No. 53
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. Juli
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 53 Seite 1]

Der Kaiser wird am 12. Juli in Potsdam den am Berliner Hof beglaubigten Botschaftern ein Diner geben. Am 13. Juli wird dann die Abreise nach Kiel erfolgen. Nach den neusten Nachrichten wird der Kaiserbesuch nicht in St. Petersburg, sondern in Peterhof oder Gatschina stattfinden. Die "Kreuzzeitung" glaubt, daß es sich bei dem Zusammentreffen der Kaiser um den Abschluß eines Bündnisses oder eines Kompromisses handle, worüber aber die Mächte des Dreibundes sich von vornherein in Uebereinstimmung befinden. Oesterreich soll darauf verzichtet haben, sich nach Macedonien auszudehnen, wogegen es im Besitz von Bosnien und der Herzegowina bleibe. Ungelöst soll noch die Frage nach dem künftigen Verhältniß Rußlands zu Bulgarien sein, doch sei auch darüber die Einigung zu erwarten.
Am Mittwoch Morgen hat der Kaiser auf dem Bornstedter Feld die erste Truppenbesichtigung vorgenommen und zwar die seines Leibgarde=Husarenregiments. Dieselbe war von prächtigem Wetter begünstigt und gewährte, da sich dem Kaiser eine Suite von ca. 200 Offizieren aller Waffengattungen angeschlossen hatte, ein glänzendes Schauspiel. Der Kaiser folgte den verschiedenen Bewegungen mit großer Aufmerksamkeit und hielt sich zumeist in unmittelbar Nähe des Regiments. Als dasselbe die Hindernisse am weißen Haus zu nehmen hatte, führte er, allen voran, seine Husaren schneidig über dieselben hinweg. Nach Beendigung der Vorstellung, welche den besten Verlauf genommen hatte, verlieh der Kaiser zum Beweis seiner Zufriedenheit auf dem Manöverfelde dem Kommandeur des Regiments, Oberstleutnant von Gottberg, den Hohenzollernschen Hausorden. Der Kaiser rückte an der Spitze seines Regiments in Potsdam ein, wo ihm von einer dichtgedrängten Menschenmenge ein begeisterter Empfang bereitet wurde.
Wie aus Kiel gemeldet wird, übernimmt Kontre=Admiral Knorr den Befehl über das den Kaiser nach Rußland begleitende Geschwader. Vorher unternehmen Prinz und Prinzessin Heinrich ihre schon angekündigte Reise nach Kopenhagen und Stockholm.
Der Bau des Kaiserpalastes in Straßburg wird auf höheren Befehl derart beschleunigt, daß derselbe von Oktober an bewohnt werden kann. Man vermuthet, daß Kaiser Wilhelm bei einem Besuch an den süddeutschen Höfen auch nach Straßburg kommen werde. Ganz unwahrscheinlich ist die Sache nicht.
Ganz ohne Politik wirds beim Besuch des Zaren doch nicht abgehen, denn nach den neuesten Nachrichten wird Graf Herbert Bismarck, also der berufenste Vertreter des Reichskanzlers, den Kaiser nach St. Petersburg begleiten. Für den Besuch sind 3-4 Tage in Aussicht genommen; die Festlichkeiten werden sich auf militärische Schauspiele beschränken. Der Besuch Kaiser Wilhelms am österreichischen und italienischen Hof soll im Laufe des Monats August erfolgen.
