No. 15
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. Februar
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 15 Seite 1]

        Nr. 6 des Offic. Anzeigers pro 1887 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
        II. Abtheilung:

(1.) Bekanntmachung, betreffend die Ab= und Anmeldung der nach einem andern Aushebungs= oder Musterungs=Bezirk verziehenden Militairpflichtigen zur Stammrolle.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Commercial Union Assurance=Company Limited in London.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Oberrheinische Versicherungsgesellschaft in Mannheim.
(4.) Publicandum, betreffend die Liquidationen über Militairleistungen.
(5.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittspreise des Monats Januar 1887.


Das Resultat der Reichstagswahl im 1. und 2. Wahlkreise hiesigen Fürstenthums ist folgendes:

          v. Oertzen:           Hasenclever:           ungültig u. zersplittert:
Stadt Schönberg 136 110 101.
Amt Schönberg 54 9 7.
Carlow 128 1 2.
Kl. Siemz 16 48 -.
Selmsdorf 65 - 9.

Fürst Bismarck hat nach der Nordd. Allg. Ztg. erklärt, eine kaiserliche Wahlproklamation sei vorläufig nicht zeitgemäß und komme erst in Frage, wenn die Wahlen so schlecht ausfallen sollten, daß eine nochmalige Auflösung des Reichstages nothwendig würde.
Der Bundesrath hat in seiner letzten Sitzung den Antrag Preußens auf Verhängung des kleinen Belagerungszustandes über Stettin und Umgegend angenommen. Infolge dessen veröffentlicht der Reichsanzeiger einen Erlaß, durch welchen der kleine Belagerungszustand über die Städte. Stettin, Grabow a. O. und Altdamm, sowie über die Amtsbezirke Bredow, Warsow, Scheune und Finkenwalde auf die Dauer eines Jahres verhängt wird. Darnach dürfen Versammlungen zur Berathung öffentlicher Angelegenheiten nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung der Ortspolizei stattfinden. Die Verbreitung von Druckschriften auf den Straßen ist verboten. Personen, welche einer Gefährdung der öffentlichen Ordnung verdächtig sind, kann der Aufenthalt versagt werden. Das Waffentragen, die Einfuhr und der Verkauf von Sprenggeschossen, ist mit gewissen Ausnahmen verboten. Die drei letzten Anordnungen treten sofort, die ersten am dritten Tage in Kraft.
Die Kriegsgefahr, sagt die offiziöse Norddeutsche, wird nur verschwinden, wenn Frankreich sieht, daß das deutsche Volk sich nicht durch vaterlandslose Politiker leiten läßt, das heißt, wenn eine Majorität in den Reichstag gelangt, die entschlossen ist, das Reich gegen den Feind zu schützen. Und zwar nicht erst im letzten Augenblick!
Es bröckelt im Centrum! Der Graf Fürstenberg=Stammheim und 36 Mitglieder des katholischen rheinischen Adels haben in der "Kreuzzeitung" eine Erklärung veröffentlicht, welche darauf hinweist, daß das Centrum statt einer großen nationalen Politik eine Politik des kleinlichsten Nörgelns verfolgt und schließlich im offenen Bündniß mit dem demokratischen Fortschritt geendigt habe und zwar alles das trotz dringlichster Mahnung des Papstes. Die Unterzeichner fordern ihre rheinischen Landsleute auf, treu und fest zum Kaiser zu stehen und mit ihnen zusammenzuwirken für eine katholisch=konservative Partei.
Die österreichischen Delegationen sind zum 1. März einberufen. Die Militärforderungen, die ihnen unterbreitet werden, umfassen 50 Millionen. Am 15. ds. sind im österreichischen und ungarischen Abgeordnetenhaus die Vorlagen wegen Ausrüstung des ersten Landsturmaufgebotes eingebracht worden, die zusammen 19 1/2 Millionen beanspruchen.
Die Franzosen, so wird aus Brüssel gemeldet, kaufen jetzt massenhaft Pferde in Belgien. Die Thiere werden durch Spezialzüge und die gewöhnlichen Züge vom Brüsseler Südbahnhof aus befördert.
Selten sind über einen Zeitgenossen die Urtheile so sehr auseinandergegangen, wie über den französischen Kriegsminister Boulanger. Neben begeisterten Bewunderern stehen schonungslose Tadler. Thatsache ist, daß das französische Volk ihn erträgt, wie es vor ihm vielleicht noch nie einen Menschen ertragen hat. Boulanger ist in der kurzen Zeit seiner Geschäftsführung bereits vor die verschiedensten Klippen gerathen. Er hat in der Angelegenheit seiner Briefe an den Herzog von Aumale eine Rolle gespielt, die ihn nach gewöhnlichen bürgerlichen Begriffen ohne weiteres in einer Versenkung hätte verschwinden lassen müssen. Er ist wiederholt dem Fluch der Lächerlichkeit verfallen, ein Unglück, das sonst bei unseren Nachbarn mit unabänderlicher Vernichtung gleichbedeutend zu sein pflegt. Trotzdem ist er ohne Wanken auf seinem Platz geblieben, ja er hat sich auf demselben immer mehr befestigt. Das beweist für ihn, daß er, gelinde gesagt, sehr rücksichtslos und verwegen ist, und für seine Landsleute, daß sie ihm ihre wachsende Sympathie schenken. Diesem Schauspiel gegenüber kann man ohne Bedenken sagen: Frankreich lechzt nach einem Mann, der es beherrsche, und Boulanger hat den besten Willen, dieser Mann zu sein. Der Mann aber, dem sich Frankreich beugen soll, muß ihm die Revanche bringen. Von Boulanger hofft man, daß er sie bringe, und Boulanger hat die Absicht, diese Hoffnung zu verwirklichen.
"Bismarcks Verdruß" war ein Räthselbildchen betitelt, das am Dienstag auf den Boulevards von Paris ausgeschrieen worden ist. Es stellte den deutschen Reichskanzler und hinter ihm kaum erkennbar im Widerschein den Kopf des französichen Kriegsministers Boulanger dar. Die Bilder wurden von der Polizei beschlagnahmt.
Aus Barcelona wird gemeldet, daß für die französische Regierung so große Käufe in Pferden und in Maulthieren erfolgten, daß im spanischen Theile der Landschaft Cerdanna kein brauchbares Pferd oder Maulthier mehr zu kaufen ist.
Nach dem Staatsvoranschlage für das kommen=

