No. 86
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. November
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 86 Seite 1]

        Nr. 23 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1887 enthält in der
        II. Abtheilung:

(1) Bekanntmachung, betreffend die Porto=Aversionirung für Großh. Behörden.
(2) Berichtigung der Bekanntmachung vom 7. Oktober d. J., betreffend die Zahlung der Marschgebührnisse bei Einberufungen zum Dienst.
(3) Bekanntmachung, betreffend die Theilnahme der deutschen Postanstalt in Shanghai an dem Austausch von Postpacketen.


In dem Befinden des Kaisers ist eine weitere Besserung eingetreten.
Die Berufung des Reichstages ist zum 24. November erfolgt.
Die Sängerin Jenny Lind ist gestern in London gestorben.
Der neueste bayerische Armeebefehl bringt nicht weniger als acht Majore, welche mit Pension verabschiedet wurden. Die Nachwehen der letzten Manöver machen sich bereits bemerklich.
Der Entwurf des bürgerlichen Gesetzbuches ist in den einzelnen Theilen fertig gestellt und es bedarf nunmehr nur noch einer allgemeinen Ueberarbeitung, sowie der Ausarbeitung des Entwurfs zum Ausführungsgesetz. Hoffentlich kehrt nun die ersehnte Rechtseinheit im deutschen Vaterlande bald ein.
Fürst Hohenlohe, der Statthalter von Elsaß=Lothringen hat sich entschlossen, für einen seiner Söhne die russische Staatsangehörigkeit zu erwerben, um die große Erbschaft an Gütern und Wäldern antreten zu können. Auch so werden ihm noch große Schwierigkeiten gemacht werden.
Die Reise des Czaren aus Kopenhagen durch Norddeutschland erfolgt wahrscheinlich am 12. November. Der Verlauf der Masern bei den fürstlichen Kindern ist ein normaler. In vorige Woche wurden in der dänischen Hauptstadt 970 Masernfälle konstatiert.
Zum Reichskommissar für die Ausstellung in Melbourne ist, unter Vorbehalt der etatsmäßigen Bewilligung dieser Ausgabe, der kaiserliche Regierungs=Rath Wermuth ernannt worden.
Die deutsche Kriegsflotte besteht nach der neuesten Schiffsliste aus insgesammt 103 Schiffen und Fahrzeugen. Den aktiven zu wirklichen Kriegsleistungen und weiten Kriegsfahrten bestimmten Stamm bilden hiervon jedoch nur 62 Schiffe und Fahrzeuge, und zwar 13 Panzerschiffe, 14 Panzerfahrzeuge, 8 Kreuzerfregatten, 10 Kreuzerkorvetten, 6 Kreuzer, 5 Kanonenboote und 6 Avisos.
Das 3. preußische Jägerbataillon setzte die Versuche mit der Verwendung von Hunden im Vorpostendienst fort. Man hatte dabei zunächst das Augenmerk auf Schäferhunde gerichtet, ist jedoch mit deren Leistungen nicht voll zufrieden gewesen. Unter Vermittelung des Vereins zur Züchtung deutscher Vorstehhunde in Berlin hat man junge Hühnerhunde erprobt, und diese haben sich so bewährt, daß man sich in Zukunft auf Thiere dieser Rasse beschränken will.
Längs der russisch=preußischen Grenze wird im nächsten Frühjahr mit dem Bau von großen Getreide=Elevatoren nach amerikanischem Muster begonnen werden. Man geht überhaupt im Königreich Polen damit um, die Getreideausfuhr gegenwärtig dahin zu reorganisieren, daß man außergewöhnlich große Mengen Getreide längs der westlichen Grenze aufstapelt und den Transport noch einheitlicher als bisher gestaltet.
Die "Kölnische Ztg." meldet, daß man bei den Vorarbeiten für das Gesetz, betreffend die Erhöhung der Getreidezölle, die Bestimmungen in Erwägung ziehe, welche Oesterreich von der Wirkung des Gesetzes ausnehmen, sodaß nur Rußland betroffen werde. - Während bisher höchstens von einer Verdoppelung der gegenwärtigen Getreidezölle - 3 Mk. für den Doppelcentner Weizen und Roggen, 1,50 Mk. für den Doppelcentner Gerste und Hafer - die Rede war, wurde in einer am 23. v. M. in Cassel abgehaltenen Versammlung hessischer Landwirthe beschlossen, einen Zoll von 8 Mk. auf den Doppelcentner für alle Getreidesorten zu verlangen.
Für die Armen der von der Cholera furchtbar heimgesuchten Stadt Messina auf Sizilien hat bekanntlich Kaiser Wilhelm 10 000 Mk. bewilligt. Die Summe ist zum größten Theil zur Errichtung eines Waisenhauses bestimmt worden. Die Messinaer Blätter ergehen sich in den wärmsten Danksagungen für die kaiserliche Gabe.
Die Tiara, die dreifache Krone, welche der Kaiser dem Papste zu seinem Priester=Jubiläum gewidmet hat, ist wohl die erste Probe der Berliner Kunststickerei im Vatikan. Als Mittelstück prangt auf derselben das Familienwappen Leo XIII. Die Garnierung mit Gold und Edelsteinen ist eine kostbare. Das Kunstwerk ruht in einem prachtvollen Etuis. Gleich nach seiner Vollendung wurde das kaiserliche Geschenk an das Hofmarschallamt abgeliefert und sofort durch einen eigenen Kurier an Herrn v. Schlözer nach Rom befördert.
In Prag ist soeben eine Aufsehen erregende Brochüre erschienen, welche den Kriegsminister und das Mannlicher=Repetiergewehr sehr stark angreift. Es wird behauptet, daß die Waffe ganz verfehlt ist.
Die radikale "Lanterne" erinnert die Pariser daran, daß der Arrest des Exkriegsminister Boulanger am 13. November abläuft und kündigt an, der General werde am 14. November früh 5 Uhr in Paris eintreffen, wie er sich nach den Militärvorschriften beim Kriegsminister melden muß. Das Blatt fordert auf, Boulanger festlich zu empfangen.
Aus Afghanistan lauten die neuesten Nachrichten für England schlecht. Ejub Khan, der von den Russen unterstützte Prätendent, soll sich thatsächlich auf afghanischem Boden befinden und im nordöstlichen Theil des Landes Truppen sammeln, um auf Herat zu marschiren. Dem Emir von Afghanistan seien nur noch die 3 Städte Herat, Kandahar und Kabul ergeben.
Auch in Spanien soll künftig jeder gesunde Mann dienen, denn den für den 20. nächsten Monats einberufenen Cortes wird der Entwurf des

