No. 40
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. Mai
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 40 Seite 1]

Bekanntmachung.

            Auf die am 4. Juni d. J. zu eröffnende ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts zu Güstrow werden noch außerordentliche Sitzungen folgen, welche am

Montag, den 18. Juni d. J.

beginnen sollen.

                Rostock, den 23. Mai 1888.

Der Präsident des Großherzoglichen Oberlandesgerichts.
Dr. Budde.


Bekanntmachung.

            Das diesjährige Ober=Ersatzgeschäft zur Aushebung der Militairpflichtigen des hiesigen Aushebungsbezirks findet statt

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe am
Sonnabend, den 9. Juni ds. Js.

            Zu demselben haben sich diejenigen Militairpflichtigen, welche nach Ausweis ihrer Loosungsscheine eine endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht zu gewärtigen haben, und denen besondere Ladungen zugehen werden, Morgens präcise 9 Uhr einzufinden.
            Es steht jedoch jedem Militärpflichtigen, der in den Grundlisten des Aushebungsbezirks verzeichnet ist, frei, im Aushebungstermin zu erscheinen und der Ober=Ersatz=Commission etwaige Anliegen vorzutragen.
            Die bei der Musterung für diensttauglich befundenen Mannschaften gelangen zuerst zur Vorstellung.
            Im Anschluß an das Ober=Ersatzgeschäft findet die Superrevision der Temporair=Invaliden statt.
            Militairpflichtige, welche im Termin nicht pünktlich erscheinen, haben, sofern sie nicht dadurch eine härtere Strafe verwirkt haben, auf Grund des §. 24, 7 der Ersatz=Ordnung eine Geldstrafe bis zu 30 M. oder Haft bis zu 3 tagen zu gewärtigen, auch können denselben die Vortheile der Loosung entzogen werden. Ist diese Versäumniß in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt, so werden sie dem Befinden nach als unsichere Dienstpflichtige zur sofortigen Einstellung gebracht werden.
            Die Ortsvorsteher haben für die pünktliche Gestellung der betreffenden Militairpflichtigen aus ihrer Ortschaft Sorge zu tragen.
            Schönberg, den 17. Mai 1888.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
U. Fhr. v. Maltzan.


Anzeigen.

Wilhelmine Brockmüller
Fritz Zäuner
Verlobte.
Schönberg.                                                     Malkendorf.
Z. Z. in Mölln.


Alle diejenigen, welche noch Forderungen und Ansprüche an den Nachlaß des Schulzen Joachim Holst zu Pogetz haben, werden hierdurch aufgefordert, sich bei den Unterzeichneten als Vormünder der Holst'schen Minorennen zu melden, widrigenfalls ihre Ansprüche bei der Regulierung des Holst'schen Nachlasses nicht berücksichtigt werden.

Heinr. Heitmann,                                                     Heinr. Bade,
Anerbe in Klocksdorf.                                                     Hauswirth in Pogetz.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 40 Seite 2]

Thierschau
in Schönberg.
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In Folge Beschlußes des Landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg und mit Genehmigung Großherzoglicher Landvogtei findet am

Dienstag, den 5. Juni

auf dem sog. Baubrink hieselbst eine Thierschau verbunden mit Gewerbeausstellung, Tombola und Wettrennen - bei freiester Concurrenz - statt.

1. Jedem stellt es frei, Thiere zur Schau zu bringen und an den Prämien zu concurriren.
2. Nichtmitglieder des Landwirthschaftlichen Vereins, welche Vieh zur Schaustellung bringen, haben 3 Mark Standgeld zu bezahlen. - Für Ziegen und Geflügel wird kein Standgeld erhoben.
3. Nachdem Se. Kgl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg=Strelitz zur diesjährigen Thierschau eine erhebliche Subvention zu bewilligen die Gnade gehabt, werden die Prämien wie folgt erhöht:

                          A. für Pferde:
a. für die beste Stute mit Füllen 100 M.
b. für die zweitbeste do. 60 M.
c. für die drittbeste do. Ehrenpreis.
d. für die beste 4jähr. oder ältere Stute 40 M.
e. für die nächstbeste 20 M.
f. für die drittbeste Ehrenpreis.
g. für das beste Wagenpferd 40 M.
h. für das nächstbeste 30 M.
i. für das drittbeste Ehrenpreis.
k. für das beste Ackerpferd 30 M.
l. für das nächstbeste 20 M.
m. für das drittbeste Ehrenpreis.
n. für das beste 2jährige Füllen 24 M.
o. für das nächstbeste Ehrenpreis.
p. für das beste 1jährige Füllen 24 M.
q. für das nächstbeste Ehrenpreis.

                          B. für Rindvieh:
a. für die beste Milchkuh (Preis der Stadt Schönberg) 50 M.
b. für die nächstbeste 35 M.
c. für die drittbeste 30 M.
d. für die viertbeste Ehrenpreis.
e. für den besten 2jähr. oder älter. Bollen 40 M.
f. für den besten 1jähr. Bollen 20 M.
g. für den nächstbesten Ehrenpreis.
h. für die beste 2= oder 3jähr. Starke 30 M.
i. für die nächstbeste 20 M.
k. für die drittbeste 15 M.
l. für die viertbeste 10 M.
m. für die fünftbeste Ehrenpreis.

                          C. für Ziegen:
a. für die beste Milchziege (Preis der Stadt Schönberg) 12 M.
b. für die zweitbeste do. (Pr. d. St. Schönbg.) 8 M.
c. für die drittbeste 5 M.
d. für die viertbeste 3 M.
                          D. für Geflügel:
Die verschiedenen Geldprämien, welche zur Vertheilung kommen, sollen nach der Zahl der eingelieferten Thiere bemessen und auf dem Festplatz bekannt gemacht werden.