[ => Original lesen: 1887 Nr. 15 Seite 2]

de Finanzjahr in Dänemark betragen die Eingaben 53 und die Ausgaben 59 Mill. Kronen. Die Regierung verlangt 60 Mill. für die Befestigungswerke um Kopenhagen, welche Summe auf 5 Jahre vertheilt werden soll. Außerdem verlangt das Ministerium Estrup 4 100 000 Kronen für Anschaffung von 42 000 Repetiergewehren.
Der Panslavist Katkow in Moskau betreibt eine Monstre=Petition, in welcher der Zar gebeten werden soll, den Plan der Panslavisten, nach welchen Rußland nicht nur Bulgarien und Serbien, sondern "alle christlichen Provinzen Ost=Europas," also wohl auch Bosnien und die Herzegowina, unterwerfen solle. Tausende von Unterschriften ständen bereits unter dem Schriftstück, von dessen Existenz amtlich nach Wien berichtet worden ist.
Aus Sofia ist in den jüngsten Tagen als Andenken für den Fürsten Alexander ein prachtvolles Album nach Darmstadt abgesandt worden, das die photographischen Porträts sämmtlicher Offiziere des bulgarischen 1. Infanterie=Regiments, dessen Chef der Fürst Alexander war, enthält. Der Einband ist von kirschrothem Sammt mit reichem Gold= und Silberbeschlag; auf dem Deckel der große Namenszug des Fürsten mit der Umschrift: "Bulgariens Held", darunter "Das Offizier=Korps des Alexander Regiments 1886.


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Anzeigen.

Die Herren Wahlvorsteher im Mecklenburg=Strelitz'schen Wahlkreise ersuche ich auf Grund des §. 25 des Reichs=Wahlreglements, mir hierher nach Neustrelitz die über die Wahl des Reichstags=Abgeordneten aufgenommenen Protocolle mit den zugehörigen Schriftstücken so zeitig zuzusenden, daß dieselben spätestens bis zum Donnerstag Abend, den 24. dieses Monats, in meine Hände gelangen.
Am Freitag, den 25. Februar dieses Jahres, findet aus den eingegangenen Protocollen die Ermittelung des Wahlergebnisses auf dem Rathhause zu Neustrelitz in dem Sitzungs=Zimmer des Magistrats und Polizei=Collegium von Morgens 10 Uhr an statt.
Neustrelitz, den 14. Februar 1887.

Amtsrichter Horn.
als Wahlkommissar für den Mecklenburg=Strelitz'schen Wahlkreis.


In Sachen, betreffend die Zwangsversteigerung des in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, der Ehefrau des Schlossermeisters Wascher, Dorothea geb. Wagner hieselbst gehörigen, an der Siemzer=Straße zu Schönberg sub Nr. 112 belegenen Wohnhauses c. p., der auf dem s. g. Ochsenberge zwischen den Brüggemann'schen und Kleinod'schen Grundstücken angeblich 3 Scheffel Aussaat großen Wiese, sowie des an der Wallstraße hieselbst belegenen Gartens mit Scheune, steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an.
1. Der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 17. Mai 1887,
Vormittags 11 Uhr,

2. Der Ueberbotstermin auf

Freitag, den 17. Juni 1887,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an die Grundstücke, an die zur Immobilarmasse derselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 17. Mai 1887,
Vormittag 11 Uhr,

angesetzt.
Der Schuldnerin und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I hieselbst zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termin zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 16. Februar 1887.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

