No. 87
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. November
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 87 Seite 1]

Der Reichstag ist also einberufen. Wenige Wochen noch und die politische Stille hat ein Ende. Wie verlautet, wird gleich die erste Lesung des neuen Etats benutzt werden, um Aufschlüsse über die geplanten Kornzollerhöhungen zu erlangen, die, wie sich immer mehr herausstellt, das Hauptkampfobjekt der Session bilden werden. Es heißt übrigens jetzt, mit Oesterreich=Ungarn werden keine Verdoppelung der bestehenden Zollsätze, sondern nur eine mäßige Erhöhung eintreten. Auch über die Höhe des Defizits im nächsten preußischen Etat wird bereits herumgestritten. Bald sagt man 15, bald 40 Millionen. Es scheint aber, als ob noch gar kein Abschluß der Etatsarbeiten gemacht ist.
Die Grundzüge des Gesetzentwurfes betreffend die Alters= und Invalidenversorgung der Arbeiter, nach welchem sofort alle Arbeiter ohne Ausnahme in das Gesetz einbezogen werden sollen, unterliegen jetzt dem Kaiser zur Genehmigung; sofort, nachdem dieselbe erfolgt, wird der preußische Staatsrath und der Volkswirthschaftsrath zur Begutachtung berufen werden. An den Reichstag wird die Vorlage etwa im Monat Februar nächsten Jahres gelangen.
Das Unwohlsein des Czaren ist gehoben, und das Programm der Heimreise desselben folgendermaßen festgestellt: Sonnabend früh erfolgt die Abreise von Kopenhagen, in der Nacht die Durchfahrt durch Hamburg, so daß Sonntag Morgen die Ankunft in Berlin stattfindet. Von dort begiebt sich der Czar auf kürzestem Wege nach Petersburg.
Der Bundesrath hielt am Donnerstag eine Sitzung ab. Besondere Sachen lagen nicht vor. Im neuen Etat sind an Einnahmen aus der Branntweinsteuer etwas über hundert Millionen Mark in Aussicht genommen, die Nachsteuer hat etwa 7 bis 8 Millionen Mark ergeben.
Von der Verstaatlichung des Versicherungswesens in Deutschland hat man schon lange nichts gehört. Dagegen verlautet jetzt, daß infolge der Ueberflutung des deutschen Reichs durch ausländische Versicherungsgesellschaften eine reichsgesetzliche Regelung des Versicherungswesens immer wahrscheinlicher werde.
Das preußische Defizit soll sich für das nächste Rechnungsjahr auf 40 Millionen Mark belaufen. Doch wird der Etat der Eisenbahnverwaltung, wie die "Magd. Ztg." wissen will, erheblich höhere Einnahmen erzielen, zu denen noch der Antheil Preußens am Ertrage der neuen Branntweinsteuer hinzukommt. Auf diese Weise ist man überzeugt, ausreichende Mittel zur Deckung des Fehlbetrags zu finden.
Der neue Marineetat ist dem Bundesrathe zugegangen. Die Einnahmen sind 71 000 Mk. höher als im Vorjahre. Die fortdauernden Ausgaben betragen 35 900 751 Mark, davon künftig wegfallend 99 190 Mk. Erhebliche Summen werden insbesondere für das Torpedowesen in Anspruch genommen.
Gegen die Erhöhung der Getreidezölle tritt die "Nationalliberale Korrespondenz" auf. Sie weist darauf hin, daß die Landwirthschaft im Reichstag immer stärker vertreten war, als irgend ein anderer Beruf; es sei also undenkbar, daß die Interessen der Landwirthschaft vernachlässigt worden seien. Was jetzt verlangt wird (Erhöhung des Zolles auf das Doppelte) sei die Unterordnung aller anderen Interessen unter die agrarischen; werde sie durchgesetzt, so wäre ein Rückschlag unausbleiblich, unter welchem die Landwirthschaft empfindlich leiden müßte. Dr. Lucius, der landwirthschaftliche Minister, hat bei Eröffnung des Landwirthschaftsrathes das Gegentheil ausgesprochen.
Die "Kreuzztg." tritt für die Einführung von Brot= und Fleischtaxen energisch ein und sagt: "Handelt es sich in den meisten Petitionen zur Zeit zunächst auch nur um Brottaxen, so wird doch auch die Einführung einer behördlichen Kontrollierung der Fleischpreise bei der Bedeutung des Fleisches für eine gesunde Volksernährung auf die Dauer kaum zu entgehen sein. Gewiß sind hier die technischen Schwierigkeiten größer, als bei der verhältnißmäßig einfachen Brodtaxe. Zeigt aber die Regierung erst ernstlichen Willen, eine Ausbeutung des Publikums beim Kauf der nothwendigste Nahrungsmittel nicht länger mehr zu dulden, so wird sich ein geeigneter Modus unschwer finden lassen. Wo ein Wille, da ist auch ein Weg.
Deutsche und österreichische Kriegsschiffe werden nächstens im Mittelmeer vereinigt manövriren und der Welt neues Zeugniß von dem festen Bund beider Reiche ablegen. Das deutsche Schul= und Uebungsgeschwader, aus den Kreuzer=Corvetten Stein, Gneisenau, Moltke und Prinz Adalbert bestehend, kreuzt bereits im Mittelländische Meer, längs der Spanischen Küste, und zu demselben Zweck sind die österreichischen Kriegsschiffe Laudon, Thun und Albatroß dort eingetroffen. Die Offiziere und Mannschaften von der Ost= und Nordsee und von der Adria freuen sich auf gemeinsame Manöver.
17 000 Mann gut ausgerüstete Truppen schickt Italien nach Massauah, um mit Abessynien abzurechnen. Die ersten Transporte sind bereits nach Italien abgegangen, von wo aus die Ueberfahrt nach Afrika erfolgt. In Rom hat die Truppenschau über das Afrika=Heer stattgefunden.
Dem italienischen Ministerpräsidenten Crispi ist auf seiner Rückreise von Friedrichsruhe nach Rom, wie nachträglich verlautet, ein arges Abenteuer zugestoßen. Als das Gepäck in Mailand eintraf, waren nämlich mehrere Koffer geöffnet und ausgeplündert worden. Unter anderem war ein kostbares Album verschwunden, das mehrere Photogramme der Familie Bismarck und werthvolle Briefe des Kanzlers enthielt.
Vive la France! Vive la Russie! Beim Kunsthändler Goupil in Kopenhagen ist ein vom Zaren bestelltes Bild des russischen Malers de Bogoluboff ausgestellt, welches Großfürst Alexis mit nach Petersburg nehmen wird. Dasselbe ist betitelt: "Vive la France! Vive la Russie!" Es stellt ein russisches, den Hafen von Havre verlassendes Kriegsschiff dar, dem die Franzosen zujubeln.
Der Schießplatz bei Jüterbog soll um 7000 Morgen vergrößert und somit zum größten in Deutschland ausgestaltet werden.


