No. 41
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. Mai
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 41 Seite 1]

Anzeigen.

Die nachfolgende                                                    
Bekanntmachung
den Ankauf von Remonten pro 1888 betr.

        Zum Ankaufe von Remonten im Alter von drei und ausnahmsweise vier Jahren sind im Bereiche des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz für dieses Jahr nachstehende, Morgens 8 Uhr resp. 9 Uhr beginnende Märkte anberaumt worden und zwar am

25. Juni in Schönberg,

        - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

        Die von der Remonte=Ankaufs=Commission erkauften Pferde werden zur Stelle abgenommen und sofort gegen Quittung baar bezahlt.
        Pferde mit solchen Fehlern, welche nach den Landesgesetzen den Kauf rückgängig machen, sind vom Verkäufer gegen Erstattung des Kaufpreises und der Unkosten zurückzunehmen, ebenso Krippensetzer, welche sich in den ersten acht und zwanzig Tagen nach Einlieferung in den Depots als solche erweisen. Pferde, welche den Verkäufern nicht eigenthümlich gehören, oder durch einen nicht legitimirten Bevollmächtigten der Kommission vorgestellt werden, sind vom Kauf ausgeschlossen.
        Die Verkäufer sind verpflichtet, jedem verkauften Pferde eine neue, starke rindlederne Trense mit starkem Gebiß und eine neue Kopfhalter von Leder oder Hanf mit 2 mindestens zwei Meter langen Stricken ohne besondere Vergütung mitzugeben.
        Um die Abstammung der vorgeführten Pferde feststellen zu können, ist es erwünscht, daß die Deckscheine möglichst mitgebracht werden, auch werden die Verkäufer ersucht, die Schweife der Pferde nicht zu coupiren oder übermäßig zu verkürzen.
        Ferner ist es dringend wünschenswerth, daß der immer mehr überhand nehmende zu massige oder weiche Futterzustand bei den zum Verkauf zu stellenden Remonten aufhört, weil dadurch die in den Remonte=Depots vorkommenden Krankheiten sehr viel schwerer zu überstehen sind, als dies bei rationell und nicht übermäßig gefütterten Remonten der Fall ist.
        In Zukunft wird beim Ankauf von Remonten das Stockmaß in Anwendung kommen.         Berlin, den 1. März 1888.

Königl. Preußisches Kriegsministerium,
Remontirungs=Abtheilung.
(gez.) Frhr. von Troschke.

wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
        Schönberg den 25. April 1888.

Der Magistrat.


      Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 18. Juni 1888 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Montag, den 1. Juni 1888,
Mittags 12 Uhr,

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Strafkammer I anberaumt.
      Güstrow, den 24. Mai 1888.

Der Präsident des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
(gez.) Bölckow.


Antragsmäßig soll über die zu Schönberg an der Siemzerstraße sub No. 202 belegene Wohnhaus c. p. des Putzhändlers Peter Planthaber allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Mittwoch den 15. August 1888,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 28. Mai 1888.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Auctionsanzeige.

Sonnabend, den 2. Juni d. J., Vormittags 11 1/2 Uhr, beginnend, sollen in Klocksdorf die Nachlaßsachen des wailand Schullehrers Grevesmühl daselbst öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden, als:

verschiedene Bücher, 1 wenig gebrauchtes hochstehen. Piano, Schreibpult, Sopha, Tische, Stühle, Schränke, Bettstellen, Koffer, Wassertonnen, Butterfaß, Lampen, Ackergeräthschaften u. s. w.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


[ => Original lesen: 1888 Nr. 41 Seite 2]

Thierschau
in Schönberg.
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In Folge Beschlußes des Landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg und mit Genehmigung Großherzoglicher Landvogtei findet am

Dienstag, den 5. Juni

auf dem sog. Baubrink hieselbst eine Thierschau verbunden mit Gewerbeausstellung, Tombola und Wettrennen - bei freiester Concurrenz - statt.

1. Jedem stellt es frei, Thiere zur Schau zu bringen und an den Prämien zu concurriren.
2. Nichtmitglieder des Landwirthschaftlichen Vereins, welche Vieh zur Schaustellung bringen, haben 3 Mark Standgeld zu bezahlen. - Für Ziegen und Geflügel wird kein Standgeld erhoben.
3. Nachdem Se. Kgl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg=Strelitz zur diesjährigen Thierschau eine erhebliche Subvention zu bewilligen die Gnade gehabt, werden die Prämien wie folgt erhöht:

                          A. für Pferde:
a. für die beste Stute mit Füllen 100 M.
b. für die zweitbeste do. 60 M.
c. für die drittbeste do. Ehrenpreis.
d. für die beste 4jähr. oder ältere Stute 40 M.
e. für die nächstbeste 20 M.
f. für die drittbeste Ehrenpreis.
g. für das beste Wagenpferd 40 M.
h. für das nächstbeste 30 M.
i. für das drittbeste Ehrenpreis.
k. für das beste Ackerpferd 30 M.
l. für das nächstbeste 20 M.
m. für das drittbeste Ehrenpreis.
n. für das beste 2jährige Füllen 24 M.
o. für das nächstbeste Ehrenpreis.
p. für das beste 1jährige Füllen 24 M.
q. für das nächstbeste Ehrenpreis.

                          B. für Rindvieh:
a. für die beste Milchkuh (Preis der Stadt Schönberg) 50 M.
b. für die nächstbeste 35 M.
c. für die drittbeste 30 M.
d. für die viertbeste Ehrenpreis.
e. für den besten 2jähr. oder älter. Bollen 40 M.
f. für den besten 1jähr. Bollen 20 M.
g. für den nächstbesten Ehrenpreis.
h. für die beste 2= oder 3jähr. Starke 30 M.
i. für die nächstbeste 20 M.
k. für die drittbeste 15 M.
l. für die viertbeste 10 M.
m. für die fünftbeste Ehrenpreis.

                          C. für Ziegen:
a. für die beste Milchziege (Preis der Stadt Schönberg) 12 M.
b. für die zweitbeste do. (Pr. d. St. Schönbg.) 8 M.
c. für die drittbeste 5 M.
d. für die viertbeste 3 M.
                          D. für Geflügel:
Die verschiedenen Geldprämien, welche zur Vertheilung kommen, sollen nach der Zahl der eingelieferten Thiere bemessen und auf dem Festplatz bekannt gemacht werden.

4. Dem Aussteller wird nur ein Thier derselben Gattung prämiirt; auch dürfen nicht mehr Prämien für dasselbe Thier ausgegeben werden, so daß z. B. ein Pferd nicht gleichzeitig als Stute, Wagen= oder Ackerpferd prämiirt werden kann.
5. Jeder Preis wird nur ertheilt, wenn mindestens 2 Thiere concurriren.
6. Die Stellung sämmtlicher Thiere auf dem Baubrink, woselbst die Plätze angewiesen werden, muß spätestens 8 Uhr Morgens am Thierschautage geschehen sein.
7. Die Thierschau wird pünktlich 8 Uhr Morgens eröffnet.
8. Standkarten à 3 Mark und Einlaßkarten à 1 Mark sind in Spehr's Hotel, beim Gastwirth Herrn J. Boye und am Thierschautage auf dem Festplatz zu bekommen. - Für die Führer der Ausstellungsthiere werden freie Einlaßkarten ausgegeben.
9. Sämmtliche Stand und Eintrittskarten gelten auch für die mit der Thierschau verbundene Gewerbe= und Geflügel=Ausstellung und das Wettrennen. - Wer nicht mit einer solchen Karte versehen ist, zahlt für das Wettrennen allein 50 Pfennig Entree. Die Berechtigung zum Eintritt auf den Sattelplatz ist durch eine Eintrittskarte zu 1 M. zu erwerben.
Diese Karten à 50 Pfg. sind auf dem Thierschauplatz zu haben. - Alle solche Karten sind der Kontrolle wegen sichtbar zu tragen.

Vignette Geflügel-Ausstellung

Die verschiedenen Geldprämien, welche zur Vertheilung kommen, sollen nach der Zahl der eingelieferten Thiere bemessen und auf dem Festplatz bekannt gemacht werden.
Das Geflügel muß am Thierschautage bis Morgens 8 Uhr eingeliefert und bis Abends 7 Uhr wieder zurückgenommen werden.
Käfige für das Geflügel werden den Ausstellern frei zur Benutzung gestellt.
Für verkäufliche Thiere ist der Kaufpreis am Käfig zu bemerken.

Vignette Industrie-Ausstellung

Es werden alle diejenigen, welche Erzeugnisse der Industrie zur Ausstellung bringen wollen, ersucht, solche am 4. Juni d. J. Nachmittags von 4 Uhr an, oder spätestens am 5. Juni bis 7 Uhr Morgens in's Schützenhaus hieselbst einzuliefern. Die Ausstellungsgegenstände müssen mit dem Namen des Besitzers und dem Verkaufspreis versehen werden.
Jeder Aussteller muß seine ausgestellten Sachen selbst beaufsichtigen oder beaufsichtigen lassen, da wir in keiner Beziehung eine Garantie übernehmen können, wiewohl ein Wächter angestellt ist.
Jeder Aussteller muß sich den Anordnungen des Industrie=Komitee's hinsichtlich der Ausstellung fügen.
Die Verloosung der aus der Industrie=Ausstellung angekauften Sachen geschieht am Nachmittage des 5. Iuni cr. und wird die Gewinnliste durch die "Wöchentlichen Anzeigen" hieselbst publicirt.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 41 Seite 3]

Wett-Rennen.
Die Rennen werden am Thierschautage den 5. Juni d. J. Nachmittags von 4 1/2 Uhr an abgehalten. Allgemeine Bestimmungen.

1. Die Rennen I und III sind Herrenreiten und in Farben, Uniform oder rothem Rocke zu reiten.
2. Die Rennen II sind Flachrennen für untrainirte Pferde ohne Gewichtsausgleichung.
3. Anmeldungen zu I und III mit genauer Angabe des Geschlechts, Farbe, Alter und möglichst Abstammung der betreffenden Pferde sind bis zum 3. Juni cr., Abends 6 Uhr, beim Senator Wilh. Heincke in Schönberg i. M. zu machen, ebendahin sind auch die Farben der Reiter anzugeben.
4. Meldungen am Pfosten mit dreifachem Einsatz sind zulässig.
5. Ueber Streitigkeiten, sowie über Qualification der Herrenreiter entscheidet der Vorstand des Vereins ohne Angabe von Gründen; im übrigen ist für die Rennen das Preussische Reglement für Flach- und Hindernissrennen massgebend.
6. Vor Einlegung eines Protestes sind 30 Mark bei der Waage zu deponiren und verfällt diese Summe, falls der Protest als ungültig zurükgewiesen wird.
7. In allen Rennen, in welchen nicht mindestens zwei Pferde verschiedener Besitzer ablaufen, wird nur der halbe Geldpreis gegeben.
8. Die Rennen sind offen für Pferde, die seit 1. März d. J. nicht in Trainers Hand gewesen sind und ist Stuten und Wallachen 1 1/2 kg. erlaubt; Vollblut 5 kg. extra; 4jährige 2 kg. weniger. Die Pferde tragen für jede im Jahre 1887 und 1888 gewonnenen 200 Mk 1 kg. mehr. -Pferde, die am hiesigen Thierschautage gewonnen und mehrmals gestartet werden, tragen für den Sieg 2 kg. mehr.
9. Das Terrain wird eine halbe Stunde vor Beginn des Rennens gezeigt; die Bahn darf vorher nicht geritten werden.
10. Gute Stallungen und Fourage für die Rennpferde werden für 2 Tage kostenlos zur Verfügung gestellt; für billiges Quartier der Pferdeburschen ist gesorgt.

I. Flach-Rennen.

              Distance ca. 1800 Mtr. Einsatz 9 Mk. Ganz Reugeld. Erster Preis: Ehrenpreis des Vereins und 80 Mk.
              Zweiter Preis: Die Einsätze. Normalgewicht: 75 kg.

II. Flach-Rennen.

auf untrainirten Pferden und ohne Gewichtsausgleichung. - Einsatzgelder werden nicht erhoben. - Jeder Abtheilungssieger erhält 20 Mk. und der Hauptsieger einen Ehrenpreis des Vereins und 30 Mk. extra. Distance ca. 2 Kilometer. Anmeldungen hierzu werden bis 5. Juni cr. Mittags 2 Uhr vom Senator Wilh. Heincke entgegengenommen.

III. Schönberger Jagd-Rennen.

              Hürdenrennen. - Distance ca. 2500 Meter. 10 Mark Einsatz. Ganz Reugeld.
              Erster Preis: Damen-Ehrenpreis und 80 M.
              Zweiter Preis: Die Einsätze. Normalgewicht: 80 kg.

      Schiedsrichter: Se. Excellenz, Herr Oberlanddrost Graf von Eyben, event.: Amtsrath Wicke-Demern und Herr Schulze Wigger-Sahmkow.
                  Waage: Herr Rusch-Kl. Rünz.
         Surveillance: Herr Breuel-Selmsdorf und Herr Kaiser-Stove.
               Abreiten: Major a. D. Görbitz-Löwitz.
                 Cassier: Senator Wilh. Heincke-Schönberg.

            Schönberg i. Meckl. im Mai 1888.

Der Vorstand des landwirth. Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg.
Amtsrath Wicke-Demern.                      Major a. D. Görbitz-Löwitz.
Senator Wilh. Heincke-Schönberg.


Kräftiger und nachhaltig wirksamer als alle bekannten Stahlquellen ist unser
Nervenstärkendes Eisenwasser
(Phosphorsaurer Kalk. Eisenoxydul)

gegen Bleichsucht, Blutarmuth, Unregelmäßigkeit im Frauenleben, Nervenleiden und Schwächezustände blutarmer Personen; ohne besondere Kurdiät in jeder Jahreszeit anwendbar. 25 Fl. = 6 Mk. 50 Pfg. excl. Flaschen frei Haus, Bahnhof.

Anstalt für künstliche Mineralwässer aus destillirtem Wasser.
Wolff & Calmberg, Berlin, 22 Tempelhofer Ufer 22.
Niederlage: Apothekenbes. A. Montag in Schönberg i. M.


Zu Michaelis habe ich mein Unterhaus ganz oder getheilt zu vermiethen.

M. Kleinod Ww.        


Wer mir mit Pferden für Geld bei der Saatbestellung helfen will, möge sich bei mir melden.

Kaiser-Stove.        


[ => Original lesen: 1888 Nr. 41 Seite 4]

"Nächste Woche Ziehung".

Keine Ziehungsverlegung!

Weimar=Lotterie.
In zwei Ziehungen
2500 Gewinne i. W. v. 75,000 Mark
Erster Hauptgewinn
i. W. v.
25,000 Mark

1Mark    Preis des Looses,
für beide Ziehungen gültig,
9.-11. Juni    Nächste Ziehung   9.-11. Juni
   Mark 1

Loose sind zu haben in den allerorts durch Plakate kenntlichen Verkaufsstellen, sowie durch den
Vorstand der Ständigen Ausstellung in Weimar.

Wiederverkäufer erhalten Rabatt.


Am Thierschautage, den 5. Juni:
Concert

im Boye'schen Garten, ausgeführt von der Törber'schen Kapelle aus Gadebusch.

Anfang Mittags 1 Uhr.


Carbolineum
bestes und billigstes Holz=Conservirungs=Oel empfiehlt                          
                                                    J. F. Eckmann.


Allen denen, die meinen lieben Mann zu seiner letzten Ruhestätte begleitet haben. Sage ich hiermit meinen herzlichsten Dank.

Marie Bockmüller, geb. Alten.         


50,000 Mark

ist der Haupttreffer, welcher schon in der 1. Ziehung der Großen 294

Hamburg. Geldverloosung

sicher gewonnen wird.
Wir versenden hierzu unter Nachnahme:
1/1 Original=Loose à 6 Mark.
1/2 Original=Loose à 3 Mark.
1/4 Original=Loose à 1,50 Mark.
fügen auch amtlichen Verloosungsplan bei und geben nach Ziehung prompte Nachricht unter Beilegung der Gewinnliste. Jeder Auftrag wird prompt ausgeführt.
Man wende sich baldigst an

die Hauptcollecte
von
Mindus & Marienthal
in Hamburg.