W. Wetzel.         


Die zum Nachlasse des zu Bimöhlen verstorbenen Käthners Christian Hinrich Burmeister gehörigen und zu Schönberg am Markte sub No. 35 und in der Marienstraße sub Nris 36, 37 und 38 belegenen Wohnhäuser c. p. sollen auf Antrag des Nachlaßpflegers, des Rechtsanwalts Otto Haack in Neumünster, vor dem Großherzogl. Amtsgerichte hieselbst öffentlich meistbietend verkauft werden.
Zu diesem Zwecke steht im Amtsgerichtsgebäude, Sessionszimmer 11, ein Verkaufstermin auf

Freitag, den 18. März 1887
Vormittags 10 1/2 Uhr

an, zu welchem Kaufliebhaber hiedurch eingeladen werden mit dem Bemerken, daß die Verkaufsbedingungen auf der Registratur II des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden können und gegen die Gebühr in Abschrift zu haben sind.
Schönberg, den 7. Februar 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.         


In Folge der Allerhöchsten Verordnungen vom 4. Januar 1887, betreffend die im Jahre 1887 zu erhebenden Pferde= und Rindviehseuchensteuern, wird hindurch zur öffentlichen Kenntniß gemacht, daß die aufgenommenen Verzeichnisse der Pferde= und Rindviehbestände in der Stadt Schönberg in hiesiger Rathsstube 14 Tage lang, und zwar von Freitag, den 18. Februar c. bis zum Donnerstag, den 3. März c., beide Tage einschließlich, zur etwaigen Richtigstellung öffentlich ausliegen.
Schönberg, den 17. Februar 1887.

Der Magistrat.


Offentl. Zwangsversteigerung.

Donnerstag, den 24. Februar d. J., Vormittags 10 Uhr sollen in Schlagsdorf die folgenden Pfandsachen, als:

1 Kleiderschrank, 2 Schinken und 2 Seitenstücke eines mittelgroßen Schweines
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Kaufliebhaber wollen sich beim Gastwirth Reimers in Schlagsdorf einfinden.
Schönberg, den 19. Februar 1887.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Montag, den 28. Februar d. J., Vormittags 8 1/2 Uhr sollen in Neschow

2 Kühe und event. 1 Bauwagen
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Sammelplatz der Käufer im Kruge zu Neschow.
Schönberg, den 19. Februar 1887.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Holz=Auction Nr. 18.

Am Donnerstag, den 24. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz gegen Baarzahlung verkauft werden.

[ => Original lesen: 1887 Nr. 15 Seite 3]

Aus dem Heidenholze:

          6 Stück Eichen Langhölzer mit 2,08 Festm.
          3 Rmet. Eichen Kluft I Cl.
          4 Rmet. Eichen Knüppel.
        14 Fuder starkes Eichen Durchforstholz.
          1 Fuder Eichen Pollholz.
        13 Stück Buchen Nutzholzblöcke mit 19,57 Festmeter.
      180 Rmet. Buchen Kluft I, II Cl. u. Knüppel.
        36 Fuder Buchen Durchforstholz u. Pollholz.
          1 Rmet. Birken Knüppel.
        17 Fuder Ellern Wadelholz II Cl.
  ca.   8 Fuder Heckenholz, Haseln pp. ca. 62 Rmet. Kiefern Kluft und Knüppel.
Schönberg, den 13. Februar 1887.

                                                    Der Oberförster:
                                                                     C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 19.

Am Sonnabend, den 26. Februar Morgens 10 Uhr sollen bei der Meierei Lenschow an Ort und Stelle

ca. 80 Stck. tannen Kiepenhölzer

meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 20. Februar 1887.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 20.

Am Montag, den 28. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Krüger Jabs zu Schlagresdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

1. Aus dem Thandorfer Zuschlage:

      ca. 36 Rmet. Gränen Kluft und Knüppel.

2. Aus dem Schlagbrügger Holz:

          7 Rmet. Buchen Kluft II und Olm.
        10 Stück Gränen Leiterbäume III Cl.
        40 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel,

3. Aus dem Lanckower Holze:

        21 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel.

4. Aus dem Bahlen:

          7 Fuder starkes Eichen Durchforstholz I Cl.
        31 Stück Gränen Leiterbäume II und III Cl.
      128 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel.

5. Aus dem Garnseerholze:

        29 Stück Gränen Stangen pp. I und III Cl.
        71 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel (Schlesischer Berg),
        28 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel (am Plötscher See),
        44 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel (Abraum Priestertannen).
Schönberg, den 20. Februar 1887.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Nach Gottes Rathschluß entschlief heute Abend 3/4 8 Uhr mein lieber Mann der Hauswirth

Joachim Bollow.

Verwandten und Freunden statt besonderer Meldung dies zur Nachricht. Die trauernde Wittwe

                                                    Maria Bollow,
                                                    geb. Hancke.

Klocksdorf, den 18. Februar 1887.
Die Beerdigung findet Freitag Nachmittag den 25. d. M. 1 Uhr statt.


Dreitheilige Ringelwalzen
und
Glattwalzen

in verschiedenen Höhen und Breiten; sowie Drillmaschinen, Säemaschinen, Wieseneggen 1, 2, 3 und

4schaarige Pflüge,

sind auf Lager bei

Ludw. Warncke in Mölln.