- Schönberg. Die hiesige Genossenschaftsmeierei hat für den Monat September d. J. ihren

[ => Original lesen: 1887 Nr. 87 Seite 2]

Mitgliedern die Milch mit 9 1/2 Pf., den Lieferanten mit 9 Pf. bezahlt, wogegen für den Monat October d. J. pro Liter 10 resp. 9 1/2 Pf. zur Vertheilung gebracht werden konnten.
- Schönberg. Die im hiesigen Fürstenthum gelegene herrschaftliche Meierei Gr. Molzahn ist von dem jetzigen Pächter Hancke im Abstand an den Pächter Roepes zu Gülzow überlassen worden und hat dieses Abkommen die Genehmigung des Großh. Kammer= und Forstcollegii in Neustrelitz gefunden. Die Uebergabe der Pachtung an den neuen Pächter geschieht zum 1. Mai 1888.
- Schönberg. Heute wurde in einem Termine vor dem Großh. Domainenamte hieselbst die herrschaftliche Meierei Hof Lockwisch mit dem Vorwerk Westerbeck auf die Zeit von Johannis 1888 bis dahin 1904 öffentlich meistbietend verpachtet und von dem jetzigen Pächter Dierking ein Gebot von 7600 M. abgegeben. Weitere Gebote wurden nicht gemacht, da andere Pachtliebhaber, als der jetzige Pächter, im Termin nicht erschienen waren. Für die Pachtperiode von Johannis 1872/88 war eine jährliche Pacht von 12 700 M. zu zahlen, so daß das jetzige Gebot 5160 M. weniger beträgt.
- Nach dem amtlichen Marktbericht der Berliner Markthallen=Direction vom 29. v. Mts. kostet in Berlin das Pfund Rindfleisch 27-55 Pfennig., Kalbfleisch 45-65 Pfennig., Hammelfleisch 30-50 Pfennig., Schweinefleisch 40-46 Pfennig., Schinken, geräuchert, 75-90 Pfennig., Speck, desgl. 50-65 Pfennig., Damwildfleisch 25-40 Pfennig., Rehfleisch 40-60 Pfennig., Gänsefleisch 45-56 Pfennig., die lebende fette Gans 4-5,50 M., die magere 2-3,50 M., die fette Ente 1,50-2 M., die magere 0,85-1,20 M., das junge Huhn 50-100 Pfennig., das alte 1-1,50 M., das Pfund Hecht 40-54 Pfennig., Zander 70-100 Pfennig., Barsch 36-54, Karpfen 49-80 Pfennig., Schlei 60-70 Pfennig., Blei 36-40 Pfennig., Aal 50-90 Pfennig., Rheinlachs, geräuchert, 2,80-3,15 M., Ostseelachs 1,50-2 M., feinste ostpreußische Sahnenbutter 1,25, desgl. mecklenb. 1,15-1,18 M., das Schock Eier 2,30-2,95 M., der Centner Kartoffeln (Dabersche) 1,60-1,70 M., blaue 2-3 M., Zwiebeln 4,50-6 M., Kohlrüben 2,50-3 M., das Schock Weißkohl 3-4 M., Rothkohl 4-6 M., Wirsingkohl 3-4 M., Kohlrabi 60-75 Pfennig., der Centner Kochäpfel 6-10 M., Grafensteiner 12-16 M., Borsdorfer desgl., Goldreinetten 10-12 M., Kochbirnen 4-7 M., Tafelbirnen 8-13 M., Pflaumen 4-6,20 M., Preißelbeeren 7-12,50 M., Honig 55-65 Pfennig. pro Pfund, Rebhühner 1-1,50 M., Schnepfen 1,50-2,50 M., Krammetsvögel 20-25 Pfennig., pro Stck.
- Ein Schlachter in Schwerin hat am 2. November einen Bollen geschlachtet, der 2500 Pfund wog, er hat ihn seit Juni selbst gemästet.
- In Schwerin wurde am Dienstag die neu begründete Geigenmacherschule, welche staatlich unterstützt wird, eröffnet. Leiter derselbe ist der berühmte Geigenmacher Schünemann.
- An das grauenvolle Ende des Zaren Alexander II., des treuerprobten Freundes Kaiser Wilhelms, erinnert ein wiener Blatt gelegentlich einiger Aufzeichnungen aus dem berliner Hofleben. Insbesondere bringt jene Ausführung einige neue Details über die Art, wie die Kunde von dem entsetzlichen Attentat in Petersburg zu dem deutschen Kaiser gelangte. Das Telegramm von der Ermordung des Zaren Alexander II. war an den Fürsten Bismarck adressirt. Kaiser Wilhelm war mit zahlreichen Gästen bei der Tafel. Fürst Bismarck verschob die Mittheilung der Trauerbotschaft an den Kaiser bis nach Aufhebung der Tafel und wies zugleich das Telegraphenamt an, vorher keine diesbezügliche Depesche an irgend Jemanden auszuhändigen. Doch der russische Botschafter war bereits im Besitz des Telegramms und eine Dame näherte sich der Herzogin von Leuchtenburg, die an der kaiserlichen Tafel saß, und flüsterte ihr den Inhalt in's Ohr. Die Herzogin wurde kreidebleich, fuhr von ihrem Sitz in die Höhe, bedeckte mit der Hand ihr Gesicht und schwankte