No. 52
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. Juli
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 52 Seite 1]

          Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß das Füsilier=Bataillon 2 Hanseatischen Infanterieregiments Nr. 76 in Lübeck am

Freitag, den 6. Juli d. J.
und
Sonnabend, den 7. dess. Mts.

jedesmal von 7 Uhr Morgens bis 1 Uhr Mittags, auf der Palinger Haide ein Gefechtsschießen mit scharfen Patronen abhalten wird.
          Zur Vermeidung von Unglücksfällen wird das Betreten des Terrains, welches durch den Landgraben von Brandenbaum bis zum Försterhaus Wesloe, die Straßen vom Försterhaus Wesloe bis Schlutup, Schlutup bis Palingen und Palingen bis Brandenbaum begrenzt wird, den Bewohnern des hiesigen Fürstenthums zu den gedachten Zeiten bei Strafe verboten.
          Schönberg den 29. Juni 1888.

Großherzoglich Meckl. Landvogtei d. Fürstenth. Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Von allen Seiten kommt nun die Bestätigung, daß der Kaiser Mitte dieses Monats mit der Yacht "Hohenzollern" nach Petersburg reisen wird. Der Besuch des Kaisers am Czarenhofe kann als Erwiderung wiederholter Besuche gelten, welche Kaiser Alexander in den letzten Jahren in Deutschland abgestattet hat. Allein es liegt auf der Hand, daß die Zusammenkunft unter den gegenwärtigen Umständen erheblich mehr Bedeutung besitzt, als die eines bloßen Höflichkeitsbesuches. Sie ist geeignet, auf eine erhebliche Besserung auch der politischen Beziehungen zwischen beiden Ländern hinzudeuten, und wird damit ein wichtiges Glied in der Kette derjenigen Anzeichen, welche die Hoffnung auf eine dauernde Erhaltung des europäischen Friedens eröffnen.
Die Zusammenkunft mit dem Kaiser von Oesterreich wird, wie es heißt, erst im Herbst gelegentlich der Jagden und ein Besuch beim König von Italien im Anschluß daran erfolgen.
Kaiser Wilhelm II. wird den in diesem Herbste stattfindenden Manövern des brandenburgischen Armeekorps und des preußischen Gardekorps beiwohnen. Möglicherweise reist er auch nach Dresden und nimmt an den Manövern der sächsischen Truppen theil.
Die Thatsache, daß der Admiralitätsrath Diedrich gleich in der ersten Regierungszeit von Kaiser Wilhelm zu längerem Vortrag über den Neubau von Schiffen empfangen ist, bekundet nicht nur das lebhafte Interesse des Kaisers für die Entwickelung unserer Flotte, sie eröffnet zugleich unserer Industrie die erfreulichsten Aussichten. Der Kaiser war von jeher dafür, daß die deutschen Schiffe sämmtlich auf deutschen Werften hergestellt werden sollten, und man kann annehmen, daß fortan an diesem Prinzip mit möglicher Strenge festgehalten werden wird.
Es ist die Rede davon, daß Prinz Heinrich von Preußen mit der Yacht Hohenzollern, die am Montag in Dienst gestellt wurde, auch die Höfe von Kopenhagen und Stockholm besuchen soll. Die Reise soll angeblich einen politischen Zweck haben.
Der Reichskanzler wird, wie die "Berliner Politischen Nachrichten" melden, Berlin in allernächster Zeit verlassen; auch widersprechen die getroffenen Bestimmungen der Nachricht, daß Fürst Bismarck bei der eventuellen Zusammenkunft mit dem Zaren sich im Gefolge Kaiser Wilhelms befinden werde. Wenn man erwägt, welche Anstrengungen, Mühen und Sorgen der Reichskanzler während der erschütternden Ereignisse der letzten Wochen durchgemacht hat, bedarf es nicht erst des besonderen Hinweises auf seine 74 Jahre, um darzulegen, daß Schonung seiner Kräfte und längere Ruhe dringend geboten sind. Ob der Reichskanzler diese Erholung in Varzin oder Friedrichsruh suchen wird, darüber steht noch ebensowenig fest, wie über seine etwaige Badereise nach Kissingen.
Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird sich zunächst auf einen Tag nach Schönhausen, seinem Stammgute, begeben, von dort nochmals zu einer Konferenz mit dem Kaiser nach Berlin zurückkehren und alsdann nach Friedrichsruhe zu mehrmonatlichem Aufenthalt übersiedeln.
Die gute Stimmung des Fürsten Bismarck in jüngster Zeit ist sehr erklärlich, wenn sich die Mittheilung der Kreuzzeitung bestätigt, daß es ihm gelungen sei, die russische Politik dahin zu bestimmen, daß sie von einem Bündniß mit Frankreich entschieden absehe.
Nach ziemlich verläßlichen Nachrichten soll nach den diesjährigen Manövern eine ziemlich scharfe Musterung der im höheren Lebensalter stehenden Offiziere stattfinden, so daß jüngere Kräfte in die höheren Stellen einzurücken Gelegenheit haben und auch in den niederen Chargen ein lebhaftes Avancement stattfinden kann.
Herr Mackenzie beginnt sich zu wehren. So bestreitet er entschieden, daß er dem Journalisten in Haag gesagt habe, die Krebsdiagnose sei von ihm verschwiegen worden, um die Einsetzung einer Re=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 52 Seite 2]

