No. 51
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. Juli
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 51 Seite 1]

          Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß das Füsilier=Bataillon 2 Hanseatischen Infanterieregiments Nr. 76 in Lübeck am

Freitag, den 6. Juli d. J.
und
Sonnabend, den 7. dess. Mts.

jedesmal von 7 Uhr Morgens bis 1 Uhr Mittags, auf der Palinger Haide ein Gefechtsschießen mit scharfen Patronen abhalten wird.
          Zur Vermeidung von Unglücksfällen wird das Betreten des Terrains, welches durch den Landgraben von Brandenbaum bis zum Försterhaus Wesloe, die Straßen vom Försterhaus Wesloe bis Schlutup, Schlutup bis Palingen und Palingen bis Brandenbaum begrenzt wird, den Bewohnern des hiesigen Fürstenthums zu den gedachten Zeiten bei Strafe verboten.
          Schönberg den 29. Juni 1888.

Großherzoglich Meckl. Landvogtei d. Fürstenth. Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


        Nr. 13 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzburg pro 1888 enthält in der

II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. die Einberufung des deutschen Reichstages.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Vorarbeiten für eine Eisenbahn von Hagenow nach Oldesloe.
(3.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Mai 1888.
(4.) Bekanntmachung, betr. die eingetretenen Aenderungen in den Postverbindungen aus Anlaß der Einführung der Sommerfahrpläne zwischen Dassow und Schönberg i. M. und zwischen Carlow und Schönberg i. M.
(5.) Bekanntmachung, betr. den Postverkehr mit der Kaiserlichen Postanstalt in Klein Popo, im deutschen Togo=Schutzgebiet.
(6.) Bekanntmachung, betr. die Einziehung von Geldern im Wege des Postauftrages im Verkehr mit San Salvador.


Kaiser Wilhelm II. ist aus dem heißen Berlin nach dem stillen und kühlen Marmorpalais bei Potsdam zurückgekehrt, wo er den Sommer über verbringen wird und Muße hat, sich völlig in alle Zweige der Regierungsgeschäfte einzuarbeiten. Mit der Aufnahme, welche die ersten Akte seiner Regierung gefunden, kann er sehr zufrieden sein; sie wird ihm erhöhte Neigung geben, den Pflichten seines Herrscheramtes zu genügen. Unterbrochen wird der Potsdamer Aufenthalt wahrscheinlich durch Besuche der befreundeten Herrscher von Rußland, Oesterreich=Ungarn und Italien. Da Wilhelm II. der jüngste unter den Monarchen ist, erachtet er es für seine Pflicht, den ersten Besuch zu machen.
Zu der von uns vor einigen Tagen gebrachten Mittheilung, daß Kaiser Wilhelm dem Zaren Alexander III. in Petersburg einen Besuch machen und den Weg nach der russischen Hauptstadt zu Schiff von Kiel aus nehmen würde, wird jetzt ergänzend gemeldet, daß Kaiser Wilhelm am 13. oder 14. Juli - eine kieler Privatdepesche spricht bereits von einer "baldigen" Reise - mit großem Gefolge sich auf der kaiserlichen Yacht "Hohenzollern" einschiffen werde und daß diese Yacht soeben unter das Commando des Prinzen Heinrich gestellt worden ist. Kaiser Wilhelm, so heißt es ferner, werde mehrere Tage in Petersburg verbleiben, wo ihm zu Ehren prächtige Feste veranstaltet werden sollen.
Die "Presse" sieht in der in Aussicht stehenden Begegnung der Kaiser Wilhelm und Alexander eine hochbedeutsame praktische Bethätigung der ernsten Friedenspolitik Deutschlands.
Dem Reichstage wird in seiner nächsten Session, das ist im Herbst, wahrscheinlich ein Antrag zugehen, dem deutschen Kaiser eine Civilliste auszusetzen. Wie bekannt, bezieht der deutsche Kaiser als solcher eine Civilliste überhaupt nicht, obwohl sein kaiserliches Amt ihm kostspielige Repräsentations=Pflichten auferlegt.
Kaiser Wilhelm theilte bei dem Empfang der Präsidenten des Reichstages diesen Herren mit, er, der damalige Prinz Wilhelm habe am 6. Februar d. J. dem Kaiser den ersten Bericht über die Annahme des Wehrgesetzes im Reichstag überbracht; da sei ihm der Kaiser um den Hals gefallen und immer wieder auf seine Freude über diesen Beschluß zurückgekommen. Die Deputation der Berliner Stadtbehörden erinnerte er, daß er ein geborener Berliner sei und Berlin für die schönste (oder beste) Stadt der Welt halte. Dann bat er die Väter der Stadt, die so viele und schöne Schulen baue, auch die Kirchenbauten nicht zu vergessen, für die schon sein Vater sich interessiert habe.
Die deutschen Generale, welche an den verschiedenen europäischen Höfen die Thronbesteigung Kaiser Wilhelms anzuzeigen haben, werden überall mit besonderer Auszeichnung empfangen. So wurde am Dienstag vom Kaiser von Oesterreich in der Ofener Burg zu Ehren des deutschen Abgesandten, Grafen Waldersee, Galatafel gehalten, an welcher der Erz=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 51 Seite 2]