4. Dem Aussteller wird nur ein Thier derselben Gattung prämiirt; auch dürfen nicht mehr Prämien für dasselbe Thier ausgegeben werden, so daß z. B. ein Pferd nicht gleichzeitig als Stute, Wagen= oder Ackerpferd prämiirt werden kann.
5. Jeder Preis wird nur ertheilt, wenn mindestens 2 Thiere concurriren.
6. Die Stellung sämmtlicher Thiere auf dem Baubrink, woselbst die Plätze angewiesen werden, muß spätestens 8 Uhr Morgens am Thierschautage geschehen sein.
7. Die Thierschau wird pünktlich 8 Uhr Morgens eröffnet.
8. Standkarten à 3 Mark und Einlaßkarten à 1 Mark sind in Spehr's Hotel, beim Gastwirth Herrn J. Boye und am Thierschautage auf dem Festplatz zu bekommen. - Für die Führer der Ausstellungsthiere werden freie Einlaßkarten ausgegeben.
9. Sämmtliche Stand und Eintrittskarten gelten auch für die mit der Thierschau verbundene Gewerbe= und Geflügel=Ausstellung und das Wettrennen. - Wer nicht mit einer solchen Karte versehen ist, zahlt für das Wettrennen allein 50 Pfennig Entree. Die Berechtigung zum Eintritt auf den Sattelplatz ist durch eine Eintrittskarte zu 1 M. zu erwerben.
Diese Karten à 50 Pfg. sind auf dem Thierschauplatz zu haben. - Alle solche Karten sind der Kontrolle wegen sichtbar zu tragen.

Vignette Geflügel-Ausstellung

Die verschiedenen Geldprämien, welche zur Vertheilung kommen, sollen nach der Zahl der eingelieferten Thiere bemessen und auf dem Festplatz bekannt gemacht werden.
Das Geflügel muß am Thierschautage bis Morgens 8 Uhr eingeliefert und bis Abends 7 Uhr wieder zurückgenommen werden.
Käfige für das Geflügel werden den Ausstellern frei zur Benutzung gestellt.
Für verkäufliche Thiere ist der Kaufpreis am Käfig zu bemerken.

Vignette Industrie-Ausstellung

Es werden alle diejenigen, welche Erzeugnisse der Industrie zur Ausstellung bringen wollen, ersucht, solche am 4. Juni d. J. Nachmittags von 4 Uhr an, oder spätestens am 5. Juni bis 7 Uhr Morgens in's Schützenhaus hieselbst einzuliefern. Die Ausstellungsgegenstände müssen mit dem Namen des Besitzers und dem Verkaufspreis versehen werden.
Jeder Aussteller muß seine ausgestellten Sachen selbst beaufsichtigen oder beaufsichtigen lassen, da wir in keiner Beziehung eine Garantie übernehmen können, wiewohl ein Wächter angestellt ist.
Jeder Aussteller muß sich den Anordnungen des Industrie=Komitee's hinsichtlich der Ausstellung fügen.
Die Verloosung der aus der Industrie=Ausstellung angekauften Sachen geschieht am Nachmittage des 5. Iuni cr. und wird die Gewinnliste durch die "Wöchentlichen Anzeigen" hieselbst publicirt.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 40 Seite 3]

Wett-Rennen.
Die Rennen werden am Thierschautage den 5. Juni d. J. Nachmittags von 4 1/2 Uhr an abgehalten. Allgemeine Bestimmungen.

1. Die Rennen I und III sind Herrenreiten und in Farben, Uniform oder rothem Rocke zu reiten.
2. Die Rennen II sind Flachrennen für untrainirte Pferde ohne Gewichtsausgleichung.
3. Anmeldungen zu I und III mit genauer Angabe des Geschlechts, Farbe, Alter und möglichst Abstammung der betreffenden Pferde sind bis zum 3. Juni cr., Abends 6 Uhr, beim Senator Wilh. Heincke in Schönberg i. M. zu machen, ebendahin sind auch die Farben der Reiter anzugeben.
4. Meldungen am Pfosten mit dreifachem Einsatz sind zulässig.
5. Ueber Streitigkeiten, sowie über Qualification der Herrenreiter entscheidet der Vorstand des Vereins ohne Angabe von Gründen; im übrigen ist für die Rennen das Preussische Reglement für Flach- und Hindernissrennen massgebend.
6. Vor Einlegung eines Protestes sind 30 Mark bei der Waage zu deponiren und verfällt diese Summe, falls der Protest als ungültig zurükgewiesen wird.
7. In allen Rennen, in welchen nicht mindestens zwei Pferde verschiedener Besitzer ablaufen, wird nur der halbe Geldpreis gegeben.
8. Die Rennen sind offen für Pferde, die seit 1. März d. J. nicht in Trainers Hand gewesen sind und ist Stuten und Wallachen 1 1/2 kg. erlaubt; Vollblut 5 kg. extra; 4jährige 2 kg. weniger. Die Pferde tragen für jede im Jahre 1887 und 1888 gewonnenen 200 Mk 1 kg. mehr. -Pferde, die am hiesigen Thierschautage gewonnen und mehrmals gestartet werden, tragen für den Sieg 2 kg. mehr.
9. Das Terrain wird eine halbe Stunde vor Beginn des Rennens gezeigt; die Bahn darf vorher nicht geritten werden.
10. Gute Stallungen und Fourage für die Rennpferde werden für 2 Tage kostenlos zur Verfügung gestellt; für billiges Quartier der Pferdeburschen ist gesorgt.

