No. 36
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. Mai
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1888 Nr. 36 Seite 1]

        Nr. 10 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1888 enthält in der

I. Abtheilung:
Verordnung zur Abminderung der Feuersgefahr bei dem Betriebe von Eisenbahnen.
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat März 1888.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Anmeldung dienstpflichtiger unabkömmlicher Beamte für den Mobilmachungsfall.
(3.) Bekanntmachung, betr. die Einführung der Impfung mit Thierlymphe.
(4.) Bekanntmachung, betr. die Benutzung ausländischer, mit dem Aichstempel nicht versehener Maaße und Gewichte.
(5.) Bekanntmachung, betr. den Postpacketaustausch mit Chile auf dem Wege über Hamburg.


Um dem Kaiser, sobald die Umstände es zulassen, den stärkenden Genuß der frischen Luft zu verschaffen, soll in nächster Nähe des Schlosses im Park zu Charlottenburg ein Zelt errichtet werden. Auch sollen zwei bequeme geschützte Wagen bereit stehen, um bei warmem stillem Wetter dem Kaiser zu Ausfahrten zu dienen. Ein Ponywagen ist bereits fertig, ein kleinerer dreirädriger Wagen wird für die nächste Zeit fertig gestellt werden.
Irgend eine Aenderung in den politischem Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien und zwar zum guten ist seit dem Besuch der Königin Victoria in Berlin und ihrer Unterredung mit dem Fürsten Bismarck ganz bestimmt eingetreten. Von allen Seiten wird versichert, daß die deutsche auswärtige Politik jetzt eine Basis gefunden habe, auf welcher eine völlige Verständigung mit der britischen möglich sei. Die Polit. Korr. geht noch weiter, indem Sie in einem Berliner Briefe feststellt, daß die deutschen Sympathien für Rußland in demselben Verhältniß abnehmen, wie die für England zunehmen. In letzterer Beziehung habe die Reise der Königin Victoria Wunder gewirkt. Stimmen wird's wohl. Denn wenn, wie geschehen, Fürst Bismarcks "Norddeutsche Allgemeine" sich befriedigend äußert, kann auch ganz Deutschland zufrieden sein.
Die Nachricht, daß die Epaulettes in der Armee gänzlich abgeschafft werden sollen, beruht auf Irrthum; es soll vielmehr nur die Anlegung auf Hofgala, große Paraden u. s. w. beschränkt und nicht mehr zum Garnison=Wachtdienst wie bisher statthaben. Zur Ersparniß bedeutender Summen sind dagegen folgende Veränderungen in der Uniformierung und Armierung der Truppen in sichere Aussicht genommen: 1) Abschaffung der Haarbüsche auf den Helmen und anderen Kopfbedeckungen auch bei den Garde=Regimentern. 2) Abschaffung der farbigen Brustlätze bei den Ulanen und deren Epaulettes als überflüssig und kostspielig. 3) Abschaffung der Säbeltaschen bei den Husaren, welche bei Fußgefechten sehr hinderlich sind. 4) Verwandlung aller farbigen Husaren=Regimenter in dunkelblaue resp. schwarze. 5) Wiederanschaffung der langen Karabiner bei der schweren Kavallerie. Außerdem ist folgendes beabsichtigt: 1) Alle Linientruppen erhalten an den Helmen etc. den fliegenden Adler, allerdings ohne Garde=Stern. 2) Alle Offiziere, auch bei der Infanterie, tragen fortan Schleppsäbel, nur bei Hof, Gesellschaften, Bällen etc. einen Degen.
Eine große Anzahl Rangerhöhungen, Titel= und Ordensverleihungen und Gnadenbezeugungen aller Art stehen von Berlin her für die nächsten Tage bevor. Dieselben sollen vom Kaiser bereits vollzogen sein und brauchen nur noch amtlich veröffentlicht zu werden.
Die Kommission zur Vorberathung des Antrags Scheben betr. das Verbot von Surrogaten bei der Bierbereitung hat auf Antrag des Abg. Hermes folgenden Beschluß gefaßt: "In Erwägung, daß eine gesetzliche Regelung der Herstellung und des Betriebes des Bieres nothwendig ist, in Erwägung, daß nach Mittheilung des Herrn Regierungskommissars eine reichsgesetzliche Regelung der Frage in Vorbereitung begriffen ist, die kgl. Staatsregierung aufzufordern, im Bundesrath dahin zu wirken, daß eine baldige gesetzliche Regelung der Herstellung und des Betriebes des Bieres herbeigeführt werde.
Geheimrath Dr. v. Bergmanns Schweigen auf die jüngsten öffentlichen Erklärungen Dr. Mackenzies ist aufgefallen. In der medicinischen Gesellschaft in Berlin hat er sein Schweigen erklärt. Er gab die Erklärung ab: "Ich schweige nicht, weil ich Unrecht habe, sondern weil ich, wie jeder ehrenwerthe englische und deutsche Arzt, Vorgänge am Krankenbett nicht öffentlich bespreche." Mackenzie ist auch mit seinem Landsmann, dem Berliner Berichterstatter der "Times" in London, in den Zeitungen in Zwiespalt gerathen.
Ueber die Ursachen, welche den Rücktritt Professor v. Bergmanns veranlaßt haben, ist von den Blättern eine Fluth von Gerüchten verbreitet, die nur den unerquicklichen Eindruck dieser Art von Berichterstattung vom Krankenbett des Kaisers vermehren können. Auch die "National=Zeitung" bemerkt mit Recht, man könne alle Einzelheiten um so mehr auf sich beruhen lassen, da der allgemeine Grund ja auf der Hand liege: es ist das schon weit zurückreichende schlechte Verhältniß zwischen v. Bergmann und Mackenzie, welches durch die neusten Veröffentlichungen des letzteren immer unhaltbarer geworden ist. Prof. v. Bergmann hat sich übrigens trotzdem bereit erklärt, zu kommen, sowie man ihn brauche.
Kaiser Franz Joseph war, wie bekannt, der Königin Viktoria auf ihrer Reise nach Charlottenburg bis Innsbruck entgegengefahren und nahm mit ihr das zweite Frühstück ein. Da die Etikette bei vertraulichem Beisammensein Trinksprüche verbietet, erhob der Kaiser sein Weinglas, richtete sein Auge fest auf die Königin, sprach blos die zwei Worte: "Kaiser Friedrich!" und leerte sein Glas. Der

[ => Original lesen: 1888 Nr. 36 Seite 2]