zur Thür hinaus. Dem Kaiser waren die wesentlichen Momente des Vorfalles nicht entgangen, er nahm ohne Mißtrauen die Angabe, die man vorbrachte, hin, die Herzogin sei von einem ihrer gewöhnlichen Migräne=Anfälle heimgesucht worden. Sobald der Kaiser nach aufgehobener Tafel in seinem Arbeitszimmer angekommen war, überreichte ihm nicht einer von den Hofchargen, sondern ein höherer Beamter des auswärtigen Amtes mit einer schmerzlichen Bemerkung das Telegramm. Der Kaiser nahm es befremdet entgegen, überflog es, erhob dann beide Arme, schlug sie zusammen und rief: "Gott im Himmel, ist das möglich!" Alle Anwesenden fühlten sich auf's tiefste ergriffen von der furchtbaren Wahrheit seines Schmerzes. Unter dem Eindruck dieser Scene schrieb Fürst Bismarck den Satz hin: "Deutschlands größter Freund ist nicht mehr!", welcher Satz am folgenden Morgen den Anfang des Leitartikels der "Norddeutschen" bildete.
- Zwei Infanteriebataillone, die seither in Forbach und Pfalzburg lagen, haben ihre neue ständige Garnison in Dieuze, 12 Kilometer von der französischen Grenze, erhalten. In dem kleinen Städtchen mußten 12 Mannschaftsgebäude und 17 andere militärische Bauten in aller Eile errichtet werden, was nur mit Hilfe des Militärs in 4 Monaten gelang; auch Wohnungen für verheirathete Unteroffiziere und für Offiziere mußten erst geschaffen werden. Die Deutschen und die Einwohner verstanden sich anfangs nicht, da dort alles französisch spricht, aber schon nach einigen Wochen kauderwälschten sie ganz hübsch miteinander.
- Herr v. Wangen, der von dem deutschen Jäger Kaufmann angeschossene französische Offizier, befindet sich auf dem Weg der Besserung. Die Wunden heilen und schließen sich von Tag zu Tag mehr. Das Bedauern, welches die deutsche Regierung durch Vermittelung der deutschen Botschaft in Paris der Familie des angeschossenen über den Vorfall hat aussprechen lassen, ist bisher, da v. Wangen noch nicht nach Nancy hat gebracht werden können, noch nicht bis zu ihm gelangt.
- Eine interessante Operation haben vor kurzem 3 Aerzte im katholischen Krankenhaus zu Gelsenkirchen vorgenommen und glücklich durchgeführt. Ein in Ueckendorf wohnender Bergmann, der beim 44. Infanterieregiment den deutsch=französischen Feldzug mitgemacht hatte, war bei St. Quentin am 19. Januar 1871 von einer Chassepotkugel in die linke Schulter getroffen worden und hatte seit dieser Zeit die Kugel bei sich getragen. Vor einigen Tagen bildete sich auf der Schulter eine bedeutende Entzündung und Eiterung. Infolge dessen begab sich der ehemalige Sieger ins Krankenhaus, woselbst eine an mehreren Stellen zerhackte und an der Spitze abgespaltene Kugel von 2 1/2 cm Länge herausgeholt wurde. Die Kugel lag in den Weichtheilen circa 9 cm tief und hatte bis dahin den ehemaligen Soldaten nicht im geringsten belästigt.
- Hypnotische Experimente. Was am "Hellsehen" ist, das hat wieder einmal folgender Fall gezeigt. Der Mörder des Nachtwächters Braun in Berlin ist noch nicht entdeckt. Um der Polizei zu helfen, versetzte ein Hypnotiseur ein Medium, eine Dame, in magnetischen Schlaf und befragte sie nach dem Mord. Sie bezeichnete 4 Personen als die Mörder und nannte das Haus, in dem diese wohnen sollten. Die Polizei aber stellte fest, daß das bezeichnete Haus eine Baustelle ist.
- Auf einem einsamen Bauernhof bei Eupen hat eine tapfere Dienstmagd ihrem Herrn das Leben gerettet. Sie hörte Nachts Getöse in der Stube ihres Herrn, eilte mit einem Stock herzu und fand ihren Herrn im Kampf mit einem eingedrungenen Räuber. Der Räuber hieb mit einer großen, scharfen Hippe auf den Bauer ein, der im Hemd und ohne Waffe war und aus vielen Wunden blutete; sie holte im Nu auch eine Hippe und drang auf den Räuber muthig ein, der in eine Kammer flüchtete, in welcher sie ihn einschloß. Spornstreichs lief sie auf den nächsten Hof und holte Hülfe; als diese kam, war der Räuber durch eine Luke entflohen. Herr und Magd sind schlimm zugerichtet.