[ => Original lesen: 1887 Nr. 86 Seite 2]

Kriegsministers, welchem die allgemeine Wehrpflicht einführen und das Heer auf 300 000 Mann bringen will, unterbreitet werden. Der Friedensstand der spanische Armee betrug bisher 182 000 Mann, der Kriegsstand ist mit 870 000 Mann angegeben.
Wunderbar schnell schickt sich Fürst Ferdinand in's Regieren; wenn er noch zehn Jahre regiert, kann er's wie ein Alter. Seine erste Thronrede bei der Eröffnung der Sobranje liest sich, als hätte er schon ein ganzes Dutzend hinter sich. Er ist glücklich über die Liebe seines treuen Volkes und Heeres, er arbeitet nur für den Ruhm und die Wohlfahrt des theueren Vaterlandes, was zwar alles nicht ganz neu, aber für einen jungen Anfänger doch ganz nett ist. Sogar das Amnestiren hat er schon gelernt.
Die Katze läßt das Mausen nicht und Schnäbele senior das Spioniren nicht. Er ist zwar jetzt Lehrer der deutschen Sprache am Gymnasium zu Nancy und führt den Titel Professor, die Spionage aber treibt er weiter, 's ist ihm eben in Fleisch und Blut übergegangen. Die amtliche "Landeszeitung" in Straßburg macht öffentlich darauf aufmerksam, daß Schnäbele senior sich nach wie vor mit Spionage befaßt.


