" unternommen wo man eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt genießt. Auch wurden das Nationalmuseum, das Telephonhaus und die Riddarholmskirche besucht. Mittags 12 Uhr wurde anläßlich der Geburt des kaiserlichen Prinzen von dem

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deutschen Geschwader ein Salut abgegeben, welcher von den schwedischen Schiffen beantwortet wurde. Gegen 3 Uhr begaben sich die Herrschaften nach dem Lustschloß Drottningholm zum Diner, welches auf dem sogenannten "Goldservice", einem Geschenk Friedrichs des Großen an seine Schwester die Königin Lovisa Ulrika, serviert wurde. König Oskar hat am Donnerstag dem Prinzen Heinrich das Großkreuz des norwegischen St. Olafsordens verliehen. Der schwedische Premierminister Bildt hat den Schwarzen Adlerorden erhalten. Die Abreise nach Kopenhagen ist erst am Sonntag Morgen erfolgt.


Das freudige Ereigniß, welches am Kaiserhof in Potsdam in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag durch die Geburt eines Prinzen, des fünften, eingetreten ist, wurde der Bevölkerung von Berlin durch 72 Salutschüsse bekannt gegeben, welche von einer Batterie zu 4 Geschützen des Garde=Feld=Artillerieregiments um die Mittagszeit im Lustgarten gelöst wurden.
Die Ankunft Kaiser Wilhelms in Kopenhagen erfolgt am Montag Morgen früh, Abends geht der Kaiser wieder an Bord, um am Dienstag in den frühesten Morgenstunden die Heimreise anzutreten.
Besucht Kaiser Wilhelm seinen Kanzler auf der Rückfahrt von Kopenhagen in Friedrichsruh, dann werden ja hoffentlich die tendenciösen Gerüchte von dem ins Wanken gekommenen bisher so guten Verhältniß zwischen Kaiser und Kanzler endlich verstummen. Denn die Thatsache, daß der junge Kaiser den hochbetagten Kanzler in seinem Tuskulum aufsucht, um ihm persönlich die Ergebnisse der Reise mitzutheilen, würde doch laut genug sprechen, um die Verkünder jener thörichten Gerüchte Lügen zu strafen.
Das sächsische Königspaar wird seine norwegische Reise bis nach dem Nordkap ausdehnen, wozu ein eigener Dampfer gemiethet worden ist.
Der Wahrscheinlichkeit nach wird der Besuch Kaiser Wilhelms II. in München in den Anfang des Septembers fallen.
Die Folgen der Kaisertage besprechend, meint die "Nowoje Wremja": Es sei jetzt an Berlin, zu zeigen, daß man dort ebenso friedlich und freundlich gestimmt sei, wie es Kaiser Wilhelm in Petersburg gefunden habe.
Beim allerhöchsten Besuch des deutschen Panzerschiffes "Baden" interessirten den Czaren speziell die neuen Revolverkanonen und Gewehre etc., mit welchen im Feuer exerziert wurde.
Die größte Popularität hat Kaiser Wilhelm II. jedenfalls in der russischen Armee errungen. Wenn es möglich gewesen wäre, daß die Soldaten des Wiborg'schen Infanterieregiments ihren hohen Chef auf den Armen durch das Lager von Krasnoje Selo hätten tragen können, so wäre es ganz gewiß geschehen. Als der Kaiser das Lager endgiltig verließ, rannten die russischen Soldaten so weit als möglich Hurrah rufend hinter dem Zuge her. Kaiser Wilhelm wird gern an diese urwüchsige Begeisterung zurückdenken.
In Petersburg wie in Wien spricht man davon, daß Kaiser Wilhelm gleich nach seiner Rückkehr die kategorische Aufforderung an den Prinzen von Coburg richten werde, den von ihm usurpirten Thron wieder zu verlassen. Die Selbstständigkeit der Balkanstaaten solle jedoch aufrecht erhalten bleiben. Ist der Thron wieder frei, so dürfte es nicht schwer halten, einen Kandidaten zu finden, der allen Mächten gleich genehm wäre. Es hat überhaupt den Anschein, als wenn die Orient=Krisis einer Lösung in Bezug auf die Unabhängigkeit der Balkanstaaten entgegenreift, einer Lösung, die jedenfalls die rationellste, humanste und den Forderungen der Cultur entsprechendste wäre. Rußland würde das Recht erhalten, in der Dardanellenfrage mit der Türkei sich zu verständigen.
In Konstantinopel will man wissen, der deutsche und der russische Kaiser hätten sich dahin geeinigt, daß eine Lösung der bulgarischen Frage auf der Basis des Berliner Vertrages erfolgen müsse. Die beiderseitigen äußeren Ministerien seien mit der Ausarbeitung eines diesbezüglichen Planes beauftragt worden.