gentschaft zu verhindern. Er habe demselben nur gesagt, daß seit dem Februar die Aerzte über die Krebsdiagnose einig waren, und auf die Frage, ob das Bekanntwerden dieser Diagnose die Einsetzung einer Regentschaft zur Folge gehabt hätte, habe er die Antwort verweigert.
Vor dem Reichsgerichte in Leipzig begann der Landesverrathsprozeß gegen den im technischen Bureau der General=Direktion der Eisenbahn von Elsaß=Lothringen beschäftigt gewesenen Hilfsschreiber Dietz, dessen Frau und den Färbereibesitzer Appel. Dietz ist beschuldigt, eine Reihe geheimer Schriftstücke gestohlen und der französischen Regierung verrathen zu haben, die theils abschriftlich, theils originaliter an das unter Leitung des Obersten Vincent stehende Nachrichten=Bureau gelangt sind. Die Mitangeklagte Dietz ist beschuldigt, ihrem Ehemann wissentlich und durch die That Beihilfe geleistet zu haben. Appel ist beschuldigt, die Frau Dietz bei Absendung der Nachrichten unterstützt zu haben, ferner dem schon früher verurtheilten Cabannes Beihilfe zum Landesverrath geleistet zu haben. Dietz bekennt sich schuldig und will Landesverrath aus Noth begangen haben. Seine Frau erklärt sich nichtschuldig, weil sie keine Kenntniß von dem Charakter der Schriftstücke hatte. Die Zeugenaussagen stellen im vollen Umfange die Schuld und das Skandaltreiben der offiziellen französischen Spionage dar.
Die "Nordd. Allg. Ztg." bemerkt gegenüber den Blättern, welche die Paßmaßregeln an der elsaß=lothringischen Grenze abfällig kritisieren: Weitere Maßregeln werden folgen und andauern müssen, wenn die Loslösung Elsaß=Lothringens von Frankreich systematisch erstrebt werden soll. Das Reich läuft nicht den Elsaß=Lothringern nach; es richtet seine Politik zum Schutze der Grenzen ohne Ansehen der daraus entstehenden Folgen ein.
Aus Kopenhagen wird offiziell gemeldet, daß ein Besuch des russischen Kaiserpaares für diesen Sommer dort nicht zu erwarten ist. Dagegen werden am 6. Juli der König und die Königin von Sachsen zum Besuch der Ausstellung dort eintreffen.
- Die Lieblingsblume der Kaiserin Augusta Victoria sind die Marschall=Niel=Rosen, während Kaiser Wilhelm II. keine Blume besonders bevorzugt.
- Der König von Sachsen hat mit Gemahlin eine Reise nach Kopenhagen und Stockholm angetreten. Der Aufenthalt in letzterer Stadt ist auf die Tage vom 7. bis 10. Juli festgesetzt.
- Die Einwohner von San Remo errichten aus freiwilligen Beiträgen eine Marmortafel an der Villa Cirio mit der Inschrift: "Zur Erinnerung für die Nachwelt an den edlen Kaiser Friedrich."
- Von Seiten der Berliner Aerzte Bergmann und Gerhardt sind nächstens amtliche Berichte über die Krankheit des Kaisers Friedrich zu erwarten. Sie haben in dieser Sache Audienz bei dem Kaiser gehabt.
- Die Zeitungen veröffentlichen die eigenhändigen Namenszüge von Königen und Kaisern. Diese hohen Herren sind höfliche Leute, sie schreiben klar und deutlich und diese Deutlichkeit ist ein schöner Zug von ihnen. Wenn doch auch kleinere Leute ihren Namen so deutlich schreiben und namentlich unterschreiben wollten. In vielen Briefen und Zufertigungen schreiben sie ihren Namen so undeutlich, als sollte er ein Staatsgeheimniß sein und bleiben.
- Das "Armee=Verordnungsblatt" meldet, daß auch die Generalität, die Offiziere des Kriegsministeriums, des Generalstabs und der Adjutandur im Dienst zu Pferd hohe Stiefel tragen dürfen, jedoch nicht bei großen Paraden. Die berittenen Offiziere der Fußtruppen haben auch bei großen Paraden hohe Stiefel anzulegen.
- Fürst Yusupoff, der reichste Mann Rußlands, welcher in Berlin längere Zeit im Centralhotel logirte, ist telegraphisch nach Moskau zurückberufen worden, wo seine jugendliche Tochter dem Typhus erlegen ist. Als Fürst Alexander noch in Gunst beim Czaren stand, wurde sie als künftige Fürstin von Bulgarien genannt.
- In Leipzig wurde am Sonnabend das neuerbaute homöopathische Krankenhaus, das erste in Deutschland, eröffnet, wozu sich viele auswärtige homöopathische Aerzte eingefunden hatten.
- Aus Gravelotte wird eine französische Grenzverletzung gemeldet. Am 25. Juni nachmittags kamen zwei französische Offiziere auf deutsches Gebiet und fragten Landleute nach dem Namen der umliegenden Ortschaften. Die Landleute verweigerten die Antwort. Die Offiziere schieden mit den Worten, die Franzosen würden Elsaß=Lothringen bald "befreien!"
- Das Fangen und Tödten der Eulen mit Ausnahme des Uhu ist nach dem am 1. Juli in Kraft getretenen Reichsgesetz verboten. Das Tödten dieser nützlichen Thiere und ebenso das Eierausnehmen wird mit einer Geldbuße bis zu 150 Mk. bestraft.
- Eine außergewöhnliche Zufuhr von Kirschen und Heidelberen traf am Sonnabend in der Markthalle zu Frankfurt a. M. ein. Von ersteren waren 2000 Körbe, von letzteren waren 5000 angefahren. Der Preis der Kirschen stellte sich im Engros=Preise auf Mk. 8-20 pro Ctr., im Detail pro Pfund auf 10-25 Pfg., die Heidelbeeren variirten im Preise von 8-9 pro Ctr., für den Liter wurden 12-15 Pfg. verlangt.
- In Bad Elster ist am Donnerstag eine junge Dame beim Baden ertrunken; ein Herzschlag hatte ihrem Leben ein rasches Ziel gesetzt.
- Hoffentlich führt sich der Kameruner Tabak gut ein. Die ersten Cigarren aus diesem Tabak hat jüngst Fürst Bismarck seinen Gästen vom Bundesrath zum Kaffee zu versuchen gegeben: sie haben sie für gut im Geschmack und Geruch erklärt.
- An einigen Orten des Ueberschwemmungsgebiets tritt der Typhus epidemisch auf und das Sumpffieber herrscht bis in die höher gelegenen Gegenden. Wo das Land jetzt bis Johanni nicht trocken geworden ist, müssen die Besitzer auf diesjährige Erträge verzichten. In verschiedenen Ortschaften bei Memel sind noch größere Strecken des besten Landes bis 2 1/2 Fuß unter Wasser. Die Besitzer säen hier auf dem trocken werdenden Lande nach ägyptischer Art, ohne zu pflügen, Senfsamen und lassen nur eine Egge darüber gehen.
- Die Waldbrände bei Hudiksvall und Umgegend haben sich seit Montag fortwährend weiter verbreitet. Sieben Sägewerke sind bisher abgebrannt, wobei Menschenleben verloren gegangen sind. In Stockholm selbst brachen am Montag nicht weniger als sieben Brände aus. Zudem fanden in und bei der Hauptstadt mehrere Explosionen statt, die indes keinen größeren Schaden anrichteten. Wie Dampfer, die vom bottnischen Meerbusen herabgekommen melden, hat man von der See aus eine größere Zahl Waldbrände beobachten können. Auch aus Norwegen wird von mehreren Waldbränden berichtet.
- Aus Newyork kommt die Nachricht, daß alle westlichen Eisenwerke infolge der Weigerung der Arbeiter, die von den Fabrikanten aufgestellten Lohnsätze anzunehmen, am Sonnabend geschlossen worden sind, wodurch etwa 100 000 Arbeiter betroffen werden.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuches über die zu Walcksfelde sub. Nr. 1 belegene Vollstelle c. p. des Schulzen Johann Brügmann daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 2. Juli 1888.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Gegen den Knecht Niels Peterson aus Stockholm, der sich bis vor Kurzem in Lübeck aufgehalten hat, ist wegen Verdachts des Diebstahls der Haftbefehl erlassen.
Ich ersuche alle Behörden, den Peterson im Betretungsfalle zu verhaften und mich zu benachrichtigen.
                          Signalement:
      Alter: 30-36 Jahre, Statur: untersetzt, Haare:

[ => Original lesen: 1888 Nr. 52 Seite 3]

hell und auf dem Vorkopf spärlich vorhanden, Augenlider: röthlich, Anzug: graue Joppe, graue Beinkleider, runder schwarzer Hut.
Schönberg, den 2. Juli 1888.

Der Amtsanwalt.
U. Fr. v. Maltzan.


Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Commission macht hierdurch auf die Bestimmungen in den §§ 89 und 91 der Ersatz=Ordnung vom 28. September 1875, betreffend die Nachsuchung der Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militärdienste und den Nachweis der dazu erforderlichen wissenschaftlichen Befähigung mit dem Bemerken aufmerksam, daß die Herbstprüfungen in der zweiten Hälfte des Monats September stattfinden werden, und daß Gesuche um Zulassung zu dieser Prüfung bis zum ersten August d. J. angebracht werden müssen.
Schwerin 3. Juli 1888.

Großherzoglich Mecklenb. Prüfungs=Commission für Einjährig=Freiwillige.


Kriegerverein für das Fürstenth. Ratzeburg.

Allgemeine Versammlung am Sonntag, den 8. Juli d. J., Nachmittags 3 Uhr, im Vereins=Lokale.
Tagesordnung: Vereinsangelegenheiten.

Der Vorstand.        


      Hierdurch erkläre ich öffentlich, daß ich mich in durchaus unverantwortlicher Weise einer böswilligen Lüge schuldig gemacht habe, indem ich bezüglich des im November 1885 zu Hof Wahrsow stattgehabten Schadenfeuers den Domainenpächter Hörcher zu Hof Wahrsow und den Büdner Lenschow aus Lüdersdorf der Brandstiftung bezichtigte. Es thut mir sehr leid, daß ich genannte Herren so arg an ihrer Ehre geschädigt habe, und bitte ich dieselben um Verzeihung.
      Lüdersdorf, den 5. Juli 1888.

H. Oldenburg.        


Hôtel Stadt Hamburg
Ratzeburg a. Markt.

Einem geehrten Publikum hiermit die ergebene Anzeige, daß ich obiges Hôtel am 1. Juli käuflich übernommen habe.
Gute Speisen, Getränke und gute Betten, freundliche und aufmerksame Bedienung versprechend, bitte ich, mich in meinem Unternehmen zu unterstützen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    C. Kröpcke.


Honig à Pfd. 75 Pfg.

ist bei mir zu haben.
Zugleich mache ich die Herren Imker darauf aufmerksam, daß ich 40 Stöcke der so besonders fleißigen Krainer Bienen durch Kauf erworben habe, und von diesen mehrere befruchtete Königinnen à 5 Mark abgebe.

Gastwirth Sterly in Selmsdorf.        


Frische Kartoffeln,

1 Pfund zu 10 Pfg., verkauft Küster Schulze. Bestellungen werden am Tage vor dem Gebrauch erbeten.


Prima holländischen Rahmkäse
gelben und grünen Kräuterkäse empfiehlt
Carlow.                                                     W. Creutzfeldt.


Carbolineum
fäulnißwidriger imprägnirender Holzanstrich empfiehlt                                                    
Carlow.                                                     W. Creutzfeldt.


Agenten gesucht

für einen leicht gegen gute Provision. - Offerten an Ad, Mehlhase in Bremen erbeten.


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Die in der "Deutschen Frauen=Zeitung" zu Veröffentlichung gelangenden Recepte werden in Buchform nochmal gedruckt und den Abonnenten gratis geliefert.

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erscheint wöchentlich dreimal. Redaction: Frau Rechtsanwalt E. Siebmann, Berlin W 35.

Inhalt. I. Theil: Das Wichtigste von den Tagesereignissen, für die Frauenwelt bearbeitet, Vermischtes, Humoristisches. II. Theil: Hauswirthschaftliche Artikel etc. in großer Zahl; Aufsätze, Märchen für die Jugend, Spielecke, interessanter Meinungsaustausch im Sprechsaal, Briefkasten. III. Theil: Feuilleton, enthaltend fesselnde Romane, Berichte über Theater, Kunst, Litteratur; Gedichte etc.

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[ => Original lesen: 1888 Nr. 52 Seite 4]

Theater in Schönberg.
(Im Saale des Herrn Boye.)
Gastspiel des Knapp=Girard'schen Operetten=
und Lustspiel=Ensembles.
Nur 5 Vorstellungen.
Eröffnungs=Vorstellung:
Dienstag, den 10. Juli: "Der Zigeunerbaron",
Operette in 3 Acten von Joh. Strauß.
Mittwoch, den 11. Juli: "Die berühmte Frau",
Lustspiel in 2 Acten von G. Kadelburg und F. v. Schönthan.
Donnerstag, den 12. Juli: "Farinelli",
Romantisch=Komische Op.rette in 3 Acten von Zumpe.
Freitag, den 13. Juli: "Die Jungfrau von Belleville",
Komische Operette in 3 Acten von C. Millöcker.
Sonntag, den 15. Juli: "Höhere Töchter",
Posse mit Gesang von Mannstädt.

Preise der Plätze: Im Tagesverkauf in meiner Wohnung bei Herrn Boye: Sperrsitz: 1 Mk. 25 Pfg. I. Platz: 80 Pfg. II. Platz: 60 Pfg. Gallerie: 30 Pfg.

Kassenöffnung 7 Uhr.                          Anfang 1/2 8 Uhr.


25 möblirte Zimmer
werden ab 9. ds. Mts. von meinen Mitgliedern zu miethen gesucht.                          
                                                    M. Kapp-Girard. Theaterdirection.


Hierdurch mache ich einem hochgeehrten Publikum Schönberg's und Umgegend die ganz ergebene Anzeige, daß ich mit dem heutigen Tage hierselbst eine

Material= und Colonial=Waarenhandlung

eröffnet habe. - Prompte Bedienung, sowie billige Preise zusichernd, zeichne

Hochachtungsvoll
Schönberg, den 6. Juli 1888.                                                     C. Kremer.


Stadt Lübeck.
Am Sonntag, den 8. Juli cr.:
Auskegeln diverser Braten.
Wozu ergebenst einladet                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Beim Concert am 1. Juli ist ein neuer Schirm umgetauscht und biete ich ergebenst denselben zu retourniren und den eigenen in Empfang nehmen zu wollen.

J. H. Freitag.        


Am Sonntag den 8. und Montag den 9. Juli                                                    
Scheiben=Schießen
nach guten Gewinnen, wozu ich meine Freunde und Gönner hiermit ergebenst einlade.                                                    
                                                                              Fahrenkrug. Lüdersdorf.
Am letzten Tage: Großer Ball.


Tanzmusik
am Sonntag den 8. Juli.                                                      
Carlow.                                                     W. Creutzfeldt.


Durch die glückliche Geburt eines gesunden Mädchens wurden hocherfreut

C. Kremer und Frau, geb. Söhlbrandt.

Schönberg, d. 4. Juli 1888.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 8. Juli.

        Frühkirche fällt aus.
        Vormittagskirche: Pastor Langbein.
        Amtswoche: Pastor Langbein.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 1.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 52 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 52 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 6. Juli 1888.


- Carlow. Am 1. Juli hat die Einweihung der neugebauten Kirche zu Carlow stattgefunden, und nicht bloß für die Carlower Gemeinde ist dieser Tag ein Fest= und Freudentag gewesen, sondern auch aus dem ganzen Fürstenthum und dem angrenzenden Lauenburg waren zahlreiche Festgäste herbeigeströmt. Galt es doch theilzunehmen an der Freude über ein Werk, welches unser Großherzog und Herr zu Ehren des höchsten Gottes in unsern Landen aufgerichtet als ein Denkmal landesväterlicher Huld und Liebe. Leider war es uns nicht vergönnt, unsere Hoffnung, die wir bis zuletzt gehegt, unsern allergnädigsten Landesherrn bei dieser Festfeier in unserer Mitte begrüßen zu dürfen, erfüllt zu sehen. Das warf einen Schatten auf die Freude unseres Festes. Wie die Herzen der Carlower Gemeinde schon lange in Sehnsucht dem Tage der Weihe dieses ihres neuen Gotteshauses entgegengeharrt, so war Loben und Danken der Grundton, der durch die ganze Festfeier hindurchklang. Nachdem die Glocken schon am frühen Morgen den festlichen Tag eingeläutet, riefen sie die Glieder der Gemeinde und die fremden Gäste um 10 Uhr zusammen zu einem Abschiedsgottesdienst in der bisherigen Nothkirche, zu welcher die Räume des Schulhauses während des Neubaues eingerichtet gewesen. Hier sprach Pastor Fischer=Demern herzliche Worte des Abschieds von der Stätte, wo in den letzten 2 1/2 Jahren Gottes Wort und Sakrament der Gemeinde geboten war. Dann ordnete sich vor dem Schulhause der Zug der Festtheilnehmer (die Schüler sammt den Lehrern, der Küster, die Kirchenjuraten, die Geistlichen, die Bauherren und Amtsmeister, die Schulzen der Dorfschaften, die übrige Gemeinde), um unter dem Klange der Glocken und unter Gesang des Liedes: "Zeuch ein zu meinen Thoren" Umzug um das neue Gotteshaus zu halten bis vor den Haupteingang. Hier überreichte der Herr Landbaumeister Rickmann, der mit seinem Kunstsinn den ganzen Plan der schönen Kirche entworfen und den Bau geleitet hatte, den Schlüssel der Kirche dem Herrn Superintendenten Langbein, welcher denselben unter Segensworten dem Pastor Langmann überlieferte, und dieser öffnete unter Gebetswunsch die Thür des Hauses Der Gottesdienst begann mit dem ohne Orgelbegleitung gesungenen Liede: "Allein Gott in der Höhe sei Ehr". Dann hielt der Herr Superintendent von dem mit Blumen geschmückten Altar aus in herzandringenden Worten die Weiherede und vollzog endlich die Weihe über die neue Kirche und die Weihgeschenke, welche theils von fürstlicher Huld, theils von der Liebe einzelner Gemeindeglieder, theils von der ganzen Gemeinde der Kirche verehrt waren (ein weißes mit rother Seide gesticktes Altartuch, ein silbergestickter Klingbeutel, ein Kruzifix, die Orgel). Den schönsten Schmuck des Altarraums hatte Ihre Königl. Hoheit die Frau Großherzogin für unsere, von ihrem Urahnen, Heinrich dem Löwen, gegründete Kirche gestiftet in dem schönen Altargemälde, welches den Herrn am Kreuz auf Golgatha darstellt, zu seinen Füßen Johannes, Marie und Marie Magdalena. - Auf das Amen der Weihe fiel die Orgel ein und leitete über zum Lobgesang: "Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren", der nun