Schwarze Seidenstoffe v. Mk. 1,25 bis 18,25 p. Met. (ca. 150 versch. Qual.) - Atlasse, Faille Française, Moscovite, Moirée, Sicilienne, Ottoman, "Monopol", Rhadamés, Grenadines, Surah, Satin merveilleux, Satin Luxor, Damaste, Ripse, Taffette etc. - vers. roben= und stückweise zollfrei in's Haus das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 87 Seite 3]

Anzeigen.

Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum halben Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fordersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 7. November 1887.

Die Armenbehörde.


Auction.

Am Montag, den 14. November, sollen im Küsterhause zu Schlagsdorf gegen Baarzahlung viele Mobilien, darunter

ein großer alterthümlicher eichener Kleiderschrank und auch andere wirthschaftliche Sachen, darunter eine Decimalwaage, ein Drehbutterfaß pp.
meistbietend verkauft werden von Morgens 9 Uhr und Nachmittags 2 Uhr an, wenn nöthig auch noch am Dienstage.

                                                    J. Carlau,
                                                    Org., Küster und Lehrer.


Torf=Auction.
Am Donnerstag, den 10. November cr.,
morgens halb 10 Uhr,

werde ich auf dem Bornmoor ca. 60 Mille Formtorf, unter vor der Auction bekanntzumachenden Bedingungen, meistbietend verkaufen.

                                                    von Wenckstern.


50 000 Mark
ist der Haupttreffer, welcher schon in der ersten Ziehung der Grossen 293. Hamburger Geldverloosung sicher gewonnen wird.
Wir versenden hierzu unter Nachnahme:

1/1 Original-Loose à 6 Mk.
1/2 do. à 3 Mk.
1/4 do. à 1 Mk. 50 Pf.
fügen auch amtlichen Verloosungsplan bei und geben nach Ziehung prompt Nachricht, unter Beilegung der Gewinnliste. Jeder Auftrag wird prompt ausgeführt.
Man wende sich also baldigst an

die Hauptkollecte von
Mindus & Marienthal
in
Hamburg.


Am Mittwoch, den 9. November werde ich Kartoffelkraut verbrennen lassen.

H. Maass, Schulze.
Mahlzow.


Ich bringe hiedurch zur Kenntniß, daß ich das Abfahren von Holz aus dem sogenannten Mühlenbruch, überhaupt jedes Fahren über meine Hofstelle nicht gestatten werde.

                                                    Hauswirth H. Maass-Sabow.


Am Montag, den 31. October habe ich meinen Jagdstuhl an der dem Hauswirth Möller-Lindow gehörigen Buschkoppel stehen lassen. Wiederbringer erhält angemessene Belohnung beim

Jagdjunker von Wenckstern,
Carlow.


Sarg-Magazin.
Eichen, tannen und Kinder-Särge hält stets vorräthig und empfiehlt solche zu soliden Preisen
C. Stemmann Tischlermeister.
Wilh. Stüve Nachf.


Schwarz'sche Pflüge,
(jede Art) sowie sämtl. dazugehörige Stahlschaare, Stahl=Streichbretter, Sohlen und Schrauben bei
                                                    Ludw. Warncke
                                                    in Mölln.


Stutzhaare
kaufe à 1 Mk. 40 Pf. pr. Pfd.                          
                                                    J. Licht, Bürstenmacher.
                                                    Schönberg.


Ascheimer & Kohleneimer
empfiehlt zu billigen Preisen                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.
                                                    Schönberg.


Am 27. October ist bei mir

ein schwarzbrauner Hirtenhund

mit weißer Brust zugelaufen, den der Eigenthümer gegen Erstattung der Kosten zurückerhalten kann.

                                                    Wulf, Kuhhirte.
                                                    Bauhof=Schönberg.


An die deutschen Kaufleute.

In dritter, reich vermehrter und verbesserter Auflage erscheint jetzt

DER KAUFMÄNNISCHE
KORRESPONDENT.
Praktisches Handbuch der Gesammten Handelskorrespondenz
in 5 Sprachen
Deutsch-Englisch-Französisch-Italienisch-Spanisch
von Carl Foerler u. Honoré Maucher.

Das von der Kritik einstimmig als höchst vortrefflich und für jeden als Hülfs- und Nachschlagebuch unentbehrlich erkannte Werk enthält das gesammte Material der Kaufmann. Korrespondenz in alphabetisch geordneten Sätzen. An Reichhaltigkeit und Vollständigkeit unerreicht. Als Anhang Vokabulartum, Waarenlexikon, Formulare zu vollst. Briefen u. s. w. , Orts- und Länderverzeichniss u. a. m. in jeder der 5 Sprachen.