- Schönberg. Auf der Friedrich=Franz=Bahn ist eine wesentliche Betriebsstörung eingetreten, indem bei Bobitz in einem Torfmoore, durch welches der Bahnkörper führt, auf einer Strecke von ca. 80 Metern in Folge des nachhaltigen Regens ein Versenken des ganzen Bahnkörpers eingetreten ist. Seit Sonnabend hat die Verbindung aufgehört; von beiden Seiten fahren die Züge bis zu der versunkenen Stelle, die Passagiere müssen auf einem unfern belegenen Fahrwege die Stelle umgehen, die Postsachen werden per Wagen hinübergebracht, um jenseits mit dem bereit stehenden Zuge weiter befördert zu werden. In Folge dessen erleidet der Betrieb eine wesentliche Störung, der Güterverkehr hat ganz aufhört. Die Direction hat die Ausbesserung des versunkenen Dammes sofort in Angriff nehmen lassen; es wird von beiden Seiten Erdmaterial nachgeschüttet, doch versinkt dasselbe fortgesetzt in dem durchweichten Moore, so daß an einen ungehinderten Bahnbetrieb, wie es heißt, noch lange nicht zu denken ist.
- Schönberg. In der Mitte der Siemzerstraße hat die Stadt durch den Schlosser Wascher von hier einen artesischen Brunnen herstellen lassen, der aus einer Tiefe von 135 Fuß sehr reichlich Wasser wirft, das ca. 10 Fuß hoch steigt.
- Zur Ausrüstung der Garde=Infanterie mit dem neuen Gepäck wird für das diesjährige Manöver auch noch die neue Fußbekleidung kommen. Die zur Einführung kommenden Schnürschuhe hatten sich vor 3 Jahren bei der im vierten Korps gebildeten Versuchskompagnie besonders bewährt und die Ausrüstung der gesammten Infanterie mit dieser Art Fußbekleidung ist daraufhin beschlossen worden.
- Ein neues Kommißbrod. Seit einiger Zeit ist vom Kriegsministerium die Anordnung getroffen worden, daß in einigen Garnisonen, so auch in Rastatt, versuchsweise ein neues Kommißbrod eingeführt wird, welches dem in bürgerlichen Kreisen zur Nahrung dienenden sog. Hausbrod mehr gleichkommen und deshalb dazu dienen soll, den vom Civilstand in das Militär eintretenden Mannschaften keine Störung in der Ernährungsweise zu verursachen. Aus dem zu dem neuen Brod verwendeten Mehl wird aus diesem Grund beim Mahlen ein größerer Prozentsatz an Kleie ausgeschieden, als früher, nämlich 25 Prozent, gegen seitherige 15 Prozent. Ob das Brod hierdurch auch längere Zeit noch genießbar bleiben wird, namentlich nicht zu sehr austrocknet, soll während drei Monaten (Juli bis September) einer Probe unterzogen werden, von welcher es abhängen wird, ob dasselbe im ganzen deutschen Heer zur Einführung gelangt oder nicht.
- Einen hübschen Scherz erzählt die Charlottenburger "Neue Zeit". In der Sophie=Charlottenstraße sahen gegen 11 Uhr abends mehrere Herren, die sich auf dem Weg nach dem Bahnhof der Pferdeeisenbahn befanden, einen Zaun, aus welchem ein Pfahl hervorragte, der einen rothen Zettel trug. Neugierig beschlossen Sie, den Inhalt dieser rothen Mittheilung zu erforschen. Es war dunkel. Von unten konnte daher die Inschrift nicht entziffert werden. Kurz entschlossen half man dem Gewandtesten, an dem Pfahl emporzuklettern; lesen und mit einer Verwünschung abspringen, war eins. Auf dem Zettel stand: "Frisch angestrichen!"
-Jagd auf den "König der Wälder". Eine ganz besondere Jagd wird in diesem Jahr hoch oben im Norden Europas abgehalten werden. Einige aristokratische Jäger haben hier und da Ausflüge nach Schweden und Norwegen unternommen und sie wissen nicht genug von dem gewaltigen Eindruck zu erzählen, den die Jagd auf den mächtigen Elch, den größeren Bruder unteres "Königs der Wälder", auf sie macht. König Oskar von Schweden hat nun den Beschluß gefaßt, sich in diesem Jahr eine Jagdgesellschaft aus den regierenden Häusern Europas einzuladen und große Treibjagden auf Elchwild zu veranstalten. Es läßt sich wohl voraussehen, daß diese Jagden für alle Theilnehmer einen ganz außergewöhnlichen Reiz haben werden, denn der riesige Elchbulle, wie er noch in den Wäldern Skandinaviens zu finden ist, erscheint fast wie ein Geschöpf einer längstvergangenen Zeit.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 59 Seite 3]