I. Flach-Rennen.

              Distance ca. 1800 Mtr. Einsatz 9 Mk. Ganz Reugeld. Erster Preis: Ehrenpreis des Vereins und 80 Mk.
              Zweiter Preis: Die Einsätze. Normalgewicht: 75 kg.

II. Flach-Rennen.

auf untrainirten Pferden und ohne Gewichtsausgleichung. - Einsatzgelder werden nicht erhoben. - Jeder Abtheilungssieger erhält 20 Mk. und der Hauptsieger einen Ehrenpreis des Vereins und 30 Mk. extra. Distance ca. 2 Kilometer. Anmeldungen hierzu werden bis 5. Juni cr. Mittags 2 Uhr vom Senator Wilh. Heincke entgegengenommen.

III. Schönberger Jagd-Rennen.

              Hürdenrennen. - Distance ca. 2500 Meter. 10 Mark Einsatz. Ganz Reugeld.
              Erster Preis: Damen-Ehrenpreis und 80 M.
              Zweiter Preis: Die Einsätze. Normalgewicht: 80 kg.

      Schiedsrichter: Se. Excellenz, Herr Oberlanddrost Graf von Eyben, event.: Amtsrath Wicke-Demern und Herr Schulze Wigger-Sahmkow.
                  Waage: Herr Rusch-Kl. Rünz.
         Surveillance: Herr Breuel-Selmsdorf und Herr Kaiser-Stove.
               Abreiten: Major a. D. Görbitz-Löwitz.
                 Cassier: Senator Wilh. Heincke-Schönberg.

            Schönberg i. Meckl. im Mai 1888.

Der Vorstand des landwirth. Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg.
Amtsrath Wicke-Demern.                      Major a. D. Görbitz-Löwitz.
Senator Wilh. Heincke-Schönberg.


Kräftiger und nachhaltig wirksamer als alle bekannten Stahlquellen ist unser
Nervenstärkendes Eisenwasser
(Phosphorsaurer Kalk. Eisenoxydul)

gegen Bleichsucht, Blutarmuth, Unregelmäßigkeit im Frauenleben, Nervenleiden und Schwächezustände blutarmer Personen; ohne besondere Kurdiät in jeder Jahreszeit anwendbar. 25 Fl. = 6 Mk. 50 Pfg. excl. Flaschen frei Haus, Bahnhof.

Anstalt für künstliche Mineralwässer aus destillirtem Wasser.
Wolff & Calmberg, Berlin, 22 Tempelhofer Ufer 22.
Niederlage: Apothekenbes. A. Montag in Schönberg i. M.


Zu Michaelis habe ich mein Unterhaus ganz oder getheilt zu vermiethen.

M. Kleinod Ww.        


Wer mir mit Pferden für Geld bei der Saatbestellung helfen will, möge sich bei mir melden.

Kaiser-Stove.        


[ => Original lesen: 1888 Nr. 40 Seite 4]

Keine Ziehungsverlegung!

Weimar=Lotterie.
In zwei Ziehungen
2500 Gewinne i. W. v. 75,000 Mark
Erster Hauptgewinn
i. W. v.
25,000 Mark

1Mark    Preis des Looses,
für beide Ziehungen gültig,
9.-11. Juni    Nächste Ziehung   9.-11. Juni
   Mark 1

Loose sind zu haben in den allerorts durch Plakate kenntlichen Verkaufsstellen, sowie durch den
Vorstand der Ständigen Ausstellung in Weimar.

Wiederverkäufer erhalten Rabatt.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Am Sonntag, den 27. d. Mts. Nachmittags 2 1/2 Uhr Antreten des Vereins zum Leichenbegängniß des verstorbenen Kameraden Brockmüller hies.

Der Vorstand.        


Stadt Lübeck.
Am Sonntag den 27. d. Mts. 
Große Tanzmusik.
Es ladet ergebenst ein                          
                                                    J. H. Freitag.


Zur Befreiung des Federviehs:
am Sonntag, den 27. Mai
Grosses Topfkugeln.
Hierzu laden ergebenst ein                          
                          die Mädchen Sülsdorf's
                          im Mai 1888.


Am Sonntag, den 27. und Montag, den 28. Mai findet bei mir ein

Scheiben-Schiessen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine Freunde und Gönner ergebenst einlade.

Carlow.                                                     J. Krellenberg.


Campher gegen Motten
Naphtalin gegen Motten Naphtalin-Papier gegen Motten
Insecten=Pulver
Desinfections=Pulver
empfiehlt

die Apotheke zu Schönberg.


Wer außer den Berechtigen                          
Torf

von den Großherzoglichen Mooren (Kuhlrader=, Gr. Rüntzer= und Born=Moor) kaufen will, möge seine Bestellung bis 8. Juni cr. bei dem Unterzeichneten machen. Spätere Bestellungen finden keine Berücksichtigung. - Außerdem mache darauf aufmerksam, daß der Torf nur gegen sofortige Baarzahlung überwiesen wird.
        Carlow.

von Wenckstern.        


Circa 100 Stück fast neue, eiserne, verzinnte                          
Milchsatten
habe ich billig abzugeben.                                                    
Schönberg, den 17. Mai 1888.                          
                                                    J. Lenschow, Klempnermstr.


Kiepen=Holz.

Kiefern Rundholz, 3 Fuß lang von vorzügl. Qualität und ganz schier, zu Kiepenholz passend, empfiehlt die Holzhandlung von

H. Röper, Ratzeburg.        


Verzinnte Milchsatten
empfiehlt billigst                                                    
                                                    J. Siebenmark, Menzendorf.