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Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen wie auch der unterzeichnete Verlag entgegen

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[ => Original lesen: 1887 Nr. 87 Seite 4]

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Bützow i. M. Wilh. Schmidt.
Demmin i. M. F. Zlotowski.
Doberan i. M. Otto Redelstorff.
Friedland i. M. Fr. Körner.
Fürstenberg i. M. C. Peters.
Geesthacht J. H. Hegge & Cie.
Gnoyen B. Sperling.
Grevesmühlen A. Pelzer.
Güstrow Aug. Dettmann Nachfl.
Kröpelin i. M. W. Paust.
Ludwigslust i. M. L. H. Pleßmann.
       Lübeck Grevsmühl & Riesland.
Lübeck C. A. Fischer & Sohn.
Malchin i. M. A. Schmidt.
Malchow i. M. H. Rättig.
Neubrandenburg H. Greve.
Neu=Strelitz i. M. A. Wagner.
Oldesloe i. Holstein P. Suhr.
Pasewalk R. Noffke.
Penzlin i. M. Fr. Schütt.
Plau i. M. W. Dankert.
Ratzeburg H. Ohst.
Röbel i. M. A. Thiemann.
       Rostock i. M. L. F. Hagen.
Schönberg i. M. C. Schwedt.
Schwerin i. M. L. Bötefür.
Stavenhagen i. M. J. H. Seemann.
Sternberg i. M. Robert Adamy.
Stralsund F. W. Fleischer.
Tessin Herm. Bringe.
Treptow a. d. Tollense L. Leinau.
Waren i. M. A. Wilken.
Wismar Gebr. Frahm Nachfl.
Wittenburg i. M. Ferd. Wilms.


Zu dem am Donnerstag, den 24. November bei mir stattfindenden

Bauernball

erlaube mir die Herren Hauswirthe hierdurch ergebenst einzuladen.

Schönberg.                                                     J. Boye.


 Stadt Lübeck. 
Gr. Bauernball

am 18. November cr., wozu ich mir erlaube die geehrten Hauswirthe ergebenst einzuladen.

                                                    J. H. Freitag.


Die Apotheke zu Schönberg
empfiehlt:
Viehwasch=Pulver
in anerkannt sicherer Wirkung.
Scillitin-Latwerge
gegen Ratten, für Hausthiere unschädlich.
Phosphor-Pillen
bestes Mittel gegen Feldmäuse.


Soeben erhielt eine Ladung                                                    
Kiepen=Tannen
und empfehle dieselben billigst ab Bahnhof.                                                    
                                                    A. Wigger Nachf.


B. Gartz
empfiehlt in großer Auswahl:
Pelz=Barets
für Damen, Knaben u. Mädchen, das Allerneueste und Modernste dieser Art, in gut ausgewählten Formen.


Zu Weihnachten ds. Js. suche ich einen jungen Mann und ein junges Mädchen zur Erlernung der Holländerei, gegen Lohn.

                                                    L. Dermmann, Holländereipächter,
                                                    Torrisdorf bei Schönberg.


Nachrichten des Standesamts= Bezirks Carlow vom 1. September bis zum 1. November 1887.

a. Geburten:

Dem Arbeitsmann Johann Vierig zu Hof=Stove eine Tochter.
Dem Hauswirth Heinrich Holst zu Cronscamp eine Tochter.
Dem Arbeitsmann Hartwig Holst zu Hof=Stove ein Sohn.
Der unverehelichten Anna Hagen zu Klocksdorf eine Tochter.
Dem Schneidermeister Heinrich Holst zu Pogez ein Sohn.

b. Eheschließungen:

Der Wittwer u. Tischlermeister Johann Joachim Jahns zu Cronscamp mit Anna Maria Catharina Schmidt zu Sabow.

c. Sterbefälle:

Des Maurergesellen Heinrich Retelsdorf zu Sahmkow todtgeborener Knabe.
Der Arbeitsmann Heinrich Körper zu Carlow, 40 J. 4 M. alt.
Der Rademacher Hermann Rieck zu Dorf Stove, 37 J. 8 M. alt.
Der Schulzensohn Heinrich Kreutzfeldt zu Kuhlrade 41 J. 6 M. alt.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 87 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 87 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. November 1887.


Beilage

Des Kaisers Einkommen.