- Schönberg. Die Schulstelle zu Dorf Lockwisch ist dem bisherigen Hülfslehrer Rosenblum zu Dorf Demern von Michaelis d. J. an wiederum verliehen worden.
- Schönberg. Das Haus No. 11 an der Lübecker Straße ist von dem bisherigen Besitzer, Chirurgus Leichert, an den Schlachtermeister Soltmann hier für 16 500 Mk. verkauft worden.
- Schönberg. Am 31. October cr. hielt der Verein für Geflügelzucht eine Generalversammlung ab, in welcher über die Verwendung des baaren Vereinsvermögens Beschluß gefaßt werden sollte. Das Vereinsvermögen besteht in 13 Hühner= und 4 Taubenkäfigen, sowie in einem baaren Kassenbestande von etwa 66 Mk. Nach längerer Verhandlung einigte man sich dahin, daß zunächst 1 Stamm rebhuhnfarbener Italiener u. 1 Stamm schwarzer Hamburger Hühner angekauft und unter den Vereinsmitgliedern meistbietend verkauft werden sollen. Dabei wird den Käufern die Verpflichtung auferlegt, die betreffenden Stämme mindestens 3 Jahre zu behalten, nicht nur an die Mitglieder des Vereins, sondern auch im Interesse der Hebung der Geflügelzucht im hiesigen Fürstenthum an Bewohner desselben Bruteier das Stück mit 10 Pf. auf Verlangen zu überlassen. Wir können einem solchen Vorgehen des Vereins nur die größte Anerkennung zollen und wünschen der Thätigkeit desselben den erhofften Erfolg; die in Aussicht genommenen Hühnerracen zeichnen sich nicht allein durch fleißiges Eierlegen aus, sondern auch dadurch, daß sie ein schmackhaftes und nahrhaftes Fleisch auch schon bei geringem Futter liefern.
- Große Konkurrenz macht Lübeck dem Taback gerade nicht, denn die Uebersicht des statistischen Reichsamts betreffend den deutschen Tabackbau verzeichnet, daß dieser Freistaat mit einem Tabackbauer aufgeführt wird, der 0,06 Ar Taback bebaute, 1 kg Taback erntete und dafür 1 Mk. Steuern bezahlte.
- Am 2. November entstand in Hamburg in bisher unermittelter Weise Feuer in dem augenblicklich unbenutzten Circus Renz, welcher bis auf die Grundmauern gänzlich abgebrannt ist. Der Circus steht in St. Pauli von vielen Kunstbuden umgeben, welche nur mühsam gerettet werden konnten.
Eine neue Einrichtung ist bezüglich der Beförderung von portofreien Briefen an die im Heer dienenden Soldaten eingeführt, indem statt der bisher auf die Briefe zu schreibende Worte: "Soldatenbrief. Eigene Angelegenheiten des Empfängers" jetzt gelbe Marken mit dieser gedruckten Bezeichnung Verwendung finden. Die Marken werden von den Soldaten den Personen eingeschickt, mit denen sie in Correspondenz stehen.
- In Wesel hat die Branntwein=Nachsteuer 120 000 Mk. eingebracht. Mehr als die Hälfte davon hat allein die Firma H. Underberg=Albrecht in Rheinberg für vorräthigen Bonekamp und dazu gehörige Spirituosen mit nicht weniger als 62 912 Mk. 25 Pfg. zu bezahlen.
- In Wiedewitzsch bei Leipzig legte der Pfarrer Hand an sich, weil er sein ganzes bei der Leipziger Diskontobank angelegtes Vermögen (man spricht von 80 000 Thlr.) verloren hat.