Königin flossen schwere Thränen über die Wangen als sie dem Kaiser herzlich die Hand drückte.
Aus Ungarn vernimmt man, daß die Ausgabe des neuen Kleinkalibergewehres in diesem Monat noch beginnen soll, sodaß bis Ende dieses Jahres 5 Divisionen der ungarischen Armee mit dem neuen Gewehr versehen sein sollen.
Auch in Kopenhagen hatte sich alsbald ein Komitee zur Sammlung von Beiträgen für die Ueberschwemmten in Deutschland gebildet. Diesem Komitee hat der König von Dänemark jetzt die Summe von 1000 Kronen überreichen lassen.
Als neulich König Oskar von Schweden auf seiner italienischen Reise den Papst besuchte und ihm dieser die Hand zum Kusse reichte, da that der König, als sehe er sie nicht, und umarmte den Papst und küßte ihn auf beide Wangen. Ich hab's gewagt, konnte er sagen, und die Welt ist nicht untergegangen.
Das Befinden des Königs von Holland hat sich in den letzten Tagen verschlimmert. Der König hütet fortgesetzt das Bett. Im Publikum hält man die Krankheit für gefährlicher, als die offiziösen Meldungen zugeben; man glaubt allgemein an eine nahe Auflösung.
Die Verwundungen, welche der Kronprinz Victor Emanuel von Italien bei dem Versuchsschießen am Dienstag Nachmittag im Fort Tiburtino erhalten hat, sind glücklicherweise nicht gefährlich. Er hat nur leichte Kontusionen an den Hüften davongetragen. 2 bei dem Versuch zugegen gewesene Offiziere sind dagegen schwerer verwundet worden, doch ist auch bei ihnen eine Gefahr für das Leben ausgeschlossen. Der Kronprinz soll sich bei dem ganzen Vorgang sehr kaltblütig benommen haben.
Bei allen Umwälzungen in Frankreich hat Paris den Ton angegeben und den Ausschlag für das ganze Land gegeben. Auch Boulanger hat seine Residenz von der Provinz nach Paris verlegt, obwohl die Bevölkerung ihm in letzter Zeit wenig Gunst bewiesen hat. In allen seinen Reden wiederholt er: "Wenn ich den Krieg anstrebte, wäre ich ein Narr; wenn ich ihn nicht vorbereitete, ein Elender." Das Wort scheint ihm sehr geistreich vorzukommen.
Rußland benutzt die Windstille, um Rumänien, Serbien und Bulgarien politisch zu unterwühlen und für die Zeit, da es seinen Vormarsch antreten kann, zu bereiten. Das Wühlen besorgen nicht nur zahlreiche gewöhnliche Agenten, sondern russische Geschäftsträger und sogar Gesandte. Diese drei armen Länder können und sollen nicht zur Ruhe kommen, weil Rußland ihre erstrebte Selbständigkeit nicht brauchen kann, sondern nur ohnmächtige Vasallen.


- Schönberg. Am 1. d. M. übernahm Pächter Roeper die Bewirthschaftung des Kammergutes Gr. Molzahn, welches ihm zu diesem Zwecke vom Großherzoglichem Domainenamte hieselbst am genannten Tage überliefert worden ist.
- Schönberg. Die Zahl der Postagenturen im hiesigen Fürstenthume hat sich neuerdings um eine vermehrt, indem eine solche in der Ortschaft Schlagsdorf eingerichtet und bereits am 1. d. M. eröffnet worden ist. Die ihrem Bezirke zugetheilten Ortschaften sind Schlagresdorf, Schlagbrügge, Schlagsdorf, (Hof und Dorf) Heiligeland, Neuhof, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Perückenkrug und Thandorf. Während die Postagentur Schlagsdorf dem Postamte Ratzeburg untersteht und somit zum Oberpostdirektionsbezirk Hamburg gehört, sind die drei im hiesigen Fürstenthum belegenen Postagenturen Carlow, Selmsdorf und Lüdersdorf dem Postamte Schönberg unterstellt und gehören zum Oberpostdirektionsbezirk Schwerin.
- Schönberg. Der von der Staatsanwaltschaft wegen Vergewaltigung eines Schulmädchens im Zarnewenzer Holze steckbrieflich verfolgte Attentäter ist von der Polizei in Zarnewenz verhaftet. Derselbe ist auch von dem betr. Mädchen wiedererkannt.
- Schönberg. Wie wir schon berichtet haben, wird sich im Fürstenthum Ratzeburg ein Mobilien=Versicherungs=Verein gegen Feuersgefahr bilden, der dadurch, daß bei ausbrechendem Feuer in der Regel die bewegliche Habe leichter gerettet wird, seinen Versicherten eine billigere Versicherungsprämie zu verschaffen gedenkt, wie dies bei anderen Versicherungen möglich ist. Korn, Heu und Stroh darf nur bis zu 600 Mk. versichert werden und sollen die Versicherten zu gegenseitiger Hilfeleistung bei Bränden verpflichtet werden. Die erste constituirende Versammlung dieses Vereins wird am Sonntag den 13. Mai in Schlag=Resdorf stattfinden.
Schönberg. In der Generalversammlung am 5. Mai nahm die hiesige Genossenschaftsmeierei den Hauswirth Bohnhoff zu Retelsdorf als Mitglied auf, wodurch die Anzahl der Mitglieder nunmehr auf 16 gestiegen ist: auch wurden zwecks Revision der Jahresrechnung pro 1. Mai 1887/88 die Herren Burmeister=Rodenberg und Siebenmark=Blüßen gewählt, welche das Revisorenamt annahmen. Für die im Monat März gelieferte Milch wurden den Mitgliedern 8 1/4 Pfg., den Lieferanten 8 2/39 Pfennig pro Liter gezahlt, während im April 6 3/4 resp. 6 23/39 Pf. vergütet werden konnten.

Gestreifte u. karr. Seidenstoffe v. Mk. 1,35 bis 9,80 p. Met. (ca. 250 versch. Dess.) - Grisailles, Armures, Cristallique, Louisine. Clacé, Mille - Carreaux, Changeant etc. - vers. roben= und stückweise zollfrei in's Haus das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

Das nachfolgende vollstreckbare Urtheil:
"In der Straftat gegen den Büdner Heinrich Dünnforth zu Herrnburg, wegen öffentlicher Beleidigung hat das Großherzogliche Schöffengericht zu Schönberg in der Sitzung vom 23. März 1888 für Recht erkannt,

daß der Angeklagte, Büdner Heinrich Dünnforth zu Herrnburg wegen Vergehens gegen §. 186 des Strafgesetzbuches, in eine Geldstrafe von dreißig Mark, welcher im Unvermögensfalle eine Gefängnißstrafe von drei Tagen zu substituiren ist, sowie zur Tragung der Kosten des Verfahrens verurtheilt wird.