Das ist keine leichte Aufgabe, über das Einkommen unseres Kaisers wirklich genaue, der Wahrheit entsprechende Angaben zu machen, und zwar einfach aus folgenden Gründen: Einmal gehört zu dem Einkommen des Kaisers auch das Einkommen aus seinem Privatvermögen und darüber das richtige zu schreiben, dürften außer dem Leibbankier des Kaisers, dem vielgenannten Baron Cohn aus Dessau nur wenige Sterbliche imstande sein. Aber auch über das aus öffentlichen Kassen stammende Einkommen des Kaisers kann man nicht wohl schreiben und es könnte dies selbst der erwähnte Herr von Cohn nicht, auch keine andere Finanzgröße, auch keine Staatsrechtliche Größe, und zwar aus dem einfachen Grund, weil der Kaiser eben ein solches Einkommen gar nicht hat.
Demnach macht sich Carl Hermann im Augsburger "Sammler" an diese schwierige Aufgabe, deren Lösung gewiß auch für viele Leser unseres Blattes Interesse hat, denn wir erinnern uns, daß wir schon mehrfach Anfragen erhalten haben, wie viel denn eigentlich unser Kaiser, der oft und gern zu mildthätigen Zwecken große Summen giebt, jährlich, um uns volksthümlich auszudrücken, "zu verzehren" habe. Das Reich giebt dem Kaiser, so armselig das klingen mag, nicht einen Pfennig an Civilliste, Dotation oder wie man sonst diese aus der Staatskasse bezahlten Summen zur Bestreitung der Kosten der Hofhaltung zu nennen pflegt. Zwar bewilligt der Reichstag dem Kaiser einen ansehnlichen Posten; er beträgt in dem Etatsjahre 1887-1888 nicht weniger als 2 600 000 Mark. Diese Summe aber bildet nicht eine Einnahmequelle für den Kaiser, sondern ist lediglich ein "Dispositionsfond des Kaisers zu Gnadenbewilligungen aller Art." Vorab erhalten daraus nichtpensionsberechtigte Invaliden des Krieges von 1870-71 auf Grund des Kaiserlichen Erlasses vom 22. Juli 1884 die Summe von 1 1/2 Million, sodann andere Invaliden und deren Hinterbliebene etwa ebensoviel. Im Ganzen wurden von den Rechenkünstlern des Reichshaushalts=Etats für das genannte Etatsjahr 2 467 500 Mark an Gnadenbewilligungen für die genannten Personen herausgerechnet. Es bleiben dem Kaiser somit zu Bewilligungen auf anderen Gebieten, "insbesondere auch für andere gemeinnützige im Reichsinteresse zu fördernde Zwecke nicht viel mehr als 100 000 Mk. So stellt denn die kaiserliche Würde sich dar als ein "unbesoldetes Ehrenamt", wenn es gestattet ist, diesen in den Kreisen der gewöhnlichen Sterblichen üblichen Ausdruck auf so hohe Verhältnisse anzuwenden. Nun hat aber die Repräsentationslast Wilhelm I. und dann auch die mit ihr verbundenen Kosten seit der Kaiserproklamation wesentlich zugenommen. Dafür erhält der Kaiser keine Entschädigung. Er hat sie zu bestreiten aus jenen Bezügen, die ihm als König von Preußen zustehen oder aber aus seinem Privatvermögen.
Fassen wir nunmehr die Bezüge des Königs von Preußen näher ins Auge, so sehen wir, daß von einer Civilliste im gewöhnlichen Sinn des Wortes auch hier nicht oder wenigstens nur theilweise die Rede sein kann. Die Verfassungen von Bayern, Sachsen, Württemberg u. s. w. sprechen von einer Civilliste, die in den genannten drei Königreichen 4 231 044, 2 940 000 und l 813 426 Mark beträgt, nicht aber die preußische Verfassung. Um den richtigen Begriff von den Einkünften des preußischen Königs zu geben, müssen wir wohl oder übel auf deren Geschichte zurückgreifen. Schon im preußischen Landrecht ist bestimmt (Theil II, Titel 13 § 14): "Damit das Oberhaupt des Staates die ihm obliegenden Pflichten erfüllen und die dazu erforderlichen Kosten bestreiten könne, sind ihm gewisse Einkünfte und nutzbare Rechte beigelegt." Diese Ausdrucksweise stimmt ganz zu dem Fridericianischen Wort von dem Fürsten, welcher der erste Diener des Staates sei. Die Höhe dieser Einkünfte wird im preußischen Landrecht nicht bestimmt. Sie wechselt auch häufig in der ersten Zeit nach dem Erlaß des Landrechtes. Die Bezüge des Königs von Preußen von heutzutage gründen sich im wesentlichen auf folgende Bestimmungen. I. In einer "Verordnung wegen der künftigen Behandlung des gesammten Staatsschuldenwesens vom 17. Januar 1820" heißt es, und zwar in § 3: "Für die sämmtlichen jetzt vorhandenen und in dem von uns vollzogenen Etat angegebenen Staatsschulden und deren Sicherheit, insoweit letztere nicht schon durch Spezialhypotheken gewährt ist, garantiren wir hierdurch für uns und unsere Nachfolger in der Krone mit dem gesammten Vermögen und Eigenthum des Staats, insbesondere mit den sämmtlichen Domänen, Forsten und säkularisirten Gütern im ganzen Umfang der Monarchie mit Ausschluß derer, welche zur Aufbringung des jährlichen Bedarfs von 2 500 000 Thaler für den Unterhalt unserer königlichen Familie, unseren Hofstaat und sämmtliche prinzliche Hofstaaten, sowie auch für alles dahin gehörige Inventar u. s. w. erforderlich sind." II. Diese Verordnung wurde auf feste, verfassungsgesetzliche Grundlage gestellt durch den Artikel 59 der "Verfassungsurkunde für den preußischen Staat vom 31. Januar 1850", welcher lautet: "Dem Kron=Fideikommißfond verbleibt die durch das Gesetz vom 17. Januar 1820 auf die Einkünfte der Domänen und Forsten angewiesene Rente." Diese 7 500 000 Mk. Kron=Fideikommißfondrente bilden die Hälfte, und zwar die größere Hälfte der Bezüge des Königs von Preußen. Sie unterscheiden sich von den Civillisten anderer Länder vor allem dadurch, daß sie im Etat nicht unter den Ausgaben, sondern als Abzug unter den Einnahmen verzeichnet stehen. Ehe von den Einnahmen aus den Domänen und Forsten ein Pfennig verausgabt wird, werden diese 7 1/2 Millionen daraus für die Zwecke des Königs und Hofes vorweg genommen. Uebrigens sind diese 7 1/2 Millionen etwas angewachsen, da von den 548 250 Thalern Gold ein Agio von 73 098 2/3 Thalern gleich 219 296 Mk. hinzugezählt wird. So stellt diese Summe sich im preußischen Staatshaushaltsetat 1887/88 folgendermaßen dar: Unter den Einnahmen des Ministeriums für Landwirthschaft, Domänen und Forsten finden wir zunächst diese beiden Posten: 1) Domänen 28 870 360 Mk., 2) Forsten 58 056 000 Mk., Summa 87 926 360 Mk. Dann heißt es weiter: "Davon geht ab: Die dem Kronfideikommißfond durch das Gesetz vom 17. Januar 1820 auf die Einkünfte von Domänen und Forsten angewiesene Rente von 2 500 000 Thalern, einschließlich 548 250 Thaler Gold 7 219 296 Mk., bleiben 80 207 064 Mk. Ein weiterer Unterschied dieser Kronfideikommißfond=Rente, oder sagen wir mit dem preußischen Etat etwas gelenkiger "Renten des Kronfideikommißfonds" von der Civilliste stellt sich darin dar, daß in den genannten drei anderen Königreichen neben der ausschließlich für den König bestimmten "Civilliste" für andere Angehörige des königlichen Hauses noch Apanagen, Wittwengelder und dergleichen ausgesetzt sind. Dies aber ist in Preußen nicht der Fall. Die Verordnung vom 17. Januar 1820 erklärt ausdrücklich, daß diese Rente von 2 1/2 Millionen Thalern dienen soll für den Unterhalt der Königlichen Familie, den Königlichen Hofstaat und sämmtliche prinzlichen Hofstaaten. Und so finden wir denn auch heutzutage im Etat keinen Pfennig angesetzt weder für den Kronprinzen, noch sonst einen Prinzen des Königlichen Hauses. Der Berliner Volksmund führt daher das namentlich früher sehr häufige Ledigbleiben der Prinzen aus den Seitenlinien darauf zurück, daß die ausgeworfene Rente nicht ausreichte, eine größere Anzahl von prinzlichen Haushaltungen neben der königlichen zu bestreiten.