- Das Seminar für orientalische Sprachen ist am Donnerstag Mittag in Berlin in Anwesenheit des Staatssecretärs Grafen Bismarck feierlich eröffnet worden. Minister von Goßler gab einen Ueberblick über die Entstehung der Anstalt, legte den Zweck der Sprachen für die Praxis dar, übergab das Institut Namens des auswärtigen Amtes der Universität und erklärte das Seminar für eröffnet. Nach der Uebernahme durch den Rektor Schwendener dankte der Direktor des Seminars Sachau, gab einen Ueberblick sämmtlicher zu lehrenden Sprachen und versprach Pflege der Wissenschaft im Seminar und Förderung des deutschen Geistes. Namens des Reiches begrüßte Staatssecretär Graf Bismarck die Anwesenden und sprach den Wunsch aus, das Seminar möge bei den hohen dafür gewonnenen Kräften bald anderen Anstalten würdig zur Seite stehen.
- Fünf Millionen Rubel in Gold passirten vor zwei Tagen vom Bahnhof Friedrichstraße aus Berlin. Dieselben kamen in 15 eisenbeschlagenen Kisten unter Begleitung zweier höherer Beamten von St. Petersburg und gingen nach Paris und Amsterdam weiter. Die 15 Kisten hatten zusammen ein Gewicht von 1017 Kilo.
- Der jetzt regierende Kanonenkönig Friedrich Krupp in Essen ist vom Kaiser zum Geheimen Kommerzienrath ernannt worden, ohne daß er vorher Kommerzienrath war. Welches Glück, daß es bei den Kommerzienräthen nicht üblich ist wie bei den Offizieren, es müßten sonst alle übersprungenen Kommerzienräthe abdanken.
- Was die Befähigung der verschiedenen Völker für den Seedienst betrifft, so sind nach Zeugniß vieler erfahrenen Reisenden jene, welche der deutschen Nordseeküste entstammen, die besten der Welt. Intelligent in ihrem Fach, kaltblütig in der Gefahr und gehorsam den Befehlen der Vorgesetzten, so stehen sie unerreicht da. Ihnen zunächst stehen die Norweger, die ihnen ebenbürtig sein würden, wenn sie weniger dem Trunke fröhnten. Selbstverständlich kann auch die seemännische Befähigung der Engländer nicht geleugnet werden, aber während der deutsche Seemann in der Gefahr nüchtern bleibt und nur an seine Pflicht denkt, trinkt sich der englische Matrose in der Stunde der Gefahr Muth an, er flucht und schilt und ist geneigt, den Gehorsam zu verweigern. Auch die französischen Seeleute sind nicht so zuverlässig wie die nordischen Germanen, und ebenso wenig sind in dieser Beziehung die Italiener zu loben, jene an der Riviera ausgenommen. Die Spanier vollends sind nur der Schatten ihrer Vorfahren.
- Das königl. preuß. Haupt=Gestüt in Harzburg hat den Hengst "Kisber", den Sieger in vielen englischen und französischen Rennen für 10 000 Mk. erworben.
- Eine eigenthümliche Berühmtheit besitzt Godesberg am Rhein, nämlich einen Schlosser, der die fehlende linke Hand durch eine eiserne ersetzt hat. Dieser Ritter mit der eisernen Hand schlug häufig mit seiner eisernen Faust drein und richtete, wo er traf, schwere Verletzungen an. Nachdem verschiedentlich Bestrafungen nichts gefruchtet haben, ist er nunmehr wegen schwerer Mißhandlung in der letzten Strafkammersitzung zu Bonn zu zwei Jahren Gefängniß verurtheilt worden; auch wurde die Einziehung seiner eisernen Hand angeordnet, die ein "Faustpfand" in der verwegensten Bedeutung des Wortes repräsentiert.
- Wozu hat der Soldat die Leber? Darüber sind kürzlich die neugebackenen Einjährig=Freiwilligen vom Garde=Grenadier=Regiment, als sich ein Offizier nach Namen und Stand der Einzelnen erkundigte und zumeist schüchterne Antworten erhielt, von ihrem Unteroffizier dahin belehrt worden: "um frei von ihr runter zu reden !" - Als darauf ein Lachen nicht unterdrückt werden konnte, sagte ihnen der wackere Rekruten=Lehrmeister auch sogleich, wozu man die Leber nicht hat, nämlich: nicht, um sich über dieselbe lustig zu machen!