- Die direkte Eisenbahnverbindung zwischen Wien und Konstantinopel wird voraussichtlich in längstens 3 Wochen zur Eröffnung gelangen. Die Fahrt von Wien nach Konstantinopel wird in Zukunft nur noch 40 Stunden dauern, während die Reise in umgekehrter Richtung 6 Stunden mehr beanspruchen wird.
- Nun ist auch Rußland, wie dieser Tage schon Holland, der Suezkanal=Konvention beigetreten. Der Czar hat den Minister von Giers beauftragt, die Zustimmung Rußlands in Konstantinopel kundzugeben. Damit sind also jetzt sämmtliche Mächte der Konvention beigetreten.
- Die bulgarische Regierung hat sich mit den Räubern von Bellowa wirklich auf Unterhandlungen eingelassen, um die von diesen gefangenen Oesterreicher zu befreien. Sie hofft, die Sache mit einem fetten Lösegeld abmachen und die Lieferung von Waffen und Munition an die Räuber vermeiden zu können.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Ziethen sub Nr. III belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Johann Lange daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 15. Oktober d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welchen ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 28. Juli 1888.

Großherzliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Am Donnerstag, den 2. August d. J. Nachmittags 6 Uhr werde ich in Schönberg
                          2 Kühe
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen. Versammlung der Käufer beim Gastwirth Boye in Schönberg.
Schönberg, den 30. Juli 1888.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.        


Torf=Auction
im Vitenser Forste
Woitendorfer Moor
am Donnerstag , den 2. August 1888 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen über:

1000 Ruthen Baggertorf

Versammlung Morgens 9 Uhr bei der Hütte auf dem Woitendorfer Moor.
Rehna, den 24. Juli 1888.

Großherzogliche Forstinspection.


Zur weiteren Besprechung über die im Herbste d. J. abzuhaltende Geflügel-, Obst- und Gartenbau-Ausstellung werden Alle, die sich für die Sache interessiren, eingeladen, sich am
Sonnabend, den 4. August d. J.
Abends 8 Uhr,

im Lokale des Herrn Kaufmann Maass hier einfinden zu wollen.
Schönberg, den 30. Juli 1888.

Der Vorstand des Geflügelzüchtervereins.


Zur Beachtung.