- Ein Gang durch den königlichen Marstall in Berlin bietet viel Interessantes. Nach erfolgter Anmeldung wird dem Besucher einer der jungen Marstalldiener als Führer zugewiesen, der die ge=

[ => Original lesen: 1887 Nr. 87 Seite 6]

meinschaftliche Wanderung zunächst durch den "Equipagen=Stall" beginnt. In dem nicht breiten, aber sehr langen Raum reiht sich Stand an Stand. Nicht weniger als 74 prächtige Rosse, ausschließlich Wagenpferde, zählt man beim Durchschreiten. Die über jedem Stand angebrachten Tafeln geben Aufschluß über Namen, Eltern, Herkunft und Geburtsjahr des Pfades. Da steht neben dem "Cavalier" ein "Vicarius", neben dem "Goldonkel" ein "Proletarier", neben "Hero" "Puder" und neben "Napoleon" "Jeremias". Die weitaus größte Zahl all' dieser Pferde stammt aus dem königlichen Gestüt Trakehnen. Eine Ausnahme wird von dem Führer besonders erwähnt: es ist ein prächtiger Rappen=Viererzug, ein Geschenk des russischen Kaisers aus dem Jahr 1881. Auch der "Reitstall", den man nunmehr betritt, enthält unter den 26 herrlichen Thieren zwei Pferde, welche besonders Interesse erregen, die Leibpferde des Kaisers. Beide Thiere sind über die Jugendjahre hinaus. Der Fuchswallach "Alexander" aus Ostpreußen ist 1871, die braune Stute "Brunhild" aus England, ist 1874 geboren. Im Alter von fünf Jahren sind sie in den Marstall aufgenommen und zum Dienst für den Monarchen eingeritten. Der Kaiser ist seit der Parade vor zwei Jahren nicht mehr in den Sattel gestiegen. "Sie fressen aus der Hand, am liebsten Zucker", versichert der junge Führer. Man durchschreitet noch den "Remontestall", der in etwa zwei Wochen gegen 25 junge Pferde aufnehmen soll, und die "Manege", in welcher 12 Reitpferde untergebracht sind. Nach einem Blick in die beiden Reitbahnen geht es dann zu der Gala=Wagenhalle, in welcher die Galawagen und Schlitten stehen. Einer der letzteren hat gewissermaßen geschichtliche Berühmtheit erlangt. Als nach dem Sieg von Sedan Napoleon auf Wilhelmshöhe als Kriegsgefangener lebte, wurde ihm von hier aus jener prächtige Schlitten mit sechs Pferden und 4 Mann Bedienung zugesandt. Jetzt erfreut er sich gleich den übrigen unwandelbarer Ruhe. Von den zahlreichen, in Silberschmuck prangenden Galawagen ist jeder einzelne ein sehenswerthes Schaustück, welches durch die kostbare Ausstattung den Betrachtenden fesselt. Durch noch größere Pracht leuchtet der "Braut= oder Hochzeitswagen" hervor. Am prunkvollsten jedoch präsentirt sich der "Krönungs= oder Huldigungswagen". Die überaus reiche, künstlerisch vornehme Ornamentik in strahlendem Gold, die Engel, Adler und Kronen in gleißendem Schimmer, die prachtvolle, mit goldgesticktem Adler verzierte Decke, die herrliche in Silbergrauem Damast gehaltene innere Ausschmückung des mächtigen Wagens, dies Alles vereinigt sich zu einem Gesammtbild, das einen zauberischen Eindruck hervorruft. Daneben erscheint der alte 1701 erbaute Krönungswagen in seiner verblichenen rothen Sammetdrapirung fast ärmlich. Um das Bild vollständig zu machen, erschließt der Führer zuletzt noch die Geschirrkammer, ein kaum übersehbarer langer Saal, an dessen Wänden in Glasspinden die goldenen und Silbernen Geschirre prangen. Wie in der Wagenhalle imponirt auch hier die Fülle des blitzenden Schmuckes. Von besonderem Interesse sind die echt goldenen Krönungsgeschirre. Unstreitig die prächtigsten Stücke in diesem Raum sind aber die beiden türkischen Sättel, ein Geschenk des Sultans für unser Kronprinzenpaar. Sowohl der Herren wie der Damensattel, dieser von tiefrothem, jener von dunkelbraunem Sammet, sind mit ihrer reichen Goldstickerei wahre Kabinetstücke von künstlerischer Ausführung, und schon ihretwegen allein verlohnt sich ein Besuch des Marstalls in der Breitenstraße. Pferdeliebhaber werden außerdem auch noch die Ställe in der Dorotheenstraße besuchen, wo gegenwärtig etwas mehr als 100 Thiere stehen.