        Von Rechts Wegen."

bringe ich für mich und den Forsthülfsaufseher Radloff in Wahrsow, als Beleidigte, auf Grund zugesprochener Befugniß hiermit zur öffentlichen Kenntniß.
Schönberg, den 7. Mai 1888.

Der Großherzogliche Oberförster.
C. Hottelet.


Zur Beachtung.

Wer mir diejenigen Leute namhaft macht, so daß ich sie gerichtlich belangen kann, welche auch jetzt in der Schonzeit, in der Niendorfer Gegend die Wilddieberei betreiben, erhält von mir

bis 100 Mark Belohnung.

Schönberg, den 3. Mai 1888.

                                                    Der Oberförster
                                                     C. Hottelet.


Statt besonderer Meldung:
Dora Meyn
Heinrich Holst
Verlobte.
Bergedorf.                                                     Schönberg i. M.
1. Mai 1888.


Katharina Wilms
Heinrich Piper
Verlobte.
Blüssen.                                                     Schönberg.


Statt besonderer Meldung.

Heute Nachmittag 1 1/2 Uhr wurde uns durch Gottes Gnade ein gesundes, kräftiges Töchterchen geschenkt.
Woldegk, den 1. Mai 1888.

                                                    Pastor M. Woisin und Frau
                                                    geb. Severin.


Durch die Geburt einer gesunden Tochter wurden hoch erfreut

                                                    C. Steffen und Frau
Wilhelmshafen.                                                                                 geb. Dräger.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 36 Seite 3]

Hermann Müller,
Maschinen=Fabrik, Güstrow i. M.
Vertretung für Mecklenburg von
Burmeister & Wains dänischer Centrifugen.
Nachdem mir von Herrn F. J. Petersen=Hadersleben die Vertretung der dänischen Burmeister & Wains Centrifugen für Mecklenburg übertragen wurde, bringen dies zur Kenntniß der betreffden Herrn Interessenten im Molkereifach und empfehle mich gleichzeitig zur Ausführung von
Molkerei=Anlagen
nach dem vorstehend genannten, bewährten System.
Für rationelle Ausführung sowie für gute und solide Arbeit wird Garantie geleistet.
Zeichnungen, Kostenanschläge und Konsultationen werden auch bei nicht Zustandekommen eines Geschäftes nicht berechnet.


Die von mir verloosten Gegenstände haben folgende Nummern gewonnen:

2 Butterfässer: Nr. 486. 1253.
2 Stopfmaschinen: Nr. 714. 982.
6 Plätteisen: Nr. 279. 289. 658. 798. 1106. 1261.
12 Zuckermaschinen: Nr. 18. 32. 33. 221. 302. 403. 503. 528. 715. 956. 1037. 1195.
24 Aufnehmer: Nr. 43. 89. 139. 146. 243. 251. 379. 519. 521. 587. 596. 607. 616. 642. 648. 687. 735. 741. 758. 875. 961. 1011. 1045. 1226.
24 Ascheimer: Nr. 80. 171. 199. 220. 305. 385. 436. 438. 451. 455. 491. 674. 728. 752. 781. 795. 814. 835. 969. 997. 1012. 1066. 1087. 1121.
24 Vorsetzer: Nr. 56. 67. 152. 228. 316. 331. 394. 431. 472. 512. 523. 600. 738. 886. 922. 941. 949. 1010. 1025. 1055. 1065. 1095. 1225. 1286.
24 Feuerzangen: Nr. 88. 137. 162. 245. 350. 376. 420. 525. 602. 652. 691. 703. 712. 753. 943. 980. 984. 999. 1024. 1030. 1137. 1166. 1183. 1214.
22 Feuerschaufeln: Nr. 60. 104. 115. 133. 161. 182. 205. 209. 210. 214. 369. 717. 760. 771. 774. 811. 893. 897. 901. 902. 966. 974. 1080. 1089.
25 Harken: Nr. 23. 38. 58. 101. 114. 187. 231. 291. 309. 332. 461. 597. 652. 653. 654. 801. 806. 1013. 1031. 1034. 1039. 1188. 1222. 1249.

J. Hagen, Schlossermeister.        


Norddeutsche
Hagel=Versicherungs=Gesellschaft

Geschäftsumfang 1887 = 59,099 Polizen mit 429,441,949 Mark Versicherungssumme. Die Gesellschaft hat während ihres 19jährigen Bestehens 573,894 Polizen mit über 45 Millionen Mark Versicherungssumme abgeschlossen und für 76,136 Schäden 36,790,029 Mark Entschädigung vergütet. Sie ist schon seit ihrem 9ten Jahre die weitaus größte aller Hagel=Versicherungs=Gesellschaften und bietet sowohl durch die Zahl und Versicherungs=Summe ihrer Mitglieder, als durch ihre Ausdehnung über ganz Deutschland die größte Sicherheit, zugleich aber auch eine Garantie für mäßige Durchschnitts=Beiträge.

Reserve: ca. 500,000 Mk.

Die Größe der Gesellschaft ist der beste Beweis, daß ihre Einrichtungen mehr als die jeder anderen Gesellschaft den Beifall des versichernden Publikums gefunden haben. Zu jeder näheren Auskunft, sowie Uebersendung von Antragsformularen sind der Unterzeichnete, sowie die bekannten Vertreter der Gesellschaft jederzeit gern bereit.

                                                    Franz Heidborn,
                                                    General=Agent in Güstrow.


50,000 Mark

ist der Haupttreffer, welcher schon in der 1. Ziehung der Großen 294

Hamburg. Geldverloosung

sicher gewonnen wird.
Wir versenden hierzu unter Nachnahme:
1/1 Original=Loose à 6 Mark.
1/2 Original=Loose à 3 Mark.
1/4 Original=Loose à 1,50 Mark.
fügen auch amtlichen Verloosungsplan bei und geben nach Ziehung prompte Nachricht unter Beilegung der Gewinnliste. Jeder Auftrag wird prompt ausgeführt.
Man wende sich baldigst an

die Hauptcollecte
von
Mindus & Marienthal
in Hamburg.


Zu dem am Montag, den 21. und Dienstag, den 22. Mai bei mir stattfindenden

Scheiben=Schießen

nach guten Gewinnen, lade ich meine Gönner und Freunde ergebenst ein.