herzog Albrecht, sämmtliche gemeinschaftliche und ungarische Minister, die Generalität und zahlreiche Hofwürdenträger theilgenommen haben. Die deutschen Gäste, welche in der Hofburg abgestiegen waren, haben am Mittwoch die Rückreise angetreten. Der General v. Pape, welcher sich zu gleichem Zweck nach St. Petersburg begehen hat, ist am Dienstag in Schloß Peterhof vom Kaiser von Rußland in feierlicher Audienz empfangen und darauf der Kaiserin und dem Thronfolger vorgestellt worden.
Fürst Bismarck soll, wie die "Post" meldet, nach Schluß der am Mittwoch stattgehabten Herrenhaussitzung in der heitersten Weise mit den ihm bekannten Herren geplaudert und seiner Hoffnung auf ruhige friedliche Zeiten und günstige Entwickelung der inneren Zustände zuversichtlichen Ausdruck gegeben haben.
Fürst Bismarck tritt schon in diesen Tagen seinen dreimonatlichen Urlaub an und geht nach Friedrichsruh und später nach Varzin. Eine Badereise nach Kissingen wird wahrscheinlich nicht stattfinden.
Die ultramontane "Kölnische Volkszeitung" hält dem bayrischen Prinzregenten Luitpold und dem König von Sachsen eine Strafpredigt, daß sie als Katholiken dem Gottesdienst vor der kaiserlichen Thronrede in Berlin in der protestantischen Schloßkapelle statt in der katholischen Hedwigskirche beigewohnt haben. Sie kennt die Gründe nicht, mißbilligt sie aber.
Der König von Sachsen macht nächstens mit Gemahlin eine Reise nach Dänemark, Schweden und Norwegen, nicht nur zum Besuch der Höfe, auch um Land und Leute kennen zu lernen.
Das vielumstrittene Gesetz über die Erleichterung der Volksschullasten ist am 14. v. MS., einen Tag vor dem Tode Kaiser Friedrichs, vollzogen worden, noch auf dessen Namen, jedoch durch Unterschrift des Kaisers Wilhelm, des damaligen Kronprinzen.
Der Kaiser hat den Präsidenten des Reichstages, Herrn v. Wedell=Piesdorf, zum Minister des königlichen Hauses ernannt.
In den höheren militärischem Stellen stehen mehrere Veränderungen bevor: Die kommandierenden Generale von Tresckow (9. Armeekorps) und von Vitzendorff (7. Armeekorps) haben ihr Abschiedsgesuch zugereicht. Die Generaladjutanten V. Lehndorff und Fürst Radziwill sind zur Disposition gestellt worden. Auch ist an der Richtigkeit der Nachricht, daß der Chef der Admiralität v. Caprivi sein Entlassungsgesuch eingereicht habe, nicht mehr zu zweifeln. Der Rücktritt desselben soll mit wichtigen Organisationsfragen der Marine zusammenhängen.