Ich beabsichtige zu Ostern circa 60 Ruthen Gartenland, sowie den Boden meines Speichers zu vermiethen und ersuche ich Reflectanten sich bei mir zu melden.

                                                    H. Hein, Schönberg.


Böhm. Stückbraunkohlen

erwarte in den nächsten Tagen und empfehle selbe ab Bahnhof billigstens

Steinkohlenbriquetts
Westphäl. Ruß=Kohlen
bei                                                    F. Heitmann.


Pferd Mein rothbrauner hannöverscher Hengst deckt fremde Stuten für 10 Mk. und 1 Mk. an den Stall.

                                                    Hauswirth Oldenburg
                                                    in Rieps.


Gefunden
ein goldenes Medaillon.
Zu ertragenen der Expedition d. Blattes.                          


Gesucht ein Knecht,
gleich oder zu Ostern von                          
                                                    H. Brüchmann.


Gesucht zu sofort:                                                    
Eine gesunde, kräftige Amme.
Lübeck, Braunstraße 15.
                                                    Wilhelm Peters.


Gesucht zu Ostern:                          
ein ordentl. Mädchen
für häusliche Arbeiten von                                                    
                                                    Kaufmann W. Wieschendorf.


Ich suche zu Ostern

ein Stubenmädchen,

das gleichzeitig die Wartung eines kleinen Kindes mit zu übernehmen hat. Persönliche Meldung erwünscht. Gehalt nach Uebereinkunft.

                                                    Frau von Wenckenstern,

Carlow=Forsthof.


Statt besonderer Meldung:
Mathilde Klempien
Johannes Ohls
Verlobte.
Rehna.                                                     Schönberg.


Am 1. März d. J. besteht der Viehversicherungs=Verein im Fürstenthum Ratzeburg 25 Jahre. Zur Feier dieses Stiftungsfestes wird am

Dienstag, den 1. März cr. Nachmittags 4 Uhr

im Boye'schen Gasthause hieselbst ein

Festessen mit Damen

und Abendgesellschaftliche Unterhaltung stattfinden.
Hierzu gestatten wir uns, alle unsere Mitglieder und sonstigen Freunde des Vereins ergebenst einzuladen.
Anmeldungen zur Theilnahme werden bis zum 25. d. M. von Herrn J. Boye und den Unterschriebenen entgegengenommen.
Schönberg, den 14. Februar 1887.

Direction des Viehversicherungs Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt.                           Wilh. Heincke.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 15 Seite 4]

Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich in der Sabowerstraße No. 42 eine

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eröffnet habe. Es wird mein eifrigstes Bestreben sein, mich in der modernen Färberei und chemischen Wäscherei nutzbar zu machen, da ich mit den neuesten Maschinen und bestem Material arbeite.
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                                                    Georg Stecker.


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Heinrich Pöhls in Boiztenburg.
L. Pleßmann in Ludwigslust.
W. Dankert in Plau.
H. Greve in Neubrandenburg.
A. Dettmann Nachfl. in Güstrow.
       A. Schmidt in Malchin.
J. H. Seemann in Stavenhagen.
Aug. Schmidt in Bützow.
A. Wilken in Waren.
A. Thiemann in Röbel.
Herm. Bringe in Tessin.
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[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 15 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 15 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 22. Februar 1887.


Zum Besten des Rettungshauses Bethanien bei Neubrandenburg soll in nächster Zeit hieselbst ein Konzert gegeben werden. Die segensreiche Anstalt, die unserm ganzen Lande dienen will, ist vielleicht manchem Bewohner unseres Fürstenthums noch nicht genügend bekannt. Die Unterzeichneten möchten sich deshalb erlauben, dieselbe durch ein kurzes Wort der allgemeinen Theilnahme und Liebe auch in unserm Lande zu empfehlen.
Das Rettungshaus Bethanien soll arme, verwahrloste Kinder, zunächst Knaben, die in Gefahr stehen, geistig und sittlich zu verkommen, wieder auf den rechten Weg bringen. Dasselbe ist nicht, wie Unkundige hie und da meinen, eine Strafanstalt, sondern eine Erziehungsanstalt, welche das Familienleben zu ersetzen sucht und wohl jedem christlichen Elternhause ebenbürtig zur Seite steht. Ein gottesfürchtiger, erfahrener Hausvater und eine liebevolle, thatkräftige Hausmutter im Verein mit etlichen Gehülfen suchen die Kinder zu einem christlichen Lebenswandel zu rechtschaffenen, fleißigen Gliedern der menschlichen Gesellschaft heranzubilden. Mit Gottes Hülfe hat die Anstalt seit ihrem Bestehen schon viele, gesegnete Früchte ihrer Arbeit sehen dürfen und auch unser Fürstenthum hat an diesem Segen theilgenommen, indem mehrfach verwahrloste Knaben auch aus den hiesigen Gemeinden zu Bethanien auf den rechten Weg gebracht sind.
Es ist bereits viel geschehen, um die Anstalt möglichst auf eigene Füße zu stellen und durch sich selbst zu erhalten. Aber noch immer bedarf sie reichlicher Liebesgaben, um ihr segensreiches Werk fortzuführen. Die Unterzeichneten haben sich deshalb gedrungen gefühlt die Opferwilligkeit unserer lieben Ratzeburger anzurufen, und wenden sich mit der herzlichen Bitte an alle Bewohner in Stadt und Land, ihr Scherflein beizutragen, damit das Rettungshaus Bethanien in immer reicherem Maße wirken könne. Auch die kleinste Gabe wird mit Dank entgegengenommen werden.
Um nun zur Darbringung solcher Gaben eine bequeme und gewiß willkommene Gelegenheit zu geben, hat in dankenswerthester Weise Herr Organist Meier mit den Vereinsmusikern sich bereit erklärt, unter gütiger Mitwirkung des Gesangvereins "Teutonia" zum Besten des Rettungshauses Bethanien ein Konzert zu veranstalten, und gestatten wir uns, im Interesse der guten Sache zu diesem Konzert freundlichst einzuladen. Das Nähere, auch das Programm, soll baldigst bekannt gemacht werden.
Schönberg, im Februar 1887.