Um dem Unwesen entgegen zu treten, welches namentlich in letzter Zeit vielfach durch in den Großherzoglichen Jagdrevieren hervorgerufen, bringe ich wiederholt zur Kenntniß der betr. Hundebesitzer, daß im fremden Jagdgebiete das Mitführen von freilaufenden Hunden bei Strafe verboten ist, daß ferner die Hirtenhunde mit einem um den Hals befestigten auf der Erde schleppenden Knittel zu versehen sind. Bemerke, daß die Jagdberechtigten und deren Vertreter gesetzlich befugt sind, die in ihrem Jagdgebiete umherstreifenden Hunde und Katzen ohne Weiteres zu tödten. Die Besitzer von solchen Hunden, welche Felder und Hölzungen abzusagen pflegen, ersuche ich, diese an die Ketten zu legen, da die Besitzer eventuell für den von ihren Hunden angerichteten jagdlichen Schaden verantwortlich gemacht werden könnten.
Schönberg, den 30. Juli 1888.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

II. Ordentliche Versammlung
am Sonntag, den 5. August,
Nachmittags präcise 3 1/2 Uhr,
im Vereinslokale. Möglichst zahlreiche Betheiligung.
                                                    Der Vorstand.


Bekanntmachung.

Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß wir

Herrn Maurermeister A. Scharenberg

in Schönberg eine Agentur für Schönberg i. M. und Umgegend übertragen haben.
Leipzig, den 20. Juli 1888.

Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt.


Die Stammzüchterei
Neuhaus bei Woldegk i. Mecklb.=Str.
offerirt ihre
Vollblut
Oxfordshiredownböcke,

auch ist die Verkaufsstelle für Böcke in Neubrandenburg, vor dem Neuen Thor 702, bei Herrn W. ætow wieder eröffnet, ferner

Vollblut Poland China

sprungfähige Eber, tragende Sauen und Abatzferkel auf vorherige Bestellung mit Pedigree, welches zur Eintragung i. d. D. Pol.=Ch.=Schw.=Heerdbuch berechtigt, sowie auch sprungfähige Vollblut Holländer Jährlingsbullen.

H. A. Schopper.        


Sehr vorzügliche Sensen

ganz aus bestem engl. Gußstahl gearbeitet, habe wieder vorräthig und empfehle dieselben den herren Landleuten unter jeder möglichen Garantie.
Ferner halte auf Lager in großer Auswahl:

Dreschmaschinen, Kornrummeln, Harken, 3 u. 4schaarige Pflüge etc.

indem ich auch für vorstehende Maschinen und Geräthe jede Garantie übernehme, empfehle dieselben zur freundlichen Abnahme.
Schönberg i. M., im Juli 1888.

                                                    Achtungsvoll
                                                    J. Oldenburg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 59 Seite 4]

Rennen
zu Ratzeburg
am 19. August 1888, nachmittags 3 1/2 Uhr,
auf dem großen Exerzierplatz.

1. Manöver=Jagdrennen 10-20 Hindernisse.
2. Officier=Rennen für Officiere und Reserve=Officiere des Lauenburgischen Jäger=Bataillons Nr. 9.
3. Ponny=Rennen.
4. Flach=Rennen.
5. Carrier=Reiten.
6. Officier=Rennen für Officiere und Reserve=Officiere der 17. Division.
7. Großes Ratzeburger Jagdrennen. 12-14 Hindernisse.
Alles Nähere besagt das Programm und die Plakate, welche beim Herrn Brauerei=Inspector Rautenberg in Ratzeburg zu haben sind.
Ratzeburg, den 23. Juli 1888.

Das Renn-Comité.        


Travemünder Rennen
den 3. und 5. August.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.


Aufruf.

Bernhard von Langenbeck, dem unbestritten größten Chirurgen der Neuzeit, ein Denkmal in Berlin durch Stiftung eines Langenbeck=Hauses zu errichten, hat sich daselbst ein Comite mit von Bergmann und Virchow an der Spitze constituirt. Von diesem aufgefordert, für Mecklenburg=Strelitz ein Lokal=Komite zu bilden, sind wir Unterzeichnete zusammengetreten, um die Sammlung für gedachten Zweck zu fördern. An Alle, welche dazu beizutragen bereit sind, daß auch unser engeres Vaterland nicht fehle, wo Gesammt=Deutschland eine Schuld der Dankbarkeit einem seiner größten Männer abträgt, wenden wir uns mit der Bitte, für die geplante Schöpfung beisteuern zu wollen.
Jede Gabe wird dankbar angenommen.