Circa 100 Stück fast neue, eiserne, verzinnte                          
Milchsatten
habe ich billig abzugeben.                                                    
Schönberg, den 17. Mai 1888.                          
                                                    J. Lenschow, Klempnermstr.


Verzinnte Milchsatten
empfiehlt billigst                                                    
                                                    J. Siebenmark, Menzendorf.


Berühmte ächte Meyer's Lebens Essenz ist das beste und bewährteste Hausmittel gegen alle Magenleiden und Verdauungsstörungen. Vorzüglichstes Blutreinigungsmittel, Preis 1 Mark per Glas. Vorräthig in den Apotheken.

Friedrich Ernst Meyer u. Co. Bielefeld.


Auctions=Anzeige.

Am Dienstag, den 12. Juni d. J., Vorm. von 10 Uhr an, soll auf der Röggeliner Ziegelei das noch vorhandene alte Bauholz u. s. w. in passenden Abtheilungen öffentlich meistbietend verkauft werden.
Carlow, den 1888.

Struck, Landreiter.        


Heute Morgen 8 1/4 Uhr starb unsere liebe gute Mutter

Sophie Rahn,
geb. Gumbrecht
nach kurzem Krankenlager, betrauert von ihren                          
                                                    tiefbetrübten Kindern.
Schönberg, den 28. Mai 1888.                          
Beerdigung: Donnerstag 3 Uhr Nachmittags.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,55 Nachm. 5,35 Nachm. 12,2 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,2 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Der Gesammtauflage unserer heutigem Nummer liegt ein Prospect des
                          Bankhauses Mindus & Marienthal
in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 41 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 41 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 29. Mai 1888.


Prinz Heinrich von Preußen und Prinzessin Irene von Hessen sind jetzt also ein Paar, Mann und Frau. Die Hochzeitsfeierlichkeiten hatten natürlich ein nach Tausenden zählendes Publikum nach Charlottenburg gelockt, wo mit dem Glockenschlag 12 Uhr am Donnerstag sämmtliche Glocken zu läuten begannen und die kirchliche Trauung, der die Civiltrauung voraufgegangen war, in der Schloßkapelle vor sich ging. Oberhofprediger Dr. Kögel hielt die Traurede, die Kapelle war prachtvoll geschmückt, die Kaiserin=Königin Augusta, der Kaiser und die Kaiserin und alle die anderen hohen Verwandten und geladenen Gäste saßen oder standen im Halbkreis um den Altar. Um 1/2 1 Uhr begannen die Glocken von neuem zu läuten und 26 Kanonenschüsse ertönten zum Zeichen, daß nunmehr die Ringe gewechselt seien. Nachdem der Trauakt beendigt war, küßte und umarmte die Kaiserin=Königin Augusta das Brautpaar zuerst, Prinz Heinrich aber ließ sich vor der Großmutter auf die Kniee nieder und küßte derselben die Hand. Dann empfing der Kaiser stehend seine Kinder und küßte beide herzlich. Bei der Tafel, die der Trauung folgte und bei der die Kaiserinwittwe und der Kaiser nicht zugegen waren, saß der Kronprinz an der anderen Seite der jungen Frau und brachte in Vertretung seines Vaters den Toast auf das neuvermählte Paar aus. Nachmittags um 3 Uhr reiste Prinz Heinrich mit Gemahlin vom Bahnhof Charlottenburg nach Schloß Erdmannsdorf in Schlesien ab. Als ihm sein Adjutant, der Corvettenkapitain v. Seckendorff, kurz vor der Abfahrt meldete, der Zug kann noch nicht fort, das Geleise ist noch nicht frei, erwiderte Prinz Heinrich lachend: "Da haben wir's, nun fangen die Sorgen schon an." Punkt 3 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung und tausendstimmige Jubel und Hochrufe des Publikums tönten den Neuvermählten brausend nach.
Geistvoll und feinsinnig, die Erlebnisse der Persönlichkeiten und die Verhältnisse der Zeit würdigend, lebendig und im besten Sinn biblisch war die Traurede Dr. Kögels in der Kapelle des Charlottenburger Schlosses, eine Rede, die nachklingt und auch im Druck nicht verliert. Als das junge fürstliche Paar abends in Erdmannsdorf eintraf, hatten die Schlesier die Hochzeitsfackel angezündet, von allen Bergen leuchteten die Feuer und die Schneekoppe strahlte in bengalischem Licht.
Die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erklärt den Mittheilungen mehrerer Berliner Blätter gegenüber, es sei nicht richtig, daß die Königin Viktoria von England die Prinzessin Irene, die nunmehrige Gemahlin des Prinzen Heinrich von Preußen, ausgestattet habe. Die Königin habe der Prinzessin wohl kostbare Geschenke verehrt, ausgestattet aber habe dieselbe ihr Vater, der Großherzog von Hessen, und zwar sei die gesamte Ausstattung in Darmstadt, Mainz und Frankfurt a. M. hergestellt worden.
Der Großherzog von Hessen ist von S. M. dem Kaiser zum Inspekteur der dritten Armeeinspektion, die das VII., VIII. und IX. Armeekorps umfaßt, ernannt worden.
Die Königin=Wittwe von Hannover und ihre Tochter, Prinzessin Marie, sind Stammgäste in Kissingen und dieser Tage wieder dort eingetroffen.
Professor Dr. Virchow hat vom Kaiser den Rothen Adlerorden zweiter Klasse mit Stern und Eichenlaub erhalten.
In Sachen Techow vernimmt man jetzt, daß der Kriegsminister v. Bronsart das Begnadigungsgesuch Techow's zum Gegenstand einer ausführlichen Darstellung gemacht habe, in welcher mit Rücksicht auf die Disziplin in der Armee die Unmöglichkeit einer Begnadigung nachgewiesen wird. Der Grund für die Ablehnung des Gnadengesuches liegt in dem Bruch des Ehrenworts, den sich Techow s. Z. hat zu Schulden kommen lassen. Zur Uebergabe des Zeughauses an den Pöbelhaufen am 3. Juli 1848 hat sich der Kommandant desselben, Hauptmann v. Natzmer, nur dadurch bewegen lassen, daß ihm Techow auf Ehrenwort versichert hatte, der König selbst habe die Uebergabe befohlen. Hauptmann v. Natzmer glaubte ihm, denn er konnte nicht annehmen, daß ihn ein Kamerad durch ein falsches Ehrenwort hintergehen werde. In Rücksicht auf diese Umstände hat der Kaiser die erbetene Begnadigung abgelehnt.
Die Generalversammlung der Katholiken Deutschlands findet in diesem Jahr vom 2. bis 6. September in Freiburg im Breisgau statt.
Die neuen Maßregeln an der deutsch=französischen Grenze werden von Donnerstag, den 31. Mai d. J., ab in Kraft treten. Alle über die französische Grenze nach Deutschland zureisenden Ausländer, ohne Unterschied, ob sie auf der Durchreise begriffen sind, oder ob sie im Lande Aufenthalt nehmen wollen, müssen sich im Besitze eines Passes befinden, welcher mit dem Visa der deutschen Botschaft in Paris versehen ist. Das Visa darf nicht älter sein als ein Jahr. Die Gewerbelegitimationskarten für ausländische Reisende ersetzen den Paß nicht. Ausländer, welche nicht im Besitz eines regelmäßigen Passes sind, sind an der Weiterreise zu hindern und nöthigenfalls über die Grenze zurück zu befördern. Reichsangehörige, welche über die französische Grenze zu reisen beabsichtigen, bedürfen dieses Passes nicht. Ausgenommen von der Paßpflicht sind die Bewohner der französischen Grenzgemeinden, insofern sie sich zu geschäftlichen Zwecken in eine benachbarte deutsche Grenzgemeinde begeben und sich vor den Grenzpolizeibeamten entsprechend ausweisen. In Paris hat dieser Erlaß großen Lärm hervorgerufen. Die Sache ist erklärlich. Alle französischen Agitatoren, welche das Reichsland besuchen wollen, werden natürlich in Paris keinen Paß mehr bekommen und können also nicht über die Grenze. Besser wäre es allerdings, diese Maßregeln wären nicht nothwendig gewesen; es wird auch an der Grenze Skandal genug geben, und unsere Freundschaft zu Frankreich steht bekanntlich auf recht schwachen Füßen.
Wenn auch widerstrebend, erkennen die russischen Blätter die Eröffnung der Bahn nach Saloniki als einen "politischen Sieg Oesterreichs" an, welches damit für seine Eroberungslust eine gute Grundlage geschaffen habe und seine Agenten bereits in Macedonien wühlen lasse; die Türkei habe dem Bau der Strecke Wranja=Uesküb widerstrebt, nur die in der Türkei angestellten Deutschen hätten die Pforte von der Befestigung Ueskübs abgehalten.
Der Prinz von Wales hat am Freitag von Berlin aus in Stolp in Pommern den Blücher=Husaren, deren Chef er ist, einen Besuch gemacht. Der General Graf von Alten und die englischen Obersten Riesdael und Swaine begleiteten ihn und die Stadt Stolp hatte ein festlich Gewand angelegt, um den seltenen Besuch gebührend zu empfangen. Nach einem Frühstück auf dem Bahnhofe nahm der Prinz die Parade über 4 Schwadronen des Regiments ab und sprach schließlich seine äußerste Befriedigung über die Leistungen des Regiments und über den ihm zu Theil gewordenen Empfang aus. Nach einem Mittagsmahl im Offizierkasino fuhr der Prinz nach Berlin zurück.
Boulanger hat seine Kollegen in der Kammer die "500 Faullenzer=Könige" genannt. Kollege Arène giebt ihm den Titel zurück; denn er sei seit langer Zeit nicht zum Arbeiten in die Kammer gekommen und thue nur dreierlei: schimpfen, wühlen und lügen.
Den Kaiser von Brasilien, der schon länger kränklich ist, hat in Mailand der Schlag gerührt. Er lag lange wie todt und der Erzbischof ertheilte ihm die letzte Oelung, er erholte sich aber wieder

[ => Original lesen: 1888 Nr. 41 Seite 6]

etwas. Der Kaiser ist ein Fürst von hoher Bildung und hohem Streben, er hat viel für die Hebung seines Volkes und Landes gethan und die kürzlich erfolgte Aufhebung der Sklaverei ist hauptsächlich sein Werk und sein Schmuck.


Eine Aermelmeer=Brücke.

Machen sich die Franzosen über die Engländer lustig? Statt des unterseeischen Tunnels, den sie früher von Frankreich hinüber nach England geplant und den die Engländer so entschieden abgelehnt haben, planen sie jetzt eine ungeheure Brücke über das Aermelmeer. Die Brücke soll 30 Kilometer lang werden, 50 Meter über der Oberfläche des Meeres hinlaufen und durch Pfeiler getragen werden, die je 500 Meter von einander entfernt sind. Dampfer und Segelschiffe haben freie Durchfahrt unter der Brücke und diese selbst soll 4 Bahngeleise, eine Straße für Wagen und Trottoirs für Fußgänger erhalten. Die Kosten sind auf 800 Millionen berechnet.
Werden aber die Franzosen die Konzession Englands erhalten? Je schwächer sich England militärisch fühlt, desto eifriger und ängstlicher hütet es seine insulare Lage. Wenn die bloße Andeutung, daß z. B. Boulanger kein Freund Englands sei und einen Angriff auf England einem solchen auf Deutschland vorziehen könne, genügt hat, um die 30 Millionen starke Bevölkerung Großbritanniens in Aufruhr zu bringen, so wird ein Plan, die Inselstellung Englands zu durchbrechen und zu schwächen, von den Politikern und Militärs der Insel hundertmal hin und her gedreht und erwogen werden, ehe das Siegel der Königin darauf gedrückt wird. Die Engländer sind gewiß ein unternehmendes, ein allen Fortschritten der Technik und der Industrie zugeneigtes Volk. Und trotzdem haben sie ihre Zustimmung zum unterirdischen Kanaltunnel verweigert. Stärker als jedes finanzielle und Handelsinteresse ist der Trieb der Selbsterhaltung, und der Schwächste ist am ängstlichsten.


- Schönberg. Der diesjährige Königschuß soll am 23. und 24. Juli abgehalten werden.
- Schönberg. Aus Anlaß der Einführung der Sommer=Fahrpläne treten im Gange der hiesigen Postverbindungen mit dem 1. Juni d. J. folgende Aenderungen ein: I Post Dassow=Schönberg , aus Dassow 7,35 früh, in Schönberg 9,20 vormittags; Post Carlow=Schönberg, aus Carlow 7,5 früh, in Schönberg 9,20 vormittags. Die übrigen Verbindungen mit Rehna, Dassow und Carlow werden nicht geändert.
- Schönberg. In der constituirenden Versammlung des neuen Mobilien=Versicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg wurde beschlossen, das Fürstenthum in 22 Kreise zu theilen und für jeden Kreis einen Deligirten zu wählen, der dann die Anmeldungen zu Versicherungen in seinem Kreise anzunehmen und in einer demnächst zu veranstaltenden Deligirten=Versammlung diese Anmeldungen zu registriren habe. Die Statuten dieses Vereines, welche 31 Paragraphen umfassen, sind von Hoher Landesregierung vorläufig auf ein Jahr bestätigt; nach Ablauf dieser Zeit sollen dieselben nochmals geprüft und sodann der Hohen Landesregierung zur definitiven Bestätigung vorgelegt werden.
- Schönberg. Der zu Herrnburg belegene Kathen des Büdners Hagen daselbst, welcher der dortigen Armenbehörde zur Unterbringung obdachloser Armen diente, ist am 27. d. M. ein Raub der Flammen geworden. Bewohnt wurde der Kathen von 6 Parteien, denen die Rettung ihrer Mobilien nur zum kleinsten Theile gelungen sein soll. Das Haus selbst ist versichert. Ueber die Entstehungsursache des Feuers, welches Morgens 4 Uhr bemerkt worden ist, weiß man nichts.
- Die Hauptgewinne der Neubrandenburger Pferdeverloosung fielen auf die Nummern 82548 (Equipage mit 4 Pferden), 32915 (Equipage mit 2 Pferden) 141,087 (Equipage mit 2 Pferden).
- Die Bäckermeister beider Mecklenburg hielten ihren 15. Verbandstag kürzlich in Plau ab. An der Versammlung betheiligten sich 112 Meister aus fast allen Städten Mecklenburgs. Die nächste Versammlung soll in Grevesmühlen abgehalten werden.
- Der bekannte Prozeß um eine Villa, deren Schenkung einem Bahnarbeiter zu Bahrenfeld in Schleswig bei der Geburt seines zwölften Kindes von einem Privatier versprochen worden war, hat, nachdem er alle gerichtlichen Instanzen durchlaufen hat, und schließlich mit Verurtheilung des Beklagten endigte, endlich seinen definitiven Abschluß gefunden. Am Sonnabend voriger Woche ist nämlich dem Bahnarbeiter beim Altonaer Amtsgericht eine dem Privatier gehörige Villa als Eigenthum zugeschrieben worden.
- Wegen Landesverraths ist dem "Elsässer Journal" zufolge gegen den Färbermeister Appel, den Eisenbahnangestellten Dietz und dessen Ehefrau, sämmtlich in Straßburg ansässig, das Hauptverfahren eröffnet worden. Diese ewig wiederkehrenden Skandalprozesse hindern jedoch, wie die neusten Nachrichten aus Paris beweisen, die Herren Franzosen nicht, über die neuerdings angeordnete Schutzmaßregel, die doch zur Hauptsache diesem gefährlichen Treiben steuern soll, höchlich entrüstet zu sein.
- Auf der Ebernburg bei Kreuznach wurde am 3. Pfingsttag der Grundstein zu dem Denkmal des Ritters Franz v. Sickingen und seines Freundes Ulrich v. Hutten, der beiden unerschrockenen Parteigänger der Reformation, gelegt. Zum Halten der Festrede vor allem Volk war Professor Gneist, der streitbare Parlamentarier in Berlin, auserkoren und er hat nicht nur seine Rede mitgebracht, sondern im Auftrage des Kaisers Friedrich auch ein kaiserliches Festgeschenk von 1000 Mark, das große Freude gemacht haben wird.
- Der Grundsteinlegung des Denkmals für Hutten und Sickingen auf der Ebernburg wohnten zwei Nachkommen des Sängers und des Ritters bei: Graf Bogdan v. Hutten=Czapski aus Potsdam und Graf Franz v. Sickingen=Hohenburg auf Schloß Mitterndorf. Graf Hutten=Czapski brachte bei dem Festmahl seinen Trinkspruch auf den Fürsten Bismarck: "Gott erhalte auch noch lange des deutschen Kaisers großen Kanzler, dem eisernen Fürsten, dem Kaiser als Rath, dem Reich als Wehr, dem Volk als Führer, dem Frieden als Hort, den Feinden ein Schrecken." Ein Sturm der Begeisterung dankte ihm.
- Im alten Studentenlied heißt es: "Und spitze Schuh' und spitz Schuh', die kommen keiner Dienstmagd zu." Auch den Offizieren in München kommen sie nach einem Erlaß des Kommandanten nicht zu; er hat das Tragen von Schnabelschuhen, engen Trikot=Hosen und Miniatur=Schirmmützen den Offizieren verboten. Auch in Berlin waren die Schnabelschuhe und die engen Hosen bei Offizieren zum Vorschein gekommen, aber der Anhauch des Kronprinzen hat sie schnell verscheucht.
- Die Krondiamanten, welche in den letzten zwei Wochen zur Herstellung verschiedener Schmuckarrangements anläßlich der Hochzeitsfeier für die Allerhöchsten und Höchsten Damen des preußischen Hofes einer Berliner Firma übergeben waren, sollen einen Werth von nahezu 10 Millionen Mark repräsentiren.
- Wie der in Nürnberg erscheinende "Fränk. Courier" erfährt, ist Oberamtsrichter Selling in Lichtenfels in der bekannten Angelegenheit (Bemogeln beim Kartenspiel), nachdem er in drei strafrechtlichen Instanzen von der Anklage des Betruges freigesprochen worden war, jetzt auf dem Disziplinarwege von der Disziplinarkammer am obersten Landesgerichte in München wegen Dienstvergehens (durch fahrlässige Erregung des Verdachts eines Betruges) zur Dienstentlassung verurtheilt worden.
- Die ständige Deputation des deutschen Juristentages hat in ihrer Pfingstsitzung beschlossen, daß der diesjährige Juristentag vom 11. bis 13. September in Stettin stattfinden soll.
- Das vor 362 Jahren gestohlene Stadtsiegel von Delitzsch ist jetzt in dem Lager eines Antiquitätenhändlers in Berlin zum Vorschein gekommen. Derselbe hat das Siegel auf einer in Edinburg abgehaltenen Auktion alterthümlicher Gegenstände zum Preis von 240 Mark erworben und nun dem Magistrat in Delitzsch zum Wiederankauf angeboten. Die Stadtverordneten haben jedoch diesem Mann einen Strich durch die Rechnung gemacht und den Ankauf abgelehnt.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 41 Seite 7]

- Die Zeitschrift "Frauenberuf" in Weimar meint, die Idee eines Mädchen=Gymnasiums "liege gleichsam in der Luft". Dieses Gymnasium, sagt sie, müsse denselben Lehrplan haben wie das Knaben=Gymnasium und Mädchen zu wissenschaftlichem Studien und Berufsarten vorbereiten: zu Aerzten, Zahnärzten, Apothekern, Rechtsanwälten, Notaren, höheren Lehrern und akademische Professoren und sogar zu Schriftstellern und Journalisten.
- Mit Spargel wird in Braunschweig ein gutes Geschäft gemacht. Die Aktien=Spargelbau=Gesellschaft hat in zwei Tagen etwa 800 Centner Spargel angenommen und die größte Konservenfabrik daselbst im gleichen Zeitraum etwa 400 Centner verarbeitet. Für Rohspargel stellen sich die Preise beim Einkauf im Großen auf 65, 45 und 20 Pfg., die Detailpreis auf 70, 50 und 25 Pfg.
- Wichtig für Radfahrer. Die Frage, ob von den Radfahrern auf den Kreischausseen Chausseegeld zu erheben ist, ist jetzt von einer preußischen Regierung im verneinenden Sinn entschieden worden.
- Das statistische Jahrbuch des deutschen israelitischen Gemeindebundes giebt die Zahl der Juden in Preußen auf 366 543 an, in Berlin auf 64 355, in Breslau auf 17 655, in Frankfurt a. M. auf 15 554, in Posen auf 6719, in Köln auf 5309, in Königsberg auf 4155, in Hannover auf 3627, in Danzig auf 2837 und in Stettin auf 2501.
- Prinz Georg, der zweite Sohn des Prinzen von Wales, liebt ein Mädchen aus bürgerlicher aber sehr angesehener Familie und will dasselbe durchaus heirathen. Der Papa des Mädchens ist in großer Verlegenheit und in noch größerer die königliche Familie, da der Prinz ein heißes Herz und einen harten Kopf hat.
- Eine goldne Taschenuhr für 20 000 Mark ist beim Hofuhrmacher Johs. Hartmann in Berlin zu sehen. Diese Uhr stellt die denkbar größte Leistung von Uhrmacherarbeit dar. Mit dem einen Aufziehknopf werden die zahlreichen mit einander verbundenen Werke der Uhr zu gleicher Zeit aufgezogen. Die Uhr zeigt zwei Ortszeiten, schlägt selbst die volle und die Viertelstunde mit Abstellung repetirt die Minute hat springende Sekunde mit zwei Zeigern und doppeltem Anhalt, ferner einen immerwährenden Kalender, der auch das Schaltjahr richtig zeigt, giebt die Jahreszahl, Monat, Tag, Datum und den Mondwechsel an, weist die fünftel Sekunde und die sogenannte schleichende Sekunde auf und hat endlich auch ein Thermometer. Dabei ist die Uhr von nicht außergewöhnlicher Größe.
- Die Anarchisten=Zeitung "Freiheit" schreibt dieser Tage: "Es sind jetzt gerade zwei Jahre her, seitdem in Chicago ein halbes Pfund Blei und Eisen, gefüllt mit einem Viertelpfund Dynamit, etliche hundert Zentner von Knochen und Muskeln kapitalistischer Mordautomaten und schweins=aristokratischer Knüppel=Maschinen in den Rinnstein karbonnadierte, daß sämmtlichen Dividenden=Hamstern und Aktien=Haifischen von San Francisco bis New=Orleans und von Galveston bis Buffalo, ja bis in das alterschwach=verrottete Europa hinein das Herz in die Kniekehle rutschte und das Mark in den Knochen gefror."
- Heuschreckenschwärme, die schon zu den 7 Plagen Egyptens gehören, machen in Algerien große Noth. Ein Eisenbahnzug wurde durch sie aufgehalten. Es half alles nichts, man mußte die Bahn von Heuschrecken frei schaufeln, wie anderwärts von Schnee.
- Eine Tänzerin in Paris gewann 200 000 Fr. in der Lotterie und schickte sie sofort dem großen Waisenhause. Den armen Kindern, sagte sie, nützt das Geld, ich würde es doch nur für Dummheiten verschwenden; denn mein Freund versieht mich mit allem, was ich brauche. (Wir hätten ihrem Herzen beinahe einen * gesetzt, aber ein furchtbar Leichtfuß ist sie doch, was man einer Tänzerin freilich nicht übel nehmen kann.)
- Vor 50 Jahren ist in Paris der größte Diplomat seiner Zeit Bischof und Fürst Talleyrand gestorben. Es wird aber niemand, nicht einmal sein Vaterland, ein Festessen zu seinem Andenken halten, denn er war der größte Lügengeist und Intrigant, er war der Mann, der gesagt hat, der Mensch habe die Sprache, um seine Gedanken zu verbergen, das war das einzige Mal, daß er die Wahrheit gesprochen hat. Er hat alle, denen er gedient hat, die große Revolution von 1789, den Kaiser Napoleon und die ihm folgenden Könige betrogen, er kannte nur seinen persönlichen Vortheil und soll als Minister Napoleons I. allein 60 Millionen Trinkgelder d. h. für Bestechungen eingeheimst haben. Auf seinem Sterbett sagte er zu Louis Philipp: Sire, ich leide, als wäre ich in der Hölle! Jetzt schon! antwortete der König. Er hinterließ schriftliche Denkwürdigkeiten seines Lebens, die jetzt erst veröffentlicht werden dürfen; sie werden interessant sein, wenn sie wider Erwarten Wahrheit enthalten.
- Der späte Eintritt des Frühlings und die Fröste haben in Amerika den Winterweizen geschädigt, man erwartet ca. 27 Procent Verlust gegen die Vorjahre. Die Preise sind daher gestiegen und die Spekulation ist sehr thätig.
- Butterfälschung durch Wasser. Ist bei der Herstellung ein den normalen Prozentsatz übersteigendes Quantum von Wasser in Butter belassen worden, so liegt nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, eine strafbare Butterfälschung vor. Die zur Anklage vorgelegte Butter hatte 60 pCt. Butterfett und 40 pCt. Wasser enthalten, während normale Butter nur 10 pCt. Wasser enthalten soll.
- Löschen brennenden Petroleums. Als bestes Mittel, Petroleumbrände zu löschen, wird Milch empfohlen. Man schreibt darüber, daß bei einem kürzlich durch Zerbrechen einer Petroleumlampe entstandenen Brand sich das empfohlene Mittel ausgezeichnet bewährt habe. Alle andern Versuche, das entstandene Feuer zu löschen, seien erfolglos geblieben; die Milch habe sich dagegen als entschieden sicher und sofort wirkendes Mittel erwiesen.
Kann es einen nicht zur Verzweiflung bringen, wenn das Mädchen Viertelstunden lang bei dem Schuppen der Fische zubringt, während so viele notwendigen Arbeiten auf Erledigung warten? Anzuraten ist es, vor dem Schuppen die Fische mit einem Tuche tüchtig abzureiben, damit der Schleim entfernt wird, und sie dann fünf Sekunden in kochendes Wasser zu tauchen. Das Schuppen ist dann in wenigen Minuten leicht geschehen.


Der Rechte.
Hessische Dorfgeschichte von E. Mentzel.
                              (Fortsetzung.)          (Nachdruck verb.)

[ => Original lesen: 1888 Nr. 41 Seite 8]

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