                          Gastwirthin Schröder, Gr. Mist.
Dienstag, Abends: Ball.


Am Sonntag, den 13. und Montag, den 14. Mai d. J. findet bei mir ein

Scheibenschießen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine Freunde und Gönner ergebenst einlade.
Am letzten Tage

grosse Tanzmusik.

Duvennest, den 26. April 1888.

H. Wittfoth.        


Verloren am 1. Markttage ein schwarzes Umschlagetuch. Der ehrliche Finder wird gebeten, denselben gegen Belohnung abzugeben

Sabowerstraße Nr. 22.        


Knaulgras
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 36 Seite 4]

Die Vaterländische Hagel-Versicherung-Gesellschaft in Elberfeld

mit einem voll begebenen Grund=Capital von 3 Millionen Mark und entsprechendem Reserve=Fonds, empfiehlt sich den Herren Landwirthen zur Uebernahme von Versicherungen auf Bodenerzeugnisse jeder Art gegen Hagelschaden zu billigen, festen, jede Nachzahlung ausschliessenden Prämien.
Bei einem Beitritt auf mehrere Jahre wird ein entsprechender Rabatt bewilligt.
Die Unterzeichneten Vertreter geben bereitwilligst weitere Auskunft und sind zur Aufnahme der Versicherungen erbötig.

In Dassow: Herr L. Mehlgarten.       In Gadebusch: Herr G. Qualmann.
In Grevesmühlen: Herr C. C. G. Brockmüller.       In Rehna: Herr Joh. Warner.
In Grevesmühlen: Herr C. Wulff.       In Schönberg: Herr Wilh. Boye.
Schwerin i. M. im Mai 1888.                                                    
                                                    E. Mohl, General-Agent.


Die Vaterländische Feuer-Versicherung-Actien-Gesellschaft in Elberfeld.
Gegründet 1821.

Der Geschäftsstand war am 1. Januar 1888 folgender:
Die laufende Versicherungssumme M. 3 192 037 982. -
Die Prämien= und Zinsen=Einnahme M. 5 729 974. 69
Die Kapital= und Prämien=Reserve für eigene Rechnung M. 6 359 843. 96
Das Grundkapital der Gesellschaft M. 6 000 000. -
Die Gesellschaft gewährt nach ihren allgemeinen Versicherungs=Bedingungen den Hypothekar=Forderungen Schutz. Das Statut der Gesellschaft, deren Bedingungen, die Jahresabschlüsse, überhaupt Alles, was Verfassung und Geschäftsführung betrifft, liegt bei dem unterzeichneten General=Agenten zur Einsicht offen, auch ist derselbe, sowie die sämmtlichen Agenten in den Städten und auf dem Lande zu jeder gewünschten Auskunft und zur Aufnahme von Versicherungsanträgen gerne bereit.

In Dassow: Herr L. Mehlgarten.       In Gadebusch: Herr G. Qualmann.
In Grevesmühlen: Herr C. C. G. Brockmüller.       In Rehna: Herr Joh. Warner.
In Grevesmühlen: Herr C. Wulff.       In Schönberg: Herr Wilh. Boye.
Schwerin i. M. im Mai 1888.                                                    
                                                    E. Mohl, General-Agent.


Keine Ziehungsverlegung!

Weimar=Lotterie.
In zwei Ziehungen
2500 Gewinne i. W. v. 75,000 Mark
Erster Hauptgewinn
i. W. v.
25,000 Mark

1Mark    Preis des Looses,
für beide Ziehungen gültig,
9.-11. Juni    Nächste Ziehung   9.-11. Juni
   Mark 1

Loose sind zu haben in den allerorts durch Plakate kenntlichen Verkaufsstellen, sowie durch den
Vorstand der Ständigen Ausstellung in Weimar.

Wiederverkäufer erhalten Rabatt.


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

Am Sonntag, den 13. Mai d. J.,
Nachmittags 3 Uhr:
Ordentliche Versammlung
im Vereinslokale.                                                    

                          Tagesordnung:
        1. Geschäftsbericht.
        2. Vorstandswahl.
        3. Vereinsangelegenheiten.

Der Vorstand.        


Auf meiner Wiese an der Siemzer Chaussee habe ich noch drei Kabeling Ackerland zu verpachten.

J. Greiff.        


Cibilis Fleischextrakt
empfiehlt                                                    
                                                    W. Wieschendorf.


Durch die Geburt eines Knaben wurden erfreut

                                                    Paul Präve u. Frau
                                                    geb. Hennings.


Kirchliche Nachrichten.
Himmelfahrt.

        Frühkirche: Pastor Langbein.
        Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 36 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 36 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. Mai 1888.