- Vor Winter gepflügt ist halb gedüngt. Die mechanische Bearbeitung des Feldes ist das wohlfeilste Mittel, um die im Boden enthaltenen Nahrungsstoffe den Pflanzen zugängig zu machen. "Vor Winter gepflügt ist halb gedüngt" ist ein altes Sprichwort, welches eine große Wahrheit enthält. Der in rauher Furche liegende Boden ist dadurch den Einflüssen der Witterung überlassen, Frost und Luft können ungehindert auf ihn einwirken und die chemisch gebundenen Bestandtheile der Pflanzennahrungsstoffe löslich machen. Es gilt dieses besonders für schweren Boden. Um einen solchen Boden noch aufschließender zu machen und die für die Pflanzen unentbehrlichen Alkalien in Freiheit zu setzen, ist gleichzeitig die Anwendung des gebrannten Kalkes ein treffliches Mittel. Der zähe Thonboden wird, indem der Kalk eine Verbindung mit seinen Bestandtheilen eingeht, aufgeschlossen, und was noch merkwürdiger ist, der große Theil der darin enthaltenen Alkalien wird in Freiheit gesetzt: Im Oktober haben die Felder in Yorkshire und Lancasshire das Ansehen, wie wenn sie mit Schnee bedeckt wären. Ganze Quadratmeilen sieht man mit gelöschtem oder an der Luft zerfallenem Kalk bedeckt, der in den feuchten Wintermonaten seinen wohlthätigen Einfluß auf den steifen Thonboden ausübt. Ein altes Sprichwort sagt ferner: "Für Thonboden ist Frost der beste Ackersmann". Vor allem ist es aber nothwendig, einem solchen Boden auch tief zu pflügen, damit der aus der Tiefe heraufgebrachte Boden gründlich umgewandelt wird. Es empfiehlt sich, die Vertiefung der Ackerkrume überhaupt stets nur vor Winters vorzunehmen. Ein Hauptvortheil besteht auch noch darin, daß vor Winter gepflügter Acker zeitiger abtrocknet und trotzdem die Winterfeuchtigkeit weit länger behält als der ungepflügte. Gerade mit Rücksicht auf Erhaltung der Feuchtigkeit im Frühjahre hat das Pflügen vor Winter für alle Bodenarten eine große Bedeutung. Auch zur Vertilgung der Unkräuter hat das Pflügen vor Winter einen Vortheil.
- Gute Küche. Das Herdfeuer ist die Flamme des Hausaltars, und die deutschen Frauen sollten es hüten, als Symbol häuslichen Glückes! Die Zufriedenheit des Mannes, die Gesundheit der Kinder haben ihre Quelle zumeist in der guten Küche, d. h. in guter sorgsamer Ernährung. Leider hören unsere Töchter in neuester Zeit nicht gern hiervon reden. Der Drang in der Welt zu leben, möglichst männliche Geschäftszweige zu ergreifen, hat das Haus und die weiblichen Beschäftigungen sehr in den Hintergrund geschoben. Es ist vielfach behauptet worden, dazu sei eine Magd ausreichend, um die Küche zu besorgen. Aber das ist ein großer Irrthum; gerade zum Kochen ist vielseitige Bildung unentbehrlich. Auch gehören feine Organe dazu, man muß nicht nur einen guten Geschmack, sondern auch gebildete Geruchsnerven dazu haben, sonst werden verdorbene Speisen nicht erkannt. Ob das Fleisch dumpfig, die Milch angebrannt, die Citrone bitter, das Ei multrig, die Butter ranzig, das Bier sauer, Eingemachtes in Gährungsprozeß begriffen, das kann nur durch eine feine Nase und eine noch feinere Zunge ermittelt werden. Welche Gefahr für die Gesundheit aber in diesen scheinbar so geringfügigen Umständen liegt, kann jeder Arzt sagen, wenn man es selbst nicht schon erfahren hat. Nur die Sorgsamkeit der Hausfrau vermag derartiges zu vermeiden, und es ist den Herren, die sich ein Heim gründen wollen, wahrlich nicht zu verdenken, wenn sie ihrer Auserwählten das Verschen vordeklamieren:
        "Du Huldgestalt mit Lilienhänden,
        Nähst du mir auch den losen Knopf,
        Beugst dich hinab zum Suppentopf
        Und kannst du auch den Braten wenden?"
Unsere jungen Mädchen drängen sich zu Lehrkursen aller Art, aber ein Küchenexamen würden wohl die wenigsten bestehen. Es ist ein schlechtes Zeichen unserer Zeit, daß überhaupt unsere Töchter zu luxuriös, meist weit über ihren Stand erzogen werden, statt sie zu tüchtigen, fleißigen Hausfrauen heranzubilden. Wem als Patengeschenk ein schönes Talent in die Wiege gelegt, soll es natürlich auch nützen und verwerthen. Es giebt aber nichts traurigeres für ein junges Mädchen, als etwas zu seinem Beruf erwählt zu haben, wozu die genügende Begabung nicht vorhanden.
- Im Eiskeller der Hansa=Brauerei in Lübeck wurde ein 25jähriger Arbeiter durch eine ins Rutschen gekommene Eisscholle von ca. 14 Zentner Schwere total zerquetscht. Die Leiche konnte erst, nachdem die Scholle gesprengt, unter derselben hervorgezogen werden.


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