                                                    Mehrere Freunde
                                                    des Rettungshauses Bethanien.


Das illustrirte Preis=Verzeichniß der Samenhandlung von Ernst u. von Spreckelsen, Hamburg, ist uns durch diese Herren zugesandt und hat durch die reiche und praktische Ausarbeitung so sehr unsere Bewunderung, daß wir dasselbe unsern Lesern besonders empfehlen möchten, hauptsächlich, da der Ruf der alten Firma zugleich für gute Qualitäten der angebotenen Samen bürgt.
Neben der hübschen Ausstattung und den vielen prachtvollen Abbildungen von Gemüsen und Blumen, sind es jedoch einige bequeme Einrichtungen, welche wir hervorheben möchten. Oben auf dem Umschlag befindet sich gleich ein übersichtliches Inhalts=Verzeichniß, welches zur leichteren Orientirung sehr beiträgt. Innen auf dem Umschlag fiel uns als besonders praktisch ein ausführlicher Porto=Tarif für alle Länder der Erde auf. Alle hauptsächlichsten und empfehlenswerthesten Gemüse finden wir naturgetreu abgebildet, wodurch jeder Laie leicht findet, was er sucht.
Ganz besondere Aufmerksamkeit ist dem landwirthschaftlichen Theile geschenkt. Dort finden wir neben den Abbildungen der Haupt=Gräser alle Sorten genau beschrieben mit Angabe der geeigneten Verwendung derselben. Für alle Laien werden die Listen der deutschen Gehölz= und Blumen=Namen von besonderem Werth sein, da dieselben in den langen Listen der lateinischen Namen schwer zurecht finden.
Laut Notiz im Verzeichniß wird jeder Samensendung eine Cultur Anleitung mit monatlichem Garten=Arbeits=Kalender beigegeben und trägt außerdem jede Tüte mit Blumensamen auf der Rückseite die Cultur=Anleitung der betreffenden Sorte.
- In der öffentlichen Sitzung des Landgerichts zu Güstrow wurden für die am 9. März beginnende Schwurgerichtsperiode als Hauptgeschworene aus unserem Großherzogthume ausgeloost die Herren: Jägermeister von Grävenitz in Strelitz, Bürgermeister Müller=Strelitz, Amtszimmermeister Schmidt=Feldberg und Schulze Stein=Rieps.
- Ein Kaufmann aus Grevesmühlen, welcher in einem Hotel in Crivitz Logis genommen hatte, hat sich in seinem Zimmer erschossen.
- Mit dem Repetiergewehr ist auch ein neues verbessertes Infanterie=Seitengewehr an die Truppentheile zur Ausgabe gelangt, welches sich besonders durch sein geringeres Gewicht vor dem bisher gebräuchlichen Seitengewehr auszeichnet. Dies neue jagdmesserartige Seitengewehr wird, wie neuerdings bestimmt, bei den Truppentheilen des Gardecorps nicht zur Einführung gelangen, da es der Körpergröße dieser Truppentheile nicht entspricht, und ist dasselbe dort, wo es bereits ausgegeben war, jetzt wieder abgenommen, und durch das alte Infanterie=Seitengewehr ersetzt worden.
- Wie die "Köln. Ztg." berichtet, wurden auf dem Schießplatze in Cunnersdorf mit neu konstruierten Mörsern und neuen Sprengmitteln Zerstörungsversuche gegen ein eigens zu diesem Zwecke gebautes Fort gemacht, welches genau wie die sog. französischen Sperrforts konstruiert war. Mit Hülfe der neuen Vernichtungsmittel gelang es, das ganze Sperrfort in zweimal vierundzwanzig Stunden vom Erdboden wegzublasen. Vielleicht haben die Herren in Paris hiervon Lunte gerochen und zögern, ihr Heil von den Sperrforts abhängig zu machen.
- Auch in Posen werden die Forts gegenwärtig mit einer Betondecke überzogen. Da bei anderen Festungen augenblicklich ein Gleiches stattgefunden hat, so dürfte in dieser Maßnahme etwas Außergewöhnliches nicht zu finden sein.
- In diesen Tagen werden weitere Reservisteneinberufungen zu den Repetiergewehrübungen erfolgen. Aus Elsaß=Lothringen wird gemeldet, daß dort wie überall die sämmtlichen einberufenen Reservemannschaften mit großer Pünktlichkeit eingetroffen sind.
- Ein edler Zug. Unter den eingezogenen Reservisten eines Berliner Garde=Regiments befand sich auch ein Familienvater, dessen Ehefrau im Lauf des Tages ihrer Entbindung entgegensah. Auf die Bitte um Urlaub wurde dieser ihm nicht nur für diesen, sondern auch für den folgenden Tag gewährt, da der Hauptmann auf Befragen erfuhr, daß der Mann zu arm sei, um eine Pflegerin bestellen zu können. Hierbei ließ es der gütige Kompagniechef jedoch nicht bewenden. Eingezogene nähere Nachrichten ergaben, daß der Mann fleißig aber bedürftig sei und schon drei kleine Kinder zu ernähren habe. In Folge dessen veranstaltete der Hauptmann eine Sammlung unter den Offizieren und in Bekanntenkreisen, die außer einer Menge Kinderwäsche beinahe 150 Mk. ergab. Thränenden Auges und mit dankerfülltem Herzen kam der inzwischen zum vierten Mal Vater gewordene Mann zur Kompagnie zurück, wo ihm sein Hauptmann noch die weitere Mittheilung machte, daß er sich und die übrigen Offiziere zur Taufe, welche in ca. 14 Tagen stattfinden soll, als Pathen einlade. Einen glücklicheren, mit seinem Hauptmann zufriedeneren Reservisten giebt's gewiß nirgends.
- In Röcken bei Lützen wickelten vor einiger