Die Krankheitsgeschichte Kaiser Friedrichs ist von den betheiligten Aerzten jetzt in amtlicher Form zusammengestellt worden. Das Manuskript wird indessen noch streng geheimgehalten, und alle angeblichen Mittheilungen daraus sind lediglich werthlose Vermutungen. Beigefügt werden die Gutachten von Gerhardt, Tobold, Bergmann, Landgraf, Bramann, Schrötter, Kußmaul und Bardeleben.
In Berlin ist eine Deputation der Deutschen aus Petersburg eingetroffen, welche einen 1000 Rubel kostenden silbernen Lorbeerkranz für Kaiser Friedrichs Sarg überbringt.
In Berlin sind die ersten Zwei=Markstücke mit dem Bilde des Kaisers Friedrich zur Ausprägung gelangt; dieselbe wird in dieser Woche rasch fortgesetzt werden. Die Münzen sind vortrefflich gelungen. Von der blanken Silberfläche der Zwei=Markstücke heben sich die Züge des verstorbenen Kaisers noch wirksamer ab, als auf den Kronen und Doppelkronen. Trotzdem ein erhebliches Quantum dieser Münzen zur Ausprägung gelangt, wird von denselben in den Verkehr als Scheidemünze wohl mir wenig übergehen. Wer in den Besitz eines derartigen Zweimarkstücks gelangt, wird dasselbe gern als eine Erinnerung an den Entschlafenen zurückhalten.
Unter Kaiser Friedrich war auch einmal von der Versetzung des Grafen Waldersee, des Alter Ego Moltkes in Großen Generalstab, die Rede. Der gewissenhafte Kaiser fragte den alten Moltke um seine Meinung. Majestät, sagte dieser ohne Umschweif, ich schlage die Bedeutung Waldersees an seinem jetzigen Platze so hoch an, daß ich selbst um meinen Abschied einkommen werde, wenn der Graf versetzt wird. - Damit war die Sache abgethan; denn Moltkes Bürgschaft war mehr als "Siebenbürgen" für die Bedeutung des Mannes.
Fürst Bismarck sagte einmal: "Durch Sorgen und Arbeiten für den Staat verzehre ich mich." Die Abgeordneten des preußischen Landtags haben dies in der Schlußsitzung bestätigt. Alle haben wahrgenommen, daß der Kanzler in den letzten Monaten sehr gealtert ist. Sein Kopf, der in früheren Jahren einen imponirenden Umfang hatte, erscheint jetzt in Folge der größeren Magerkeit unverhältnißmäßig klein; Alle haben sich überzeugt, daß ihm nach den Strapazen und Aufregungen der letzten Monate eine Erholung dringend nöthig ist.
Die politischen Kopfschüttler und Unglückspropheten, die gleich Unheil in der Jungfernreise des Kaisers Wilhelm nach Rußland wittern, können sich vielleicht ihr trübes Gemüth durch den Gedanken erleichtern, daß ein kluger Mann von allerlei Geschäften das schwerste zuerst vornimmt und erledigt? Die anderen gehen dann frisch und leicht von der Hand.
Der preußische General v. Pape, der die Thronbesteigung Kaiser Wilhelms in St. Petersburg angezeigt hat, scheint eine gute diplomatische Schule durchgemacht zu haben. An der Hoftafel brachte er einen Trinkspruch aus, in dem er versicherte, er sei
[ => Original lesen: 1888 Nr. 53 Seite 2]stolz darauf, im Jahr 1813 geboren zu sein; denn in diesem denkwürdigen Jahr habe die Bundesgenossenschaft Rußlands und Preußens ihre glänzendsten Triumphe gefeiert und der damalige Kaiser Alexander sei so verehrt worden, daß alle Jungen in Preußen auf den Namen Alexander getauft worden seien, die Väter und Mütter hätten es nicht anders gethan. Dieser Trinkspruch hat durchaus nicht mißfallen.
Die energische Erklärung der "Nordd. Allg. Ztg.", daß an eine Aufhebung des Paßzwanges nicht zu denken sei, hat in Paris sehr enttäuscht. Man dachte dort, die Maßregel würde sacht einschlafen.
Die Regierung des Reichslandes hat eine Verfügung erlassen, wonach die Geschäftsbücher von Rechtskonsulenten überall in deutscher Sprache zu führen sind. Die von Pariser Blättern gebrachten Mittheilungen, die Franzosen sollten auch beim Betreten des deutschen Gebiets von Luxemburg oder der Schweiz aus einer besonderen Kontrolle unterworfen werden, sind unbegründet.
Die Metzer Kriegsschüler, welche vor einiger Zeit aus Versehen bei Amanweiler französisches Gebiet - allerdings nur einige Meter weit - betreten haben, sind mit strengem Arest bestraft worden. Um ähnlichen Vorfällen vorzubeugen, ist in Zukunft der Besuch der Schlachtfelder und das Verlassen der Festungszone nur denjenigen Militärs erlaubt, welche sich im Besitz eines Erlaubnisscheines befinden.
In den Kommandostellen in Preußen findet ein großer Wechsel zu Land und zu Wasser statt. Nicht weniger als 6 kommandierende Generale treten in den meist erbetenen Ruhestand. Einer der Nachfolger wird der vielgenannte, bisher sehr einflußreiche Chef des Militärkabinetts, General v. Albedyll, sein, ein anderer General v. Caprivi, der seitherige Chef der Marine.
Das große Loos bei dem Kämmerchen=Vermieten hat v. Wedell=Piesdorf gezogen. Er ist Hausminister des Kaisers geworden, mit 30 000 Mk. Gehalt, hat als Dienstwohnung einen Palast in der Wilhelmsstraße und nur einen Herrn über sich, den Kaiser.
Oesterreich und Italien stehen jetzt in intimem Bündniß. Es war wirklich ein Kunststück Bismarcks, sie unter Einen Hut zu bringen. Wie haben sie sich s. Z. gehaßt und bekämpft und wie galt in Oesterreich Viktor Emanuel und namentlich sein Minister Cavour als die Verkörperung des Mephistopheles; sein Name war zum Schimpfnamen geworden. Und dieser Tage hat der Kaiser von Oesterreich dem Minister Crispi und zwei anderen italienischen Ministern hohe Orden verliehen. Man soll niemals "niemals" sagen!
Der Besuch des italienischen Kronprinzen am belgischen Hofe wird mit einem Heirathsproject in Verbindung gebracht. Der Kronprinz wird wahrscheinlich die jüngste Tochter des belgischen Königspaares zur Gemahlin wählen.
Kriegsminister Freycinet hat die Bestimmungen des Gesetze vom 17. Dezember 11845 über die Heirathen der Offiziere abgeschafft und angeordnet, daß aktive Offiziere und Militärbeamte, deren regelmäßiges Gehalt 5000 Franken beträgt, heirathen können, ohne daß die Braut Vermögen in die Ehe zu bringen braucht.
Der Oberbefehlshaber der britischen Armee, der Herzog von Cambridge, hat eine Generalordre erlassen, demzufolge 95 000 Freiwillige sofort in 19 Brigaden zu formieren sind, welche jederzeit mobilisirt werden können.