Haushalt-Seife,

von Carl John u. Co. in Köln a. Rh. in vorzüglicher Qualität ist äußerst mild für die Haut, und daher sehr empfehlenswerth, das Pfund mit 6 und 8 Stück 60 Pfg.

Emil Hempel.       


Suche zu Johannis d. J. nach dem Forsthof Carlow ein

Stubenmädchen.

Meldungen bei Frau v. Wenkstern in Carlow.

von Linstow.        


Unserem Freunde W. H. ein herzliches Lebewohl!
              Lange Jahre werden schwinden
              Ehe wir uns wieder finden,
              Bleibe aber dort wie hier,
              Stets ein lieber Freund von uns;
              Wenig sind die Menschenjahre,
              O wie bald kommt uns're Bahre!
              Heil Dir, bis dein Auge bricht
              Lehe wohl! vergiß uns nicht!
                                                    W.   H.     W.   K.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 27. Mai.

        Frühkirche fällt aus.
        Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
        Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 8.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 40 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 40 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. Mai 1888.


Ueber das Befinden des Kaisers liegen erfreulicherweise wieder gute Nachrichten vor. Die Folgen des letzten schlimmen Anfalls sind nunmehr so weit überwunden, das Se. Majestät am Schabend eine längere Ausfahrt nach dem Grunewald unternehmen und nach seiner Rückkehr noch einen 3/4stündigen Vortrag des Grafen Eulenburg entgegennehmen konnte. Auch am Pfingstsonntag verweilte der Kaiser längere Zeit im Park, dagegen mußte die geplante Wiederholung der Ausfahrt des eingetretenen Regenwetters wegen unterbleiben. Wie man hört, soll wegen mannigfacher Unzuträglichkeiten, welche die tiefe, in feuchter Niederung befindliche Lage des Schlosses Charlottenburg in der heißeren Jahreszeit mit sich bringt, das Hoflager unmittelbar nach den bevorstehenden Vermählungsfeierlichkeiten nach Schloß Friedrichskron in Potsdam verlegt werden.
Dem Grafen Wilhelm Bismarck steht nach Berliner Blättern eine Beförderung in naher Aussicht. Graf Wilhelm Bismarck, z. Z. Landrath in Hanau, soll zum Regierungspräsidenten in Hannover spätestens vom 1. Oktober ab ernannt werden.
Die beiden Lords Salisbury und Wolseley sind wieder einig. Sie haben sich am Montag im Oberhaus über ihre Tüchtigkeit gegenseitig so viele Schmeicheleien gesagt, daß England wieder beruhigt schlafen kann, denn seine Armee und seine Flotte sind, wie die beiden Lords versichern, ausgezeichnet. Wolseley bleibt natürlich General und Salisbury Premierminister und damit scheint die Sache abgemacht, wenn nicht etwa Lord Churchill noch einmal Lärm schlagen sollte.
Der französische Ministerrath hat ein die Ausweisung Boulangers als Prätendenten ermöglichendes Dekret erlangt.
Auch der brasilianische Senat hat sich jetzt für die sofortige und bedingungslose Aufhebung der Sklaverei erklärt.