- Schönberg. In der am 15. v. M. stattgefundenen Haupt=Versammlung des Gewerbevereins hielt der Wanderredner Herr Dr. Pohlmeyer aus Berlin einen Vortrag über "das neuzeitliche Handwerk und dessen Hebung". Indem er zunächst die jetzige Lage ins Auge faßte, stellte er den technischen Niedergang eines großen Theils des heutigen Handwerks fest. Dieser zeige sich besonders darin, daß die Mehrzahl der Meister den größten Theil ihrer Einnahmen aus Reparaturen und dem daneben betriebenen Handel mit Fabrikwaaren gewänne. Wirkliche Handwerksmeister, welche unter eigener Verantwortlichkeit und Mitarbeit aus Rohmaterial Gebrauchsgegenstände herstellten und durch deren Verkauf ihren Haupt=Lebensunterhalt erzielten, wären nicht einmal mehr in kleineren Städten und in den Dörfern vorhanden. In großen Städten zeige das Handwerk erst recht einen unheimlichen Verfall. Es weiche auf der ganzen Linie zurück vor der massenhaft producirenden Großindustrie. Andere Handwerksgebiete seien mehr der socialen Erniedrigung unterworfen, insofern nämlich, als sie mehr und mehr vom Großcapital in ihrer Thätigkeit abhängig würden. In dieser Lage befände sich z. B. die Mauerei, die Handweberei, die Töpferei, die Fleischwaarenindustrie, die Bäckerei und Schneiderei. Die in den Fabriken beschäftigten Leute dieser Gewerbezweige ständen eigentlich auf der Stufe von Gesellen, selbst wenn sie Meisterarbeit verrichteten, ja selbst wenn sie als Aufsichtsbeamte thätig seien. Diese Lage des Handwerks bedeute eine sociale Gefahr, denn die Existenz der meisten Handwerksmeister werde dadurch gefährdet und auf die Dauer unmöglich gemacht. Selbst wenn die besser ausgebildeten Handwerker in Fabriken ein sicheres Auskommen fänden, so sei das für das bedrohte gesellschaftliche Gleichgewicht, für ihren Stand als solchen nur von geringer Bedeutung. Ihre Abhängigkeit lasse bei dem sich immer mehr zuspitzenden Gegensatz zwischen Reich und Arm sie immer weiter nach unten neigen, ihre Selbstständigkeit gehe immer mehr und mehr verloren und sie verfielen schließlich dem Proletariat. Die Folge solchen Prozesses sei der Ruin des gewerblichen Mittelstandes, dem man nachrühme, daß er eine rettende Stufe für den sinkenden Arbeiter sei, des Standes, den man für unentbehrlich erachte für die Gesundheit des öffentlichen Lebens. Der stolze unabhängige Sinn, der für die politische Gerechtigkeit geschärfte freie Blick, die den Handwerksmeister von früher auszeichneten, seien unter den obwaltenden Verhältnissen stark geschwunden. Heute finde man den Handwerker meistens zu ängstlicher Rücksicht und Bedachtnahme auf die Kundschaft und dadurch zu Zugeständnissen aller Art geneigt. Heute wage er es kaum, sich mit Politik zu beschäftigen, aus Furcht, er könne einen Kunden verlieren. Das müsse auf die Dauer entsittlichend wirken, zur Heuchelei führen. Darum müßten Mittel und Wege gefunden werden ihm zu helfen. Er (Redner) wolle aus der reichen Zahl von Besserungsvorschlägen das Wichtigste und am meisten Empfohlene hervorheben und auf seine Brauchbarkeit prüfen. Da fordere man auf einer Seite die Monopolisirung gewisser Zweige für den Handwerksbetrieb, auf der anderen die Beschränkung der fabrikmäßigen Herstellung von Bedürfnißgegenständen zu Gunsten des Handwerkes. Der erste Vorschlag sei zu naiv, um ernsthaft widerlegt zu werden, der zweite bedeute einen Kampf gegen Windmühlen. Auch die Erleichterung der Creditnahme, welche man von dritter Seite dem Handwerker verschaffen möchte, sei wenig werthvoll für die wirthschaftliche Hebung des Standes. Dasselbe gelte von dem Vorschlage, dem Handwerker auf irgend eine Weise die Erwerbung eines billigeren Geschäftskapitals zu ermöglichen. Auch der Gedanke, die Maschinen für den Handwerksbetrieb dienstbar zu machen, müsse als belanglos bezeichnet werden, wenn man bedenke, daß nur ein Bruchtheil der Handwerksmeister dieselben abschaffen, und daß durch Erwerbung von Werkzeugsmaschinen auch der Nichthandwerker zu einem gefährlichen Concurrenten werden könne. Als Universalheilmittel preise man heute die Innungen, zu deren Popularisirung die geschichtliche Erinnerung und der blühende Stand des Handwerkes zur Zeit des Zunftzwanges das Meiste beigetragen hätten. Es hieße aber Ursache und Wirkung verwechseln, wenn man das den Stand damals beseelende Gemeinsinns= und Machtgefühl als eine Folge der Gliederung in Zünfte ansehe. Damals richtete sich die Innungen, als Kampfmittel betrachtet, gegen die Rechtsunsicherheit; sie vertraten das Princip des Hausrechtes; heute fehlt ihnen diese Bedeutung in jeder Beziehung. Sie können nur als Kampfmittel gegen die Großindustrie aufgefaßt werden, indem sie sich zu Productiv=Genossenschaften verbinden, aber auch so kann ihnen ein wirklicher Werth für die wirthschaftliche Besserung des Handwerks nicht zugestanden werden. Nach des Redners Meinung giebt es nur einen einzigen Weg, dem Handwerk den goldenem Boden wieder zu verschaffen, den es besessen, und das ist der, ihm das Gebiet der kunstgewerblichen Thätigkeit voll und ganz zu erschließen. Denn so sehr es auch zu bedauern sei, daß die Maschine mehr und mehr das Handwerk zurückdränge, so müsse man ihr doch die volle Existenzberechtigung stets dort einräumen, wo sie der menschlichen Thätigkeit überlegen sei; und nur da habe das Handwerk den Vorrang zu beanspruchen, wo es von der Industrie nicht ersetzt werden könne. Dies aber sei nur noch der Fall im Kunstgewerbe. Zu dem Ende müsse man an dasselbe zwei Forderungen stellen: einmal müsse jeder Kunst=Gegenstand individuell ausgestattet sein und sodann wäre unbedingte Echtheit in Material und Technik zu verlangen. Die heutige Kunstindustrie beruhe zum größten Theile auf Imitation und verhindere auf diese Weise eine ausreichende Thätigkeit des Handwerks in ihrem Gebiete. Ein größerer Boden für die Thätigkeit des Handwerkers auf kunstgewerblichem Gebiete sei aber nur dann zu gewinnen, wenn die Bevölkerung zu einer edleren Geschmacksbildung erzogen, ihr Sinn für Formen= und Farbenschönheit erweckt und gepflegt werde. Ein ernster Theil dieser Aufgabe falle den höheren Bildungsanstalten zu, die die Kunstgeschichte in ihren Lehrplan aufnehmen müßten. Auch die Universitäten und Museen könnten dem Kunstsinn reiche Nahrung und Förderung bieten, wenn sie ihre Schätze den Hörern und dem Publikum vollständiger und reichlicher zugänglich machten. Auch den Gewerbevereinen sei eine dankenswerthe Mitarbeit ermöglicht durch Veranstaltung öffentlicher Vorträge über Kunst und kunstgewerbliche Gegenstände und durch diesem Zwecke dienende Ausstellungen. Die Zeitungen endlich müßten in immer weiteren Kreisen für die Hebung des Geschmacks zu wirken suchen durch belehrende Besprechungen kunstgewerblicher Erzeugnisse, durch Aufsätze über die Kunst u. s. w. Alles dies müsse die Consumtionsfreudigkeit wesentlich steigern und dem Handwerk wieder eine solidere Basis geben. - Die an den Vortrag sich anschließende längere Debatte zeigte völlige Uebereinstimmung der Anwesenden mit den wesentlichsten Punkten der Ausführungen des Redners, namentlich in Bezug auf die Darlegung der Bedeutung der Innungen herrschte vollständige Meinungsgleichheit. - Am Schlusse entrollte Herr Dr. Pohlmeyer noch ein Bild aus der bedrängten Lage der Deutschen in Oesterreich namentlich in Böhmen, Ungarn, Siebenbürgen und der Unbill, welche diese von den Tschechen, Slawonen und Magyaren zu leiden hätten und bat die Versammlung, dem allgemeinen deutschen Schulverein, welcher sich die Linderung dieses Nothstandes zur Aufgabe gemacht, durch Bildung von Localvereinen beizu=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 36 Seite 6]