[ => Original lesen: 1887 Nr. 86 Seite 3]

Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Schönberg belegene Ackerbürgerstelle c. p der Frau Holldorff, Marie geb. Spehr, allhier wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 1. November 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Torf=Auction.
Am Donnerstag, den 11. November cr.,
morgens halb 10 Uhr,

werde ich auf dem Bornmoor ca. 60 Mille Formtorf, unter vor der Auction bekanntzumachenden Bedingungen, meistbietend verkaufen.

                                                    von Wenckstern.


Am Sonntag, den 6. November cr., nachmittags 2 Uhr, verpachte ich an Ort und Stelle mein an der Rottensdorfer Chaussee belegenes

Ackerstück

in bequemen Parzellen.

                                                    Joh. Krüger.


Statt besonderer Meldung.
Verheirathet:
Joachim Eckmann
Cornelia Eckmann
geb. Smeding.
Emden, den 2. November 1887.                                                    


R. Jatzow, Augenarzt,
Lübeck, Beckergrube Nr. 99,
zurückgekehrt.
Sprechstunden von 9 - 1 Uhr.


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

Am Sonntag, den 6. November d. J. Nachmittags 3 Uhr                                                    
ordentliche Versammlung
im Vereinslokale.
Tagesordnung: Vereinsangelegenheiten.
                                                    Der Vorstand.


Flinten
in großer Auswahl bei                                                    
Ludw. Warncke-Mölln.


6te Generalversammlung
des
Landwirthschaftlichen-Vereins kleinerer Landwirthe für das Fürstenthum Ratzeburg
am Montag, den 7. November 1887 Vormittags 9 Uhr
beginnend, im Locale des Herrn J. Boye-Schönberg.
                                                    Der Vorstand.


Die Apotheke zu Schönberg
empfiehlt:
Viehwasch=Pulver
in anerkannt sicherer Wirkung.
Scillitin-Latwerge
gegen Ratten, für Hausthiere unschädlich.
Phosphor-Pillen
bestes Mittel gegen Feldmäuse.


Särge!

aus Eichen= und Tannen=Holz, hält in großer Auswahl stets vorräthig und empfiehlt solche zu den billigsten Preisen.

                                                    Kiel & Rindfleisch.


Auf meiner Hausdiele ist ein fast neuer Herrenzugstiefel stehen geblieben und ersuche ich den unbekannten Eigenthümer, denselben gegen Erstattung der Insertionskosten abholen zu wollen.

Schönberg.                                                     Apotheker Montag.


Einen eisernen Geldschrank
hat preiswürdig zu verkaufen                                                    
                                                    C. Roepstorff.


Stutzhaare
kaufe à 1 Mk. 40 Pf. pr. Pfd.                          
                                                    J. Licht, Bürstenmacher.
                                                    Schönberg.


Kornrummeln u. Rübenschneider
in sehr vielen verschiedenen Größen vorräthig auf Lager bei                                                    
                          Ludw. Warncke-Mölln.


Dreschmaschinen u. Häckselmaschinen
in allen Größen bei                                                    
Ludw. Warncke-Mölln.


Logo der Hagelassekuranz     

Da wir in diesem Jahre keinen Hagelschaden zu vergüten haben, soll nach Beschluß in der heutigen General=Versammlung auch nur ein Beitrag von 20 Pfg. pro 100 Mark Versicherungssumme zur ferneren Vergrößerung unseres Reservefonds - der jetzt bereits 20,200 Mark beträgt - erhoben werden.
Unsere Mitglieder werden ersucht, solchen Beitrag am

Mittwoch, den 30. November, Vormittags 10 Uhr,
im Boye'schen Gasthof hierselbst einzuzahlen.

Schönberg, den 2. November 1887.

Direction der Hagelversich. im Fürst. Ratzeburg.
J. Kröger.                                                     Wilh. Heincke.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 86 Seite 4]

Gebrüder Barg.
Lübeck, Kohlmarkt 5
(ein Haus oberhalb Wilken's Gasthof).
empfehlen ihr bedeutend vergrößertes und jetzt vollständig sortirtes Lager in
Tuchen, Bukskins, Paletotstoffe und Kleiderstoffe
in der größten Auswahl und den neusten Sachen, Neuheiten in
Besätzen, schwarze Caschmire und Wollenzeuge,
nur erprobte gute Qualitäten.
Gardinen,
Leinen-Waaren, Bettzeuge, Bettfedern und Daunen,
Woll- und Holländische-Waaren
en-gros und an-detail.
Normal Unterzeuge,
sowie größte Auswahl in                                                    
Winter-Jaquetts, Paletots, Regenmäntel,
für Damen und für Kinder.


Zu dem am Donnerstag, den 24. November bei mir stattfindenden

Bauernball

erlaube mir die Herren Hauswirthe hierdurch ergebenst einzuladen.

Schönberg.                                                     J. Boye.


 Stadt Lübeck. 
Gr. Bauernball

am 18. November cr., wozu ich mir erlaube die geehrten Hauswirthe ergebenst einzuladen.