Peters, Dr., Geh. Med.=Rath, Dr. Rudolphi, Ober.=Med.=Rath,
Neustrelitz.
Med.=Rath Dr. Marung,                           Rath Dr. Brückner sen.,
Schönberg.                                                    Neubrandenburg.


Concert

am Sonntag, den 5. August, ausgeführt von der Capelle des Herrn Wittfoth.

Anfang 7 Uhr. Entrée 30 Pfg.
Nach dem Concert                                                    
Grosse Tanzmusik.
Hierzu laden ein                                                    
Carlow.                                                     W. Creutzfeld.       Wittfoth.


Zu dem am 5. und 6. August bei mir stattfindenden

Scheiben-Schiessen

nach guten Gewinnen lade ich meine Freunde und Gönner hiedurch freundlichst ein.

                                                    Gastwirth Oldenburg
                                                    in Lockwisch.


4 Dampfdreschmaschinen

davon ein Dreschwerk für Bauern. Dreschkasten und Lokomobile je für 2 Pferde transportabel. Liefert 80-100 Sack pro Tag. Feuerung geringe. Preis in der ersten Zeit für diese letztere Maschine 4 Mk. pro Stunde, später billiger.

C. Egert.        


Ziege Unterzeichneter beabsichtigt Umstandshalber 2 junge milchende
Ziegen
zu verkaufen.
Fanger, Lübeckerstraße.


Pantoffel Cordpantoffel Frauengrösse à Dutz Paar m. gesteppt. Filzsohl. M. 3.90, m. imit. Lederaufl. M. 4.75 m. Rinderspaltleder M. 5, mit holzgenagelten Tuchsohlen M. 6.50 bis M.10, Tuchschuhe, Cordschuhe m. holzgenagelten Tuchsohlen M. 11 Holzsohlenschuhe liefert G. Engelhardt, Zeitz.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 59 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 59 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 31. Juli 1888.


- Kaiser Wilhelm hat den Bankier Friedrich Burghalter in Potsdam zu seinein Hofbankier ernannt. Unter den Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. nahm bekanntlich Herr v. Cohn in Dessau diese Vertrauensstellung ein.
- Herr Dr. Morell Mackenzie soll nunmehr seinen "wahrheitsgetreuen Bericht" über die Krankheit weiland Kaiser Friedrichs fertig haben und der Wünsche der Kaiserin=Königin Friedrich bezüglich der Veröffentlichung harren. Die Kaiserin=Königin Friedrich wird im September übrigens zu längerem Aufenthalt auf Schloß Abergeldie in Schottland erwartet. Auch vom Grafen Herbert Bismarck heißt es, er werde Ende August nach England kommen, und zwar in Sachen seiner Verlobung.
- Der bekannte Zahnarzt Dr. Evans, welcher Kaiser Friedrich wiederholt und auch in letzter Lebenszeit behandelt hat, theilt einem Wiesbadener Arzte interessante Einzelheiten über die Constitution des Verblichenen mit. Er bemerkte, daß dieser anscheinend kraftstrotzende Mann, der wie die Gestalt aus einer deutschen Heldensage aussah, sehr leicht verwundbar war. Die kleinste Wunde aber, die er sich durch einen Riß oder einen leichten Schnitt mit dem Federmesser beigebracht hatte, heilte nur zögernd und neigte zur Geschwürsbildung. Evans ist der festen Ueberzeugung, daß bei dieser Körperkonstitution jede Kehlkopfoperation rasch zum Tode geführt haben würde. Auch andere Aerzte aus der Umgebung Kaiser Wilhelms I. theilten diese Ansicht, die dem greisen Herrn auch nicht verhehlt worden ist.
- Dem fürstlichen Haus Thurn und Taxis hat, wie man der "Kölnische Volkszeitung" schreibt, das Hinscheiden der beiden deutschen Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. 2 Millionen Mark gekostet. Der Fürst hat nämlich vom preußischen Staat die Herrschaft Krotoszyn zu Lehen und hat dafür vertragsmäßig beim Tod jedes preußischen Herrschers an die Krone Preußens den Betrag von einer Million Mark baar zu zahlen. Beide Zahlungen sind kurz nach dem Tod beider Kaiser von Seiten der fürstlichen Verwaltung in Berlin geleistet worden. Der gegenwärtig regierende junge Fürst Albert, der am 8. Mai d. J. im Alter von 21 Jahren für volljährig erklärt worden ist und der damit die Regierung des ungeheuren angestammten Besitzes angetreten hat, weilt gegenwärtig zur Theilnahme an den Jagden auf dem Stammschloß Taxis bei Neresheim im württembergischen Jagstkreis.
- Durch Vermittlung eines Berliner Weinhauses ist eine größere Menge deutschen Schaumweines aus dem Rheingau nach Petersburg für die Hoftafel gesandt worden. Die Versendung steht im Zusammenhang mit der Kaiserreise. Da Kaiser Wilhelm II. bekanntlich ein großer Liebhaber guter Schaumweine ist, sich den Genuß der gleichartigen französischen Produkte aber grundsätzlich versagt, so hat man in Petersburg auf die Neigung des Monarchen Bedacht genommen und ihm "deutsche Marke" auf die Tafel gestellt.
- In Travemünde bei Lübeck kam am Dienstag ein Gewitter mit furchtbarem Unwetter zum Ausbruch. Von sämtlichen zum Jahrmarkte aufgestellten Buden blieben nur drei stehen, alle übrigen wurden umgeworfen und die darin enthaltenen Waaren verdorben. Auch die sämtlichen am Badestrande befindlichen Strandkörbe wurden in die See geschleudert.
- Am Grab Richard Wagners in Bayreuth haben die Leibgarde=Husaren des Kaisers Wilhelm einen Choral geblasen, sind um den Grabhügel gezogen und haben entblößten Hauptes ein stilles Gebet verrichtet. Vor der Villa Wahnfried spielten sie dann den Marsch Friedrichs des Großen, eine Fantasie aus dem Nibelungenring und schließlich den Huldigungsmarsch auf König Ludwig II.
- In Bayreuth wurde am 24. Juli in der General=Versammlung des Allgemeinen Richard Wagner=Vereins unter jubelndem Beifall der Beschluß gefaßt, ein Telegramm an Kaiser Wilhelm nach Petersburg abzusenden; dasselbe lautet: "Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II., dem Schirmherr deutscher Kunst, huldigen die in Bayreuth anwesenden Vertreter und Mitglieder der Wagnervereine."
- Die Zuckerfabrik in Lützen vertheilt für 1887/88 40 pCt. Dividende. Wer da Actionär wäre.
- Der Ertrag der Getreide= und Viehzölle im Etatsjahr 1887/88 ist mit Mark 28 723 621 ermittelt worden.
- Bricht Kauf die Miethe oder bricht er sie nicht? In einem großen Theil Deutschlands wußte man nicht anders, als das Kauf die Miethe bricht. Jetzt, da es sich um eine Feststellung der Sache in dem neuen bürgerlichen Gesetz handelt, erfährt man, daß in Preußen und in dem ganzen Bereich des alten Landrechtes der Kauf die Miethe nicht bricht. Auf dem diesjährigen Juristentag wird diese Streitfrage die Hauptverhandlung bilden.
- Der Erzbischof von Köln hat für den Umfang der Diözese für die Dauer von 14 Tagen Gebete für besseres Wetter angeordnet.
- Bei Harburg wurde ein Leichenzug von der Eisenbahn überfahren. Der Wagen mit dem Sarg wurde völlig zertrümmert und eins der Pferde buchstäblich zerrissen. Von den 2 zu Tode verletzten Menschen, hatte der eine solche Qualen auszustehen, das er bat, man möchte ihn doch töten. Der Bahnwärter soll das Sperren des Ueberganges versäumt haben.
- Die Wanderheuschrecke hat sich auch in dem west=preußischen Kreise Deutsch=Krone gezeigt und zwar in der Feldmark Preußendorf, wo eine solch ungeheure Anzahl vorhanden ist, daß sie eine Fläche von über 100 Morgen bedecken. Das dort stehende Getreide ist natürlich der Vernichtung vollständig anheimgefallen.
- Die Almenbesitzer, sowohl im Allgau als auch in Oberbayern z. B. in der Riß, Jachenau etc. sahen sich wegen starken Schneefalles genöthigt, das Vieh wieder abzutreiben, überhaupt herrscht dortselbst infolge des schlecht eingebrachten, ja zum Theil noch garnicht einmal eingebrachten Futters großer Jammer und sehen die Leute mit Bangen der Zukunft entgegen.
- "Armes Bruder kroatisches". Der 43jährige Hausierhändler Georg Ribnic, der sich in München hausirend in Wirthshäusern herumtreibt, seine Waare, bestehend in Orangen, Bonbonsschächtelchen und Feigenkränzen, aber meist durch Lotteriespiel auf "Grad und Ungrad" abzusetzen sucht, wurde vor einiger Zeit vom Landgerichte München I. wegen strafbaren Eigennutzes zu 3 Tagen Gefängniß verurtheilt. Er war schon wiederholt vorgeladen worden, aber niemals erschienen, weshalb er verhaftet und vorgeführt wurde. Auf die Frage, warum er der Vorladung nicht Folge geleistet habe, erwiderte er dem Vorsitzenden: "Hab's gemoant, wann ich net komm, wern's hoche Gerichtshof af die Kloanigkeit vergessen."
- Der Besuch der Kopenhagener Ausstellung wächst schnell von Woche zu Woche. Während die Abonnentenzahl auf etwa 20 000 gestiegen ist, erreicht der tägliche Besuch an den besten Tagen die außerordentliche Ziffer von 30-40 000 Besuchern. Die große landwirthschaftliche Versammlung der nordischen Reiche, deren großartige Thierschau 12 000 Thiere aus allen nordischen Rassen umfaßt, wird den Fremdenbesuch wohl noch steigern. Die landwirthschaftlichen Vereine Skandinaviens schicken von allen Gegenden des Nordens Tausende von Landbauern nach Kopenhagen, wo eine Reihe prachtvoller Feste den Tagen der landwirthschaftlichen Verhandlungen folgen wird.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 59 Seite 6]