treten. Ein solcher konnte sich nicht constituiren, da die Versammlung nur schwach besucht war und meldeten nur zwei Mitglieder Ihren Beitritt an.
- Der Marstall des Kaisers. Der gegenwärtig im Charlottenburger Schloß befindliche Theil des kaiserlichen Marstalls zählt 44 Wagenpferde. Dreißig dieser Thiere gehörten dem ehemals kronprinzlichen Marstall an, vierzehn wurden zur Ergänzung aus dem Marstall des Kaisers Wilhelm herangezogen. Die Pferde sind meist Rappen, doch sieht man auch einige Braune und Füchse. Dazu kommen dann elf Reitpferde, unter ihnen der jetzt 25jährige Fuchswallach "Wörth", den der Kaiser in der Schlacht bei Wörth geritten hat. Das Thier verzehrt jetzt sein Gnadenbrod, ist aber noch ganz gut auf den Beinen und wird täglich geritten. "Wörth" entstammt der Graditzer Vollblutzucht; sein Vater war der weiland berühmte Renner "Ibykus", seine Mutter die "Aksaka". Das letzte Reitpferd des Kaisers, die braune Trakehner Stute "Haerte", steht gleichfalls in Charlottenburg, dabei die Trakehner Fuchsstufe "Dart", das Leibpferd der Kaiserin, welche eine höchst schneidige Reiterin ist und bei den gewagtesten Kampagneritten mit den Kavalieren des Hofes, wie mit den Offizieren der Gardekavallerie wetteifert. Weiter folgt die "Patience", eine in Bornstedt aus edelstem arabischem und englischem Blut gezogene schwarzbraune Stute, die zuweilen von der Prinzeß Victoria getummelt wird. Für gewöhnlich benutzt die Prinzeß den braunen Trakehner Hengst "Toledo", von ihren Schwestern reitet Prinzeß Sophie den Trakehner Fuchswallach "Löwenzahn", Prinzeß Margarete eine englische Vollblutstute, die dunkelbraune "Darling". Früher war ein galizischer Halbpony, der dunkelbraune Wallach "Osborn", Reitpferd der Prinzeß Victoria; jetzt reitet ihn gewöhnlich die Hofdame, welche die Prinzessin begleitet. Das Thier geht übrigens auch im Wagen, und man sieht seine Herrin oft mit ihm in einem Korbwägelchen kutschieren. Dasselbe war sammt "Osborne" auch mit in Ems bei dem letzten Kuraufenthalt, den dort der Kronprinz Friedrich Wilhelm nebst seiner Familie genommen hatte. Die Pferde des früheren kronprinzlichen Marstalls sind meist freihändig angekauft, und es haben die Wagenpferde durchschnittlich 2000-2500 Mk. das Stück gekostet, während der kaiserliche Marstall von Trakehnen aus versorgt wird und 1350 Mk. für das Stück zahlt. Der Marstall des Kaisers Wilhelm enthält noch gegen 300 Pferde, die etatsmäßige Zahl ist 336. Bei der bevorstehenden Auflösung desselben sollen 36 Pferde für die Kaiserin Augusta zurückbehalten werden. Was den Fuhrpark des Charlottenburger Marstalls betrifft, so enthält derselbe jetzt 25 Wagen für die hohen Herrschaften und ihr Gefolge, außerdem noch einige Breaks zum Einfahren der Pferde, zum Einholen von Bedürfnissen des Hofhaltes u. dergl., endlich die drei "Silberwagen", welche in den Feldzügen die zum kaiserlichen Hoflager nöthigen Gegenstände mitführen. Etwa dreißig Mann besorgen die Pferde und Fuhrwerke, unter ihnen der Nestor des Marstalls, der Leibkutscher Hennig, welcher den Kaiser schon während der Bonner Studienzeit desselben gefahren hat und eine ganz besondere Vertrauensstellung genießt. Die unmittelbaren Vorgesetzten des Stallpersonals sind ein Wagenmeister, dem das Fuhrwesen untersteht und ein Sattelmeister für die Reitpferde. Alle die Fuhren der letzten besuchsreichen Zeit sind von den obengenannten Pferden und Wagen geleistet worden; es gab also manchmal recht tüchtig zu thun. Natürlich erhielten die aus Berlin kommenden Gäste so z. B. der Großherzog von Baden oder der Prinz Heinrich, Fuhrwerk aus dem Marstall des hochseligen Kaisers. In dem ehemals kronprinzlichen Palast stehen gegenwärtig die Pferde und Wagen des Erbprinzen von Meiningen. Im Charlottenburger Stall werden noch die Boxen gezeigt, in denen ihrer Zeit die berühmten acht Schimmel der Königin Elisabeth untergebracht waren.