- Schönberg. Das Concert der Capelle des Schweriner Jäger=Bataillons am Sonntag im Freitag'schen Locale mußte ungünstiger Witterung wegen im Saale stattfinden und erfreute sich eines zahlreichen Besuches aus Stadt und Land. Deutet nun der zahlreiche Besuch auf das große Ansehen hin, in welchem hier die Capelle hinsichtlich ihrer Leistungen steht, so rechtfertigte auch dieselbe am Sonntag wieder ihren guten Ruf, indem sämmtliche Nummern des Programms so vorzüglich zu Gehör gebracht wurden, daß alle Anwesenden einstimmig des Lobes voll waren. Reichlicher Beifall lohnte die Vortragenden denn auch nach jeder Nummer.
- Schönberg. In diesen Tagen ist die zu Malzow belegene Bauerstelle Nr. 8 von dem Besitzer H. Meier an die Wittwe Kroepelin in Falkenhagen für den Preis von 56 000 Mark verkauft worden. Mitverkauf für diese Summe gelten gleichzeitig das auf der Stelle befindliche Inventar, sowie die sämmtlichen Saaten.
- Schönberg. Am 30. v. Mts. feierte der Landreiter Struck in Carlow sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum, zu welchem ihm von allen Seiten Glückwünsche dargebracht wurden. Se. Kgl. Hoheit der Großherzog hat ihm zu diesem Tage das Militärdienstkreuz I. Classe (in Silber) Allerhöchst verliehen und ihm ein Geldgeschenk von 100 M. bewilligt. Mit der Ueberreichung dieser Ehrengeschenke des Landesherrn an den Jubilar war Se. Exellenz der Oberlanddrost Graf v. Eyben beauftragt, der sich in Ausführung dieses Auftrags an dem Jubiläumstage Vormittags nach Carlow begeben hat. - Möge dem treuen Diener vergönnt sein, noch lange seinem gütigen Landesherrn seine Dienste widmen zu können.
- Das Leibroß Kaiser Friedrichs, welches vom Stallmeister Kunze und Wagenmeister Matthes geführt, bei der Beisetzung des heimgegangenen Monarchen dem Sarge folgte, wird jetzt von einem Reitknecht täglich einige Stunden geritten, damit das alte Thier die notwendige Bewegung habe. Denn alt ist das treue Thier, das "unseren Fritz" in der Schlacht bei Wörth getragen und danach auch den Namen "Wörth" erhalten hat. Der prachtvolle englische Fuchs zählte damals sieben Jahre, hat heute also schon fünfundzwanzig Jahre hinter sich, ist aber trotzdem noch ein kräftiges stattliches Thier.
- Dem neuen sechsjährigen Kronprinzen war es nicht leicht klar zu machen, daß er nach dem Tode seines hochseligen Großvater nun Kronprinz des deutschen Reiches geworden sei. Sein kindlicher Sinn vermochte wohl zu fassen, daß sein hoher Vater Kaiser geworden. Seiner Erhebung zum Kronprinzen aber begegnete er mit der Frage: "Nun bin ich schon das, was mein Papa geworden ist, als er schon mein Papa gewesen ist?" - Der kleine Kronprinz wird in den nächsten Tagen ein neues Palais beziehen und seine Lehrstunden werden schon jetzt von jenen seiner Brüder getrennt. Der Kronprinz erhält auch seine eigenen Stallungen und Pferde. Für die Person des Kronprinzen wurde ein eigener Leibarzt ernannt, er hat einen Oberhofmeister und seine Ehrenkavaliere. Das preußische Hausgesetz macht keinen Unterschied, in welchem Alter der jeweilige Kronprinz steht, die Vorschriften bleiben dieselben. Es wurde vielfach bemerkt, daß Prinz Heinrich, der Bruder des Kaisers, die ordengeschmückte Galauniform anlegte, als er seinem Neffen, dem Kronprinzen, vor einigen Tagen einen Besuch abstattete. Bei dieser Gelegenheit wollen wir es uns nicht versagen, eine heitere Scene aus dem fürstlichen Kinderheim anzuschließen, die beweist, wie gemütlich es darin zugeht: Vor kurzem wollte Fürst Bismarck dem jetzigen Kaiser, damaligen Kronprinz Wilhelm, Vortrag halten. Denselben nicht zu Hause treffend, beabsichtigte der Fürst den Heimgang anzutreten, als der älteste Sohn des Kronprinzen, Prinz Wilhelm, welcher gerade mit seinen Brüdern Tanzversuche anstellte, den Onkel Bismarck aufforderte, ein Bischen mit ihm zu tanzen. Der eiserne Kanzler antwortete lächelnd: "Tanzen kann ich alter Onkel nicht mehr, aber vorspielen will ich Ew. königl. Hoheit;" Und so geschah es. Als die jungen Prinzen nach den Klängen des vom Fürsten gedrehten Leierkastens sich froh im Kreise bewegten, trat plötzlich der Kronprinz ein, gab dem Fürsten die Hand und sagte zu demselben in jovialem Tone: "Lieber Fürst, ich danke Ihnen von Herzen für das Vergnügen, welches Sie meinen "Stiften" bereiten, - ich freue mich um so mehr darüber, wenn ich sehe, daß ein künftiger deutscher Kaiser nach der Pfeife des Kanzlers tanzt!"
- In einem Prozeß in Berlin über Pferdehandel kam es zum Vorschein, daß es ein sehr häufig angewendeter Geschäftskniff ist, kollerige Pferde am Fuß zu verwunden, wodurch die Thiere, so lange der Schmerz anhält, ganz verwendbar erscheinen. Ein überführte Pferdehändler wurde wegen eines solchen Betrugs zu 9 Monaten Gefängniß und in die Kosten verurtheilt.
- Die Bannerherren von Münchhausen gehören zu den uralten Adelsgeschlechtern in Westfalen und einer der bekanntesten von ihnen war Ludolf von Münchhausen, geboren 1590. Von diesem rühmt sein Biograph Cotichius, daß er niemals ein unwahres Wort gesprochen und von einem so unerschütterlich redlichen Charakter gewesen sei, daß jedermann auf sein einfaches Ja und Nein ebenso fest bauen könnte, als hätte er Brief und Siegel darauf gegeben. Dieser Ritter und Bannerherr erwählte seine Gemahlin aus einem der ältesten, angesehensten und vornehmsten Geschlechter Brandenburgs, nämlich das edele und tugendsame Fräulein Anna