- Schönberg. Von glaubwürdiger Seite wird uns mitgetheilt, daß Se. Königliche Hoheit der Großherzog dem Komitee für die Thierschau auf seine Bitte zu den Kosten eine Beihülfe von 300 M. allergnädigst gewährt haben.
- Schönberg. In der am 22. d. Mts. stattgehabten Generalversammlung des Geflügelzüchtervereins hieselbst standen zur Berathung auf der Tagesordnung: Wahl eines Kassierers, Betheiligung durch eine Geflügelausstellung bei der am 5. Juni cr. hier stattfindenden Thierschau, Betheiligung an der Verbandsausstellung in Stavenhagen und an der Thierschau in Gadebusch. Der bisherige Kassierer wurde einstimmig wiedergewählt, zu Punkt 2 der Tagesordnung wurde beschlossen, für eine möglichst rege Betheiligung Seitens der Vereinsmitglieder wirken zu wollen. Auch wurden die Herren Kantor Hempel und Kaufmann Maaß hier zu Preisrichtern ernannt, zu Punkt 3 der Tagesordnung wurde eine Betheiligung einstimmig abgelehnt.
- Schönberg. Nach mehreren Tagen sommerlicher Hitze zog am Abend vor Pfingsten in der Richtung von Süd nach Nord ein schweres Gewitter über das Fürstenthum dahin, welches zwar Regen und Kühlung brachte, in seinem Gefolge aber soviele Brände durch Blitzschläge verursachte, wie solches bisher wohl noch nicht beobachtet worden ist. Rings um Schönberg brannte es und zwar an 5 Stellen; eingeäschert wurde die Maaß'sche Büdnerei in Törpt, eine Scheune des Hauswirths Oldenburg in Neschow, der Kathen des Schmiedemeisters Heick in Stove, die Scheune des Hauswirths Boye in Bechelsdorf und von den Gebäuden des Hauswirths Joach. Mette in Palingen das Wohn=, das Back=, das Kellerhaus und der Schweinestall. Menschen sind bei diesen Bränden nicht zu Schaden gekommen, während jedoch 7 Schafe und Lämmer, einige Ziegen, 3 Schweine und gegen 50 Hühner mitverbrannten.
- Wir hören, daß sämmtliche Abgebrannte versichert gewesen sind.
- Der 13. deutsche Schmiedetag, welcher in Dresden tagte, richtete an den Reichskanzler das folgende Begrüßungs=Telegramm:
"In Trümmern lag ein Werk, so deutsches Reich benannt,
Sich keine Meisterhand, es neu zu schmieden, fand,
Die Arbeit war zu schwer, nur unserm Bismarck nicht,
Von dem man seit der Zeit als deutschem Reichs=Schmied spricht;
Dem ersten, größten, besten der deutschen Schmiede all',
Ertön' beim Schmiedetage, ein Hoch im Jubelschall.
                          Fürst Bismarck hoch!"
- Ein Berliner Juwelier hat ein Diadem für die Prinzessin Irene von Hessen=Darmstadt zu deren Vermählungsfeier zusammengesetzt. Er hat zu diesem Behufe aus dem preußischen Kronschatz einige Dutzend wundervoller nur in silberne Häkchen gefaßter Brillanten erhalten, deren kostbarster in bläulichem Lichte schimmernd, das Mittelstück bildet und einen Werth von 30 000 Mk. darstellt. Die Krondiamanten wandern, nachdem sie in dem für den Tag bestimmten Arrangement ihren Zweck erfüllt haben, in den Schatz des Königshauses zurück.
- Zahlreiche Mitglieder des erbherrlichen Hauses Lippe sind in Berlin versammelt, um zu berathen, wie sie ihre Ansprüche auf den Lippeschen Thron sichern können. Der regierende Fürst ist kinderlos und der Linie Biesterfeld steht rechtlich die nächste Anwartschaft auf den Thron zu, während der regierende Fürst der Schaumburg=Lippeschen Linie die Thronfolge zuwenden möchte.
- Die für den persönlichen Dienst des deutschen Kaiserhauses bestimmte Yacht "Hohenzollern" kommt in Dienst und wird für den Prinzen Heinrich von Preußen, sobald derselbe im Schlosse zu Kiel Wohnung genommen haben wird, eingerichtet werden. Neuerdings ist das Schiff vom Salon bis zu der kleinsten Kabine mit elektrischer Beleuchtung, mit telegraphischen Apparaten etc. versehen worden. Die 3000 Pferdekraft starke Maschine ist im Stande, dem Fahrzeuge eine Geschwindigkeit von 16 Knoten zu verleihen. Die Besatzung besteht aus 133 Mann.
- Prinzeß Feodora, das Töchterchen Sr. Hoh. des Erbprinzen von Meiningen hat ein allerliebstes Reit=Pony zu ihrem jüngsten Geburtstag als Geschenk erhalten. Mittags führt dasselbe gewöhnlich ein Reitknecht die Linden entlang nach dem Thiergarten, wobei das rehfarbene Pferdchen allgemeine Bewunderung erregt. Auf seiner hübschen Decke prangt ein großes blaues F. mit einer Krone darüber.
- Das neue Vogelschutzgesetz vom 12. März d. J. tritt für das Deutsche Reich am 1. Juli in Kraft. Demnach wird mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bestraft, wer Nester zerstört oder Eier und Junge ausnimmt, wer solche Nester, Eier oder Junge feilbietet und verkauft, wer Vögel zur Nachtzeit mittelst Leims, Schlingen, Netzen oder Waffen fängt, so lange der Boden mit Schnee bedeckt ist, wer Vögel mit Fallkäfigen, Fallkästen, Reusen, Schlag= und Zugnetzen, oder mit beweglichen, auf dem Boden über das Feld, Niederholz oder Rohr gespannten Netzen fängt, wer in der Zeit vom 1. März bis 15. Oktober überhaupt Vögel fängt oder erlegt. Ausgenommen sind das im Privateigenthum befindliche Federvieh, die jagdbaren Vogel, Uhus, Würger, Kreuzschnäbel, Sperlinge Kernbeißer, Raben, Wildtauben, Wasserhühner, Reiher, Säger, Möven, Kormorane und Taucher Krammetsvögel dürfen vom 21. Oktober bis 31.. Dezember, wie bisher üblich, gefangen werden. Werden andere Vögel dabei unbeabsichtigt mitgefangen, so bleiben die Fangberechtigten straflos.
- Der Bau des Nord=Ostsee=Kanals wird jetzt energisch in Angriff genommen. Unternehmer suchen

[ => Original lesen: 1888 Nr. 40 Seite 6]