- Der Kronprinz Wilhelm ist ein eifriger Jäger. Er hat den 1. Mai nicht vorübergehen lassen, ohne nach einem Rehbock zu pirschen. Schon früh um 1/2 4 Uhr war er in der Umgegend von Potsdam auf dem Posten und hat denn auch 2 starke Rehböcke erlegt. Wir müssen nach unserem Jagdgesetz noch bis 25. Juli warten.
- Nach dem amtlichen Bericht umfaßt das Gesamtüberschwemmungsgebiet in Norddeutschland mindestens 403 289 Hektar oder 4032 Quadrat=Kilometer oder etwa 74 Quadratmeilen, also eine sehr umfangreiche Fläche. Am schlimmsten betroffen sind Frankfurt a. O. und Gumbinnen, dann Bromberg, Cöslin, Posen. Königsberg scheint noch am besten weggekommen zu sein. Im Warthe=Netzegebiet und gewissen Theilen des Odergebietes wird die Bevölkerung der überschwemmten 12 Quadratmeilen mit 50-60 000 Personen angegeben. Legt man diesen Maßstab zu Grunde, so wären im ganzen bis zu 300 000 Personen, also beinahe eine halbe Million Menschen von dem Elementarunglück betroffen. Das überflutete Land ist meist guter Acker.
- Dr. Windthorst feiert am 29. Mai d. J. das Fest seiner goldenen Hochzeit. Seine Verehrer in Deutschland sind einem ausdrücklich ausgesprochenen Wünsche des Jubilars dahin überein gekommen, demselben alle Widmungsgaben in Gestalt von Spenden für die neu zu erbauende Marienkirche in Hannover zu diesem Tage zur Verfügung zu stellen.
- Die neuen 20=Markstücke mit dem Bildniß des Kaisers Friedrich sind in diesen Tagen an der Börse in Berlin vielfach mit einem Aufgeld von 5 Mark bezahlt.
- An einzelnen Gymnasien in Preußen ist von dem neuen Schuljahr ab das Schulgeld für alle Klassen ohne Unterschied erhöht. Nach den Aeußerungen des Kultusministers v. Goßler in der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 22. Februar 1887 und vom 7. März d. J. hat man darin ohne Zweifel eine Maßregel gegen den übermäßigen Andrang Unberufener zu den Gymnasien und bezw. zu den akademischen Studien zu erkennen. Die falsche Ansicht, daß das Studium ehrenvoller sei als eine Thätigkeit im wirthschaftlichen Erwerbsleben, muß überwunden werden.
- 2 117 329 Portionen sind im letzten Jahr in den 17 Berliner Volksküchen verabreicht worden. Die Herstellung der Speisen hat 193 000 Mark gekostet, an Miethen, Löhnen und dergl. waren 91608 Mark zu zahlen, vereinnahmt wurden durch den Verkauf der Speisen 302 288 Mark. Wenn der Verein im letzten Jahr trotzdem einen Verlust von 2122 Mark gehabt, so liegt das an den Generalunkosten für Inspektionsfahrten, Formulare, Druckkosten und dergleichen, die 10 749 Mark erfordert haben.
- Die Anlegung der Pickelhaube in der ganzen bayerischen Armee wird am 1. Juli erfolgen.
- In München sind in einem Juwelierladen für 50 000 Mk. Juwelen und Brillanten durch Einbruch gestohlen worden. Die Diebe sind von dem Boden her eingebrochen.
- Auf der deutsch=schweizerischen Grenze scheint das Schmuggeln ein interessantes Geschäft zu sein. Da fährt ein Wagen über die Grenze er ist mit Dünger beladen. Auf dem Brett sitzt ein Kind, während der Vater lustig mit der Peitsche knallt. Der Zöllner sticht durch den Mist, bemerkt aber nicht den Koffer, auf dem das Kind sitzt. Ein anderer kommt mit hohler, aber Kaffeegefüllter Deichsel; ein behäbiges Frauenzimmer wackelt daher mit einer riesigen Tournure aus Kaffee, Taback etc. Eine fidele Blechmusik bläst, aber nur zum Theil, in vielen Instrumenten ist Schmuggelwaare. Ein nobler Kaufmann fährt daher in seinem Landauer, der Wagen wird untersucht, aber niemand bemerkt das geheime Fach, worin 100 bis 200 Kilo Kaffee liegen. So schmuggelt an der Grenze, wer irgend leichtes Blut und ein dehnbares Gewissen hat. Nur selten wird jemand ertappt, dann aber gehörig geschnürt. Der Krug geht eben so lange zu Wasser, bis er bricht.
- Aus Metz wird vom 1. Mai berichtet; An einem der letzten Tage kam früh am Morgen ein französischer Husar in voller Uniform mit Säbel an eine der hiesigen Thorwachen um sich zu melden. Derselbe hatte seine Garnison Pont=à=Mousson nachts verlassen, eines Streites mit einem Offizier wegen, und stellte sich nun der deutschen Militärbehörde. Er ist aus dem nahe gelegenen Mars= la Tour gebürtig. Nachdem er Civilkleider erhalten hatte und