[ => Original lesen: 1888 Nr. 51 Seite 3]

von Bismarck, Tochter von Abraham von Bismarck Erbherr von Kressen und Schönhausen, und seiner Gattin Anna Schenk, Tochter vom Hause Flechtingen. Die Werbung L. von Münchhausen geben wir in den Worten des Chronisten wieder: "Da er um Annen von Bismarck warb, wollte sie sich zieren. Da sprach er zu ihr: "Anneke! wutt du, sau wutt du! süss gifft et der Meumkens=Döchter noch mehr" (Aennchen! willst du, so willst du! sonst giebt's der Mutter=Töchter noch mehr.) Sie sagte nun ja, aber unter der Bedingung, daß er seinen Zwickelbart abschneiden solle. Er aber faßte ein Haar davon und sprach: "Anneke süh, nig se dat Haar" (Aennchen sieh', auch nicht dieses Haar!) Nun sagte sie dennoch ja und lebte sehr glücklich mit ihm."
- Am Sonntag wurde ein Geschäftsmann in Frankfurt a. M., der sich während des Gewitters am Fernsprecher befand, durch eine elektrische Entladung getroffen und blieb mehrere Minuten betäubt.
- Wolkenbrüche haben ebenfalls am Donnerstag nachmittag nördlich von Hirschberg in Schlesien weit und breit schreckliche Verwüstungen, auf den Aeckern, sowie an Brücken und Wegen angerichtet, auch werden viele Blitzschläge gemeldet.
- Dem Kronprinzen von Schweden, welcher gegenwärtig in Franzensbad weilt, sind in seiner dortigen Hotelwohnung eine Anzahl Schmuckgegenstände, darunter eine werthvolle Remontoiruhr mit Doppelkette entwendet worden. Für die Verhaftung des Thäters ist eine Belohnung von 100 Gulden ausgesetzt.
- Nach neueren Meldungen aus Stockholm ist auch die Stadt Umea niedergebrannt. Der Gesammtverlust, der durch die Einäscherung Umeas und Sundswalls entstanden ist, wird auf 25 bis 30 Millionen Kronen angegeben. Ungefähr 12 000 Menschen sind obdachlos. Es haben sich sofort Komitees behufs Einsammelns von Geldern und Nahrungsmitteln gebildet. Es sind schon drei Dampfer mit Vorräthen für die Abgebrannten abgegangen.
- Die Pariser Akademie der Wissenschaften hat der Königin Elisabeth von Rumänien, Prinzessin von Wied, unter dem Namen Carmen Sylva bekannt, ihre goldene Medaille verliehen.
- Die Weltausstellung in Brüssel erfreut sich eines wachsenden Besuches, besonders auch aus dem Auslande. Am letzten Sonntag wurden an den Schaltern der Eingänge über 42 000 Eintrittsbillets gelöst, ungerechnet die Zahl der Abonnenten und sonstwie zum Eintritt berechtigten Personen.
- London und fast ganz England wurden am Donnerstag von schweren Gewittern heimgesucht, durch welche stellenweise großer Schaden angerichtet wurde. Mehrere Menschen fanden durch den Blitzschlag ihren Tod.
- In Aalborg in Jütland steckte eine Thierbändigerin einem Löwen ihren Kopf in den Rachen, der Löwe aber biß zu und richtete sie schrecklich zu, bevor sie befreit werden konnte. Man soll auch einen Löwen nicht in Versuchung führen.
- Einige Hamburger und Bremer Zigarrenhändler sind geradezu aufdringlich und werden förmlich unangenehm, wenn man nichts von ihnen bezieht. So bekam auch ein Barmer Zahnarzt eines Tages einen Brief folgenden Inhalts: "P. P. Sie haben immer noch nicht von meiner, Ihnen schon so oft gemachten Offerte Gebrauch gemacht. Damit Sie sich nun von der Reellität meines Geschäfts und der vorzüglichen Beschaffenheit meiner Zigarren in allen Preislagen überzeugen, erlaube ich mir Ihnen ein "Probe=Sortiment" frei zu übersenden und übermache Ihnen gleichzeitig die Rechnung, für deren Betrag von 38,70 Mark Sie mich gütigst erkennen wollen. Beifolgende frankirte Postkarte belieben Sie gefälligst zu benutzen, wenn Sie lieber hellere oder dunklere als in meiner Rechnung angegebene Farben wünschen. Mit ausgezeichneter Hochachtung X. X. - P. S. Habe ich bis Sonnabend keine Nachricht, so gehen die Zigarren an Sie ab." Die Antwort des Zahnarztes lautete: "Mit Vergnügen sehe ich der Sendung Zigarren entgegen. Jedoch werde ich mir erlauben, zur Ausgleichung der Rechnung Ihnen für den gleichen Betrag, 38 Mark 70 Pfg., Zahnpulver zu schicken. Mit vorzüglicher Hochachtung Z. Z." Bis jetzt hat der Zahnarzt keine Zigarren erhalten.
- Auch ein frommer Wunsch: Hunderttausend Thaler sollst De gewinnen und in der Apothek' sollst De se verbrauchen!

Farbig, schwarz und weiß Seiden=Moirée von Mk. 2,65 bis Mk. 10,30 p. Met. (antique und français)
versendet roben= und Stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Ein neuer Roman v. Karl Emil Franzos

gehört stets zu jenen Erscheinungen unserer modernen Literatur, welche von vornherein die größte Aufmerksamkeit weiter Kreise gesichert ist. Zuerst auf dem Gebiete des Kulturbildes und der Novelle berühmt geworden, hat sich Franzos durch seine Romane "Ein Kampf um's Recht", "Der Präsident" und "Die Reise nach dem Schicksal" auch unter den deutschen Romandichtern der Gegenwart eine Stelle in der vordersten Reihe erkämpft. Sein neuestes Werk "Die Schatten", welches vom Juli ab im Feuilleton des "Berliner Tageblatt" erscheinen wird, dürfte schon insofern die größte Aufmerksamkeit erwecken, als K. E. Franzos zum ersten Male durchweg nur deutsches Leben geschildert hat. Diesmal sind die österreichischen Alpen der Boden, auf welchem der Verfasser eine tieferschütternde, durch psychologische Vertiefung und spannende Handlung gleich bedeutsame Familiengeschichte sich abspielen läßt. Das durchaus originelle und schwerwiegende Problem findet eine ebenso ergreifende als befriedigende Lösung. Abonnements auf das "Berliner Tageblatt" und Handelszeitung nebst seinen 4 werthvollen Separat=Beiblättern "ULK", "Lesehalle", "Zeitgeist" und Mittheilungen über Landwirthschaft, Gartenbau und Hauswirthschaft, nehmen alle Reichspostanstalten für 5 Mk 25 Pf. vierteljährlich entgegen. Möglichst frühzeitige Abonnements=Anmeldung ist im eigenen Interesse geboten.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Schönberg an der Siemzerstraße sub No. 202 belegene Wohnhaus c. p. des Putzhändlers Peter Planthaber allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Mittwoch den 15. August 1888,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 28. Mai 1888.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Kriegerverein für das Fürstenth. Ratzeburg.

Allgemeine Versammlung am Sonntag, den 8. Juli d. J., Nachmittags 3 Uhr, im Vereins=Lokale.
Tagesordnung: Vereinsangelegenheiten.

Der Vorstand.        


Pantoffel Cordpantoffel Frauengrösse à Dutz Paar m. gesteppt. Filzsohl. M. 3.90, m. imit. Lederaufl. M. 4.75 m. Rinderspaltleder M. 5, mit holzgenagelten Tuchsohlen M. 6.50 bis M.10, Tuchschuhe, Cordschuhe m. holzgenagelten Tuchsohlen M. 11 Holzsohlenschuhe liefert G. Engelhardt, Zeitz.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 51 Seite 4]

Kochbuch umsonst!

Die in der "Deutschen Frauen=Zeitung" zu Veröffentlichung gelangenden Recepte werden in Buchform nochmal gedruckt und den Abonnenten gratis geliefert.

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Illustrirte Modenbeilagen mit Schnittmustern, pro Quartal 1mal. Genaueste Beschreibung der modernsten Toiletten nebst Schnittmustern zur Selbstanfertigung,
Vorlagen für Handarbeiten.

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Deutsche Frauen-Zeitung
erscheint wöchentlich dreimal. Redaction: Frau Rechtsanwalt E. Siebmann, Berlin W 35.

Inhalt. I. Theil: Das Wichtigste von den Tagesereignissen, für die Frauenwelt bearbeitet, Vermischtes, Humoristisches. II. Theil: Hauswirthschaftliche Artikel etc. in großer Zahl; Aufsätze, Märchen für die Jugend, Spielecke, interessanter Meinungsaustausch im Sprechsaal, Briefkasten. III. Theil: Feuilleton, enthaltend fesselnde Romane, Berichte über Theater, Kunst, Litteratur; Gedichte etc.

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Abonnementspr. mit allen beilagen pr. Quartal nur M. 1,50.
bei freier Lieferung ins Haus Mark 1,75.
Man abonnirt nur bei den Kaiserlichen Postanstalten.
Nr. 1484a der Zeitungspreisliste, Nachtrag V.

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Reizende Musikbeilage auf Notenpapier gedruckt, monatlich 1mal enthaltend Salonstücke, Tänze, Lieder.

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Jede Abonnentin der "Deutschen Frauen=Zeitung" erhält durch den Druck der Recepte in Buchform ein sich stets erweiterndes Kochbuch mit den neuesten und erprobten Recepten. Am Schluß des Jahres: Inhaltsverzeichniß und Register

Kochbuch umsonst!

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Hôtel Stadt Hamburg
Ratzeburg a. Markt.

Einem geehrten Publikum hiermit die ergebene Anzeige, daß ich obiges Hôtel am 1. Juli käuflich übernommen habe.
Gute Speisen, Getränke und gute Betten, freundliche und aufmerksame Bedienung versprechend, bitte ich, mich in meinem Unternehmen zu unterstützen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    C. Kröpcke.


Am Sonntag den 8. und Montag den 9. Juli                                                    
Scheiben=Schießen
nach guten Gewinnen, wozu ich meine Freunde und Gönner hiermit ergebenst einlade.                                                    
                                                                              Fahrenkrug. Lüdersdorf.
Am letzten Tage: Großer Ball.


Frische Kartoffeln,

1 Pfund zu 10 Pfg., verkauft Küster Schulze. Bestellungen werden am Tage vor dem Gebrauch erbeten.


Das älteste und größte
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute, neue

Bettfedern für 60 Pfg. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte Mark 1,25
prima Halbdaunen nur Mk. 1,60, Mk. 2,
reiner Flaum nur Mk. 2,50 und Mk. 3.

Bei Abnahme von 50 Pfd. 5 pCt. Rabatt.
Umtausch gestattet.
Prima Inletstoff zu einem großen Bett (Decke, Unterbett, Kissen und Pfühl),
zusammen für nur 14 Mark.


        Eine angemessene Belohnung erhält derjenige, wer mir diejenige Person so namhaft macht, daß ich dieselbe gerichtlich belangen kann, die mir am Sonntag, den 1. Juli von meinem Kleefelde 3 bis 4 Sack Klee gemäht und gestohlen und selbige mittelst einer Schiebkarre fortgeschafft hat. Verbiete zugleich jedes Kraut und Grasschneiden auf meiner Feldmark bei strafgerichtlicher Ahndung.
        Törpt, den 2. Juli 1888.

J. H. Lohse. Schulze.        


Diedr. Teschau, Messerfabrikant,
Lübeck, Breitestraße 24.
Specialgeschäft u. Fabrik in
Messerwaaren und Scheeren.
Revolver, Salonbüchsen, Pistolen, Munition, Barometer, Thermometer, Reißzeuge.
---------------
Reparatur-Werkst. Hohlschleiferei.
Neue Klingen, Korkzieher, Hefter werden eingesetzt, Kaffemühlen geschärft, Siebe eingebunden.
Neu - Anfertigungen
rasch und sauber.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 51 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 51 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 3. Juli 1888.


- Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen werden im Juli mit der "Yacht Hohenzollern" eine Reise nach England und ins Mittelmeer antreten. Auch dem Könige von Italien wird wahrscheinlich ein Besuch abgestattet. In Kiel ist das hohe Paar bereits am Sonnabend eingetroffen.
- Der Geheime Rath Krupp aus Essen hat am Sarg des Kaisers Friedrich einen Kranz niederlegen lassen, dessen Gestell allein ein Gewicht von 30 Pfund hatte, während der Kranz selbst über einen Zentner wog.
- Immer kommt es wieder zum Vorschein, daß die deutschen Studenten auf dem Universitätsjubiläum in Bologna außerordentlich gefallen haben. Die hohen, strammen Gestalten der Jünger Altheidelbergs, Erlangens, Leipzigs, Berlins und Straßburgs in ihrer schmucken Studententracht machten sofort einen guten Eindruck bei Jung und Alt, und als einer von ihnen in der Festaula auf Italienisch die Grüße an Bologna und ganz Italien ausrichtete, und die Anwesenden dieses kernige deutsche Blut, die hellen, freundlichen Gesichter ansahen, als der schmucke Sprecher mit Begeisterung von der gleichen Bestimmung der zwei Völker und von der Nothwendigkeit sprach, um Deutschland und Italien das Band unzerreißbarer Treue zu schlingen, da waren die Herzen gefangen, da hatten sich Italiener und Deutsche gefunden. Im Triumph wurden die Deutschen überall gezeigt, gefeiert, bewirthet, umjubelt. Die Kunde von der deutschen Herzlichkeit, Gradheit und Freundlichkeit verbreitete sich im Fluge über die ganze Halbinsel und hat den Unmut der lärmendsten italienischen Partei, der Radikalen gebrochen, welche das Bündniß Italiens mit Deutschland als Freiheit tödtend bekämpfte. Die Studenten haben damit Italien und Deutschland einen werthvollen Dienst erwiesen. Und die deutsche Thronrede hat diese Stimmung ungemein verstärkt.
- Sämtliche Militärkapellen in der deutschen Armee sind jetzt mit neuen Blasinstrumenten versehen worden. Dieselben haben eine um einen halben Ton tiefere Stimmung als die bisherigen.
- Es unterliegt keinem Zweifel, daß die in Hotels etc. beschäftigten weiblichen Bediensteten nicht als Dienstboten im gewöhnlichen Sinne gelten, sondern als Gehülfen im Geschäfte angesehen werden müssen und aus diesem Grunde nach § 1. sub 2 des Gesetzes vom 15. Juni 1883, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, versicherungspflichtig sind. Den betheiligten Arbeitgebern liegt deshalb die Verpflichtung ob, dieselben spätestens am 3. Tage nach Beginn der Beschäftigung bei der zuständigen Ortskrankenkasse anzumelden und spätestens am 3. Tage nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses wieder abzumelden. Unterbleibt die rechtzeitige Anmeldung, so hat der Arbeitgeber im Erkrankungsfalle sämmtliche Kur= und Verpflegungskosten auf die Dauer von 13 Wochen und bei etwaigem Todesfalle auch die Beerdigungskosten zu tragen; unterbleibt dagegen die Abmeldung, so müssen die Kassenbeiträge so lange fortgezahlt werden, bis letztere erfolgt ist. Ein Bauunternehmer in Schwerin, welche die Anmeldung eines Arbeiters in Schwerin unterlassen hatte, hat vor kurzem an Kur= und Verpflegungskosten die Summe von 300 M. an das Stadtkrankenhaus zahlen müssen, und ein Berliner Gastwirth hat die Unterlassung von Anmeldung und Abmeldung von nur 2 Dienstboten, durch Nachzahlung der hinterzogenen Kassenbeiträge vom 1. Dezember 1884, dem Inkraftreten des Gesetzes an, mit 729 M. büßen müssen. Die Dienstboten unterliegen dem gesetzlichen Zwange zum Beitritt der Ortskrankenkassen nicht, wenn sie einer, den gesetzlichen Bestimmungen genügenden, eingeschriebenen freien Hülfskasse angehören. Sobald die Besitzer der Gastwirthschaft etc. sich beim Dienstantritt ihrer männlichen und weiblichen Dienstboten überzeugt haben, daß diese als Mitglieder einer eingeschriebenen freien Hülfskasse angehören, sind sie ebenso von der Verpflichtung befreit, diese Dienstboten bei der Ortskrankenkasse innerhalb 3 Tagen anzumelden, wie letztere von dem Zwange, sich gegen die Nachtheile einer Krankheit bei dieser Kasse zu versichern. Das Krankenkassengesetz vom 15. Juni 1883 verlangt zwar, daß jede gewerblich beschäftigte Person gegen Krankheit versichert sein muß, aber es überläßt den Betheiligten ausdrücklich die freie Wahl, ob sie einer eingeschriebenen freien Hülfskasse angehören wollen, deren Verwaltung ausschließlich in den Händen der versicherten Arbeitnehmer liegt, oder einer Orts= resp. Betriebskrankenkasse, an der Erhaltung und Verwaltung auch die Arbeitgeber zu einem Drittel im Vorstand und in der Generalversammlung betheiligt sind.
- Für das reisende Publikum ist folgende vor Kurzem erfolgte gerichtliche Entscheidung von großem Interesse. Der Herausgeber von "Griebens Reisebibliothek" hatte von einem Gasthof im Harz geschrieben: "Ueber Bedienung und Preise wird viel geklagt." Die daraufhin von dem Gasthofbesitzer erhobene Klage wurde von dem Berliner Amtsgericht mit der Begründung zurückgewiesen, daß der Zweck der Reisebücher sei, dem reisenden Publikum als Anhalt zu dienen und daß nach § 193 des Strafgesetzbuches tadelnde Urtheile über gewerbliche Leistungen, welche zur Wahrnehmung berechtigter Interessen gemacht werden, nur insofern strafbar sind, als das Vorhandensein der Beleidigung aus der Form der Aeußerung hervorgeht. Dieses Erkenntniß ist besonders erfreulich für alle, die schon unter der bei Aufstellung der Rechnung maßgebenden Voraussetzung: "Die kommen nicht wieder!" schwer gelitten haben.
- Bei der Vereidigung der Infanteriegarnison der Stadt Höxter auf den Kaiser Wilhelm verweigerten ein Pole, der den beiden vorigen Kaisern den Schwur ohne Wiederstreben geleistet hatte, und ein Elsässer, welcher erklärte, der französischen Republik Treue schuldig zu sein, den Fahneneid. Die beiden Hartköpfe mußten verhaftet werden.
- Im Jahre 1842 wurde die Försterstochter Otto bei Tankow vergewaltigt und ermordet gefunden und der Hülfsjäger Rostin vom Schwurgericht in Küstrin als Mörder zu lebenslänglichem Zuchthause verurtheilt, in welchem er vor Jahren gestorben ist; er hatte fortwährend seine Unschuld betheuert. Jetzt hat ein alter Mann auf seinem Krankenbette dem Pfarrer aus eigenem Antriebe gestanden, daß er der Mörder sei. Der Geistliche hat dem Gericht Anzeige gemacht.
- Dieser Tage spielte der Sohn eines Bauern in Haste im Herzogthum Braunschweig mit dem Hofhunde. Plötzlich faßte dieser den 11 jährigen Knaben in die Waden, riß ein faustgroßes Stück Fleisch mit sammt den Sehneu heraus und verschlang es. Wuth konnte bei dem sonst ganz frommen Hunde nicht bestätigt werden.
- In Cassel beschloß ein Liebespaar, ein Buchhalter und eine Verkäuferin in einem Laden, gemeinsam zu sterben, weil sie sich nicht heiraten konnten. Auf freiem Felde schoß er sie in die Brust, traf sie aber nicht tödtlich; er schoß sich ins Herz und war auf der Stelle todt.
- In verschiedenen Gegenden Unterfrankens haben in den letzten Tagen schwere Gewitter, in mehreren Fällen von Hagelschlag begleitet, großen Schaden angerichtet, so z. B. in Bersbach bei Würzburg und in dem Pfarrdorf Zellingen, wo viel Vieh und die ganze Ernte zu Grunde ging.
- Sonderbares "Pech" hatte ein Unteroffizier bei dem letzten Transporte der Reservisten. Demselben fiel nämlich sein Helm in den Abort des Bahnhofes Nürnberg. Dieser unangenehme "Fall" trug dem Unteroffizier 10 Tage Mittelarrest ein.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 51 Seite 6]

- Der Herzog von Aumale, der betagte und sehr reiche Onkel des Grafen von Paris und des Herzogs von Chartres, schickt sich an, diesen den ärgsten Possen zu spielen. Er ist mit Frau Clinchant, die ihm seit vielen Jahren sehr nahe steht und früher seine Dienerin war, nach London gereist, um die nach englischem Gesetz zum Behuf der Eheschließung nothwendige Zeit auf englischem Boden zu verweilen und sodann die genannte Dame zu heirathen. Dadurch würde deren Tochter, Fräulein Clinchant, legitimirt und das reiche Erbe des Herzogs wäre für die habsüchtigen Orleans verloren. Der Herzog hat schon im vorigen Jahr seine reichste und schönste Besitzung Chautilly im Werth von 30 Millionen der Pariser Akademie geschenkt.


Aus alter Zeit.
Novelle von Franz Laufkötter
(Nachdruck verboten.)


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