[ => Original lesen: 1887 Nr. 15 Seite 6]

Zeit einige Personen einen Maurerlehrling in das Bahrentuch so fest ein, daß er sich nicht zu rühren vermochte und legten ihn dann in die Todtenkammer. Für diesen unüberlegten "Scherz" wurden sie jetzt von der Strafkammer zu Naumburg mit einer achttägigen Gefängnißstrafe belegt.
- An der Universität Halle studieren im laufenden Semester 222 Landwirthe von Beruf.
- In Hochheim bei Erfurt verbrannte dem Bienenzüchter Brinkmann sein ganzer Bienenstand von 135 Völkern vollständig. Der Schaden beläuft sich auf 10 000 Mk., denn ca. 4 000 000 Bienen mit sammt ihrem Bau und der ganze Honigvorrath wurden ein Raub der Flammen. Der Beschädigte vermuthet, daß eine vorsätzliche Brandstiftung vorliege.
- In einer Gesellschaft sprach man sich neulich bedauernd aus, daß der kürzlich verstorbene Baron Rothschild in Frankfurt a. M. seine Frau nicht zur Universalerbin ernannt, sondern ihr im Gegentheil nur ein so knappes Pflichttheil zugewiesen, so daß die arme Frau jetzt in ihren alten Tagen genöthigt sei, sich erheblich einzuschränken. Die Baronin habe freilich große Ansprüche an die Erbschaft nicht machen können, da sie selbst arm gewesen sei, und nur 3-4 Millionen in die Ehe gebracht habe, aber immerhin sei die ihr ausgesetzte Summe von 300,000 Mk. pro Jahr für sie viel zu wenig, um standesgemäß weiter leben zu können.
- In dem soeben abgelaufenen Schwurgericht in dem bayerischen Straubing befanden sich unter den abgeurtheilten 41 Fällen nicht weniger als 19 Fälle wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tod! Für diese 19 Fälle allein wurden 87 1/2 Jahre Zuchthaus und 28 3/4 Jahre Gefängniß ausgesprochen.
- In der Gefangenenanstalt zu Laufen (Oberbayern), in welcher sich gegenwärtig 750 Sträflinge befinden, brach eine Meuterei aus. Die militärische Bewachung mußte in die Menge schießen.
- In München hat sich jüngst die Solotänzerin Fräulein Engelhardt während der Vorstellung "Sardanapal", infolge eines Sturzes in eine nicht genügend verschlossene Versenkung, die Zunge vollständig abgebissen. Der herbeigeholte Theaterarzt traf sofort Maßregeln, um die Künstlerin vor dem Ersticken durch Blutung zu schützen.
- In Unterfranken kaufen pfälzische und reichsländische, nach Frankreich handelnde Schafhändler alles Schafvieh auf, was sie bekommen können.
- Auf dem Güter=Bahnhof in Köln ist am Freitag fast das ganze Personal eines gegen Abend daselbst eingetroffenen Zuges wegen . . . . Weindiebstahls verhaftet worden.
- Als beherzigenswerthe Warnung für Reisende möge ein Geständniß dienen, welches ein in Eisenbahnzügen operirender Gauner jüngst vor dem Bezirksgericht in Wilna abgelegt hat. Wie dieser Gauner angab, pflegt man, um sich die gestellte Aufgabe zu erleichtern, einen der Genossen der Bande in die Waggons zu schicken und durch ihn die Reisenden vor Taschendieben warnen zu lassen. Alsdann berührte gewöhnlich jeder der Reisenden die Stelle, wo er sein Geld aufbewahrt, und die Gauner wußten nun recht genau, wo bei jedem einzelnen Passagier Etwas zu holen war.
- Eine schmerzensreiche Vergangenheit hatte ein Mann hinter sich, welcher kürzlich im Versorgungshause zu Garsten bei Steyr starb. Es war dies ein 60jähriger Pfründner namens Dorfner, welcher während seiner Militärzeit dreißigtausend Rutenstreiche und Stockhiebe strafweise erhalten hatte. Dorfner war 13mal desertiert und mußte dreizehnmal Gassenlaufen, darunter dreimal auf Leben und Tod, je zehn Touren durch 300 Mann.
- Die Engländer sind Amphibien, halb zu Wasser, halb zu Land. Ob kalt, ob warm, in Sonnenschein, Schnee und Eis, jeden Morgen kommen im Teich des Hyde=Parks in London bade= und schwimmlustige Männer zusammen. Sie lassen das Eis im Geviert aufhacken, breiten ihren Teppich ans, entkleiden sich und stürzen im Kopfsprung in das kalte Naß. Die Einzigen, die vor Kälte schauderten und zitterten, waren die neugierigen Herren im Ueberzieher. Unter den Badenden sind Männer von 70 Jahren, die sich ewige Jugend zu holen behaupten.