- In Wien dürfen nach altem Herkommen die zahllosen Kellner keinen Bart tragen, nicht einmal einen Schnurrbart, damit kein Haar in die Suppe oder Kaffeetasse fällt. Jetzt lehnen sie sich gegen den Rasierzwang auf, und zwar auf ganz moderne Art, sie protestiren in entrüsteten Leitartikeln und Manifesten gegen das Herkommen. Es ist ein Krieg um den Bart.
- Der sehr rüstige und starke König Humbert von Italien wurde im Quirinal zu Rom plötzlich von einem ohnmachtsartigen Schwindelanfall befallen. Erst hatte man große Besorgniß, die Aerzte halten aber nur einen längeren Aufenthalt in Oberitalien für nothwendig, um eine Wiederkehr des Anfalls zu vermeiden.
- Ein furchtbares Ungewitter hat einen Theil der Provinz Brabant heimgesucht und schlimme Verwüstungen angerichtet. Alle Wiesen rings um Mecheln stehen unter Wasser und die ganze Heuernte ist verloren. Zwischen Contich und Duffel sind die Bauernhäuser von Wasser eingeschlossen. Alle Ortschaften um Brüssel herum haben durch die Wassermassen schwer gelitten; die Eisenbahndämme sind schwer beschädigt und überall sind Ernte wie Gartenanlagen vernichtet.
- In Ostende ist das städtische Pfandhaus durch eine Diebesbande ausgeplündert worden und wurden dabei an Gold= und Schmucksachen für mehr denn 100 000 Francs gestohlen.
- In Afrika kommen Klagen über große Hitze. Am 17. Juli waren in Suakin, am arab. Meerbusen 120 Grad F. Drei Matrosen starben am Sonnenstich. In Kairo hatte man 43 Grad R. im Schatten. Wenn der Wind nicht geht, ist es wie in einem Backofen; das Wasser ist kaum genießbar.


Aus alter Zeit.
Novelle von Franz Laufkötter
                                                    Fortsetzung.                   (Nachdr. verbt.)


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