mächtig durch die heiligen Räume brauste. Die nun folgende Liturgie schloß ab mit einer Motette, vorgetragen von dem gemischten Chor, worauf das Hauptlied Nr. 642 unseres Gesangbuches folgte. In der Predigt, welche Pastor Langmann hielt, wies derselbe auf Grund von Psalm 84, 1-5 hin auf das, was wir bekennen müssen, wie wir uns freuen sollen und was wir zu geloben haben bei unserm Einzug in das neue Gotteshaus. Dann ließen die vereinigten Männerchöre der Gemeinde den Beethoven'schen Lobgesang: "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" erschallen, und begleitet von den Klängen der Orgel wogten die Töne dahin, die Herzen tief ergreifend. Loben und Danken schloß die herrliche Feier im Gotteshause. Dann erst zogen die Einzelnen durch die Kirche, um nun all die Schönheiten derselben genauer zu betrachten und den Fremden zu zeigen. Besonderen Eindruck machte auch die schöne Orgel, ein Meisterwerk des Herrn Hoforgelbauers Friese=Schwerin, nicht blos auf das Auge durch den schönen gothischen Prospekt, sondern auch auf das Ohr die Klangfarbe der einzelnen schönen Register. Da konnte man aus manchem Munde die freudige Aeußerung vernehmen, daß eine so schöne Landkirche weit und breit nicht zu finden wäre, als unsere Carlower Kirche. - Da viele Fremde in den gastfreien Häusern des Dorfes Aufnahme gefunden hatten, so versammelte die Festtafel im Krellenberg'schen Gasthause leider nicht so viele Gäste, als zu wünschen war. Im frohen Beisammensein gedachte man mit freudigem Dank zuerst des hohen Bauherrn, unseres allergnädigsten Großherzogs, dem man auch telegraphisch ehrfurchtsvollen Gruß und Dank übermittelte. - So ist denn unserer Gemeinde ein neues schönes Bethaus ihres Glaubens geworden; Gott gebe, daß dasselbe mehr und mehr werde ein Haus der Gnade und Barmherzigkeit für ihre Seelen!
- In Malchow in Mecklenburg ist am 23. Juni die verwittwete Frau Adelheid Hermes, bekannt als Fritz Reuters "Flamme" während dessen Gymnasialzeit, gestorben. Der Dichter hat derselben in seinen Schriften mehrfach gedacht, besonders in seiner "Festungstid".
- Kaiser Wilhelm I. hat als Kaiser und König nie einen Günstling gehabt, durch den man allenfalls etwas bei ihm hätte durchsetzen können. Nur in meinen Jugend= und frühen Mannesjahren, sagte er einmal, habe ich zwei Freunde gehabt, vortreffliche Männer, die nie etwas von mir gewollt haben. Als auf General v. Manteuffel hingedeutet wurde, antwortete er: "Mit Manteuffel habe ich nie über politische, mit Bismarck nie über militärische Dinge gesprochen." So berichtet des Kaisers Biograph, der bekannte Hofrath Schneider.
- Für das auf dem Hohenstaufen zu errichtende Kaiser Wilhelm=Denkmal sind bisher 450 000 Mk. eingegangen.
- 3. Juli 1866. Schlacht bei Königgrätz. Sie war eine der wichtigsten Schlachten des ganzen Jahrhunderts; denn von ihrem Ausgange hing das Schicksal Preußens, seiner Krone und seines Volkes ab. Die Augen von ganz Europa waren auf diese Entscheidungsschlacht gerichtet und in Paris, London, Petersburg und in den Residenzen der deutschen Kleinstaaten sah man auf diese Kraftprobe Preußens mit höchster Spannung hin. König Wilhelm schwebte in steter Lebensgefahr, da er nicht dazu zu bewegen war, von seinem Heere zu weichen. Da ritt aber der Ministerpräsident Graf Bismarck zu ihm heran und sprach: "Als Major habe ich nicht das Recht, Ew. Majestät auf dem Schlachtfelde einen Rath zu ertheilen; als Ministerpräsident habe ich aber die Pflicht, Ew. Majestät zu bitten, die augenscheinliche Gefahr nicht in dieser Weise aufzusuchen." Darauf wandte sich der König in seinem milden Ernste an ihn und antwortete: "Ich weiß wohl, kann aber nicht davonreiten, wenn meine brave Armee im Feuer steht!" Ungefähr gegen 1/2 8 Uhr traf der König auf dem Schlachtfelde mit dem wackeren Kronprinzen, welcher durch seinen schnellen Vormarsch die Entscheidung des großen, denkwürdigen Sieges mit herbeigeführt hatte, zusammen. Hier übergab der Heldenvater dem Heldensohne den Orden pour le mérite, die schönste und köstlichste Auszeichnung, welche dem preußischen Königssohne zu theil ward. Schon enthielt die Berliner Morgenzeitung vom 4. Juli 1866 die erste Nachricht von dieser denkwür=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 52 Seite 6]