- Die italienische Königin Margherita spendet jedem Soldaten, der sich nach Afrika einschifft eine große Cigarrentasche und war kürzlich mit ihren Damen eifrig beschäftigt, dieselben zu füllen. König Humbert, der die Damen bei dieser Arbeit überraschte, meinte: "Ich will einigen der wackeren Jungen eine kleine Ueberraschung bereiten", und schob hie und da unter die Cigarren eine kleine Banknote. Königin Margherita trägt sich mit dem Plane, ihr Geschenk in der Kaserne von Piedigrotta, wo die letzte Revue stattfindet, selbst unter die Krieger zu vertheilen.
- In den nächsten Tagen findet am spanischen Hofe ein Kinderball statt und prangt auf den Einladungen König Alfonso XIII. zum ersten Male als Hausherr. Die Honneurs werden seine Schwestern, die kleinen Infantinnen machen. Die Balltoilette des Königs wird aus einem kurzen Kleidchen aus echten, altspanischen Spitzen bestehen, um den Leib wird eine Schärpe in den spanischen Landesfarben gewunden und die vielen Orden, welche der König besitzt, soll er bei dieser Gelegenheit zum ersten Male an einem goldenen Kettchen um den Hals tragen. Königin Christine hatte die Absicht, ihrem Sohne baldmöglichst Hosen anzuziehen, allein ein Versuch, den man bei dieser Gelegenheit machte, fiel so drollig aus, daß der Plan wieder aufgegeben ist. Der kleine König, der bereits sehr gut gehen kann, wird am Eingange der Kindergemächer seine Gäste empfangen und ihnen die Tanzordnungen, bestehend in Bilderbüchelchen aus Atlas, überreichen. Um ihn zu dieser Pflicht als Festgeber zu erziehen, finden täglich Generalproben statt; allein die kleine Majestät weigerte sich bisher energisch, die niedlichen Sächelchen herzugeben, und will sie alle selbst behalten.
- Ein Pferdeverkauf, wie er wohl selten vorkommt, ist neulich in Fort Worth in Texas abgeschlossen worden. Sennor Adolf Bundez aus Durango verkaufte nämlich an diesem Tag an eine Aktiengesellschaft, welche in der Nähe von Fort Worth kolossale Weidegründe erworben hat, um daselbst einen großartigen Pferdehandel einzurichten, 200 000, sage zweihunderttausend Stück mexikanische Pferde. Die Pferde werden dem in El Paso stationirten Agenten der Gesellschaft zur Ablieferung zugehen.
- Am glücklichsten sind die Künstler, daß Christoph Columbus Amerika entdeckt hat, denn dort wachsen zu Schocken die Leute, welche wie Crösus und Mäcenas die Gaben der Künstler aller Art mit Gold aufwiegen. Munkkacsy, der ungarische Maler, hat drüben sein Bild "Christus vor Pilatus" für 120 000 Dollars verkauft. Der Käufer Wananeker läßt einen besonderen Saal für das Bild bauen, damit es allein hängt, wie die Sixtinische Madonna in Dresden.
- Eine lustige und wahre Jagdgeschichte trug sich auf einem Gute bei Bomst vor kurzem zu. Bei einem Treiben gelang es einem Schützen, einen feisten Rehbock zu erlegen. Ein Treiber packte die Beute auf den Rücken und trug sie eine Strecke weit. Plötzlich fing jedoch der todtgeglaubte Bock an zu zappeln und der Träger mußte ihn auf die Erde legen. Um ihm nun den Garaus zu machen, stellte sich ein Schütze in einiger Entfernung auf und feuerte zwei Schüsse auf den Todeskandidaten ab. Das war aber diesem zu arg. Er machte sich auf und verschwand vor den Augen der verdutzten Zuschauenden.
- "Ich und mein Fritz möchten zusammengegeben werden," bat eine glückliche Braut auf dem Standesamt in Hattingen. "Schön, liebes Kind, aber wie heißt denn Ihr Fritz sonst noch?" "Fritz nenn' ich ihn, weiter weiß ich nichts". "Ich meine seinen Zunamen". "Nach dem hab' ich ihn nie gefragt!" Sie mußte heim und fragen, wie ihr Fritz heißt. Glückliche blinde Liebe! Besser wußte der Rheder und Kaufmann Lariß in Hamburg in der Welt Bescheid. Er kam seiner Zeit nach Hamburg als armer Hutmachergeselle und brachte es durch Fleiß und Geschick und ein paar Tropfen Glück zu einem der reichsten Handelsherrn und vielfachen Millionär. Gestorben aber ist er auch.
- In dieser Zeit der Kriegsgerüchte mag folgende etwas militärisch angehaucht Militäranekdote erzählt werden: Ein wehrpflichtiger Ostschweizer