[ => Original lesen: 1888 Nr. 36 Seite 7]

ihm Uniform und Säbel abgenommen waren, wurde er entlassen.
- Der Ehescheidungs=Prozeß zwischen der Tochter des Geh. Kommerzienraths v. Bleichröder und dem früheren Lieutenant im Garde=Kürassier=Regiment v. Uechtritz=Steinkirch wird in nächster Zeit vor dem Landgericht zu Oels in Schlesien zur Verhandlung kommen. Baron v. Uechtritz soll sich gegenwärtig mit einer anderen Dame in England befinden. Es ist übrigens falsch, anzunehmen, daß er die Tochter Bleichröders wegen ihres Geldes geheirathet habe; er ist selbst reich.
- Wölfe, echte Wölfe, keine in Schafskleidern, sind kürzlich noch in Pommern erlebt worden und die Jäger haben je 60 Mark Schußgelder erhalten.
- Der alte Berner Bauer Hans Jakob hat sich die Ausweisung der 4 deutschen Sozialdemokraten aus Zürich so zurechtgelegt: Da kommt eines Abends ein Melker und sagt: Da sind vier fremde Handwerksburschen, die haben kein Geld und können vor Müdigkeit nicht weiter, sie fragen, ob sie im Stall übernachten können. Na gut, sag' ich, mach' ihnen im Stall eine Strohschütte, da können sie schlafen, aber sie sollen Ordnung halten. Nach einer Weile kommt der Melker wieder und sagt: Den Leuten ist es nur zu wohl im Stall, sie rauchen Taback im Stroh. - Ich befehle, sie sollen mit Rauchen aufhören, sonst würde ich Ordnung machen. Nach einer Minute ist der Melker wieder da und meldet: die Blitzkerle wollen nicht aufhören mit Rauchen und sagen, das ginge keinen was an. Da sag ich, das wollen wir ihnen zeigen, die Burschen schmeißen wir jetzt gleich 'raus. Und so geschah es.
- Ein Methusalem ist der Bauer Karl Petr in Bieltsch in Mähren. Er starb dieser Tage im Alter von 142 Jahren und war bis zu seinem Tod rüstig. Sein Sohn ist 115 Jahre alt, sein Enkel 85, sein Urenkel 39.
- Der Aetna scheint wieder Schlimmes zu sinnen. Aus Neapel wird gemeldet, daß seit einigen Tagen aus dem Hauptkrater eine dichte Rauchsäule aufsteigt und dumpfes Getöse, das den Beginn eines neuen Ausbruchs anzukündigen scheint, zu vernehmen ist. Der Himmel ist weithin verfinstert.
- Der russische kommandierende General Fürst Barclay de Tolly=Weimarn, der seinen Enkel lutherisch taufen ließ und deshalb einen öffentlichen Verweis vom Zaren erhielt, weil die Mutter des Kindes zur russischen Kirche gehörte, diese also auf dasselbe Anspruch habe, verläßt mit seiner Familie Rußland und wird sich in Dresden niederlassen. In Rußland müssen für den Augenblick noch die unglückliche Schwiegertochter des Fürsten zurückbleiben, die, so unglaublich es klingen mag, wirklich auf ein Jahr in ein Kloster gesteckt worden ist, und der kleine "Ketzer", ihr Sohn, die unschuldige Ursache des Gewitters, das sich über die Familie entladen und einige schwer geschädigt hat. Es soll der Mutter gestattet worden sein, das Kind bei sich zu behalten und wider alles Erwarten ist man sogar von der ursprünglichen Absicht zurückgekommen, das Kind umzutaufen und mit dem Oele der griechisch=othodoxen Kirche zu salben.
- Die englischen Panzerschiffe haben wieder viel Malheur gehabt; das ganz neue Fahrzeug Buzzard dampfte dieser Tage von Sheerneß ab, um seine Maschinen zu prüfen. Unterwegs wollte er einer Fischerschmacke ausweichen, allein das Steuer versagte seinen Dienst und die Schmacke wurde in Stücke zerschnitten. Noch andere Unannehmlichkeiten lassen sich vermelden. Der "Orlando" sollte als Flaggschiff nach Australien gehen, als sich in letzter Stunde herausstellte, daß die Abfahrt wegen mangelnder Kanonen verzögert werden muß. Dann sollte das Panzerschiff "Inflexible" im mittelländischen Meere stationiert werden. Das mußte unterbleiben, weil die Thürme sich nicht bewegen lassen. Darauf beschloß die Admiralität an dessen Stelle den funkelnagelneuen "Benbao" abzusenden; die Maschinen waren gut, auch die Kanonen fanden sich vor, aber als die Abfahrt erfolgen sollte, entdeckte man, daß die Kugeln fehlten.
- Arabische Pferde. Die modernen Araber haben drei Pferderassen, die Atterbi, Kadischi und Kohlani. Die beiden ersten sind gewöhnliche Dienstpferde, die Kohlani sind reinen Blutes und stammen nach der Volkssage von den Lieblingsstuten des Propheten ab. Muhamed, erzählt man, lieferte eine Schlacht, die drei Tage dauerte, während dieser ganzen Zeit setzten seine Krieger den Fuß nicht auf den Boden und die Stuten, die sie ritten, hatten weder zu fressen noch zu trinken. Endlich am dritten Tag kam man an einen Fluß, und der Prophet befahl, das die Pferde abgezäumt und in die Freiheit gelassen werden sollten. Von glühendem Durst verzehrt, stürzten alle diese Pferde, 20 000 an der Zahl nach dem Fluß, als im Augenblick, da sie das Ufer erreichten, die Trompete des Propheten sie zurückrief 20 000 Pferde hörten das Signal, aber nur fünf gehorchten demselben, verließen den Fluß, ohne nur ihre Lippen benetzt zu haben und kehrten zu ihrer Fahne zurück. Der Prophet segnete diese Stuten und färbte ihre Augenlider, wie die Frauen des Orients, mit Kohol, daher der Name Kohlani, was "geschwärzt" bedeutet. Von diesem Augenblick an wurden sie von dem Propheten selbst und seinen Gefährten Ali, Omar, Abu=Bekr und Hassan geritten, und von ihnen stammen alle edlen Renner Arabiens ab. Die große Ueberlegenheit des arabischen Pferdes dankt man zum Theil der außerordentlichen Sorgfalt der Beduinen in der Erhaltung der Reinheit des Blutes zum Theil der wohlwollenden und freundlichen Art, mit der das Pferd im Zelt des Herrn behandelt wird, wo es der Liebling der Kinder ist und gleichsam als Familienmitglied betrachtet wird. Die Stute der Beduinen, denn diese reiten niemals Hengste, zeigt den ganzen Scharfsinn und die Treue des Hundes; sie wird nie ihren schlafenden Herrn vom Feinde überfallen lassen, ohne ihn aufzuwecken. Die außerordentliche Schwierigkeit, sich arabische Stuten zu verschaffen, darf deshalb nicht in Staunen setzen; die Leute der Wüste zahlen oft selbst bis zu 4000 Mk., um zu verhindern, daß eine berühmte Stute an Fremde verkauft werde. Man hat selbst 9600 Mk. bezahlen sehen, eine ungeheure Summe, wenn man den Wert des Geldes in Arabien und Syrien in Anschlag bringt. Burckhardt führt einen Scheich auf, der eine sehr gerühmte Stute besaß, woran er das halbe Eigenthum mit 8000 Mk. bezahlt hatte. Diese Theilungen sind merkwürdig, denn es kommt manchmal vor, daß eine Zuchtstute unter 10 bis 12 Araber verteilt ist.


               O lerne klaglos leiden! *)
                          (Ein Kaiserwort.)

Hast in des Lebens Brandung Du
Ein herbes Weh erfahren,
Mußt Du im Busen sorglich es
Verschließen und bewahren!
Die Welt ist kalt und ohne Herz,
Sie hat noch Spott für Deinen Schmerz
Und fröhnt nur ihren Freuden!
    O lerne klaglos leiden!
Und weih'st Du fremdem Wohle auch
Dein ganzes Sein und Sinnen,
Dem Pfeil des Hasses und des Neids
Kannst nimmer Du entrinnen!
Willst Du vor Bosheit beugen Dich?
Soll Niedertracht und Thorheit sich
An Deinen Thränen weiden?
    O lerne klaglos leiden!
Die Welt erfüllen Streit und Noth,
Und nirgend wohnet Frieden,
Und allem Leben droht der Tod,
Ein Glück ist einst beschieden!
Wie bald verblühen Blum' und Baum,
Zu kurz ist dieser Erdentraum,
Und was sich liebt, muß scheiden:
    O lerne klaglos leiden!
Nun schirm' Dich Gott, Germania,
Vertraue, bete, glaube,
Daß nicht Dein größter Sohn und Held
Dämonen wird zum Raube!
Die Hydra lauert schon am Thor,
Um Deine Eichen wallt's wie Flor,
Leis weint es in den Weiden:
    Nun lerne klaglos leiden!

---------------
*) "Lerne zu leiden, ohne zu klagen!" Schriftliche Mahnung unseres schwerkranken Kaisers an seinen Sohn.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 36 Seite 8]

Marion.
Originalroman von Marie Romany.
(Schluß statt Fortsetzung.)


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD