No. 39
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. Mai
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 39 Seite 1]

Des heiligen Pfingstfestes wegen erscheint die nächste Nummer der "Wöchentlichen Anzeigen" am Freitag, den 25. Mai.


Die neu eingesetzte Kanüle bringt dem Kaiser große Erleichterung.; Dr. Mackenzie hat sich über dieses vom Hoflieferanten H. Windler in Berlin angefertigte Instrument sehr anerkennend geäußert. Das im Schloßpark aufgestellte Zelt wird mit den schönsten und seltensten Topfpflanzen in überaus anmuthiger Weise dekorirt. Der Kaiser, der dies vom Fenster aus beobachtete, hat seiner großen Freude darüber Ausdruck gegeben.
Morell Mackenzie hat dem großen Berliner Pathologen Dr. Virchow einen Besuch abgestattet und mit ihm den Verlauf der Krankheit eingehend besprochen. Virchow wird wahrscheinlich, wie er schon mehrmals gethan, mikroskopische Untersuchungen von Partikelchen aus dem Kehlkopf des Kaisers bezw. von Eiterabsonderungen vornehmen. Die Kaiserin dürfte den deutschen Gelehrten demnächst empfangen, und bei dieser Gelegenheit ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, das Dr. Virchow auch den Kaiser sieht.
Prof. v. Bergmann wird fast täglich vom Kronprinzen empfangen und war auch am Sonntag mit einer Einladung desselben zum Diner beehrt worden.
Der Landtag des Großherzogthum Oldenburg, von dem man sonst wenig hört, hat in letzter Zeit die Aufmerksamkeit von ganz Deutschland auf sich gezogen. Es handelte sich um eine ihm von der Regierung gemachte Vorlage betr. den Hafenbau in Nordenhamm an der Weser. Anfänglich hatte es geheißen, dieser oldenburgische Hafen sollte bedeutend erweitert und dann von dort aus eine englische Dampferlinie nach Asien etc. eröffnet werden. Dann aber hat sich herausgestellt, daß es sich lediglich um den Ausbau des Hafens zu oldenburgischen Schiffahrtszwecken gehandelt hat. Der Landtag hat die Vorlage genehmigt.
Die Prinzessin Maria von Hohenzollern=Hechingen ist am Sonnabend mittag im Kloster Oliva bei Danzig an einem Herzschlag gestorben. Dieselbe ist am 25. Juni 1808 geboren. Mit dem Tode der unvermählt gebliebenen Prinzessin erlischt die bereits im Mannesstamme ausgestorbene Linie Hohenzollern=Hechingen gänzlich.
Wie aus Wien geschrieben wird, geht die Königin Natalie von Serbien nicht nach Belgrad, sondern begiebt sich mit dem Thronfolger nach Wiesbaden oder Baden=Baden. Der König von Serbien traf in Wien ein, um beide zu begrüßen.
Der Papst hat der Prinzessin=Regentin von Brasilien wegen der von ihr verfügten Abschaffung der Sklaverei in Brasilien die goldene Rose verliehen.
Königin Marie Christine von Spanien ist mit dem kleinen Alfonso zur Ausstellungseröffnung in Barzelona angekommen und dort festlich begrüßt worden. Der kleine König feierte in Barzelona seinen zweiten Geburtstag.
- Schönberg. Man theilt uns mit, daß die pünktliche Leitung und Aushändigung der nach Britisch=Indien für Mannschaften der deutschen Handelsmarine bestimmten Briefe wesentlich gefördert wird, wenn die Briefe klare und deutliche Aufschriften in lateinischen Schriftzeichen tragen. Namentlich aber ist es bei denjenigen Sendungen, deren Aushändigung durch das deutsche Konsulat in Rangoon erfolgen soll, von großer Wichtigkeit, daß der bezügliche Vermerk nicht in deutscher, sondern in englischer Sprache z. B. "care of German Consulate" abgefaßt werde. Die Fälle sind wiederholt vorgekommen, daß Briefe, welche mit einem derartigen Vermerk in englischer Sprache nicht versehen waren und lediglich eine deutsche Aufschrift trugen, Jahre lang bei den ausländischen Postanstalten am Sitze des Konsulats gelagert haben. Das betheiligte Publikum wird im eigenen Interesse gut thun, die Aufschriften bei den fraglichen Sendungen entsprechend abzufassen.
- Schönberg. Wie es heißt, sind die Arbeiten zwecks Einrichtung einer Haltestelle der Eisenbahn bei Grieben, soweit gefördert, daß dieselbe schon im Juni dem Verkehr übergeben werden kann.
- In Grevesmühlen wird der Bau des Krankenhauses jetzt in Angriff genommen und wird an der Chaussee nach Klütz aufgeführt. Die Kosten sind nochmals erhöht und jetzt auf 38 000 Mk. ohne Inventar berechnet.
- In Ratzeburg ist der Plan, ein Kaiserdenkmal zu errichten, wieder aufgenommen, nachdem vor ca. 10 Jahren bereits 4000 Mark durch freiwillige Beiträge zu dem Zweck gesammelt waren, letzterer jedoch auf Wunsch des Kaisers Wilhelm, ihn nicht zu Lebzeiten durch ein Monument zu ehren, damals unterblieben ist, jedoch wurde schon der Grundstein des Monuments auf der Mitte des Marktes gelegt.
- Bei der gestern in Güstrow vollzogenen Ausloosung der Geschworenen für die am 4. k. M. beginnende ordentliche Sitzungsperiode des dortigen Schwurgerichts wurden aus dem diesseitigen Großherzogthume die nachstehenden Hrn. als Geschworene ausgeloost: Kammerherr v. Boddien hier, v. Dewitz=Krumbeck, Ackerbgr.Boye=Schönberg, Domänenpächter Rhades=Buchholz, Kaufmann Petzold=Mirow und Kaufmann Aug. Krüger=Neubrandenburg.
- In Teterow fand am letzten Sonntag der Delegirtentag des Mecklb. Kriegerverbands und der Mecklb.=Strel. Krieger=Kameradschaft statt. Es hatten sich ca. 140 Delegirte eingefunden. Der nächste Delegirtentag wird in Neustrelitz abgehalten.
- Die Zufuhr von Butter soll in Hamburg so stark sein, daß die Händler nur 72 und 77 Pfg., für Sammelbutter sogar nur 60 Pfg. pr. Pfund geben wollen. Im östlichen Holstein wird die Meiereibutter jetzt für 80 Pfg. verkauft, die Bauerbutter kostet dort 70 Pfg.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 39 Seite 2]

- Der 24jährige Sohn des Müllers und Jagdpächters Kröper zu Todesfelde bei Segeberg wurde in der Nacht zum Sonntag dieser Woche von Wilddieben erschossen und todt am Morgen aufgefunden. Der That verdächtig ist ein Individium, das seitdem verschwunden ist.
- Fürst Bismarck will das Pfingstfest in Varzin zubringen und 14 Tage dort bleiben. Er reiste am 15. d. Mts. in Begleitung seiner Familie dahin ab.
- Baron v. Cohn in Dessau, der Hofbankier des Kaisers Wilhelm, hat sich so verdient um die Verwaltung und Vermehrung des kaiserlichen Vermögens gemacht, daß ihn auch Kaiser Friedrich unter schmeichelhafter Anerkennung zu seinem Hofbankier ernannt hat.
- Reichsgericht=Entscheidung. Gegen lästige und schädigende Immissionen von Rauch aus den Schornsteinen einer Schmiedewerkstätte auf ein städtisches Nachbargrundstück hat nach einem Urtheil des Reichsgerichts vom 3. Mär 1888 der Nachbar ein Klagerecht auf Beseitigung des Uebelstandes und auf Schadenersatz, selbst wenn der belästigende Schmiedebetrieb für die städtischen Bedürfnisse nützlich, beziehungsweise nothwendig ist.
- In Leipzig ist der bekannte Verlagsbuchhändler Klasing, in Firma Velhagen u. Klasing, der Herausgeber des "Daheim", gestorben.
- Bei einer kürzlich von der Frankfurter kgl. Eisenbahndirektion ausgeschriebenen Submission auf Zeichenpapier und Zeichen= und Bureau=Utensilien für sämtliche Bureaus werden ausschließlich deutsche Fabrikate verlangt. Die Prüfung der eingegangenen Muster ergab, daß das deutsche Papier das englische übertrifft.
- In Mainz ist der Maurerstrike beendet und die Gehülfen nahmen unter den von den Unternehmern gestellten Bedingungen die Arbeit wieder auf.
Bei Kronstadt ist am 11. Mai die Schifffahrt wieder eröffnet worden.
- Ein neues Bild ist jetzt in das Berliner Straßenleben getreten und zwar die Dreiradfahrer, die jetzt mit Genehmigung der hohen Polizei durch Berlins Straßen rollen. Wenn man sieht, mit welcher Sicherheit und ohne irgend eine Störung sich die neue Einrichtung eingeführt hat, so scheint es einem kaum glaublich, daß sie erst von diesen Tagen her datirt und daß ein jahrelanger Kampf um die Gestattung des Gebrauchs der Dreiräder in den Straßen Berlins geführt wurde. Um so mehr steht zu hoffen, daß jetzt auch die Bewilligung des Fahrens auf Zweirädern in den Straßen baldigst genehmigt wird.
- In München machte sich dieser Tage ein Soldat in einer Wirthschaft den Spaß, mit seinem neuen Seitengewehr, welches er als ein richtiges Käsemesser bezeichnete, seinen mitgebrachten Käse zu zerschneiden. Dieser Witz kam ihm jedoch teuer zu stehen, denn die Sache gelangte zur Anzeige und der üppige Landesvertheidiger erhielt 8 Tage strengen Arrest.


Rohseid. Bastkleider (ganz Seide) Mk. 16.80 p. Stoff zur kompl. Robe, sowie Mk. 22,80, 28,-, 34,-, 42,-, 47,50 nadelfertig,
Seiden=Etamine u. seid. Grenadines, schwarz u. farbig (auch alle Lichtfarben) Mk. 1,55 p. Met. bis Mk. 14.80 (in 12 versch. Qual.) vers. robenweise zollfrei in's Haus das Seidenf.=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

Wer außer den Berechtigen                          
Torf

von den Großherzoglichen Mooren (Kuhlrader=, Gr. Rüntzer= und Born=Moor) kaufen will, möge seine Bestellung bis 8. Juni cr. bei dem Unterzeichneten machen. Spätere Bestellungen finden keine Berücksichtigung. - Außerdem mache darauf aufmerksam, daß der Torf nur gegen sofortige Baarzahlung überwiesen wird.
        Carlow.

von Wenckstern.        


Zu dem am Montag, den 21. und Dienstag, den 22. Mai bei mir stattfindenden

Scheiben=Schießen

nach guten Gewinnen, lade ich meine Gönner und Freunde ergebenst ein.

                          Gastwirthin Schröder, Gr. Mist.
Dienstag, Abends: Ball.


Scheibenschiessen
am 2. und 3. Pfingsttage nach                                                    
werthvollen Gewinnen.
Hierzu ladet freundlichst ein                                               
J. Michaelsen,
Selmsdorf.                                                     Gastwirth.


Am Sonntag, den 27. Mai:
Grosse Tanzmusik
wozu ich hierdurch freundlichst einlade.                          
Pogetz.                                                     A. Kaven, Gastwirth.


Alle diejenigen, welche am 23. dieses Monats Geld nach der Herrenburger Totenlade besorgt haben wollen, können sich bei mir melden.

J. Heuer. Handelsmann.        

50,000 Mark

ist der Haupttreffer, welcher schon in der 1. Ziehung der Großen 294

Hamburg. Geldverloosung

sicher gewonnen wird.
Wir versenden hierzu unter Nachnahme:
1/1 Original=Loose à 6 Mark.
1/2 Original=Loose à 3 Mark.
1/4 Original=Loose à 1,50 Mark.
fügen auch amtlichen Verloosungsplan bei und geben nach Ziehung prompte Nachricht unter Beilegung der Gewinnliste. Jeder Auftrag wird prompt ausgeführt.
Man wende sich baldigst an

die Hauptcollecte
von
Mindus & Marienthal
in Hamburg.


Für ein Hamburger Haus wird bis Ende dieses Monats eine gesunde und kräftige

Amme

gesucht Näheres in der Exped. ds. Blattes.


Suche zu Johannis d. J. nach dem Forsthof Carlow ein

Stubenmädchen.

Meldungen bei Frau v. Wenkstern in Carlow.

von Linstow.        


Circa 100 Stück fast neue, eiserne, verzinnte                          
Milchsatten
habe ich billig abzugeben.                                                    
Schönberg, den 17. Mai 1888.                          
                                                    J. Lenschow, Klempnermstr.


Während des Pfingstfestes:                          
"Kieler Doppel-Eiche"
vom Faß bei                                                    
                                                    Boye.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 39 Seite 3]

Thierschau
in Schönberg.
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In Folge Beschlußes des Landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg und mit Genehmigung Großherzoglicher Landvogtei findet am

Dienstag, den 5. Juni

auf dem sog. Baubrink hieselbst eine Thierschau verbunden mit Gewerbeausstellung, Tombola und Wettrennen - bei freiester Concurrenz - statt.

1. Jedem stellt es frei, Thiere zur Schau zu bringen und an den Prämien zu concurriren.
2. Nichtmitglieder des Landwirthschaftlichen Vereins, welche Vieh zur Schaustellung bringen, haben 3 Mark Standgeld zu bezahlen. - Für Ziegen und Geflügel wird kein Standgeld erhoben.
3. Es sind folgende Prämien ausgesetzt:

                          A. für Pferde:
a. für die beste 4jähr. und ältere Stute 40 M.
b. für die nächstbeste 30 M.
c. für die drittbeste 20 M.
d. für das beste Wagenpferd 40 M.
e. für das nächstbeste 30 M.
f. für das beste Ackerpferd 30 M.
g. für das nächstbeste 20 M.
h. für das beste 2jährige Füllen 24 M.
i. für das beste 1jährige Füllen 24 M.
                          B. für Rindvieh:
a. für die beste Milchkuh (Preis der Stadt Schönberg) 50 M.
b. für die nächstbeste 35 M.
c. füe die drittbeste 30 M.
d. für die viertbeste 20 M.
e. für den besten 2jähr. oder älter. Bollen 20 M.
f. für den besten 1jährig. Bollen 15 M.
g. für die beste 2= oder 3jähr. Starke 25 M.
h. für die nächstbeste 20 M.
i. für die drittbeste 15 M.
                          C. für Ziegen:
a. für die beste Milchziege (Preis der Stadt Schönberg) 20 M.
b. für die zweitbeste 8 M.
c. für die drittbeste 5 M.
d. für die viertbeste 3 M.
                          D. für Geflügel:
Die verschiedenen Geldprämien, welche zur Vertheilung kommen, sollen nach der Zahl der eingelieferten Thiere bemessen und auf dem Festplatz bekannt gemacht werden.

4. Dem Aussteller wird nur ein Thier derselben Gattung prämiirt; auch dürfen nicht mehr Prämien für dasselbe Thier ausgegeben werden, so daß z. B. ein Pferd nicht gleichzeitig als Stute, Wagen= oder Ackerpferd prämiirt werden kann.
5. Jeder Preis wird nur ertheilt, wenn mindestens 2 Thiere concurriren.
6. Die Stellung sämmtlicher Thiere auf dem Baubrink, woselbst die Plätze angewiesen werden, muß spätestens 8 Uhr Morgens am Thierschautage geschehen sein.
7. Die Thierschau wird pünktlich 8 Uhr Morgens eröffnet.
8. Standkarten à 3 Mark und Einlaßkarten à 1 Mark sind in Spehr's Hotel, beim Gastwirth Herrn J. Boye und am Thierschautage auf dem Festplatz zu bekommen. - Für die Führer der Ausstellungsthiere werden freie Einlaßkarten ausgegeben.
9. Sämmtliche Stand und Eintrittskarten gelten auch für die mit der Thierschau verbundene Gewerbe= und Geflügel=Ausstellung und das Wettrennen. - Wer nicht mit einer solchen Karte versehen ist, zahlt für das Wettrennen allein 50 Pfennig Entree.
Diese Karten à 50 Pfg. sind auf dem Thierschauplatz zu haben. - Alle solche Karten sind der Kontrolle wegen sichtbar zu tragen.

Vignette Industrie-Ausstellung

Es werden alle diejenigen, welche Erzeugnisse der Industrie zur Ausstellung bringen wollen, ersucht, solche am 4. Juni d. J. Nachmittags von 4 Uhr an, oder spätestens am 5. Juni bis 7 Uhr Morgens in's Schützenhaus hieselbst einzuliefern. Die Ausstellungsgegenstände müssen mit dem Namen des Besitzers und dem Verkaufspreis versehen werden.
Jeder Aussteller muß seine ausgestellten Sachen selbst beaufsichtigen oder beaufsichtigen lassen, da wir in keiner Beziehung eine Garantie übernehmen können, wiewohl ein Wächter angestellt ist.
Jeder Aussteller muß sich den Anordnungen des Industrie=Komitee's hinsichtlich der Ausstellung fügen.
Die Verloosung der aus der Industrie=Ausstellung angekauften Sachen geschieht am Nachmittage des 5. Iuni cr. und wird die Gewinnliste durch die Wöchentlichen Anzeigen hieselbst publicirt.

Vignette Geflügel-Ausstellung

Das Geflügel muß am Thierschautage bis Morgens 8 Uhr eingeliefert und bis Abends 7 Uhr wieder zurückgenommen werden.
Käfige für das Geflügel werden den Ausstellern frei zur Benutzung gestellt.
Für verkäufliche Thiere ist der Kaufpreis am Käfig zu bemerken.

Vignette Wettrennen

1. Die Rennen werden am Thierschautage, Nachmittags von 5 Uhr an, auf dem Bauhoffelde in der Nähe des Bahnhofes stattfinden.
2. Es sollen Flachrennen für untrainirte Pferde ohne Gewichtsausgleichung abgehalten werden.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 39 Seite 4]

3. Einsatzgelder werden von den reitern nicht erhoben.
4. Jeder Abtheilungssieger erhält 20 Mk. und der Hauptsieger 30 M. extra.
5. Die Distance wird circa 2 Kilometer betragen.
6. Anmeldungen zum Rennen werden bis zum 5. Juni cr., Mittags 12 Uhr vom Hrn. Senator Heincke entgegengenommen.

Bei genügender Betheiligung findet noch ein Trabrennen statt und sind Anmeldungen hierzu auf dem Rennplatz am Pfahl bei Herrn Kaiser zu machen.

Schönberg im Mai 1888.

Der Vorstand des Landwirth. Vereins
für das Fürstenthum Ratzeburg.
W. Wicke,           Görbitz, Major a. D.           Wilh. Heincke.


Schmiede= und Schlosserinnung.
Außerordentliche Versammlung
am Dienstag, den 22. Mai nachmittags 2 Uhr zwecks Besprechung wichtiger Innungsangelegenheiten.
                                                    der Vorstand.


20 Mk. Belohnung

gebe ich demjenigen, der mir über den Holzdieb, welcher in meiner Holzkoppel am Himmelfahrts=Abend oder dem Tage darauf 20 schwarzellern Schleete von gut 2 Zoll unterem Durchmesser abgesägt hat, zuerst solche Mittheilungen macht, daß ich die gerichtliche Bestrafung erreiche.

J. Oldenburg, Niendorf.        


Als Klavierlehrer und Gesanglehrer empfiehlt sich                                                    
                                                    J. Carlau, Organist.

Keine Ziehungsverlegung!

Weimar=Lotterie.
In zwei Ziehungen
2500 Gewinne i. W. v. 75,000 Mark
Erster Hauptgewinn
i. W. v.
25,000 Mark

1Mark    Preis des Looses,
für beide Ziehungen gültig,
9.-11. Juni    Nächste Ziehung   9.-11. Juni
   Mark 1

Loose sind zu haben in den allerorts durch Plakate kenntlichen Verkaufsstellen, sowie durch den
Vorstand der Ständigen Ausstellung in Weimar.

Wiederverkäufer erhalten Rabatt.


Am 1. Pfingsttage von Nachmittag 4 Uhr an:                          
Concert
im Boye'schen Garten. Bei ungünstiger Witterung im Saale.                                                    
Entree à Person 30 Pfennig. Hierzu laden ergebenst ein                          
                                                    die Vereinsmusiker.


Am Sonntag, den 27. und Montag, den 28. Mai findet bei mir ein

Scheiben-Schiessen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine Freunde und Gönner ergebenst einlade.

Carlow.                                                     J. Krellenberg.


Zu dem am 2. Pfingsttage und am Tage nach Pfingsten den 22. Mai bei mir stattfindenden

Scheibenschiessen

nach guten Gewinnen lade ich meine Freunde und Gönner hierdurch ergebenst ein.

                                                    A. Reimer, Schlagsdorf.


Am 2. und 3. Pfingsttage findet das diesjährige

Scheibenschießen

nach guten Gewinnen bei mir statt wozu ich ergebenst einlade.

Am 3. Pfingsttage:
grosse Tanzmusik.
Demern.                                                    H. Tretow.


Kirchliche Nachrichten.
1. Pfingsttag.
(Collekte für die Mission.)

        Frühkirche (8 Uhr): Pastor Kaempffer.
        Vormittagskirche: Pastor Langbein.
        Nachmittagskirche: Pastor Kaempffer.

2. Pfingsttag.
(Collekte für die Mission.)

        Frühkirche (8 Uhr): Pastor Langbein.
        Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
        Nachmittagskirche: Pastor Langbein.
        Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 7.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 39 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 39 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 18. Mai 1888.


- Professor Rud. Virchow ist in guter Gesundheit von seiner mit Schliemann unternommenen egyptischen Reise nach Berlin zurückgekehrt.
- Nach dem großen Beitrage (100 000 Mk.), welchen Rud. Herzog in Berlin zur Unterstützung der durch die Ueberschwemmungen Beschädigten und Nothleidenden dem Kronprinzen und der Frau Kronprinzessin zur Disposition gestellt, hat derselbe auch dem Fürsten Bismarck 3000 Mk. zur Unterstützung zur Verfügung gestellt, welche unter diejenigen Soldaten vertheilt werden sollen, welche sich bei dem Rettungswerke hervorgethan haben. Der Reichskanzler nahm dies Anerbieten in einem sehr verbindlichen Schreiben an, in welchem er sagt, dasselbe erfreue ihn um so mehr, als gerade die Militärkommandos und namentlich die Pioniere, sich bei den Ueberschwemmungen vielfach ausgezeichnet haben und eine Anerkennung derselben der öffentlichen Meinung entspreche.
- Bei der Konkurrenz um die noch in diesem Jahre zur Ausführung kommende städtische elektrische Centralstation in Hamburg hat die Firma Schuckert in Nürnberg den Zuschlag erhalten. Diese Anlage soll für 20 000 Glühlampen gebaut werden und wird für Rechnung des Staates errichtet. Den Betrieb übernimmt General Haase, Pächter und Leiter der städtischen Gasanstalt.
- Der Kronprinz von Griechenland hat Leipzig verlassen, um in Heidelberg seine Studien fortzusetzen.
- Am Himmelfahrtstage ging der Bockausschank im Hofbräuhause zu München zu Ende. Während der 9tägigen Dauer desselben wurden dortselbst nicht weniger als rund 500 Hektoliter Bock verzapft.
- Der Bodensee ist seit mehreren Tagen im Wachsen; er steigt täglich um 5 bis 6 Centimeter, was viel heißen will, wenn man bedenkt, daß etwa 13 000 000 Hektoliter erforderlich sind, bis der See um 3 Centimeter steigt.
- Eine auserlesene Sendung Wein ist in diesen Tagen aus den Kellereien des Prinz=Regenten Albrecht in Reinhardshausen an eine Weinhandlung in Frankfurt a. M. abgegangen. Für jede Flasche dieser Sendung ist ein Preis von 60 Mk. gezahlt worden.
- In Straßburg wurden, wie seiner Zeit gemeldet worden ist, in der Nacht vom 26. zum 27. Januar d. J. zwei Studenten von 20 jungen Straßburgern, sämmtlich Mitglieds des jetzt aufgelösten Turnvereins Union, überfallen und unter der Losung: "Wer ein Schwob ist, wird durchgeprügelt!" mißhandelt. Sechs von den Raufern, Handwerker und Handelsgehilfen im Alter bis zu 23 Jahren sind ausfindig gemacht und jetzt zu Gefängnißstrafen verurtheilt worden, die von 6 Wochen bis zu 4 Monaten aufsteigen.
- Ein großer Zuzug fremder Maurer, die sämmtlich von Kopenhagen eintreffen und deren Zahl auf 4000 geschätzt wird, hat in letzter Zeit in Altona stattgefunden. Dieselben geben als Grund ihrer Uebersiedelung die gegenwärtig in Kopenhagen herrschende Arbeitslosigkeit wegen der dort fast ganz ruhenden Bauthätigkeit an und wollen sich nun in Hamburg Arbeit suchen. Der Zuzug, dem noch ein solcher von Zimmerleuten und Bautischlern folgen soll, kommt den gegenwärtig geplanten Strikes sehr ungelegen, da die fremden Arbeiter meistentheils schon Beschäftigung gefunden haben.
- Das vor zwei Jahren auf der Plätzwiese im Appenzellerthale erbaute, wegen seiner herrlichen Lage bekannte Alpenhotel wurde von den Schneemassen zusammengedrückt und zerstört. Der Besitzer, Herr Moser, erleidet dadurch einen Schaden von 7000 Gulden.
- Das Heirathen und die Geldfrage. Ein alter Spruch aus dem Volksmunde sagt, daß die Liebe allein nicht satt macht. Vorsichtige Eltern prüfen daher die Verhältnisse des Schwiegersohnes bezw. der =tochter aufs sorgsamste auf den Geldpunkt hin. Aehnlich der Staat; er verlangt von seinen Beamten, namentlich von den Offizieren des Heeres, daß vor der Trauung auch materiell die künftige Ehe sicher gestellt sei. Eine Besprechung dieser Verhältnisse, welche in der letzten Nummer von "Fürs Haus" stattfindet, dürfte auch weitere Kreise interessiren. Es heißt darin: "Ohne ein unangetastetes Privatvermögen, welches eine sichere Jahresrente von mindestens 3000 Mk. gewährt, sollte nie eine Offiziersehe eingegangen werden, hierbei ist noch strenge Bedingung, daß der Offizier nicht einen Pfennig Schulden mit in die Ehe bringe."
- Petroleum in festem Zustande soll als Heizmaterial in den Handel gebracht werden. Der Erfinder, ein Dr. Kauffmann erhitzt Petroleum etwa 1/2 Stunde mit 1-3 Procent gewöhnlicher Seife bis zur vollständigen Auflösung der letzteren, wobei die ganze Substanz die Konsistenz des Unschlitts annimmt und in Würfel geschnitten als Heizmaterial für Oefen gebraucht werden kann. Es ist ziemlich schwer entzündlich, brennt jedoch, einmal angezündet, langsam, ohne zu rauchen, mit Hinterlassung von etwa zwei Procent schwarzen Rückstandes. Die Verbrennung ist dreimal langsamer als die der Kohle, die erzeugte Hitze aber größer, da die Verbrennung eine gut geregelte ist. Das amerikanische Petroleum eignet sich besser dazu als das kaukasische.
- Steppenhühner in Deutschland. Mancher Leser erinnert sich wohl der berechtigten Aufregung, welche sich im Jahr 1863 aller Ornithologen und Jäger wegen des plötzlichen Erscheinens asiatischer Steppenhühner (Syrrhaples paradoxus) in Deutschland bemächtigt hatte. Aus noch nicht aufgeklärten Ursachen waren diese Vögel, welche die Steppen Centralasiens bewohnen, gleich der Hunnenwanderung im vierten Jahrhundert in nach Tausenden zählenden Schaaren nach Westen gezogen, hatten über ganz Mitteleuropa sich verbreitet, Ausläufer waren sogar bis nach Helgoland, den holländischem Nordsee=Inseln, nach Großbrittanien und sogar bis zu den Faröer=Inseln gelangt. Trotz vielseitiger dringender Aufforderungen, diese Vögel zu schützen und ein neues jagdbares Flugwild in unseren Feldern heimisch werden zu lassen, fiel damals leider die Jägerei mit wahrer Vernichtungswuth über die harmlosen Einwanderer her, so daß sie, obwohl viele an verschiedenen Stellen mit Erfolg genistet hatten, nach Verlauf eines Jahres verschwunden waren. Vor einigen Tagen haben sich nun wieder Anzeichen einer Einwanderung der Steppenhühner gezeigt. Bei Bukow in der Mark wurde am 25. April ein Stück aus einem Volk von etwa 20 Vögeln geschossen, ein anderes ist bei Hannover erlegt worden, bei Leipzig wurden zwei Stücke gefunden, welche durch Anfliegen gegen Telegraphendrähte sich verletzt hatten. Vermuthlich sind zahlreichere Fälle bereits beobachtet worden oder in Folge dieser Anregung festzustellen. Die Steppenhühner ähneln in ihrer allgemeinen Erscheinung unseren Rebhühnern, aber die Ständer sind viel kürzer, dicht befiedert und haben nur drei, ebenfalls befiederte, sehr kurze und auf der Sohle stark schwielige Zehen. Die Flügel sind außerordentlich spitz; die erste Schwinge, sowie die beiden mittelsten Schwanzfedern laufen in eine dünne Spitze aus. Das Gefieder ist Sandfarben, oberseits schwarz gefleckt und gebändert. Wangen und Kehle gelblich, nach der Mitte des Bauches ein schwarzer, bei jüngeren dunkelbrauner Fleck. Diese Merkmale genügen zum Erkennen der Vögel. Da es von größter Wichtigkeit ist, zunächst festzustellen, ob es sich nur um ein vereinzeltes Vorkommen oder, was wahrscheinlicher ist, wieder um eine größere Einwanderung

[ => Original lesen: 1888 Nr. 39 Seite 6]

der Steppenhühner handelt, sodann die Zugstraße zu bestimmen, welche die Wanderer genommen haben, endlich aber rechtzeitig Maßnahmen zum Schutz der Einwanderer zu ergreifen, um ein neues schätzbares Flugwild in den deutschen Gefilden einzubürgern, so werden alle Jäger und Naturbeobachter dringend ersucht, auf das Vorkommen der Steppenhühner zu achten und Nachricht über die Beobachtung mit genauer Angabe des Ortes und Datums an Dr. Reichenow, Kustos am königlichen zoologischen Museum in Berlin, einzusenden. Zugleich möge aber schon jetzt Jagdbesitzern der Schutz der Vögel in ihren Revieren angelegentliche ans Herz gelegt sein; der Nutzen und die Freude an der Erhaltung wird nicht ausbleiben.
- Die Königl. Regierung zu Schleswig hat das Steppenhuhn durch Verordnung unter den Schutz des jagdbaren Wildes gestellt.
- Nach der neuen französischen Rangliste beträgt die Gesammtzahl der Offiziere und Beamten des französischen Heeres etwa 62 800. Hier von entfallen auf die Infanterie 11 365 Offiziere und auf die Reiterei 3386. Die französische Infanterie setzt sich zusammen aus 162 Linien=Regimentern zu je 3 Bataillonen und 30 Jäger=Bataillonen zu je 5 Kompagnien, 8 Zuaven=Regimentern zu je 4 Bataillonen und 3 Depotkompagnien, 4 algerischen Tirailleurs=Regimentern zu je 4 Bataillonen und einer Depotkompagnie, 2 Fremden=Regimentern zu je 4 Bataillonen und 2 Depotkompagnien, sowie 3 Bataillonen leichter afrikanischer Infanterie. Durch die im letzen Jahre eingetretene Vermehrung der Reiterei besitzt das französische Heer im Frieden jetzt 6 selbständige Reiter=Divisionen, jede zu drei Brigaden. Von den bewilligten 13 neuen Reiter=Regimentern wurden im Herbst v. J. nur 4 errichtet.
- Mazarin, der große Diamant aus dem verkauften französischen Kronschatz, ist von seiner letzten Besitzerin, einer Frau Henri Schneider, die den kostbaren Stein als Brosche gefaßt trug, am 28. April in der großen Oper in Paris verloren worden. Der Stein hat ein Gewicht von über 25 Karat und ist am 21. Mai 1887 um 152 000 Fr. verkauft worden.


Der Rechte.
Hessische Dorfgeschichte von E. Mentzel.
                              (Fortsetzung.)          (Nachdruck verb.)


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