[ => Original lesen: 1887 Nr. 15 Seite 7]

wollte auf einen plötzlich eintreffenden Marschbefehl hin seine Ausrüstung nachsehen und in guten Stand setzen. Alles fand sich richtig vor bis auf die Patronentasche. Trotz verzweifelten Suchens war keine Spur von dem unentbehrlichen Ausrüstungsgegenstand zu entdecken und dem Mund des ordnungsliebenden Wehrmannes entfuhr manch vaterländisches Kraftwort. Schließlich stellte sich durch Verrath eines 5jährigen Mädchens heraus, daß die Frau Gemahlin unseres Füsiliers die Patronentasche als Tournüre schon seit längerer Zeit in Gebrauch hatte.
- Reinigung des schwarzen Tuches von Flecken. Man mische Weingeist, klein geschabte spanische Kreide und etwas Ochsengalle und reibe mit dieser Mixtur die Flecken aus.
- Messerklingen und Gabeln hübsch und schnell zu putzen. Man reibe die Klingen u. s. w. mittelst eines angefeuchteten Korkes mit gepulvertem Kalk, spüle mit Wasser nach und trockne sie.
- Ueber Haferschleim. Eines der besten Nahrungsmittel, besonders des Morgens, da der vanilleähnliche Stoff, welchen der Hafer einhält, zugleich ermuntert und belebt. Derselbe empfiehlt sich besonders beim Husten, wenn nicht zu viel Hitze da ist, da sonst Gerstenschleim besser ist. Bei Durchfällen, Magenkrämpfen, schmerzhaftem Harnen, scharfen Säften, auszehrenden Krankheiten etc.
- Ein antiseptisches Mundreinigungsmittel. Als ein vorzügliches Mundreinigungsmittel, das die Zähne nicht angreift und die Pilze in der Mundhöhle vollständig unschädlich machen soll, wird von Professor Dr. Miller an dem zahnärztlichen Institut zu Berlin folgendes Zahnwasser empfohlen. Dasselbe ist zusammengesetzt aus 750 Gramm Wasser, 12 Gramm Eucalyptustinktur, 3 Gramm Bencoesäure und 0,25 Gramm Thymol. Nachdem man die Mundhöhle und Zähne auf die übliche Weise mit Wasser gereinigt hat, nehme man etwas von obiger Mischung in den Mund und spüle denselben damit aus. Von besonderem Nutzen wird diese Ausspülung sein, wenn man sie beim Schlafengehen vornimmt, weil gerade während des Schlafens die betreffenden Pilze den größten Schaden anrichten, die am Tage durch Trinken, Essen etc. etc. verdrängt werden können.
Als Mastfutter für Schweine, nicht für Wiederkäuer, hat sich nach neuerdings angestellten Versuchen Zucker ganz glänzend bewährt. Die Beschaffenheit des Fleisches, Specks und sonstigen Fettes der betreffenden Thiere war normal, auch war äußerlich kein Unterschied zu entdecken. Die mikroskopische Untersuchung hat gezeigt, daß bei den mit Zucker gemästeten Schweinen in Vergleich mit anderen in hergebrachter Weise gemästeten eine bedeutend stärkere Einlagerung von Fettzellen zwischen den Fleischfasern zu beobachten war. Festgestellt konnte ferner werden, daß durch eine Verfütterung von 21 kg Zucker im Durchschnitt 7 kg Fleisch erzielt worden sind.


Pyramus und Thisbe.
Aus den Erinnerungen eines alten Arztes v. V. Renz.
(Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 15 Seite 8]

Pyramus und Thisbe.
Aus den Erinnerungen eines alten Arztes v. V. Renz.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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