digen, entscheidenden Schlacht in einer kurzen Notiz, welche lautet: "Ein glänzender Sieg ist bei Sadow erfochten!" Das Telegramm, welches der verstorbene Kaiser Wilhelm der Siegreiche seiner Gemahlin, der Kaiserin Augusta übersandte, lautete: Vollständiger Sieg über die österreichische Armee nahe der Festung Königgrätz, zwischen Elbe und Bistritz, heute in 8stündiger Schlacht erfochten! Verlust des Feindes und Trophäen noch nicht gezählt, aber bedeutend. Alle 8 Korps haben gefochten, aber große schmerzliche Verluste. Ich preise Gott für seine Gnade; wir sind Alle wohl. Wilhelm. In der Ansprache, welche der König an seine tapferen Streiter nach dieser siegreichen Schlacht richtete, heißt es unter andern: Der Tag von Königgrätz hat zwar schwere Opfer gekostet aber er ist ein Ehrentag für die ganze Armee, auf welche das Vaterland mit Stolz und Bewunderung blickt. Ich weiß, Ihr werdet auch ferner Meinen Erwartungen entfachen; denn preußische Truppen wußten stets mit dem Heldenmuthe die jenige Manneszucht zu vereinigen, ohne welche große Erfolge nicht erkämpft werden können.
- Die Reichsarmenstatistik von 1885, welche sich in den Conradschen Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik veröffentlicht findet, giebt interessante Aufschlüsse über die Armenunterstützung in deutschen Großstädten. Darnach wurden in 21 Städten mit weit mehr als 100 000 Einwohnern im Jahre 1885 zusammen 321 817 Personen unterstützt, was 7 pCt. der Bevölkerung gleichkommt. Ueber dem Durchschnitt stand die Zahl der Unterstützten in Hamburg, Danzig und Straßburg. Trunk und Arbeitsscheu, die sog. unmoralischen Gründe der Armuth, bilden nur in etwa 2 pCt aller Fälle die Ursache der Unterstützungsbedürftigkeit. Alle übrigen 98 pCt. der Armuthsfälle haben in unverschuldetem Elend ihren Grund. Die betreffenden 21 Gemeinwesen verausgabten im Jahre 1885 für Armenzwecke 22 1/2 Millionen Mark, also rund 70 Mark auf den Kopf, ein gewiß beträchtlicher Aufwand, mit dem aber doch nur der geringste Theil alles Elends gemildert werden konnte.


Aus alter Zeit.
Novelle von Franz Laufkötter
                                                    Fortsetzung.             (Nachdr. verbt.)


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