- Schönberg. Die diesjährigen Herbstübungen der 33. Infanterie=Brigade werden in der Gegend nordöstlich Ratzeburg vom 9. bis 26. August stattfinden und erhalten in Folge dessen die nachstehend bezeichneten Ortschaften des Fürstenthums Ratzeburg Einquartierung. Domhof=Ratzeburg vom Lübecker Füsilier=Btl. Nr. 76, 1/2 Kompagnie vom 9. bis 18. August und vom 25. bis 27. August cr., sowie vom Füsi.=Btl. Nr. 75, 3/4 Kompagnie in der Zeit vom 18. bis 25. August cr. Hof und Dorf Mechow, Baeck und Ziethen zusammen Stab und 2 Compagnien des 1. Bataillons Infanterie=Regiments Nr. 76 in der Zeit vom 9. bis 27. August cr. Gr. Molzahn, Hof und Dorf Schlagsdorf, Schlagbrügge zusammen das Füs. Bataillon Nr. 76 in der Zeit vom 18. bis 25. August cr. und Lankow vom 2. Btl. Infanterie=Regts. Nr. 76 3/4 Compagnie in der Zeit vom 18. bis 25. August cr. Während des Marsches zum Uebungsfelde werden der Stab, sowie die 2. und 3. Batterie der reitenden Abthl. Feldartillerie=Regts. Nr. 9 in Schönberg Quartier vom 18. bis 20. August cr. nehmen und endlich wird die 3. Batterie der genannten Abtheilung in Schwanbeck vom 19. bis 20. Septbr. cr. einquartiert werden. Wir hören, daß nicht allein auf dem vorher bestimmten Uebungsfelde von den Infanterie und Cavallerie=Truppentheilen die Uebungen abgehalten, sondern auch die Märsche dorthin bei sich darbietender Gelegenheit mit Felddienstübungen verbunden werden sollen.
- Schönberg. Die Genossenschaftsmeierei hieselbst zahlte für die im Monat Juni gelieferte Milch pro Liter 7 Pf. an die Mitglieder, 6 1/3 Pf. an die Liferanten. Bei der großen Menge der täglich zur Verarbeitung gelangenden Milch (3000 Liter) ist es von Wichtigkeit, daß der Betrieb ungestört bleibt und um dies zu erreichen ist zu den vorhandenen zwei Centrifugen noch eine dritte beschafft, welche gegebenen Falles als Ersatz dienen wird.
- König Humbert ließ in der Werkstätte Castellanis für das Grab des Kaisers Friedrich einen prachtvollen Kranz aus Lorbeer= und Eichenblättern anfertigen und mit der Inschrift versehen: "Humbert, König von Italien, seinem besten Freunde Friedrich dem Dritten, dem Kaiser und Könige.
- In Mainz wurden mehrfach falsche 10=Markstücke mit dem Bildniß Kaiser Friedrichs angehalten.
- Die Kaiserin=Wittwe Viktoria hat jeder schulpflichtigen Tochter der Ueberschwemmten in Elbing ein Geschenk überwiesen, bestehend in einem verschließbaren Kästchen mit allen Nähutensilien.
- Wie aus Elbing geschrieben wird, sind die gesundheitlichen Zustände im Ueberschwemmungsgebiet keine günstigen. An einigen Orten tritt der Typhus epidemisch auf und das Sumpffieber herrscht bis in höher gelegene Gegenden trotz der umfassendsten Vorsichtsmaßregeln. Wo das Land bis Johanni nicht trocken geworden ist, müssen die Besitzer auf diesjährige Erträge verzichten. Dennoch wird an der Trockenlegung rüstig fortgearbeitet. In den fünf Ortschaften Ellerwald sind noch 170 Hufen des besten Landes bis 2 1/2 Fuß unter Wasser.
- Dem Schriftsteller Dr. Gustav Freytag ist vom Kaiser anläßlich seines 50jährigen Doktor=Jubiläums das Komthurkreuz des Hohenzollernschen Hausordens verliehen worden.
- Vor einigen Tagen brannte in Krummensee bei Straßburg (Prov. Brandenburg) die königliche Domäne nieder. Das Feuer fing an drei Stellen fast gleichzeitig an aufzulodern, und da sämmtliche niedergebrannten Ställe, Scheunen, sowie die Arbeiterhäuser mit Rohr und Stroh gedeckt waren, war ein Löschen vollständig unmöglich. Es verbrannten 26 Pferde, 87 Stück Rindvieh, circa 300 Schafe, 10 Schweine und sämmtliches Federvieh; außerdem einige auf dem Hofe stehende Fuhren Heu, von denen nur das Eisenzeug der Wagen übrig blieb.
- Bildungsunterschied. Von 100 Personen können lesen: in Deutschland 94, in England 91, in Oesterreich 88, in Frankreich 88, in Italien 74, in Spanien 69 und in Rußland 53; können lesen, schreiben und rechnen; in Deutschland 89, in England 81, in Frankreich 77, in Oesterreich 75, in Italien 63, in Spanien, 49, in Rußland 39; in der fremden Sprache sind bewandert: in Deutschland 69, in Oesterreich 61, in England 34, in Frankreich 29, in Italien 28, in Rußland 23 und Spanien 13; besitzen einigermaßen Vertrautheit mit den Klassikern: in Deutschland 35, in England 21, in Frankreich 20, in Italien 17, in Oesterreich 13, in Spanien 7 und in Rußland 2.
- Bei Weinböhla in der Nähe von Meißen (Königreich Sachsen) hat ein Rehbock ein mit Heu=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 53 Seite 3]