daher Maurer in großer Zahl. Ein einziger Unternehmer in Kiel verlangt sechs bis achthundert Maurer.
Kullmann taucht wieder auf, aber aus dem Zuchthaus. Am 13. Juli 1874, zur Zeit des heftigsten Kulturkampfes, schoß dieser junge Böttchergeselle in Bad Kissingen auf den Fürsten Bismarck, verwundete ihn und wurde vom Schwurgericht in Würzburg zu 14 Jahren Zuchthaus (in Bayreuth) verurtheilt. Diese Zeit wird nächstens ablaufen. Ueber sein Verhalten hat man seither nichts erfahren.
- Die deutsche Sprachreinigung macht überall Fortschritte. Die Verwaltung der württembergischen Staatseisenbahnen hat verfügt, daß die Schaffner für die Folge nicht mehr die "Billets", sondern die "Fahrkarten" verlangen sollen.
- In Berlin sind in dem letzten Jahr gegen 7000 Pferde geschlachtet und verspeist worden.
- Tabak zu rauchen ist den Gefangenen schon lange nicht mehr gestaltet, neuerdings ist den Gefangenen in Preußen aber auch der Schnupftabak verboten worden. Den Schnupftabak konnten sie sich seither aus ihren Ersparnissen anschaffen.
- Dr. Windthorst wird gegen Ende d. Mts. seine goldene Hochzeit feiern. Von seinen vier Kindern soll nur noch eins, eine unverheirathete Tochter, am Leben sein.
- Kladderadatsch und Eugen Richter müssen nicht ganz gut zusammen sein, oder neckt sich nur, was sich liebt? Kladderadatsch läßt seinen Freund Richter nachts an schwerem Alpdruck leiden. Er sitzt dann im Redaktionszimmer der Freisinnigen Zeitung und schreibt Leitartikel, plötzlich stutzt er: er kann die nöthigen kräftigen Ausdrücke nicht mehr finden. Während er noch sinnt und grübelt, dringt von der Treppe her ein verdächtiges Geräusch herein, ein Schleichen und Tappen, vermischt mit Zischen und Klappern. Krachend springt die Thür auf und ein endloser Zug von Reptilien bewegt sich herein: Krokodile, Schlangen, Salamander und Rieseneidechsen. Erschreckt will er die Beine auf den Drehsessel hinaufziehen, aber es geht nicht mehr, zwei Riesenschlangen haben sich schon um sie geringelt und halten sie wie in Schraubstöcken fest. Jetzt richtet sich ein gewaltiges, uraltes Krokodil auf, legt dem Gepeinigten seine Vorderfüße auf die Schultern und zischt ihm zu: "Bring' ein Hoch auf Bismarck aus!" Der alte Streiter für Recht und Wahrheit sträubt sich lange, bald aber fühlt er am
ganzen Körper ein unerträgliches Zwicken und Beißen, grinsend öffnet das Riesenkrokodil den scheußlichen Rachen, um ihn zu verschlingen. Da ringt es sich dumpf aus seiner gepreßten Brust: "Fürst Bismarck lebe hoch, hoch, hoch!" Kaum ist das letzte Hoch verklungen, so erwacht der Gefolterte und findet sich, von oben bis unten in Schweiß gebadet, in seinem Bett.
- Ueber einen beklagenswerten Nothstand wird aus den Weberbezirken von Glauchau und Meerane berichtet: Infolge schlechter Geschäftsganges sind zahlreiche Familienväter arbeitslos geworden, und aus Meerane wird sogar berichtet, daß dort die Hälfte aller Handwebstühle leer steht.
- In Breslau wurde die Almosenempfängerin Julie Illgner durch Stiche in Hals und Brust ermordet und dann Geld und Geldeswerth, welche dieselbe in überraschender Weise besaß, beraubt. Der Thäter ist ein früherer Tischlergeselle Richter. Er wurde am Nachmittag verhaftet und machte einen vergeblichen Selbstmordversuch.
- In Köln arbeitet eine Firma mit 150 Leuten in eigener Werkstätte und vielen in ihrer Wohnung beschäftigten Arbeiterinnen an der Herstellung einer großen Zahl in der Armee zur Einführung kommenden Mannschaftszelte. Diese setzen sich aus einzelnen Stücken zusammen, welche als bequeme Regenmäntel von den Soldaten getragen werden können, da dieselben inklusive der Holztheile nicht ganz drei Pfund wiegen.
- In Köln und Berlin sind Kuppler und Kupplerinnen, die seit Jahren Mädchenhandel für liederliche Häuser nach Holland und übers Meer betrieben hatten, zu hohen Strafen verurtheilt worden. In den meisten Fällen wußten die Mädchen nicht, was ihnen geschah.