                                                    J. H. Freitag.


Zu dem am Sonntag, den 6. November im Krellenberg'schen Locale stattfindenden

Concert
des Carlower Männergesang=Vereins unter Mitwirkung der Kronas'schen Musikkapelle, Rehna,
mit nachfolgendem Ball

erlaubt sich hierdurch ergebenst einzuladen

der Vorstand.
Anfang des Konzertes 6 Uhr.

Persönliche Einladungen finden nicht statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 6. November.
Reformationsfest.
Collecte für die Lauenb.=Ratzeburgische Bibelgesellschaft.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 86 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 86 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 4. November 1887.


- Frühe schädliche Winter sind in der Chronik seltener als strenge kalte Winter, die bis in den Frühling hineindauern. 1046 fiel schon im September Schnee drei Tage lang; doch folgte ein schöner Herbst nach. 1237 fing es am 4. Oktober an zu schneien und zu frieren; der Frost dauerte bis nach Allerheiligen und richtete viel Schaden an. 1308 gab es ebenfalls im Norden Deutschlands Mitte Oktober so viel Schnee, daß Schlittenfahrten veranstaltet wurden. Die Chronik meldet, daß im Jahre 1416 am Lukastage eine große Menge Schnee fiel, daß die Früchte in Feld und Garten bedeckt waren. 1433 folgte Ende Oktober Schnee und starke Kälte und 1541 froren Anfangs November die Teiche zu. 1583 und 1593 fing es Ende Oktober an zu schneien und zu frieren und hörte erst um Weihnachten wieder auf. Es war in diesem letzten und dem folgenden Jahre große Theuerung.
- In Greifswald wurden in einem dortigen Hotel in einer der letzten Nächte sämmtlichen Reisenden die Beinkleider und Stiefel gestohlen, die Geschädigten stellten sich aber schleunigst ihrem Herrn Wirth ohne die genannten Bekleidungsgegenstände vor, der auch sofort nach den Schuster und Kleiderläden schickte, sodaß seine Gäste alsbald wieder flott waren. Außerdem sind noch silberne Löffel und Cigarren zu den gestohlenen Gegenständen zu zählen.
- Während einer Vorstellung im Görlitzer Stadttheater stürzte ein Besucher der Gallerie kopfüber hinab, überschlug sich an der Brustlehne des zweiten Ranges, erhielt so wieder die Lage mit den Füßen nach unten und fiel so glücklich auf einen Sessel des ersten Ranges, daß er sich selbst nur unbedeutende Verletzungen zuzog um so größeren Schrecken aber einer benachbarten Dame, die er hinabfallend leicht streifte, einjagte. Das Publikum, welches Anfangs sehr aufgeregt war, beruhigte sich bald wieder, als der unfreiwillige Logenbesucher sich auf seinen Olymp zurück begab.
- Auf Zeche "Konsolidation" Schacht II. bei Schalke in Westfalen jenem Schachte, in dem vor kaum einem Jahre 56 brave Bergleute infolge Explosion schlagender Wetter ihr Leben einbüßten, ertappte man soeben 19 Bergleute, welche die Benzin=Sicherheits=Wellenlampen derart beschädigt hatten, daß die Flamme durch eine künstlich gemachte Oeffnung direkt mit der Luft in Verbindung trat. Die Oeffnungen sind so klein wie ein Stecknadelkopf, aber immerhin groß genug, um eine Katastrophe herbeiführen zu können; denn durch die bloße Verbindung der mit Kohlenstaub und falschen Wettern durchtränkten Luft entsteht jedesmal eine Explosion. Die Bergleute leugnen zwar, jedoch müssen sie, da soviel Beweismaterial gegen sie vorliegt, zugeben, daß sie selbst die Lampen defekt gemacht haben; sie werden sich nun wegen ihres Leichtsinnes vor dem Schöffengericht zu verantworten haben.
- Dem Pfarrer Bersol in Paguy an der deutsch=französischen Grenze sind 90 000 Mark an Geld und Werthpapieren aus seinem Hause gestohlen worden. Mancher beneidet den Pfarrer, dem so viel Geld gestohlen werden konnte.