wenden beschäftigtes 11jähriges Mädchen angegriffen, niedergeworfen und fürchterlich mit den Hörnern zugerichtet.

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Anzeigen.

Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Commission macht hierdurch auf die Bestimmungen in den §§ 89 und 91 der Ersatz=Ordnung vom 28. September 1875, betreffend die Nachsuchung der Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militärdienste und den Nachweis der dazu erforderlichen wissenschaftlichen Befähigung mit dem Bemerken aufmerksam, daß die Herbstprüfungen in der zweiten Hälfte des Monats September stattfinden werden, und daß Gesuche um Zulassung zu dieser Prüfung bis zum ersten August d. J. angebracht werden müssen.
Schwerin 3. Juli 1888.

Großherzoglich Mecklenb. Prüfungs=Commission für Einjährig=Freiwillige.


Danksagung.

Für die zahlreich erhaltenen Glückwünsche zu meinem 50jährigen Dienstjubiläum sage ich hiermit allen Theilnehmern meinen herzlichsten Dank.
Carlow, den 4. Juli 1888.

Struck, Landreiter.        


Der Halbhufner Johann Krellenberg aus Selmsdorf hat mich beauftragt, seine Geldverhältniße zu ordnen. Ich fordere daher dessen sämmtliche Gläubiger auf, ihre Forderungen binnen 8 Tagen bei mir anzumelden.
Schönberg, den 9. Juli 1888.

H. Fölsch, Rechtsanwalt.        


Beste, von mir selbst gemachte,                                                    
Schmiede=Sensen
ganz aus bestem Gußstahl gearbeitet empfiehlt                                                    
                                                    J. Teege, Schmiedemeister.
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Honig à Pfd. 75 Pfg.

ist bei mir zu haben.
Zugleich mache ich die Herren Imker darauf aufmerksam, daß ich 40 Stöcke der so besonders fleißigen Krainer Bienen durch Kauf erworben habe, und von diesen mehrere befruchtete Königinnen à 5 Mark abgebe.

Gastwirth Sterly in Selmsdorf.        


Drahtglocken
rund und oval,
Milchsiebe mit Silbergaze
empfiehlt                                                     J. Ludw. D. Petersen.


Prima holländischen Rahmkäse
gelben und grünen Kräuterkäse empfiehlt
Carlow.                                                     W. Creutzfeldt.


Hierdurch mache ich einem hochgeehrten Publikum Schönberg's und Umgegend die ganz ergebene Anzeige, daß ich mit dem heutigen Tage hierselbst eine

Material= und Colonial=Waarenhandlung

eröffnet habe. - Prompte Bedienung, sowie billige Preise zusichernd, zeichne

Hochachtungsvoll
Schönberg, den 6. Juli 1888.                                                     C. Kremer. 164 Siemzer=Straße 164


Kochbuch umsonst!

Die in der "Deutschen Frauen=Zeitung" zu Veröffentlichung gelangenden Recepte werden in Buchform nochmal gedruckt und den Abonnenten gratis geliefert.

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Deutsche Frauen-Zeitung
erscheint wöchentlich dreimal. Redaction: Frau Rechtsanwalt E. Siebmann, Berlin W 35.

Inhalt. I. Theil: Das Wichtigste von den Tagesereignissen, für die Frauenwelt bearbeitet, Vermischtes, Humoristisches. II. Theil: Hauswirthschaftliche Artikel etc. in großer Zahl; Aufsätze, Märchen für die Jugend, Spielecke, interessanter Meinungsaustausch im Sprechsaal, Briefkasten. III. Theil: Feuilleton, enthaltend fesselnde Romane, Berichte über Theater, Kunst, Litteratur; Gedichte etc.

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[ => Original lesen: 1888 Nr. 53 Seite 4]

        Zu dem am Montag, den 23. und Dienstag, den 24. Juli d. J. stattfindenden

Königschuß

laden wir die geehrten Bewohner von Stadt und Land so höflichst als ergebenst ein.
        Schönberg, den 9. Juli 1888.