- In Bonn wurde von einer Anzahl alter Herren des dortigen studentischen Korps "Saxonia" eine Aktien=Gesellschaft unter dem Titel "Bonner Sachsen=Kneipe" gegründet. Die Gründer haben das auf 50 000 Mk. festgesetzte Grundkapital vollständig gezeichnet und bereits 25 pCt. dieser Summe eingezahlt.
- Eine große Feuersbrunst hat in Liban stattgefunden. Es brannte zunächst die große Kielersche Oelfabrik, wobei sich eine förmliche Hochfluth brennenden Oels über das Etablissement und dessen Umgebung ergoß. Dann ergriff das Feuer einen Benzinspeicher, wobei zwei mit Benzin gefüllte Kessel explodirten. Im Ganzen wurden zehn Gebäude in Asche gelegt.
- Der nunmehr fertig gestellte Abschluß der Gotthardbahn für 1887 ergiebt nach Erfüllung aller statutarischen Verbindlichkeiten einen Netto=Ertrag von 2 172 556 Fr. gegen nur 1 306 786 Fr. im Vorjahre. Die Direktion wird der Generalversammlung vorschlagen, von diesem Ueberschuß 1 700 000 Fr. oder 5 % des Aktienkapitals (im Vorjahre 3 1/2 %) als Dividende zu vertheilen und 472 556 Fr. als Saldo auf das Jahr 1888 vorzutragen.
- Am Sonnabend hat die Eröffnung der neuen Orientlinie Belgrad=Nisch=Uskub=Salonichi stattgefunden, welche die direkte Verbindung mit dem Orient herstellt. Ein besonderer Extrazug mit serbischen Ministern, den Gesandten der Mächte in Belgrad und sonstigen Persönlichkeiten befuhr zuerst die nach vielen Mühseligkeiten fertiggestellte Strecke. Die Bevölkerung nahm regen Antheil an der Feier. In Nisch und Salonichi fanden große Bankette statt. Zum Schutze der Bahn sind besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen, weil türkische Arnauten mit Erfolg versucht hatten, die Schienen aufzureißen.
- Die Ausstellungen jagen sich in unserer Zeit, wie ehedem Schützen=, Turner= und Sängerfeste. Am Donnerstag ist in Kopenhagen in Gegenwart des Königs die nordische Industrie und Kunstausstellung mit großem Pomp eröffnet worden. Außer Dänemark ist besonders Skandinavien an derselben betheiligt; die übrigen Staaten Europas stehen in zweiter Reihe. Wer es für seine Pflicht hält, Ausstellungen zu besuchen, dem kann in diesem Jahr nur die Wahl schwer werden.
- In Kopenhagen wurde am Freitag die nordische Industrie und landwirthschaftliche Ausstellung nach Absingen einer Cantate von dem dänischen König feierlichst eröffnet. Herrlich brausten die Stimmen der vierhundert Sänger unter Begleitung eines Orchesters von circa hundert Mann durch die prächtige Halle. Der Totaleindruck ist ein großartiger. Sehr schön gruppiert sind die Gegenstände aus Schweden, Norwegen, Frankreich und Rußland. Leider ist die deutsche Ausstellung noch nicht fertig. Das Wetter ist prächtig, die Stadt im Festkleide und der Fremdenzufluß ein kolossaler.
- Herzog Adolf von Nassau, der 1866 sein schönes Ländchen verloren hat, wo edle Weine und heilsame Wasser fließen, die Berge und Thäler werthvolle Metalle und Erze liefern, und die Wälder Wild in Fülle, wird bald Großherzog werden. Der 73 Jahre alte König von Holland ist immer krank und nach dessen Tod ist der Herzog der unbestrittene Erbe des Großherzogthums Luxemburg, das seither mit Holland verbunden war.
- Ein neuer französischer Kreuzer, "Cécille", ist soeben in Toulon vom Stapel gelassen worden. Er ist ganz aus Stahl und hat eine Länge von 122 Metern. Der Vordertheil hat die Form eines Spornes. Das Schiff besitzt vier Thürme, 16 Kanonen, eine gepanzerte Batterie, vier Torpedowurf=Röhren und zahlreiche Revolver=Kanonen, System Hotchkiß. Vier Maschinen erzeugen 6500 und selbst 9100 Pferdekräfte, die eine Schnelligkeit von 19 Knoten per Stunde erzielen können. Die Beleuchtung des Schiffes ist durchgehends elektrisch. Neu an dem Bau dieses Schiffes ist die doppelte mit Cellulose gefüllte Hülle. Dieser leichte Stoff hat bekanntlich die Eigenschaft aufzuquellen. Wenn eine Kugel in das Schiff dringt und ein Loch bohrt, bläht die Cellulose auf, schließt

[ => Original lesen: 1888 Nr. 40 Seite 7]

das Loch und verhindert den Eintritt von Wasser. Infolge dessen werden die Stahlplatten fast entbehrlich und das derart ausgestattete Schiff kann nicht untersinken. Die Kosten der "Cecille" beliefen sich auf 8 Millionen Franks; das Schiff gehört aber auch zu den mächtigsten französischen Kreuzern.
- Nach dem "Siècle" hat man zu Reims in einer Champagnerfabrik auf Aktien Unterschleife im Betrage von 900 000 Franken entdeckt. Der Kassierer wurde verhaftet und soll irrsinnig geworden sein. Der Direktor hat sich vergiftet.
- In Castagnola in Oberitalien brachte die Frau des Gemeindepräsidenten, 38 Jahre alt, sechs lebende Kinder zur Welt, aber alle sind bald darauf gestorben. Dieser Fall dürfte in der Welt, soweit man wenigstens davon Kunde hat, einzig dastehen.
- In einem Erziehungs=Institute für Waisen zu Gatschina prügelten die Zöglinge den Direktor, General Zeeben, gründlich durch. Die Polizei mußte einschreiten und nun heißt es, daß die Zöglinge wegen arger nihilistischer Bestrebungen verdächtig seien.
- China hat nach den neuesten Zählungen 380 Millionen Einwohner und ist trotzdem ein durch Hungersnöthe, Ueberschwemmungen und Aufstände heruntergekommenes Reich; denn 1849 zählte es 412 Millionen Einwohner. Kein Nachbarland mag etwas von den Chinesen, die Schlitzaugen und =Ohren und sehr böse Gewohnheiten haben, wissen.
- Amerika. Wie aus New=York berichtet wird ist der Mississippi infolge Dambruches aus den Ufern getreten und hat die Umgebung von Quincy (Illinois) unter Wasser gesetzt. Der Fluß steigt noch, der Schaden ist sehr bedeutend. 200 000 Acker Land sind überschwemmt, die Ernte ist vernichtet. Entsetzt flohen vor den brausenden Fluten die Landbewohner nach der Stadt, doch sind die meisten an den Bettelstab gebracht worden.
- Dem König von Anam von der Franzosen Gnaden kann man zu seinem Magen gratulieren. Er nimmt täglich drei Mahlzeiten zu sich, von denen jede aus 50 Speisen besteht, welche von 50 Köchen bereitet werden und dann setzt er einen Likör darauf, der nur für ihn destillirt und ein Geheimniß ist. Er wird nur von seinen 100 Frauen bedient, die er aus den Töchtern seiner Beamten auswählt. Jedes Gericht muß, ehe er zulangt, vor seinen Augen von einem besonderen Beamten versucht werden.
- Wir dürfen die Leser doch nicht um die schöne Geschichte von dem Engländer Shurting bringen, der vorige Woche durch Suhl nach der Heilanstalt Görbersdorf in Schlesien gereist ist. Weil er an beginnender Auszehrung leidet, machte er eine Vorkur in der Schweiz durch und hat auf seiner Weiterreise eine "echte importirte" Schweizer Milchkuh aus Appenzell mitgenommen und zu ihrer Wartung auch eine rasseechte Sennerin aus der Schweiz und eine große Lore voll echten Alpenheu's, damit die Kuh ihr echtes Futter habe. In dieser Begleitung reist der echte Engländer.
- Am Himmel, zum Glück nicht auf der Erde, regiert der Mars, alle anderen Sterne mit seinem Licht überstrahlend. Außer Erde und Mond ist kein Planet so bekannt wie Mars, von welchem Schiaparelli eine Karte geliefert hat, auf der nicht blos Kontinente und Meere, sondern auch eine verblüffende Menge Inseln, Untiefen, Meeresengen, Landseen, Schnee= und Eisfelder verzeichnet sind. Der Mars, der sich unserer Erde bis auf 12 Millionen Meilen genähert hat, entfernt sich jetzt wieder bis zu 50 Millionen Meilen.
- Mahnung zum Salatessen. Eßt Grünes! Eßt tüchtig Salat! Eßt Gemüse! Eßt Rettig u. s. w. alle die ihr nicht nach Marienbad, Kissingen, Ems u. s. w. fahren und eine Badekur durchmachen könnt. Junges Gemüse, besonders Salat, Kopf= und Feldsalat, sind nicht nur sehr nahrhaft, geben Fleischansatz und Kraft, sondern reinigen das Blut, ihr Genuß ersetzt eine Art Badekur. Und ihr Hausfrauen, die ihr das erfrischende Grün, den saftigen Salat zurechtmacht und auftischt, erhaltet in demselben die stärkenden Kräfte und Säfte. Zerrupft ihr die Salatköpfe, schneidet ihr die Blätter vom Kopfe ab, werft ihr dann Blätter und Herzstückchen in den Eimer, in die Schüssel zum Waschen und Reinigen, so ist das Beste dahin, schwimmt im Wasser und kommt auf den Mist, statt in den Leib. Die Salatköpfe müssen ganz ungerupft gewaschen und kurz vor dem Essen zerlegt und angemacht werden, damit alle Säfte in der Eßschüssel bleiben. Und dann für den Mann nicht 5-6 Blättchen, sondern 2-4 Köpfchen auf den Tisch, mittags und abends, und ihr sollt einmal sehen, wie rosig und blühend die Wangen werden! Versuchts nur einmal! Laßt euch abends eine Schüssel Salat und dazu die Spiegeleier machen. Ihr werdet bald sehen, wie gut es euch bekommt, aber 6-8 Wochen lang. Ein Bad nützt nichts, mehrere hintereinander aber schaffens. Im Fleischextract giebt v. Liebig 2,96 pCt. lösliches Albumin an; der Feldsalat hat 2,09 pCt. lösliches Stickstoffgehalt, Kopfsalat 1,41 pCt. Stubenhocker, Arbeiter, Kinder, Kaufleute, Isegrimme u. s. w. eßt Salat.
- Der Rettig als Speise und Arzneimittel. Der Rettig vermag den Appetit zu erwecken, wenn er vor der Mahlzeit, und die Verdauung zu befördern, wenn er nach derselben genossen wird, weil er eine stark zertheilende Kraft hat. Er verursacht aber häufiges Aufstoßen. - Des Rettigs Tugend in der Arznei ist, daß er den zähen Schleim im Körper austreibt, die Brust räumt (Rettigsaft, Rettigbonbons) alten Husten stillt, sowie auch bei Steinbeschwerden und Wassersucht Linderung zu schaffen vermag. Das aus den Wurzeln gebrannte Wasser, noch kräftiger aber der Saft, vermag gute Dienste bei Milz= und Leberleiden zu thun und wirkt treibend bei Nieren= und Blasenstein. Auch sagt man, daß der Saft, sowie auch der Samen allen Giften widerstehe, und in früheren Zeiten kam er bei der Pestkrankheit vielfach in Anwendung. - Die Wurzel, in dünne Scheiben geschnitten und mit Salz auf die Fußsohle gelegt, zieht bei Fiebern die Hitze und schafft den Wassersüchtigen Linderung. Und wenn solche Scheiben, mit Salz bestreut, über Nacht stehen gelassen werden, geben Sie ein Wasser, welches die Finnen im Gesicht vertreibt.
- Töte den Maikäfer, er ist der Todfeind der Landwirtschaft. Schone den Maulwurf, er nützt weit mehr als er schadet. Schone den Igel, er nährt sich von Mäusen, Schnecken und Engerlingen und anderen Feinden der Landwirtschaft. Töte die Kröte nicht, sie vernichtet stündlich 50-30 Insekten.
- Eins nach dem andern. "Ich denke, Ihr seid abgebrannt! Nu' sitzt Ihr aber in der Kneipe und eßt und trinkt und seid lustig" "Nu' weeßte, erscht hatt' mer de Meebel versichert, dann sein mer abgebrannt, nu' vermeebeln mer de Versich'rung.
- Mißverständniß. Laufbursche (stürmt athemlos ins Comptoir): Gnädiger Herr! Sie sind gefallen! Sie sind gefallen! - Bankier (bestürzt): Was ist gefallen? - Laufbursche: Die gnädige Frau und das Fräulein sind auf der Stiege gefallen! - Bankier (ruhig): Davidchen, hast du mich erschreckt; ich habe geglaubt, die Galizier sind gefallen, die gnädige Frau und das Fräulein laß nur gehen die werden schon wieder aufstehen.


Der Rechte.
Hessische Dorfgeschichte von E. Mentzel.
                              (Fortsetzung.)          (Nachdruck verb.)

[ => Original lesen: 1888 Nr. 40 Seite 8]

Der Rechte.
Hessische Dorfgeschichte von E. Mentzel.
                              (Fortsetzung.)          (Nachdruck verb.)


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