- Die Mode der Stirnlöckchen ist in der deutschen Damenwelt sehr verbreitet. Die deutschen Frauen und Mädchen, welche diese reizvolle Haartracht angenommen haben, werden gewiß mit Interesse erfahren, daß kein Geringerer als unser Kronprinz für die Stirnlöckchen Propaganda macht. Wenigstens erhellt das aus einem kleinen Vorfall, über welchen man der Wiener Allg. Ztg. aus Baveno berichtet: In Baveno befindet sich auch - es ist dies ein Zeichen, wie hoch der Kronprinz seinen Arzt hält - die Tochter Mackenzie's, und zwar genießt, die junge Engländerin die Ehre, von der Tochter des Kronprinzen in ihren intimsten Familienkreis gezogen zu werden. Dieser Tage nun machte der deutsche Kronprinz wie gewöhnlich, den schweigsamen Zuhörer im Salon, wo seine Tochter Prinzessin Margarethe mit Fräulein Mackenzie eben am Fenster saß und die beiden jungen Damen von dem und jenem herzhaft plauderten. Die jugendliche Mackenzie klagte gerade der Prinzessin, daß ihre Landsmänninnen, die Engländerinnen, die doch zumeist, gleich den deutschen Mädchen, blonde Haare, blaue Augen und eine rosige Gesichtsfarbe haben, dennoch nicht den Liebreiz derselben erreichen. Die Prinzessin protestirte höflich und pries die Schönheit der jungen Gästin; plötzlich trat mitten in der Discussion der Kronprinz heran und sagte: Ihr habt beide recht, ich sage mit Margarethe, daß die Engländerinnen nicht minder schön sind, gestehe aber zugleich Miß Mackenzie zu, daß ihnen ein Verführungsmittel mangelt. Und wißt ihr, was ich meine? Die Stirnlöckchen sind's. Die hohen elfenbeinernen Stirnen der Brittinnen lassen das Antlitz zu ernst, zu steif erscheinen." Am nächsten Morgen erschien Miß Mackenzie erröthend am Arme der Prinzessin am Frühstückstische, die Scheere hatte ein ernstes Wort mitgesprochen und die Stirn der jungen Engländerin zeigte eine Fülle der zierlichsten Löckchen. Der Kronprinz erhob lachend die Theetasse und rief Miß Mackenzie zu: "Ein Hoch der gelungenen Cur!"
- Das Leipziger Reichsgericht ist im besten Zug so populär zu werden, wie einst das Berliner Kammergericht, "wo's noch Richter giebt." Wenn Einer mit seiner etwas bedenklichen Sache bei den Berliner Gerichten durchfällt oder gar etwas abbekommt, was nicht nach seinem Sinn ist, so sagt er gemüthlich, aber sehr entschieden: "Ich jehe nach Leipzig!"
- Daß die echten "Bauern=Hochzeiten" noch keineswegs ausgestorben sind, beweist der Umstand, daß zu einem solchen Anlaß im Hoch=Emmerich bei Duisburg, dieser Tage nicht weniger als 220 Pfd. Ochsen= und Rindfleisch, 130 Pfd. Schweinefleisch und 50 Pfd. Filet gebraucht wurden. In demselben Verhältnisse der Menge verhielten sich die übrigen festen und flüssigen Bestandtheile des von 4 Uhr nachmittags bis 10 Uhr abends dauernden Festmahles, zu welchem 180 Personen geladen und 110 erschienen waren.
- Wie ein Oberst General wurde, davon weiß der "Bär" in seiner neuesten Nummer folgende kleine Historie zu erzählen: Ein Oberst, der schon lang auf Avancement gewartet hatte, mußte einst den König Friedrich zum Gottesdienst in die Hofkirche begleiten. Es wurde gerade das Evangelium vom Beelzebub, dem Obersten der Teufel, verlesen. Nach Schluß der Verlesung äußerte der Oberst dem König gegenüber: "Majestät, seit zwanzig Jahren war ich in keiner Kirche wie ich eben gehört habe, geht's in der Hölle gerade so zu, wie auf Erden: Auch Beelzebub ist noch immer Oberst." Ein paar Tage darauf war der Oberst General.


Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
(Schluß.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 86 Seite 6]

Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
[Schluß.]


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