Kapitain und Schaffner der Schützenzunft.
C. Schultze.       F. Baer.       J. Greiff.


Theater in Schönberg.
(Im Saale des Herrn Boye.)
Gastspiel des Knapp=Girard'schen Operetten=
und Lustspiel=Ensembles.
Nur 5 Vorstellungen.
Eröffnungs=Vorstellung:
Dienstag, den 10. Juli: "Der Zigeunerbaron",
Operette in 3 Acten von Joh. Strauß.
Mittwoch, den 11. Juli: "Die berühmte Frau",
Lustspiel in 2 Acten von G. Kadelburg und F. v. Schönthan.
Donnerstag, den 12. Juli: "Farinelli",
Romantisch=Komische Op.rette in 3 Acten von Zumpe.
Freitag, den 13. Juli: "Die Jungfrau von Belleville",
Komische Operette in 3 Acten von C. Millöcker.
Sonntag, den 15. Juli: "Höhere Töchter",
Posse mit Gesang von Mannstädt.

Preise der Plätze: Im Tagesverkauf in meiner Wohnung bei Herrn Boye: Sperrsitz: 1 Mk. 25 Pfg. I. Platz: 80 Pfg. II. Platz: 60 Pfg. Gallerie: 30 Pfg.

Kassenöffnung 7 Uhr.                          Anfang 1/2 8 Uhr.


Einem hochgeehrten Publikum Schönbergs und der Umgegend erlaube ich mir ergebenst anzuzeigen, daß ich am heutigen Tage im Hause des Herrn Leumann hieselbst

Siemzer-Strasse
ein
Kurz=, Weiß= & Wollwaaren=Geschäft

eröffnet habe.
Es wird mein Bestreben sein, durch coulante und aufmerksame Bedienung, sowie durch äußerst billig gestellte Preise mir das Wohlwollen des mich beehrenden Publikums dauernd zu erwerben. Ich bitte mein Unternehmen gütigst zu unterstützen und zeichne mit

                                                    Hochachtung
                                                    Karl Klempien.


Carbolineum
fäulnißwidriger imprägnirender Holzanstrich empfiehlt                                                    
Carlow.                                                     W. Creutzfeldt.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 53 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 53 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. Juli 1888.


- Das Reichsgesetz betreffend den Schutz der Vögel ist mit dem 1. Juli in Kraft getreten. Wir erwähnen besonders noch, daß nicht nur Eltern verantwortlich sind für Uebertretung des Gesetzes durch ihre Kinder, sondern daß auch derjenige bestraft wird, welcher es unterläßt, zu seinem Haushalt gehörende, unter seiner Gewalt stehende Personen von Uebertretungen des Gesetzes abzuhalten. Es wird also z. B. ein Gutsbesitzer, welcher seine Knechte nicht vom Vogelfang abhält, straffällig.
- Berlin schickt am 9. Juli insgesamt 1673 Kinder, 798 Knaben und 875 Mädchen in die Ferienkolonien. In Vollkolonien werden 315 Knaben und 499 Mädchen gesandt und zwar sind die meisten nach See= und Soolbädern bestimmt.
- Die Eröffnung der deutschen Abtheilung der Kopenhagener Ausstellung findet am Freitag in Gegenwart des sächsischen Königspaares statt.
- Eine interessante Hexengeschichte beschäftigte in diesen Tagen das Landgericht in Kempten. Ein gewisser Xamer Endres in Wank kuriert das Vieh und "enthext" es auch. So hatte er neulich einem Bauern Ostheimer in Halslach den verhexten Viehstall von bösen Geistern gereinigt. Der Spaß kostete dem Bauer 17 Mk. - und dem Hexenbezwinger 3 Wochen Haft wegen groben Unfugs.
- In älterer Zeit rief ein bekanntes Wort Oesterreich zu: "Tu, felix Austria, nube, das heißt: Heirathe, Oesterreich!" Und in der That haben die Habsburger ihrer Zeit gute Geschäfte mit Heirathen gemacht. Eine Tänzerin in Wien, Bertha Lindau, hat sich das gemerkt und zuerst den berühmten Maler Makart, und als dieser starb, einen Grafen Strachwitz geheirathet. Auch Bertha Rother, Berliner Andenkens, verbessert ihre Karriere mit einer Heirath; sie hat sich mit dem Sohn eines reichen Großindustriellen v. Schroll verlobt und das Aufgebot hängt bereits in ihrem Geburtsort Charlottenburg aus.
- Viel Theilnahme erregt das traurige Schicksal, welches der Träger eines adeligen Namens erfahren hat. Vor Kurzem wurde derselbe in dem Dorf Buckow bei Wustermark wegen Bettelns festgenommen und dem Amtsgericht überwiesen. Dabei stellte sich heraus, daß der Festgenommene der Sohn eines höheren Staatsbeamten von S. war und sich in den Feldzügen 1864, 66 und 70 dermaßen ausgezeichnet hat, daß er mit dem eisernen Kreuz I. und II. Klasse dekoriert wurde. Er verheirathete sich demnächst mit einer adligen Dame, war Gutsbesitzer, verlor jedoch bei Gründung einer bekannten Villenkolonie vor Berlin sein Vermögen von etwa 200 000 Mark. Die Frau starb dann, und Herr v. S. ging nach Rußland, wo er an dem russisch=türkischen Krieg theilnahm und verwundet wurde. In die Heimath zurückgekehrt, ernährte er sich als Gärtner. Der Kummer und die vielen Verluste sowie auch die in den Feldzügen erhaltenen Wunden haben den Mann jetzt geisteskrank gemacht, so daß er einer Heilanstalt überwiesen werden wird. Mit Rücksicht auf seinen Zustand ist eine Bestrafung nicht erfolgt, v. S. vielmehr der Polizeibehörde zur Fürsorge überwiesen.
- Unter den diesjährigen Sommergästen in Oberstdorf in den bayrischen Alpen befindet sich auch ein kleiner Neger aus Kamerun im Gefolge des Freifräuleins v. Sodon, Schwester des Gouverneurs in unserer dortigen Kolonie.
- Gambetta ist im Hofe der Tuilerien in Paris ein Denkmal errichtet worden, das am 13. Juli feierlich eingeweiht wird.
- In Bordeaux ist am Dienstag Morgen das Theatre des Bouffes Bordelais abgebrannt. Menschenleben sind dabei nicht zu beklagen, dagegen wird der materielle Schaden auf eine Million geschätzt.
- Gegen die Unreinlichkeit in Barbierstuben richtet sich ein Tagesbefehl des Stadthauptmanns von St. Petersburg. Der Befehl hat folgenden Wortlaut: "Bei Ausübung ihres Handwerks sorgen die Friseure häufig in so geringem Maß für die gehörige ja erforderliche Sauberkeit, z. B. beim Rasieren, daß der bloße Anblick ihrer schmutzigen Hände bei den Besuchern nicht nur Widerwillen, sondern auch die oft garnicht unbegründete Befürchtung einer Schädigung ihrer Gesundheit wachruft. Aus sanitären Rücksichten fordere ich daher die Pristawe auf, die Inhaber von Friseurläden zu verpflichten, in ihren Empfangszimmern Waschapparate aufzustellen, damit die in ihren Etablissements angestellten Personen, ehe sie sich an die Ausübung ihres Handwerks machen, auf Verlangen der Gäste ihre Hände waschen können.
- Ein Wettschmieden gab's neulich in Detroit in Michigan. Ein Amerikaner und ein Engländer schmiedeten Hufeisen vor Tausenden Zuschauern um die Wette; in zwei Stunden hatte der Amerikaner 100 Hufeisen fertig, sein Gegner 94, der Amerikaner war demnach Sieger.
- Ueber eine "Insel der Aussätzigen" wird der "Frankfurter Zeitung" berichtet: Vor etwa 20 Jahren brach, wahrscheinlich durch asiatische Schiffe eingeschleppt, die ansteckende Krankheit des Aussatzes mit solcher Heftigkeit auf den Inseln der Sandwichgruppe aus, daß die Regierung den harten Entschluß faßte, sämmtliche Kranke von den Gesunden zu trennen. Sie verbannte die ersteren auf das einsame, unbewohnte Eiland Molokai. Der Befehl der Auswanderung erging an alle Leidenden ohne Ausnahme, Männer und Frauen, Junge und Alte, Vornehme und Geringe. Es war ein trauriger Zug, ein Zug des Todes, der, dieser Ausweisung folgend, der schönen Heimat Lebewohl sagte. Seit jenem schmerzvollen Tage fährt alljährlich zu bestimmten Zeiten ein Schiff mit einer derartigen Fracht nach Molokai. Wer einmal ein Mitglied dieser Kolonie geworden ist, darf nie wieder zu den Seinen zurückkehren. 2500 Kranke jedes Lebensalters und Geschlechtes sind im Laufe der Zeit nach jenem Sterbeorte gesandt worden. Die neuen Einwanderer bringen den Vorangegangenen Nahrungsmittel und Arzneien mit. Anfangs war ihre Lebensweise eine beklagenswerthe. Die Verbannten verstanden es nicht, sich ihre Heimat einigermaßen wohnlich einzurichten und die Meisten von ihnen fühlten sich unter dem Bann des nahen Todes und litten so stark an Heimweh, daß sie meinten, es sei nicht der Mühe werth, die Hand zu rühren, um sich ein besseres Dasein zu schaffen. Um diesen traurigen Mißständen abzuhelfen, entschloß sich ein junger katholischer Priester, ein Belgier von Geburt, Pater Damien de Veuster, der als Missionar in der Hauptstadt des Königreiches Hawai wirkte, ein Genosse der Verbannten zu werden. Da er ein umsichtiger und praktischer Mann ist, so gelang es ihm gar bald, die Kolonisten zu fleißiger Arbeit anzufeuern. Er selbst ging ihnen dabei mit gutem Beispiel voran. Das Ergebniß seiner Liebesthat sind die schmucken Häuschen des Städtchen Kalawao, in dem die meisten der etwa siebenhundert bis achthundert Ansiedler wohnen, die Kapelle, die er eigenhändig mit einem Aussätzigen gebaut und mit Malereien geschmückt hat, sowie ein Krankenhaus und eine Schule. Von den Sandwichinseln aus darf kein Mensch die Kolonie besuchen; doch hin und wieder wagt es ein Ausländer, das so streng gemiedene Gebiet zu betreten. So hat vor einem Jahr ein Nordamerikaner einen Abstecher nach Molokai gemacht. In seinem Buche "The Lepers of Molokai" schreibt er: "Pater Damien ist diesen Vereinsamten Alles in Allem; er hilft ihnen als Arzt für ihre Seele und für ihren Körper, als Oberhaupt, Finanzminister, Maurer, Maler, Tischler und Gärtner, ja, wenn es noth

[ => Original lesen: 1888 Nr. 53 Seite 6]

wendig ist, so übernimmt er sogar die Pflichten eines Sargmachers und Todtengräbers." Lange Zeit hindurch versah der treffliche Mann sein schweres Amt ohne Gehilfen. Seit zwei Jahren aber steht ihm ein zweiter katholische Priester zur Seite: Bruder Joseph. Dreizehn Jahre lebte Pater Damien auf Molokai, ohne von den Aussätzigen, mit denen er unausgesetzt in Berührung kam, angesteckt zu werden. 1885 jedoch entdeckte er an seinem Körper die ersten Anzeichen des tödtlichen Leidens. Er weiß nun, daß seine Stunden gezählt sind, aber nichtsdestoweniger wirkt er mit dem nämlichen Fleiß wie bisher für die Wohlfahrt seiner Gemeinde.


Aus alter Zeit.
Novelle von Franz Laufkötter
                                                    Fortsetzung.             (Nachdr. verbt.)


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